DE4206422C2 - Arzneimittel zur Prophylaxe und Therapie von neurologischen und psychiatrischen Schäden durch Alkoholmißbrauch - Google Patents
Arzneimittel zur Prophylaxe und Therapie von neurologischen und psychiatrischen Schäden durch AlkoholmißbrauchInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Arzneimittel zur Prophylaxe und
Therapie von neurologischen und psychiatrischen Schäden durch
Alkoholmißbrauch.
Die neurologischen und psychiatrischen Schäden bei Alkoholmiß
brauch sind Konsequenz einer direkten Wirkung des Alkohols auf
das Zentralnervensystem. Als Folge eines akuten oder chronischen
Alkoholmißbrauchs stellen sich unterschiedliche neurologische
Erkrankungen und Symptome ein. Ursachen sind alkoholbedingte
Stoffwechselstörungen und toxische Abbauprodukte des Alkohols.
Aus der alkoholbedingten Resorptionsstörung von B-Vitaminen
im Magen-Darm-Trakt einerseits, den alkoholbedingten Stoff
wechselstörungen sowie der toxischen Wirkung seiner Metaboliten
andererseits, resultieren letztendlich Organ- und Enzymstörungen,
die sich in dem charakteristischen Bild der alkoholischen
Polyneuropathie, der Wernicke-Enzephalopathie und im Korsakow-
Syndrom äußern.
Aus zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte geht
hervor, daß bei chronischem Alkoholismus ein Mangel an Vitamin
B₁, also an Thiamin und auch an Folsäure besteht:
Bachevalier, J., Joyal, C., Botez, M.I.
Blood Thiamine and blood folate levels. A comparative study in control, alcoholic and folate-deficient subject
Int. Zschr. Vit.- und Ernähr. Forsch. 51 (1981), 205-210
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A Vitamin profile of Alcoholism.
in: Vitamins in Medicin (Ed. A. Hank), Huber, Bern-Stuttgart-Wien 1983, 179-184
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Berthier, C., Barnaud, J., Bonneru-Gouchoud
Interet de la Vitamin B₁ haute dose pour. Le traitement des encephalopathies alcooliques. A propos de 3 abservations Le Journal de Mediciene de Lyon 38 (1957), 421-424
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Thiamin deficiency and alcoholism.
in Thiamin: Twenty years of progress.
Eds. Sable, H. Z. Gubler, C. J., The New York Academy of Sciences, 1982, 316
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Ethanol, Thiamine and brain damage.
Alcohol & Alcohlism 18 (1983), 27-43
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Monographie zu Thiamin
Bundesanzeiger Nr. 131 vom 21. 07. 1987
Bundesanzeiger Nr. 131 vom 21. 07. 1987
Monographie zu Folsäure
Bundesanzeiger Nr. 45 6. 3. 1987
Bundesanzeiger Nr. 45 6. 3. 1987
Scott, H. M., Dinn J. J. Wilson, P., Weir. D. G.
Pathogenesis of subacute combined degeneration: A result of methyl group deficiency
Pathogenesis of subacute combined degeneration: A result of methyl group deficiency
Scott, J. M., Weir, D. G.
The Methyl Folate Trap
Lancet 2 (1981), 337-340.
The Methyl Folate Trap
Lancet 2 (1981), 337-340.
Thiamin und/oder dessen biologisch gleichwirkende Analoge, die
auch unter dem allgemeinen Begriff Vitamin B₁ zusammengefaßt
werden, und Folsäure, früher auch Vitamin B₉ oder auch Vitamin
M genannt, sind essentielle Wirkstoffe, auf die der Organismus
wegen fehlender Eigensynthese für einen geregelten Ablauf
verschiedener Stoffwechselprozesse angewiesen ist. Obwohl bei
ausgewogener Ernährung ausreichend Vitamine aufgenommen und
in bestimmten Ausmaß gespeichert werden, können aus einer
gestörten Resorption oder einem erhöhten Umsatz Vitamin-abhängige
Störungen und Krankheiten auftreten. Zur Prophylaxe und zur
Therapie von neurologischen und psychiatrischen Schäden durch
Alkoholmißbrauch wurde daher die Verabreichung von Thiamin,
insbesondere in Form von Thiamin-Hydrochlorid vorgeschlagen
(siehe Monographie zu Thiamin, a.a.O.).
Es wurde nunmehr festgestellt, daß zwar Folsäure gut und rasch
vom menschlichen Körper resorbiert wird und sich entsprechend
rasch im Körper verteilt, daß jedoch die überwiegende Menge
an zugesetzter Folsäure vom Körper nicht biologisch verwertet
wird. Es wurde außerdem festgestellt, daß durch eine erhöhte
Folsäureaufnahme Schädigungen am menschlichen Körper auftreten
können (siehe insbesondere Monographie zu Folsäure, a.a.O.).
In Bibl.Nutr.Dieta., Nr. 38, Seite 94-103 "Effects of Sub
optimal Vitamin Status on Behavior" ist eine Multivitamin
kombination beschrieben, die neben Thiaminmononitrat, Folsäure
und Cyanocobalamin noch ferner Vitamin A-palmitat, D,L-α-Toco
pherylacetat, Riboflavin, Nikotinsäureamid, Pyridoxolhydro
chlorid, Ascorbinsäure und Eisen(II)fumerat enthält. Eine
Untersuchung an älteren Personen zwischen 65 und 91 Jahren ergab,
daß nach Verabreichung einer solchen Multivitaminkombination
das allgemeine Wohlbefinden gesteigert werden kann.
Aus G.Clin.Med (Bologna) 1982, 63 (3) 185 bis 190 "Vitamin
Defficiencies in Chronic Alcoholics" M. Piatti et al. ist
bekannt, daß bei chronischen Alkoholikern ein Mangel an Vitamin
C, Vitamin B12, Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B1 bestehen
kann.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, ein Arzneimittel zu
schaffen, das eine biologisch verwertbare Zuführung der Wirk
stoffe zur Behandlung der Schäden durch Alkoholmißbrauch in
den menschlichen Körper ermöglicht.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß zumindest
ein lipoidlösliches Thiamin, nämlich aus der Gruppe der Alli
thiamine, sowie Folsäure und eine deren biologische Verwert
barkeit ermöglichende Menge an Cobalamin und/oder pharmakologisch
gleichwirkende Analoge der vorgenannten Stoffe, in einem
pharmazeutisch verträglich Träger enthalten sind.
Cobalamine, die auch als Vitamin B₁₂ bezeichnet werden, stehen
in einem Wirkungssynergismus mit Folsäure. Das bedeutet, Folsäure
ist nur biologisch verwertbar, wenn gleichzeitig Cobalamine
zur Verfügung stehen, da beide Substanzen an der enzymatischen
Methionin-Synthetase-Reaktion beteiligt sind. Bei diesem
Stoffwechselschritt erfolgt der Transfer der Methylgruppe von
Methyltetrahydrofolsäure auf Homocystein unter Bildung von
Methionin. Bei einem Cobalaminmangel ist diese Reaktion aufgrund
eines Cofactor-defizits blockiert, woraus eine Verarmung des
Organismus an reaktionsfähigen Folatverbindungen resultiert.
Als Folge der Akkumulation von N-5-Methyl-Tetrahydrofolsäure
resultieren bei einem Cobalaminmangel erhöhte Folsäure-Konzen
trationen im Plasma und erniedrigte Folat-Konzentrationen in
den Erythrozyten, da keine Tetrahydrofolsäure aus 5-Methyl-
Tetrahydrofolsäure für die Synthese der speicherfähigen Folat-
Polyglutamat-Verbindungen zur Verfügung gestellt wird.
Die nunmehr vorgeschlagene Zugabe von Cobalaminen, obwohl
festgestellt wurde, daß durch Alkoholmißbrauch ein Mangel an
diesen Substanzen nicht hervorgerufen wird, oder ein tatsächlich
vorhandener Mangel nicht ursächlich für die neurologischen und
psychiatrischen Schäden ist, hat nun den erheblichen Vorteil,
daß der zur Prophylaxe oder Behandlung verabreichten Folsäure
zugleich deren Wirkungspartner zugegeben wird, der erforderlich
ist, um die Folsäure biologisch verwertbar zu machen. Durch
die Hinzugabe einer solchen Menge an Cobalaminen, die die
biologische Verwertbarkeit der Folsäure sicherstellt, ist die
Behandlung unabhängig davon, ob eine ausreichende Menge an
Cobalaminen bei dem zu behandelnden Patienten vorhanden ist
oder nicht. Ferner ist sichergestellt, daß mit der Verabreichung
der Folsäure, die wie zuvor erwähnt, sehr rasch vom Körper
resorbiert und verteilt wird, zugleich deren Wirkungspartner
vorhanden ist. Es können daher die beobachteten Schäden, die
bei einer erhöhten Verabreichung von Folsäure alleine auftreten,
von vorneherein ausgeschlossen werden. Dadurch können auch
Schädigungen durch Überdosen des Arzneimittels ausgeschlossen
werden. Dies berücksichtigt die besondere Patientengruppe der
Alkoholgeschädigten, die im Rahmen der Behandlung ihrer Krankheit
alkoholbedingt Phasen durchschreiten, die deren Handlungs
fähigkeit stark einschränken, so daß die Gefahr besteht, daß
gegenüber Dosierungsvorgaben von Arzneimitteln sorglos umgegangen
wird. Aufgrund der Tatsache, daß Folsäure mit einer entsprechen
den Menge an Cobalamin zugleich vorhanden ist, kann Folsäure auch
bei hoher Verabreichung abgebaut werden, ohne daß Schädigungen
durch hohe Konzentrationen an Folsäure im Körper überhaupt
auftreten können.
Ein weiterer Vorteil der Zugabe des Cobalamins ist, daß für
die Resorption von Cobalaminen ein aktiver intrinsic-factor
abhängiger Mechanismus und eine passive Diffusion besteht. Als
sogenannter extrinsic-factor bildet das Cobalamin mit dem von
der Magenschleimhaut gebildeten intrinsic-factor einen Komplex,
der im unteren Teil des Dünndarmes (Ileum) resorbiert wird.
Aufgrund dieses besonderen Resorptionsmechanismus wird nur so
viel Cobalamin aufgenommen, wie der Organismus benötigt. Somit
wird durch die jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen erreicht, daß
indirekt über den Wirkungssynergismus mit Folsäure, einerseits
eine ausreichende Menge an Cobalaminen vorhanden ist, um die
biologische Verwertbarkeit der zugeführten Folsäure sicherzu
stellen, daß aber andererseits eben zugleich auch nur die dazu
benötigte Menge an Cobalaminen vom Körper resorbiert wird.
Daraus resultiert quasi eine doppelte Sicherheit, d. h., daß
zum einen gewährleistet ist, daß der resorbierten Folsäure der
Wirkungssynergismuspartner zur Verfügung steht, so daß keine
schädlichen Folsäureüberkonzentrationen entstehen können,
andererseits aber auch eben nur die Mengen resorbiert werden,
die der Körper benötigt.
Der weitere Wirkstoff lipoidlösliches Thiamin trägt in Kombination mit den zuvor
genannten Wirkstoffen besonders wirkungsvoll zur Behebung der
bei Alkoholikern beobachteten Polyneuropathien bei.
Es wurde festgestellt, daß in der vorgeschlagenen Kombination
die Substanzen lipoidlösliche Thiamine, Folsäure und Cobalamine eine sehr gute
Bioverfügbarkeit aufweisen, die bei verschiedenen Applikations
formen jeweils gleich gut ist. Ein Maß dafür ist der Zeitpunkt
der maximalen Serumkonzentration Cmax der Wirkstoffe. Es wurde
nun überraschend festgestellt, daß auch bei verschiedenen Appli
kationsformen der Zeitpunkt der maximalen Serumkonzentration,
also das Maximum der im Serum nachgewiesenen einzelnen Wirkstoffe
jeweils gleich ist. Die Wirkstoffkombination ist somit im Körper
zeitlich gleich bioverfügbar und kann daher zusammenwirkend zur
Prophylaxe und Therapie von neurologischen und psychiatrischen
Schäden durch Alkoholmißbrauch eingesetzt werden. Die Unter
suchungen ergaben, daß bei Applikation des Arzneimittels in
wäßriger Lösung oder als Vitaminkapsel das Serummaximum nach
etwa 1 bis 1 1/2 Stunden erreicht wurde, so daß neben der jeweils
gleichzeitigen Bioverfügbarkeit der Einzelsubstanzen auch eine
sehr rasche Bioverfügbarkeit vorhanden ist, wobei lediglich der
absolute Zeitpunkt bei verschiedenen Applikationsformen der Kom
bination unterschiedlich ist. Somit ist es auch möglich, in
akuten Fällen über von Patienten problemlos anwendbaren Appli
kationsformen, wie Trinklösungen, Tropfen oder Kapseln rasche
Linderung zu besorgen. So äußern sich akute Erscheinungen von
neurologischen Schäden durch Alkoholmißbrauch in starkem Kribbeln
in den Extremitäten, das durch Einnahme von Kapseln in kurzer
Zeit beseitigt werden kann. Untersuchungen haben gezeigt, daß
mit der Verabreichung der jetzt vorgeschlagenen Wirkstoffkombi
nation erfolgreich typische Symptome der Schädigung durch
Alkoholmißbrauch beseitigt werden können.
Als pharmakologisch gleichwirkende Analoge der Wirkstoffe können
Substanzen eingesetzt werden, die chemisch abgewandelt sind,
die jedoch vom Körper wieder in die Wirkstoffe Thiamin, Folsäure
oder Cobalamine umgesetzt werden. Es sind als pharmakologisch
gleichwirkende Analoge auch die Stoffwechselmetaboliten der
Wirkstoffe einzusetzen, da die Wirkstoffe lipoidlösliches Thiamin, Folsäure
und Cobalamin selbst im Stoffwechselvorgang (Metabolismus)
unter Durchschreiten abgewandelter Formen (Metaboliten) umgesetzt
werden. So kann es in besonders akuten Fällen geboten sein,
beispielsweise anstatt der Folsäure bereits deren Metabolit
Tetrahydrofolsäure einzusetzen, der in einem ersten Stoffwechsel
schritt aus der Folsäure vom Körper gebildet wird. Bei der Zugabe
von Tetrahydrofolsäure anstatt Folsäure kann dann der Zeitraum
eingespart werden, den der Körper benötigt, um die zugeführte
Folsäure in Tetrahydrofolsäure umzuwandeln.
Das Einsetzen von chemisch abgewandelten Wirkstoffen dient dazu,
beispielsweise die Lagerfähigkeit oder Haltbarkeit der Wirksub
stanzen zu erhöhen, oder deren Eignung für bestimmte Appli
kationsformen zu verbessern. So können beispielsweise hydrophile
Gruppierungen die Wasserlöslichkeit verbessern. Diese Gruppie
rungen werden vom Organismus abgespalten und die Wirkstoffe
werden in ihre Ausgangsformen des Metabolismus, also in lipoidlösliches Thiamin,
Folsäure oder Cobalamin umgewandelt.
Somit wird die Aufgabe vollkommen gelöst.
In besonders vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung wird
als Wirkstoff Benfotiamin, Acetiaminhydrochlord, Bentiaminlauril
sulfat, Bisbentiamin, Fursultiamin, Fursultiaminhydrochlorid,
Octotiamin,
Thiamindisulfid, Thiamindisulfid-O-O′-dinicotinat eingesetzt, also
lipoidlös
liche Thiamine aus der Gruppe der Allithiamine.
Als Metaboliten der Folsäure sind besonders Tetrahydrofolsäure
oder Folinsäure geeignet.
Als Cobalaminderivate sind insbesondere Cyanocobalamin, Hydroxo
cobalamin, Methyicobalamin oder die Metaboliten Methylcobalamin,
5-Adenosylcobalamin geeignet.
Als besonders vorteilhaft hat sich Benfotiamin herausgestellt,
das besser verfügbar als Thiaminhydrochlorid ist und im Gegensatz
zu Thiaminhydrochlorid sogar die Blut-Hirn-Schranke passiert
und sich im Liquor cerebrospinalis anreichert, was ein wichtiger
Gesichtspunkt in der Behandlung des Wernicke und Korsakow-
Syndromes ist.
So wurde festgestellt, daß bei oraler Verabreichung des erfin
dungsgemäßen Arzneimittels mit dem Wirkstoff Benfotiamin 10-fach
höhere Plasmaspiegel an Thiamin und ca. 130-fach höhere Anstiege
von Thiamin und Thiamindiphosphat-coenzymen in den Erythrozyten
vorliegen.
Besonders bevorzugt ist ein Arzneimittel, das als Wirkstoff
Benfotiamin, Folsäure und Cyanocobalamin enthält.
In dieser Ausgestaltung liegt dem ersten Wirkstoff des Arznei
mittels, nämlich der Folsäure, der Wirkungspartner Cyanocobalamin
in der zur Bildung des Komplexes im unteren Teil des Ileums
günstigsten Resorptionsform vor, und zugleich liegt der zweite
Wirkstoff des Arzneimittels in der günstig resorbierbaren
lipoidlöslichen Form, nämlich als Benfotiamin vor.
Die Wirkstoffe können pro Dosiseinheit in Mengen von 1 mg-500 mg
Allithiamin, insbesondere Benfotiamin; 0,1 mg-50 mg Folsäure und
1 mcg-5 mg Cobalamin enthalten sein.
In diesen Mengenverhältnissen ist eine optimale biologische
Verwertbarkeit der Wirkstoffe des Arzneimittels vom Körper
möglich.
Die Darreichungsformen des Arzneimittels bestehen besonders
vorteilhaft in oralen Darreichungsformen, beispielsweise in
Form von Kapseln, Dragees, Tabletten, Filmtabletten, Lutsch-,
Kau-, Brausetabletten, Trinklösungen oder Tropfen. Es ist auch
möglich, das Arzneimittel in parenteralen Darreichungsformen
z. B. in Form von Injektionslösungen oder Infusionslösungen oder
in rektalen Darreichungsformen wie z. B. Zäpfchen sowie in nasalen
Darreichungsformen zu verabreichen. Es ist auch möglich, das
Arzneimittel in Form von Inhalationen zu verabreichen.
Es sind daher alle gebräuchlichen Darreichungsformen möglich,
so daß bei der problematischen Gruppe von Alkoholgeschädigten
jeweils dem Patienten angenehmste oder verabreichbare Applika
tionsformen ausgewählt werden können.
Es versteht sich, daß die vorstehend genannten und die nach
stehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in den angegebe
nen Kombinationen, sondern auch in Alleinstellung in anderen
Kombinationen einsetzbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
Die Erfindung wird nachfolgend im Zusammenhang mit der beiliegen
den Zeichnung näher beschrieben und erläutert. Die einzig
beiliegende Zeichnung ist ein Diagramm, das den zeitlichen
Verlauf der Serumkonzentrationswerte der einzelnen Wirkstoffe
darstellt.
In einer Studie mit 12 Probanden (6 Frauen und 6 Männer) wurde
die Bioverfügbarkeit von Folsäure, Cobalamin und Benfotiamin
aus verschiedenen Zubereitungen (Kapsel/wäßrige Lösung)
ermittelt.
Unter Einhaltung standardisierter Rahmenbedingungen wurden die
jeweiligen Zubereitungen im cross-over-design verabreicht. Zur
Bestimmung wurden jeweils unmittelbar vor, sowie 15, 30, 45,
60, 90 und 120 Minuten und nachfolgend in 2stündigen Abständen
bis zur 10. Stunde nach der Einnahme der Präparate Blutproben
entnommen. Die Analytik erfolgte radioimmunologisch (Folsäure,
Cobalamin) bzw. hochdruckflüssigkeitschromatographisch (Thiamin).
Die Prüfpräparate wurden als Vitamin-Kapseln oder als wäßrige
Lösung verabreicht.
Vitamin-Kapsel: | ||
Folsäure | 10,0 mg/Kapsel | |
Cyanocobalamin | 0,3 mg/Kapsel | |
Benfotiamin | 50,0 mg/Kapsel | |
Wäßrige Lösung: @ | Folsäure | 10,0 mg |
Cyanocobalamin | 0,3 mg | |
Benfotiamin | 50,0 mg |
Im beiliegenden Diagramm sind die Konzentrationen im Plasma
dargestellt. Dabei sind die arithmetischen Mittelwerte aus den
an 12 Probanden gewonnenen Meßergebnissen aufgetragen. Auf dem
Zeitstrahl bedeutet der Zeitpunkt t=0 der Zeitpunkt der ersten
Messung 15 Minuten nach Verabreichung der Wirkstoffkombination
in Form einer wäßrigen Lösung.
Die Kurve A stellt den Konzentrationsverlauf von Thiamin im
Plasma dar, und zwar in ng/ml.
Die Kurve B zeigt den Konzentrationsverlauf der Folatkonzen
tration im Plasma an, und zwar in ng/ml.
Die Kurve C zeigt den Konzentrationsverlauf von Cobalamin im
Plasma und zwar in pg/ml.
Aus der Figur ist zu entnehmen, daß die maximale Konzentration
im Plasma sowohl von Thiamin als auch von Folat nach etwa einer
halben Stunde nach Applikation erreicht ist. Somit stehen beide
Wirksubstanzen bereits nach kurzer Zeit in ihrem maximalen
Konzentrationsmaß zur Verfügung, können also gleichzeitig ihre
Wirkung entfalten. Somit liegt eine sehr rasche und gleichzeitige
Bioverfügbarkeit der Wirksubstanzen vor.
Bei der Verabreichung in Form der Vitamin-Kapsel ist das Maximum
der Kurven A und B zeitlich etwa um 15 bis 30 Minuten später
zu beobachten. Aus der Kurve C, der Cobalamin bzw. Vitamin B12-
Konzentration im Plasma ist zu entnehmen, daß dieses eine Steuer
funktion über die Aufnahme und Verwertung des Synergiepartners
Folsäure durchführt, d. h. es wird nur eine bestimmte Menge,
jedoch etwa konstant ansteigend im Plasma beobachtet. Dies läßt
auf einen Intrinsikfaktor gesteuerten Resorptionsmechanismus
schließen, d. h. es wird dem Körper eine ausreichende gesteuerte
Menge an Folsäure zugeführt, die jedoch überraschenderweise
zeitgleich bioverfügbar mit Thiamin ist, somit rasch und
gleichzeitig die Kombinationswirkung im Organismus ausgeübt
wird.
Probanden mit akuten Symptomen von durch Alkohol bedingten
Schäden, beispielsweise mit extremem Kribbeln in den Extremitäten
zeigten bereits wenige Minuten nach Verabreichung der Wirkstoff
kombination beträchtliche Linderung dieser Symptome.
Weitere Untersuchungen haben gezeigt, daß Erscheinungen wie
Konzentrationsmangel, mangelnde Merkfähigkeit und eingeschränkte
Artikulationsfähigkeit wesentlich gelindert werden konnten.
Claims (5)
1. Arzneimittel zur Prophylaxe und Therapie von neurologischen
und psychiatrischen Schäden durch Alkoholmißbrauch, dadurch
gekennzeichnet, daß zumindest ein lipoidlösliches Thiamin,
nämlich aus der Gruppe der Allithiamine, sowie Folsäure
und eine deren biologische Verwertbarkeit ermöglichende
Menge an Cobalamin und/oder pharmakologisch gleichwirkende
Analoge der vorgenannten Stoffe in einem pharmazeutisch
verträglichen Träger enthalten sind.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als lipoidlösliche Thiamine und/oder deren pharmakologisch
gleichwirkende Analoge Wirkstoffe ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Benfotiamin, Acetiaminhydrochlorid, Bentiamin
lauril-sulfat, Bisbentiamin, Fursultiamin, Fursultiamin
hydrochlorid, Octotiamin, Thiamindisulfid, Thiamindisulfid-
O,O′-dinicotinat enthalten sind.
3. Arzneimittel nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als pharmakologisch gleichwirkende
Analoge der Folsäure, Folsäurederivate oder Folsäure
metaboliten ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Tetrahydrofolsäure, Folinsäure enthalten sind.
4. Arzneimittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als Cobalamin Stoffe ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Cyanocobalamin, Hydroxocobalamin,
Methylcobalamin, 5-Adenosylcobalamin enthalten sind.
5. Arzneimittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Wirkstoffe pro Dosiseinheit in
Mengen von
1 mg - 500 mg Allithiamin
0,1 mg - 50 mg Folsäure und
1 mcg - 5 mg Cobalaminenthalten sind.
0,1 mg - 50 mg Folsäure und
1 mcg - 5 mg Cobalaminenthalten sind.
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