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Verfahren zur Herstellung von Druckformen mittels eines auf photographischem
Wege erzeugten Auswaschreliefs Die bisher bekanntgewordenen, auf photographischem
Wege erzeugten Gelatinereliefs haben sich bisher in der Praxis nicht in nennenswertem
Maße einzuführen vermocht, weil die Behandlung zu umständlich und zu kostspielig
war.
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Gegenstand der Erfindung ist folgendes Kombinationsverfahren: i: Es
findet ein Filmmaterial Verwendung, das eine transparente und, unbeschadet der Transparenz,
verhältnismäßig dick, nämlich in einer Stärke von mindestens 0,03 mm, aufgetragene
Gelatineemulsion (hochempfindliche Halogensilberentwicklungsemulsion) besitzt; a.
wird der Film nach der Belichtung mit einem gerbenden Entwickler behandelt, und
die nicht gegerbte, d. h. vom Entwickler nicht angegriffene Gelatine wird nach dem
Entwickeln mit warmem Wasser ausgewaschen, so daß ein Relief entsteht; 3. wird das
so erzeugte Relief in seiner Höhe dadurch verstärkt, daß entweder an das an den
erhöhten Stellen verbliebene Silber auf chemischem und physikalischem Wege eine
die Höhe dieser bereits erhöhten Stellen vergrößernde Verbindung, vorzugsweise eine
der bekannten Uranylverbindüngen, angelagert wird oder an den durch Auswaschen der
Emulsionsschicht freigelegten Stellen der aus Celluloid oder einem sonstigen biegsamen,
unzerbrechlichen Material organischer Natur bestehenden Unterlage dieser Schicht
durch Behandeln mit einem Lösungsmittel für Celluloid Ätzvertiefungen erzeugt werden,
die sich mit den von den nichtausgewaschenen Stellen der Emulsionsschicht dargebotenen
Erhöhungen zu einem Relief von größeren Höhenunterschieden vereinigen.
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Die nach diesem Verfahren hergestellten Erzeugnisse zeichnen sich
durch ihre- Billigkeit, Dauerhaftigkeit und leichte Behandlung aus. Durch Abstimmung
der Emulsion und der Schichtstärke wird dem Relief eine solche Höhe erteilt, daß
es zum Drucken in der gewöhnlichen Weise, nämlich ebenso wie ein Zink- oder Kupferklischee,
Verwendung finden kann. Dazu ist neben der bereits erwähnten Schichtstärke von im
Durchschnitt mindestens 0,03 mm erforderlich, daß das entwickelte Silberbild
sich soweit als möglich in die Schicht hinein erstreckt, da die Gelatine . nur dort
gegerbt wird, wo sich reduziertes Silber befindet. Um dies zu erreichen, werden
solche Emulsionen verwendet, die das Licht so wenig als möglich absorbieren oder
zerstreuen, also so transparent als möglich sind. Um überstrahlungen zu vermeiden,
die die Schärfe der Konturen des Reliefs ungünstig beeinflussen würden, kann man
der Emulsion einen gelben Schirmfarbstoff zusetzen.
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Auf dem, lichtempfindlichen Material mit diesen Eigenschaften kann
entweder unmittel-
bar die Raster- bzw. Strichaufnahme hergestellt werden oder man
stellt zunächst ein Negativ auf gewöhnlichem Material her und dann von diesem eine
Kopie auf dem Spezialmaterial. Das erstere Verfahren hat den Vorteil, daß das Aufnahmematerial
unmittelbar das druckfertige Klischee ergibt. Allerdings ist es erforderlich, das
bei der Aufnahme erhaltene Negativ zu einem Positiv umzukehren, da man sonst einen
negativen Druck erhalten würde. Die Umkehrung kann nach einer der bekannten Vorschriften
erfolgen. Man entwickelt die Aufnahme zunächst mit einem gewöhnlichen Entwickler,
löst dann das primär entwickelte Silberbild mit saurer Kaliumpermanganat- oder Kaliumbichromatlösung
auf und nimmt nun das zweite Entwickeln mit dem gerbenden Entwickler vor.
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Stellt man die Druckform nach der zweiten obenerwähnten Möglichkeit
durch Kopieren von dem Aufnahmenegativ her; so ist eine Umkehrung naturgemäß nicht
erforderlich. Man verwendet zum Entwickeln einen gerbenden Entwickler und wäscht
unmittelbar nach dem Entwickeln oder nach dem Fixieren die nicht gegerbte Gelatine
mit warmem Wasser aus. Man erhält auf diese Weise ein Relief, dessen einzelne Elemente
bei Rasteraufnahmen den Rasterpunkten, bei Strichaufnahmen den Strichen des Originals
entsprechen.
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Sollte sich eine nachträgliche Verkleinerung der Rasterpunkte als
erforderlich erweisen, so kann hierzu in an sich bekannter Weise-im Prinzip jedes
gute Lösungsmittel für Gelatine Verwendung finden, z. B. Essigsäure, Pepsin o. dgl.
Als besonders geeignet hierfür hat sich eine saure Wasserstoffsuperoxydlösung erwiesen,
die, wie bekannt, die Eigenschaft besitzt, silberhaltige Gelatine zu lösen.
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Die Druckfähigkeit des Reliefs kann noch auf verschiedene Weise verbessert
werden. Hat man als Schichtträger Celluloid (aus Acetylcellulose oder -Nitrocellulose)
gewählt, so kann man die Druckformen mit einem geeigneten Lösungsmittel, z. B. mit
Aceton, Amylacetat, ätzen und dadurch die Flächen, die beim Hochdruck nicht drucken
sollen, bzw. diejenigen, die beim Tiefdruck Farbe aufnehmen, noch tiefer legen.
Dadurch wird erreicht, daß mit der Druckform eine höhere Auflage gedruckt werden
kann als mit einer nicht in dieser Weise behandelten Druckform. Um eine Ätzung der
Druckform in der beschriebenen Weise ausführen zu können, sind an die Art der Vorpräparation
des Films einige besondere Anforderungen zu stellen: So ist die Vorpräparation,
die in einer Denitrierung der Cellulose zur Hydrateellulose b@esteht, ungeeignet
(sogenanntes Verseifungsverfahren), ebenso darf sich zwischen der Emulsion und der
Unterlage keine Schicht aus gehärteter Gelatine befinden. In beiden Fällen würde
nämlich dem Lösungsmittel der Zutritt zum Celluloid verwehrt sein, so daß eine Auflösung
desselben nicht stattfinden könnte. Geeignet ist hingegen eine saure Vorpräparation
mit in Essigsäure gelöster (abgebauter) Gelatine, gegebenenfalls mit dem üblichen
Zusatz von Alkohol und Aceton o. dgl.
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Eine weitere Möglichkeit, die Höhe des Reliefs zu vergrößern, besteht
darin, daß man an ds in der Gelatine enthaltene Silber weitere Mengen des gleichen
Metalles oder anderer Körper anlagert und auf diese an sich bekannte Weise gewissermaßen
ein Anwachsen des Reliefs herbeiführt. Dies kann z. B. mit Uranverbindungen nach
dem Prinzip der Uranverstärkung geschehen oder mit Schwefelverbindungen nach denn
Prinzip der Schwefeltonung und Bleiverstärkung, oder mittels eines physikalischen
Entwicklers usw.
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Naturgemäß kann auch eine Kombination der verschiedenen erwähnten
Möglichkeiten zur Erzeugung eines Reliefs Vorteile bieten, z. B. kann man in der
Weise verfahren, daß man zunächst ein Aüswaschrelief herstellt, dieses durch Anlagerung
erhöht und schließlich auch noch mit einem Celluloidlösungsmittel ätzt. Beispiel
I Ein unter einem Raster- oder Strichnegativ belichteter Film wird mit einem gerbenden
Entwickler der folgenden Zusammensetzung entwickelt:
Brenzkatechin .. 4 g |
Natriumsulfit, kristallisiert 5 - |
Ätznatron .,............ 2 - |
Bromkalium ........... 195 - |
Wasser . . . . . . . ... . . . . . . . Iooo cms |
Nach dem Entwickeln und Fixieren-gelangt der Film in warmes Wasser, in dem sich
die in dem Entwickler nicht gegerbte Gelatine löst.
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Erweist sich eine Verkleinerung der Rasterpunkte als erforderlich;
so behandelt man den Film mit der folgenden Lösung:
Wasserstoffsuperoxyd. I2,5 CM' |
Kupfersulfat ........ So g |
Salpetersäure ....... 0,06 cm3 |
Kaliumbromid ...... 0,02 g |
Wasser ............. zooo cm3 |
Beispiel II.
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Es wird zunächst wie bei Beispiel I ein Auswasclirelief hergestellt.
Nach dem Trocknee
behandelt man den Film mit einem Celluloidlösungsmittel,
z. B. mit einer Mischung von gleichen Teilen Amylacetat und Amylalkohol. Diese Behandlung
wird so lange fortgesetzt, bis die gewünschte Vertiefung der nicht durch das Gelatinerelief
geschützten Stellen der Celluloidunterlage sich ergeben hat. Beispiel III Es wird
wieder wie bei Beispiel I ein Auswaschrelief hergestellt. Dieses wird nach dem Fixieren
und Wässern mit einem Uranverstärker der folgenden Zusammensetzung behandelt
Wasser . . . . . . . . . . . Iooo cm3 |
Kaliumferricyanid ...... Io g |
Uranylnitrat . . . . . . . . . . 10- |
Essigsäure . . . . . . . . . 2o cm3 |
Diese Vorschrift unterscheidet sich von den üblichen Vorschriften für Uranverstärkung
durch ihre hohe Konzentration und ihren verhältnismäßig hohen Gehalt an Uranylnitrat
und Essigsäure. Falls erforderlich, kann das auf diese Weise hergestellte Relief
noch mit einem Celluloidlösungsmittel:nach Beispiel II behandelt werden.