DE4142941A1 - Verwendung einer aushaertbaren kupferlegierung - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung einer aushärtbaren Kup
ferlegierung zur Herstellung von Gießwalzen und Gießrädern,
die beim endabmessungsnahen Gießen einer wechselnden Tempe
raturbeanspruchung unterliegen.
Das weltweite Ziel, insbesondere der Stahlindustrie, das her
zustellende Halbzeug möglichst endabmessungsnah zu gießen, um
Warm- und/oder Kaltverformungsschritte einzusparen, hat seit
etwa 1980 zu einer Reihe von Entwicklungen, beispielsweise
den Ein- und Zweiwalzen-Stranggießverfahren, geführt.
Bei diesen Gießverfahren treten auf den wassergekühlten Wal
zen oder Rollen beim Gießen von Stahllegierungen, Nickel,
Kupfer sowie Legierungen, die sich nur schwer warmwalzen las
sen im Eingießbereich der Schmelze sehr hohe Oberflächentem
peraturen auf. Diese liegen z. B. beim endabmessungsnahen
Gießen einer Stahllegierung, wobei die Gießwalzen aus einem
CuCrZr-Werkstoff mit einer elektrischen Leitfähigkeit von 48
m/Ω mm2 und einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 320 W/mK be
stehen, bei 350 bis 450°C. Werkstoffe auf CuCrZr-Basis wur
den bisher vornehmlich für thermisch hochbelastete Strang
gießkokillen und Gießräder eingesetzt. Die Oberflächentempe
ratur fällt bei diesen Werkstoffen durch die Kühlung der
Gießwalzen zyklisch bei jeder Umdrehung kurz vor dem Ein
gießbereich auf etwa 150 bis 200°C ab. Auf der gekühlten
Rückseite der Gießwalzen bleibt sie dagegen während des Um
laufs weitgehend konstant bei etwa 30 bis 40°C. Der Tempe
raturgradient zwischen Oberfläche und Rückseite in Kombina
tion mit der zyklischen Änderung der Oberflächentemperatur
der Gießwalzen bewirkt erhebliche thermische Spannungen im
Oberflächenbereich des Walzenwerkstoffs.
Gemäß Untersuchungen des Ermüdungsverhaltens an dem bisher
verwendeten CuCrZr-Werkstoff bei verschiedenen Temperaturen
mit einer Dehnungsamplitude von ± 0,3% und einer Frequenz
von 0,5 Hz - diese Parameter entsprechen etwa einer Umdre
hungsgeschwindigkeit der Gießwalzen von 30 U/min - ist bei
spielsweise bei einer maximalen Oberflächentemperatur von 400°C -
entsprechend einer Wanddicke von 25 mm oberhalb der
Wasserkühlung - im günstigsten Fall eine Lebensdauer von 3000
Zyklen bis zur Rißbildung zu erwarten. Die Gießwalzen müßten
daher bereits nach einer relativ kurzen Betriebszeit von etwa
100 Minuten zwecks Beseitigung von Oberflächenrissen nach
gearbeitet werden. Für das Auswechseln der Gießwalzen muß die
Gießmaschine angehalten und der Gießvorgang unterbrochen wer
den.
Ein weiterer Nachteil des bewährten Kokillenwerkstoffs CuCrZr
ist die für diesen Anwendungsfall relativ geringe Härte von
etwa 110 bis 130 HB. Bei einem Ein- oder Zweiwalzen-Strang
gießverfahren ist es nämlich nicht vermeidbar, daß bereits
vor dem Eingießbereich Stahlspritzer auf die Walzenoberfläche
gelangen. Die erstarrten Stahlpartikel werden dann in die re
lativ weiche Oberfläche der Gießwalzen eingedrückt, wodurch
die Oberflächenqualität der gegossenen Bänder von etwa 1,5
bis 4 mm Dicke erheblich beeinträchtigt wird.
Auch die geringere elektrische Leitfähigkeit einer bekannten
CuNiBe-Legierung mit einem Zusatz von bis zu 1% Niob führt
im Vergleich zu einer CuCrZr-Legierung zu einer höheren Ober
flächentemperatur. Da sich die elektrische Leitfähigkeit um
gekehrt proportional zur Wärmeleitfähigkeit verhält, wird
sich die Oberflächentemperatur einer Gießwalze aus der
CuNiBe-Legierung im Vergleich zu einer Gießwalze aus CuCrZr
mit einer maximalen Temperatur von 400°C an der Oberfläche
und 30°C auf der Rückseite auf etwa 540°C erhöhen.
Ternäre CuNiBe- bzw. CuCoBe-Legierungen weisen zwar grund
sätzlich eine Brinellhärte von über 200 HB auf, jedoch er
reicht die elektrische Leitfähigkeit der aus diesen Werk
stoffen hergestellten Standard-Halbzeugarten, wie bei
spielsweise Stangen zur Herstellung von Widerstandsschweiß
elektroden bzw. Blechen und Bändern zur Herstellung von Fe
dern oder Leadframes, allenfalls im Bereich von 26 bis etwa
32 m/Ω mm2 liegende Werte. Unter optimalen Bedingungen wäre
mit diesen Standardwerkstoffen lediglich eine Oberflächentem
peratur der Gießwalze von etwa 585°C zu erreichen.
Schließlich ergeben sich auch für die aus dem US-Patent 41 79 314
grundsätzlich bekannten CuCoBeZr- bzw. CuNiBeZr-Legierun
gen keine Hinweise, daß bei gezielter Auswahl der Legierungs
komponenten Leitfähigkeitswerte von < 38 m/-Ωmm2 in Verbin
dung mit einer Mindesthärte von 200 HB erreichbar sind.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Werkstoff
für die Herstellung von Gießwalzen, Gießwalzenmänteln und
Gießrädern zur Verfügung zu stellen, der auch bei Gießge
schwindigkeiten von über 3,5 m/min gegenüber wechselnder Tem
peraturbeanspruchung unempfindlich ist, bzw. der eine hohe
Ermüdungsbeständigkeit bei der Arbeitstemperatur der Gieß
walzen aufweist.
Als besondere geeignet für diesen Anwendungsfall hat sich ei
ne aushärtbare Kupferlegierung aus 1,0 bis 2,6% Nickel, 0,1
bis 0,45% Beryllium, Rest Kupfer einschließlich herstel
lungsbedingter Verunreinigungen und üblicher Verarbeitungs
zusatze, mit einer Brinellhärte von mindestens 200 HB und ei
ner elektrischen Leitfähigkeit über 38 m/Ω mm2 erwiesen.
Eine weitere Verbesserung der mechanischen Eigenschaften ins
besondere eine Erhöhung der Zugfestigkeit kann vorteilhaft
durch einen Zusatz von 0,05 bis 0,25% Zirkonium erreicht
werden.
Bevorzugt sind erfindungsgemäße Kupferlegierungen, bei denen
das Verhältnis des Nickelgehalts zum Berylliumgehalt bei ei
nem Nickelgehalt von über 1,2% in der Legierungszusammen
setzung mindestens 5:1 beträgt.
Weitere Verbesserungen der mechanischen Eigenschaften können
erreicht werden, wenn der erfindungsgemäß zu verwendenden
Legierung bis zu insgesamt maximal 0,15% mindestens eines
Elements aus der Gruppe, Niob, Tantal, Vanadium, Titan,
Chrom, Cer und Hafnium zugegeben wird.
Überraschenderweise wurden bei Untersuchungen der beispiels
weise in ASTM und DIN genormten Legierungen gefunden, daß es
bei Gehalten von 1,1 bis 2,6% Nickel möglich ist, die für
Gießwalzen für das endabmessungsnahe Gießen benötigten Eigen
schaften - d. h. eine Brinellhärte von < 200 HB und eine
elektrische Leitfähigkeit von mindestens 38 m/Ω mm2 - und
daher auch hohe Ermüdungsfestigkeit zu erreichen, wenn der
Nickelgehalt zum Berylliumgehalt in einem definierten Ver
hältnis steht und eine angepaßte thermische bzw. thermomecha
nische Behandlung durchgeführt wird.
Anhand von einigen Ausführungsbeispielen wird die Erfindung
im folgenden noch näher erläutert. An vier erfindungsgemäß zu
verwendenden Legierungen (Legierung F bis K) und vier Ver
gleichslegierungen (Legierungen A bis D) wird gezeigt, wie
kritisch die Zusammensetzung ist, um die angestrebte Eigen
schaftskombination zu erreichen. Die Zusammensetzung der
Beispiellegierungen ist in Tabelle 1 jeweils in Gew.% an
gegeben. Die entsprechenden Untersuchungsergebnisse sind in
Tabelle 2 zusammengefaßt.
In Tabelle 2 sind für Legierungen mit verschiedenen Nickel-
und Berylliumgehalten - entsprechend verschiedenen Ni/Be-Ver
hältnissen - die erreichten Härte- und Leitfähigkeitswerte
angegeben. Sämtliche Legierungen wurden in einem Vakuumofen
erschmolzen, warmumgeformt und nach einer mindestens einstün
digen Lösungsglühung bei 925°C und nachfolgendem Abschrecken
in Wasser 4 bis 32 Stunden bei einer im Bereich von 350 bis
550°C liegenden Temperatur ausgehärtet.
Wie bei den erfindungsgemäß zu verwendenden Legierungen F, G,
H und K zu erkennen ist, ist die angestrebte Eigenschaftskom
bination zu erreichen, wenn das Gewichtsverhältnis Nickel zu
Beryllium mindestens 5 : 1 beträgt.
Wenn die Gießwalzen bzw. Gießwalzenmäntel nach dem Lösungs
glühen einer zusätzlichen Kaltverformung um etwa 25% unter
zogen werden, läßt sich eine weitere Verbesserung der elek
trischen Leitfähigkeit erreichen.
So wird beispielsweise bei einer Legierung mit 1,48 Nickel
und einem Ni/Be-Verhältnis von mindestens 5,1 durch eine 32-
stündige Aushärtungsbehandlung bei 480°C eine Leitfähigkeit
von 43 m/ω mm2 und eine Brinellhärte von 225 HB erreicht.
Mit steigendem Nickelgehalt ist eine weitere Optimierung der
Eigenschaften durch Erhöhung des Ni/Be-Verhältnisses möglich.
Eine Kupferlegierung mit 2,26% Nickel und einem Ni/Be-Ver
hältnis von 6,5 weist nach einer 32-stündigen Aushärtungsbe
handlung bei 480°C eine Brinellhärte von 230 HB und eine
elektrische Leitfähigkeit von 40,5 m/Ω mm2 auf. Als obere
Grenze ist beispielsweise für einen Nickelgehalt von 2,3%
ein Ni/Be-Verhältnis von 7,5 möglich, um die angestrebte
Eigenschaftskombination zu erreichen.
Die Zusammensetzung und die technologischen Eigenschaften von
sieben weiteren erfindungsgemäß zu verwendenden Legierungen
sind in Tabellen 3 und 4 aufgeführt. Sämtliche Legierungen
wurden bei 925°C lösungsgeglüht, dann 25% kaltumgeformt und
anschließend einer 16-stündigen Aushärtungsbehandlung bei 480°C
unterzogen.
Aus diesen Untersuchungsergebnissen läßt sich ferner fest
stellen, daß sich auch bei CuNiBe-Legierungen mit einem Zir
koniumzusatz bei Einhaltung des Ni/Be-Verhältnisses von 5 bis
7,5 hohe Leitfähigkeitswerke in Verbindung mit hohen Brinell
härtewerten erreichen lassen. Mit einem Zusatz von bis zu
0,25% Zirkonium wird die Leitfähigkeit gegenüber einer zir
koniumfreien CuNiBe-Legierung überraschenderweise nur gering
fügig erniedrigt, wobei ein Mindestwert von 38 m/Ω mm2 ge
währleistet ist. Andererseits bietet der Zirkoniumzusatz bei
der Verarbeitung Vorteile und verbessert die Warmplastizi
tät.
Für die ergänzende Untersuchung des Ermüdungsverhaltens wurde
die Beispiellegierung N ausgewählt, da diese eine relativ
niedrige elektrische Leitfähigkeit aufweist. Mit der Legie
rung N ist eine maximale Oberflächentemperatur für eine Gieß
walze von etwa 490 °C erreichbar. Unter der bisher bekannten
Beanspruchung einer Gießwalze beim Gießen von Stahl vergrö
ßert sich danach bei der erfindungsgemäß zu verwendenden Le
gierung N die Lebensdauer gegenüber einer CuCrZr-Legierung um
das 2- bis 3-fache. Aufgrund der hohen Brinellhärte besteht
ferner keine Gefahr, daß die Oberfläche der Gießwalze durch
Eindrücken von Schmelzspritzern beschädigt wird.
Ähnliche kritische thermische Wechselbeanspruchungen treten
auch in Gießrädern beim kontinuierlichen Gießen von Draht
knüppeln mit den bekannten Southwire- und Properzi-Gießwalz
anlagen auf. Auch für diese Verfahren steht mit der erfin
dungsgemäß zu verwendenden CuNiBe(Zr)-Legierung nunmehr ein
besonders geeigneter Werkstoff zur Herstellung der Gießräder
zur Verfügung. Diese Gießverfahren haben sich aufgrund des
ungenügenden Verhaltens der für die Gießräder verwendeten
Werkstoffe bisher für das Gießen von Stahl nicht durchsetzen
können.
Schließlich sind in den letzten drei Jahren weitere Verfahren
zum endabmessungsnahen Gießen von Stahl entwickelt worden,
bei denen die Kupferkokillen aufgrund der extrem hohen Gieß
geschwindigkeit von 3,5 bis zu etwa 7 m/min auch extreme
Oberflächentemperaturen bis zu 500°C erreichen. Um die Rei
bung zwischen Kokille und Stahlstrang möglichst gering zu
halten, ist es ferner erforderlich, hohe Oszillationsfrequen
zen von 400 Hüben/min und mehr an der Kokille einzustellen.
Der periodisch schwankende Badspiegel führt dabei ebenfalls
zu einer erheblichen Ermüdungsbeanspruchung der Kokille im
Meniskusbereich mit der Folge einer nicht befriedigenden Le
bensdauer derartiger Kokillen. Beim Einsatz der erfindungsge
mäßen CuNiBe(Zr)-Legierungen mit ihrer hohen Ermüdungsbestän
digkeit kann auch für diese Anwendung eine wesentliche Erhö
hung der Lebensdauer erreicht werden.
Claims (6)
1. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung aus 1,0 bis
2,6% Nickel, 0,1 bis 0,45% Beryllium, Rest Kupfer ein
schließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen und
üblicher Verarbeitungszusätze, mit einer Brinellhärte von
mindestens 200 HB und einer elektrischen Leitfähigkeit
über 38 m/Ω mm2 als Werkstoff zur Herstellung von Gieß
walzen und Gießrädern, die beim endabmessungsnahen Gießen
einer wechselnden Temperaturbeanspruchung unterliegen.
2. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach An
spruch 1, die außerdem noch 0,05 bis 0,25% Zirkonium
enthält, für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
3. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach An
spruch 1 und 2, die 1,4 bis 2,2% Nickel, 0,2 bis 0,35%
Beryllium, 0,15 bis 0,2% Zirkonium, Rest Kupfer ein
schließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen und
üblicher Verarbeitungszusätze enthält, für den in An
spruch 1 genannten Zweck.
4. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach einem
der Ansprüche 1 oder 3, bei der das Verhältnis von Nickel
zu Beryllium (Ni/Be) bei einem Nickelgehalt oberhalb von
1,2% mindestens 5 beträgt, für den in Anspruch 1 genann
ten Zweck.
5. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach An
spruch 4, bei der das Verhältnis von Nickel zu Beryllium
im Bereich von 5,5 bis 7,5 liegt, für den in Anspruch 1
genannten Zweck.
6. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach min
destens einem der Ansprüche 1 bis 5, bei der der Nickel
gehalt ganz oder teilweise durch Kobalt ersetzt ist, für
den in Anspruch 1 genannten Zweck.
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