DE3037479C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine eine ernährungswirksame Menge
Glukose enthaltende parenteral verabreichbare,
pharmazeutische Zusammensetzung, die L-Carnitin oder
O-Acyl-L-carnitin enthält.
In der älteren Patentanmeldung P 29 21 852.8 werden
pharmazeutische Zubereitungen, die Carnitin enthalten, in
Verbindung mit Aminosäuren, Zuckern und Vitaminen
beschrieben. Weiterhin wird in der älteren Anmeldung
P 29 21 331.8 ein pharmazeutisches Mittel für die
vollständig parenteral Ernährung beschrieben, welches
Triglyceride und bestimmte Acylcarnitine enthält.
Aus Hoppe-Seyler's Z. Physiol. Chem., Bd. 358 (1977)
Seiten 675 bis 683 ist es bekannt, daß L-Carnitin und
einige O-Acyl-L-carnitine in vivo hydrolisieren.
Es ist weiterhin bekannt, Patienten über mehr oder weniger
lange Zeiträume parenteral mit Glukoselösungen zu ernähren.
Zu Zufuhr von Sacchariden ist als Energiequelle und
für eine optimale Proteinsynthese nicht zu ersetzen, wobei
bekannt ist, daß täglich annähernd 200 g notwendig
sind, um das Auftreten einer Glukoneogenese aus Aminosäuren
zu vermeiden.
Während einer langen Zeit hat man Glukose den vorerwähnten
Patienten durch Tropfinfusion von Glukoselösungen
zugeführt: 5%ige isotonische Glukoselösungen und hypertonische
Lösungen mit bis zu 30% Glukose.
Sowohl isotonische als auch hypertonische Lösungen
weisen beachtliche und bekannte Nachteile auf.
Die isotonischen Lösungen sind absolut unzureichend, um
die Kalorienerfordernisse eines Individuums zu erfüllen
und die Verwertung von endogenen Proteinen zu vermeiden.
500 cm³ einer 5%igen Glukoselösung enthalten 25 g
Glukose, die 100 Kalorien erzeugen. Man müßte wenigstens
5 l einer solchen Glukoselösung zuführen, um 1000 Kalorien,
die kaum die Hälfte der metabolischen Erfordernisse
einer in Ruhe befindlichen Person ausmachen, zu liefern.
Die Infusion von Lösungen mit hohem Glukosegehalt ist
noch wesentlich problematischer. Es besteht nämlich das
Risiko, eine Glykosurie auszulösen. Wenn diese besonders
ausgeprägt ist, dann tritt unvermeidbar ein osmotischer
Effekt ein, der eine sekundäre Polyurie bewirkt.
Eine weitere Gefahr besteht durch Hyperglykämie. Es ist
bekannt, daß je höher die Glykämie ist, desto mehr
β-Zellen der Langerhans'schen Inseln zur Insulinsekretion
angeregt werden (Lutjens A., Verleur H. und Plooÿ M.:
"Glucose and Insulin Levels in Loading with Different
Carbohydrates", Clin. Chim. Acta, 62 (1975), 239: Roger
N. W., Squires B. P., und Du E. L.: "Changes in Plasma Insulin
related to the type of Dietary Carbohydrates in Overweight
Hyperlipidemic Male Patients", Canad. Med. Assoc. J.,
105 (1971) 923.
Weiterhin ist bekannt, daß durch diese Anregung ein
erhebliches Risiko besteht, eine Diabetes auszulösen, insbesondere
bei Personen, die eine Neigung dazu haben. Man
nimmt an, daß eine durch Hyperglykämie ausgelöste, länger
einwirkende Belastung der Zellen, Insulin abzusondern,
eine irreversible Depletion bewirkt.
Man hat auch schon die Zugabe von Carnitin zu einer Glukoselösung,
und zwar mit einem lipidartigen Substrat, in
Betracht gezogen. So wird von M. Reynier, B. Broussolle,
J. Drouet. B. Danoy und H. Laborit in "Effets compaes
de perfusion de glucose seule et de glucose associ´ au
4-hydroxybutyrate de sodium avec ou sans carnitine sur
la survie du lapin soumis an jêune", Revue Agressologic,
3(5), 711-719 (1962) eine Studie über das Überleben von
fasten gelassenen (Wasser stand zur Verfügung) Kaninchen
berichtet, die parenteral entweder mit einer Glukoselösung
allein oder mit einer Glukoselösung, der Natrium-4-hydroxybutyrat
als Lipidsubstrat zugegeben worden war,
oder mit Lipidsubstrat plus einer Glukoselösung, der
Carnitin zugegeben worden war, ernährt wurden.
Die Autoren berichten, daß die Kaninchen, die mit Glukose
plus Lipidsubstrat plus Carnitinlösung ernährt worden
waren, länger überlebten als solche, die mit Glukose plus
Lipidsubstratlösung ernährt worden waren, und auch länger
als solche, die nur mit der Glukoselösung allein ernährt
worden waren.
Es ist wesentlich, festzuhalten, daß R. Reynier et al die
positive Wirkung von Carnitin in Kombination mit Glukose
und 4-Hydroxybutyrat auf den Stickstoffmetabolismus betonen
und die Möglichkeit, eine Glukoselösung unter alleiniger
Zugabe von Carnitin, d. h. ohne das Lipidsubstrat,
ignorieren; es wurde somit von diesen Forschern versäumt,
die Wirkung von Carnitin auf die durch die Glukoseverabreichung
verursachte Insulinsekretion zu untersuchen.
Außerdem verwendeten die Forscher Carnitin bei ihren
Untersuchungen als Racemat und ließen die Möglichkeit
außer Betracht, daß man unterschiedliche Wirkungen
erzielen könnte, wenn man die Racematform oder die beiden einzelnen
optischen Isomere verwendet. Bekanntlich hat
Carnitin ein asymmetrisches Zentrum und tritt deshalb
in den beiden D- und L-stereoisomeren Formen auf.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine eine ernährungswirksame
Menge Glukose enthaltende parenteral verabreichbare,
pharmazeutische Zusammensetzung zur Verfügung zu stellen,
die eine erhöhte Gewebeverwertung von Glukose und dadurch
eine verminderte Glukämie und eine Abnahme des
Glukoseniveaus im peripheren Blut ermöglicht, die keine
überstarke Insulinsekretion verursacht und die eine
erhöhte Proteinsynthese und Glukogensynthese damit eine
schnelle Ergänzung der Energiereserven des Körpers bewirkt
zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe wird durch eine
pharmazeutische Zusammensetzung gemäß dem Patentanspruch 1
gelöst. Die Unteransprüche 2 bis 6 stellen bevorzugte
Ausführungsformen dar.
In der nachfolgenden Beschreibung wird jeweils L-Carnitin
genannt, wobei jedoch sinngemäß auch O-Acyl-L-carnitine
mit einem Acylrest von 2 bis 6 Kohlenstoffatomen und
pharmazeutisch annehmbares Salz davon eingeschlossen sind.
Es ist wesentlich, festzuhalten, daß die therapeutisch
vorteilhaften Wirkungen sich aus der Tatsache ergeben,
daß Carnitin als L-Carnitin eingesetzt wird, und nicht
als D-Carnitin oder als Racemat (D,L), wie es die obigen
Autoren eingesetzt hatten.
Dabei ist zu betonen, daß gefunden wurde, daß die D-Form
nicht nur einfach inaktiv im Vergleich zur L-Form
ist, daß sie nicht nur als ein einfaches "Verdünnungsmittel"
der aktiven L-Form wirkt, sondern daß sie den
therapeutisch vorteilhaften Wirkungen von L-Carnitin
entgegensteht oder diese wenigstens zum Teil aufhebt.
Durch die Gegenwart von L-Carnitin in einer Glukoselösung
ergeben sich folgende Effekte:
- (a) Erhöhte Gewebeverwertung von Glukose und dadurch eine verminderte Glykämie und eine Abnahme des Glukoseniveaus im peripheren Blut.
- (b) Wegfall einer überstarken Insulinsekretion, die bei der Verabreichung einer äquivalenten Menge Glukose in Abwesenheit von L-Carnitin eintreten würde.
- (c) Erhöhte Proteinsynthese und Glykogensynthese und daher schnelle Ergänzung der Energiereserven des Körpers.
Aus den vorerwähnten Wirkungen (a) und (b) geht hervor,
daß es in Gegenwart von L-Carnitin möglich ist, Lösungen
mit hohem Glukosegehalt (10%, 20%, 30%) ohne jedes
Risiko für den Patienten zu verwenden, während aus der
Wirkung (c) hervorgeht, daß nicht nur hinsichtlich der
dem Patienten zugeführten Menge eine Verbesserung unter
kalorischem Gesichtspunkt vorliegt, sondern daß auch
die Qualität der Verabreichung verbessert wird.
Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung enthält:
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin, O-Acyl-L-carnitin, worin der
Acylrest
2 bis 6 Kohlenstoffatome hat oder ein pharmazeutisch
annehmbares Salz, davon1-10 g/l destilliertes Wasser, bis zu1 l
2 bis 6 Kohlenstoffatome hat oder ein pharmazeutisch
annehmbares Salz, davon1-10 g/l destilliertes Wasser, bis zu1 l
Bevorzugte Acylgruppen sind Acetyl, Propionyl, Pyruvyl,
Butyryl, Hydroxybutyryl und Hexanoyl. Acetyl und Pyruvyl
werden besonders bevorzugt.
Wie schon erwähnt, besteht der Carnitingehalt ausschließlich
aus L-Carnitin.
Der Ausdruck "ausschließlich L-Carnitin" bedeutet bei
der vorliegenden Erfindung, daß die Carnitin darstellende
Komponente in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
im wesentlichen reines L-Carnitin ist und mögliche Verunreinigungen
oder Spuren von D-Carnitin zu vernachlässigen
sind, und auch, daß das Carnitin in überwiegenden Mengen
L-Carnitin ist und die Menge an D-Carnitin eindeutig
übersteigt, wie dies z. B. bei einem L : D-Verhältnis von
95 : 5 der Fall ist.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthält die
erfindungsgemäße pharmazeutische Zusammensetzung
zusätzlich verschiedene Aminosäuren in einer Menge von 25
bis 75 g/l.
Aminosäurezusammensetzungen und Proteinhydrolysate als
Quellen für Aminosäuren, die zur parenteralen Ernährung
geeignet sind, sind der Fachwelt bekannt. Im Handel erhältliche,
aminosäurehaltige Zusammensetzungen für intravenöse
Ernährung werden z. B. in "Total parenteral nutrition",
von Parshotam L. Madam, Devendra K. Madam und Joseph F.
Palumbo, Drug Intelligence and Clinical Pharmacy, Bd. 10,
Dezember 1976, 684-696 beschrieben, wobei die Beschreibung
dieses Aufsatzes hier eingeschlossen wird.
Beispiele für erfindungsgemäße, aminosäurehaltige Zusammensetzungen
sind folgende:
Zusammensetzung A
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin1-10 g/l
Leucin8-10 g/l
Valin6-8 g/l
Lysin6-8 g/l
Isoleucin5-6 g/l
Phenylalanin4-5 g/l
Threonin3-4,5 g/l
Methionin2,5-3,5 g/l
Histidin2,5-3,5 g/l
Tryptophan0,5-1,0 g/l
destilliertes Wasser, bis auf1 l
Zusammensetzung B
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin1-10 g/l
L-Leucin6,5-8 g/l
L-Valin1,5-2 g/l
L-Lysin4-5 g/l
L-Isoleucin2,5-3 g/l
L-Phenylalanin1-1,5 g/l
L-Threonin2,5-3 g/l
L-Methionin1-1,5 g/l
L-Arginin2,5-3,5 g/l
L-Histidin1-1,5 g/l
L-Tryptophan0,5-1,0 g/l
L-Tyrosin1-1,5 g/l
L-Glutaminsäure0,3-0,5 g/l
L-Asparaginsäure0,3-0,5 g/l
L-Cystein0,3-0,5 g/l
Glyzin2-2,5 g/l
Die Erfindung betrifft auch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung zur Ernährung von Patienten, die
parenteral ernährt werden müssen. Dabei wird dem Patienten
parenteral, inbesondere intravenös, eine ernährungsausreichende
Menge an Glukose und in Kombination mit
Glukose eine Menge an L-Carnitin, O-Acyl-L-carnitin, in
welchem der Acylrest 2 bis 6 Kohlenstoffatome hat, oder
ein pharmazeutisch annehmbares Salz, davon,
verabreicht.
Die Wirksamkeit von L-Carnitin bei parenteraler Ernährung
mit glukosehaltigen Lösungen ist durch eine Reihe
experimenteller Untersuchungen und an klinischen Fällen,
von denen einige nachfolgend geschildert werden, bestätigt
worden.
Die Wirkung von L-Carnitin bei der Aufnahme von Glukose
in Zubereitungen von Rattendiaphragmen, wurde untersucht
(siehe Tabelle 1 und 2).
Die Untersuchung wurde an einer Gruppe von 10 männlichen
und weiblichen Patienten zwischen 39 und 74 Jahren, die
zuvor operiert worden waren, vorgenommen
Diese Patienten zeigten in dem postoperativen Zeitraum
keine Anzeichen von Begleitkrankheiten.
Die Patienten wurden zunächst an einen 120-Minuten-Tropf
einer 5%igen Glukoselösung und dann an einen 120-Minuten-Tropf
einer 5%igen Glukoselösung enthaltend L-Carnitin
(40 mg/kg Körpergewicht) gehängt. Zwischen der ersten und
der zweiten Infusion lagen 18 Stunden.
Unmittelbar vor der Einleitung einer jeden Infusion und
am Ende der Infusion sowie nach +30 Minuten, +60 Minuten
und +120 Minuten wurden Blutproben entnommen für die Bestimmung
von Blutglukose, Insulinämie und C-Peptid. C-Peptid
wurde nach der Heding-Methode bestimmt. Die Ergebnisse
werden in den Tabellen 3, 4 und in den Fig. 1 und 2
zusammengefaßt.
Grundwerte nach Beendigung der Infusion, nach 30, 60 und 120 Minuten
10 Fälle
Insulin
30 min Student's t: 1,679 < 0,20
60 min Student's t: 2,509 < 0,025
120 min Student's t: 3,473 < 0,005
30 min Student's t: 1,679 < 0,20
60 min Student's t: 2,509 < 0,025
120 min Student's t: 3,473 < 0,005
30 min Student's t: 1,448 0,2 Δ%-30,5
60 min Student's t: 1,4302 0,2-36,8
120 min Student's t: 1,6639 0,2-36,08
60 min Student's t: 1,4302 0,2-36,8
120 min Student's t: 1,6639 0,2-36,08
Claims (6)
1. Eine eine ernährungswirksame Menge Glukose enthaltende
parenteral verabreichbare, pharmazeutische Zusammensetzung
mit einem pharmazeutisch annehmbaren flüssigen Träger,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie zusätzlich 1-10 g/l L-Carnitin oder O-Acryl-L-carnitin,
worin der Acylrest 2 bis 6 Kohlenstoffatome hat,
oder ein pharmazeutisch annehmbares Salz davon enthält.
2. Pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 1,
die durch Tropfinfusion verabreichbar ist, aus:
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin oder O-Acyl-L-carnitin, worin
die Acylgruppe
2 bis 6 Kohlenstoffatome hat, oder einem pharmazeutisch
annehmbaren Salz davon1-10 g/l destilliertes Wasser, Rest bis auf1 l
2 bis 6 Kohlenstoffatome hat, oder einem pharmazeutisch
annehmbaren Salz davon1-10 g/l destilliertes Wasser, Rest bis auf1 l
3. Pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der
O-Acylrest im O-Acyl-L-carnitin eine Acetyl-, Pyruvyl-,
Propionyl-, Butyryl-, Hydroxybutyryl- oder Hexanoylgruppe
ist.
4. Pharmazeutische Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß sie zusätzlich verschiedene
Aminosäuren in einer Menge von 25 bis 75 g/l
enthält.
5. Pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß sie
folgende Bestandteile enthält:
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin1-10 g/l
Leucin8-10 g/l
Valin6-8 g/l
Lysin6-8 g/l
Isoleucin5-6 g/l
Phenylalanin4-5 g/l
Threonin3-4,5 g/l
Methionin2,5-3,5 g/l
Histidin2,5-3,5 g/l
Tryptophan0,5-1,0 g/l
destilliertes Wasser, Rest bis auf1 l
6. Pharmazeutische Zusammensetzung gemäß Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß sie
folgende Bestandteile enthält:
Glukose50-300 g/l
L-Carnitin1-10 g/l
L-Leucin6,5-8 g/l
L-Valin1,5-2 g/l
L-Lysin4-5 g/l
L-Isoleucin2,5-3 g/l
L-Phenylalanin1-1,5 g/l
L-Threonin2,5-3 g/l
L-Methionin1-1,5 g/l
L-Arginin2,5-3,5 g/l
L-Histidin1-1,5 g/l
L-Tryptophan0,5-1,0 g/l
L-Tyrosin1-1,5 g/l
L-Glutaminsäure0,3-0,5 g/l
L-Asparaginsäure0,3-0,5 g/l
L-Cystein0,3-0,5 g/l
Glyzin2-2,5 g/l
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