Alfstedt
Alfstedt (niederdeutsch Alfst) ist eine kreisangehörige Gemeinde im nördlichen Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen. Die nördliche und östliche Gemeindegrenze bildet die Kreisgrenze zum Landkreis Cuxhaven.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 33′ N, 9° 4′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Rotenburg (Wümme) | |
Samtgemeinde: | Geestequelle | |
Höhe: | 4 m ü. NHN | |
Fläche: | 16,22 km2 | |
Einwohner: | 853 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 53 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27432 | |
Vorwahl: | 04765 | |
Kfz-Kennzeichen: | ROW, BRV | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 57 002 | |
LOCODE: | DE AA2 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bohlenstrasse 10 27432 Oerel | |
Website: | alfstedt.de | |
Bürgermeister: | Thomas Lafrenz (Wählergemeinschaft Alfstedt) | |
Lage der Gemeinde Alfstedt im Landkreis Rotenburg (Wümme) | ||
Die Gemeinde bildet zusammen mit den Gemeinden Basdahl, Ebersdorf, Hipstedt und Oerel seit dem 1. März 1974 die Samtgemeinde Geestequelle.
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDie Gemeinde Alfstedt liegt im Norden vom Landkreis Rotenburg (Wümme) an der Kreisgrenze zum Landkreis Cuxhaven. Südwestlich schließt sich die Gemeinde Ebersdorf und südöstlich die Einheitsgemeinde Bremervörde an. Das Landschaftsbild ist durch die Landwirtschaft geprägt.
Gewässer
BearbeitenDurch die Gemeinde fließt die Mehe.
Gemeindegliederung
BearbeitenNeben Alfstedt gehört auch noch der Wohnplatz und Mühlenstandort Bredemehe zur Gemeinde.
Geschichte
BearbeitenErste Erwähnung
BearbeitenDer Ort wird 1272 als Alvetes Hô (Anhöhe des Alvet) erstmals erwähnt.
Ortsname
BearbeitenAlfstedt wurde 1272 erstmals als Alvetesho oder Alveltisho erwähnt. Es ist allerdings fraglich, ob hier wirklich Alfstedt gemeint ist. Vielleicht ist das eher ein Flurname, möglicherweise bezogen auf den Hamberg bei Alfstedt. Endungen auf -ho wie in Isarnho, Itzehoe, Springo (Schleswig-Holstein) können „Haken, Winkel“, „keilförmig oder halbinselartig vorspringende Erhöhung“, „Abhang“ oder „Flusswindung“ bedeuten. Alfstedt erscheint sonst in den historischen Belegen als Alvested und geht auf „Alfes-sted“ für „Siedlung eines Alf (alter Vorname)“ zurück.[2]
Mittelalter
BearbeitenSüdlich von Alfstedt liegt die Wüstung Harstorb, die aber bereits im Spätmittelalter wüst fiel. Die Siedlung wurde erstmals 1272 genannt, ein Ortsadelsgeschlecht ist aber schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Dessen Angehörige waren Ministeriale der Grafschaft Stade und nach 1272 des Erzbistums Bremen. Nach 1300 verschwinden sie aus der historischen Überlieferung. Diesem Geschlecht ist vermutlich auch die benachbarte Burg in Form eines Ringwalls mit einem Außendurchmesser von ca. 40 m zuzuschreiben. Der stark verschliffene Wall ist heute bei 1,5 m Höhe ca. 10 m breit. Umgeben war die Anlage von einem Wassergraben, der heute nur noch als 30–40 cm tiefe Mulde erkennbar ist. Die Burg ist spätestens mit dem Ende des Dorfes im 15. Jh. aufgegeben worden.[3]
Neuzeit
Bearbeiten1569 brannte das Dorf ab.
Im Ersten Weltkrieg sind 20 Soldaten aus Alfstedt gefallen bzw. werden vermisst und im Zweiten Weltkrieg 48.[4]
Verwaltungsgeschichte
BearbeitenVor 1885 gehörte Alfstedt zur Vogtei Bremervörde im Amt Bremervörde und wurde anschließend Teil vom Kreis Bremervörde, der 1932 mit dem Kreis Zeven zum neuen Landkreis Bremervörde fusionierte. Der Landkreis Bremervörde ging 1977 im neuen Landkreis Rotenburg (Wümme) auf.
Im Rahmen der Gebietsreform wurde Alfstedt zum 1. März 1974 Teil der Samtgemeinde Geestequelle, die ihren Verwaltungssitz in der Gemeinde Oerel hat.
Franzosenzeit
BearbeitenWährend der Franzosenzeit von 1811 bis 1814 wurde das Amt Bremervörde aufgelöst. Von 1810 bis 1811 gehörte Alfstedt dann zur Mairie Ebersdorf im Kanton Bremervörde im Königreich Westphalen. Unter Napoleon gehörte das im Kanton Bremervörde liegende Alfstedt dann von 1811 bis 1814 direkt zum Französischen Kaiserreich.
Eingemeindungen
BearbeitenDer Wohnplatz und Mühlenstandort Bredemehe wurde 1912 nach Alfstedt eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenDatum | Einwohner |
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1791[5] | 32 Feuerstellen |
1824[6] | 29 Feuerstellen |
1848[7] | 333 Leute, 56 Häuser |
1. Dezember 1871[8] | 293 Leute, 56 Häuser |
1. Dezember 1885[9] | 318 Leute 60 Häuser |
1. Dezember 1905[10] | 360 Leute 65 Häuser |
1. Dezember 1910[11] | 418 |
1925[12] | 468 |
1933[12] | 470 |
1939[12] | 481 |
Religion
BearbeitenAlfstedt ist evangelisch-lutherisch geprägt und gehört zum Kirchspiel der Gangolf-Kirche in Oerel.
Für die (wenigen) Katholiken ist die St.-Michaelskirche in Bremervörde zuständig, die seit dem 1. September 2010 zur Kirchengemeinde Heilig Geist in Stade gehört.
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Rat der Gemeinde Alfstedt besteht aus neun Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 501 und 1.000 Einwohnern.[13] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die letzten Gemeinderatswahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:
Partei/Liste | 2021[14] | 2016[15] |
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Wählergemeinschaft Alfstedt | 9 | 9 |
Bürgermeister
BearbeitenDer Gemeinderat wählte das Gemeinderatsmitglied Thomas Lafrenz (Wählergemeinschaft Alfstedt) zum ehrenamtlichen Bürgermeister für die aktuelle Wahlperiode.[16] Er ist seit 2021 Bürgermeister.
- Ehemalige Bürgermeister[17]
- 1958–1961: Johann Müller
- 1961–1974: Johann Wölbern
- 1974–1991: Hermann Müller
- 1991–1991: Hans-Heinrich Wölbern
- 1991–1996: Dr. Diedrich Kahrs
- 1996–2021: Heinz Buck
- seit 2021: Thomas Lafrenz
Wappen
BearbeitenDas Wappen zeigt auf blauem Grund ein goldenes Rasiermesser mit einem als Tierkopf gestalteten Griff. Ein solches bronzezeitliches Rasiermesser wurde 1954 von Hermann Müller bei Alfstedt gefunden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBaudenkmale
Bearbeiten- Wassermühle in Bredemehe
Denkmäler
BearbeitenEin Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten aus dem Ersten Weltkrieg steht in Alfstedt auf dem alten Friedhof, das Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg steht auf dem neuen Friedhof.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenFeuerwehr
BearbeitenAlfstedt hat eine eigene Freiwillige Feuerwehr.
Windpark
BearbeitenIn Alfstedt wurde 1994 ein Windpark mit sieben Anlagen gebaut, die zusammen eine Leistung von 3900 kW aufbringen. 2012 wurde eine der alten Anlagen durch eine neue ersetzt, die alleine eine Leistung von 3000 kW erbringt.
Unternehmen
BearbeitenDas Unternehmen R & U Schuh GMBH hat seinen Sitz in Alfstedt. Das Unternehmen verkauft Schuhe und hat in ganz Norddeutschland 40 Filialen.
Verkehr
BearbeitenDurch Alfstedt verläuft die Bundesstraße 495, die im Norden über Lamstedt nach Warstade/Basbeck zur Bundesstraße 73 und im Süden über Ebersdorf nach Bremervörde zu den Bundesstraßen 71 und 74 führt.
Der nächste Autobahnanschluss besteht im 36 km nordöstlich gelegenen Debstedt an die BAB 27.
Der nächste Bahnanschluss besteht im 11 km südöstlich gelegenen Bremervörde an die Bahnstrecke Bremerhaven–Buxtehude.
Alfstedt hat zweisprachige Ortstafeln, auf denen neben dem hochdeutschen auch der plattdeutsche Ortsname zu lesen ist.
Bildung
BearbeitenDie Schüler aus Alfstedt besuchen die Grundschule Ebersdorf/Alfstedt in Ebersdorf. Weiterführende Schulen befinden sich in Oerel (Oberschule Geestequelle-Schule) und in Bremervörde (Gymnasium Bremervörde).
Der frühere zweite Standort der Grundschule Alfstedt/Eversdorf in Alfstedt wurde 2011 geschlossen.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Hans-Hinrich Kahrs (* 1956), plattdeutscher Schriftsteller, geboren in Bredemehe
Literatur
Bearbeiten- Hans-Hinrich Kahrs, Michael Ehrhardt: Alfstedt und Bredemehe. Historie und Heimatkunde. (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes. Band 40). Alfstedt 2012, ISBN 978-3-931879-54-9.
Weblinks
Bearbeiten- Alfster Heimatfrünn (teilweise plattdeutsch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
- ↑ Jürgen Udolph (Recherche): Der „Ortsnamenforscher“. In: Internetseite NDR 1 Niedersachsen. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Dezember 2015; abgerufen am 2. August 2019.
- ↑ Eintrag von Stefan Eismann zu Alfstedter Holz in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 15. Juli 2021.
- ↑ Alfstedt, Kreis Rotenburg-Wümme, Niedersachsen – Onlineprojekt Gefallenendenkmäler. Abgerufen am 23. Februar 2021.
- ↑ Christoph Barthold Scharf: Statistisch-Topographische Sammlungen Zur Genaueren Kenntnis Aller Das Churfürstenthum Braunschweig-Lüneburg Ausmachenden Provinzen. Verfasser, 1791 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
- ↑ C. H. C. F. Jansen: Statistisches Handbuch des Königreichs Hannover. In Commission der Helwings̓chen Hofbuchhandlung, 1824 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
- ↑ Friedrich W. Harseim: Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlüter, 1848 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hannover und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VIII, 1873, ZDB-ID 1467446-4, S. 143 (Digitalisat).
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Hannover. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band IX, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 185.
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Hannover. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft IX, 1908, DNB 365941751, ZDB-ID 1046036-6, S. 20.
- ↑ Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 23. Februar 2021.
- ↑ a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Hannover, Kreis Bremervörde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 23. Februar 2021.
- ↑ Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten ( des vom 10. Juni 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 7. März 2017.
- ↑ Ergebnis Gemeinderatswahl 2021. Abgerufen am 12. August 2022.
- ↑ Gemeinde Alfstedt – Gesamtergebnis Gemeinderatswahl 2016, abgerufen am 7. März 2017.
- ↑ Alfstedter Gemeinderat von 2021 – Gemeinde Alfstedt. Abgerufen am 14. September 2024 (deutsch).
- ↑ www.alfstedt.de: Gemeinderat, abgerufen am 7. März 2017.