VERFAHREN ZtM BEZIEHEN VON GEGENSTÄNDEN MITTELS SCHRUMPFBARER HALTEELEMENTE UND MIT BEZUGSMATERIAL BEZOGENER GEGENSTAND WIE LENKRÄDER
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beziehen von Gegenständen wie Lenkräder, Handgriffen und dgl. mit Bezugsmaterial wie Leder, Kunstleder, Kunststofffolie, Ge¬ webe und dgl. oder Kombinationen solcher Materialien, wobei aus dem Bezugsmate¬ rial ein Zuschnitt gefertigt, der Zuschnitt zumindest abschnittsweise um den Gegen- 20 stand herumgeschlagen und mit Halteelementen am Gegenstand oder an einander gegenüberliegenden Kanten des Bezugsmaterials befestigt ist. Weiters betrifft die Erfindung einen mit Bezugsmaterial wie Leder, Kunststofffolie, Kunstleder und Ge¬ webe und dgl. oder Kombinationen solcher Materialien überzogenen Gegenstand.
25 Das Beziehen von Gegenständen mit einem Bezugsmaterial ist schon seit langer Zeit eine handwerkliche Aufgabe, die nicht leicht zu lösen ist, wenn größere Stückzahlen kostengünstig hergestellt werden sollen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Ge¬ genstand eine komplizierte Geometrie aufweist wie z.B. Autolenkräder die mit Leder überzogen werden sollen. Auch heute noch erfolgt die Fertigung von Lederlenkrädern
30 auch wegen der stark schwankenden Ledereigenschaften, insbesondere in Bezug auf das Dehnungsverhalten, immer noch weitgehend in zeitaufwendiger Handarbeit.
Üblicherweise werden aus dem Bezugsmaterial Zuschnitte zugeschnitten oder ge¬ stanzt, die linksseitig zu einem Ring zusammengenäht werden. Beim Aufziehen des
35 Bezuges auf den aus Holz, Metall oder Kunststoff bestehenden Lenkradkern erfolgt zumeist eine Vorfixierung, indem die Nähte in Nahtgräben des Kerns gelegt werden. Danach wird der Bezug manuell so positioniert, dass die Ummantelung genau zu den Speichen des Lenkrades passt. Mit einem Haftkleber - vorzugsweise auf Lösemittel¬ basis - werden die Speichen ummantelt und von Hand vernäht. Dabei ist es wichtig,
40 dass sich der Bezug zur Korrektur noch verschieben oder wieder ablösen lässt. An-
schließend wird Stück für Stück der Rest des Bezuges mit dem Lenkradkern verklebt und per Handnaht werden die Ränder des Zuschnitts miteinander vernäht. Nach An¬ bringen der Naht ist es notwendig, deren Ausrichtung zu kontrollieren und gegebe¬ nenfalls zu korrigieren. Als letzten Schritt ist es notwendig, den Nähfaden händisch nachzuspannen, wobei üblicherweise mit einer Aale jeder Stich des Nähfadens an- gezogen wird. Dieser Vorgang ist besonders zeitaufwendig und damit teuer. Überdies bedarf es für diesen Vorgang einer besonderen handwerklichen Geschicklichkeit.
Eine einfache Naht ist beispielsweise in der US 1 168 146 gezeigt. Eine verbesserte Ausführung, bei der die Naht nicht mehr durch einzelne Lochpfeifen hindurchgeführt werden muß, beschreibt IT 1986 00 22 410 U. Hier sind an den Längskanten Nähte angeordnet, die mit weitem Stich ausgeführt sind und mit einem sehr festen Faden ausgeführt werden. Diese in einem definierten Abstand zur Lederkante angebrachten Längsnähte werden mittels Handnaht in Schlangenlinienform untereinander verbun¬ den. Weitere Nahtvarianten sind u.a. in DE 890 6358 U1 , JP 3054 075 A, JP 3082 680 A und GB 1 121 429 geoffenbart.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das Beziehen von Gegenständen wie Lenkrädern, Handgriffen und dgl. zu vereinfachen und die oben geschilderten Nachteile zu vermeiden. Insbesondere soll das händische Nachspannen der Halte- elemente, insbesondere des Nähfadens überflüssig gemacht werden.
Die Erfindung ist in erster Linie dadurch gekennzeichnet, dass die Halteelemente aus schrumpfbarem Material gebildet werden, die in einem Verfahrensschritt geschrumpft werden. Bevorzugt sind die Halteelemente durch eine Naht aus Schrumpfgarn gebil- det. Bevorzugt besteht das schrumpfbare Material, insbesondere Schrumpfgarn, aus thermisch schrumpfbarem Material, welches nach dem Nähprozeß durch gezielte Erwärmung in seine Endposition gebracht wird.
In bevorzugter Weise wird das Bezugsmaterial auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit dem Gegenstand zumindest abschnittsweise verklebt. Der Kleber kann ein durch Hitze aktivierbarer oder härtbarer Kleber sein.
Weitere vorteilhafte Merkmale und Ausbildungen der Erfindung sind den Patentan¬ sprüchen, der nachfolgenden Beschreibung und den Zeichnungen zu entnehmen.
Die Erfindung wird dabei in zwei Ausführungsbeispielen beschrieben. Fig. 1 zeigt die Seitenansicht eines Gegenstandes mit dem Bezugsmaterial um den Gegenstand herumgeschlagen, vor dem Schrumpfen der Halteelemente. Fig. 2 zeigt eine sche¬ matische Ansicht des zusammengenähten ringförmigen Lederzuschnittes für den Bezug eines Lenkrades. Fig. 3 ist die teilweise Schrägansicht auf den Nähvorgang während der Bespannung eines Lederlenkrades. Fig. 4 zeigt die Ansicht auf die fertig ausgebildete Naht vor dem Schrumpfvorgang in zwei Varianten 4a und 4b.
In Fig. 1 ist das Bezugsmaterial 1 fest um den zu beziehenden Gegenstand 2, des- sen Umrisse in Fig. 1 mit strichliierter Linie dargestellt sind, herumgeschlagen. Der Rand 3 des Bezugsmaterials ist nach dem Herumschlagen und Spannen allerdings noch ein Stück vom gegenüberliegenden Rand 4 des Bezugsmaterials entfernt. Hal¬ teelemente 5 halten die Ränder zusammen. Die Halteelemente bestehen aus schrumpfbarem Material.
Wenn die Halteelemente gemäß Erfindung einem Schrumpfprozess unterworfen werden, ziehen sich diese Halteelemente derart zusammen, dass die Ränder 3 und 4 auf Stoß aneinander liegen, wodurch ein schöner Nahtverlauf entsteht.
In bevorzugter Weise sind die Halteelemente durch eine Naht aus Schrumpfgarn gebildet. Schrumpfbare Game sind an sich bekannt. Durch geeignete Wahl des ein¬ gefärbten Materials kann die Schrumpfcharakteristik und die aufzuwendende Ma߬ nahme für den Schrumpfvorgang gewählt werden. So können z.B. Kunststofffäden vorgestreckt werden und diese vorgestreckten Fäden schrumpfen nach Erreichen eines bestimmten Schwellwertes oder Aktivierungstemperatur wieder auf ihre ur¬ sprüngliche Länge. Diese Temperatur wird nachfolgend auch die Schrumpftempera¬ tur genannt.
Anhand der Figuren 2 bis 4 wird der Vorgang erläutert, der beispielsweise für die Herstellung eines Lederlenkrades durchgeführt werden kann.
Das Bezugsmaterial 1 ist ein ein- oder mehrteiliger Lederstreifen, der durch die Naht 6 zu einem Ring zusammengenäht ist. Die Laschen 7 dienen zum Abdecken der Speichen 8 des Lenkrades. Das Auflegen des Bezuges auf das Lenkrad kann so
erfolgen, wie dies eingangs beschrieben wurde. Auch die Vorfixierung des Bezugs¬ materials kann wie üblich erfolgen bis die Naht 9 (Fig. 3, 4) in Handarbeit hergestellt ist.
Bei der Ausbildung der Naht 9 kann bewusst in Kauf genommen werden, dass die Ränder 3, 4 des Bezugsmaterials in einem Abstand voneinander angeordnet sind wie dies in Fig. 4 dargestellt wird. Durch Aktivieren des Schrumpfvorganges der Naht 9 wird das Schrumpfgarn derart geschrumpft, dass sich die Schließnaht 9 zusammen¬ zieht und der Bezug des Lenkrades fest an den Lenkradkern 10 gepresst wird. Dabei kann das gesamte Lenkrad oder nur die Schließnaht 9, die mit Schrumpfgarn genäht wurde, auf die Schrumpftemperatur erhitzt werden.
Die Varianten nach Fig. 4a und 4b unterscheiden sich hinsichtlich der Nahtausbil¬ dung. In Fig. 4a sind die Ränder 3, 4 des Bezugsmaterials direkt mit dem Schrumpf¬ garn unter Bildung der Schließnaht 9 vernäht. Die Fig. 4b zeigt eine Nahtausbildung, wobei entlang der Ränder 3 und 4 je eine Längsnaht 11 angeordnet wird, was ma¬ schinell erfolgen kann. Die Verschlußnaht 9 aus Schrumpfgarn wird dadurch gebildet, dass die Längsnähte 11 durch das Schrumpfgarn in Schlangenlinienform miteinander verbunden werden.
Es versteht sich von selbst, dass die Schrumpfcharakteristik des Garns über deren Materialzusammensetzung so eingestellt werden muß, dass das Bezugsmaterial wie Leder, Kunstleder, Kunststofffolie oder Stoff keinen mechanischen oder thermischen Schaden nimmt. Zum Beispiel kann die Erwärmung in einer Wärmekammer durch entsprechend angeordnete Infrarotstrahler oder durch punktuelle Laserstrahlung er- folgen.
Wie schon zuvor ausgeführt wurde ist es bei der Anordnung des Bezugsmaterials auf dem Lenkradkern vorteilhaft, abschnittsweise oder zur Gänze eine Verklebung vor¬ zunehmen. Wesentlich ist bei dem Vorgang der Schrumpfung, dass das Klebesystem für die flächige Klebung des Bezugsmaterials auf dem Kern zum Zeitpunkt der Garn¬ aktivierung die Aushärtung noch nicht abgeschlossen hat. Beim Schrumpfvorgang soll das Bezugsmaterial über den Umfang des Lenkradkerns nachgespannt werden.
In einer Weiterbildung der Erfindung kann der Kleber nach der Erreichung der Schrumpftemperatur ebenfalls durch Hitze aktiviert werden. Der Kleber kann auch druckaktivierbar oder durch Strahlung (Aktivierungsenergie) aktivierbar sein.
Eine Variante sieht vor, dass vorzugsweise im Bereich des Lenkradrings, statt eines Lösemittelklebers ein aktivierbarer Klebefilm, der als Folie oder als Lack auf den Lenkradkern oder auf die Lederrückenseite oder auf beide Flächen aufgetragen wer¬ den kann, aufgebracht wird. Bei Umgebungstemperatur besteht noch keine Klebewir¬ kung. Daher ist der Bezug vor und nach dem Nähen noch verschiebbar. Die Aktivie¬ rungstemperatur (Schrumpftemperatur) wird so ausgewählt, dass zuerst das Garn schrumpft. Anschließend erfolgt mit Zeitverzögerung die Aktivierung des Klebers, so dass nach dem Spannvorgang die Fixierung durch Verkleben erfolgt.
Weiters ist es möglich und kann vorteilhaft sein, die Temperaturerhöhung in zwei Stufen vorzunehmen. So kann z.B. bei einem Temperaturbereich von 60° C bis 90° C der Schrumpfvorgang des Nahtmaterials aktiviert werden. Bei einer Erhöhung der Temperatur auf den Bereich 75°C bis 12O0C erfolgt die Aktivierung des Klebers.
Als weitere Alternative kann ein Kleber eingesetzt werden, der in zwei Stufen an¬ spricht. Zuerst, nach dem Schrumpfen und Spannen des Garns setzt eine reversible Verklebung ein, die durch nochmaliges Erwärmen entsprechend korrigiert werden kann. In der zweiten Stufe der Erwärmung kann der Kleber der Vernetzung unterwor¬ fen werden, wodurch das Klebematerial aushärtet und den Bezug endgülig fixiert, so dass er sich auch bei hohen Temperaturen nicht mehr verschieben kann.
Die Nähte können je nach Komplexität der Geometrie des Gegenstandes händisch oder auch mit Maschinen ausgeführt werden. Das Bezugsmaterial kann auch eine Kombination verschiedener Materialien umfassen wie z.B. Stoffe mit Leder oder Kunststofffolien. Der Bezug kann auch eingenähte Teile aufweisen, die zum weiteren Spannen, Straffen oder zur Faltenbildung führen.