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Ein wichtiger Trend in der Polymertechnik
sind präzise
makromolekulartechnische Verfahren unter Verwendung von Gebrauchsmonomeren,
um die Forderung nach neuen Eigenschaften, verbesserter Kosteneffizienz,
Umweltverträglichkeit
und Qualität
zu erfüllen.
Man geht davon aus, daß funktionelle
Polymere mit niedrigem Molekulargewicht, niedriger Polydispersität, kompakten,
verzweigten Strukturen und endständigen reaktiven
Gruppen gegenüber
herkömmlichen,
statistischen linearen Polymeren ein besseres Kosten/Nutzen-Verhältnis aufweisen,
und zwar aufgrund ihrer niedrigeren inneren Viskosität und ihrer
höheren
Reaktivität.
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Es scheint, daß die endständig funktionellen verzweigten
Polymere hervorragende reaktive Netzwerksubstrate sind, da die Verzweigungsstellen
einen erheblichen Teil der teuren reaktiven Gruppen ersetzen und eine
bessere Steuerung der Verteilung der reaktiven Gruppen ermöglichen
können.
Insbesondere Polymere mit vielen kurzen Zweigen unterhalb des kritischen
Molekulargewichts werden kaum Verhakungen bilden und sollten auch
in konzentrierten Lösungen
eine niedrigere innere Viskosität
und ein gutes Fließverhalten
zeigen.
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Herkömmliche Techniken zur Synthese
von gut definierten verzweigten Polymeren erfordern teure mehrstufige
Verfahren, welche die Isolierung von reaktiven Zwischenstufen-Makromonomeren
beinhalten. Die Makromonomere weisen polymerisierbare Endgruppen
auf, die üblicherweise
mittels eines funktionellen Initiators, eines Kettenabbruchs- oder
Kettenübertragungsmittels
eingeführt
werden. Gut definierte verzweigte Polymere werden anhand einer Makromonomer-Homopolymerisierung
oder Copolymerisierung mit geeigneten niedermolekularen Comomeren
erzeugt, die aufgrund bekannter Reaktivitätsverhältnisse ausgewählt werden.
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US-A 4,680,352 beschreibt die Molekulargewichts-Reduzierung
und die Synthese von Makromonomeren (Polymeren oder Copolymeren
mit ungesättigten
Endgruppen) bei Copolymerisationen mit Acrylaten und Styrol mit
verschiedenen Co(II)-Komplexen.
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J. Antonelli et al., US-A 5,362,813,
und C. Berge et al., US-A 5,362,826, offenbaren die Herstellung von
Makromonomeren anhand von radikalischen Additions/Fragmentations-Verfahren
und die Copolymerisierung von Makromonomeren. Die verzweigten Strukturen
wurden nicht genau beschrieben, und der Einbau der verzweigten Makromonomere
in komplexere Strukturen wurde nicht in Betracht gezogen.
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Das Dokument US-A 5,362,826 betrifft
ein Verfahren zur Herstellung einer Makromonomer-Zusammensetzung
anhand der frei radikalischen Polymerisierung von ungesättigten
Monomeren, welche zu einem Polymerisationsgrad im Bereich von 10
bis 800 führt.
Das Verfahren umfaßt
die Umsetzung eines oder mehrerer Vinylmonomere mit der Formel CH2=CY(CH3), optional
in Kombination mit Methacrylonitril, Maleinsäureanhydrid, Fumarat-Derivaten,
Styrol etc. sowie Mischungen davon.
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Ein Überblick über Dendrimere oder hyperverzweigte
Polymere, die unter Verwendung von teuren, multifunktionellen Spezialmonomeren
oder anhand von teuren mehrstufigen Verfahren hergestellt werden, welche
die wiederholte Isolierung der reaktiven Zwischenprodukte erfordern,
wird von J. C. Salamone, Hsg., in Polymeric Materials Encyclopedia,
Bd. 5 (1996) gegeben.
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Die oben angegebenen Entgegenhaltungen
umfassen die Copolymerisierung von Vinylmonomeren in Anwesenheit
von Kettenübertragungsmitteln,
aber offenbaren keine Synthesebedingungen für die Herstellung von Makromonomeren
oder Polymeren, welche Verzweigungen auf Verzweigungen aufweisen.
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Die Erfindung betrifft die generelle
Vorgehensweise bei der Synthese von Additionspolymeren, welche Verzweigungen
auf Verzweigungen und eine polymerisierbare Olefin-Endgruppe aufweisen,
anhand der bequemen Eintopf-Polymerisierung ausgewählter Vinylmonomere
mit Kettenpolymerisations-Initiatoren sowie ein Verfahren, um durch
Kettenübertragungs-
oder -abbruchmittel Olefin-Endgruppen bereitzustellen. Die Polymerisation
wird so durchgeführt,
daß es
häufig
zu einer Kettenübertragung
kommt, und daß jeder
Kettenübertragungs-Vorgang
die bestimmte Polymerkette mit einer end ständigen polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet.
Der anschließende
Einbau der zuvor in der Reaktion erzeugten Polymerketten führt zur
Verzweigung der anschließend
gebildeten Polymerketten, welche mit einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet
sind. Der anschließende
Einbau der verzweigten Polymerketten führt wiederum dazu, daß anschließend gebildete
Polymerketten Verzweigungen auf Verzweigungen aufweisen, die mit
einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet sind. Die spontane
Wiederholung des Vorgangs führt
zu stark verzweigten oder hyperverzweigten Produkten, die immer
noch Endgruppen mit einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität aufweisen.
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Die Erfindung betrifft ein verbessertes
Verfahren für
die frei radikalische Polymerisierung von mindestens einem ungesättigten
Vinylmonomer, um ein Polymer zu bilden, dessen Molekülstruktur
Verzweigungen auf Verzweigungen von mindestens fünf Verzweigungen aufweist und
das eine polymerisierbare Vinyl-terminierte Endgruppe aufweist,
umfassend das in Kontakt bringen von
- (i) einem
oder mehreren Vinylmonomeren mit der Formel CH2=CYZ
und
- (ii) einem Kettenübertragungsmittel
der Formel CH2=CQ-CH2-X,
wobei:
Y ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus OR, O2CR,
Halogen, CO2H, COR, CO2R,
CN, CONH2, CONHR, CONR2 und
R';
Z ausgewählt ist
aus H oder CH2OH;
R ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus substituiertem und unsubstituiertem
Alkyl, substituiertem und unsubstituiertem Aryl, substituiertem
und unsubstituiertem Heteroaryl, substituiertem und unsubstituiertem
Aralkyl, substituiertem und unsubstituiertem Alkaryl und substituiertem
und unsubstituiertem Organosilyl, wobei die Substituenten gleich
oder verschieden sind und ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus Carbonsäure, Carbonsäureester,
Epoxy, Hydroxyl, Alkoxy, primärem
Amino, sekundärem
Amino, tertiärem
Amino, Isocyanato, Sulfonsäure
und Halogen, und die Zahl der Kohlenstoffe in den Alkylgruppen 1
bis 12 beträgt;
und
R' ausgewählt ist
aus der aromatischen Gruppe bestehend aus substituiertem und unsubstituiertem
Aryl, substituiertem und unsubstituiertem Heteroaryl, wobei die
Substituenten gleich oder verschieden sind und ausgewählt sind
aus der Gruppe bestehend aus Carbonsäure, Carbonsäureester,
Epoxy, Hydroxyl, Alkoxy, primärem
Amino, sekundärem
Amino, tertiärem
Amino, Isocyanato, Sulfonsäure,
substituiertem und unsubstituiertem Alkyl, substituiertem und unsubstituiertem
Aryl, substituiertem und unsubstituiertem Olefin und Halogen;
X
ausgewählt
ist aus -(CUY-CH2)n-Z', S(O)R, S(O)2R, SnR3, Halogen,
R2 und R3
U
ausgewählt
ist aus H und R;
Q ausgewählt
ist aus Y oder, wenn X Halogen ist, aus Y und H;
Z' ausgewählt ist
aus H, SR1, S(O)R, S(O)2R,
R2 und R3;
n ≥ 1;
R
ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus substituierten und unsubstituierten
Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkaryl- und Organosilicium-Gruppen, wobei
der bzw. die Substituenten) unabhängig ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend
aus Carboxyl, Epoxy, Hydroxyl, Alkoxy, Amino und Halogen;
R1 ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus H, substituierten und unsubstituierten
Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkaryl- und Organosilicium-Gruppen, wobei
der Substituent bzw. die Substituenten unabhängig ausgewählt ist bzw. sind aus der Gruppe
bestehend aus Carboxyl, Epoxy, Hydroxy, Alkoxy, Amino und Halogen;
R2 ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus von frei radikalischen Initiatoren
abgeleiteten Fragmenten von substituierten und unsubstituierten
Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkaryl-, Organosilyl-, Alkoxyalkyl-,
Alkoxyaryl-, Sulfat-Gruppen, worin der Substituent bzw. die Substituenten
unabhängig
ausgewählt
ist bzw. sind aus R, OR1, O2CR,
Halogen, CO2H und deren Salzen, CO2R, CN, CONH2, CO2NHR, CONR2;
R3 ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus von frei radikalischen Initiatoren
abgeleiteten Fragmenten von substituierten und unsubstituierten
Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Alkaryl-, Organosilyl-, Alkoxyalkyl-,
Alkoxyaryl- und P(O)R2-Gruppen, worin der
bzw. die Substituent(en) unabhängig
ausgewählt
sind aus R, OR1, O2CR,
Halogen, CO2H und deren Salzen, CO2R, CN, CONH2, CO2NHR, CONR2;
wobei
die Verbesserung darin besteht, daß man ein Polymer mit einer
Verzweigungen auf Verzweigungen aufweisenden Architektur von mindestens
fünf Verzweigungen
und mit polymerisierbaren Vinyl-Kettenendgruppen in höherer Ausbeute
erhält,
sowie eine größere Dichte
der im Polymer vorhandenen Verzweigungen auf Verzweigungen, und
zwar dadurch, daß man
die Polymerisation auf die folgende Weise optimiert: Man wählt Schritt
III und mindestens eines von I; II; I und IV; und II und IV aus
den folgenden Schritten: - I – Senken der Reaktivitätsverhältnisse
von (i) und den resultierenden Vinylbeendeten Makromonomeren und
Polymeren gegen 0;
- II – Wählen eines
(i)/(iii)-Verhältnisses
zwischen 2 und 100, abhängig
von den Werten von I, III und IV;
- III – Erhöhen der
Umwandlung von (i) und (ii) von 80% gegen 100%;
- IV – Erhöhen der
Temperatur von 50° gegen
150°C.
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Aufgrund dieser Offenbarung und den
hierin angegebenen Beispielen ist ein Fachmann ohne weiteres mit
minimalem experimentellem Aufwand in der Lage, das optimale (i)/(ii)-Verhältnis für jede gegebene
Klasse von Monomer(en) sowie die Werte von (i), (iii) und (iv) zu
wählen.
Ein Fachmann ist ebenfalls in der Lage, das geeignete Kettenübertragungsmittel
für das
Monomer bzw. die Monomere, das bzw. die polymerisiert werden sollen,
zu wählen,
und zwar unter Zuhilfenahme bekannter Reaktivitätsverhältnisse dieser Kettenübertragungsmittel
und Monomere.
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Die Erfindung betrifft weiter das
Produkt der genannten Reaktion, welches in erster Linie aus einem Polymer
mit einer Verzweigungen auf Verzweigungen auf weisenden Struktur
mit mindestens fünf
Verzweigungen sowie aus einer polymerisierbaren Olefin-Endgruppe
besteht, und das die folgende Formel aufweist:
B'' =
X, B', H, CH
3, CH
2CHR
1CH
3 oder CH
2CMeR
2CH
3,
n
= 1 – 20,
m = 0 – 5,
p = 0 – 20;
n + m + p ≥ 2;
und
wenn m > 1, dann sind
die m-Insertionen nicht aufeinander folgend. X, Y, Z, R
1 und
R
2 sind wie weiter oben definiert.
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Wir haben ein allgemeines Verfahren
für die
Synthese von Additionspolymeren gefunden, welche Verzweigungen auf
Verzweigungen von mindestens fünf
Verzweigungen und eine polymerisierbare Vinyl-Endgruppe aufweisen,
durch die bequeme Eintopf-Polymerisation ausgewählter Vinylmonomere mit Kettenpolymerisations-Initiatoren, sowie
einen Weg zur Bereitstellung von Olefin-Endgruppen anhand von Kettenübertragungs-
oder -abbruchmitteln. Die Polymerisation wird so durchgeführt, daß die Kettenübertragung
häufig
auftritt, und daß jeder
Kettenübertragungsvorgang
die bestimmte Polymerkette mit einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet.
Das Verfahren ist in Schema 1 dargestellt.
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Der anschließende Einbau der zuvor in der
Reaktion erzeugten Polymerketten führt zur Verzweigung anschließend gebildeter
Polymerketten, die mit einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet
sind. Der anschließende
Einbau der verzweigten Polymerketten führt dazu, daß anschließend gebildete
Polymerketten Verzweigungen auf Verzweigungen von mindestens fünf Verzweigungen
aufweisen, die mit einer polymerisierbaren Olefinfunktionalität beendet
sind. Die spontane Wiederholung des Vorgangs führt zu stark verzweigten oder
hyperverzweigten Produkten, die immer noch Endgruppen aufweisen,
welche mit einer Olefinfunktionalität polymerisierbart werden können.
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Die anhand des vorliegenden Verfahrens
hergestellten Polymere sind in einer großen Vielfalt von Beschichtungen
nützlich.
Andere mögliche
Verwendungen schließen
die Aufbringung von Fasern, Filmen, Folien, Verbundmaterialien,
Mehr schichtüberzügen, photopolymerisierbaren
Materialien, Photoresists, oberflächenaktiven Mitteln, Dispersionsmitteln,
Klebstoffen, Haftbeschleunigern, Haftverbesserern, Verträglichkeitsvermittlern
und anderen anhand von Gieß-,
Blas-, Spinn- oder Sprühtechniken
ein. Endprodukte, welche von den erreichbaren Eigenschaften profitieren,
können
beispielsweise Anstriche und Lacke für Automobile und Gebäudeaußenflächen einschließen, einschließlich von
festkörperreichen,
wäßrigen oder
lösemittelhaltigen
Lacken. Polymere wie diejenigen, die in dieser Erfindung erzeugt
werden, könnten
beispielsweise in strukturierten Polymeren für Pigmentdispersionsmittel
verwendet werden.
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In einem bevorzugten Verfahren wird
der frei radikalische Initiator aus Azoinitiatoren ausgewählt, wofür typische
Beispiele einschließen:
2,2'-Azobis(isobutyronitril),
VAZO-88: 1,1'Azobis(cyclohexan-1-carbonitril) (DuPont
Co., Wilmington, DE), VR-110 = 2,2'-Azobis(2,4,4-trimethylpentan) (Wako
Pure Chemical Industries, Ltd., Osaka, Japan).
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Die Kettenübertragungsmittel CH2=CQ-CH2-X können eine
Basis aus Vinyliden-Makromonomeren aufweisen, welche auf verschiedene
Weise hergestellt werden können.
Ein gutes Beispiel ist das Methylmethacrylattrimer CH2=C(CO2Me)-CH2-CMe(CO2Me)-CH2-CMe(CO2Me)-CH3. Ein Überblick über diese
radikalischen Additions/Fragmentations-Kettenübertragungsmittel wurde von
E. Rizzardo et al., Macromol. Symp. 98,101 (1995) gegeben.
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Andere organische Kettenübertragungsmittel
schließen
allylische Sulfide, Sulfone, Bromide, Phosphonate, Stannane, Vinyliden-beendete
Methacryl-Oligomere, α-Methylstryrol-Dimer
und verwandte Verbindungen ein. Bevorzugte Kettenübertragungsmittel
und polymerisierbare Makromonomer-Zwischenprodukte zeigen eine zweifache
Reaktivität,
insofern als sie sowohl eine Copolymerisierung oder Homopolymerisierung
als auch eine konkurrierende Kettenübertragung durch das Additions/-Eliminations-Verfahren
durchlaufen können.
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Der Substituent Q für den Kettenübertragungs-Reagenten
wird so gewählt,
daß er
unter Polymerisationsbedingungen bei der radikalischen Polymerisierung
des bzw. der gewünschten
Monomere die geeignete Reaktivität
der Olefingruppe liefert. Die Substituenten Q und X können auch
so gewählt
werden, daß sie
jede erforderliche Endgruppen-Funktionalität in das Polymer einbringen.
Daher kann die Verwendung von funktionellen Kettenübertragungsmitteln
(iii) als Verfahren bevorzugt sein Diese Endgruppen können gleich
oder verschieden sein und können
so gewählt
werden, daß das
fertige Polymer telechel sein kann. Geeignete Endgruppen sind insbesondere
diejenigen, die mit der frei radikalischen Polymerisierung verträglich sind
und die Epoxy, Hydroxyl, Carboxyl, Silyl enthalten.
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Das Verfahren kann optional anhand
einer Massen-, Lösungs-,
Suspensions- oder Emulsionspolymerisation durchgeführt werden,
wobei ein Chargen- oder vorzugsweise ein unterfütterter Reaktor verwendet wird,
der eine bessere Steuerung ermöglicht.
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Die baumartig verzweigten Polymere
werden durch die in situ-Erzeugung und -Copolymerisierung der zuerst
linearen und im folgenden zunehmend verzweigten Makromonomere durch
die polymerisierbaren Olefingruppen gebildet. Das Verfahren wurde
durch kinetische Modellstudien der Monomer-, Kettenübertragungsmittel
(CTA)-Umwandlungen,
der Polymermolekulargewichts-Zunahme in Kombination mit der Quantifizierung der
Endgruppen und Verzweigungen demonstriert, wenn Vinyliden-MMA-Trimer, das als
CTA verwendet wurde, und Butylacrylat (BA) in einem unterfütterten
Reaktor umgesetzt wurden. Es wurden Makromoleküle hergestellt, die typischerweise
2 bis 30 Zweige mit jeweils 5 bis 20 Monomeren aufwiesen, hergestellt,
wobei die Länge
der Zweige in erster Linie vom Verhältnis Monomer/Kettenübertragungsmittel,
der Umwandlung und bis zu einem gewissen Grad von der Temperatur
gesteuert wird.
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Die Kettenpolymerisation wird durch
einen Kettenübertragungsschritt
so gesteuert, daß eine
polymerisierbare Olefin-Endgruppe bereitgestellt wird (Schema 1).
Die Verzweigungen auf Verzweigungen aufweisende Struktur wird durch
die in situ-Er zeugung und Copolymerisierung von linearen und im
folgenden zunehmend verzweigten Makromonomeren durch die polymerisierbaren
Olefin-Endgruppen aufgebaut.
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Diese Copolymerisierbarkeit der Monomere
wird in erster Linie durch die Raum- und Elektronen-Eigenschaften bestimmt,
welche in der Technik gut dokumentiert sind. Das Kettenverfahren
kann entweder ein Monomer oder mehrere unterschiedliche Monomere
einschließen.
Typische Monomere schließen
Acrylat, Acrylontiril, Acrylamid, Styrol, halogenierte Olefine,
Vinylester ein, können
aber auch N-Vinylcarbazol, N-Vinylpyrrolidon und Diene, wie Isopren
und Chloropren, einschließen.
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Die quantitative NMR-Analyse der
Produkte, insbesondere der Endgruppenstruktur und der Verzweigung,
zeigt in Kombination mit der Oligomeranalyse durch MALDI-Massenspektroskopie,
daß herkömmliche radikalische
Terminations- und Kettenübertragungs-Verfahren
unter diesen Umständen
effektiv unterdrückt werden
können,
wen Acrylate (oder Styrol) mit dem Vinyliden-Makromonomer/Kettenübertragungsmittel
copolymerisiert werden. Das Molekulargewicht und die Endgruppenstruktur
des Polymers werden in erster Linie durch die β-Spaltungs-Kettenübertragung
gesteuert. Hohe Umwandlungen (üblicherweise
80–90%)
der Vinyliden-Endgruppe werden in erster Linie durch einen Einbau,
d. h. eine Copolymerisierung erreicht, die zu Verzweigungen führt. Die
Daten sind konsistent mit einem Mechanismus, bei dem die anfangs
gebildeten verzweigten Makromoleküle die Vinyliden-Endgruppe
in erster Linie durch die β-Spaltungs-Kettenübertragung empfangen.
Das Vorhandensein einer reaktiven Vinyliden-Endgruppe ermöglicht es
den einfach verzweigten Makromolekülen, an anschließenden (sekundären) analogen
Copolymerisationsschritten teilzunehmen, die schließlich zu
noch stärker
verzweigten Strukturen führen,
die man als Polymere mit Verzweigungen auf Verzweigungen bezeichnen
kann.
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Die Bildung von Strukturen mit Verzweigungen
auf Verzweigungen wird durch einen erheblichen Anstieg des Polymer-Molekulargewichts
und durch die Zahl der Verzweigungen pro Polymermolekül angezeigt, der
sogar bei einer fast vollständigen
Umwandlung des Vinyliden-(MMA)3=, das als
Kettenübertragungsmittel und
Modell- Makromonomer
verwendet wurde, und bei hohen Acrylatmonomer-Umwandlungen auftritt.
Die Entwicklung von Nachweisverfahren für die Bildung von verzweigten
Polymeren aus Vinyliden-Makromonomeren durch NMR, SEC, GC, MALDI-Massenspektroskopie
war von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung und Bestätigung dieses
Verfahrens zur Herstellung von Strukturen mit Verzweigungen auf
Verzweigungen, siehe E. McCord et al., ACS Polymer Prep. 36(2) 106
(1995).
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Die Dichte der Verzweigungen, die
anhand des Verhältnisses
von Pfropfungen zu β-Spaltungen
geschätzt
wird, wird in erster Linie vom BA/Kettenübertragungsmittel-Verhältnis, von
der Umwandlung und bis zu einem gewissen Grad von der Temperatur
im Bereich von 60 bis 100°C
bestimmt. Unter Standardbedingungen tritt eine MMA-Trimerverzweigung
pro 8 bis 16 verbrauchte BA-Comonomeren auf, was einem Molekulargewicht
des BA-Segments pro Zweig von 1000–2000 entspricht und ausreichend
weit unterhalb der Verhakungslänge
liegt.
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Die Copolymere wurden durch 1H und 13C NMR anhand
von herkömmlicher
SEC unter Verwendung eines RI-Detektors vs. PMMA-Standards charakterisiert
und mit Daten, die anhand einer Universalkalibrierung in THF und
dem durch Lichtstreuung ermittelten Gewichtsmittel des Molekulargewichts
erhalten wurden, verglichen. Unter typischen Radikalpolymerisations-Bedingungen
im unterfütterten
Reaktor, der in diesen Studien verwendet wurde, ist ein etwa 10-facher
molarer Uberschuß von
Acryl-Comonomer
gegenüber
dem Methacrylat-Vinyliden-Makromonomer erforderlich, um eine akzeptable
Ausbeute (>10%) und
eine nennenswerte Zahl (>5)
von Verzweigungen pro Makromolekül
zu erhalten. Die Zahl von 5 Verzweigungen pro Molekül ist (per
Definition) das Minimum für
die Verzweigungen auf Verzweigungen aufweisenden Strukturen der
vorliegenden Erfindung.
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Die kinetischen Daten im frühen und
mittleren Umwandlungsstadium zeigten wie erwartet, daß bei hohen
Temperaturen die β-Spaltung
gegenüber
dem Einbau bevorzugt wird. Bei einer fast vollständigen Umwandlung der Vinylidengruppen
zeigte sich, daß der
Einfluß der
Temperatur auf das Gesamtverhältnis
von Einbau zu β-Spaltung
gering ist. Das ist offensichtlich darauf zurückzuführen, daß die Aktivierungsenergie für die konkurrierende β-Spaltung
gegenüber
der für
den Einbau etwas höher
ist, und daß der
Einbau ein Hauptmechanismus beim Verbrauch der Vinylidengruppen
darstellt.
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Bevorzugte Monomere sind die folgenden:
Methylacrylat, | Dibutoxymethylsilylpropylacrylat, |
Ethylacrylat, | Diisopropoxymethylsilylpropylacrylat, |
Propylacrylat
(alle Isomere), | Dimethoxysilylpropylacrylat, |
Butylacrylat
(alle Isomere), | Diethoxysilylpropylacrylat, |
2-Ethylhexylacrylat, | Dibutoxysilypropylacrylat, |
Isobornylacrylat, | Diisopropoxysilylpropylacrylat, |
Acrylsäure, | Vinylacetat, |
Benzylacrylat, | Vinylpropionat, |
Phenylacrylat, | Vinylubutyrat, |
Acrylonitril, | Vinylbenzoat, |
Glycidylacrylat, | Vinylchlorid, |
2-Hydroxyethylacrylat, | Vinylfluorid, |
Hydroxypropylacrylat
(alle Isomere) | Vinylbromid, |
Hydroxybutylacrylat
(alle Isomere), | Isopropenylbutyrat, |
Diethylaminoethylacrylat, | Ispropenylacetat, |
Triethylenglycolacrylat, | Isopropenylbenzoat, |
N-tert-Butylacrylamid, | Isopropenylchlorid, |
N-n-Butylacrylamid, | Ispropenylfluorid, |
N-Methylolacrylamid, | Isopropenylbromid, |
N-Ethylolacrylamid, | Itaconsäure, |
Trimethoxysilylpropylacrylat, | Itaconsäureanhdrid, |
Triethoxysilylpropylacrylat, | Dimethylitaconat, |
Tributoxysilylpropylacrylat, | Methylitaconat, |
Dimethoxymethylsilylpropylacrylat,
Diethoxymethylsilylpropylacrylat, | Isopropenylbenzoesäure (alle
Isomere), |
Isopropenylbenzolsulfonsäure (alle
Isomere), | 2-Ethylhexyl-2-hydroxymethylacrylat,
Isobornyl-2-hydroxymethylacrylat, |
Methyl-2-hydroxymethylacrylat, | Styrol, |
Ethyl-2-hydroxymethylacrylat, | Vinylbenzoesäure (alle
Isomere), |
Propyl-2-hydroxymethylacrylat
(alle Isomere), | Diethylaminostyrol
(alle Isomere), para-Methylstyrol (alle Isomere), |
Butyl-2-hydroxymethylacrylat
(alle Isomere), | Divinylbenzol
(alle Isomere) und Vinylbenzolsulfonsäure (alle Isomere). |
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BEISPIELE
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Beispiele 1–15:
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Herstellung von Poly(butylacrylaten)
mit Verzweigungen auf Verzweigungen unter Verwendung des Methylmethacrylat-Vinylidentrimer
s(MMA)3= als Kettenübertragungsmittel und Makromonomer
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Diese Vorgehensweise erläutert die
Herstellung, die Analyse und die Bestätigung einer Polymerstruktur
mit Verzweigungen auf Verzweigungen, die mindestens 5 Verzweigungen
aufweist, in einem unterfütterten Reaktor
in einem Mehrstufen/Eintopf-Verfahren.
Die Bedingungen für
die Bildung einer Struktur mit Verzweigungen auf Verzweigungen werden
vom Einfluß der
Temperatur, der Konzentrationen und der Umwandlungen des Monomers,
des Kettenübertragungsmittels
und des Initiators auf die Polymerstruktur bestimmt. Die durchbrochene
Linie in jeder der folgenden Tabellen zeigt an, wo Polymere erzeugt
werden, welche in nennenswertem Umfang Verzweigungen auf Verzweigungen
aufweisen.
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Die Polymere der Erfindung mit den
günstigsten
Eigenschaften sind diejenigen, die eine Struktur aufweisen, die
zu mindestens 10%, stärker
bevorzugt mindestens 25% und am stärksten bevorzugt über 50%
Verzweigungen auf Verzweigungen aufweist.
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BEISPIEL
1
Polymerisierung von Butylacrylat mit Vinyliden-Methylmethacrylattrimer
als Kettenübertragungsmittel
und Makromonomer bei 70°C.
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Teil I wurde in den Reaktor geladen,
der mit einem Rührer,
einem Rückflußkühler, einem
Thermoelement und einem positiven Stickstoffdruck ausgestattet war,
und auf 70°C
erwärmt.
Die Teile II und III wurden gleichzeitig über 150 bzw. 120 Minuten in
den Reaktor geleitet. Nachdem die Zugabe von Teil II beendet war, wurde
der Reaktorinhalt weitere 60 Minuten lang bei 80°C gehalten. Die Polymerisationskinetik
wurde mittels Gaschromatographie, NMR und GPC verfolgt. Es wurden
~5 g-Proben der
Reaktionsmischung in 20 min-Intervallen entnommen, gefolgt von einer
GC-Bestimmung der Konzentrationen von BA und Vinyliden-MMA-Trimer.
Die flüchtigen
Verbindungen wurden mehrere Stunden lang unter hohem Vakuum abgestrippt,
und die Oligomere/Polymere wurden mittels NMR und GPC analysiert.
Decan wurde als innerer Standard verwendet, und die molaren Ansprechfaktoren
wurden unter Verwendung von Mischungen mit bekannten Zusammensetzungen
bestimmt, welche SCT-MMA-Trimer, BA und Decan enthalten. Die kinetischen
Daten sind in Tabelle 1 angegeben. Die Polymer-Zusammensetzung wurde
mit Matrix Assisted Laser Desorption Ionisation (MALDI)-Massenspektroskopie
verfolgt. Das Molekulargewicht der Polymere wurde anhand von SEC
und Viskometrie gemessen. Die Struktur beider Polymere, einschließlich der
Verzweigungsdichte und der Endgruppen, wurde durch 1H
und 13C NMR charakterisiert.
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BEISPIEL
2
Polymerisierung von Butylacrylat mit Vinyliden-Methylmethacrylattrimer
als Kettenübertragungsmittel
und Makromonomer bei 70°C
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Es wurde so vorgegangen wie in BEISPIEL
1 beschrieben, es wurde eine Initiatorkonzentration verwendet, die
um das dreifache über
der von BSP. 1 lag. Die Daten sind in Tabelle 2 gezeigt.
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BEISPIEL
3
Polymerisation von Butylacrylat mit Vinyliden-Methylmethacrylattrimer
als Kettenübertragungsmittel
und Makromonomer bei 80°C
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Bei 80°C wurde so vorgegangen wie in
BEISPIEL 1 beschrieben. Die kinetischen Daten sind in Tabelle 3
angegeben.
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BEISPIEL
4
Polymerisation von Butylacrylat mit Vinyliden-Methylmethacrylattrimer
als Kettenübertragungsmittel
und Makromonomer bei 90°C
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Bei 90°C wurde so vorgegangen wie in
BEISPIEL 1 beschrieben. Die kinetischen Daten sind in Tabelle 4
angegeben.
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BEISPIEL
5
Polymerisierung von Butylacrylat mit Vinyliden-Methylmethacrylattrimer
als Kettenübertragungsmittel
und Makromonomer bei 100°C
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Bei 100°C wurde so vorgegangen wie in
BEISPIEL 1 beschrieben. Die kinetischen Daten sind in Tabelle 5
gezeigt.
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BEISPIELE
6–10
Tabelle
6.
Einfluß der
Temperatur und des Butylacrylat/Vinyliden-Methylmethacrylattrimer-Verhältnisses
auf die Zahl der Verzweigungen pro Makromolekül
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BEISPIELE
11–15
Tabelle
7. Auswirkung der Temperatur und des Butylacrylat/Vinyliden-Methylmethacrylattrimer-Verhältnisses auf
die Zahl der Zweige pro Makromolekül
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BEISPIEL 16
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Demonstration der verzweigten
Struktur von Poly(butylacrylaten), die unter Verwendung von Methylmethacrylat-Vinylidentrimer
(MMA)3= als Kettenübertragungsmittel und Makromonomer
hergestellt wurde
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Lineare Poly(butylacrylate) mit einem „α"-Koeffizienten von
0,70 in der Mark-Houwink-Gleichung
[η] = KMα.
Die Copolymere 3 haben im Gegensatz dazu einen Mark-Houwink-„α"-Koeffizienten von
0,35–0,50,
wie es von einem Polymer mit einer verzweigten und nicht linearen
Struktur zu erwarten ist.