DE4418605C2 - Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher Oberflächengüte - Google Patents
Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher OberflächengüteInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Werkzeug zur Bearbeitung von Boh
rungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher
Oberflächengüte, mit einem rotationssymmetrischen Werkzeugkopf,
einem Werkzeugschaft und zwei axial beabstandeten Schneidein
richtungen, wobei die erste Schneideinrichtung zur Zerspanung
bei einer Vorschubbewegung des Werkzeuges an einem vorauslau
fenden vorderen Endbereich des Werkzeugkopfes angeordnet ist
und die zweite Schneideinrichtung zur Zerspanung bei einem Zu
rückziehen des Werkzeuges am Umfang des Werkzeugkopfes angeord
net und durch eine Verstelleinrichtung radial verstellbar ist.
Der Verzug und die Schwindung bei der schmelz- bzw. sintertechnischen
Herstellung von zylinderförmigen Rohren aus schwer zerspanbaren Mate
rialien wie Glas oder Keramik machen eine Nachbearbeitung des Innen
zylinders unumgänglich. Dabei erfolgt die Nachbearbeitung überwiegend
durch einen Bohrprozeß oder Bohrschleifprozeß. Zur Verbesserung der
Formgenauigkeit sowie zu einer ersten, wesentlichen Verringerung der
Oberflächenrauhigkeit, während eine anschließende, mehrstufige Honbe
arbeitung überwiegend die Verbesserung der Oberflächengüte zum Ziel
hat. Dabei wird bei extrem langen Bauteilen der Bohr- oder Bohr
schleifvorgang auf speziellen horizontalen Tieflochbohrmaschinen
durchgeführt, während für die Finishbearbeitung Vertikalhonmaschinen
eingesetzt werden.
Diese Fertigungsfolge weist jedoch wesentliche Nachteile auf. So ist
bei einem einstufigen Bohr- bzw. Bohrschleifvorgang bei den oben ge
nannten Materialien eine extrem hohe Randzonenschädigung zu beobach
ten, die zu unwirtschaftlich langen Bearbeitungszeiten bei der nach
folgenden Honoperation führen. Wird hingegen zur Reduktion der Rand
zonenschädigung der einstufige Bohr- oder Bohrschleifvorgang in eine
Schruppbearbeitung und einen Schlichtvorgang untergliedert, so ist
ein Werkzeugwechsel mit entsprechenden Stillstandzeiten der Maschine
unumgänglich.
Herkömmlicherweise werden zur Feinbearbeitung von Bohrungen zur Erhö
hung von Paßgenauigkeit und Oberflächengüte Reibahlen verwendet. So
zeigt beispielsweise die DE-OS 16 52 790 eine verstellbare Reibahle
mit einem zylindrischen Werkzeugschaft, der an seinem Umfang mehrere,
in Umfangsrichtung beabstandete Schneidplatten aufweist, die radial
verstellbar sind.
Speziell für die Nachbearbeitung von Bohrungen in sprödharten Mate
rialien wie Glas oder Keramik ist eine derartige Reibahle nicht zu
friedenstellend, da die verstellbaren Schneidplatten infolge der
schweren Zerspanbarkeit der spröden Werkstoffe zum Rattern neigen,
wodurch sich die durch die Feinbearbeitung erstrebte Formgenauigkeit
sowie Oberflächengüte des Innenzylinders verschlechtern.
Ähnliche Probleme bestehen, abgesehen von der Kompliziertheit des
Werkzeuges, beim Einsatz eines Feinbohrwerkzeuges gemäß EP-554 772 A1.
Aus der DE-PS 35 23 919 ist ein gattungsgemäßes Werkzeug zum Herstellen einer
Bohrung bekannt, bei der das Aufbohrwerkzeug am vorauslaufen
den Ende eine erste Schneideinrichtung in Form von Wende
schneidplatten aufweist, die eine Vorbearbeitung der Bohrung
in Verbindung mit der Vorschubbewegung des Werkzeuges be
wirkt, während eine nur innerhalb eines Rückhubes des Werk
zeuges wirksame Feinbearbeitungsvorrichtung in Form von
Schälmessern hinter der ersten Schneideinrichtung am Umfang
des Werkzeuges zur Endbearbeitung der Bohrung angeordnet ist.
Als Betätigungsvorrichtung für die Schälmesser ist ein zen
traler Steuerkolben mit einem daran befestigten Kegelstumpf
vorgesehen. Dieses Werkzeug ist in seinem Aufbau verhältnis
mäßig kompliziert, und es kann aufgrund der penumatischen
oder hydraulischen Beaufschlagung des Steuerkolbens nicht oh
ne weiteres an herkömmlichen Bohrmaschinen zum Einsatz kom
men
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Werkzeug
der eingangs genannten Art zu verbessern, das eine einfache
konstruktive Gestaltung aufweist und ohne entsprechende
Stillstandzeiten verursachenden Werkzeugwechsel die wirt
schaftliche Feinbearbeitung von Bohrungen mit extrem hohen
Formgenauigkeiten und Oberflächengüten auch bei Werkstücken
aus schwer zerspanbaren Materialien wie Glas oder Keramik er
möglicht.
Diese Aufgabe wird bei einem Werkzeug der eingangs genannten
Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Werkzeugkopf
napfförmig mit einem zylindrischen Bodenabschnitt und einer
dünnwandigen Wandung ausgebildet ist, wobei an einer Stirn
fläche des Bodenabschnittes die erste Schneideinrichtung be
festigt ist und an einem Außenumfang der Wandung die zweite
Schneideinrichtung befestigt ist und zumindest die zweite
Schneideinrichtung Schneidkörper mit geometrisch unbestimmter
Schneide aufweist.
Das erfindungsgemäße Werkzeug ermöglicht eine unter
gliederte Feinbearbeitung der Bohrungen, die aufgrund der ab
gestimmten Schneidparameter mit extrem hoher Formgenauigkeit
und Oberflächengüte wirtschaftlich herstellbar sind, wobei
kein den Arbeitsablauf unterbrechender Werkzeugwechsel not
wendig ist. Die Schneidparameter werden dabei derart gewählt,
daß bei der Vorschubbewegung ein relativ hohes Zerspanvolumen
zur Grob-Vorbearbeitung erzielt wird, während zur Fein-End
bearbeitung während der Rückzugbewegung des Werkzeuges die
Schneidparameter derart eingestellt werden, daß die Randzo
nenschädigungen reduziert und höchste Formgenauigkeit und
Oberflächengüte erreicht werden.
Durch das erfindungsgemäße Werkzeug
erfolgt
während der Vorschubbewegung vorzugsweise eine schleifende Grob-
Bearbeitung einer bereits vorhandenen Bohrung.
Vorzugsweise wird die zweite Schneideinrichtung durch zumindest einen
Schneidkörper mit geometrisch unbestimmter Schneide, insbesondere
durch Schleifbeläge, gebildet.
Aufgrund der zweiten, radial verstellbaren Schneideinrichtung mit
geometrisch unbestimmter Schneide ist das erfindungsgemäße Werkzeug
besonders für die Feinbearbeitung von Bohrungen in schwer zerspanba
ren Materialien wie Glas oder Keramik geeignet, da die Endbearbeitung
in einem Arbeitsgang schleifend mit geringem Spanungsquerschnitt und
die gleichzeitigen Eingriffe einer Vielzahl von Schneiden erfolgen.
Für die Bearbeitung von Innenzylinderflächen bzw. vorgefertigten Durch
gangsbohrungen ist es besonders vorteilhaft, wenn sowohl die erste
als auch die zweite Schneideinrichtung Schneidkörper mit geometrisch
unbestimmten Schneiden, insbesondere Schleifkörpern oder -belägen,
mit unterschiedlicher Körnung sind.
Es ist dabei besonders von Vorteil, daß die beiden Schneideinrichtun
gen voneinander axial beabstandet sind und für jeweils einen Bearbei
tungsschritt bei einer Vorschubbewegung bzw. bei einem Zurückziehen
des Werkzeuges vorgesehen sind, da so die Schneidparameter wie Vor
schub, Schnittiefe oder Schnittgeschwindigkeit für den jeweiligen Be
arbeitungsschritt individuell anpaßbar sind. Dabei ist bei der ersten
Schleifoperation während des Vorschubes des Werkzeuges durch die
nachzubearbeitende Bohrung lediglich die erste Schneideinrichtung im
Eingriff, während die zweite Schneideinrichtung radial derart einge
stellt ist, daß sie mit der Werkstückwandung nicht in Berührung
kommt. Erst beim Zurückziehen des Werkzeuges wird die zweite Schneid
einrichtung radial zugestellt, so daß eine Zerspanung durch die zwei
te Schneideinrichtung erfolgt.
Die erste Schneideinrichtung kann aber auch aus einer herkömmlichen,
eine Querschneide aufweisenden Schneidspitze (in der Art einer Spi
ralbohrerspitze) ausgebildet sein, insbesondere wenn eine Bohrung im
vollen Material erfolgt. Die zweite, als Schleifkörper ausgebildete,
radial verstellbare Schneideinrichtung wird nach radialer Einstellung
bei einem Zurückziehen des Werkzeuges mit einer schleifenden
Fein-Endbearbeitung wirksam.
Der Werkzeugkopf in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
ist rotationssymmetrisch und napfförmig mit einem zylindrischen Bo
denabschnitt und einer dünnwandigen Wandung ausgeführt, wobei an
einer Stirnfläche des Bodenabschnittes die erste Schneideinrichtung
und an einem Außenumfang der Wandung die zweite Schneideinrichtung
befestigt ist. Die erste Schneideinrichtung an der Stirnfläche des
Werkzeugkopfes ist bei der Vorschubbewegung des Werkzeuges dabei so
wohl mit einer Stirnfläche als auch mit einer Umfangsfläche mit dem
Werkstück in Berührung, so daß der erste Bearbeitungsschritt während
der Vorschubbewegung des Werkzeuges vorzugsweise einem schleifenden
Aufbohren gleicht. Die zweite Schneideinrichtung, die der
Fein-Endbearbeitung beim Zurückziehen des Werkzeuges dient, ist an
der dünnwandigen Wandung des Werkzeugkopfes befestigt und kann radial
verstellt werden.
In besonders vorteilhafter Weise ist dabei die erste und/oder zweite
Schneideinrichtung ein Schleifbelag mit unterschiedlicher Körnung. So
weist vorzugsweise der an der Stirnfläche des Werkzeugkopfes ange
brachte erste Schleifbelag, der insbesondere zur Realisierung eines
hohen Zeitsparenvolumens eingesetzt wird, eine entsprechend grobe
Kornspezifikation auf. Der zweite, radial verstellbare Schleifbelag,
der zur Fein-Endbearbeitung beim Zurückziehen des Werkzeuges vorgese
hen ist, weist demgegenüber eine sehr feinkörnige Spezifikation auf,
um die Randzonenschädigung weitgehend zu minimieren. Ein grundsätzli
cher Vorteil der Ausführung der beiden Schneideinrichtungen als
Schleifbelag ist der Selbstschärfungseffekt, der im Besonderen bei
der Bearbeitung von sprödharten Werkstoffen von Vorteil ist. Bei Er
reichen eines bestimmten Verschleißzustandes werden die Schleifkörner
freigegeben, wodurch ein nachfolgendes scharfes Korn zum Eingriff
kommt.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht auch darin, daß
die erste Schneideinrichtung mehrere Schleifbelagsegmente, die ent
lang eines Kreisringes an einem äußeren Rand der Stirnfläche des
Werkzeugkopfes angeordnet sind, aufweist, wobei die Schleifbelagseg
mente voneinander durch radiale Spalten beabstandet sind. Dies ermög
licht zum einen einen ausreichenden Kühlschmierstoffdurchfluß, zum
anderen werden die Späne durch die radialen Spalten zwischen den
Schleifbelagsegmenten aus der Zerspanzone transportiert.
Des weiteren besteht die zweite Schneideinrichtung in besonders vor
teilhafter Weise aus mehreren Schleifringsegmenten, die entlang eines
Kreisringes auf dem Außenumfang der Wandung des Werkzeugkopfes ange
ordnet sind, wobei die Schleifbelagsegmente voneinander durch radiale
Spalten beabstandet sind.
Vorzugsweise weist die Wandung des Werkzeugkopfes einen sich zum Bo
denabschnitt verjüngenden Querschnitt auf und in axialer Richtung ge
schlitzt, wobei die Schlitze in der Wandung entsprechend den Spalten
zwischen den Schleifringsegmenten der zweiten Schneideinrichtung an
geordnet sind. Auf diese Weise kann die zweite Schneideinrichtung
sehr einfach radial verstellt werden, indem die geschlitzte Wandung
des Werkzeugkopfes nach außen elastisch aufgeweitet wird. Der sich
zum Bodenabschnitt verjüngende Querschnitt der Wandung führt dabei zu
einer elastischen Deformation der Wandung im wesentlichen in einem
Fußbereich der Wandung, der an den Bodenabschnitt des Werkzeugkopfes
angrenzt, so daß sich der Anstellwinkel der zweiten Schneideinrich
tung durch das Aufweiten nur sehr gering ändert. Zusammen mit dem ge
schlitzten Schleifbelag ist dadurch die radiale Verstellbarkeit der
zweiten Schneideinrichtung sehr einfach.
Darüber hinaus weist die Wandung des Werzeugkopfes in vorteilhafter
Weise eine konische Innenfläche und die Verstelleinrichtung eine konische Außenfläche auf,
die in Werkzeuglängsrichtung relativ zum Werkzeugkopf ver
schieblich ist und mit der konischen Innenfläche der Wandung des Werkzeugkopfes
in Eingriff ist. Durch die konischen Eingriffsflächen der Wandung des
Werkzeugkopfes und der Verstelleinrichtung wird eine axiale Bewegung
der Verstelleinrichtung in eine radiale Verstellbewegung der Wandung
des Werkzeugkopfes und dadurch der zweiten Schneideinrichtung umge
setzt. Im Besonderen bewirkt dabei die Abstützung der geschlitzten
Wandung mit dem darauf befestigten geschlitzten Schleifbelag auf dem
Konus der Verstelleinrichtung eine optimale Steifigkeit des Werkzeu
ges, so daß höchste Formgenauigkeiten erzielt werden.
Nach einer weiteren, vorteilhaften Ausführungsform ist die konische Außenfläche der
Verstelleinrichtung integral einstückig an einer axial verschiebbaren
Hülse ausgebildet, die auf dem Werkzeugschaft drehfest und axial ver
schieblich gelagert ist. Die konische Außenfläche mit der konischen Innenfläche der Wan
dung des Werkzeugkopfes in Eingriff ist, ist darauf in seiner Lage
sehr exakt bestimmt, so daß dementsprechend auch die Lage der
Wandung mit dem darauf befestigten Schleifbe
lag äußerst exakt in bezug auf die Werkzeugrotationsachse bestimmt
ist. Dies ermöglicht trotz der elastischen Verformbarkeit der Wandung
des Werkzeugkopfes größte Maßhaltigkeit und eine sehr hohe Steifig
keit des Werkzeuges, so daß höchste Formgenauigkeiten bei der Nachbe
arbeitung der Bohrungen erreichbar sind.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin,
daß die Hülse an einem Außenumfang Führungsleisten aufweist, wobei
Außenflächen der Führungsleisten auf einer kreiszylindrischen Mantel
fläche liegen, deren Durchmesser dem (fixen) Durchmesser der ersten
Schneideinrichtung entspricht. Beim Vorschub des Werkzeuges, bei dem
die erste Schneideinrichtung zur Zerspanung mit dem Werkstück im Ein
griff ist, garantieren die in diesem Fall der Bearbeitungsstelle
nacheilenden Führungsleisten den Geradeauslauf des Werkzeuges bei
dieser Bearbeitungsoperation. Während des Zurückziehens des Werkzeu
ges stützen die Führungsleisten das Werkzeug an der Werkstückwandung
in einer gegenüber der durch die zweite Schneideinrichtung bestimmten
Bearbeitungssteile vorauseilenden Position ab und sichern auch bei
der Fein-Endbearbeitung den Geradeauslauf des Werkzeuges.
Eine vorteilhafte Ausführungsform für die radiale Verstellung der
zweiten Schneideinrichtung ist dadurch gegeben, daß die Verstellein
richtung mit einer Federeinrichtung zur Vorspannung der Hülse in eine
Grob-Vorbearbeitungsposition, in der die Wandung des Werkzeugkopfes
entspannt ist, und mit einer Spanneinrichtung zur Verschiebung der
Hülse in eine Fein-Endbearbeitungsposition entgegen der Federvor
spannung ausgeführt ist. Durch die Spanneinrichtung ist die axiale
Verschiebung der Hülse und dadurch die radiale Verstellbarkeit der
zweiten Schneideinrichtung sehr exakt einzustellen und zu kontrollie
ren, wobei ein Spiel der Spanneinrichtung sowohl durch die Vorspan
nung der Federeinrichtung als auch durch die Kräfte infolge des koni
schen Eingriffes zwischen der Verstelleinrichtung und dem Werkzeug
kopf vermieden ist. Nach Beendigung der Feinschleifoperation wird der
Konus der Verstelleinrichtung mit Unterstützung der Federeinrichtung
in eine hintere Stellung gedrückt, wodurch die Wandung des Werkzeug
kopfes eine entspannte Stellung einnimmt.
Besonders einfach und effektiv ist es, die Federeinrichtung als Spi
ralfeder auszuführen, die auf dem Werkzeugschaft zwischen dem Werk
zeugkopf und der konischen Außenfläche aufgenommen ist sowie die Spanneinrichtung als
Spannhülse auszuführen, die auf dem Werkzeugschaft an einer der konischen
Außenfläche gegenüberliegenden Seite der Hülse anliegt, wobei eine Verschiebemut
ter, die mit einem Außengewinde auf dem Werkzeugschaft in Eingriff
ist, die Spannhülse abstützt.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist
zwischen dem Werkzeugkopf und der konischen Außenfläche eine Anschlaghülse zur Be
grenzung der Verschiebung der konischen Außenfläche relativ zum Werkzeugkopf auf dem
Werkzeugschaft angeordnet, wobei die Spiralfeder auf der dem Werk
zeugkopf zugewandten Seite in einer Hülsenaussparung und auf der der
konischen Außenfläche zugewandten Seite in einer Konusaussparung aufgenommen ist.
Diese Anschlaghülse legt die maximale axiale Verschiebung des Konus
und entsprechenderweise die maximale radiale Verstellung der zweiten
Schneideinrichtung äußert exakt fest, so daß die zweite Schneidein
richtung höchst genau verstellbar ist und sich somit durch die
Fein-Feinbearbeitung beim Zurückziehen des Werkzeuges höchste Formge
nauigkeiten erreichen lassen.
Besonders günstig ist es, daß eine Stirnfläche und eine Umfangsfläche
der Schleifbelagsegmente der ersten Schneideinrichtung einen Winkel
kleiner 90° (z. B. 75°) zueinander einschließen, um die Standzeit des
Schleifbelages zu erhöhen bzw. die aktive Schneidenfläche über eine
lange Schleifdauer entsprechend groß halten.
Aus dem gleichen Grund ist die rückseitige Stirnfläche unter einem
spitzen Winkel geneigt zur Umfangsfläche der Schleifringelemente der
zweiten Schneideinrichtung angeordnet.
Vorzugsweise ist der Werkzeugschaft mit dem Werkzeugkopf lösbar ver
bunden. So ist zum einen zur Anpassung des Werkzeuges an unterschied
liche Fertigungsaufgaben lediglich ein Austauschen des Werkzeugkopfes
erforderlich, während die übrigen Bauteile mit unterschiedlichen
Werkzeugköpfen kombiniert für mehrere, verschiedene Fertigungsaufga
ben verwendbar sind. Zum anderen kann bei Verschleiß, der bevorzugt
am Werkzeugkopf auftritt, dieser individuell ersetzt und die restli
chen Komponenten weiter verwendet werden.
In vorteilhafter Weise weist die Hülse, die auf dem Werkzeugschaft
gelagert ist, zumindest eine durchgehende Nut auf, in die eine form
schlüssig mit dem Werkzeugschaft verbundene Feder eingreift. Dies ge
währleistet, daß die Hülse auf dem Werkzeugschaft drehfest und axial
verschieblich gelagert ist, wobei die Nut-Feder-Verbindung eine bil
lige Verbindung ist, die zur Übertragung der Drehbewegung des Werk
zeugschaftes auf die Hülse ausreichend ist, wobei trotzdem die radia
le Lage der Hülse relativ zum Werkzeugschaft sehr genau und steif be
stimmt ist, so daß insgesamt das Werkzeug eine hohe Steifigkeit be
sitzt, die eine hochgenaue Feinbearbeitung ermöglicht.
Nach einer besonders vorteilhaften Ausführungsform ist die erste
und/oder zweite Schneideinrichtung mit dem Werkzeugkopf lösbar ver
bunden. Bei Verschleiß ist somit lediglich die jeweilige Schneidein
richtung vom Werkzeugkopf zu entfernen und durch einen neuen zu er
setzen, während die restlichen Bauteile inklusive Werkzeugkopf wei
terverwendet werden können. Darüber hinaus ermöglicht die lösbare
Verbindung zwischen der Schneideinrichtung und dem Werkzeugkopf einen
einfachen und schnellen Schneidstoffwechsel, so daß das erfindungsge
mäße Werkzeug in einfacher Weise an unterschiedliche Bearbeitungsauf
gaben von unterschiedlichen Materialien des Werkstückes, die eine un
terschiedliche Körnung, Härte, Konzentration und Bindung des Schleif
belages erforderlich machen, anpaßbar ist.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles und
zugehöriger Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen:
Fig. 1 eine Schnittdarstellung des zylindrischen Werkzeuges zur
Feinbearbeitung von Bohrungen nach einem Ausführungsbei
spiel der vorliegenden Erfindung, wobei eine Einstellung
des Werkzeuges für eine Grob-Vorbearbeitung bei einer
Vorschubbewegung des Werkzeuges dargestellt ist,
Fig. 2 eine Schnittdarstellung des Werkzeuges nach dem Ausfüh
rungsbeispiel entsprechend Fig. 1, wobei das Werkzeug in
einer Einstellung zur Fein-Endbearbeitung während eines
Rückziehens des Werkzeuges dargestellt ist,
Fig. 3 eine Frontansicht des Werkzeuges nach dem Ausführungs
beispiel entsprechend Fig. 1, das als eine erste Schneid
einrichtung mehrere, durch radiale Spalten beabstandete
Schleifbelagsegmente aufweist,
Fig. 4 eine Schnittdarstellung eines Werkzeugkopfes des Werk
zeuges nach dem Ausführungsbeispiel entsprechend Fig. 1,
mit einer ersten Schneideinrichtung an einer Stirnfläche
und einer zweiten Schneideinrichtung auf dem Außenumfang
einer Wandung,
Fig. 5 eine Rückansicht des Werkzeugkopfes nach Fig. 4, wobei
die zweite Schneideinrichtung mehrere, durch radiale
Spalten beabstandete Schleifringsegmente aufweist,
Fig. 6 eine Detailansicht der Wandung des Werkzeugkopfes nach
Fig. 4 in einer Schnittdarstellung.
Die Fig. 1 und 2 zeigen ein Ausführungsbeispiel eines zylindrischen
Werkzeuges, das einen Werkzeugschaft 7 aufweist, der mit einem Werk
zeugkopf 3 verschraubt ist. Der rotationssymmetrische und napfförmige
Werkzeugkopf 3 besitzt einen zylindrischen Bodenabschnitt 19 sowie
eine dünnwandige Wandung 5. An einer Stirnfläche 4 des Bodenabschnit
tes 19 ist eine erste Schneideinrichtung 1 und am Außenumfang der
Wandung 5 eine zweite Schneideinrichtung 2 befestigt, die radial ver
stellbar ist. Diese radiale Verstellbarkeit der zweiten Schneidein
richtung 2 wird dadurch erreicht, daß die Wandung 5 des Werkzeugkop
fes 3 einen sich zum Bodenabschnitt 19 verjüngenden Querschnitt auf
weist und in axialer Richtung geschlitzt ist, so daß die Wandung 5
und die am Außenumfang der Wandung 5 angebrachte zweite Schneidein
richtung 2 radial um ein bestimmtes Maß nach außen aufgeweitet werden
können, so daß der effektive Außendurchmesser der zweiten Schneidein
richtung 2 verstellbar ist. Die zweite Schneideinrichtung ist ein
Schleifbelag 2, der aus mehreren Schleifringsegmenten 21, wie am be
sten in Fig. 5 zu sehen ist, besteht, die entlang eines Kreisringes
auf dem Außenumfang der Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3 an einem End
bereich der Wandung 5 angeordnet sind, wobei die Schleifbelagsegmente
21 voneinander durch radiale Spalten beabstandet sind. Die Spalten
zwischen den Schleifbelagsegmenten 21 decken sich dabei mit den axia
len Schlitzen in der Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3, so daß die ein
zelnen Schleifringsegmente 21 entsprechend der elastischen Aufweitung
der Wandung 5 radial nach außen verstellbar sind. Die erste Schneid
einrichtung an der Stirnfläche 4 des Werkzeugkopfes 3 ist ebenfalls
ein Schleifbelag 1, der aus mehreren Schleifbelagsegmenten 20, wie am
besten aus Fig. 3 ersichtlich ist, besteht, die entlang eines Kreis
ringes an einem äußeren Rand der Stirnfläche 4 des Werkzeugkopfes 3
angeordnet sind, wobei die Schleifbelagsegmente 20 voneinander eben
falls durch radiale Spalten beabstandet sind. Dieser erste Schleifbe
lag 1 ist in seinem Durchmesser unveränderlich und lösbar mit der
Stirnfläche 4 des Werkzeugkopfes 3 verbunden. Die Ausführung der
ersten Schneideinrichtung ist jedoch nicht auf diese Ausführungsform,
die speziell an die Bearbeitung von Innenzylindern angepaßt ist,
beschränkt. Die erste Schneideinrichtung kann z. B. für das Arbeiten
ins Volle auch eine herkömmliche, mit einer oder mehreren
Querschneiden versehen, spiralbohrerartige Schneideinrichtung sein.
Der generelle Arbeitsablauf für das vorliegende Ausführungsbeispiel
für eine Nachbearbeitung von Bohrungen bzw. Innenzylindern gestaltet
sich dabei folgendermaßen:
Beim Vorschub des Werkzeuges durch die Werkstückbohrung greift der im Durchmesser unveränderliche Schleifbelag 1 in das Material ein, wäh rend der zweite Schleifbelag 2 auf dem Außenumfang der Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3 dabei nicht in das Material eingreift, da sich die Wandung 5 in einem entspannten Zustand befindet, indem der Durchmes ser des zweiten Schleifbelages 2 kleiner ist als der Durchmesser d des ersten Schleifbelages 1.
Beim Vorschub des Werkzeuges durch die Werkstückbohrung greift der im Durchmesser unveränderliche Schleifbelag 1 in das Material ein, wäh rend der zweite Schleifbelag 2 auf dem Außenumfang der Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3 dabei nicht in das Material eingreift, da sich die Wandung 5 in einem entspannten Zustand befindet, indem der Durchmes ser des zweiten Schleifbelages 2 kleiner ist als der Durchmesser d des ersten Schleifbelages 1.
Die während der Vorschubbewegung des Werkzeuges stattfindende Bear
beitungsoperation durch den ersten Schleifbelag 1 entspricht dabei
einer Grob-Vorbearbeitung, die ein erstes Zurücksetzen der Ober
flächenrauhigkeit sowie die Verbesserung der Formgenauigkeit zum
Ziel hat. Dementsprechend weist der erste Schleifbelag 1 zur Reali
sierung eines hohen Zeitspanvolumens eine entsprechende grobe Korn
spezifikation auf. Die Schneidparameter werden ebenfalls für ein ho
hes Zeitspanvolumen eingestellt. Die Zerspanung erfolgt mit relativ
großem Vorschub und relativ großer Schnittiefe, wobei die Drehzahl
des Werkzeuges verhältnismäßig niedrig ist, um eine relativ niedrige
Schnittgeschwindigkeit zu bewirken.
Nach Austritt des Werkzeuges auf der Gegenseite des Werkstückes wird
die Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3 radial nach außen um ein bestimm
tes Maß verstellt, so daß der zweite Schleifbelag 2 auf den Außen
durchmesser D verstellt wird, der größer ist als der Außendurchmesser
d des ersten Schleifbelages 1. Beim Zurückziehen des Werkzeuges ist
dann der zweite Schleifbelag 2 mit dem Werkstück in Eingriff, wobei
diese Bearbeitungsoperation einer Fein-Endbearbeitung entspricht.
Dementsprechend weist der zweite Schleifbelag 2 eine sehr feine Korn
spezifikation auf, so daß die Randzonenschädigung des Werkstückes
weitgehend minimiert wird. Dazu werden die Schleifparameter ebenfalls
für eine Fein-Endbearbeitung eingestellt. Mit relativ hoher Drehzahl
und einer folglich relativ hohen Schnittgeschwindigkeit wird mit sehr
geringem Vorschub und geringer Schnittiefe nur sehr wenig Material
vom Werkstück abgenommen.
Besonders von Vorteil ist dabei, daß die erste und zweite Schneidein
richtung 1, 2 jeweils ein Schleifbelag ist, da auf diese Weise auch
im allgemeinen schwer zerspanbare, sprödharte Materialien wie Glas
oder Keramik feinbearbeitet werden können. Die Verstellbarkeit der
zweiten Schneideinrichtung 2 gewährleistet dabei eine zweistufige Be
arbeitung der Bohrung ohne einen Werkzeugwechsel mit entsprechenden
Stillstandzeiten der Maschine, so daß die Bohrschleifoperation zur
Reduktion der Randzonenschädigung wirtschaftlich in eine Grob-Vor
bearbeitung und eine Fein-Endbearbeitung untergliedert werden kann.
Die Einbringung von Bohrungen mit extrem hohen Formgenauigkeiten und
Oberflächengüten ist durch das erfindungsgemäße Werkzeug ohne Werk
zeugwechsel möglich.
Die radiale Verstellbarkeit der zweiten Schneideinrichtung 2 erfolgt
dabei durch den Eingriff zweier konischer Flächen. Die Wandung 5 des
Werkzeugkopfes 3 weist in dem Bereich, in dem auf dem Außenumfang die
zweite Schneideinrichtung 2 angebracht ist, eine konische Innenfläche 11 auf,
die mit einer konischen Außenfläche 6 einer Verstelleinrichtung 8, 17, 18 in Eingriff
ist. Die konische Außenfläche 6 ist dabei integral einstückig an einer axial ver
schiebbaren Hülse 8 ausgebildet, die auf dem Werkzeugschaft 7 dreh
fest und axial verschieblich gelagert ist. Die drehfeste und axial
verschiebliche Verbindung zwischen der Hülse 8 und dem Werkzeugschaft
7 ist durch eine Nut-Feder-Verbindung gewährleistet. Die Hülse 8
weist eine durchgängige Nut 9 auf, in die eine formschlüssig mit dem
Werkzeugschaft 7 verbundene Feder 10 eingreift.
Die konische Außenfläche 6 an der Hülse 8 liegt an der konischen Innenfläche 11 der Wandung 5 des
Werkzeugkopfes 3 an, so daß ein axiales Verschieben der Hülse 8 auf
dem Werkzeugschaft 7 in eine radiale Aufweitung der geschlitzten Wan
dung 5 und der am Außenumfang angebrachten zweiten Schneideinrichtung
2 umgesetzt wird.
Dabei ist zu beachten, daß die elastische Deformation der Wandung 5
aufgrund des sich zum Bodenabschnitt 19 hin verjüngenden Querschnit
tes hauptsächlich in dem Bereich der Wandung 5, der an den Bodenab
schnitt 19 angrenzt, erfolgt, so daß die radiale Verstellung der
zweiten Schneideinrichtung 2 den Anstellwinkel der zweiten Schneid
einrichtung 2 nur äußerst gering verändert.
Die konische Innenfläche 11 der Wandung 5 ist an einem Endbereich der Wandung 5
angeordnet, da dadurch die zweite Schneideinrichtung 2 direkt durch
die konische Außenfläche 6 der Hülse 8 abgestützt ist. Das Werkzeug erreicht dadurch
eine optimale Steifigkeit, so daß hohe Formgenauigkeiten erzielbar
sind.
Die Hülse 8 weist an einem Außenumfang Führungsleisten 12 auf, wobei
Außenflächen der Führungsleisten 12 auf einer kreiszylindrischen Man
telfläche liegen, deren Durchmesser dem Durchmesser d der ersten
Schneideinrichtung 1 entspricht. Diese Führungsleisten 12 gewährlei
sten sowohl bei der Vorschubbewegung des Werkzeuges als auch beim Zu
rückziehen den Geradeauslauf des Werkzeuges. Im Falle der Vorschubbe
wegung des Werkzeuges eilen die Führungsleisten 12 der Bearbeitungs
stelle nach und liegen exakt an der Wand der Bohrung im Werkstück,
die durch die erste Schneideinrichtung mit dem Durchmesser d erzeugt
wird, an und führen das Werkzeug geradeaus. Im Falle des Zurückzie
hens des Werkzeuges eilen die Führungsleisten 12 der Bearbeitungs
stelle voraus und liegen ebenso an der Bohrung mit dem Durchmesser d,
die während der Vorschubbewegung erzeugt wurde, an, wobei die zweite
Schneideinrichtung 2 die Bearbeitungsoperation, nämlich das Auf
schleifen der Bohrung auf den Durchmesser D hinter den Führungslei
sten bezüglich der Rückzugbewegung, ausführt.
Die translatorische Bewegung der Hülse 8 auf dem Werkzeugschaft 7 zur
radialen Verstellung der zweiten Schleifeinrichtung 2 erfolgt dabei
durch eine Spannhülse 17, die auf dem Werkzeugschaft 7 an einer der
6 gegenüberliegenden Seite der Hülse 8 anliegt und durch eine
Verschiebemutter 18, die mit einem Außengewinde auf dem Werkzeug
schaft 7 in Eingriff ist, und die Spannhülse 17 abstützt. Die Ver
schiebemutter 18 drückt eine Schraubbewegung die Spannhülse 17
in Richtung des Werkzeugkopfes 3, so daß in der Folge die Hülse 8 mit
der konischen Außenfläche 6 translatorisch auf den Werkzeugkopf 3 hin verschoben
wird, wodurch die Wandung 5 um ein der Steigung des Konus 6 entspre
chendes Maß radial nach außen verstellt wird.
Die maximale translatorische Verschiebung der Hülse 8 wird dabei
durch eine Anschlaghülse 14 begrenzt, die zwischen dem Werkzeugkopf 3
und der Hülse 8 auf dem Werkzeugschaft 7 angeordnet ist. Diese maxi
male Verschiebung der Hülse 8, in der die Hülse 8 an der Anschlaghül
se 14 anliegt, wie am besten in Fig. 2 zu sehen ist, entspricht einer
Fein-Feinbearbeitungsposition, in der die zweite Schneideinrichtung 2
radial auf den Außendurchmesser D gestellt ist und beim Zurückziehen
des Werkzeuges das Werkstück zerspant. Die Anschlaghülse 14 legt die
Maximalstellung der Hülse 8 sehr exakt fest, wodurch entsprechender
weise auch die Fein-Endbearbeitungsposition der zweiten Schneidein
richtung 2 sehr exakt festgesetzt ist.
Nach Beendigung der Fein-Endschleifoperation wird die Hülse 8 mit
Unterstützung einer Spiralfeder 13 wieder in eine Grob-Vorbearbei
tungsposition, in der die Wandung 5 des Werkzeugkopfes 3 entspannt
ist, zurückgeschoben, sobald die Verschiebemutter 18 zurückgeschraubt
wird, wodurch die Spannhülse 17 die Hülse 8 nicht mehr in Richtung
zum Werkzeugkopf 3 spannt. Die Spiralfeder 13 ist dabei zwischen dem
Werkzeugkopf 3 und der Hülse 8 auf der dem Werkzeugkopf 3 zugewandten
Seite in einer Hülsenaussparung 15 und auf der der konischen Außenfläche zugewand
ten Seite in einer Konusaussparung 16 auf dem Werkzeugschaft 7 aufge
nommen. Die Spiralfeder 13 ist dabei derart vorgespannt, daß die Hül
se 8 jederzeit in Anlage mit Spannhülse 17 und die Spannhülse 17 in
Anlage mit der Verschiebemutter 18 ist.
Besonders vorteilhaft für eine Anpassung der Schleifbeläge 1, 2 an
die Bearbeitungsaufgabe sowie zur Beseitigung von Verschleiß an den
Schleifbelägen 1, 2 sowie dem Werkzeugkopf 3 ist es zum einen, daß
der Werkzeugkopf 3 mit dem Werkzeugschaft 7 verschraubt ist, wie am
besten aus Fig. 4 ersichtlich ist. Dabei stellt ein Zentrieransatz im
Bodenabschnitt 19 des Werkzeugkopfes 3 die exakte Positionierung des
Werkzeugkopfes 3 bezüglich des Werkzeugschaftes 7 sicher. Durch die
Verschraubung ist gewährleistet, daß der Werkzeugkopf 3 leicht vom
Werkzeugschaft 7 demontiert und durch einen anderen ersetzt werden
kann. Zum anderen ist es vorteilhaft, daß die Schleifbeläge 1 und 2
mit dem Werkzeugkopf 3 lösbar verbunden sind, so daß die Schleifbelä
ge individuell ausgesucht und für die jeweilige Bearbeitungsaufgabe
kombinierbar sind.
Wie aus den Fig. 3 und 5 ersichtlich ist, besteht der erste Schleif
belag 1 aus mehreren Schleifbelagsegmenten 20 und der zweite Schleif
belag 2 aus mehreren Schleifringsegmenten 21, die jeweils durch ra
diale Spalten voneinander beabstandet sind. Die Anordnung dieser ra
dialen Spalten zwischen den Schleifbelagsegmenten 20 bzw. den
Schleifringsegmenten 21 gewährleistet eine Spanabfuhr durch die ra
dialen Spalten hindurch. Da der erste Schleifbelag 1 und der zweite
Schleifbelag 2, wie bereits geschildert, unterschiedlichen Bearbei
tungsaufgaben dienen, unterscheiden sich diese neben ihrer Kornspezi
fikation auch bezüglich ihrer Geometrie. Wie am besten aus Fig. 4 er
sichtlich ist, schließen eine Stirnfläche und eine Umfangsfläche der
Schleifbelagsegmente 20 der ersten Schneideinrichtung einen Winkel α
von 75° zueinander ein. Durch diese spitzwinklige Geometrie ebenso
wie durch eine entsprechende spitzwinklige Anordnung von rückseitiger
Stirnfläche zur Umfangsfläche der Schleifringelemente 22 der zweiten
Schneideinrichtung unter einem Winkel β von ca. 60° wird die Stand
zeit der Schleifbeläge und damit des Werkzeuges erhöht bzw. die akti
ve Schneidfläche über eine lange Schleifdauer möglichst groß gehal
ten.
Durch das Werkzeug ist das Einbringen und Endberbeiten von Bohrungen
oder Innenzylindern mit extrem hohen Formgenauigkeiten und Oberflä
chengüten ohne Werkzeugwechsel möglich, wobei durch die Untergliede
rung z. B. einer Bohrschleifoperation in eine Grob-Vorbearbeitung und
eine Fein-Endbearbeitung die Prozeßparaineter je nach dem im Eingriff
befindlichen Belag optimal ausgewählt werden können. Neben einer Ver
besserung des Bearbeitungsergebnisses ermöglicht eine derartige Pro
zeßführungsstrategie auch eine Reduktion des Werkzeugverschleißes so
wie eine wesentliche leichtere Abstimmung der Schleifbeläge auf die
Bearbeitungsaufgabe.
Das Werkzeug ist im Besonderen für die Feinbearbeitung von Bohrungen
in sprödharten, schwer zerspanbaren Materialien in vorteilhafter Wei
se geeignet, jedoch ist die Anwendung des Werkzeuges nicht darauf be
schränkt, sondern kann bei der Bearbeitung aller Materialien einge
setzt werden, die eine Schleifbearbeitung, respektive Honbearbeitung
bei der Herstellung hochgenauer Durchgangsbohrungen erfordern. We
sentlich ist die Anordnung und radiale Verstellbarkeit der zweiten
Schneideinrichtung.
Das Werkzeug wurde anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles ge
schildert, jedoch kann gemäß einem anderen Ausführungsbeispiel die
radiale Verstellung der gestützten Wandung 5 des Werkzeuges 3 und der
am Außenumfang angebrachten zweiten Schneideinrichtung 2 auch pneuma
tisch bzw. hydraulisch ähnlich einem Mehr-Backenfutter oder über
einen Schnecken- bzw. Schraubentrieb erfolgen. Die erste Schneidein
richtung ist nicht auf die Verwendung eines Grob-Schleifkörpers be
schränkt, sondern es können dort in Abhängigkeit vom Anwendungsfall
auch Schneideinrichtungen mit geometrisch bestimmter Schneidgeometrie
verwendet werden.
Claims (17)
1. Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbeson
dere Durchgangsbohrungen mit hoher Oberflächengüte, mit einem
rotationssymmetrischen Werkzeugkopf, einem Werkzeugschaft und
zwei axial beabstandeten Schneideinrichtungen, wobei die er
ste Schneideinrichtung zur Zerspanung bei einer Vorschubbewe
gung des Werkzeuges an einem voraus laufenden vorderen Endbe
reich des Werkzeugkopfes angeordnet ist und die zweite
Schneideinrichtung zur Zerspanung bei einem Zurückziehen des
Werkzeuges am Umfang des Werkzeugkopfes angeordnet und durch
eine Verstelleinrichtung radial verstellbar ist, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Werkzeugkopf (3) napfförmig mit einem
zylindrischen Bodenabschnitt (19) und einer dünnwandigen Wan
dung (5) ausgebildet ist, wobei an einer Stirnfläche (4) des
Bodenabschnittes (19) die erste Schneideinrichtung (1) befe
stigt ist und an einem Außenumfang der Wandung (5) die zweite
Schneideinrichtung (2) befestigt ist und zumindest die zweite
Schneideinrichtung Schneidkörper mit geometrisch unbestimmter
Schneide aufweist.
2. Werkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
erste Schneideinrichtung (1) Schneidkörper mit geometrisch
unbestimmter Schneide aufweist.
3. Werkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die erste und zweite Schneideinrichtung Schleifbeläge (2)
aufweist.
4. Werkzeug nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
erste und zweite Schneideinrichtung (1, 2) Schleifbeläge un
terschiedlicher Körnung aufweisen.
5. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 2 bis 4, da
durch gekennzeichnet, daß der Werkzeugkopf (3) segmentiert
ist und die erste Schneideinrichtung (1) mehrere Schleifbe
lagsegmente (20), die entlang eines Kreisringes an einem äu
ßeren Rand der Stirnfläche (4) des Werkzeugkopfes (3) ange
ordnet sind, aufweist, wobei die Schleifbelagsegmente (20)
voneinander durch radiale Spalten beabstandet sind.
6. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß die zweite Schneideinrichtung (2)
mehrere Schleifringsegmente (21), die entlang eines Kreisrin
ges auf dem Außenumfang der Wandung (5) des Werkzeugkopfes
(3) angeordnet sind, aufweist, wobei die Schleifbelagsegmente
(21) voneinander durch radiale Spalten beabstandet sind.
7. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß die Wandung (5) einen sich zum Bo
denabschnitt (19) verjüngenden Querschnitt aufweist und in
axialer Richtung geschlitzt ist, wobei die Schlitze in der
Wandung (5) in axialer Ausrichtung zu den Spalten zwischen
den Schleifringsegmenten (21) angeordnet sind.
8. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß die Wandung (5) des Werkzeugkopfes
(3) eine konische Innenfläche (11) aufweist, die mit einer
konischen Außenfläche (6) an einer in Werkzeuglängsrichtung
relativ zum Werkzeugkopf (3) verschieblichen Verstelleinrich
tung (8, 17, 18) in Eingriff ist.
9. Werkzeug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
konische Außenfläche (6) integral einstückig an einer axial
verschiebbaren Hülse (8) ausgebildet ist, die auf dem Werk
zeugschaft (7) drehfest und axial verschieblich gelagert ist.
10. Werkzeug nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hülse (8) an einem Außenumfang Führungsleisten (12) aufweist,
wobei Außenflächen der Führungsleisten (12) auf einer kreis
zylindrischen Mantelfläche liegen, deren Durchmesser dem
Durchmesser der ersten Schneideinrichtung (1) entspricht.
11. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 8 bis 10, da
durch gekennzeichnet, daß die Verstelleinrichtung (8, 17, 18)
eine Federeinrichtung (13) zur Vorspannung der Hülse (8) in
eine Grob-Vorbearbeitungsposition, in der die Wandung (5) des
Werkzeugkopfes (3) entspannt ist, und eine Spanneinrichtung
(17, 18) zur Verschiebung der Hülse (8) in eine Fein-Endbear
beitungsposition entgegen der Federvorspannung aufweist.
12. Werkzeug nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Federeinrichtung eine Spiralfeder (13) ist, die auf dem
Werkzeugschaft (7) zwischen dem Werkzeugkopf (3) und der ko
nischen Außenfläche (6) aufgenommen ist.
13. Werkzeug nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeich
net, daß die Spanneinrichtung eine Spannhülse (17), die auf
dem Werkzeugschaft (7) an einer der konischen Außenfläche (6)
gegenüberliegenden Seite der Hülse (8) anliegt sowie eine
Verschiebemutter (18) aufweist, die mit einem Außengewinde
auf dem Werkzeugschaft (7) in Eingriff ist und die Spannhülse
(17) abstützt.
14. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 8 bis 13, da
durch gekennzeichnet, daß zwischen dem Werkzeugkopf (3) und
der konischen Außenfläche (6) eine Anschlaghülse (14) zur Be
grenzung der Verschiebung der konischen Außenfläche (6) rela
tiv zum Werkzeugkopf (3) auf dem Werkzeugschaft (7) angeord
net ist, wobei die Spiralfeder (13) auf der auf dem Werkzeug
kopf (3) zugewandten Seite in einer Hülsenaussparung (15) und
auf der der konischen Außenfläche (6) zugewandten Seite in
einer Konusaussparung (16) aufgenommen ist.
15. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 14, da
durch gekennzeichnet, daß der Werkzeugschaft (7) mit dem
Werkzeugkopf (3) lösbar verbunden ist.
16. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 9 bis 15, da
durch gekennzeichnet, daß die Hülse (8) zumindest eine durchge
hende Nut (9) aufweist, in die eine formschlüssig mit dem Werk
zeugschaft (7) verbundene Feder (10) eingreift.
17. Werkzeug nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 16, da
durch gekennzeichnet, daß die erste und/oder zweite Schneidein
richtung mit dem Werkzeugkopf (3) lösbar verbunden ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19944418605 DE4418605C2 (de) | 1994-05-27 | 1994-05-27 | Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher Oberflächengüte |
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DE19944418605 DE4418605C2 (de) | 1994-05-27 | 1994-05-27 | Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher Oberflächengüte |
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DE4418605A1 DE4418605A1 (de) | 1995-11-30 |
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DE19944418605 Expired - Fee Related DE4418605C2 (de) | 1994-05-27 | 1994-05-27 | Werkzeug zur Bearbeitung von Bohrungswandungen, insbesondere Durchgangsbohrungen mit hoher Oberflächengüte |
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DE102009007041A1 (de) | 2009-02-02 | 2010-08-05 | Liebherr-Aerospace Lindenberg Gmbh | Werkzeug zur zerspanenden Bearbeitung sowie Verfahren zur zerspanenden Bearbeitung |
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DE3523919A1 (de) * | 1985-07-04 | 1987-01-15 | Heller Werkzeug Gmbh Geb | Aufbohrwerkzeug mit einem aufbohrkopf zum aufbohren einer bohrung |
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1994
- 1994-05-27 DE DE19944418605 patent/DE4418605C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE102009007041A1 (de) | 2009-02-02 | 2010-08-05 | Liebherr-Aerospace Lindenberg Gmbh | Werkzeug zur zerspanenden Bearbeitung sowie Verfahren zur zerspanenden Bearbeitung |
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DE4418605A1 (de) | 1995-11-30 |
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