DE4305132C1 - Reibungsdämpfer zur Sicherung von Tragwerken gegen dynamische Einwirkungen - Google Patents
Reibungsdämpfer zur Sicherung von Tragwerken gegen dynamische EinwirkungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Reibungsdämpfer, der zur Sicherung
von Tragwerken gegen dynamische Einwirkungen verwendet werden
kann.
Er eignet sich insbesondere für sogenannte Response-Control
Tragwerke, die sich vorteilhaft zur Erdbebensicherung einsetzen
lassen.
Response-Control Tragwerke sind so konstruiert, daß ein mög
lichst großer Teil der Bebenenergie mit Hilfe spezieller Bau
teile daran gehindert wird, als potentielle Energie im System
Beanspruchungen zu erzeugen. Durch die Auslegung des Verhaltens
dieser Bauteile, ihre Position im System und in Verbindung mit
einer darauf abgestimmten Konstruktion des übrigen Tragwerks
wird das gesamte System unter der Einwirkung eines Starkbebens
zu einem kontrolliert reagierenden Mechanismus und ist also im
eigentlichen Sinne kein "statisches" Tragwerk mehr.
Dieser Mechanismus kann so gestaltet werden, daß er die Bean
spruchungen im System auf ein definiertes Maß begrenzt. Dadurch
wird das Tragwerk sicher vor Schäden bewahrt. Eine solche Be
grenzung kann durch den Einsatz von Reibungsdämpfern erreicht
werden, die nicht mehrmals die eingestellte Reibkraft auf das
Tragwerk übergehen lassen.
Man unterscheidet zwischen passiven, aktiven und hybriden Res
ponse-Control Tragwerken.
Aktive Systeme benötigen externe Energie, um zu funktionieren.
Zur Erdbebensicherung von Bauwerken sind die aktiven Systeme
in den meisten Fällen jedoch nicht geeignet, da die maschinel
len Einrichtungen und der Energiebedarf kaum realisierbare Grö
ßen annehmen. Sie sind jedoch bereits erfolgreich gegen windin
duzierte Schwingungen in Hochhäusern eingesetzt worden.
Demgegenüber haben die passiven Systeme ihre Wirksamkeit bei
der Erdbebensicherung bewiesen und sind in verschiedenen Län
dern, jedoch hauptsächlich in Japan, bereits mehrfach erfolg
reich eingesetzt worden. Erwähnenswert sind insbesondere ver
schiedene Base-Isolation-Systeme, die allerdings auf niedrigere
Gebäude bis etwa 10 Stockwerke begrenzt sind. Ferner sind die
Hyde-Systeme, das sind solche Systeme, bei denen ausschließlich
Dämpfer zur Response-Kontrolle eingesetzt werden, erwähnens
wert, die sowohl in Hochhäusern mit über 30 Stockwerken, aber
auch in niedrigeren Gebäuden erfolgreich verwendet worden sind.
Hybride Systeme sind eine Kombination aus passiven und aktiven
Systemen, wobei sich der aktive Teil auf die Regelung von
Systemparametern, zum Beispiel den Anpreßdruck für die rei
benden Teile in einem Reibungsdämpfer, beschränkt.
Hybride Systeme sind bisher in der Praxis nicht angewendet wor
den, versprechen jedoch eine Verbesserung der Wirkung passiver
Systeme im Erdbebenfall.
In den vorgenannten Tragwerken, seien sie nun aktiv, passiv
oder hybrid, spielen Dämpfer eine besondere Rolle. Sie lassen
sich nach ihren Wirkmechanismen, wie Reibung, Plastizität, Vis
kosität, Magnetismus oder Massenwirkung unterscheiden. Kon
struktionsabhängig lassen die Dämpfer einachsige, zweiachsige
oder dreiachsige Wirkungsrichtungen zu. Entscheidende Kriterien
eines Dämpfers sind die Genauigkeit der Hysterese und ihre Sta
bilität unter Grenzbeanspruchung, die Langlebigkeit des Dämp
fers, seine Wartungsfreundlichkeit, seine Anpassungsfähigkeit
für unterschiedliche Verwendungsfälle und die Anforderungen
beim Einbau.
Bei der Sanierung erdbebengefährdeter Bauwerke kommen insbeson
dere die Base-Isolation und Hyde-Systeme in Betracht. Base-Iso
lation eignet sich dabei zur Sicherung historischer Bauten, de
ren Bausubstanz und Konstruktion wegen der historischen Bedeu
tung nicht verändert werden darf. Außerdem ist das Base-Isola
tion-System nach der Fertigstellung unter den Gebäuden prak
tisch nicht mehr sichtbar.
Die Hyde-Systeme eignen sich dagegen besonders für die Sanie
rung vieler in den 60er und 70er Jahren aufgrund nicht
ausreichender Normung erdbebengefährdeter Stahl- und Stahlbe
tonbauten.
Reibungsdämpfer zur Verwendung in derartigen Systemen sind
beispielsweise aus der Europäischen Patentanmeldung 03 49 979
bekannt. Bei dem dort beschriebenen Reibungsdämpfer handelt es
sich um ein Reibungsfeder-Element, das im wesentlichen aus Au
ßenringen und axial geschlitzten Innenringen gebildet wird,
die über konische Berührungsflächen zusammenwirken und inner
halb eines Gehäuses angeordnet sind. Das Gehäuse hat an den
Enden seiner beiden teleskopartig ineinander geführten Gehäu
seteile jeweils Befestigungsaugen. Die Vorspannung des Rei
bungsfederelementes erfolgt über eine zentrale, innerhalb des
Gehäuses angeordnete Schraube.
Dieses nur in einer Richtung wirksame Reibungsfeder-Element
weist einen ungleichmäßigen Übergang zwischen Haften und Rei
ben auf. Ferner ist die Verspannung nur ungenau einstellbar
und die Einstellschraube schlecht zugänglich.
Aus der deutschen Patentschrift 34 02 449 ist
eine Vorrichtung zur Schwingungsdämpfung an turmartigen Bauwer
ken mit einem an einer Kragstütze des Bauwerks aufgehängten
Pendel mit einer Pendelstange bekannt, deren unteres Ende lose
in einem nach oben offenen Hohlraum eines Reibgewichtes ein
sticht, welches aus mehreren unverbundenen, aufeinander gesta
pelten kreisscheibenförmigen Reibplatten mit von der obersten
zur untersten Platte zunehmendem Außendurchmesser zusammenge
setzt ist. Die Dimensionierung der Reibplatten soll dabei so
erfolgen, daß die Dämpfungswirkung der übereinander gestapel
ten Reibplatten bezogen auf einen bestimmten Pendelausschlag
vergrößert und die Auslegung der Vorrichtung vereinfacht wird.
Hierdurch läßt sich ein Ansprechen der Dämpfungsvorrichtung
schon bei geringen Bauwerksbewegungen erzielen, indem mit zu
nehmender Amplitude der Pendelbewegung immer mehr Reibplatten
aktiviert werden.
Weiterhin ist aus der deutschen Patentschrift 34 14 706 ein
Schwingungsdämpfer bekannt, bei dem die Dämpfermasse bei jedem
Schwingungszustand des Bauwerkes als Schwingungstilger wirken
kann und bei dem ab einer gewissen Schwingungsweite des Bau
werkes die dämpfende Wirkung allmählich einsetzt. Zu diesem
Zweck hat der Schwingungsdämpfer einen oder mehrere Rei
bungskörper und je eine zugehörige Reibscheibe, von denen der
eine Teil mit der Dämpfermasse und der andere Teil mit dem
Bauwerk gekoppelt ist. Jeder eine konvex-gewölbte Reibungsflä
che aufweisende Reibungskörper ist am freien Ende je einer
biegeelastischen Stütze angeordnet, die im wesentlichen lot
recht ausgerichtet ist. Die dazugehörige Reibscheibe ist in
der Ruhestellung in einem bestimmten Abstand von dem dazugehö
rigen Reibungskörper angeordnet. Dadurch, daß jeder Reibungs
körper am freien Ende einer biegeelastischen Stütze angeordnet
ist und die zugeordnete Reibscheibe in einem gewissen Abstand
vom Reibungskörper angeordnet ist und dadurch, daß erst in ei
nem gewissen radialen Abstand von der Mittellage des Reibungs
körpers an der Reibscheibe Vorsprünge vorhanden sind, an denen
der Reibungskörper erst dann entlang reibt, wenn er ausrei
chend weit ausgeschwungen ist, tritt um die Mittellage der
Dämpfungseinrichtung herum eine Reibkraft überhaupt nicht auf.
Aufgrund dieser Ausgestaltung kann die Dämpfermasse schon bei
geringen Schwingungen des Bauwerkes ansprechen.
Aus den beiden vorbezeichneten Druckschriften sind aus Reib
scheiben aufgebaute Reibungsdämpfer bzw. die Verwendung von
konvex-gewölbten Reibungsscheiben als Einzelmerkmal an sich
bekannt.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, einen Reibungsdämpfer zu schaffen, der in zwei
Dimensionen Schwingungsbewegungen ausgleichen kann, wiederver
wendbar, leicht und in weiten Grenzen auch im eingebauten Zu
stand einstellbar ist und insbesondere einen äußerst gleichmä
ßigen Übergang zwischen Haften und Reiben aufweist, so daß die
bei bekannten Reibdämpfern auftretende Stick-Slip-Bewegung ent
fällt.
Weiterhin ist es ein Ziel der Erfindung, einen wartungsfreund
lichen Dämpfer zu schaffen, dessen Einstellgenauigkeit sehr
hoch ist.
Die Erfindung basiert auf dem Gedanken, daß in einem Stapel zu
sammengefaßte, gegeneinander bewegliche Reibscheiben sich le
diglich an gekrümmten Kontaktflächen berühren. Die Krümmung der
Kontaktfläche führt dazu, daß die Druckverteilung an den Rän
dern dieser Kontaktfläche gleich null ist und zur Mitte hin bis
zum Maximalwert zunimmt. Dadurch wird schon bei geringer Tan
gentialbelastung des Stapels der lokale Reibwiderstand an den
Rändern dieser Kontaktflächen überwunden. Dies hat zur Folge,
daß mit steigender Belastung der Anteil der Kontaktfläche, der
den Zuwachs der Tangentialkraft aufnehmen muß, kontinuierlich
abnimmt, bis gegenseitiges Verrutschen der Reibscheiben auf
tritt. Im selben Maße reduziert sich daher die tangentiale
Steifigkeit des Stapels bis auf null und die Reibkraft steigt
bis auf ihren Maximalwert an. Dieses Verhalten stellt auf ein
fache und sichere Art und Weise den bekannten Reibdämpfern an
haftenden Nachteil des ungleichmäßigen Übergangs zwischen Haf
ten und Reiben, den sogenannten Stick-Slip-Effekt ab. Kommt es
nicht zur vollständigen Reibung, d. h. zum gegenseitigen Verrut
schen der Reibscheiben wird gleichwohl bei geringerer Belastung
bereits in den Randbereichen der Kontaktzonen, in denen der lo
kale Reibwiderstand überwunden wurde, Energie dissipiert.
Im einzelnen wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß ein Reibungs
dämpfer mindestens zwei übereinander angeordnete, sich an ge
krümmten Kontaktflächen berührende Reibscheiben, die in abwech
selnder Folge mit dem ersten bzw. zweiten von zwei Reibdämpfer
anschlüssen in Verbindung stehen sowie ein Vorspannmittel für
den Reibscheibenstapel aufweist.
Die für vollständige Reibung (Rutschen) im Stapel erforderliche
Tangentialkraft kann zum einen durch die Anpreßkraft im Stapel
und zum anderen durch die Anzahl, Oberflächenbeschaffenheit und
Materialwahl der Reibscheiben in weiten Grenzen beeinflußt wer
den. Dabei bestimmt neben der Oberflächenkrümmung die Anpreß
kraft zwischen den Reibscheiben die Ausdehnung der Kontaktflä
chen, die ein Maß für die tangentiale Steifigkeit des Stapels
ist. Das Vorspannmittel für den Reibscheibenstapel sorgt dabei
für die gewünschte Anpreßkraft.
Die Verbindung zwischen den Reibscheiben und den Reibdämpferan
schlüssen lassen sich einfach realisieren, wenn der Reibschei
benstapel aus alternierend angeordneten Ringen mit größerem und
kleinerem Außen- und Innendurchmesser zusammengesetzt ist.
Die Verbindung zu den vorzugsweise als Flansch ausgebildeten
Reibdämpferanschlüssen erfolgt dann dadurch, daß die Ringe mit
dem kleineren Innen- und Außendurchmesser über ein mit dem er
sten Reibdämpferanschluß verbundenes Führungsrohr gezogen wer
den und die Ringe mit größerem Außen- und Innendurchmesser von
einem mit dem zweiten Reibdämpferanschluß verbundenen Mantel
rohr umhüllt werden.
Die Kontaktflächen lassen sich auf verschie
dene Weisen erzeugen, wobei wesentlich ist, daß infolge der
Krümmung der Kontaktflächen die Druckverteilung zu deren Rän
dern abnimmt.
Auf besonders einfache Art und Weise lassen sich die
Kontaktflächen durch abwechselnde Anordnung von
linsenförmigen und ebenen Reibringen erzeugen, wobei die lin
senförmigen Ringe infolge ihrer Krümmung zu dem oben beschrie
benen, erwünschten Verhalten führen.
Eine andere Möglichkeit zur Erzeugung der Kontaktflächen, die
nicht nur für Reibringe sondern für Reibscheiben allgemein ge
eignet ist, besteht darin, daß sich in dem Reibscheibenstapel,
Reibscheiben mit nach außen gewölbten, vorzugsweise runden Ein
lagen und ebene Reibscheiben abwechseln. Die nach außen gewölb
ten Einlagen, die vorzugsweise aus Keramik bestehen und vor
zugsweise einen Durchmesser zwischen 10 und 50 mm haben, bewirken
ebenfalls die erwünschte Druckverteilung.
Da bei der Einlagenlösung pro Reibscheibe mehrere Kontaktflä
chen zu den benachbarten Reibscheiben bestehen, ist der Einfluß
von Ungenauigkeiten in der Wölbung der Reibscheiben sowie von
Streuungen der Reibbeiwerte auf die Tangentialkraft am Rei
bungsdämpfer geringer. Durch eine Vergrößerung der Anzahl der
Reibscheiben läßt sich die pro Einlage über die Anschlüsse auf
zunehmende tangentiale Kraft verringern, so daß mit geringeren
Vorspannkräften auf den Reibscheibenstapel gearbeitet werden kann, was
die Lebensdauer des Dämpfers erhöht.
Im Zusammenhang mit dem Führungsrohr bzw. dem Mantelrohr be
stimmt sich die Größe des maximal möglichen Reibweges durch das
Spiel zwischen den Ringen mit größerem Außen- und Innendurch
messer und dem Führungsrohr sowie zwischen den Ringen mit dem
kleineren Außen- und Innendurchmesser und dem Mantelrohr. Das
Bewegungsspiel der Reibringe in verschiedene tangentiale Rich
tungen kann durch die Formgebung der Ränder der Reibringe
und/oder durch die Formgebung der Außenseite des Führungsrohres
und/oder die Formgebung der Innenseite des Mantelrohres indivi
duell den Bedürfnissen angepaßt werden, wenn beispielsweise in
einer bestimmten Gebäuderichtung nur ein kürzerer Reibweg mög
lich sein soll. Die möglichen Reibwege für verschiedene tangen
tiale Richtungen lassen sich dabei bis zum Reibungsausschluß
verändern.
Als besonders geeignetes Vorspannmittel für den Reibscheiben
stapel hat sich eine Spannschraube, deren Schaft sich durch das
Führungsrohr erstreckt und eine von der Spannschraube am freien
Ende des Führungsrohres gehaltene Spannplatte, die die Reibscheiben
gegen den ersten Reibdämpferanschluß drückt, erwiesen.
Das Führungsrohr verhindert, daß beim Erreichen des maximal
möglichen Reibweges in einer beliebigen Richtung der Schaft der
Schraube Scherkräfte erhält. Dadurch wird sichergestellt, daß
die Vorspannung auch bei gelegentlicher Ausnutzung des Bewe
gungsspiels der Reibscheiben, was einer Überschreitung des
rechnerischen Grenzzustandes des Tragwerkes gleich kommt, er
halten bleibt.
Eine einzeln oder als Paket zwischen dem Kopf der Spannschraube
und dem ersten Reibdämpferanschluß angeordnete Tellerfeder mit
nicht linear-elastischer Federkennlinie erlaubt über die Mes
sung der Deformation des Tellerfederpaketes bzw. der Tellerfe
der eine äußerst genaue Einstellung der Vorspannung der Schrau
be, die später im eingebauten Zustand des Reibungsdämpfers ein
fach kontrollierbar ist. Außerdem kompensieren diese Art von
Tellerfedern später mögliche Setzungen im Reibscheibenstapel fast
vollständig und erlauben eine Einstellgenauigkeit der
Vorspannkraft des erfindungsgemäßen Reibungsdämpfer von etwa
± 2% um einen vorgegebenen Sollwert.
Die Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen Reibungsdämpfers ist
nicht nur auf die Erdbebensicherung von Gebäuden beschränkt,
sondern erstreckt sich auch auf verschiedene andere Anwendungen
zur Schwingungssicherung, wie beispielsweise Vibrationsisolie
rung von Maschinenfundamenten oder die Dämpfung von windindu
zierten Schwingungen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand zweier Ausführungsbei
spiele des näheren erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch einen ersten Reibungsdämpfer
mit linsenförmigen Reibringen,
Fig. 2 eine Draufsicht auf den Reibungsdämpfer nach Fig. 1,
Fig. 3 eine Ansicht der Reibringe des Reibungsdämpfers nach
den Fig. 1 und 2;
Fig. 4 einen Schnitt durch einen zweiten Reibungsdämpfer,
dessen Reibscheiben Einlagen aufweisen,
Fig. 5 eine Draufsicht auf den Reibungsdämpfer nach Fig. 4,
Fig. 6 eine Ansicht der Reibringe des Reibungsdämpfers nach
den Fig. 4 und 5,
Fig. 7 einen Schnitt durch eine Einlage für die Reibschei
ben nach Fig. 6,
Fig. 8 ein Schaubild zur Druckverteilung an der Kontakt
fläche dargestellt im Schnitt durch zwei Reibschei
ben (a), die Randzone mit lokaler Reibung bei kreis
förmiger Kontaktfläche in stark vergrößerter Drauf
sicht (b) sowie eine Kraft-Verformungskurve eines
erfindungsgemaßen Reibungsdämpfers (c).
Der insgesamt mit 1 bezeichnete erfindungsgemäße Reibungsdämp
fer hat zwei der Fig. 1 mit 2a bzw. 2b bezeichnete Flan
sche, die über ihre Anschlußbohrungen 3a bzw. 3b unter beliebi
gen Winkeln an einer zu dämpfenden Konstruktion befestigt wer
den können, so zum Beispiel der Flansch 2a an der Unterseite
einer in der Zeichnung nicht dargestellten Stahlbetondecke und
der Flansch 2b auf einer ebenfalls in der Zeichnung nicht dar
gestellten Wand oder Stütze. Zentrisch um den Mittelpunkt des
Flansches 2a herum ist ein Führungsrohr 4 angeordnet, das die
Verbindung zwischen ebenen Reibringen 5 und dem Flansch 2a her
stellt, während die Verbindung zwischen dem Flansch 2b und lin
senförmigen Reibringen 6 durch ein ebenfalls zentrisch um den
Mittelpunkt des Flansches 2b angeordnetes Mantelrohr 7 herge
stellt wird.
Da der äußere Rand 8 der linsenförmigen Reibringe 6 gegenüber
der inneren Mantelfläche des Mantelrohres 7 beweglich angeord
net ist, sind die Flansche 2a und 2b in der in der Zeichnung
mit V bezeichneten Richtung gegeneinander frei verschieblich.
Die in Fig. 1 mit T bezeichneten, an den Flanschen 2a und 2b
des Reibungsdämpfers 1 angreifenden Tangentialkräfte, werden
von dem vorgespannten aus ebenen Reibringen 5 und linsenförmi
gen Reibringen 6 bestehenden Reibringstapel aufgenommen.
Das in eine Spannplatte 11 mündende Gewinde 12 einer sich durch
das Führungsrohr 4 erstreckenden- Vorspannschraube 13, deren
Kopf 14 sich indirekt über ein Tellerfederpaket 15 an dem
Flansch 2a abstützt, drückt den umlaufenden Rand 16 der Spann
platte 11 gegen den zu unterst angeordneten, ebenen Reibring 5
des Reibringstapels.
Durch entsprechendes Verdrehen des Schraubenkopfes 14 läßt sich
die auf den Reibringstapel wirkende Vorspannkraft genau ein
stellen. Im Reibringstapel entsteht eine tangential zu den
Flanschen 2a und 2b wirkende, von der Anzahl der linsenförmigen
Reibringe und dem Reibbeiwert zwischen den Reibringen 5, 6 ab
hängige maximale Reibkraft, die sich durch Verdrehen des
Schraubenkopfes 14 der Vorspannschraube 13 auf einfache Art und
Weise auch im eingebauten Zustand genau einstellen und später
auch nachstellen läßt.
Das auf der Oberfläche des in den Flansch 2a eingelassenen
Ringraums 17 aufliegende Tellerfederpaket 15 besteht im gezeig
ten Ausführungsbeispiel aus 2 Tellerfedern mit einer nicht li
near-elastischen Federkennlinie, die jeweils auf den gewünsch
ten Anwendungsfall abstimmbar ist. Über die Messung der Defor
mation dieses Tellerfederpaketes läßt sich die Vorspannung der
Vorspannschraube 13 und damit des Reibringstapels genau kon
trollieren. Außerdem kompensiert das Tellerfederpaket 15 prak
tisch vollständig spätere, eventuell mögliche Setzungen im
Reibringstapel.
Erfindungsgemäß, wie bereits in der Beschreibungseinleitung
ausführlich erläutert, berühren sich die Reibringe, hier die
linsenförmigen Reibringe 6 und die ebenen Reibringe 5 lediglich
an Kontaktflächen 18.
Über die Krümmung 19 der Oberflächen der linsenförmigen Reib
ringe 6 läßt sich die Ausdehnung der Kontaktfläche zwischen den
Reibringen 5, 6 beeinflussen. Von der Ausdehnung dieser Kontakt
flächen hängt die Anfangssteigung einer beispielhaft in Fig. 8
(c) dargestellten Kraft-Verformungskurve des Reibungsdämpfers ab.
Da die aus Fig. 8 (a) ersichtliche Druckverteilung an den Rän
dern der Kontaktfläche = 0 ist und zum Mittelpunkt der Kontakt
fläche hin dem Maximum zustrebt, entsteht schon bei geringen,
an den Flanschen 2a und 2b angreifenden Tangentialkräften T
Reibung an den Rändern der Kontaktfläche. Dies hat zur Folge,
daß zum einen mit steigender Belastung der Kontaktflächen 18
die Steifigkeit des Reibungsdämpfers kontinuierlich bis auf 0 -
bei vollständiger Reibung - abnimmt und zum anderen auch bei
geringen Belastungen, bereits Energie dissipiert wird, ohne daß
es zum Rutschen der Reibscheiben kommt, wie sich dies insbeson
dere auch aus der Kraftverformungskurve nach Fig. 8 (c)
(Bereich "Reibung in der Randzone") ergibt. Der bei bisherigen
Reibungsdämpfern auftretende, unerwünschte Sprung zwischen
Haft- und Gleitreibung entfällt wegen des kontinuierlichen
Übergangs zwischen Haften und Gleiten bei dem erfindungsgemäßen
Reibungsdämpfer. Der Reibungsdämpfer läßt sich daher auch bei
geringen Beanspruchungsniveaus, bei denen noch keine vollstän
dige Reibung auftritt, mit Erfolg einsetzen.
Der maximal mögliche Reibweg des Reibungsdämpfers 1 ergibt sich
durch das Spiel zwischen den linsenförmigen Reibringen 6 und
dem Führungsrohr 4 sowie zwischen den ebenen Reibringen 5 und
dem Mantelrohr 7.
Durch entsprechende Formgebung des Mantelrohres 7, der Ränder
der Reibringe 5,6 und des Führungsrohres 4 lassen sich daher in
verschiedenen Richtungen unterschiedliche, maximal mögliche
Reibwege mit einem Dämpfer erzeugen. Die Reibwegbegrenzung bie
tet im Falle eines unerwartet starken Bebens ein zusätzliches
Maß an Sicherheit, da nach Erreichen der Grenze der Reibungs
dämpfer, was einer Überschreitung des rechnerische Grenzzu
standes des Tragwerkes entspricht, das Gebäude durch das Über
lastpotential des Dämpfers zusätzlich stabilisiert wird, ohne
daß der Dämpfer sofort beschädigt wird.
Wie weiterhin aus Fig. 1 ersichtlich, verhindert das Führungs
rohr 4, daß beim Erreichen des maximal möglichen Reibweges der
Schaft der Vorspannschraube 13 Scherkräfte erhält, wodurch si
chergestellt ist, daß die Vorspannung auch nach einem solchen
Ereignis nicht verloren geht und damit die volle Funktionsfä
higkeit erhalten bleibt.
Fig. 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfin
dungsgemäßen Reibungsdämpfers, dessen Aufbau im wesentlichen
mit dem des in Fig. 1 gezeigten Reibungsdämpfers überein
stimmt. Wesentliche Unterschiede ergeben sich im Hinblick auf
die Reibringe mit größerem Außen- und Innendurchmesser, die in
Fig. 4 mit 21 bezeichnet sind.
Aus der in Fig. 6 gezeigten Ansicht des Reibringes 21 ist er
kennbar, daß gleichmäßig über den Umfang des Ringes 15 Keramik
einlagen 22 verteilt sind.
Die im Schnitt in Fig. 7 dargestellten Keramikeinlagen haben
ähnlich den linsenförmigen Reibringen nach Fig. 3, eine ge
krümmte Oberfläche 28, die, wie dies andeutungsweise aus Fig.
4 ersichtlich ist, über die ebene Oberfläche des Reibringes 21
hinausragt.
Im Unterschied zum Reibungsdämpfer nach Fig. 1 entsteht zwi
schen jeweils zwei übereinander angeordneten Reibringen keine
ringförmig verlaufende Kontaktfläche, sondern einzelne um den
Mittelpunkt der jeweiligen Keramikeinlage herum angeordnete
Kontaktflächen.
Die höhere Zahl der einzelnen Kontaktflächen bei der Lösung
nach Fig. 4 gleicht den Einfluß von Ungenauigkeiten in der
Krümmung der Kontaktflächen auf die Grenzkraft zwischen Haften
und Reiben aus.
Zur Bestückung der Reibringe haben sich als besonders geeignet
Einlagen mit einem Durchmesser von etwa 20 mm, einer maximalen
Höhe von etwa 8-10 mm sowie einem Krummungsradius von unge
fähr 220 mm herausgestellt. Ein Schnitt durch eine solche be
vorzugte Reibringeinlage ist in Fig. 7 dargestellt.
Der Reibungsdämpfer nach Fig. 4 weist in Übereinstimmung mit
dem Reibungsdämpfer nach Fig. 1 eine auf eine Vorspannplatte
23 wirkende Vorspannschraube 24 auf, die eine Einstellgenauigkeit
der Vorspannkraft des Reibringstapels von etwa ± 2%, bezogen
auf einen vorgegebenen Sollwert, zuläßt, während bei herkömmli
chen Reibungsdämpfern die Einstellgenauigkeit nur etwa ± 30%
um einen vorgegebenen Sollwert beträgt.
Ferner läßt der Reibungsdämpfer nach Fig. 4 eine Balgendich
tung 25 erkennen, die den Reibringstapel sowie die Vorspannein
richtung 24 gegen Umwelteinflüsse, wie Feuchtigkeit und
Schmutz, abschirmt, ohne dabei die vertikale Beweglichkeit der
Flansche 26a bzw. 26b zu beeinträchtigen.
Weiter offenbart das Ausführungsbeispiel, daß das in Fig. 4
mit 27 bezeichnete Führungsrohr durchaus auch einstückig mit
dem Flansch 26a ausgebildet sein kann.
Eine weder in der Fig. 1 noch in der Fig. 4 dargestellte, auf
den eingelassenen Ringraum 17 bzw. 28 aufsetzbare Schutzkappe
bewirkt eine weitere Verbesserung der Abdichtung des erfin
dungsgemäßen Reibungsdämpfers gegen Verschmutzung.
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß mit der Erfindung ein
Reibungsdämpfer zur Sicherung von Bauwerken gegen Schwingungen,
insbesondere Erdbeben, geschaffen wurde, der zweidimensional
wirkend ausgeführt werden kann, unter beliebigen Einbauwinkeln
verwendbar ist, auch im eingebauten Zustand einfach ein- bzw.
nachgestellt werden kann, ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und
Wartungsfreundlichkeit gewährleistet, der keine Dämpferwirkung bei
gelegentlichem Erreichen des maximal möglichen Reibweges ver
liert, der vor Umwelteinflüssen geschützt ist und dessen tan
gentiale Reibkraft in weiten Grenzen genau einstellbar ist.
Claims (11)
1. Reibungsdämpfer zur Sicherung von Tragwerken gegen
dynamische Einwirkungen, gekennzeichnet durch,
- - mindestens zwei übereinander angeordnete, sich an gekrümmten Kontaktflächen (18) berührende Reib scheiben (5, 6, 21),
- - die in abwechselnder Folge mit dem ersten bzw. zweiten von zwei Reibungsdämpferanschlüssen (2a, 2b, 26a, 26b) in Verbindung stehen
- - sowie ein Vorspannmittel (11, 13, 14, 15, 16) für den Reibscheibenstapel.
2. Reibungsdämpfer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Reibscheibenstapel aus alternierend angeordneten
Scheiben (5, 6, 21) mit größerem und mit kleinerem Außen- und
Innenmaß (DA, Di) zusammengesetzt ist.
3. Reibungsdämpfer nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kontaktflächen (18) durch abwechselnde Anordnung
von ebenen und gekrümmten Reibringen (5, 6) erzeugt
werden.
4. Reibungsdämpfer nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Kontaktflächen durch abwechselnde
Anordnung von ebenen Reibscheiben (21) mit nach außen
gewölbten, vorzugsweise runden Einlagen (22) und ebenen
Reibscheiben erzeugt werden.
5. Reibungsdämpfer nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einlagen (22) aus Keramik bestehen und vorzugs
weise einen Durchmesser zwischen 10 und 50 mm aufweisen.
6. Reibungsdämpfer nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
gekennzeichnet durch die über ein mit dem ersten Reib
dämpferanschluß (2a, 26a) verbundenes Führungsrohr (4/27)
gezogenen Scheiben mit kleinerem Innen- und Außenmaß
sowie die von einem mit dem zweiten Reibdämpfer
anschluß (26, 26b) verbundenen Mantelrohr umhüllten
äußeren Ränder der Scheiben mit größerem Außen- und Innen
maß.
7. Reibungsdämpfer nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sowohl das Führungsrohr (4, 27) als auch das
Mantelrohr (7) jeweils an einem Ende in einem als Reib
dämpferanschluß dienenden Flansch münden.
8. Reibungsdämpfer nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine als Vorspannmittel dienende Spann
schraube (13), deren Schaft sich durch das Führungsrohr
(4) erstreckt, und eine von der Spannschraube am freien
Ende des Führungsrohres gehaltene Spannplatte (11) die
Reibringe gegen den ersten Reibdämpferanschluß (2a, 26a)
drückt.
9. Reibungsdämpfer nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen dem Kopf (14, 24) der Spannschraube (13) und
dem ersten Reibdämpferanschluß (2a, 26a) elastische Ele
mente, vorzugsweise Tellerfedern (15), mit einer nicht
linear-elastischen Federkennlinie einzeln oder als Paket
angeordnet sind.
10. Reibungsdämpfer nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß das Bewegungsspiel der Reibscheiben (5,
6, 21) in verschiedenen tangentialen Richtungen durch die
Formgebung der Ränder der Reibscheiben und/oder durch die
Formgebung der Außenseite des Führungsrohres (4) und/oder
durch die Formgebung der Innenseite des Mantelrohres (7)
begrenzbar ist.
11. Reibungsdämpfer nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß die Einlagen (22) der Reibscheiben
(21) gegen Sätze von Einlagen unterschiedlicher Ober
flächenkrümmungen (23) auswechselbar sind.
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