Die Erfindung bezieht sich auf eine supraleitende Anordnung mit
Mehrschichtenaufbau mit einem in einem Magnetfeld angeordneten kerami
schen Hochtemperatur-Supraleiter und auf ein Verfahren zu ihrer
Herstellung.
Supraleitende Anordnungen mit Mehrschichtenaufbau auf der Basis von
keramischen Hochtemperatur-Supraleitern sind unter anderem als induktive
Strombegrenzer für Wechselströme bekannt (EP 0 353 449 A1, DE 38 29 207
A1). Derartige bistabile Reaktanzen enthalten Induktionsspulen, die
jeweils stromdurchflossen sind und einen konzentrisch zur Induktions
spule angeordneten Formkörper aus dem keramischen Hochtemperatur-
Supraleiter aufweisen. Der Kern kann hohlzylindrisch sein und im Innern
einen Weicheisenkern enthalten. Im Betrieb mit Nennstrom ist der Kern
supraleitend und hält durch seine Abschirmströme die resultierende
Reaktanz niedrig. Bei Überschreitung eines Grenzwerts des Stroms wird
durch das entsprechend hohe Magnetfeld der Spule in einem gewissen
Übergangsbereich der Kern in den normalleitenden Zustand versetzt,
wodurch die resultierende Reaktanz größer wird. Der Übergang vom
supraleitenden in den normal leitenden Zustand folgt einem S-förmigen
Verlauf der Reaktanz, aufgetragen über der magnetischen Feldstärke. Die
Reaktanz ist daher bistabil und besitzt zwischen den beiden stabilen
Werten einen mehr oder weniger ausgeprägten Übergangsbereich bzw. eine
Hysterese.
Aus dem Aufsatz "Observation of Superconductivity in Nb2O5 Doped
YBa2Cu3O7-δ Compound by Rapid Quenching von K. V. Paulose, J. Koshy
und A. D. Damodaran in der Druckschrift "Japanese Journal of Applied
Physics" Vol. 30, No. 3B, März 1991, Seiten L 458 bis L 460 ist eine
hochtemperatursupraleitende Keramik bekannt. Aus einem Material auf
Y-Ba-Cu-O-Basis wird durch Zusatz von kleinen Mengen an Nb2O5 und
anschließendem Sintern eine supraleitende Keramik hergestellt. Der
Zusatz beschleunigt die Anlagerung von Sauerstoffatomen an das Y-Ba-
Cu-O-Ausgangsmaterial; die Anzahl der Sauerstoffatome ist von heraus
ragender Bedeutung für die Supraleitfähigkeit.
Nachteilig beim Sintern für die Gewinnung von supraleitender Keramik
ist die Entstehung vieler kleiner Korngrenzen (Korn-Korn-Grenzflächen,
sog. "weak links") in der Keramik, was sich ungünstig auf die erzielbare
Stromstärke auswirkt.
Aus dem Aufsatz "A New Process with the Promise of High Jc in Oxide
Superconductors" von Murakami, Morita und Doi in der Zeitschrift
"Japanese Journal of Applied physics", Vol. 28, No. 7, Juli 1989,
Seiten 1189-1194 ist es bekannt, mit Hilfe eines Schmelzverfahrens
supraleitendes Y-Ba-Cu-O-Material zu gewinnen.
Auch aus dem Beitrag "Magnetic flux pinning properties of oxide
superconductors produced by melt processes" von M. Matsumoto, H.
Kikuchi, N. Uno und Y. Tanaka in der Druckschrift "Cryogenics", Januar
1990, Vol. 30 ist es bekannt, supraleitendes Material durch einen
Schmelzprozeß zu gewinnen; es wird dort eine Sprungtemperatur von 86 K
genannt.
In dem Beitrag "Thermal Conductivity of High Tc YBaCuO Bulk Prepared by
Melt Growth Technique" von Y. Yamamoto, M. Sano, S. Ozawa und M. Tanaka
aus der Druckschrift Supercond. Sci. Technol., 4, 1991, S. 355-357 ist
eine Sprungtemperatur von 80 K genannt, bei welcher höhere kritische
Feldstärken und damit eine höhere Stromdichte zu erwarten sind.
Vorteilhaft bei der hochtemperatursupraleitenden Keramik ist die hohe
kritische Transportstromdichte bei 77 K, der Siedetemperatur des
flüssigen Stickstoffs.
Sie wird dadurch erzielt, daß zum einen ein Schmelzverfahren angewandt
wird und daß zum andern während der Herstellung ein Anteil beigemengt
wird, der die Bildung einer hochtemperatursupraleitenden Phase begün
stigt.
Wenn die Keramik durch ein Schmelzverfahren entstanden ist, dann weist
sie - im Vergleich zum Sinterverfahren - ein grobkörnigeres Gefüge mit
geringerer Gesamtkorngrenzenfläche und damit bessere Eigenschaften für
den Stromfluß auf. Vorteilhaft wirkt sich aus, daß sich aufgrund des
Schmelzverfahrens feine Ausscheidungen von Y2Ba1Cu1O5 bilden, die eine
hohe kritische Stromstärke im Magnetfeld begünstigen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine supraleitende Anordnung
mit einem in einem Magnetfeld angeordneten keramischen Hochtemperatur-
Supraleiter als magnetische Abschirmung zu entwickeln, bei welcher bei
einem bestimmten Schwellwert der magnetischen Feldstärke eine große
Flußänderung dadurch eintritt, daß die magnetische Abschirmung
unwirksam wird und ein entsprechendes Herstellungsverfahren anzugeben.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale im Patentanspruch
1 und für das Verfahren durch die Merkmale des Anspruchs 22 gelöst. Bei
der im Patentanspruch 1 beschriebenen Anordnung ändert sich der
magnetische Fluß wesentlich definierter mit der außen anliegenden
Feldstärke als bei den bisher bekannten keramischen Hochtemperatur-
Supraleitern. Der Übergangsbereich zwischen den beiden stabilen
Zuständen ist relativ schmal und kann bezüglich der Auslösefeldstärke
oder Sprungfeldstärke Hs variiert werden.
Die erfindungsgemäße supraleitende Anordnung mit Mehrschichtenaufbau
weist eine oberste Schicht aus keramischen Hochtemperatur-Supraleitern
auf, wobei in einer Oberflächenschicht der Keramik durch Aufschmelzen
und eine Wärmebehandlung unterhalb des Schmelzpunktes Ausscheidungspar
tikel erzeugt worden sind. Die Partikel weisen einen mittleren Durchmes
ser von weniger als 10 µm auf. Die Oberflächenschicht hat eine Tiefe von
weniger als 1 mm.
Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die
Oberflächenschicht etwa 0,01 mm stark.
Wichtig ist, daß durch eine große Zahl von Ausscheidungen die
kritische Stromdichte in der Oberflächenschicht mindestens um den Faktor
zwei höher ist als ohne Ausscheidungen. Dies trifft auf Supraleiter auf
der Basis von MBa2Cu3O7-x zu (M = Y und Seltenerdmetalle) und
(Bi, Pb)2Sr2Can-1CunO4+2+x und ähnliche Hochtemperatursupraleiter.
Die Oberflächenschicht kann besonders dünn gemacht werden, wenn durch
eine große Zahl von Ausscheidungen mit mittleren Durchmessern unterhalb
von 2 µm die kritische Stromdichte mindestens um den Faktor fünf höher
ist als ohne Ausscheidungen.
Sobald die magnetische Feldstärke so groß ist, daß das Magnetfeld in
die unter der supraleitenden Oberflächenschicht liegenden Bereiche hoher
magnetischer Suszeptibilität eindringen kann, ist die Änderung der
Suszeptibilität sehr groß, was zu verschiedenen technischen Anwendungen
genutzt werden kann. Es ergeben sich als Folge der hohen Stromdichte im
Supraleiter hohe kritische Feldstärken und damit hohe Sprunggeschwindig
keiten, sowie eine relativ kleine Hysterese beim Zurückschalten.
Eine supraleitende Anordnung nach der Erfindung zeichnet sich dadurch
aus, daß das Verhältnis der Sprungfeldstärke HS zur Feldstärke-
Differenz HN-HS größer als 4 ist: HS/(HN-HS) < 4; wobei HS die
Feldstärke für das Einsetzen der Normalleitung und HN diejenige
Feldstärke ist, bei der die Vergrößerung der Reaktanz 75% ihres
Höchstwertes erreicht hat.
Der Supraleiter ermöglicht es, daß bei 77 K beim Überschreiten einer
definierten magnetischen Flußdichte BS der magnetische Fluß durch die
Oberflächenschicht des Hochtemperatur-Supraleiters hindurchdringt.
Zum einen bringen hohe Sprunggeschwindigkeiten bei bistabilen Reaktanzen
für viele Anwendungen große Vorteile mit sich. Zum anderen ist wichtig,
daß das Verhältnis von Sprungfeldstärke HS zur Feldstärkedifferenz HN-
HS möglichst wesentlich größer als 4 ist, um einen definierten Übergang
zu bekommen. Diese Vorteile ergeben sich sowohl bei Anwendungen in für
die Datenverarbeitung bestimmten Schaltungen als auch bei starkstrom
technischen Anwendungen.
Bei der Benutzung der erfindungsgemäßen Reaktanzen in datenverarbeiten
den bzw. logische Signale verarbeitenden Schaltungen lassen sich höhere
Verarbeitungsgeschwindigkeiten erreichen. Wesentlich für die gute
Funktion der supraleitenden Schicht ist ihre Stromtragfähigkeit, welche
für die Flußverdrängung nach außen sorgt. Diese Schicht kann bei
ausreichender Dicke falls sie das darunterliegende Magnetmaterial
vollständig bedeckt, letzteres bis zu einer Feldstärke HS wirksam
abschirmen.
Bei starkstromtechnischen Anwendungen, z. B. als Strombegrenzer in
Kurzschlußfällen, setzt die strombegrenzende Wirkung definiert und
schnell ein, so daß unerwünscht hohe Stromspitzen bereits während der
Einschwingphase vermieden werden. Dazu wird als Kern einer Drossel ein
ferromagnetisches Material hoher Suszeptibilität verwendet.
Die Verluste beim Schalten sind für die supraleitende Schicht zu
vernachlässigen, da nur der Kern die normalen Erscheinungen der
Hysterese zeigt. Das trägt wesentlich zur Energieeinsparung bei. Bisher
führt die entstehende Wärme zum Verdampfen von Kühlflüssigkeit. Durch
die größere Ausschaltgeschwindigkeit zwischen den beiden stabilen
Reaktanzzuständen ergeben sich ebenfalls geringere Wärmeverluste. Die
supraleitende Schicht geht bei Überschreiten einer Schwellen-Feldstärke
HS vom supraleitenden in den nichtsupraleitenden Zustand über.
Bei dem in beschriebenen Hochtemperatur-Supraleiter kann die Höhe der
für den jeweiligen Flußsprung maßgebenden magnetischen Feldstärke in
vorteilhafter Weise durch die Anzahl und Größe der Ausscheidungen
(beispielsweise Y2Ba1Cu1O5) vorgegeben werden. Das Einsetzen von
Flußsprüngen ist so bei einer magnetischen Flußdichte im Bereich von
0,1-100 T wählbar.
Damit ist eine relativ große Freizügigkeit bei der Auswahl der
Parameter elektrischer bzw. elektronischer Schaltungen möglich.
Die Grenze der magnetischen Feldstärke, bei welcher die Abschirmung für
das Magnetfeld durchlässig wird, läßt sich auch durch die Abkühlge
schwindigkeit der oxidkeramischen Beschichtung während der Ausscheidung
von "Pinnung-Zentren" und durch die Wärmebehandlung von Y-Ba-Cu-O-
Material bei der Beladung mit Sauerstoff vorgeben.
Besonders günstig ist die Ausbildung einer strombegrenzenden Dros
selspule mit einer gemäß der Erfindung konstruierten Reaktanz, bei der
bis zu vorgebbaren Flußdichten keine Magnetisierung im Kern auftritt,
d. h. unterhalb der jeweiligen Flußdichtegrenzen wird die Drosselspule
im Nennstrombereich betrieben. Wird die Grenze des Nennstrombereichs
überschritten, dann stellt sich die höhere Reaktanz in sehr kurzer Zeit
ein, wodurch im Falle eines Kurzschlusses der Strom in dieser Zeit auf
diejenige Höhe begrenzt wird, die dem zweiten stabilen Wert der Reaktanz
entspricht.
Strombegrenzende Drosselspulen lassen sich nach dem vorstehend erwähnten
Prinzip mit kleinen Abmessungen für hohe Stromstärken auslegen. Das
bedeutet ebenfalls Einsparungen bei der Cryotechnik. Aufgrund ihrer
geringen Abmessungen können sie auch nachträglich noch relativ einfach
in vorhandene Energieversorgungsnetze insbesondere dann eingefügt
werden, wenn die Kurzschlußleistungen erhöht werden, ohne daß die
Einrichtungen für größere Kurzschlußströme ausgelegt werden sollen.
Bei datenverarbeitenden Schaltungen wird mit den erfindungsgemäßen
Reaktanzen eine Präzisierung der Umschaltschwelle zwischen den beiden
binären Zuständen erreicht.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in
den Ansprüchen 15 bis 17 beschrieben.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von in einer Zeichnung darge
stellten Ausführungsbeispielen und Meßverfahren näher beschrieben, aus
denen sich weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben.
Es zeigen
Fig. 1 schematisch in einer starken Vergrößerung einen Schnitt
durch einen Kristallit einer erfindungsgemäßen, durch ein
Schmelzverfahren erzeugten hochtemperatursupraleitenden
Keramik;
Fig. 2 den Temperaturverlauf während des Schmelzverfahrens bei der
Herstellung der Keramik;
Fig. 3 ein Y-Ba-Cu-O-Phasendiagramm;
Fig. 4 eine Drossel im Querschnitt;
Fig. 5 ein bistabiles Logikelement und
Fig. 6 ein weiteres vorteilhaftes Logikelement.
Fig. 1 zeigt vereinfachend den mikroskopisch vergrößerten Schnitt
durch eine hochtemperatursupraleitende Keramik 1, die durch
Schmelzprozessieren hergestellt ist. Aufgrund des Schmelzprozessierens
ergeben sich Strukturen mit großer Korngröße und mit hoher Dichte, mit
nur wenigen, sehr kleinen inneren Hohlräumen und mit eingelagerten,
feinen Ausscheidungen 2 aus Y2Ba1Cu1O5 sowie aus Niobaten und
Zirkonaten. Diese Ausscheidungen 2 wirken als pinning-Zentren und
gewährleisten selbst bei Einwirken eines Magnetfeldes eine hohe
kritische Stromdichte. Auch die hohe Dichte trägt zur Erhöhung der
kritischen Stromdichte bei; durch das Schmelzprozessieren läßt sich
eine Dichte von mindestens 90% im Vergleich zu einer ideal
hohlraumfreien Keramik erzielen. Eine solche Keramik ohne innere
Hohlräume hat eine Dichte von ungefähr 6,5 g/cm3.
Gleichzeitig begünstigt das Schmelzprozessieren die Entstehung von
grobkörnigem Gefüge mit weniger Korngrenzenfläche pro Volumeneinheit,
was stark zur Erhöhung der kritischen Stromdichte beiträgt.
Wegen der geringen Hysterese treten Wärmeverluste weniger stark in
Erscheidung und daher können relativ einfach aufgebaute logische
Schaltungen, z. B. UND-, ODER-, NAND-, NOR-Glieder oder Flipflops für
hohe Verarbeitungsgeschwindigkeiten aufgebaut werden. Die bistabilen
Reaktanzen haben vorzugsweise Formkörper 15, die als Vollzylinder,
Hohlzylinder oder Tori ausgebildet und mit einem schmelztexturierten
keramischen Supraleiter beschichtet sind. Beim Schalten wird
beispielsweise durch Vergrößeren des Stroms in der Wicklung 13 (s. Fig.
5 und 6) die kritische Stromdichte in der supraleitenden Schicht 10 des
Formkörpers 15 überschritten. Die Impedanzänderung wird durch Spule 14
detektiert.
Beispiel 1
Eine Schicht aus einem keramischen Hochtemperatur-Supraleiter wird
erfindungsgemäß dadurch hergestellt, daß zunächst Y1Ba2Cu3Ox-Pulver
(mit 6 < x < 7) mit 0,5 bis 10 Gew.-% Nb-, Nb2O5-, Zr- oder ZrO2-Pulver
zu einem pulverförmigen Ausgangsmaterial vermengt wird, daß anschließend
aus diesem Ausgangsmaterial durch Kaltverpressen ein Formteil
angefertigt wird, daß danach dieses Formteil ca. 5 bis 120 Minuten lang
einer Temperatur zwischen 1030 und 1200°C ausgesetzt wird, daß es
anschließend mit ca. 80 bis 120 K/h auf eine Temperatur unter 980°C
abgekühlt und bei dieser Temperatur 1-50 h gehalten wird, daß es
anschließend in sauerstoffhaltiger Umgebung bis zur vollständigen
Sättigung mit Sauerstoff einer Temperatur von weniger als ca. 600 bis
ca. 400°C ausgesetzt wird, daß es schließlich auf Raumtemperatur
abgekühlt wird und daß danach das Formteil in eine Schaltungsanordnung
mit wenigstens einem bei Stromdurchfluß ein Magnetfeld erzeugenden
Leiter eingefügt wird.
In der Regel ist vorgesehen, daß dem Kaltverpressen ein zusätzlicher
Schmelzvorgang vorgeschaltet wird, der so abläuft, daß zunächst das
pulverförmige Ausgangsmaterial rasch auf eine Temperatur von ca. 1200
bis 1400°C gebracht und dort ca. 5 Minuten gehalten wird und daß es
anschließend rasch abgekühlt und danach ungefähr bei Raumtemperatur
pulverisiert wird. Vorzugsweise ist das Ausgangsmaterial unvermischtes
Y1Ba2Cu3Oz-Pulver (mit 6 < z < 7), wobei erst nach dem vorgeschalteten
Schmelzvorgang das Y2Ba1CuO5, Y2O5 und Nb- bzw. Nb2O5- oder das Zr-
bzw. ZrO2-Pulver beigemischt wird.
Anhand eines in Fig. 2 dargestellten Temperaturverlaufes läßt sich ein
Herstellungsverfahren für das hochtemperatursupraleitende, keramische
Material erläutern. Die Ordinate beginnt unten bei Raumtemperatur
(R.T.). Das Herstellungsverfahren läßt sich auch in einem Y-Ba-Cu-O-
Phasendiagramm in Fig. 3 nachvollziehen. Gleiche Temperaturen sind in
beiden Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
Als Ausgangsmaterial wird Y1Ba2Cu3Ox-Pulver (mit 6 x 7) verwendet.
In einem Platin-Tiegel wird dieses Ausgangsmaterial - ausgehend von
Raumtemperatur 3 - rasch auf eine Temperatur 4 von ca. 1200 bis
ca. 1400°C gebracht und dort ca. 5 Minuten gehalten.
Nach dem Y-Ba-Cu-O-Phasendiagramm nach Fig. 3 liegen bei dieser
Temperatur 4 gleichzeitig Y2O3-Teilchen und Schmelze (L) vor. Nach
raschem Abkühlen auf Raumtemperatur 5 entsteht ein Stoff, welcher zum
Zwecke einer Homogenisierung und Verfeinerung der Y2O3-Teilchen zu einem
Pulver gemahlen wird.
Das Abkühlen kann beispielsweise durch Ausgießen der mit den Y2O3-Teil
chen durchsetzten Schmelze in flüssigen Stickstoff vorgenommen werden;
statt dessen kann auch die Splat-Cooling-Technik angewendet werden, bei
der die Schmelze zwischen zwei kühlen Metallplatten flachgepreßt wird.
Dem Pulver wird - fein verteilt - mit ca. 0,5 bis 10 Gew.-% Nb-,
Nb2O5-, Zr- oder ZrO2-Pulver als Zusatz beigemengt. Die Zusätze können
auch vor dem ersten Aufschmelzen dem Ausgangsmaterial zugegeben werden.
Das Pulver wird zu einem gewünschten Massivteil (Formteil) verpreßt.
Anschließend wird gemäß Fig. 2 das Herstellungsverfahren durch zügige
Erwärmung der Oberfläche des Formkörpers von Raumtemperatur auf eine
Temperatur 6 von etwa 1050 bis 1200°C fortgesetzt. Die Formung des
Massivteils bleibt bei dieser Erwärmung erhalten. Diese Erwärmung führt
nämlich nur zum partiellen Aufschmelzen im Zweiphasenbereich (211+L) (s.
Fig. 3); die feinverteilten Y2O3-Teilchen wirken dabei als Keime für die
Bildung von 211-Teilchen, das sind Teilchen der Form Y2Ba1Cu1.
In Fig. 3 sind auf der Abszisse stöchiometrische Zusammensetzungen von
Y-Ba-Cu-Verbindungen anhand von Indizes angegeben, und zwar bedeutet 211
eine Phase der Form Y1Ba2Cu3O5 und 123 eine Phase der Form Y1Ba2Cu3O7.
Die Ordinate beginnt bei Raumtemperatur (R.T.). Bei der Verwendung
eines Ausgangsmaterials des Typs Y1Ba22Cu3Ox für die Herstellung einer
hochtemperatursupraleitenden Keramik ist auf der Abszisse ein Punkt
zwischen 123 und 211 interessant. Die Herstellung beginnt damit, daß
zusammen mit dem Y1Ba2Cu3O7-x-Pulver Y2Ba1CuO5 und/oder Y2O3 in feiner
Verteilung zugesetzt wird.
Die Oberfläche des Formteils 11, s. Fig. 4, wird der o. a. Temperatur
ca. 5 bis 120 min ausgesetzt. Nach Abkühlung (mit ca. 100 K/h) auf eine
Temperatur 7 von etwa 1000°C (peritektische Temperatur gemäß Fig. 3)
werden die Massivteile langsam (0,5 bis 5 K/h) auf eine Temperatur 8
zwischen 950 und 880°C abgekühlt. Anschließend wird das Massivteil
beispielsweise in Luft bis zur vollständigen Sättigung mit Sauerstoff
einer Temperatur 9 zwischen ca. 600 bis 400°C ausgesetzt. Die Sättigung
mit Sauerstoff ist dann erreicht, wenn in der Keramik nahezu alle
Y-Ba-Cu-O-Kristalle sich zu einer Phase des Typs Y1Ba2Cu3O2 umgewandelt
haben. Die dabei ablaufende Reaktion (211 + L → 123, s. Fig. 3) wird
durch die Keimwirkung der Niobate bzw. Zirkonate stark beschleunigt.
Die Dauer bis zur Sättigung hängt von der Größe und der Formung des
Massivteils ab, bei Linearabmessungen von einigen Zentimetern reicht
eine Zeit von ca. 5 bis 20 Stunden bis zur Sättigung aus. Das ist eine
für eine wirtschaftliche Herstellung vertretbare Zeit.
In Verallgemeinerung der obengenannten Verbindung ist vorgesehen, daß
als Supraleiter in analoger Weise die Verbindung MBa2Cu3O7-x mit M = Y,
Ln verwendet ist, wobei Ln Seltenerdmetalle sind und 0 < x < 0,5 ist.
Beispiel 2
Bei einer weiteren, vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist vor
gesehen, daß für die Verbindung (Bi, Pb)2Sr2Can-1CunO4+2n+x mit n = 2,3
verwendet wird. Die Herstellung des Supraleitermaterials wird hier am
Beispiel der Wismutverbindung erläutert.
Dabei wird zunächst aus Bi2Sr2CaCu2Ox durch Kaltverpressen ein Formteil
angefertigt, das danach an seiner Oberfläche ca. 5-120 min in Luft
oder einem Gas mit entsprechendem O2-Gehalt einer Temperatur zwischen
890-940°C ausgesetzt wird. Anschließend wird es mit ca. 0,5-5 K/h
unter 865°C abgekühlt, bei dieser Temperatur bis zu 10 h gehalten und
anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die Wärmebehandlung in Sauerstoffatmosphäre wird in einer Gasmischung
mit weniger als 20% Sauerstoff oder in Schutzgasatmosphäre mit
folgenden Temperaturschritten durchgeführt: aufschmelzen bei 780-860°C,
abkühlen mit 0,5-5 K/h auf 730-780°C und einer abschließenden
Haltezeit bei dieser Temperatur von 0-10 h.
In einer Abwandlung des obigen Verfahrens wird zunächst aus
Bi2Sr2Ca2Cu3Ox durch Kaltverpressen ein Formteil angefertigt, welches
danach an seiner Oberfläche ca. 5-120 min an Luft oder einem Gas mit
entsprechendem O2-Gehalt einer Temperatur zwischen 900-950°C
ausgesetzt und anschließend mit ca. 0,5-5 K/h unter 860°C abgekühlt
wird. Diese Temperatur wird anschließend 1 h bis 6 Tage gehalten und
anschließend wird das Formteil auf Raumtemperatur abgekühlt.
Bei einer Abwandlung dieser Verfahren wird eine Mischung aus
Bi2Sr2CaCu2Ox- und CaCuO2-Pulver der entsprechenden Stöchiometrie
eingesetzt und durch Kaltverpressen ein Formteil angefertigt. Dieses
Formteil wird an seiner Oberfläche ca. 5-120 min in Luft oder einem
Gas mit ausreichendem O2-Gehalt einer Temperatur zwischen 900-950°C
ausgesetzt, anschließend mit ca. 0,5-5 K/h unter 860°C abgekühlt
wird, daß diese Temperatur 1 h bis 6 Tage gehalten wird und anschließend
die Raumtemperatur abgekühlt wird.
Bei den Verfahren nach einem der Beispiele 1 bis 2 wird das Formteil bei
der Temperaturbehandlung im höchsten Temperaturbereich vorzugsweise von
innen gekühlt, so daß die Innentemperatur unterhalb des Schmelzpunktes
des Materials bleibt.
Die supraleitende Anordnung wird vorzugsweise so hergestellt, daß ein
Substratzylinder 11 aus Keramik oder Metall mit einem Hochtemperatur-
Supraleitermaterial (HTSL) beschichtet wird, daß das Formteil dann mit
30-50°C/h auf 300-700°C aufgeheizt und zur Erzielung feiner
Ausscheidungen langsam abgekühlt wird. Dabei ist ratsam, daß auf dem
Substratzylinder zuerst eine Zwischenschicht aufgebracht wird, die die
Reaktion der HTSL-Materialien mit dem Substratmaterial verhindert. Die
HTSL-Materialien können zum leichteren Aufschmelzen vor der thermischen
Behandlung mit einem Flußmittel beschichtet werden, wobei diese
Flußmittel bei der thermischen Behandlung die Schmelztemperatur um 10
bis 50°C an der Oberfläche herabsetzen.
Eine mit dem obengenannten Verfahren hergestellte Keramik ist verwendbar
für Kerne in hochstromtragfähigen Spulen. Solche Spulen werden für
Starkstromzwecke eingesetzt, z. B. für strombegrenzende Drosselspulen in
Anlagen der Energieerzeugung und Energieverteilung.
Eine solche Keramik ist auch verwendbar als magnetfeldabsorbierendes
Bauteil und als passives Magnetlager.
Das Wesen einer erfindungsgemäßen Drosselspule besteht darin, daß der
supraleitfähige Teil des Kerns eine Schicht 10 aus einem
metalloxidkeramischen Supraleiter ist, welche den normalleitenden Teil
möglichst vollständig umschließt, daß der Kern eine Wicklung aufweist,
in welcher Wechselstrom mit Netzfrequenz fließt und daß der Übergang
in den normal leitenden Zustand von einem Schwellenstrom in der Wicklung
erzeugt wird.
Mit dieser Vorrichtung läßt sich eine wesentliche Reduzierung des
kältetechnischen Aufwands und der Materialkosten erreichen.
Die strombegrenzende Drossel wird insgesamt, zumindest aber der
Formkörper 11 mit der supraleitenden Schicht mit Flüssig-Stickstoff,
gekühlt. Eine Kühlung mit Flüssig-Stickstoff reicht aus, um den
Formkörper auf der für die Supraleitung notwendigen Temperatur zu
halten.
Besonders günstig ist es, einen supraleitenden Hohlkörper aus supraleit
fähigen und ferromagnetischen Elementen zusammenzusetzen. Die Verwendung
von ferromagnetischem Material in Verbindung mit dem supraleitenden
Formkörper 11 erhöht den magnetischen Fluß wesentlich, so daß die
strombegrenzende Wirkung der Drossel im Kurzschlußfall verbessert wird.
Andererseits können die Abmessungen der Drosselspule bei einer für einen
bestimmten Einsatzfall festgelegten Induktivität entsprechend reduziert
werden.
Bei einer zweckmäßigen Ausführungsform ist das ferromagnetische
Material gegen den supraleitenen Formkörper bzw. die supraleitenden
Elemente thermisch isoliert und wird auf einer Temperatur gehalten, bei
der die Suszeptibilität einen für ferromagnetische Stoffe typischen
hohen Wert hat. Bei dieser Ausführungsform ist es nicht notwendig,
ferromagnetisches Material zu verwenden, das bei tiefen Temperaturen
eine große Suszeptibilität behält.
Insbesondere kann die Temperatur auf einen Wert geregelt werden, der
tiefer als die Raumtemperatur liegt und bei dem noch eine ausreichend
hohe Suszeptibilität vorhanden ist.
Bei einer vorteilhaften Ausführungsform ist ein ferromagnetischer Körper
mit einer Schicht aus einem metalloxidkeramischen Supraleiter versehen.
Eine derartige Ausbildung des Kerns ist sehr einfach. Der ferroma
gnetische Körper muß bei tiefen Temperaturen seine Suszeptibilität
behalten. Wird ein ferromagnetisches Material verwendet, das bei tiefen
Temperaturen keine hohe Suszeptibilität hat, dann wird vorzugsweise auf
einem ferromagnetischen Körper eine thermisch isolierende Schicht
vorgesehen, auf der eine Schicht aus einem metalloxidkeramischen
Supraleiter angeordnet ist.
Bei einer besonders günstigen Ausführungsform bestehen der supraleitende
Formkörper bzw. die supraleitenden Elemente aus einzelnen,
aneinandergereihten Segmenten aus metalloxidkeramischem Material. Mit
einem derartigen Aufbau läßt sich ein großer Kernaufbau erreichen.
Der supraleitende Formkörper kann als geschlossener Hohlzylinder
ausgebildet sein, in welchem sich ferromagnetisches Material befindet.
Endstücke verschließen den Hohlzylinder an den Stirnseiten. Sie
bewirken, daß im supraleitenden Zustand der magnetische Fluß der
Wicklung nicht in den Innenraum des Zylinders eindringt und somit eine
vergleichbare Abschirmung wie bei einem massiven zylindrischen Kern
entsteht.
Das ferromagnetische Material muß bei tiefen Temperaturen seine
Suszeptibilität behalten. Es wird ein ferromagnetisches Material
eingesetzt, das bei höheren Temperaturen, z. B. Raumtemperatur, eine
hohe Suszeptibilität hat, die im Bereich von 90 K annähernd erhalten
bleibt.
Der supraleitende Kern kann auch nachträglich als Schicht auf einen
ferromagnetischen, z. B. zylindrischen oder torusförmigen, Körper
aufgebracht werden. Wenn der Körper seine hohe Suszeptibilität auch bei
tiefen Temperaturen behält, können Kern und Körper miteinander verbunden
sein. Eine solche Anordnung hat den Vorteil, daß der Kern und der
Körper gemeinsam gekühlt werden können.
Vielfach vereinfacht sich hierdurch der konstruktive Aufwand für die
Kühlung. Dies trifft für Vorrichtung zu, bei denen das ferromagnetische
Material seine Suszeptibilität im Bereich der Übergangstemperatur des
Kerns beibehält. Fällt die Suszeptibilität im Bereich der Übergangstem
peratur auf unerwünscht tiefe Werte ab, dann ist zwischen den ferroma
gnetischen Körper und dem Kern eine thermisch isolierende Schicht
vorzusehen, auf die insbesondere der Kern als Schicht aufgebracht werden
kann.
Die oben beschriebene Drosselspule kann bei Netzfrequenz eine kleine
Impedanz gegenüber der Verbraucherimpedanz aufweisen.