DE4012319A1 - Verfahren zur herstellung und die verwendung des lektins von chondrilla nucula zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch zur zytologischen diagnose - Google Patents
Verfahren zur herstellung und die verwendung des lektins von chondrilla nucula zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch zur zytologischen diagnoseInfo
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Description
Das Lektin aus Chondrilla nucula wird in der Natur gefunden.
Dieses kann nun wie folgt isoliert werden:
Der Schwamm Chonrilla nucula (Schm.) (Demospongiae,
Hadromerida, Chondrosiidae) wird z. B. in der Nähe von Kotor
(südl. Adria, Jugoslawien) beim Tauchen gesammelt, und die
Exemplare werden entweder sofort extrahiert oder bis zur
Weiterverwendung bei -20°C gelagert. Vor der Extraktion werden
die frischen Schwämme in kleine Stücke geschnitten und in
künstlichem Seewasser homogenisiert (1 : 1, w/v) (Müller et al.,
1987; J. Biol. Chem., 262: 9850). Die erhaltene Suspension wird
zentrifugiert (20,000 g, 10 min), der Überstand wird gesammelt
und bei -20°C aufgehoben. Die Protein-Konzentration des
Rohextraktes ist gewöhnlich 6,4 mg/ml.
Der klare Überstand wird über teilweise hydrolysierter
Sepharose 4B wie folgt gereinigt (Baldo et al., 1978; Biochem.
J., 175: 467): 15 ml des Rohextraktes (Hemagglutinitätsaktivität
2⁸) wird auf eine Säule von teilweise hydrolyierter Sepharose
4B (4×9,5 cm) gegeben und mit 0,01 M Tris/HCl-Puffer (pH 7,5)
äquilibriert. Das ungebundene Protein wird durch sorgfältiges
Waschen der Säule mit dem gleichen Puffer eluiert. Das
Chondrilla-nucula-Letin (ab jetzt abgekürzt CN-Lektin) wird
mit einer 0,2-M-Laktose-Lösung in Äquilibrierungspuffer
eluiert. Die Lektin-Fraktionen werden gesammelt, gegen
destilliertes Wasser dialysiert und gefriergetrocknet.
Das Lektin ist ein Protein, das aus vier Polypeptiden mit einem
Mol-Gew. von 15,600 aufgebaut ist. Der isolelektrische Punkt
liegt bei 4,5. Das Lektin präzipitiert Erythrozyten vom
Menschen mit einem Titer zwischen 2⁵ und 2¹⁰ (Schröder et al.,
1990; Antivir. Chem. Chemotherapy, im Druck).
Irgendwelche Wirkungen dieses Lektins - als auch das Lektin
selbst - waren bisher nicht bekannt.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß das CN-Lektin
einen stark zytoprotektiven Effekt auf Lymphozyten in der
Zellkultur und auf Lymphozyten aus Mäusen ex vivo ausübt.
Diese Eigenschaften der Substanz läßt erwarten, daß sie einen
zytoprotektiven Effekt bei solchen Erkrankungen zeigt, bei
denen es zu zytopathischen Effekten besonders auf Lymphozyten
kommt. Als ein Beispiel seien die zytopathischen Effekte, die
bei der Infektion von Menschen durch Retroviren wie HIV (human
immunodeficiency virus) auftreten, erwähnt [Rieber et al.:
Grundlagen der Immunologie; in AIDS- und HIV-Infektionen, herg.
von H. Jäger; Ecomed. Landsberg, 1989, Seite 1-22 (Kapitel II -
3.1)]. Es wird nun beschrieben, daß das Lektin die Eigenschaft
der Zytoprotektion besitzt. Diese Eigenschaft war bisher
unbekannt. Die nun beschriebene Erfindung läßt den Einsatz des
Lektins auch bei der Behandlung der Immunschwäche AIDS
(Aquired Immunodeficiency Syndrome) oder ARC (AIDS-related
Complex) als sinnvoll erscheinen.
Es ist bekannt, daß AIDS durch das Human-Immunodeficiency-Virus
(HIV), auch Human-T-Cell Leukemia/Lymphotropic-Virus vom Typ
III (HTLV-III) oder Lymphadenopathy-Associated-Virus (LAV)
genannt, verursacht wird. HIV gehört zum Typ der RNA-Viren. Der
Virusbefall ist die Hauptursache für ein Spektrum
immunologischer Störungen, von denen AIDS in Form des Kaposi-
Sarcoms oder des AIDS-related-Complex sich klinisch am
schwersten manifestiert. Bei diser Erkrankung wird ein
zytopatischer Effekt auf Lymphozyten beschrieben [Rieber et
al.: Grundlagen der Immunologie; in AIDS- und HIV-Infektionen,
herg. von H. Jäger; Ecomed, Landsberg, 1989, Seite 1-22 (Kapitel
II - 3.1)]. Eine wirksame therapeutische Behandlung der
zytopatischen Zerstörung der Lymphozyten z. B. bei AIDS oder
ARC war bis jetzt noch nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen erfolgversprechenden
Weg zur Zytoprotektion von Lymphozyten aufzuzeigen.
Zum Nachweis der Zytoprotektion wurden folgende Test-Systeme
eingesetzt:
Hierzu wurden verwandt:
Einmal:
Nichtinfizierte CEM-Zellen (permanente menschliche Leukämie- Zellen [Sechoy et a., Exp. Cell. Res., 185: 122, 1989])
und zum anderen:
HIV-1-infizierte CEM-Zellen [Avramis et al., AIDS, 3: 4127, 1989].
Nichtinfizierte CEM-Zellen (permanente menschliche Leukämie- Zellen [Sechoy et a., Exp. Cell. Res., 185: 122, 1989])
und zum anderen:
HIV-1-infizierte CEM-Zellen [Avramis et al., AIDS, 3: 4127, 1989].
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß das Lektin einen
starken zytoprotektiven Einfluß auf nichtinfizierte und Virus-
infizierte Lymphozyten in der Zellkultur und auf Zellen dieser
Art ex vivo ausübt.
Die erfindungsmäßig zur Anwendung kommende Verbindung wird im
allgemeinen zu pharmazeutischen Mitteln verarbeitet, die als
Dosiseinheiten vorliegen und systematisch also oral, rektal oder
parenteral (intramuskulär, intravenös und subkutan),
verabreicht werden können.
Die Mittel enthalten eine zur Prophylaxe und Behandlung von
Lymphozyten, die einem zytopathischen Agenz ausgesetzt sind,
wirksame oder Zytopathie-beseitigende Menge des Lektins,
gegebenenfalls zusammen mit einem pharmazeutisch verträglichen
Träger und Hilfsstoffen. Beispielsweise enthalten derartige
pharmazeutische Mittel 0,5 bis 98 Gew.-% mindestens einer
erfindungsgemäßen Verbindung zusammen mit einem
pharmazeutischen Träger.
Wenn das Mittel in einer Form einer Dosiseinheit vorliegt,
enthält diese vorzugsweise 50 bis 500 mg der erfindungsgemäß
zur Anwendung kommenden Verbindung.
Die pharmazeutischen Mittel können zur oralen Verarbeichung in
fester Form, beispielsweise als Tabletten, Pastillen, Kapseln,
Pulver, oder in flüssiger Form, beispielsweise als wäßrige oder
ölige Suspension, Sirup, Elixier, Lösung oder mit Flüssigkeit
gefüllte Kapseln vorliegen.
Bevorzugte orale Mittel liegen in der Form von Tabletten oder
Kapseln vor und können übliche Träger, wie Bindemittel (z. B.
Sirup, Akazia, Gelatine, Sorbit, Tragant oder Polyvinylpyrrolidon),
Füllstoffe (z. B. Lactose, Zucker, Maisstärke, Kartoffelstärke,
Calciumphosphat, Sorbit oder Glycin), Gleitmittel (z. B.
Magnesiumstearat, Talk, Polyethylenglykol oder Siliciumoxid),
Disintegrationsmittel (z. B. Stärke) und Netzmittel (z. B.
Natriumlaurylsulfat), enthalten.
Mittel zur parenteralen Verarbeitung liegen im allgemeinen in
Form einer Lösung oder Suspension der erfindungsgemäß zur
Anwendung kommenden Verbindung zusammen mit üblichen
pharmazeutischen Trägern vor, beispielsweise in Form einer
wäßrigen Lösung für intravenöse Injektion oder einer öligen
Suspension für die intramuskuläre Injektion. Zur parenteralen
Verabreichung geeignete Mittel erhält man, indem man 0,1 bis 10
Gew.-% der erfindungsgemäßen Verbindung in Wasser oder einem
Träger, der aus einem aliphatischen Polyalkohol, wie Glycerin,
Propylenglykol oder Polyäthylenglykol oder einer Mischung
davon besteht, löst. Die Polyäthylenglykole bestehen aus einer
Mischung nicht flüchtiger, gewöhnlich flüssiger
Polyäthylenglykole, die sowohl in Wasser als auch in
organischen Flüssigkeiten löslich sind und deren Molekulargewichte
von 200 bis 1500 reichen.
Pharmazeutische Mittel zur rektalen Verabreichung liegen in
Form von Suppositorien vor, wobei die erfindungsgemäßen
Verbindungen einer geeigneten Suppositoriengrundlage, wie
Kakaobutter, gehärtete Fette, Polywachse oder
Polyethylenglykole, in einer Menge von 1 bis 10 Gew.-%
einverleibt sind.
Die Herstellung der pharmazeutischen Mittel erfolgt anhand
üblicher Verfahren, beispielsweise durch Tablettieren,
Einverleiben der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden
Verbindungen in eine Suppositoriengrundlage, Sterilfiltration
und Abfüllen in Ampullen oder Tropfflaschen einer Lösung der
erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden Verbindungen in
Injektionswasser zusammen mit üblichen Zusätzen, wie
Natriumchlorid, Natriumhydrogenphosphat, Dinatrium-EDTA
(Ethylendiaminotetraessigsäuredinatriumsalz), Benzylalkohol oder
Natriumhydroxyd zur Einstlelung des pH.
Das Verfahren zur Behandlung von zytopathischen Effekten auf
Lymphozyten umfaßt die Verabreichung einer therapeutisch
wirksamen Menge an Lektin davon an einen Patienten, der dieser
Behandlung bedarf.
Die Dosierung hängt in erster Linie von der spezifischen
Verabreichungsform und vom Zweck der Therapie ab. Die Größe der
Einzeldosen sowie das Verabreichungsschema können am besten
anhand einer individuellen Beurteilung des jeweiligen
Krankheitsfalles durch den Arzt bestimmt werden, wobei das
Alter, das Gewicht und der Zustand des Empfängers, der
Verabreichungsweg und die Art und die Schwere der Krankheit
berücksichtigt werden müssen. Im allgemeinen beträgt die
Tagesdosis 2-20, vorzugsweise 3-10, insbesondere 6-7 mg/kg
Körpergewicht.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der
Erkrankung. Sie erstreckt sich im allgemeinen über mehrere
Wochen, beispielsweise 4 bis 8 Wochen.
Die erfindungsgemäß zur Anwendung kommende Verbindung wirkt
zytoprotektiv auch auf Lymphozyten, die durch das Human
Immunodeficiency Virus (HIV) infiziert wurden. Diese
Verbindung ist deshalb auch zur therapeutischen und
prophylaktischen Behandlung der durch das AIDS-Virus
verursachten Erkrankungen brauchbar.
Die Aktivität der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden
Verbindung wird anhand pharmakologischer in-vitro- und ex-vivo-
Testsysteme untersucht.
Weiterhin wird gezeigt, daß das Lektin in histologischen
Schnitten eine spezifische Anfärbung der Zellen zeigt.
Beispiele:
- 1) Nachweis der Zytoprotektion von nicht-infizierten CEM- Zellen;
- 2) Nachweis der Zytoprotektion von HIV-infizierten CEM-Zellen;
- 3) Nachweis der Zytoprotektion von Lymphozyten ex vivo;
- 4) Einsatz des CN-Lektins in der Histologie.
Dabei kam die Zellinie CEM zur Anwendung, bei der es sich um
eine klonierte menschliche Leukämie-Zellinie handelt (Sechoy et
al., Exp. Cell Res., 185: 122, 1989, und Avramis et al., AIDS, 3:
417, 1989].
CEM-Zellen [Sechoy et al., Exp. Cell Res., 185: 122, 1989, und
Avramis et al., AIDS, 3: 417, 1989] wurden entweder nicht mit
Arzneimittel behandelt (Kontrollprobe) oder mit
unterschiedlichen Konzentrationen an zu testendem Lektin.
CEM-Zellen wurden in einer Konzentration von 0,2×10⁶
Zellen/ml Kulturmedium zum Beimpfen der Kultur verwendet. Nach
4tägiger Inkubation betrug die Dichte der CEM-Zellen 1,9×10⁶
Zellen/ml. Dieser Wert bildete den Kontrollwert.
Die CEM-Zellen 0,2×10⁶ Zellen/ml wurden 4 Tage mit
unterschiedlichen Konzentrationen von Lektin behandelt. Es
wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Es ist ersichtlich, daß das Lektin in den Konzentrationen
zwischen 0,1 und 1,0 µg/ml siginifikant (P<0,001) die
Wachstumsrate von CEM-Zellen bis auf 156% steigert. Die
Signifikanz wurde durch den Student's-t-Test ermittelt (Sachs,
L.: Angewandte Statistik, Berlin: Springer-Verlag; pp. 209-216;
1984).
Dabei kam die Zellinie CEM zur Anwendung, bei der es sich um
eine klonierte menschliche Leukämie-Zellinie handelt, in der
sich das AIDS-Virus der Isolatbezeichnung HTLV-IIIB (zugehörig
zu HIV-1) vermehrt [M. Popovic, M. G. Sarnagdharan, E. Reed und
R. C. Gallo: Science, 224: 497, 1984, Sechoy et al., Exp. Cell
Res., 185: 122, 1989, und Avramis et al., AIDS, 3: 417, 1989].
CEM-Zellen [Sechoy et al., Exp. Cell Res., 185: 122, 1989, und
Avramis et al., AIDS, 3: 417, 1989, und Popovic et al., Science:
224: 497, 1984] wurden mit Polybren (im Handel erhältliches
Hexadimethrinbromid; 2 µg/ml) 30 Min. bei 37°C behandelt,
polybrenfrei gewaschen und mit 2×10⁹ HTLV-III-Virusteilchen
(isoliert aus CEM-Zellenkulturen nach Popovic, vgl. oben) pro 4
×10⁵ CEM-Zellen infiziert. Ein nicht mit Arzneimittel
behandelter Teil dieser Proben wurde als positive Kontrollprobe
verwendet, wohingegen zu den Testproben unterschiedliche
Konzentrationen an zu testender Verbindung - dem Lektin -
gegeben wurden. Die HTLV-III-Reverse-Transkriptase-Aktivität
dieser Kulturen wurde wie folgt analysiert.
Die Versuchsansätze auf Reverse-Transkriptase wurden in einer
Reaktionsmischung (50 µl) durchgeführt, die 50 mM Tris-HCl (pH
7,5), 5 mM Dithiothreitol, 10 mM MgC12, 100 mM Kaliumchlorid,
0,01 Triton X-100 (C₈H₁₇-C₆H₄-(OCH₂CH₂)9-10-OH) oder NP40
(nicht-ionisches Detergens Nonidet P 40, Produktbezeichnung der
Fa. Sigma, d. i- Octylphenyolethylenoxid-Kondensat), 10 µg/ml
(dT)₁₅ · (A)n (Hybridpolymere aus den Oligo- bzw.
Polynucleotiden Oligodesoxythymidylsäure und Polyadenylsäure)
als Templateprimer und ³H-Desoxythymidintriphosphat (³H-dTTP)enthielt. Die Reaktionsmischung wurde 1 h bei 37°C inkubiert,
und die Reaktion wurde durch Zugabe von 50 µg Hefe-tRNA und 2
ml einer 10%igen Trichloressigsäurelösung (TCA), die 1 mM
Natriumpyrophosphat enthielt, gestoppt. Die Proben wurden über
Milliporefilter (0,45 µm) filtriert, zuerst mit 1%iger TCA-
Lösung (5×) und anschließend mit 2 ml 70%igem Ethanol
gewaschen. Die Filter wurden unter einer Heizlampe getrocknet,
anschließend wurde Scintillationsflüssigkeit zugegeben und die
Radioaktivität in einem β-Scintillationszähler bestimmt.
Die Immunofluoreszenz-Assays wurden an Methanol : Aceton (1 : 1)-
fixierten Zellen unter Verwendung monoklonaler Antikörper (aus
der Maus) gegen HTLV-III p17 (Gag-Protein mit MG=17 000) und
p24 (Gag-Protein mit MG=24 000) durchgeführt. Diese beiden
Proteine sind Markerproteine, welche die Anwesenheit von
Viruspartikeln in den Zellen anzeigen. Die HTLV-III-infizierten
Zellen wurden mit oder ohne Arzneimittelbehandlung an
Toxoplasmose-Slides fixiert. Nach der Fixierung mit Methanol-
Aceton (1 : 1) während 30 Min. bei Raumtemperatur, wurden die
Slides in versiegelten Plastikbehältern bei -20°C bis zum
Gebrauch aufbewahrt. Die monoklonalen Antikörper wurden auf die
Zellen gegeben, bei Raumtemperatur in einer Feuchtigkeitskammer
1 h inkubiert mit PBS (Phosphatpuffer), der 0,25% Triton x-100
enthält, 2 h gewaschen. Die Zellen wurden dann 1 h mit
Fluorescein (FICT) markiertem Ziege-Antimaus-IgG (Capell Labs.)
behandelt, und mit PBS-Puffer, der 0,25% Triton X-100 enthält,
über Nacht gewaschen. Auf die Slides wurde 50%iges Glycerin
gegeben, und die Zellfluoreszenz wurde mit einem Zeiss-
Fluoreszenzmikroskop bestimmt.
CEM-Zellen sowie mit HTLV-IIIB infizierte CEM-Zellen wurden in
einer Konzentration von 0,2×10⁶ Zellen/ml Kulturmedium zum
Beimpfen der Kultur verwendet. Nach 4tägiger Inkubation betrug
die Dichte der nichtinfizierten CEM-Zellen 1,9×10⁶ Zellen/ml,
während die Dichte der mit HTLV-IIIB infizierten CEM-Zellen
lediglich 0,4×1 000 000 Zellen/ml war, diese beiden Werte
bildeten die Kontrollwerte.
Dann wurden Proben von CEM-HTLV-IIIB-Zellen 0,2×10⁶ Zellen/ml
4 Tage mit unterschiedlichen Konzentrationen von Lektin
behandelt. Es wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Es ist ersichtlich, daß das Lektin in den Konzentrationen
zwischen 0,1 und 1,0 µg/ml signifikant (P<0,001) die
Wachstumsrate von HIV-infizierten CEM-Zellen bis auf 339%
steigert. Die Signifikanz wurde durch den Student's-t-Test
ermittelt (Sachs, L.: Angewandte Statistik, Berlin: Springer-
Verlag; pp. 209-216; 1984). Zwischen 0,3 und 1,0 µg/ml wird die
Wachstumsrate von CEM-HTLV-IIIB-Zellen auf Werte gesteigert,
die im Bereich der Kontrolle, nämlich der CEM-Zellen ohne HTLV-
IIIB liegen.
Es wurde untersucht, ob die 4tägige Zugabe von Lektin zu CEM-
HTLV-IIIB-Zellen die Produktion von HTLV-III-Viren einstellt.
Als Maß für die Virusmenge im Kulturmedium wurde die Reverse
Transkriptase gewählt. Also die Hemmung der Reversen Transkriptase
zeigt Hemmung der Virusproduktion an. Die Ergebnisse
sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt:
Es ist ersichtlich, daß im Überstand der CEM-HTLV-IIIB-Zeilen,
die nicht mit Substanz behandelt wurden, eine beträchtliche
Aktivität an Reverser Transkriptase vorlag. Die Zugabe der
Substanz führt zu einer dosisabhängigen Verringerung der
Reversen Transkriptase-Aktivität im Überstand. Bereits bei der
Dosis von 0,03 µg/ml wurde eine beträchtliche Inhibierung
beobachtet. Die erfindungsgemäß zur Anwendung kommende
Verbindung ist deshalb in der Lage, die Zellen gegen eine
Virusreplikation beinahe vollständig bei Dosen zu schützen, bei
denen verschiedene in-vitro-Parameter, beispielsweise das
Zellwachstum, nicht nachteilig beeinflußt werden.
Es hat sich gezeigt, daß das Lektin eine stark inhibierende
Wirkung auf die Expression von HIV p24 und p15 in infizierten
CEM-Zellen besitzt. Wenn die Target-CEM-Zellen mit dem HTLV-
IIIB-Isolat behandelt und ohne die zu testende Verbindung
kultiviert wurden, wurden die CEM-Zellen infiziert, und es kam,
wie mittels indirekten Immunofluoreszenz-Assays festgestellt,
zur Expression des p24- und p15-Proteins. Nach Inkubierung der
CEM-HTLV-IIIB-Zellen mit der zu testenden Verbindung wurde ein
beinahe vollständiger Schutzeffekt beobachtet. Es wurden
folgende Ergebnisse erhalten:
Es ist ersichtlich, daß das Lektin eine signifikante Reduktion
der Expression der HTLV-III-Proteine p15 und p24 verursacht.
Lymphozyten aus Milzen von NMRI-Mäusen wurden für die
Untersuchungen benutzt. Hierzu wurden die Tiere mit dem Lektin
mit den in der Tabelle angegebenen Dosen intraperitoneal für 5
Tage behandelt. Die Versuchsdurchführung wurde wie früher
beschrieben [W. E. G. Müller, R. K. Zahn, A. Maidhof, H. C.
Schröder, M. Bachmann und H. Umezawa, J. Antibiotics, 37, 239
(1984)] durchgeführt. Anschließend wurden die Tiere getötet und
die Milz-Lymphozyten entsprechend unseren füheren Angaben
gewonnen. Nachdem sie gewaschen waren, wurden sie in einer
Konzentration von 5×10⁶ Zellen/ml in RPMI-1640-Medium mit 10%
fötalem Kälberserum in 1-ml-Ansätzen inkubiert [G. Leyhausen
et al., Anitmicrob. Agents Chemother., 26: 752, 1984]. Zur
Bestimmung des Wachstumsverhaltens von Lymphozyten wurde der
Einfluß auf die Inkorporation von radioaktivmarkiertem Thymidin
(³H-dThd) in die DNA bestimmt. Die Versuchsbedingungen wurden
wie früher beschrieben, durchgeführt [G. Leyhausen et al.;
s. o.]. Die aus den Tieren, die mit den Substanzen wie oben
angegeben, behandelt wurden, gewonnenen Lymphozyten wurden in
Abwesenheit der Substanz ex vivo und in Anwesenheit von ³H-dThd
für 24 Std. inkubiert.
In Abwesenheit von Letin wurden in Lymphozyten eine
Inkorporationsrate von 1,4×10³ Zerfälle pro Minute × 10⁶
Zellen gemessen.
Behandlung der Tiere mit Substanz (5 Tage) (mg/kg) | ||
Inkorporation der Lymphozyten ex vivo (× 10³ Zerfälle pro Minute × 10⁶ Zellen) | ||
ohne Substanz | ||
27,4±3,9 | ||
CN-Lektin: @ | 1 | 32,8±4,5 |
3 | 49,3±4,9 | |
10 | 62,9±7,9 |
Die Mittelwerte wurden aus 6 parallelen Ansätzen ermittelt.
Diese Untersuchungsreihe zeigt, daß nach einer Vorbehandlung
der Mäuse mit Dosen von 3 bis 10 mg/kg an Letin für 5 Tage,
die dann entnommenen Milz-Lymphozyten ex vivo eine signifikant
erhöhte - bei 10 mg/kg auf 229,6% ansteigend [P<0,001] -
DNA-Synthese aufweisen. Die Signifikanz wurde durch den
Student's-t-Test ermittelt (Sachs, L.: Angewandte Statistik,
Berlin: Springer-Verlag; pp. 209-216; 1984].
Zur histologischen Indentifizierung wurden gefrorene Hautstücke
in Paraformaldehyd fixiert, in Tissue Tek eingebettet und mit
einem Kryostat geschnitten. Die 2-µm-Schnitte wurden mit
Fluoreszein-isothiocyanat-markiertem Lektin behandelt. Nach
Waschen in 0,9% NaCl-Lösung wurden die Schnitte mit einem
Fluoreszenzmikroskop begutachtet. Einzelheiten sind in einer
früheren Arbeit angegeben (Müller et al., 1987; Comp. Gerontol.
Al: 40).
Die Ergebnisse zeigten, daß die Zellen im Stratum germinative
selektiv angefärbt waren. Keine Färbung war z. B. im Stratum
granulosum nachzuweisen.
In den nachfolgenden Formulierungsbeispielen kann der Wirkstoff
im Gemisch mit anderen Verbindungen eingesetzt werden.
Beispiel a | |
Tablettenformulierung | |
Wirkstoff | |
10 mg | |
Lactose | 18 mg |
Kartoffelstärke | 38 mg |
Gelatine | 2 mg |
Talkum | 2 mg |
Magnesiumstearat | 0,1 mg |
Beispiel b | |
Tablettenformulierung | |
Wirkstoff | |
10 mg | |
Kartoffelstärke | 40 mg |
Polyvinylpyrrolidon | 5 mg |
Die Tabletten werden mit einer gefärbten Zuckerschicht
überzogen.
Beispiel c | |
Kapselformulierung | |
Wirkstoff | |
10 mg | |
Maisstärke | 90 mg |
Lactose | 50 mg |
Talkum | 2 mg |
Diese Mischung wird in Gelatinekapseln gefüllt.
Beispiel d | ||
Flüssige orale Formulierung | ||
Wirkstoff | ||
2 g | ||
Saccharose | 250 g | |
Glucose | 300 g | |
d-Sorbit | 150 g | |
Agar-agar | 0,15 g | |
Methylparaben | 0,5 g | |
Propylparaben | 0,05 g | |
Geschmackstoff (Orangengeschmack) | 10 g | |
Tartazin, gelb @ | Gereinigtes Wasser auf | 1000 ml |
Beispiel f | ||
Flüssige orale Formulierung | ||
Wirkstoff | ||
2 g | ||
Tragacanth | 7g | |
Glycerin | 50 g | |
Saccharose | 400 g | |
Methylparaben | 0,5 g | |
Propylparaben | 0,05 g | |
Geschmackstoff (Geschmack von schwarzer Johannisbeere) @ | Roter Farbstoff Nr. 2C.E.184 | 0,02 g |
Gereinigtes Wasser auf | 1000 ml |
Beispiel g | |
Flüssige orale Formulierung | |
Wirkstoff | |
2,4 g | |
Saccharose | 400 g |
Tinktur von Bitterorangenschalen | 20 g |
Tinktur von Süßorangenschalen | 15 g |
Gereinigtes Wasser auf | 1000 ml |
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von Lektin aus dem Schwamm
Chondrilla nucula.
2. Arzneimittel, gekennzeichnet durch einen Gehalt an Lektin in
Anspruch 1.
3. Verwendung des Lektines zur zytologischen Charakterisierung
von Zellen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904012319 DE4012319A1 (de) | 1990-04-18 | 1990-04-18 | Verfahren zur herstellung und die verwendung des lektins von chondrilla nucula zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch zur zytologischen diagnose |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904012319 DE4012319A1 (de) | 1990-04-18 | 1990-04-18 | Verfahren zur herstellung und die verwendung des lektins von chondrilla nucula zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch zur zytologischen diagnose |
Publications (1)
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DE4012319A1 true DE4012319A1 (de) | 1991-10-24 |
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DE19904012319 Withdrawn DE4012319A1 (de) | 1990-04-18 | 1990-04-18 | Verfahren zur herstellung und die verwendung des lektins von chondrilla nucula zur zytoprotektion von nicht-infizierten und virus-infizierten lymphozyten als auch zur zytologischen diagnose |
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1990
- 1990-04-18 DE DE19904012319 patent/DE4012319A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
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8130 | Withdrawal |