DE3930930C1 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein medizinisches Gerät
zur Diagnose und/oder Therapie mit Hilfe elektromagnetischer
Felder zwecks magnetomotorischer Stimulation von Nerven, mit
einem hufeisenförmigen Magnetkern, dem mindestens eine strom
impulsbeaufschlagbare Spulenwicklung zur Magnetfelderzeugung
zugeordnet ist.
Bei einem bekannten sogenannten Magnetimpulsgerät dieser
Art (DE 26 32 501 A1) ist der hufeisenförmige Magnetkern mit
einer einzigen Spulenwicklung im mittleren Stegbereich zwi
schen den beiden zu den Polschuhen führenden Schenkeln verse
hen. Mit Hilfe dieses Geräts wird die kurzzeitige lokal be
grenzte Erzeugung eines starken Magnetfeldes angestrebt, um im
zu behandelnden Organismus auf Nervenenden bzw. Nervenbahnen
Aktionspotentiale auszulösen; das Wirkungsfeld des so örtlich
gesetzten Reizes, der wie eine Injektion, eine Akupunkturnadel
oder ein Laserstrahl wirkt, soll sich in seiner Fläche pa
rallel zur Haut und in seiner Tiefe durch veränderlich oder
auswechselbar ausgeführte Polschuhe bestimmen lassen. In der
Praxis hat sich nun gezeigt, daß sich mit Hilfe des bekannten
Geräts keine örtlich ausreichend eng begrenzte Magnetfelder
zeugung und damit gezielte Reizung tiefer liegender Nerven er
reichen läßt, insbesondere bedingt durch sehr starke Streuung
des Magnetfeldes außerhalb der einzigen Spulenwicklung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Gerät der
eingangs genannten Art so weiter auszubilden, daß sich ein ge
nau fokussierbares und dennoch weit reichendes starkes Magnet
feld erzeugen läßt.
Das Gerät nach der Erfindung, bei dem diese Aufgabe ge
löst ist, zeichnet sich im wesentlichen dadurch aus, daß den
beiden Polschuhen des hufeisenförmigen Magnetkerns jeweils ei
ne Polschuhwicklung zugeordnet ist und daß im Bereich zwischen
den die beiden Polschuhwicklungen tragenden Polschuhen minde
stens eine Steuerspule angeordnet ist, deren Windungen etwa
quer zu den beiden Polschuhen gemeinsamen Ebene verlaufen.
Es hat sich gezeigt, daß sich mit diesem Gerät genau fo
kussierbare Magnetfelder einer Feldstärke von 1 bis 2 Tesla
mit einer Pulsdauer von etwa 200 Mikrosekunden erzeugen las
sen, durch die auch kleine, tiefliegende Nervengruppen stimu
liert werden können. Eine kürzere Pulsdauer wird von den
Nerven erfahrungsgemäß kaum in Aktionspotentiale umgesetzt;
eine längere Pulsdauer erzeugt in den Nerven ein zu geringes
elektrisches Feld. Der erfindungsgemäße Einsatz der
Steuerspule(n) zwischen den wicklungsbestückten Polschuhen er
möglicht dabei, das magnetische Feld möglichst weit aus der
Felder erzeugenden Vorrichtung herauszudrängen,um so tiefer
liegende Nervengruppen zu stimulieren und die Vorteile der
nicht operativen und nicht invasiven Untersuchungs- bzw. Be
handlungsmethode auszunutzen. Da sich mit Hilfe des erfin
dungsgemäßen Geräts durch das schnell veränderliche magneti
sche Feld ein elektrisches Feld an einem eng umrissenen Be
reich innerhalb des Körpers erzeugen läßt, ist ein Aktionspo
tential am angepeilten Nerv hervorrufbar. Deshalb ist das Ge
rät insbesondere zur Diagnostik der motorischen Nerven der
Großhirnrinde sowie peripherer Nerven mit Erfolg einsetzbar.
Daneben kann es auch als Therapiegerät Anwendung finden, näm
lich als Muskelstimulationsgerät zur Aufrechterhaltung der
Muskelfunktionen und der Muskelmasse, beispielsweise bei Ge
lähmten oder Komatösen oder als Defibrillationsgerät zur
Beseitigung des Herzkammerflimmerns. In der Diagnostik dient
das elektromagnetische Nervenstimulationsgerät vor allem der
Untersuchung des Parkinsonismus, der Alzheimerschen Krankheit,
der Multiplen Sklerose, cerebellären (das Kleinhirn be
treffender) Erkrankungen sowie von Nervenschäden in der
Unfallchirurgie.
An dieser Stelle ist zu erwähnen, daß bei bisher gebauten
oder in der Praxis eingesetzten Geräten das Magnetfeld aus
schließlich von flachen, spiralförmigen Spulen ohne Zuhilfe
nahme von Steuerspulen und ohne ferromagnetische Materialien
erzeugt wird. Das Feld am Ort der Stimulation ist deshalb
räumlich um ein Vielfaches größer; eine örtlich genau zu be
grenzende Stimulation ist deshalb nicht möglich. Dies verhin
dert eine präzise lokalisierte Stimulation tieferliegender
Nervengruppen und führt zu Ungenauigkeiten in der Diagnostik
oder Therapie.
Auch bei der eingangs erwähnten Verwendung eines huf
eisenförmigen Magnetkerns ohne Steuerspule und ohne Polschuh
wicklungen an den Schenkelenden läßt sich außerhalb des Spu
lensystems eine zur Nervenstimulation ausreichende Flußdichte
nicht erreichen.
Besonders günstige Ergebnisse lassen sich erreichen, wenn die
Windungsachse der Steuerspule zu der beiden Polschuhen ge
meinsamen Ebene parallel verläuft. Dabei ist es von Vorteil,
die Steuerspule so anzuordnen, daß deren Unterkante in der
beiden Polschuhen gemeinsamen Ebene liegt.
Als sehr zweckmäßig hat es sich in weiterer Ausgestaltung
des Geräts nach der Erfindung herausgestellt, wenn die Steuer
spule in Reihe oder parallel zu den in Reihe oder parallel ge
schalteten Polschuhwicklungen liegt. Auf diese Weise ist ge
währleistet, daß innerhalb äußerst kurzer Zeitspannen von etwa
200 Mikrosekunden die für die Erzeugung des Magnetfeldes er
forderlichen Polschuhwicklungen bzw. Steuerspulen gleichzeitig
stromdurchflossen sind, so daß die die Stimulation bewirkenden
Magnetfelder einander überlagernd zur selben Zeit erzeugt wer
den.
Zweckmäßigerweise besteht der hufeisenförmige Magnetkern
aus ferromagnetischem Material mit hoher magnetischer und ge
ringer elektrischer Leitfähigkeit. Durch Verwendung von Kern
material hoher Sättigungsinduktion und geringer Ummagnetisie
rungs- und Wirbelstromverluste kommt man mit einem geringen
Energieaufwand aus.
Als günstig hat es sich in weiterer Ausbildung herausge
stellt, wenn der hufeisenförmige Magnetkern aus ferromagneti
schen Gläsern oder geschichtetem, voneinander isoliertem
weichmagnetischem Eisenkobaltblech einer Stärke von 0,3 mm be
steht.
Weitere Einzelheiten und Vorteile ergeben sich
aus der folgenden Beschreibung anhand der Zeich
nung, und zwar zeigt
Fig. 1 eine schematische perspektivische Ansicht des das
Herzstück des erfindungsgemäßen Geräts bildenden
Hufeisenmagneten mit zugeordneten Wicklungen,
einschl. Steuerspule,
Fig. 2 eine perspektivische Ansicht der das Herzstück des
herkömmlichen Gerätes bildenden flachen spiralförmi
gen Spule,
Fig. 3 ein Feldstärkediagramm, wie es mit einer flachen
spiralförmigen Spule nach Fig. 2 erreichbar ist,
Fig. 4 ein Feldstärkediagramm, wie es mit einem Gerät,
mit hufeisenförmigem Kern, jedoch ohne Steuer
spule erreichbar ist, und
Fig. 5 ein Feldstärkediagramm, wie es mit dem Gerät nach
der Erfindung gem. Fig. 1 erreichbar ist.
Fig. 1 zeigt einen in einer Ebene, die senkrecht auf der
x-y-Ebene steht, liegenden hufeisenförmigen Magnetkern 1. Im
Bereich der Polschuhe 2, 3 weist der Magnetkern 1 Polschuh
wicklungen 4, 5 auf. Außerdem ist im Bereich zwischen den bei
den Polschuhen 2, 3 eine Steuerspule 6 vorhanden. Die Win
dungsachse dieser Steuerspule 6 verläuft zu der beiden Pol
schuhen 2, 3 gemeinsamen Ebene, d. h. zur x-y-Ebene etwa pa
rallel, und ihre Unterkante liegt in der den beiden Polschuhen
gemeinsamen Ebene. Die Polschuhwicklungen 4, 5 liegen in
Reihe oder parallel zueinander; die Steuerspule 6 liegt zu den
Polschuhwicklungen 4, 5 in Reihe oder parallel. Der huf
eisenförmige Magnetkern 1 besteht aus ferromagnetischem Ma
terial mit hoher magnetischer und geringer elektrischer Leit
fähigkeit. Besonders geeignet sind ferromagnetische Gläser,
wie sie z. B. unter der Handelsbezeichnung Vitrovac® F-4040 der
Fa. Vacuumschmelze erhältlich sind. Stattdessen ist auch
geschichtetes, voneinander isoliertes weichmagnetisches
Eisenkobaltblech geringer Stärke von etwa 0,3 mm einsetzbar,
wie es z. B. unter der Handelsbezeichnung Vacoflux 48 von der
Fa. Vacuumschmelze auf den Markt gebracht wird.
Die erfindungsgemäß erreichte größere Ausdehnung des mag
netischen Feldes ist deshalb von entscheidender Bedeutung,
weil dadurch tiefer innerhalb des Körpers liegende Nerven
strukturen (z. B. die Großhirnrinde) stimuliert werden können.
Dies wird im wesentlichen durch die Plazierung der Steuerspule
6 bzw. mehrerer Steuerspulen in der Mitte zwischen bzw. um die
Pole des hufeisenförmigen Magnetkerns 1 erreicht. Dadurch wird
nämlich das zur Nervenstimulation benötigte magnetische Feld
so verändert, daß es in einer größeren Entfernung von den Pol
schuhen 2, 3 mit höherer Intensität stark fokussiert wirkt.
Die Plazierung der Steuerspule/Steuerspulen 6 sollte so erfol
gen, daß deren Unterkante auf der Ebene der Schenkelenden des
hufeisenförmigen Magnetkerns 1 liegt. Auf diese Weise läßt
sich einerseits das Magnetfeld möglichst weit aus dem Spulen
system herausdrängen; andererseits läßt sich jedoch das Spu
lensystem so nahe wie möglich an die Hautoberfläche des Pa
tienten bringen, um eine tiefe Stimulationswirkung zu erzie
len.
Die Fokussierung des Magnetfeldes durch die neuartigen
Polschuhwicklungen in Verbindung mit der Steuerspule/Steuer
spulen 6 ermöglicht demgemäß die Untersuchung noch feinerer,
kleinerer Bereiche der Nervenstrukturen als bisher.
Der Vorteil der Verwendung dieses elektromagnetischen
Spulensystems wird bei einem Vergleich der errechneten Feld
stärkendiagramme gem. den Fig. 3, 4 und 5 besonders deutlich.
Die dargestellten Feldstärkenwerte beziehen sich auf eine
Ebene von 20 × 20 cm, die sich 2 cm unterhalb der jeweiligen
Spulenanordnung findet. Die Auslenkung in Richtung der y-Achse
der Figuren zeigt die Stärke des Magnetfeldes in der Ebene und
nicht die räumliche Ausdehnung des Feldes.
Fig. 3 zeigt den Feldstärkenverlauf eines im Handel er
hältlichen Stimulationsgerätes mit einfacher, spiralförmiger
Spulenanordnung gem. Fig. 2. Die Spule besitzt 19 Windungen,
eine Induktivität von ca. 35 uH, einen Innendurchmesser von
5,5 cm und einen Außendurchmesser von 12,1 cm. Der maximale
Spulenstrom beträgt 4000 A, die maximale Spulenspannung 3000
V.
Fig. 4 zeigt den Feldstärkenverlauf eines hufeisenförmi
gen Magnetkerns ohne die Steuerspule 6, bei dem pro Schenkel
24 Windungen einer Hochfrequenzlitze (6 qmm Querschnitt,
Durchmesser der Einzelleiter 0,15 mm) aufgewickelt sind. Der
maximale Spulenstrom beträgt hier ca. 4000 A, die maximale
Spulenspannung reduziert sich auf ca. 1000 V. Die beiden Pol
schuhwicklungen sind hierbei in Reihe geschaltet.
Fig. 5 zeigt den Feldstärkenverlauf des hufeisenförmigen
Magnetkerns 1 nach der Erfindung mit einer Steuerspule 6 unter
den gleichen Vorgaben wie bei der Ausführung nach Fig. 4. Die
Steuerspule 6 wird hierbei mit ca. 4000 A in Reihe mit Pol
schuhwicklungen 4, 5 betrieben. Die maximale Gesamtspannung
beträgt ca. 1000 V.
Erreicht wird die hohe Leistung mit Hilfe einer herkömm
lichen Versorgungsschaltung, die einen Kondensator enthält,
der mittels eines Thyristors über den die Spule enthaltenden
Kreis entladen wird.
Der Vergleich der Figuren zeigt deutlich die Verbesserung
zwischen den Feldstärkeverläufen der Fig. 3 und 4; gem. Fig. 4
ist die für die Stimulation relevante Zone mit einer Flußdich
te von mehr als 1 Tesla räumlich wesentlich begrenzter.
Die Verbesserung unter Zuhilfenahme der Steuerspule 6
äußert sich in der Reduzierung des für die gezielte Stimula
tion sehr störenden Feldstärkenabfalles in der Mitte zwischen
den Feldstärkenspitzen. Störend ist dieser Feldstärkenabfall
deshalb, weil dadurch zwei räumlich voneinander getrennte Be
reiche der Stimulation entstehen, so daß eine genau loka
lisierte Stimulation erschwert wird. Dadurch, daß die
Nervenstimulation erst oberhalb einer bestimmten Schwelle
eintritt, ergeben sich bei der Anwendung eines huf
eisenförmigen Geräts ohne Steuerspule zwei kreisförmige,
voneinander getrennte Stimulationsbereiche. Vom medizinischen
Standpunkt ist ein einziger ovaler stimulierter Bereich, wie
er durch das hufeisenförmige Gerät mit Steuerspule aufgrund
der Schwellenwirkung erreicht wird, zumeist günstiger als zwei
getrennte kreisförmige Bereiche, auch wenn diese von der
Fläche her kleiner sind. Dadurch wird das Anvisieren der zu
stimulierenden Bereiche wesentlich erleichtert. Im Zielpunkt
unterhalb der Anordnung wird nämlich auch ein Aktionspotential
und damit eine Nervenstimulation erzeugt.
Durch die neue Spulenanordnung mit der Steuerspule/Steu
erspulen 6 läßt sich in vorteilhafter Weise eine erhebliche
Reduzierung des Energieaufwandes zur Erzeugung der magneti
schen Impulse erreichen. Das Feld im Innenraum der Spulenan
ordnung, wo es praktisch nicht benötigt wird, wird durch die
Steuerspule abgeschwächt, und der Energieinhalt des Feldes im
ferromagnetischen Material ist bei gleicher Flußdichte wesent
lich geringer als in Luft. Als weiterer Vorteil der erfin
dungsgemäßen Spulenanordnung mit Steuerspule/Steuerspulen ist
zu erwähnen, daß die Feldrichtung am Ort der Stimulation rich
tungsgebunden in der Flucht der Pole des hufeisenförmigen Mag
netkerns 1 verläuft.
Claims (6)
1. Medizinisches Gerät zur Diagnose und/oder Therapie
mit Hilfe elektromagnetischer Felder zwecks magnetomotorischer
Stimulation von Nerven, mit einem hufeisenförmigen Magnetkern
(1), dem mindestens eine stromimpulsbeaufschlagbare Spulen
wicklung (4, 5) zur Magnetfelderzeugung zugeordnet ist, da
durch gekennzeichnet, daß den beiden Polschuhen (2, 3) des
hufeisenförmigen Magnetkerns (1) jeweils eine Polschuhwicklung
(4, 5) zugeordnet ist und daß im Bereich zwischen den die
beiden Polschuhwicklungen tragenden Polschuhen mindestens eine
Steuerspule (6) angeordnet ist, deren Windungen etwa quer zu
der beiden Polschuhen (2, 3) gemeinsamen Ebene verlaufen.
2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Windungsachse der Steuerspule zu den beiden Pohlschuhen
(2, 3) gemeinsamen Ebene parallel verläuft.
3. Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Unterkante der Steuerspule (6) in der den
beiden Polschuhen (2, 3) gemeinsamen Ebene liegt.
4. Gerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Steuerspule (6) in Reihe oder parallel
zu den in Reihe oder parallel geschalteten Polschuhwicklungen
(4, 5) liegt.
5. Gerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der hufeisenförmige Magnetkern (1) aus
ferromagnetischem Material mit hoher magnetischer und geringer
elektrischer Leitfähigkeit besteht.
6. Gerät nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der hufeisenförmige Magnetkern (1) aus ferromagnetischen Glä
sern oder geschichtetem, voneinander isoliertem weichmagneti
schem Eisenkobaltblech und einer Stärke von 0,3 mm besteht.
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DE19893930930 DE3930930C1 (de) | 1989-09-15 | 1989-09-15 | |
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