DE3741290C2 - Anwendung eines Verfahrens zur Behandlung von glasartigen Legierungen - Google Patents
Anwendung eines Verfahrens zur Behandlung von glasartigen LegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Anwendung eines Verfahrens
zur Behandlung von glasartigen Legierungen.
Aus der DE-OS 30 21 224 ist ein Verfahren zur Herstel
lung einer glasartigen (Synonym: amorphen) Magnetlegierung, die eine hohe
Permeabilität innerhalb eines breiten Frequenzbereiches
aufweist, bekannt, die einen flachen Frequenzgang zeigt
und die ein stabiles Alterungsverhältnis im Hinblick auf
die Permeabilität aufweist. Dabei wird zunächst ein
glasartiges Band einer erhöhten Temperatur T₁ ausgesetzt.
Anschließend wird das Band auf Raumtemperatur abge
schreckt und dann erneut wärmebehandelt. Die dort
genannte Temperatur T₁ wird ausschließlich aus magneti
schen Kenndaten ermittelt und ist nicht dazu bestimmt,
die duktilen Eigenschaften einer glasartigen Legierung zu
verbessern.
Es ist bekannt, daß glasartige Legierungen, die einer
erhöhten Temperatur ausgesetzt sind, verspröden, wobei
eine Versprödung der glasartigen Legierungen auch schon
während des Herstellungsprozesses eintreten kann. Um
bestimmte magnetische Eigenschaften der glasartigen Legie
rungen zu erreichen, werden diese bei bestimmten Tempe
raturen behandelt. Diese Temperaturbehandlung hat jedoch
zur Folge, daß die Legierung versprödet mit der nachtei
ligen Folge, daß magnetisch optimierte glasartige Legierun
gen nicht mehr mechanisch bearbeitet werden können.
Ein weiterer Nachteil der bisher bekannten Art der Her
stellung von glasartigen Legierungen besteht darin, daß
beispielsweise aus den Legierungen hergestellte flache
Bänder oberhalb einer bestimmten Banddicke derart spröde
sind, daß sie nur noch bedingt verformbar sind, obwohl
es für bestimmte Anwendungszwecke wünschenswert wäre,
daß bei großer Banddicke dennoch eine gute Verformbar
keit gewährleistet ist.
Zwar ist es bisher auch grundsätzlich schon möglich, bei
der Herstellung oder infolge thermischer Behandlung
versprödete glasartige Legierungen wieder verformbar zu
machen, indem diese einer Teilchenstrahlung aus Neutro
nen oder leichten Ionen ausgesetzt wird, diese bekannte
Methode hat jedoch einen erheblichen Nachteil, da nach
der Teilchenbestrahlung die glasartigen Legierungen radio
aktiv werden, so daß eine Weiterverarbeitung praktisch
nicht mehr möglich ist. Für nahezu alle Einsatzarten der
glasartigen Legierungen scheidet somit dieses Verfahren
aus.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
derart anzuwenden, daß mit ihm auf sehr wirtschaftliche
Weise versprödete glasartige Legierungen ohne grundsätz
liche Veränderung ihrer Legierungseigenschaften und ohne
Beschränkung ihrer Verwendungsmöglichkeiten wieder
verformbar gemacht werden können, wobei das Verfahren
grundsätzlich auf alle Legierungen anwendbar ist.
Gelöst wird die Aufgabe gemäß der Erfindung durch
folgende Maßnahmen:
Aussetzen der glasartigen Legierung über ein Zeitintervall zwischen 10-1 s und 3 * 10³ s einer Temperatur T1, die im Temperaturintervall zwischen der Versprödungstemperatur T₃ und der Kristallisationstemperatur der glasartigen Legierung liegt und
schockartiges Abkühlen der glasartigen Legie rung mit einer Rate von wenigstens 100 K/min auf eine Temperatur T₂, die zwischen 150°C und -200°C liegt,
angewendet auf versprödete glasartige Legierungen zur Wiederherstellung der Verformbarkeit.
Aussetzen der glasartigen Legierung über ein Zeitintervall zwischen 10-1 s und 3 * 10³ s einer Temperatur T1, die im Temperaturintervall zwischen der Versprödungstemperatur T₃ und der Kristallisationstemperatur der glasartigen Legierung liegt und
schockartiges Abkühlen der glasartigen Legie rung mit einer Rate von wenigstens 100 K/min auf eine Temperatur T₂, die zwischen 150°C und -200°C liegt,
angewendet auf versprödete glasartige Legierungen zur Wiederherstellung der Verformbarkeit.
Der wesentliche Vorteil der Anwendung liegt darin, daß
glasartige Legierungen, die magnetisch optimiert wurden und
dadurch bisher irreversibel spröde wurden, nun nach der
erfolgten magnetischen Optimierung wiederum verformbar
gemacht werden können, ohne daß die magnetischen
Eigenschaften beeinflußt werden. Ein weiterer Vorteil
ist, daß die Legierungen nach Ausführung des Verfahrens
ohne Einbußen mechanisch bearbeitet werden können, bei
spielsweise durch Stanzen, Bohren, Schleifen, Biegen,
Wickeln usw. Mit dem Verfahren können glasartige Legierungen
wieder verformbar gemacht werden, die während des
Herstellungsprozesses versprödeten. Alle genannten
Vorteile sind von hohem Nutzen.
Vorteilhafterweise liegt in Abhängigkeit des Grades der
Versprödung der Legierung die Temperatur T1 zwischen 200
und 600°C.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des
Verfahrens liegt die Temperatur T₂ in Abhängigkeit des
Grades der Versprödung der Legierung bei vielen Legierun
gen bei der Raumtemperatur.
Grundsätzlich kann die Legierung auf jede erdenkliche
Weise schockartig abgekühlt werden, vorzugsweise erfolgt
jedoch die Abkühlung in einem Salzbad oder einem Wasser
bad.
Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die nachfol
genden graphischen Darstellungen von Meßergebnissen
anhand eines Ausführungsbeispieles eingehend beschrie
ben. Darin zeigt
Fig. 1 die relative Bruchdehnung einer bandartig aus
gebildeten glasartigen Legierung Fe Ni P nach iso
chroner Auslagerung (43h) bei verschiedenen
Temperaturen,
Fig. 2 die relative Bruchdehnung in Abhängigkeit der
Dauer einer Nachbehandlung bei zwei unter
schiedlichen Nachbehandlungstemperaturen und
Fig. 3 die relative Bruchdehnung in Abhängigkeit der
Dauer der Nachbehandlung einer weiteren Le
gierungsprobe.
Bevor auf das eigentliche Verfahren zur Wiederherstellung
der Verformbarkeit von versprödeten glasartigen Legierungen
im einzelnen eingegangen wird, wird zunächst anhand der
Darstellung von Fig. 1 die relative Bruchdehnung εf in
Abhängigkeit der Auslagerungstemperatur erläutert. Fig. 1
zeigt die relative Bruchdehnung εf einer glasartigen Legie
rung Fe40Ni40P20 bei verschiedenen Auslagerungstempera
turen. Die glasartige Legierung ist in Form eines Metall
bandes mit einer Dicke von 20µm ausgebildet. Proben die
ser Metallegierung, die bei unterschiedlichen Temperatu
ren ausgelagert wurden, wurden einem Biegetest unterwor
fen, bei dem die relative Bruchdehnung εf der Proben be
stimmt wurde. Wie schon dargelegt, gibt εf Auskunft über
die Verformbarkeit bzw. die Versprödung der Legierung.
Ist εf=1, so kann das Legierungsband um 180° gebogen
werden, ohne daß es bricht. Ist εf<1, so bricht das
Legierungsband beim Biegen und es bricht um so eher, je
kleiner εf ist.
Aus Fig. 1 ist ersichtlich, daß das Legierungsband bis zu
einer Temperatur von ungefähr 210°C gut verformbar ist,
d. h. εf=1. Mit Zunahme der Temperatur geht die Ver
formbarkeit mit gleichzeitig zunehmender Versprödung der
Legierung zurück, d. h. εf<1. Im Bereich einer Tempera
tur von 230 bis 300°C wird ein Plateau erreicht, d. h. in
diesem Temperaturbereich ist die Verformbarkeit mit εf<
1 nahezu konstant. In diesem Temperaturbereich ist die
Legierung allerdings schon sehr spröde. Eine weitere Ver
sprödung setzt oberhalb einer Temperatur von 300°C ein.
Diese zweite Stufe der Versprödung mündet in die Kristal
lisation der Legierung.
Gemäß dem Verfahren wird zur Wiederherstellung der Ver
formbarkeit der versprödeten glasartigen Legierung diese
über ein bestimmtes Zeitintervall Δt1 einer Temperatur T1
ausgesetzt (T1=Erholungstemperatur). Nachfolgend wird
über ein bestimmtes Zeitintervall Δt2 die Legierung
schockartig einer Temperatur T2 ausgesetzt (T2=Ab
schreckungstemperatur). Die Temperatur T1 liegt im Tempe
raturintervall zwischen einer Versprödungstemperatur T3
(T3=Versprödungstemperatur) und der unter diesen Bedin
gungen gültigen Kristallisationstemperatur.
Fig. 2 zeigt die Wiederherstellung der Verformbarkeit
einer Fe40Ni40P20-Probe, die zuvor bei T3=251°C versprö
det worden war. Die Verformbarkeit der Probe ist in Fig.
2 bei zwei Erholungstemperaturen T1, nämlich bei 303 und
372°C dargestellt. Das Zeitintervall Δt1 zur Wiederher
stellung einer relativen Bruchdehnung εf=1 ist bei T1
=303°C zwischen 10 und 3×102 Sekunden lang. Für T1=
372°C ist das Zeitintervall Δt1 für die Nachbehandlung
zwischen 1 und 12 Sekunden lang. Grundsätzlich kann die
Verformbarkeit bei allen Temperaturen zwischen 303 und
372°C wiederhergestellt werden. Die Abschreckungstempera
tur T2 entspricht in diesem Fall der Raumtemperatur. Fig.
3 zeigt die Wiederherstellung der Verformbarkeit der band
förmig ausgebildeten glasartigen Legierung gemäß der Darstel
lung von Fig. 2, diese wurde jedoch bei einer Temperatur
T3=265°C versprödet. Die Wiederherstellung der Verform
barkeit wurde dabei bei einer Temperatur von T1=359°C
erreicht. Das Zeitintervall Δt1, in dem eine relative
Bruchdehnung von εf=1 erreicht werden kann, ist zwischen
7 und 15 Sekunden lang.
Es sei erwähnt, daß die hier beispielhaft erwähnte glasartige
Legierung Fe40Ni40P20 eine typische Legierung aus der
Klasse glasartiger Legierungen ist, die neben Übergangsme
tallatomen (Fe, Ni) einen Glasbildner enthalten (P). Das
Verfahren ist, wie Versuche gezeigt haben, grundsätzlich
für alle glasartigen Legierungen anwendbar. So sind mit
gleich guten Ergebnissen glasartige Legierungen wie
Fe40Ni40B20 und Cu64Ti36 gemäß dem Verfahren erfolgreich
behandelt worden, so daß die angestrebte Verformbarkeit
nach Abschluß des Verfahrens erreicht wurde.
Die erfindungsgemäße Anwendung des Verfahrens hat den Vorteil, daß jetzt
zunächst große Mengen der glasartigen Legierung magnetisch
optimiert werden können und die damit einhergehende Ver
sprödung durch die erfindungsgemäße Anwendung des Verfahrens
beseitigt werden kann, wobei dann aus der glasartigen Legie
rung die verschiedensten Bauteile ohne Einschränkungen
hergestellt werden können. In einigen Fällen konnten bis
her die glasartigen Legierungen bezüglich ihrer mechanischen
Eigenschaften, obwohl das grundsätzlich möglich gewesen
wäre, nicht optimiert werden, da die damit einhergehende
Versprödung der Legierung für eine weitere Verarbeitung
zu groß gewesen wäre. Gemäß der erfindungsgemäßen Anwendung des Verfah
rens können jetzt Bauteile mit verbesserten Kenndaten her
gestellt werden. Außerdem können jetzt glasartige Bänder
größerer Dicke hergestellt werden, die zwar nach dem Her
stellungsprozeß spröde sind, durch dieses Verfahren je
doch verformbar gemacht werden können.
Beispielhaft sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß bei
der Herstellung von Spulen bisher das Ausgangsmaterial
zunächst auf einen Spulenkörper gewickelt und danach die
fertige Spule zur Optimierung magnetischer Eigenschaften
thermisch behandelt wurde. Das bedeutet aber, daß das
Material des Spulenkörpers diese Temperaturbehandlung
ohne Veränderungen überstehen können mußte. Die erfin
dungsgemäße Anwendung des Verfahrens gestattet es, daß das Ausgangsma
terial zunächst magnetisch optimiert wird, dann mittels
Anwendung des Verfahrens verformbar gemacht wird und an
schließend auf einen Spulenkörper gewickelt wird.
Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Anwendung des Verfahrens
ergibt sich daraus, daß jetzt die optimierten glasartigen
Legierungen mit nicht-temperaturbeständigen Materialien
kombiniert werden können.
Bislang stellen die Hersteller glasartiger Legierungen nur
zum Teil fertige Bauteile her. Ein großer Teil der Legie
rungen wird an weiterverarbeitende Betriebe verkauft.
Diese stellen dann Bauteile her und führen die magneti
sche Optimierung durch. Mit der vorliegenden Erfindung
kann der Hersteller bereits optimierte Legierungen anbie
ten.
Claims (7)
1. Anwendung eines Verfahrens zur Behandlung von glasar
tigen Legierungen mit den Maßnahmen
- - Aussetzen der glasartigen Legierung über ein Zeitintervall zwischen 10-1 s und 3 * 10³ s einer Temperatur T₁, die im Temperaturintervall zwischen der Versprödungstemperatur T₃ und der Kristallisationstemperatur der glasartigen Legierung liegt, und
- - schockartiges Abkühlen der glasartigen Legierung mit einer Rate von wenigstens 100 K/min auf eine Temperatur T₂, die zwischen 150° C und -200°C liegt,
auf versprödete glasartige Legierungen zur Wiederher
stellung der Verformbarkeit.
2. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Temperatur T₁ im Bereich zwi
schen 200°C und 600°C liegt.
3. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur T₂ die
Raumtemperatur ist.
4. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die schockartige
Abkühlung in einem Salzbad oder in einem Wasserbad
erfolgt.
5. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 4 auf versprödete Legierungen, die neben Übergangs
metallatomen (Fe, Ni), einen Glasbildner (P) enthalten,
insbesondere mit der Zusammensetzung Fe₄₀Ni₄₀P₂₀.
6. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 4 auf versprödete Legierungen mit der Zusammenset
zung Cu₆₄Ti₃₆.
Priority Applications (3)
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DE3741290A DE3741290C2 (de) | 1987-12-05 | 1987-12-05 | Anwendung eines Verfahrens zur Behandlung von glasartigen Legierungen |
EP88119746A EP0318875A1 (de) | 1987-12-05 | 1988-11-26 | Verfahren zur Wiederherstellung der Verformbarkeit von versprädeten amorphen Legierungen |
US07/279,902 US5043027A (en) | 1987-12-05 | 1988-12-05 | Method of reestablishing the malleability of brittle amorphous alloys |
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