DE3026805C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von biolo
gisch verträglichen Materialien
durch Immobilisierung von Apyrase auf der Oberfläche von polymeren Trägern, ausgenommen CM-Cellulose, oder Metall
trägern. Der Anspruch 2 nennt eine Ausgestaltung dieses Verfahrens. Die
Erfindung betrifft auch das so hergestellte biologisch verträgliche
Material, besonders in Form von Sonden, Rohren, Schläuchen, Nadeln,
Membranen, Prothesen oder künstlichen Organen. Apyrase
ist ein Enzym, das die Umwandlung von Adenosindiphosphat (ADP)
zu Adenosinmonophosphat (AMP) katalysieren kann, woran sich die
Umwandlung des letzteren in Adenosin anschließt.
Die Möglichkeit, verschiedenen Materialtypen biologisch verträg
liche Eigenschaften zu verleihen, ist gegenwärtig von außerordent
licher praktischer Bedeutung. So gibt es Materialien, die auf
grund ihrer guten mechanischen maschinellen Bearbeitungs- und
Festigkeitseigenschaften und der Abwesenheit von Toxizität un
mittelbare Anwendung bei der Herstellung von Prothesen mittlerer
oder langer Dauer, für Implantationszwecke oder bei der Herstel
lung von Elementen für Hilfsmaschinen zur Verwendung in einem
sich außerhalb des Körpers befindlichen Kreislauf wie einer Nieren-
Dialyseapparatur oder von Herz-Lungen-Maschinen Anwendung finden.
Zu diesem Zweck könnten Materialien verwendet werden, die inner
halb eines sehr breiten Bereichs von aliphatischen oder aromati
schen Polyamidpolymeren, Polyestern, Polycarbonaten, Polyuretha
nen und PVC bis zu speziellen Metallegierungen liegen. Unglückli
cherweise ist jedoch die Verwendung dieser Materialien in erhebli
chem Ausmaß aufgrund ihrer allgemein schlechten biologischen Ver
träglichkeit eingeschränkt. Der Grund hierfür ist der, daß solan
ge ein fremdes Material in den Blutkreislauf eingeschaltet wird,
es unmittelbar zur Bildung von Thromben durch die Initiierung
eines äußerst komplizierten Prozesses kommt.
Es wird angenommen, daß zuerst eine Adhäsion der Blutplättchen an
der Materialoberfläche stattfindet, woran sich eine Freisetzung
von ADP und Serotonin aus den Plättchen anschließt, die dann
eine Plättchenaggregation verursacht. Die Plättchenaggregation
stellt selbst eine fundamentale Stufe bei der Bildung von Throm
ben dar. Der Grund hierfür ist der, daß sie durch Beschleunigung
der Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin Anlaß zur Freisetzung
von Phospholipiden, die bei den Blutkoagulationsverfahren we
sentlich sind, gibt.
Die Rolle des Adenosindiphosphats (ADP) als Plättchenaggrega
tionsauslöser und somit als Initiator des Thrombenbildungs
prozesses ist allgemein bekannt (siehe z. B. die grundlegende
Arbeit von A. Gaarder und A. Hellem, in Nature 192, 531 (1961)).
Es ist daher offensichtlich, daß die Immobilisierung eines
Enzyms wie Apyrase (welche das Adenosindiphosphat (ADP), das
bei der Adhäsion der Plättchen an der Oberfläche des Materials,
das mit dem Blut in Kontakt gebracht wird, gebildet wird, in
Adenosinmonophosphat (AMP) und Adenosin umwandeln kann), die
anschließende Plättchenaggregation inhibieren kann und somit
gleichzeitig die Bildung von Thrombosen blockiert. In diesem
Zusammenhang wurde weiterhin gefunden, daß die Immobilisierung
von Apyrase an der Oberfläche von thrombogenen Materialien
diesen letzteren zufriedenstellend biologisch verträgliche
Eigenschaften verleiht. Diese Eigenschaften hängen nicht von
dem für die Immobilisierung des Enzyms verwendeten System ab.
Es ist bekannt, daß Apyrase zur Eliminierung von ADP im Blut
befähigt ist (Myrbäck, The Enzymes, Band II, Teil 1, 1951,
S. 151 bis 161, besonders S. 152). Weiterhin ist es bekannt,
daß Enzyme in Mikrokapseln eingeschlossen werden können, um
damit enzymatische Reaktionen durchführen zu können (Science,
Band 146, 1964, S. 524/525). Schließlich ist es bekannt, daß
man Produkte mit enzymatischer Aktivität herstellen kann,
indem das Enzym an Polymere gebunden wird und diese Produkte
dann wiederholt für enzymatische Reaktionen verwendet werden
können (Chemical Abstracts, Band 56, 1962, 7702h, Referat
des israelischen Patents 13 950), jedoch ist in diesen Literatur
stellen nur allgemein von Enzymen die Rede, Apyrase ist nicht
erwähnt.
In der Zeitschrift Chemtech Januar 1974 ist im Kapitel
Enzyme Engineering auf Seite 47-55 die Immobilisierung von
verschiedenen Enzymen, u. a. auch von Apyrase, durch kovalente
Bindung beschrieben. In Tabelle 3 auf Seite 48 ist das Enzym
Apyrase erwähnt, als Trägermatrix ist CM-Cellulose genannt,
und als Bindungsmittel ist Woodward′s Reagent K genannt.
Auf Seite 49, linke Spalte, ist von einer Methode der Enzym
immobilisierung die Rede, auf Seite 49, rechte Spalte, dieses
Artikels ist weiter ausgeführt, daß die Immobilisierung
von Enzymen über kovalente Bindung oder durch intramolekulares
Vernetzen verschiedene Schwierigkeiten beseitigen kann. Es
ist jedoch dazu erwähnt, daß die kovalente Bindung die Struktur
des Enzyms verändert und seine Aktivität abändern kann. Der
aktive Sitz des Enzyms kann beeinträchtigt werden, was zu
einem größeren Verlust an Aktivität führt.
Infolgedessen war es nicht naheliegend und sehr überraschend,
daß durch das erfindungsgemäße Verfahren
die Immobilisierung von Apyrase ohne Aktivitätsverlust möglich
ist. Es ist weiterhin sehr überraschend, daß die Immobilisierung
des Enzyms Apyrase an der Oberfläche von medizinisch zu ver
wendenden Gerätschaften die Bioverträglichkeit derselben er
möglicht und diese biologisch verträglich gemacht werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von biologisch
verträglichen Materialien ist also dadurch gekennzeichnet,
daß man das Enzym Apyrase auf der Oberfläche von polymeren
Trägern, ausgenommen CM-Cellulose, oder Metallträgern immo
bilisiert.
Die Immobilisierung kann durch Absorption und anschließende
Quervernetzung an der Oberfläche der polymeren Ma
terialien oder sogar an Metalloberflächen, beispielsweise an der
Oberfläche von Nadeln, die für arterio-venöse Verbindungen in
einem sich außerhalb des Körpers befindlichen Kreislauf verwen
det werden, erfolgen.
Alternativ kann die Apyrase kovalent an funktionelle Gruppen ge
bunden werden, die sich an der Oberfläche der Materialien befin
den, deren biologische Verträglichkeit erhöht werden soll. In
der Tat ist es möglich, soweit erforderlich, zuvor das Material
derart zu aktivieren, daß die reaktiven Gruppen an seiner Ober
fläche, die für die Immobilisierung der Apyrase verwendet werden
kann, freigesetzt werden.
Beispielsweise kann das Enzym kovalent an Amino-(oder Carboxyl-)
gruppen von einer milden Oberflächenhydrolyse unterworfenen ali
phatischen oder aromatischen Polyamiden geknüpft werden.
In der gleichen Weise können Carboxylgruppen von oberflächen
hydrolysierten Polyestern verwendet werden.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
Man stellte Nylon-6-Ringe (Länge 9 mm, Innendurchmesser 4 mm,
Außendurchmesser 5 mm) her, wobei man während der maschinellen
Bearbeitung sorgfältig darauf achtete, daß sie an den Ecken ab
geschrägt und gerundet wurden.
Entlang der Mitte der Außenseite des Ringes wurde um seinen gesam
ten Umfang herum ein Einschnitt von 0,25 mm Tiefe angebracht.
Die Ringe wurden in 3,5 N HCl eine Stunde bei 37°C hydrolysiert.
Die Tatsache, daß die Oberflächenhydrolyse des Nylons durchgeführt
wurde, wurde durch einen colorimetrischen Test bestätigt, der
durch Eintauchen der mit Wasser gewaschenen Ringe in eine Lösung,
die 0,1% Gew./Vol. Trinitrobenzolsulfonsäure in gesättigtem Te
traborat enthielt, erfolgte.
Nach etwa einer Stunde bestätigte die Bildung einer orangen Fär
bung an der Nylonoberfläche, daß die Hydrolyse stattgefunden hat
te. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Ringe in eine 2,5%ige Glu
taraldehydlösung eingetaucht und 3,5 Stunden bei 4°C eingetaucht
gelassen. Die Ringe wurden dann rasch in eisgekühltem Wasser ge
waschen und in eine 0,01 M Phosphatpufferlösung, die 8 mg/ml Apy
rase (spezifische Aktivität 3,4 I.E./mg unter Verwendung von ADP
als Substrat) enthielt, eingetaucht. Man ließ die Reaktion einen
Tag und eine Nacht bei 4°C ablaufen. Am Ende der Reaktion wurden
die Ringe in destilliertem Wasser gewaschen und es wurde ein Test
bezüglich der enzymatischen Aktivität durchgeführt. Ein Ring wur
de in 50 ml einer 0,1 Tris-HCl-Pufferlösung von pH 7,4 einge
taucht, die 0,25 mg/ml ADP und 0,5 mg/ml CaCl2 enthielt.
Die Mischung wurde bei 25°C unter Rühren gehalten. Man entnahm
1 ml Proben in Zeitabständen von 30 Minuten und analysierte sie,
um anorganische Phosphate zu bestimmen, gemäß der Methode von
Fiske und Subbarrow (C.H. Fiske, Y. Subbarrow; J. Biol. Chem. 66,
375 (1925)). Man ermittelte an den Ringen eine enzymatische Ak
tivität von 4,5 µM anorganischer Phosphate, die in einer einstün
digen Reaktion freigesetzt wurden.
Die mit Apyrase covalent an die oberflächlichen Aminogruppen ge
bundenen Nylonringe wurden einem in vivo-Bioverträglichkeits
test unterzogen, indem man sie in die Femoralvene von Hunden
durchschnittlicher Größe einsetzte.
Das Einsetzen erfolgte unter Vollanaesthesie und als der Ring
in die Vene eingesetzt worden war, wurde er mit Hilfe eines Sei
denfadens fixiert. Man vernähte die Wunde und verabreichte dem
Tier Antibiotika.
Ein anologer unbehandelter Nylonring wurde zu gleichen Zwecken
unter Befolgung des gleichen Verfahrens eingesetzt.
Nach einer Einsatzdauer von 15 Tagen wurden die Ringe entnommen
und untersucht.
Der Ring mit Apyrase erwies sich als durchlässig, während der Ver
gleichsring vollständig durch Thromben okkludiert war.
Eine Messung an dem vom Hund entnommenen Ring mit Apyrase zeigte,
daß 4 µM anorganische Phosphate in einer Stunde freigesetzt wur
den.
Man stellte Nylon-6-Ringe analog den in Beispiel 1 beschriebenen
her und tauchte sie in eine 0,01 M Phosphatpufferlösung mit
einem pH von 7, die 8 mg/ml Apyrase enthielt, ein.
Nach 4 Stunden wurde ein doppeltes Volumen einer 2,5%igen
Glutaraldehydlösung in einer 0,01 M Phosphatpufferlösung bei
pH 7 zugegeben.
Man ließ die Mischung einen Tag und eine Nacht bei 4°C reagieren.
Die Ringe wurden dann gewaschen und einem Test hinsichtlich der
enzymatischen Aktivität gemäß dem in Beispiel 1 beschriebenen Ver
fahren unterzogen.
Für die enzymatische Aktivität wurde ermittelt, daß sie etwa 2 µM
anorganischer Phosphate in einer Stunde durch einen einzigen Ring
freisetzte. Der in vivo-Bioverträglichkeitstest wurde durchge
führt, indem man die Ringe mit Apyrase und die Vergleichsringe in
die Femoralvene von Hunden durchschnittlicher Größe einsetzte.
Die für diesen Zweck befolgte Methode wurde in Beispiel 1 angegeben.
Nach einer Einsatzdauer von 15 Tagen wurden die Ringe entnommen.
Der Ring mit Apyrase erwies sich als durchlässig und die gemesse
ne enzymatische Aktivität war etwa 2 µM anorganischer Phosphate,
die in eine Stunde freigesetzt wurden, äquivalent.
Der Vergleichsring war jedoch vollständig okkludiert.
Man stellte analog den in Beispiel 1 beschriebenen Ringen Poly
äthylenterephthalatringe her. Die Ringe wurden in 1 M NaOH 5 Stun
den bei 50°C hydrolysiert. Die Ringe wurden anschließend gewaschen
und in 50 ml einer Lösung eingetaucht, die 8 mg/ml Apyrase und
10 mg/ml N-Äthyl-N′-(3-dimethylaminopropylcarbodiimid) in einem
0,1 M Phosphatpuffer bei pH 6,8 enthielt. Die Reaktion wurde
eine Nacht bei 4°C durchgeführt. Auf diese Weise wurde die Apyra
se an den Träger durch die Bildung einer Amidobindung zwischen
den ε-Aminolysingruppen des Enzyms und den Carboxylgruppen des
oberflächenhydrolysierten Polyesters gebunden. Der enzymatische
Aktivitätstest an den Ringen, der wie in Beispiel 1 durchgeführt
wurde, ergab Werte von etwa 4 µM anorganischer Phosphate, die
in einer Stunde je Ring freigesetzt wurden. Der in vivo-Bio
verträglichkeitstest wurde durchgeführt, indem man Polyester
ringe mit Apyrase und nicht-behandelte Ringe in die Femoralvene
von Versuchshunden einsetzte. Man befolgte die in Beispiel 1 be
schriebene Methode. Nach einer 15tägigen Einsatzdauer wurden
die Ringe entnommen. Der Vergleichsring war vollständig okklu
diert, während der Ring mit Apyrase durchlässig war, wobei ledig
lich einige sporadische Thromben vorhanden waren.
Der enzymatische Aktivitätstest an dem Ring nach den in vivo-
Einsätzen ergab etwa 3 µM anorganischer Phosphate, die in einer
Stunde freigesetzt wurden.
Man stellte analog den in Beispiel 1 beschriebenen Ringen Poly
äthylenterephthalatringe her. Die Apyrase wurde unter Befolgung
des in Beispiel 2 angegebenen Verfahrens an diesen Ringen querver
netzt. Nach der Immobilisierung fand man für die enzymatische Ak
tivität je Ring etwa 3 µM in einer Stunde freigesetzter anorgani
scher Phosphate. Der in vivo-Bioverträglichkeitstest an Hunden
wurde unter Befolgung der in Beispiel 1 beschriebenen Methode
durchgeführt und ergab für die Ringe mit Quervernetzung in der
Apyrase positive Ergebnisse, wobei diese Ringe sich als durchläs
sig und nahezu vollständig frei von Thromben erwiesen, wohin
gegen die Vergleichsringe okkludiert waren. Die verbliebene enzy
matische Aktivität an den Ringen betrug etwa 2,5 µM in einer Stun
de freigesetzter anorganischer Phosphate.
Man stellte analog den in Beispiel 1 beschriebenen Ringen C-50-
Stahlringe her. Die Apyrase wurde an einigen derselben durch
Quervernetzung mit Glutaraldehyd nach dem in Beispiel 1 beschrie
benen Verfahren fixiert. Man bestimmte die immobilisierte Akti
vität an jedem Ring und ermittelte für sie etwa 1,5 µM anorgani
scher Phosphate, die in einer Stunde freigesetzt wurden. Der in
vivo-Bioverträglichkeitstest wurde an Versuchshunden, wie vorher
beschrieben, durchgeführt.
Nach einer 15tägigen Einsatzdauer wurden die Ringe entnommen und
untersucht. Während man für die Vergleichsringe fand, daß diese
okkludiert waren, ergab sich für die mit Apyrase quervernetzten
Ringe, daß sie offen waren, wobei sich an ihrer Innenseite ledig
lich geringfügige Thromben befanden.
Für die verbliebene Aktivität an den mit Apyrase behandelten Rin
gen nach dem Einsatz ermittelte man 0,9 µM je Stunde freige
setzter anorganischer Phosphate.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von biologisch verträglichen
Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß man das Enzym Apyrase
auf der Oberfläche von polymeren Trägern, ausgenommen CM-Cellu
lose, oder Metallträgern immobilisiert.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der polymere Träger ausgewählt wird unter mild bzw. schwach
hydrolysierten alliphatischen und aromatischen Polyamiden,
Polyestern und Cellulosepolymeren.
3. Biologisch verträgliches Material, erhältlich gemäß
Anspruch 1 oder Anspruch 2.
4. Biologisch verträgliches Material gemäß Anspruch 3 in
Form von Sonden, Rohren, Schläuchen, Nadeln, Membranen,
Prothesen oder künstlichen Organen.
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Legal Events
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Representative=s name: ZUMSTEIN SEN., F., DR. ASSMANN, E., DIPL.-CHEM. DR |
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