DE19856453C2 - Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen oder gasförmigen Medien - Google Patents
Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen oder gasförmigen MedienInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen und gas
förmigen Medien.
In vielen medizinischen Geräten und Geräten der Labordiagnostik werden Rollenpumpen und
Peristaltikpumpen für verschiedene Förderaufgaben, vorwiegend zum Transport von Flüssig
keiten eingesetzt, da sie keinen direkten Kontakt zum gepumpten Medium haben. Beide Ty
pen befördern das gepumpte Medium, indem ein dafür vorgesehenes Pumpschlauchsegment
von außen partiell dicht gequetscht wird und diese Quetschung dann in Förderrichtung bewegt
wird, so daß sich das Fördergut im Schlauch ebenfalls weiterbewegen muß. Bevor diese
Dichtstelle den Schlauch am Ende des Pumpsegmentes wieder freigibt, wird am Anfang des
Pumpsegmentes die nächste Dichtstelle geschaffen, die sich dann mit der nächsten Förder
portion weiterbewegt.
Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, daß kein Pumpenteil das Fördergut direkt berührt.
Dadurch können sterile und auch toxische Stoffe gefördert werden. Das Schlauchsystem mit
den Pumpsegmenten ist hierbei meist ein Einwegartikel, es wird nach der Benutzung entsorgt.
Oftmals enthält ein Schlauchsystem mehrere Pumpsegmente für verschiedene Pumpaufgaben.
Eine Verwechslung eines Pumpsegmentes mit einem anderen muß beim Einlegen des
Schlauchsystems sicher vermieden werden, ebenso eine Vertauschung der Einlegerichtung
und damit der Pumprichtung. Besonders in medizintechnischen Geräten wie Dialysegeräten
ist diese Forderung oft lebenswichtig für den angeschlossenen Patienten. Deshalb sind viele
Pumpsegmente in diesem Bereich mit mechanischen Paßstücken und Codierungen versehen,
die ein fehlerhaftes Einlegen verhindern. Die Anzahl der im Schlauchsystem vorhandenen
Pumpsegmente richtet sich nach der Aufgabenstellung, es sind in der Medizintechnik Geräte
mit weit mehr als zehn Pumpen und Schlauchklemmventilen im Einsatz, in der Labordiagno
stik werden bis zum 40 Kanäle gleichzeitig benötigt (Beispiel Labor-Kassettenpumpe). Die
Komplexität dieser Schlauchsysteme führt häufig zu einem schwer zu überschauenden Gewirr
an Schläuchen, Pumpsegmenten und Verbindungselementen. Das richtige Einlegen aller
Pumpsegmente wird insbesondere hier zum Problem.
Nachteilig sind ferner die aufwendige Herstellung eines solchen Schlauchsystems, mögliche
Dichtigkeitsprobleme an den Klebestellen der Schlauchstücke und Verbindungselemente und
Toträume und Sackgassen im Schlauchsystem durch die räumlich entfernte Anordnung von
Pumpen. Ein weiteres generelles Problem von Schlauchpumpen ist die generell beschränkte
Lebensdauer des Pumpsegmentes. Dadurch, daß der im Querschnitt eigentlich runde Schlauch
zyklisch plattgewalzt wird, besteht die Gefahr, daß er speziell an seinen seitlich extrem bela
steten Biegestellen vorzeitig bricht und deshalb undicht wird. Die Pumprollen müssen ja, um
Druck aufbauen zu können, den Pumpschlauch so zudrücken, daß die Druckstelle wirklich
dicht geschlossen ist, Okklusion auf Abstand Null. Durch diese Dichtigkeitsforderung im
Pumpsegment ist der Biegeradius am Pumpsegmentquerschnitt beim Quetschen sehr klein,
ein echter Knick. Daher sind generell nur wenige sehr flexible Materialien für diese Anforde
rungen als Pumpsegment geeignet (z. B. Silikon). Der Übergang dieser Materialien an das
übrige Schlauchmaterial (meist PVC) stellt oft ein weiteres Problem dar.
Für die genannten Schlauchsysteme kommen Rollenpumpen verschiedener Art zum Einsatz.
Eine solche zeigt die US-A-3832 096. Diese Pumpe weist mehrere auf einer gemeinsamen
Achse angeordnete Rotationskörper auf, die alle miteinander starr verbunden, von ein und
demselben Motor angetrieben werden. Die Flußregulierung erfolgt durch Justierung des indi
viduell einstellbaren Gegenlagers jedes einzelnen Pumpsegmentes gegenüber der sich gleich
förmig drehenden Walze aller Rotationskörper. Bekannt sind auch Beispiele mit individuel
lem Antrieb jedes Rotationskörpers, z. B. US 5443 451 und US 546 0493 A. Sie zeigt einen
aus vier nebeneinander angeordneten Pumpen bestehenden Vierer-Pumpenblock, bei dem
jede Pumpe durch voneinander verschieden konstruierter Zahnrad-Wellenverbindungen an
getrieben wird. Diese Antriebe sitzen rechts und links seitlich neben dem Pumpenblock, so
daß weder ein weiteres Anreihen einer Pumpe noch eines weiteren Viererpumpenblockes
möglich ist.
Ein weiteres generelles Problem von Schlauchpumpen resultiert aus dem Umstand, daß jede
zur Förderung notwendige Quetschung des Pumpsegmentes durch eine Rolle am Ende des
Pumpsegmentes wieder aufgehoben wird, kurz nachdem am Anfang des Pumpsegmentes die
nächste Quetschstelle dicht geschlossen ist (Druck-Übergabe an die nächste Rolle). Dieses
Freigeben des Schlauches am Pumpsegment-Ende führt zu einem kurzzeitigen Rückströmen
des bereits geförderten Materials, da das Schlauchvolumen sich dort wieder füllen muß, wo
die Rolle das Pumpsegment verläßt, der Schlauch wird auch dort wieder rund. Daher haben
Rollen- und Peristaltikpumpen eine systembedingte Diskontinuität im Fluß, sie fördern nicht
gleichmäßig. Dies stellt ein wichtiges Problem für viele potentielle Anwendungsfälle dar, in
denen ein konstanter Fluß vorausgesetzt werden muß.
Zur Flußlinearisierung sind eine Reihe von Methoden vorgeschlagen worden. Zum Beispiel
beschreibt die DE 37 26 452 A1 eine Schlauchpumpe in Form einer Rollenpumpe mit zwei
Pumpsegmenten in einem gemeinsamen Pumpenkopf, deren entgegengesetzte Pulsationen
sich gegenseitig kompensieren. Beide Pumpsegmente werden hier so phasenverschoben an
getrieben, daß immer dann, wenn der eine Pumpschlauch ein Maximum fördert, der andere
gerade ein Minimum seiner Förderung aufweist. In der Summe beider Pumpsegmente liegt
dann eine recht gute Linearisierung vor. Nachteilig bei dieser Lösung ist die Notwendigkeit,
mehrere Pumpsegmente zur Linearisierung koppeln zu müssen.
Die DE 43 27 152 C2 zeigt ein Verfahren zur Flußlinearisierung einer Rollenpumpe mit der
fast überall angewandten relativ kurzen Eintritts- und Austrittsform der Gegenlagergestaltung
dieser Pumpen. Die Lagerwand des Pumpenstaton ist über einen Bereich von 180° kreisbo
genförmig und durch allmähliches Abheben der Rollen wird der Volumen-Rückstrom ge
dämpft, jedoch nicht aufgehoben.
Eine weitere Linearisierungsmethode wird in der DE 41 35 609 A1 vorgeschlagen. Bei dieser
peristaltisch arbeitenden Rollenpumpe soll der Einlaufbereich so ausgestaltet werden, daß
eine weitgehend pulsationsfreie Strömung des Fördermediums bewirkt wird. An der Kon
struktion des Pumpschlauch-Gegenlagers ist zu erkennen, daß hier versucht wird, einen mög
lichst hohen Umschlingungswinkel des Pumprotors zu verwirklichen, so daß diese Methode
eine längere Linearisierungszone als die Anordnung nach DE 43 27 152 C2 ermöglicht, jedoch
generell nichts anderes ist.
Schließlich soll noch die EP 0694287 A1 erwähnt werden, die eine Schlauchpumpe zur ge
naueren Dosierung kleiner Flüssigkeitsmengen offenbart, die sich insbesondere zur Ausgabe
kleinster Flüssigkeitsmengen, z. B. zur reproduzierbaren Ausgabe einzelner Tropfen eines
Klebstoffes eignen soll. Hier soll eine gleichmäßige Förderung der Flüssigkeit dadurch er
reicht werden, daß eine sehr große Anzahl von Andruckrollen auf dem Pumpenumfang vorge
sehen ist und das Schlauchbett versetzt gegenüber der Kreisbahn der Rollen angeordnet ist, so
daß der Abstand zwischen Mulde und Rollen-Kreisbahn in Bewegungsrichtung der Rollen
zunimmt. Die Abrollbahn wird federnd gegen die starr gelagerten Andruckrollen gedrückt.
Die Anzahl der Andruckrollen soll ungerade gewählt werden, um bei diesem Linearisierungs
verfahren die nach wie vor prinzipiell vorhandene Pulsation zu verringern. Diese Pumpe ist in
jeder Hinsicht ungeeignet, eine medizinische Patientenschutzfunktion zu verwirklichen.
Ein entscheidender Fortschritt zur Lösung der dargestellten Problematik ist der Einsatz einer
durch thermoplastische Formgebung hergestellten flexiblen Schlauchkassette mit eingepräg
ten Pumpsegmenten. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Rollenpumpe zum Be
trieb mit derartigen Schlauchkassetten zu schaffen, die die im Stand der Technik dargestellten
Nachteile überwindet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Die
weiteren Ansprüche enthalten vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
Mit der erfindungsgemäßen Rollenpumpe zum Betrieb mit Schlauchkassetten werden ent
scheidende Vorteile erzielt. Die schmalen Rollenpumpeneinheiten sind in beliebiger Zahl ent
sprechend den Erfordernissen der nach dem Flußbild des Pumpschlauchsystemes eingepräg
ten Pumpsegmente auf einer Achse modular anreihbar. Der Aufbau der Rollenpumpe wird
damit servicefreundlich und übersichtlich. Eine doppelte Sicherheit gegenüber den herkömm
lichen Magnetventilen wird schließlich dadurch erreicht, daß bei Stillstand eines Rotations
körpers eine Doppelklemmung des jeweiligen Pumpschlauchsegmentes durch gleichzeitig
zwei Andruckrollen erfolgt. Durch die spezielle Gestaltung der Einlauf und/oder Auslaufab
schnitte der Rollbahn des Abrollkörpers werden die Flußparameter annähernd linearisiert.
Die gesamte Steuerung des Gerätes erfolgt durch ein Mehrfach-Computer-System, das sich
kontinuierlich gegenseitig überwacht. Im folgenden ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
dargestellt. In der zugehörigen Zeichnung zeigen:
Fig. 1 den prinzipiellen Aufbau der aus einzelnen Rollenpumpeneinheiten bestehenden Rol
lenpumpe,
Fig. 2 das Zusammenwirken der Rollenpumpeneinheiten mit den Pumpschlauchelementen
der Schlauchkassette,
Fig. 3 einen Abrollkörper mit spezieller Gestaltung der Rollbahn im Outflow-Bereich.
In den Fig. 1 und 2 ist eine Rollenpumpe 1 zum Betrieb mit einer Schlauchkassette 2 darge
stellt, wobei die einzelnen Rollenpumpeneinheiten 4 auf einer gemeinsamen Achse 6 sitzen
und jeweils einen eigenen Antrieb 14 aufweisen. Die gefederten Andruckrollen 7, 8 des Rota
tionskörpers 5 jeder Rollenpumpeneinheit wirken auf ein Pumpschlauchsegment 3 der
Schlauchkassette 2.
Die Schlauchkassette 2 wird bei geöffnetem Deckel 9 der Rollenpumpe 2 auf den Rollenpum
peneinheiten 4 plaziert. Mit Schließen des Deckels 9 ist das gesamte Schlauchsystem fertig
eingelegt.
Alle Teile einer Rollenpumpeneinheit 4 sind auf einer Montageplatte 15 angeordnet.
Fig. 3 zeigt die Gestaltung eines Abrollkörpers 10 mit zwei unterschiedlichen Abrollkurven
abschnitten 11, 12, wobei die Kurve 11 im Inflow-Bereich die Pumpfunktion realisiert und
deshalb einen Teilkreis beschreibt, die andere Kurve 12 im Outflow-Bereich von dieser
Kreisbahn in dem Maße abweicht, daß sich die Andruckrolle 7 so allmählich vom
Pumpschlauchsegment 3 löst, daß sich eine konstante Volumenfreigabe pro Drehwinkel im
Pumpschlauchsegment ergibt.
Zur Gewährleistung der Sicherheit sind in der Rollenpumpe 1 Einrichtungen zur Überwa
chung der Rollenposition zur Gewährleistung einer Doppelklemmung bei Stillstand sowie zur
Überwachung der Lastschwankungen an jedem Motor und zur Federbruch-Erkennung vorge
sehen. Zur Thermostatisierung der Schlauchkassette 2 können im Deckel 9 Einrichtungen zur
Heizung und Kühlung angeordnet sein.
Claims (7)
1. Rollenpumpe zur peristaltischen Förderung von flüssigen und gasförmigen Medien mit
mehreren auf einer gemeinsamen Achse angeordneten Rotationskörpern, die wiederum
mehrere Andruckrollen tragen und jeweils einem Abrollkörper gegenübergestellt sind, der
das Gegenlager für den von den jeweiligen Andruckrollen beaufschlagten Pumpschlauch
bildet, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollenpumpe (1) zum Betrieb von Schlauchkas
setten (2) mit parallel nebeneinander angeordneten Pumpschlauchsegmenten (3) ausgebil
det ist, wobei schmale Rollenpumpeneinheiten (4) in einer Zahl entsprechend den Erfor
dernissen der nach dem Flußbild des Pumpschlauchsystems eingeprägten Pumpschlauch
segmente (3) der Schlauchkassette (2) auf einer gemeinsamen Achse (6) modular anreih
bar sind, daß bei Stillstand eines Rotationskörpers (5) eine Doppelklemmung des jeweili
gen Pumpschlauchsegmentes (3) durch gleichzeitig zwei Andruckrollen (7) erfolgt und
daß der jeweiligen Abrollkörper (10) im Inflow- und/oder Outflow-Bereich eine solche
Abrollkurve (11, 12) aufweist, daß eine Linearisierung der Flußcharakterisierung erreicht
wird.
2. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Abrollkörper (10) so
geformt ist, daß sich zwei Abrollkurven (11, 12) ergeben, die nacheinander von jeder An
druckrolle (7) durchfahren werden und die jeweils eine Länge aufweisen, die dem Ab
stand zweier aufeinanderfolgender Andruckrollen (7) entspricht, wobei eine der Kurven
(11) die Pumpfunktion realisiert und deshalb einen Teilkreis beschreibt, die andere (12)
jedoch von dieser Kreisbahn in dem Maße abweicht, daß sich die Andruckrolle (7) so all
mählich vom Pumpschlauch (3) löst, daß sich eine konstante Volumenfreigabe pro Dreh
winkel im Pumpschlauch (3) ergibt.
3. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die entgegengesetzte An
ordnung der beiden Abrollkurven (11, 12) durch spiegelverkehrten Einbau des Abrollkör
pers (10) oder durch Änderung der Pumpdrehrichtung zu einer Linearisierung der Ansau
gung führt, wobei nun die Volumenverdrängung der Andruckrolle (7) im Pumpsegment
(3) durch die Abrollkurve (12) im Inflow-Bereich derart linearisiert wird, daß sich pro
Drehwinkel eine konstante Volumenzunahme ergibt, der zweite Abrollkurvenabschnitt
(11) jedoch wieder zur Pumpfunktion einen Kreisbahnabschnitt beschreibt.
4. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kombination von ein
gangsseitiger und ausgangsseitiger Linearisierungskurve (je 12) mit dazwischen angeord
neter kreissegmentförmiger Pumpkurve zu einer generellen Förderlinearisierung führt.
5. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Festlegung der generel
len Stop-Position der Rollenpumpeneinheit (4), in der gleichzeitig zwei Dichtstellen das
Pumpschlauchsegment (3) sicher verschließen, die zur Pumpfunktion in geeigneter Weise
ausgebildete Abrollbahn so lang gestaltet ist, daß die im Eingriff befindliche Andruckrolle
(7) erst dann das Pumpsegment (3) entläßt, wenn die nächste Andruckrolle (7) ebenfalls
sicher im Eingriff ist.
6. Rollenpumpe nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Stop-Position einer
Rollenpumpeneinheit (4) durch Positionsmessung oder durch dynamische Belastungsmes
sung ermittelt wird.
7. Rollenpumpe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Thermostatisierung der
Schlauchkassette (2) im Deckel (9) der Rollenpumpe (1) Einrichtungen zur Heizung und
Kühlung angeordnet sind.
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