DE19652607A1 - Verfahren zum kleberfreien Glühen von Buntmetallteilen - Google Patents
Verfahren zum kleberfreien Glühen von BuntmetallteilenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum kleberfreien Glühen von
Buntmetallteilen, d. h. zum Vermeiden von sog. Klebern während des
Glühvorgangs, insbesondere in einem Haubenofen.
Buntmetallteile, wie beispielsweise Bronzedraht oder -band, werden
nach dem Gießen und einem Umformvorgang einer homogenisierenden
Glühung unterworfen. Danach werden abwechselnd weitere
Umformungen, wie Walzen oder Ziehen, und
Rekristallisationsglühungen durchgeführt.
Die Glühtemperaturen liegen zwischen 300°C und 700°C. Das Glühen
wird in Durchlauföfen durchgeführt, was angesichts der meist geringen
Querschnitte der Teile einen relativ großen Aufwand darstellt.
Beim Glühen von Bunden, wie es z. B. in Haubenöfen möglich ist,
entstehen an den Berührungsstellen der Teile, z. B. zwischen einzelnen
Windungen von aufgewickeltem Draht oder Band, aufgrund von
Diffusionsvorgängen lokale Diffusionsverschweißungen, sogenannte
Kleber. Diese verursachen bei der Weiterverarbeitung, d. h. beim
Abwickeln, Werkstoffaufrisse an der Oberfläche. Somit entstehen
Oberflächenfehler. Soweit diese keinen Ausschuß verursachen, ist eine
aufwendige Nacharbeit erforderlich. So sind Kleber an geglühten
Buntmetallteilen selbstverständlich höchst unerwünscht.
Unter Buntmetallen werden hier Legierungen mit den
Hauptbestandteilen Kupfer, Zinn, Aluminium und Blei verstanden, wobei
noch zahlreiche weitere Bestandteile in Betracht kommen, wie etwa
Magnesium, Nickel u. a.
Beim Glühen von Stahlband ist es zur Vermeidung von Klebern nach
der DE-4207394 bekannt, bei Anwesenheit von H2CO2CO und H2O in
der Schutzgasatmosphäre das Wassergasgleichgewicht gezielt zu
verändern, so daß am Ende der Haltephase eine insgesamt oxidierende
und in der Abkühlphase eine insgesamt reduzierende Atmosphäre zur
Verfügung steht. Diese Vorgehensweise ist allerdings wegen der zum
Teil viel niedrigeren Temperaturen, z. B. 400°C und einer schlechten
Wirkung der Reaktionsprodukte, wie CO und H2O, auf den
Oxidationsmechanismus bei Buntmetallen nicht anwendbar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit
dem Buntmetallteile, insbesondere Buntmetallcoils, kleberfrei in
Haubenöfen geglüht werden können.
Diese Aufgabe wird durch Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
unter Bezugnahme auf eine Zeichnung weiter erläutert, wobei
Fig. 1 das Zustandsschaubild Kupfer-Zinn zeigt
Fig. 2 den zeitlichen Verlauf der Temperatur und der
Zusammensetzung einer Schutzgasatmosphäre zur
kleberfreien Bronzedraht-Behandlung zeigt.
Am Beispiel einer Kupfer-Zinn-Legierung (Bronze) wird zunächst das
Problem des Zusammenklebens einzelner Windungen beim Glühen von
Buntmetall-Bunden erläutert.
Infolge des großen Erstarrungsintervalls neigen Kupfer-Zinn-Legierungen
beim Gießen zur Bildung von Zonenkristallen. Diese
Erstarrungsintervalle sind eine der Ursachen für die umgekehrte
Blockseigerung, die mit starken Konzentrationsunterschieden über den
Querschnitt verbunden ist. Sie kann von Ausschwitzungen an der
Oberfläche begleitet sein. Diese Konzentrationsunterschiede sind die
Ursache dafür, daß im Gußzustand schon bei geringen Zinngehalten ein
heterogenes Gefüge auftreten kann. Das Ausmaß der Seigerung hängt
von den Abkühlungsbedingungen ab. Je rascher die Abkühlung erfolgt,
bei umso niedrigeren Zinngehalten liegt theoretisch die Grenze des
homogenen Gebiets.
Fig. 1 stellt das Zustandsschaubild von Kupfer-Zinn-Legierungen dar.
Wie der Darstellung zu entnehmen ist, zerfällt der γ-Kristall bei 520°C
Eutektoid in α + δ, und die δ-Phase wandelt sich bei einer Temperatur
von etwa 350°C ihrerseits Eutektoid in α+ ε um, wobei die Verbindung
Cu31Sn8 die δ-Phase und Cu3Sn die ε-Phase ist. Diese Umwandlung
verläuft außerordentlich träge, so daß technische Legierungen selbst
dann, wenn sie langsam abgekühlt wurden, im Endzustand
(α + δ)-Eutektoid aufweisen.
Die Zinn-Konzentrationsunterschiede innerhalb eines Kristalls können
bis zu 10% betragen. Eine Homogenisierungsglühung hat das Ziel,
diese Unterschiede möglichst auszugleichen. Eine Auflösung des
δ-Bestandteils wird beim Glühen im Bereich von 650°C bis 700°C
erreicht, wodurch eine erhebliche Steigerung der Dehnung auftritt. Mit
steigender Dehnung nimmt auch die Zugfestigkeit zu.
Kupfer-Zinn-Legierungen werden üblicherweise in Luftatmosphäre
gegossen und meist kalt umgeformt. Das bedeutet, daß die Oberfläche
stark oxidiert wird. Während einer anschließend durchzuführenden
Homogenisierungsglühung wird deshalb gegenwärtig mit stark
reduzierenden Schutzgasatmosphären gearbeitet. Der Wasserstoffantei
üblicher Schutzgase beträgt bis etwa 100 Vol.-%. Auf diese Art werden
die Oxide bereits in der Aufheizphase reduziert. Durch die Reduktion
der Oxide, die von Ausschwitzen an der Oberfläche begleitet ist, werden
die Oberflächen von Draht bzw. Band nach der Glühbehandlung zwar
blank, aber sie kleben stark. Eine weitere Verarbeitung setzt eine
mechanische Nacharbeit der Oberfläche voraus und ist deshalb sehr
zeit- und kostenaufwendig.
In mehreren Laborversuchen wurde unter Betriebsparametern eine
homogenisierende Glühung kalt umgeformter Gußproben von
Bronzedraht durchgeführt, zunächst unter reduzierenden
Schutzgasatmosphären (75% N2, 25% H2). Bei Bronzedraht wurde ein
starkes Ausschwitzen auf der Oberfläche der behandelten Proben
beobachtet. Dieses Ausschwitzen trat bevorzugt häufig dort auf, wo die
Konzentration von Zinn durch Seigerung am größten war. Die stark
reduzierende Schutzgasatmosphäre konnte diesen Prozeß offenbar
fördern. Unter reduzierenden, wasserstoffhaltigen Atmosphären kommt
es parallel schon in der Aufheizphase zur Reduktion der Oxide auf der
Oberfläche, die am intensivsten an den Korngrenzen auftritt, was mit
einer thermischen Ätzung vergleichbar ist.
Die nach außen offenen Korngrenzen sind vermutlich die Stellen, an
denen durch eine Umwandlung einer noch nicht homogenen Struktur
eine niedrig schmelzende Zinnphase ausgeschwitzt wird. Da beim
Glühen von Bunden die Windungen dicht beieinander liegen, entstehen
dadurch die als Kleber bezeichneten Brücken, die eine
festgeschmolzene Verbindung zweier benachbarter Oberflächen bilden.
In weiteren Versuchen wurde der Wasserstoffanteil in der
Schutzgasatmosphäre ständig verringert. Es wurde beobachtet, daß mit
Abnahme des Reduktionsvermögens der Schutzgasatmosphäre das
Ausschwitzen immer geringer wurde. Schließlich wurden Versuche mit
inerten bzw. oxidierenden Schutzgasatmosphären durchgeführt, wobei
als Oxidationsmittel Kohlendioxid verwendet wurde.
Ein Beispiel für eine derartige Behandlung ist in Fig. 2 erläutert. Ein
Gasgemisch mit 15 Vol.-% CO2 (Rest N2) gewährleistete in der Aufheiz-
und Haltezeit den Erhalt der vorhandenen Oxidschichten und führte je
nach Legierungselementen, z. B. beim Zwischenglühen bereits kalt
umgeformter Drähte, auch bei Temperaturen von 400°C eine
zusätzliche Oxidation durch den CO2-Anteil herbei. Auf diese Weise
konnte durch eine schützende Umhüllung der Oberfläche mit einer
dünnen Oxidschicht das Ausschwitzen aus dem Glühgut gestoppt
werden, und die Chargen wurden kleberfrei geglüht. Gleichzeitig wurden
bessere Bedingungen für den Homogenisierungsprozeß geschaffen.
Um die in der Aufheiz- und beim Beginn der Haltephase erhaltene bzw.
neu aufgebaute Oxidschicht schließlich wieder zu reduzieren, wurde die
N2/CO2-Schutzgasatmosphäre zum Ende der Haltezeit gegen eine reine
Wasserstoffatmosphäre ausgetauscht. Dadurch wurden für das Ende
der Haltezeit und für die Abkühlzeit stark reduzierende Bedingungen
geschaffen und die vor Kleben schützenden Oxidschichten abgebaut.
Die Chargen wurden blank und kleberfrei geglüht. Die zeitliche
Veränderung der maßgeblichen Parameter ist in der folgenden
Übersicht nochmals dargestellt:
Versuchsparameter Bronzedraht-Behandlung
Weitere Versuche haben gezeigt, daß an anderen
Buntmetallegierungen wie z. B. Neusilber (Cu-Ni-Zn) die gleichen
Ergebnisse erreicht werden.
Die Wärmebehandlung von in Luft gegossenem Draht, der bereits eine
ausgeprägte Oxidschicht aufweist, wäre in der Haltephase auch mit
einer inerten Schutzgasatmosphäre möglich, z. B. mit reinem Stickstoff.
Die Oxidschicht könnte anschließend in der Abkühlphase mit
Wasserstoff reduziert werden, um ein blankes Glühergebnis zu
erreichen.
Die in der vorangehenden Beschreibung, in der Zeichnung sowie in den
Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln
als auch in beliebigen Kombinationen für die Verwirklichung der
Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
Claims (7)
1. Verfahren zum Vermeiden von Klebern beim Glühen von
Buntmetallegierungen mit den Phasen Aufheizen, Halten, Abkühlen
dadurch gekennzeichnet,
daß das Glühgut während der Strukturumwandlung einer inerten oder
oxidierenden Schutzgasatmosphäre ausgesetzt wird, wodurch in
dieser Zeit an der Oberfläche des Glühguts eine dünne Oxidschicht
gebildet wird und/oder eine vorhandene Oxidschicht erhalten bleibt,
die ein Zusammenkleben von Buntmetallteilen verhindert.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine inerte Schutzgasatmosphäre aus N2 besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine oxidierende Schutzgasatmosphäre Kohlendioxid enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens 10 Vol.-% Kohlendioxid verwendet werden.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die inerte oder oxidierende Schutzgasatmosphäre am Ende der
Haltephase oder am Anfang der Abkühlphase gegen eine
reduzierende Atmosphäre ausgetauscht wird, die die Oxidschicht
reduziert und eine blanke Oberfläche der behandelten Teile
gewährleistet.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die inerte oder oxidierende Schutzgasatmosphäre gegen eine
wasserstoffhaltige Atmosphäre ausgetauscht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
gekennzeichnet durch eine reine Wasserstoffatmosphäre.
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