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Die Erfindung betrifft einen Sportschuh, insbesondere Berg- oder Wanderschuh, mit einem hohen Schaft und einem die Ferse umschließenden, beidseitig sich jeweils nach vorne erstreckenden und sohlenseitig offenen Versteifungseinsatz aus härterem Material.
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Sportschuhe der hier fraglichen Art sind z. B. bekannt aus der
US 5 933 986 A (vgl. insbesondere
3), der
EP 0 309 437 A2 (vgl. insbesondere die Figuren), oder der
EP 0 948 910 A2 (vgl. insbesondere
3), und sollen dem Fuß einen sicheren Halt bieten, ohne seine Beweglichkeit zu behindern. Um dabei die von der jeweiligen Sportart abhängigen Bewegungs- und Stützverhältnisse berücksichtigen zu können, gibt es immer mehr an ganz bestimmte Sportarten, Bewegungstechniken od. dgl. angepaßte Spezialschuhe, die zusätzlich zu einem weicheren, beweglichen Schaft mit einem stützenden harten Versteifungseinsatz ausgestattet sind. Für die meisten Sportarten muß der Schuh in Laufrichtung biegsam und beweglich bleiben. Im übrigen soll er dem Fuß eine gewisse Seitenstabilität garantieren, um Gelenke, Sehnen und Muskeln des Fußes zu schonen. Bekannte Sportschuhe, die einen hohen, bis über die Knöchel reichenden Schaft besitzen, werden bisher durch in Fersenhöhe verlaufende Versteifungseinsätze verstärkt, um die gewünschte seitliche Festigkeit zu erreichen.
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Diese Versteifungseinsätze befriedigen jedoch höhere Ansprüche nicht. Sofern die Versteifungseinsätze sich bis über die Knöchel erstrecken, wird in der Regel die Beweglichkeit des Fußes zu stark beeinträchtigt.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Sportschuh der hier fraglichen Art zu schaffen, der dem Fuß eine hohe Seitenstabilität verleiht, ohne dass die Beweglichkeit in Laufrichtung beeinträchtigt wird.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst, wobei weitere konstruktive Details und Ausführungsformen in den Unteransprüchen beschrieben sind.
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Der Kern der vorliegenden Erfindung liegt in einer asymmetrischen Ausbildung des Versteifungseinsatzes, und zwar sowohl hinsichtlich der Höhe als auch der Länge. Nicht unwesentlich ist, dass der fußinnere Abschnitt des Versteifungseinsatzes sich zumindest bis unter das Fußgewölbe erstreckt, um auch in diesem Bereich unterstützend zu wirken. Des weiteren ist wesentlich, dass der Versteifungseinsatz insbesondere fußinnenseitig hoch ausgebildet, nämlich über den Knöchel hochgezogen ist. Diese Konstruktion verhindert ein Ausknicken des Fußes nach außen, so wie dies bei herkömmlichen Schuhen entsprechend 6 möglich ist. Dort ist schematisch dargestellt, wie der Fuß trotz hochschaftigen Schuhs beim Auftreten auf einen spitzen Stein nach außen wegknicken kann. In 5 ist demgegenüber die Wirkung der erfindungsgemäßen fußinneren Versteifung des Schuhs bei einem gleichgelagerten Fall dargestellt. Der Fuß kann nicht mehr nach außen ausknicken. Sowohl in 5 als auch in 6 ist jeweils ein rechter Schuh/Fuß von vorne schematisch gezeigt. Im einzelnen bedeuten die in den 5 und 6 verwendeten Bezugsziffern was folgt:
- 10 Unterschenkel
- 11 Sportschuh
- 12 Stein
- 13 Fußinnenseitige Versteifung
- 14 Schuhsohle
- 15 Schnürsenkel
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Erfindungsgemäß ist es also besonders wesentlich, insbesondere an der Fußinnenseite für eine ausreichende Seitenstabilität zu sorgen.
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Vorzugsweise erstreckt sich jedoch auch der fußäußere bzw. Außenabschnitt des Versteifungseinsatzes bis zum Fußgewölbe hin, so dass der Fuß zwischen Ferse und Fußgewölbe allseitig eingebettet bzw. eingefasst ist. Für eine ausreichende Knickstabilität genügt es jedoch, den Versteifungseinsatz nur fußinnenseitig über den Knöchel hochzuziehen. Damit werden eine hohe Seitenstabilität einerseits sowie ausreichend hohe Beweglichkeit in Laufrichtung andererseits erreicht.
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Die Flexibilität des Schuhs lässt sich vor allem dadurch erreichen, dass der obere Begrenzungsrand zumindest des Fußinneren bzw. Innenabschnitts des Versteifungseinsatzes sowohl im Bereich vor als auch im Bereich hinter dem Knöchel nach oben und vorne bzw. hinten offene Einbuchtungen bzw. sog. Flexfenster aufweist. Dadurch wird die Flexibilität des Schuhs in Laufrichtung, d. h. nach vorne und nach hinten selbst dann nicht allzu sehr beeinträchtigt, wenn der Versteifungseinsatz aus relativ hartem Material, insbesondere vorgeformtem Kunststoff besteht. Um die Flexibilität in Laufrichtung zusätzlich zu erhöhen, weist auch der obere Begrenzungsrand des fußäußeren bzw. Außenabschnitts des Versteifungseinsatzes sowohl im Bereich vor als auch im Bereich hinter dem Knöchel nach oben und vorne bzw. hinten offene Einbuchtungen bzw. sog. Flexfenster auf. Die Flexfenster im Bereich vor dem Knöchel sind vorzugsweise nach oben vorne geöffnet, während die Flexfenster hinter dem Knöchel, d. h. zwischen dem Knöchel und der Achillessehne vorzugsweise nach oben und hinten geöffnet sind. Die Flexfenster sind so ausgebildet bzw. dimensioniert, dass sowohl nach vorne als auch nach hinten Schuh-Flexzonen von etwa 20° bis 40° relativ zu einer Vertikalen durch den Knöchel entsteht.
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Die Flexibilität insbesondere nach vorne wird auch noch dadurch erhöht, dass der sich oberhalb des Knöchels erstreckende Bereich des Fußinneren bzw. Innenabschnitts des Versteifungseinsatzes nach oben vorne gewölbt ist, d. h. nach vorne auspeitscht. Des weiteren ist es zweckmäßig, die Rand-Einbuchtung im Übergangsbereich zwischen dem sich über den Knöchel nach oben hinauserstreckenden Seitenlappen des Fußinneren bzw. Innenabschnitts des Versteifungseinsatzes und dem sich daran nach vorne anschließenden Teil des Versteifungsabschnittes relativ schmal und im wesentlichen nach vorne offen auszubilden, um in diesem Bereich eine besonders hohe Flexibilität zu erhalten. Diese Einbuchtung liegt etwa im Bereich des Ristes, der sich durch eine besonders hohe Beweglichkeit in Laufrichtung auszeichnet.
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Der Tragekomfort lässt sich auch noch dadurch erhöhen, dass der Versteifungseinsatz in Richtung nach vorne und/oder zur oberen Randbegrenzung hin progressiv weicher ausgebildet ist, insbesondere durch entsprechende Reduzierung der Wandstärke des Versteifungseinsatzes.
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Der Versteifungseinsatz kann außen oder innen auf das Schaftmaterial aufgebracht sein. Vorzugsweise wird er zwischen dem äußeren Schaftmaterial bzw. dem Oberleder und einer inneren Polsterung eingebracht.
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Des weiteren sei erwähnt, dass der Versteifungseinsatz entweder aus natürlichem oder künstlichem Ledergefertigt sein kann, oder in Form einer thermoverformbaren Einlage oder eines vorgefertigten dreidimensionalen Einbauteils, zum Beispiel PVC vorliegt.
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Für den Tragekomfort kann es auch noch vorteilhaft sein, wenn der fußinnere bzw. Innenabschnitt des Versteifungseinsatzes im Bereich des Knöchels entweder durchgehend geöffnet, nach außen gewölbt und/oder dünner und damit entsprechend weich bzw. nachgiebig ausgebildet ist.
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Im Bereich der Achillessehne bedarf es nicht notwendigerweise eines Versteifungseinsatzes. Es geht hier im Vorliegenden primär um die Erhöhung der Seitenstabilität so, dass der Tragekomfort nicht oder nur unbedeutend beeinträchtigt wird.
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Nachstehend wird eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Sportschuhs anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 die schematische Abbildung eines rechten Sportschuhs in Seitenansicht von außen;
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2 den Sportschuh gemäß 1 in Seitenansicht von innen;
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3 den Sportschuh gemäß den 1 und 2 von hinten;
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4 den beim Schuh nach den 1 bis 3 verwendeten Versteifungseinsatz in perspektivischer Ansicht von außen schräg vorne;
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5 die Wirkung des Versteifungseinsatzes gemäß
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4 beim Gehen über unwegsames Gelände in Vorderansicht; und
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6 eine Abbildung entsprechend 5 beim Gehen auf unwegsamen Gelände unter Verwendung eines herkömmlichen Sportschuhs.
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In den 1 bis 3 ist ein rechter Sportschuh gemäß der Erfindung schematisch dargestellt, und zwar in Seitenansicht von außen, von innen und von hinten. Es handelt sich um einen hochschaftigen Berg- oder Wanderschuh, der mit der Bezugsziffer 11 gekennzeichnet ist. Der Schaft des fraglichen Schuhs ist mit der Bezugsziffer 16 gekennzeichnet. Dieser Schuh weist einen die Ferse umschließenden, beidseitig sich jeweils nach vorne erstreckenden und sohlenseitig offenen Versteifungseinsatz 17 aus härterem Material, zum Beispiel thermoverformbaren Material oder Hartleder od. dgl. auf. Der Versteifungseinsatz 17 ist bei der dargestellten Ausführungsform entweder innenseitig oder zwischen dem äußeren Oberleder und einer inneren Auspolsterung angeordnet und somit in den 1 bis 3 gestrichelt dargestellt, da von außen nicht sichtbar. Wie insbesondere die 2 und 3 erkennen lassen, umfasst der Versteifungseinsatz 17 an der Fußinnenseite (2) einen über den Knöchel 18 hochgezogenen und sich nach vorne bis unter das Fußgewölbe 19 erstreckenden Innenabschnitt 20 und an der Fußaußenseite einen sich unterhalb des Knöchels 21 zumindest bis auf Risthöhe nach vorne erstreckenden Außenabschnitt 22. Der Knöchel 18 ist der sog. Innenknöchel, während der Knöchel 21 den Außenknöchel definiert.
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Konkret erstreckt sich der Außenabschnitt 22 des Versteifungseinsatzes 17 entsprechend 1 bis zum Fußgewölbe 19 hin. Damit wird der Fuß bis relativ weit nach vorne seitlich abgestützt, und zwar an beiden Seiten bzw. an Innen- und Außenseite.
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Wie 2 sehr gut erkennen lässt, weist der obere Begrenzungsrand 23 des Fußinneren bzw. Innenabschnitts 20 des Versteifungseinsatzes 17 sowohl im Bereich vor als auch im Bereich hinter dem Knöchel bzw. Innenknöchel 18 nach oben und vorne bzw. hinten offene Einbuchtungen bzw. sog. Flexfenster 24, 25 und 26 auf. Gleiches gilt für den oberen Begrenzungsrand 27 des Fußäußeren bzw. Außenabschnitts 22 des Versteifungseinsatzes 17. Auch dieser Begrenzungsrand 27 weist sowohl im Bereich vor als auch im Bereich hinter dem Außenknöchel 21 nach oben und vorne bzw. hinten offene Einbuchtungen bzw. Flexfenster 28, 29 auf. Durch die erwähnten Flexfenster 24 bis 29 wird eine hohe Flexibilität des Schuhs in Laufrichtung ohne Verlust der Seitenstabilität erreicht. Die entsprechenden Flexzonen nach vorne und hinten sind in 2 mit der Bezugsziffer 30 bzw. 31 gekennzeichnet. Die erwähnten Flexzonen erstrecken sich über einen Winkelbereich von etwa 40° bzw. 35° nach vorne bzw. hinten relativ zu einer Vertikalen 32 durch den Fußknöchel 18 bzw. 21.
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Wie die 2 und 3 des weiteren erkennen lassen, weist der fußinnere bzw. Innenabschnitt 20 des Versteifungseinsatzes 17 einen über den Knöchel hochgezogenen Seitenlappen 33 auf, dessen nach vorne gerichteter Rand zwei nach vorne und oben offene Einbuchtungen 24, 25 aufweist, wobei die eine Einbuchtung 25 im Übergangsbereich zwischen dem Seitenlappen 33 und dem sich daran nach vorne anschließenden Bereich des Innenabschnitts 20 des Versteifungseinsatzes 17 ausgebildet ist. Diese Einbuchtung 25 ist deutlich schmaler und tiefer als die darüber ausgebildete Einbuchtung 24 am vorderen Begrenzungsrand des Seitenlappens 33. Dies ist primär ergonomisch bedingt.
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Des weiteren zeigt 2 und natürlich auch insbesondere 4, dass der fußinnere Seitenlappen 33 oberhalb des Knöchels 18 sich bogenförmig nach vorne oben erstreckt.
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Wie bereits erwähnt, weist der fußäußere bzw. Außenabschnitt 22 des Versteifungseinsatzes 17 zwei nach oben offene Einbuchtungen 28, 29 auf, wobei die vordere Einbuchtung 28 sich unterhalb des Außenknöchels 21 befindet. Damit wird durch den Versteifungseinsatz 17 kein Druck auf den Außenknöchel 21 ausgeübt.
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Bei der dargestellten Ausführungsform weist der Versteifungseinsatz 17 im Bereich der Achillessehne eine sich zur Sohle 14 bzw. zum Absatz 34 hin erstreckende Ausnehmung 35 auf, die sich bei Bedarf bis zur Sohle bzw. zum Absatz hin erstreckt. Um die Versteifung der Ferse im Achillessehnenbereich geht es bei der vorliegenden Erfindung nicht.
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Wie bereits eingangs erwähnt, kann der Versteifungseinsatz 17 entweder außen oder innen auf das Schaftmaterial aufgebracht oder alternativ – wie hier – zwischen dem äußeren Schaftmaterial und einem Innenpolster eingebracht sein.
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Der Versteifungseinsatz 17 kann des weiteren in Richtung nach vorne und/oder zur oberen Randbegrenzung 23 bzw. 27 hin progressiv weicher ausgebildet sein, insbesondere durch entsprechende Reduzierung der Wandstärke des Versteifungseinsatzes.
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Nicht dargestellt ist die Ausführungsform, bei der der fußinnere bzw. Innenabschnitt 22 des Versteifungseinsatzes 17 im Bereich des Innenknöchels 18 entweder durchgehend geöffnet (Knöchel-Fenster), nach außen gewölbt und/oder dünner und damit entsprechend weich und nachgiebig ausgebildet ist.
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Kern der beschriebenen Ausführungsform ist also eine innenseitige Stütze im Fußgelenkbereich sowie eine verstärkte Innenseite als Schutz gegen Umknicken nach außen bei gleichzeitiger aufrechter Haltung der Flexibilität des Schuhs nach vorne und hinten. Der Versteifungseinsatz ist asymmetrisch, d. h. innen und außen unterschiedlich hoch und lang gestaltet. Wichtig sind die erwähnten Flexfenster, die die Flexzonen 30, 31 zur Folge haben.
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Vorzugsweise ist der Außenabschnitt 22 im Vergleich zum Innenabschnitt 20 des Versteifungseinsatzes 17 kürzer und niedriger.
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Der sohlenseitige Rand 36 des Versteifungseinsatzes 17 ist entsprechend 4 nach innen umgelegt, so dass er mit der Sohle gut verbindbar ist (vernäht oder verklebt).
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Unterschenkel
- 11
- Sportschuh
- 12
- Stein
- 13
- Fußinnenseitige Versteifung
- 14
- Schuhsohle
- 15
- Schnürsenkel
- 16
- Schaft
- 17
- Versteifungseinsatz
- 18
- Innenknöchel
- 19
- Fußgewölbe
- 20
- Innenabschnitt
- 21
- Außenknöchel
- 22
- Außenabschnitt
- 23
- Oberer Begrenzungsrand (innen)
- 24
- Flexfenster
- 25
- Flexfenster
- 26
- Flexfenster
- 27
- Oberer Begrenzungsrand (außen)
- 28
- Flexfenster
- 29
- Flexfenster
- 30
- Flexzone
- 31
- Flexzone
- 32
- Vertikale
- 33
- Seitenlappen
- 34
- Absatz
- 35
- Ausnehmung
- 36
- Sohlenseitiger Rand des Versteifungseinsatzes