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Die Erfindung betrifft eine Wendevorrichtung für eine bogenverarbeitende Maschine gemäß dem Oberbegriff des 1. Anspruchs und ein Verfahren zum Transportieren von Bogen in einer Wendevorrichtung.
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Aus der
DE 94 16 106 U1 ist ein Bogenleitblech für eine Wendeeinrichtung bekannt, welches eine im Wesentlichen S-förmig gekrümmte Oberfläche aufweisen kann oder im Wesentlichen in gerader Form ausgebildet ist. Das Bogenleitblech soll Luftaustrittsöffnungen zum verbesserten Führen des Bedruckstoffes aufweisen. Nachteilig an dieser Lösung ist, dass gerade bei höheren Maschinengeschwindigkeiten Abschmiererscheinungen auftreten.
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Aus der
DE 37 17 093 A1 ist eine Bogen-Rotationsdruckmaschine zur Herstellung von einseitigem Mehrfarbendruck oder Schön- und Widerdruck bekannt, wobei bei einer Ein-Trommel-Wendung ein antreibbares Band als Auflager einem Bogenübergabezylinder zugeordnet ist.
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Aus der
DE 198 41 600 A1 ist eine Bogenleiteinrichtung in Druckmaschinen bekannt, wobei ein einer Wendetrommel zustellbarer Klapprechen für die Betriebsart Schöndruck vorgesehen ist.
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Kritische Druckaufträge über die Wendung sind Aufträge mit dünnen gestrichenen Materialien und hohem ungleichmäßigen Farbauftrag, insbesondere bei großen Geschwindigkeiten. Bei dieser ungünstigen Konstellation kommt es regelmäßig zum Abschmieren, das entweder nur durch Reduzierung der Maschinengeschwindigkeit verhindert werden kann oder man nimmt Qualitätseinbußen in Kauf.
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Ursache für das Abschmieren ist der ungewollt auftretende Kontakt des Bedruckstoffes mit der Leiteinrichtung. Auf Grund der Relativbewegung zwischen Bedruckstoff und feststehender Leiteinrichtung während des Kontakts wird Farbe vom Bedruckstoff auf die Leiteinrichtung übertragen. Die Farbe auf der Leiteinrichtung härtet aus und zerkratzt bei den folgenden Berührungen das Druckmotiv.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Bogenführung im Bereich der Wendevorrichtung einer bogenverarbeitenden Maschine weiter zu verbessern.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des unabhängigen Vorrichtungsanspruchs und ein Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen Verfahrensanspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen.
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Die Erfindung hat den Vorteil, dass die Bogenführung im Bereich der Wendevorrichtung einer bogenverarbeitenden Maschine weiter verbessert wird.
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Vorteilhafterweise kann ein Abschmieren der Bogen verhindert und eine Stabilisierung der Druckqualität erreicht werden. Weiter wird eine Leistungserhöhung für kritische Aufträge ermöglicht. Weiterbildend wird eine Möglichkeit geschaffen, das Abschmieren zwischen Bedruckstoff und Leiteinrichtung zu beseitigen bzw. deutlich zu minimieren.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Bogenführung an der besonders kritischen Bogenführungsstelle geschaffen, die bei auftretendem Kontakt zwischen Bedruckstoff und Leiteinrichtung keine Relativbewegung zwischen diesen aufweist. Insbesondere wird am einlaufenden Spalt an der Wendetrommel ein rotierendes oder umlaufendes Bogenleitelement angeordnet.
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In einer bevorzugten Weiterbildung wird eine Bogenführung in der Wendevorrichtung geschaffen, die bei auftretendem Kontakt zwischen Bedruckstoff und Leiteinrichtung keine Relativbewegung zwischen diesen aufweist. Insbesondere wird unterhalb einer Speichertrommel und der Wendetrommel ein rotierendes und/oder umlaufendes Bogenleitelement eingesetzt. Weiterbildend könnte der Speichertrommel eine Ablöseeinrichtung, insbesondere eine Leitrakel, zugeordnet sein, wobei das rotierende und/oder umlaufende Bogenleitelement von dieser Ablöseeinrichtung bis zur Wendetrommel reichend angeordnet ist. Die Bogenführung durch das rotierende und/oder umlaufende Bogenleitelement kann neben der Betriebsart Schön- und Widerdruck auch in der Betriebsart Schöndruck eingesetzt werden.
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Im Folgenden soll die Erfindung beispielhaft erläutert werden. Die dazugehörigen Zeichnungen stellen dabei schematisch dar:
- 1: Wendevorrichtung mit rotierender Leitwalze und vorgeordnetem Bogenleitblech;
- 2: Wendevorrichtung mit rotierender Leitwalze und vorgeordnetem umlaufenden Leitband;
- 3: Wendevorrichtung mit umlaufendem Leitband.
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Die 1 zeigt einen Ausschnitt einer bogenverarbeitenden Maschine, beispielsweise einer Bogendruckmaschine, speziell einer Bogenoffsetrotationsdruckmaschine in Aggregat- und Reihenbauweise, mit einer Wendevorrichtung in einer ersten bevorzugten Ausführungsform. Die Wendevorrichtung ist als Dreitrommelwendung aufgeführt und enthält neben einer nicht dargestellten Übergabetrommel eine Speichertrommel 1 und eine der Speichertrommel 1 unmittelbar nachgeordnete Wendetrommel 2. Der Wendevorrichtung ist ein Druckzylindern 3 eines folgenden nicht weiter dargestellten Druckwerkes der Maschine nachgeordnet. Die Druckzylinder 3 steht mit einem Gummizylinder und dieser weiter mit einem Plattenzylinder in dem Druckwerk in Wirkverbindung. In dem Druckwerk ist weiter ein bekanntes Farb- oder Farb- und Feuchtwerke angeordnet, das die entsprechende Druckfarbe auf eine auf dem Plattenzylinder gespannte Druckplatte aufbringt. Die Wendevorrichtung ist zwischen den Betriebsarten Schöndruck und Schön- und Widerdruck umstellbar.
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Sowohl die Speichertrommel 1 als auch der Druckzylinder 3 ist hier doppeltgroß ausgeführt. Die doppeltgroßen Zylinder weisen je zwei sich diametral in Greiferkanälen gegenüberliegende Vorderkantengreifersysteme zum Bogentransport auf. Die Wendetrommel 2 ist hier einfachgroß ausgeführt und enthält ein Greifersystem zur Übernahme eines Bogens 4 von der Speichertrommel 1 an der Vorderkante im Schöndruck und an der Hinterkante im Schön- und Widerdruck. Einfachgroße Zylinder können mindestens einen Bogen 4 maximalen Formates umfangsseitig aufnehmen. Alternativ können natürlich auch eine andere Zylinderanzahl und andere Zylindergrößen eingesetzt werden.
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In der Wendevorrichtung wird der Bogen 4 mit seiner Vorderkante voran auf der Speichertrommel 1 geführt. Bei der Wendung des Bogens 4 im Schön- und Widerdruck wird der Bogen 4 von der Speichertrommel 1 an einer Übergabezentralen zur Wendetrommel 2 vorbeigeführt und von der Wendetrommel 2 an der Hinterkante erfasst. Dabei wird die auf der Speichertrommel 1 liegende Hinterkante des Bogens 4 vom Greifersystem der Wendetrommel 2, insbesondere von Greifern und/oder Saugern, die schwenkbar in der rotierenden Wendetrommel 2 gelagert sind, übernommen. Der erfasste Bogen 4 wird anschließend während des Rotationsfortschrittes der Wendetrommel 2 nach dem Prinzip der Hinterkantenwendung gewendet, so dass seine alte Hinterkante ab seiner Bewegungsumkehr zur neuen Vorderkante und die auf der Speichertrommel 1 liegende alte Vorderkante zur neuen Hinterkante wird.
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Unterhalb von Speichertrommel 1 und Wendetrommel 2 ist eine Bogenleiteinrichtung mit mindestens einem Bogenleitelement zum Führen des Bogens 4 während des Wendevorganges vorgesehen. Die Bogenleiteinrichtung ist dabei bevorzugt entlang eines tangential sowohl zu Speichertrommel 1 als auch zur Wendetrommel 2 befindlichen Bogentransportweg angeordnet. Die Bogen 4 werden in der Betriebsart Schön- und Widerdruck auf diesem Transportweg transportiert und von der Bogenleiteinrichtung zumindest teilweise geführt. Das Bogenleitelement enthält hier eine Leitwalze 5, die am einlaufenden Spalt der Wendetrommel 2 angeordnet ist. Diese Leitwalze 5 ist um eine parallel zur Rotationsachse der Wendetrommel 2 verlaufende Rotationsachse rotationsbeweglich gelagert. Der Leitwalze 5 ist weiterbildend ein Antrieb zugeordnet, der die Leitwalze 5 rotatorisch antreibt. Der Drehantrieb der Leitwalze 5 kann entweder direkt über den Antrieb der Druckmaschine oder auch über einen separaten Antrieb (elektrisch, pneumatisch etc.) erfolgen. Der Antrieb treibt die Leitwalze 5 zumindest bei schwierigen Druckjobs in Transportrichtung der Bogen 4 an. Die Umfangsgeschwindigkeit der Leitwalze 5 entspricht dabei bevorzugt der jeweiligen Bogengeschwindigkeit.
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Der Leitwalze 5 ist in der dargestellten Ausführungsform ein feststehendes Bogenleitblech 6 vorgeordnet. Über das vorgeordnete Bogenleitblech 6 erfolgt eine Führung der Bogen 4 bis zur Leitwalze 5. Die Leitwalze 5 ist dabei in gleicher Höhe mit dem Bogenleitblech 6 angeordnet. Alternativ könnte diese aber auch darüber bzw. darunter angeordnet sein. Die Leitwalze 5 ist bevorzugt mit einer farbabweisenden Beschichtung versehen. Weiterbildend kann die Leitwalze 5 zusätzlich mit Blasluft beaufschlagt sein, wobei die Blasluft über Walzenzapfen eingeführt sein kann. Die Blasluft kann alternativ oder zusätzlich auch mittels unterhalb der Leitwalze 5 befindlichen Luftversorgern erzeugt und ein- oder beidseitig an der Leitwalze 5 vorbeigeführt werden. Die Leitwalze 5 weist bevorzugt eine geschlossene Oberfläche auf.
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Die 2 zeigt in einer zweiten bevorzugten Ausführungsform eine Wendevorrichtung in einer bogenverarbeitenden Maschine, welche im Wesentlichen der oben beschriebenen Vorrichtung entspricht. Die Bogenleiteinrichtung enthält hier neben der Leitwalze 5 ein umlaufendes Bogenleitelement. Die Leitwalze 5 ist hier dem umlaufenden Bogenleitelement in Bogentransportrichtung nachgeordnet. Alternativ könnte das umlaufende Bogenleitelement aber auch einem rotierendem Bogenleitelement nachgeordnet sein. Das der Leitwalze 5 vorgeordnete umlaufende Bogenleitelement ist hier als Leitband 7 ausgeführt. Die Leitwalze 5 entspricht in ihrer Ausführung beispielsweise der oben beschriebenen Leitwalze 5.
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Der Leitwalze 5 wird um ihre Rotationsachse rotatorisch angetrieben, wobei deren Umfangsgeschwindigkeit bevorzugt der jeweiligen Bogengeschwindigkeit entspricht. Die Leitwalze 5 ist hier in gleicher Höhe mit dem umlaufenden Leitband 7 angeordnet, d. h. es besteht ein gleicher Abstand zur Bogentransportebene. Alternativ kann die Leitwalze 5 aber auch darüber bzw. darunter angeordnet sein. Das Leitband 7 enthält ein oder auch mehrere nebeneinander angeordnete flexible Bänder. Diese Bänder laufen über Umlenkelemente, insbesondere über Umlenkrollen oder Umlenkwalzen. Jedes Band läuft über mindestens zwei Umlenkrollen, wobei weiterbildend mindestens einer ein Antrieb zugeordnet ist. Dabei erfolgt der Antrieb der Bänder entweder über den Antrieb der Maschine, den Antrieb der Leitwalze 5 oder einen separaten Antrieb. Das Leitband 7 wird vom entsprechenden Antrieb ebenfalls mit Bogengeschwindigkeit umlaufend angetrieben.
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Die einzelnen Bänder des Leitbandes 7 sind bevorzugt mit einer farbabweisenden Beschichtung versehen. Weiterbildend sind die Bänder mit Luft, also Blasluft oder Saugluft, beaufschlagt. Weiter bevorzugt ist dem Leitband 7 eine Wascheinrichtung 8 zugeordnet, mit der die Bänder gesäubert werden. Die Wascheinrichtung 8 ist hier der rückwärtigen Seite des Leibandes 7 zugeordnet. Über die Wascheinrichtung 8 ist die Oberfläche des Leitbandes 7 permanent, intervallweise oder nach Bedarf reinigbar. Die Wascheinrichtung 8 ist hier für eine Aktivierung an das Leitband 7 anstellbar und für eine Deaktivierung vom Leitband 7 abstellbar.
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Die 3 zeigt in einer dritten bevorzugten Ausführungsform eine Wendevorrichtung in einer bogenverarbeitenden Maschine, welche im Wesentlichen der oben beschriebenen Vorrichtung entspricht. Die Bogenleiteinrichtung enthält hier ein Leitband 7, welches sich von der Speichertrommel 1 bis zur Wendetrommel 2 erstreckt. Das Leitband 7 enthält ebenfalls mindestens ein umlaufend über Umlenkelemente geführtes Band. Es können aber auch mehrere nebeneinander angeordnete flexible Bänder vorgesehen sein. Dem Leitband 7 ist weiterbildend ebenfalls ein Antrieb zugeordnet, der entweder vom Antrieb der Maschine abgeleitet wird oder ein separater Antrieb ist. Vom Antrieb wird das Leitband 7 mit Bogengeschwindigkeit umlaufend angetrieben.
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Das Leitband 7 weist bevorzugt ebenfalls eine farbabweisenden Oberfläche auf und wird weiterbildend ebenfalls mit Blasluft beaufschlagt. Weiter bevorzugt ist dem Leitband 7 eine Wascheinrichtung 8 zugeordnet, mit der die Bänder gesäubert werden. Die Wascheinrichtung 8 ist hier der rückwärtigen Seite des Leibandes 7 zugeordnet. Über die Wascheinrichtung 8 ist die Oberfläche des Leitbandes 7 permanent, intervallweise oder nach Bedarf reinigbar. Die Wascheinrichtung 8 ist hier für eine Aktivierung an das Leitband 7 anstellbar und für eine Deaktivierung vom Leitband 7 abstellbar.
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Zur Wirkungsweise: Ein in der Betriebsart Schön- und Widerdruck in der Wendevorrichtung zu wendender Bogen 4 wird von der Speichertrommel 1 an der Übergabezentralen vorbeigeführt und durch die Wendetrommel 2 an der Hinterkante übernommen. Während der Rotation der Wendetrommel 2 wird der Bogen 4 von der Speichertrommel 1 abgezogen und dabei vom rotierenden und/oder umlaufenden Bogenleitelement geführt. Sollte es bei schwierigen Druckjobs zur Berührung zwischen Bogen 4 und Bogenleitelement kommen, ist ein Abschmieren durch fehlende Relativbewegung, farbabweisende Oberfläche und/oder gereinigte Oberfläche des Bogenleitelementes vermieden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Speichertrommel
- 2
- Wendetrommel
- 3
- Druckzylinder
- 4
- Bogen
- 5
- Leitwalze
- 6
- Bogenleitblech
- 7
- Leitband
- 8
- Wascheinrichtung