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Die
Erfindung betrifft RTV-Zweikomponenten-Silikonkautschuk, ein Verfahren
zu seiner Herstellung sowie seine Verwendung.
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RTV-Zweikomponenten-Silikonkautschuke
sind zweikomponentige, gieß- und streich- oder knetbare Massen,
die nach Zugabe der Härterkomponente zu hochelastischem
Silikongummi vulkanisieren. Die Vernetzung erfolgt bei Raumtemperatur
(„RTV"-Raum-Temperatur-Vernetzung).
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Es
gibt zwei Vulkanisationsarten: die Kondensations- und die Additionsvernetzung.
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Bei
der Kondensationsvernetzung wird ein zinnorganischer Katalysator
benutzt, wobei Alkohol als Nebenprodukt entsteht.
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Die
Additionsvernetzung bedient sich eines Platinkatalysators, ohne
Spaltprodukte zu bilden.
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Die
meisten Vulkanisate aus RTV-2 Silikonkautschuken behalten ihre volle
Elastizität bis +200°C. Einige Produkte sind sogar
kurzzeitig bis +300°C belastbar. Bei tiefen Temperaturen
bleibt die Flexibilität durchwegs bis –50°C,
bei Spezialtypen sogar bis –100°C erhalten.
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Im
allgemeinen erlaubt die Wärmeleitfähigkeit eine
Isolierung elektrischer Betriebsmittel ohne Wärmestau.
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Von
besonderem Nutzen sind die elektrischen Eigenschaften, insbesondere
der Isolationswiderstand, die Durchschlagsfestigkeit und der dielektrische
Verlustfaktor. RTV-2 Silikonkautschuke liefern einen zehnmal höheren
Wert als Naturkautschuk, wenn es um die Gasdurchlässigkeit
bei Raumtemperatur geht. Auch durch jahrelange Freibewitterung erfährt
der witterungs- und alterungsbeständige Werkstoff keine
wesentliche Veränderung seiner Eigenschaften.
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Für
viele Anwendungen vorteilhaft ist auch die ausgeprägte
Trennwirkung der Vulkanisat-Oberflächen gegenüber
organischen und anorganischen Materialien.
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Durch
die umfangreiche Produktpalette der verschiedenen RTV-2 Silikonkautschuk-Typen
lassen sich Vulkanisate mit sehr vielseitigen und auch hochspezialisierten
Eigenschaften herstellen. Hieraus resultieren zahlreiche erfolgreiche
Problemlösungen in den unterschiedlichsten Industriebereichen,
wie zum Beispiel im Formenbau, in der Elektronik, im Maschinen-
und Industrieanlagenbau und in der Medizin.
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Allgemein
weisen Silikonkautschuke und Silikongummi eine Dichte von 1,1 bis
1,3 g/cm3 auf und sind von –60°C
bis 200°C (Spezialtypen von –90°C bis
250°C) elastisch.
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Silikonkautschuke
sind in den gummielastischen Zustand überführbare
Massen, welche als Grundpolymere Polydiorganosiloxane enthalten,
die Vernetzungs-Reaktionen zugängliche Gruppen aufweisen.
Als solche kommen vorwiegend Wasserstoffatome, Hydroxylgruppen und
Vinylgruppen in Frage, die sich an den Kettenenden befinden, aber
auch in die Kette eingebaut sein können. In dieses System
sind Füllstoffe als Verstärker eingearbeitet,
deren Art und Menge das mechanische und chemische Verhalten der
Vulkanisate deutlich beeinflussen. Silikonkautschuk und Silikongummi
können durch anorganische Pigmente gefärbt werden.
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Man
unterscheidet zwischen heiß- und kaltvulkanisierten Silikonkautschuken
(engt: high/room temperature vulcanizing = HTV/RTV). Die HTV-Silikonkautschuke
stellen meist plastisch verformbare, eben noch fließfähige
Materialien dar, welche hochdisperse Kieselsäure sowie
als Vernetzungskatalysatoren organische Peroxide enthalten und nach
Vulkanisation bei Temperaturen größer 100°C
wärmebeständige, zwischen –100°C
und +250°C elastische Silikonelastomere (Silikongummi)
ergeben, die zum Beispiel als Dichtungs-, Dämpfungs-, Elektroisoliermaterialien,
Kabelummantelungen und dergleichen verwendet werden.
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Ein
anderer Vernetzungsmechanismus bestehet in einer meist durch Edelmetallverbindungen
katalysierten Addition von Si-H-Gruppen an siliziumgebundene Vinylgruppen,
die beide in die Polymerketten beziehungsweise an deren Ende eingebaut
sind. Seit 1980 hat sich eine Flüssigkautschuk-Technologie
(LSR = Liquid Silicone Rubber) etabliert, bei der zwei flüssige
Silikonkautschukkomponenten über Additionsvernetzung in
Spritzgießautomaten vulkanisiert werden. Bei den kalthärtenden
oder RTV-Silikonkautschukmassen lassen sich Ein- und Zweikomponentensysteme
unterscheiden. Die erste Gruppe (RTV-1) polymerisiert langsam bei Raumtemperatur
unter dem Einfluß von Luftfeuchtigkeit, wobei die Vernetzung
durch Kondensation von SiOH-Gruppen unter Bildung von Si-O-Bindungen
erfolgt. Die SiOH-Gruppen werden durch Hydrolyse von SiX-Gruppen
einer intermediär aus einem Polymer mit endständigen
OH-Gruppen und einem sogenannten Vernetzer R-SiX3 (X = -O-CO-CH3,
-NHR) entstehenden Spezies gebildet. Bei Zweikomponentenkautschuken (RTV-2)
werden als Vernetzer zum Beispiel Gemische aus Kieselsäureestern
(zum Beispiel Ethylsilicat) und zinnorganische Verbindungen verwendet,
wobei als Vernetzungsreaktion die Bildung einer Si-O-Si-Brücke
aus Si-OR und Si-OH durch Alkoholabspaltung erfolgt.
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Die
wohl bekannteste Verwendung findet sich im Baugewerbe als Dichtstoff
zum Füllen von Fugen. Dort werden sie aber auch zur Herstellung
von Abform- und Vergussmassen und als Beschichtungsmassen für
Gewebe verwendet. Siliconkautschukmassen sowie die Verwendung von
pyrogener Kieselsäure (AEROSIL®)
in Siliconkautschukmassen ist bekannt (Ullmann's Encyclopedia
of Industrial Chemistry, Volume A 23, Rubber, 1, 221 ff.; Rubber
3, 3,6 ff.; Volume A 24, Silicones, 57 ff. 1993).
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Die
unvernetzten Mischungen aus Silikonpolymeren, -ölen und
Kieselsäuren können durch Zugabe von Vernetzungsmitteln
in den gummielastischen Zustand überführt werden.
Die Vernetzungsreaktionen können bei Raumtemperatur oder
bei erhöhten Temperaturen durchgeführt und durch
Katalysatoren beschleunigt werden. In Abhängigkeit von
der jeweiligen Vernetzungsart und der beabsichtigten Anwendung können
1- oder 2-Komponenten-Systeme hergestellt werden, die durch Polyadditions-,
Polykondensations- oder Radikalreaktionen vernetzen.
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Für
Elastomeranwendungen finden Polydimethylsiloxane mit Molekulargewichten
zwischen 400 000 und 600 000 Einsatz, die unter Zusatz von Reglern
wie Hexamethyl- oder Divinyltetramethyldisiloxan hergestellt werden
und entsprechende Endgruppen tragen. Zur Verbesserung des Vulkanisationsverhaltens
und auch der Weiterreißfestigkeit werden oft durch Zusatz
von Vinylmethyldichlorsilan zum Reaktionsgemisch geringe Mengen
(< 1%) Vinylgruppen
in die Hauptkette als Substituenten eingebaut (VMQ).
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Bei
den Füllstoffen ist zwischen verstärkenden und
nicht verstärkenden Füllstoffen zu unterscheiden.
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Nichtverstärkende
Füllstoffe sind durch äußerst schwache
Wechselwirkungen mit dem Siliconpolymer gekennzeichnet. Zu ihnen
zählen Kreide, Quarzmehl, Diatomeenerde, Glimmer, Kaolin,
Al(OH)3 und Fe2O3. Die Partikel-Durchmesser liegen in der
Größenordnung von 0,1 μm. Ihre Aufgaben
bestehen darin, die Viskosität der Compounds im unvulkanisierten
Zustand anzuheben und die Shore-Härte und den E-Modul der
vulkanisierten Kautschuke zu erhöhen. Bei oberflächenbehandelten
Füllstoffen können auch Verbesserungen in der
Reißfestigkeit erzielt werden.
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Verstärkende
Füllstoffe sind vor allem hochdisperse Kieselsäuren
mit einer Oberfläche von > 125
m2/g. Die verstärkende Wirkung
ist auf Bindung zwischen Füllstoff und Siliconpolymer zurückzuführen.
Solche Bindungen werden zwischen den Silanolgruppen an der Oberfläche
der Kieselsäuren (3–4,5 SiOH-Gruppen/nm2) und den Silanolgruppen der α-ω-Dihydroxypolydimethylsiloxane über
Wasserstoffbrückenbindungen zum Sauerstoff der Siloxankette
gebildet. Die Folge dieser Füllstoff-Polymer-Wechselwirkungen
sind Viskositätserhöhungen und Änderungen
der Glasübergangstemperatur und des Kristallisationsverhaltens.
Anderseits bewirken Polymer-Füllstoff-Bindungen eine Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften, können aber auch eine vorzeitige
Verstrammung (crepe hardening) der Kautschuke zur Folge haben.
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Eine
Mittelstellung zwischen verstärkenden und nicht verstärkenden
Füllstoffen nimmt Talkum ein. Außerdem werden
Füllstoffe für besondere Effekte genutzt. Dazu
zählen Eisenoxid, Zirkonoxid oder Bariumzirkonat zur Erhöhung
der Wärmestabilität.
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An
weiteren Bestandteilen können die Siliconkautschuke Katalysatoren,
Vernetzungsmittel, Farbpigmente, Antiklebmittel, Weichmacher und
Haftvermittler enthalten.
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Weichmacher
werden besonders benötigt, um einen niedrigen E-Modul einzustellen.
Interne Haftvermittler basieren auf funktionellen Silanen, die einerseits
mit dem Untergrund und andererseits mit dem vernetzenden Siliconpolymer
in Wechselwirkung treten können (Verwendung hauptsächlich
bei RTV-1 Kautschuken).
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Einer
vorzeitigen Verstrammung wirken niedermolekulare oder monomere silanolreiche
Verbindungen entgegen (z. B. Diphenylsilandiol, H2O).
Sie kommen einer zu starken Wechselwirkung der Siliconpolymere mit den
Silanolgruppen des Füllstoffs zuvor, indem sie schneller
mit dem Füllstoff reagieren. Ein entsprechender Effekt
kann auch durch teilweise Belegung des Füllstoffs mit Trimethylsilylgruppen
erzielt werden (Füllstoffbehandlung mit Methylsilanen).
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Ferner
ist es möglich, das Siloxanpolymer chemisch zu modifizieren
(Phenylpolymere, borhaltige Polymere) oder mit organischen Polymeren
zu verschneiden (Butadien-Styrol-Copolymerisate).
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Kondensationsvernetzende
Silikonkautschuke vulkanisieren durch die Reaktion eines Si-OH endgestoppten
Polymers mit einem Vernetzermolekül, das eine Verbindung
vom Typ Si(OR)4 sein kann.
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Auch
fließfähige RTV2-Abformmaterialien (bei Raumtemperatur
vernetzende 2-Komponenten-Systeme) müssen nach der Aushärtung
mechanisch sehr belastbar sein, um möglichst viele Abformungen
durchführen zu können. RTV2-Abformmaterialien
werden erhalten, wenn die drei Grundbestandteile der Rezeptur (Siliconpolymer
mit vernetzungsfähigen Gruppen, Vernetzungsmittel und Katalysator)
so auf zwei Komponenten aufgeteilt werden, dass lagerstabile Systeme
entstehen. Je nach Vernetzungsart kann dabei der Katalysator mit
dem Polymeren oder mit dem Vernetzungsmittel kombiniert werden. Üblicherweise
wird so verfahren, dass eine Grundmasse aus vernetzbarem Siliconpolymer
und pyrogener Kieselsäure hergestellt wird und die zweite
Komponente das Vernetzungsmittel enthält.
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RTV2-Abformmaterialien
müssen bei der Anwendung ohne Einwirkung von starken Scherkräften
frei fließen.
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Die
Fähigkeit von Siliconkautschukmischungen, frei zu fließen,
lässt sich sehr gut mit dem messtechnisch erfassbaren Kennwert
der Fließgrenze beschreiben. Die Fließgrenze ist
die Mindestschubspannung, die aufgewendet werden muss, damit ein
Stoff fließt (RÖMPP Chemie Lexikon, 9.
Auflage 1990, Thieme Verlag, Stuttgart, Band 2, Seite 1383).
Mischungen mit hoher Fließgrenze weisen eine schlechte
Fließfähigkeit auf und Mischungen mit niedriger
Fließgrenze eine gute Fließfähigkeit.
Die Größe der Fließgrenze ist dabei unabhängig
von der jeweiligen Viskosität bei verschiedenen Schergefällen.
Es ist beispielsweise möglich, dass eine Mischung mit relativ
hoher Viskosität wesentlich besser fließt, wenn
sie eine niedrige Fließgrenze aufweist, als eine Vergleichsmischung
mit niedriger Viskosität, die gleichzeitig aber eine wesentlich
höhere Fließgrenze aufweist. Optimal wäre
ein System, das bei niedriger Fließgrenze eine niedrige
Viskosität aufweist, sodass hohe Füllgrade an
pyrogener Kieselsäure erreicht werden können.
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Zur
Herstellung der Mischung aus Silikonpolymeren, -ölen und
Kieselsäuren wird häufig die sogenannte Masterbatchmethode
genutzt, um den Füllstoff in einer Teilmenge Polyorganosiloxan
optimal zu dispergieren. Die so hergestellte hochviskose, teilweise
plastische Vormischung wird mit weiterem Polyorganosiloxan soweit
verdünnt, dass eine leicht verarbeitbare Mischung entsteht
(s. Masterbatchverfahren, Handbuch der Kautschuktechnologie,
W. Hofmann, H. Gupta, 2001).
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Neben
der oben genannten typischen Anwendung von zweikomponentigen kalthärtenden
Siliconsystemen (RTV-2K) als Abformmaterialien, werden diese Systeme
auch als Beschichtungsmaterialien, z. B. von Textilien, eingesetzt,
wobei insbesondere die optischen Eigenschaften, d. h. die Transparenz,
eine entscheidende Rolle spielt.
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Der
Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, fließfähige
RTV2K-Silikonmassen mit niedriger Fließgrenze und Viskosität,
aber sehr hoher Transparenz und bei gleichzeitig hohen mechanischen
Eigenschaften bereitzustellen, wobei auf das Masterbatchverfahren
und die in-situ Hydrophobierung verzichtet werden sollte.
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Gegenstand
der Erfindung ist ein RTV-Zweikomponenten-Silikonkautschuk, welcher
dadurch gekennzeichnet ist, daß er eine strukturmodifizierte
hydrophobe pyrogene Kieselsäure als Füllstoff
enthält.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann als
Kieselsäure eine silanisierte, strukturmodifizierte Kieselsäuren,
welche durch auf der Oberfläche fixierte Vinylgruppen aufweisen,
wobei zusätzlich weitere hydrophobe Gruppen, wie Trimethylsilyl-
und/oder Dimethylsilyl- und/oder Monomethylsilylgruppen auf der
Oberfläche fixiert sind. Sie kann mit folgenden physikalisch-chemischen
Eigenschaften gekennzeichnet sein:
BET-Oberfläche
m2/g: | 25–400 |
Mittlere
Größe der Primärteilchen nm: | 5–50 |
pH-Wert: | 3–10 |
Kohlenstoffgehalt
%: | 0,1–10 |
DBP-Zahl
%: | < 200 bzw. nicht
bestimmbar |
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In
einer Ausführungsform der Erfindung kann der Füllstoff
ein pyrogen mittels der Flammenoxidation oder der Flammenhydrolyse
hergestelltes Siliciumdioxid sein, welches eine spezifische Oberfläche
von 10 bis 1000 m2/g aufweist, hydrophobiert
und strukturmodifiziert ist.
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Die
Herstellung der silanisierten, strukturmodifizierten Kieselsäure
kann erfolgen, in dem man Kieselsäure mit einem Oberflächenmodifizierungsmittel
behandelt, das erhaltene Gemisch gemäß thermisch
behandelt und anschließend strukturmodifiziert.
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Dabei
kann man die Kieselsäuren zunächst mit Wasser
und anschließend mit dem Oberflächenmodifizierungsmittel
besprühen, gegebenenfalls nachmischen, anschließend
thermisch behandeln und anschließend strukturmodifizieren.
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Die
Oberflächenmodifizierung kann man durchführen,
indem man die Kieselsäuren, gegebenenfalls zunächst
mit Wasser und anschließend mit dem Oberflächenmodifizierungsmittel
besprüht. Das eingesetzte Wasser kann mit einer Säure,
zum Beispiel Salzsäure, bis zu einem pH-Wert von 7 bis
1 angesäuert sein. Falls mehrere Oberflächenmodifizierungsmittel
eingesetzt werden, können diese gemeinsam, aber getrennt,
nacheinander oder als Gemisch aufgebracht werden. Die oder das Oberflächenmodifizierungsmittel
können in geeigneten Lösungsmitteln gelöst
sein. Nachdem das Sprühen beendet ist, kann noch 5 bis
30 min nachgemischt werden.
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Das
Gemisch wird anschließend bei einer Temperatur von 20 bis
400°C über einen Zeitraum von 0,1 bis 6 h thermisch
behandelt. Die thermische Behandlung kann unter Schutzgas, wie zum
Beispiel Stickstoff, erfolgen.
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Alternativ
kann man das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen
silanisierten, strukturmodifizierten Kieselsäure durchführen,
indem man die Kieselsäure mit dem Oberflächenmodifizierungsmittel
in Dampfform behandelt, das erhaltene Gemisch thermisch behandelt
und anschließend strukturmodifiziert.
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Die
alternative Methode der Oberflächenmodifizierung der Kieselsäuren
kann man durchführen, indem man die Kieselsäuren
mit dem Oberflächenmodifizierungmittel in Dampfform behandelt
und das Gemisch anschließend bei einer Temperatur von 50
bis 800°C über einen Zeitraum von 0,1 bis 6 h
thermisch behandelt. Die thermische Behandlung kann unter Schutzgas,
wie zum Beispiel Stickstoff, erfolgen.
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Die
Temperaturbehandlung kann auch mehrstufig bei unterschiedlichen
Temperaturen erfolgen.
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Die
Aufbringung des oder der Oberflächenmodifizierungsmittel
kann mit Einstoff-, Zweistoff-, oder Ultraschalldüsen erfolgen.
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Die
Oberflächenmodifizierung kann man in beheizbaren Mischern
und Trocknern mit Sprüheinrichtungen kontinuierlich oder
ansatzweise durchführen. Geeignete Vorrichtungen können
zum Beispiel Pflugscharmischer, Teller-, Wirbelschicht- oder Fließbetttrockner
sein.
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Die
Strukturmodifizierung der so hergestellten Kieselsäuren
kann anschließend durch mechanische Einwirkung erfolgen.
Nach der Strukturmodifizierung kann eventuell eine Nachvermahlung
angeschlossen werden. Gegebenenfalls kann nach der Strukturmodifizierung
und/oder Nachvermahlung eine weitere Temperung erfolgen.
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Die
Strukturmodifizierung kann zum Beispiel mit einer Kugelmühle
oder einer kontinuierlich arbeitenden Kugelmühle erfolgen.
Die Strukturmodifizierung ist bekannt aus der
US 6,193,795 .
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Die
Nachvermahlung kann zum Beispiel mittels einer Luftstrahlmühle,
Zahnscheibenmühle oder Stiftmühle erfolgen.
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Die
Temperung beziehungsweise thermische Behandlung kann batchweise
zum Beispiel in einem Trockenschrank oder kontinuierlich zum Beispiel
in einem Fließ- oder Wirbelbett erfolgen. Die Temperung
kann unter Schutzgas, zum Beispiel Stickstoff, erfolgen.
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Als
Kieselsäure kann eine pyrogen hergestellte Kieselsäure
bevorzugt eine pyrogen auf dem Wege der Flammenhydrolyse von SiCl4 hergestellte Kieselsäure eingesetzt
werden. Derartige pyrogene Kieselsäuren sind bekannt aus Ullmann's
Enzyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 21,
Seite 464 (1982).
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Als
Kieselsäuren können beispielsweise eingesetzt
werden:
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Als
Oberflächenmodifizierungmittel können alle Verbindungen
eingesetzt werden, die zur Fixierung von Vinyl- beziehungsweise
Vinylsilyl- und Trimethylsilyl- und/oder Dimethylsilyl- und/oder
Monomethylsilylgruppen auf der Kieselsäureoberfläche
geeignet sind. Bevorzugt können dabei Vinylsilyl- und Methylsilylgruppen über
eine Verbindung wie beispielsweise 1,3-Divinyl-1,1,3,3-Tetramethyldisilazan
oder Dimethyl-vinyl-silanol oder mehreren Verbindungen wie beispielsweise
Vinyltriethoxysilan und Hexamethyldisilazan beziehungsweise Trimethylsilanol
auf die Kieselsäure aufgebracht werden.
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Wird
dieses niedrigstrukturierte pyrogene Siliziumdioxid in Silikonkautschuk
eingearbeitet, ergeben sich völlig neuartige Eigenschaften
des Silikonkautschuks.
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Auf
Grund der Strukturmodifizierung wird die Morphologie des pyrogenen
Siliziumdioxides verändert, so daß ein niedrigerer
Verwachsungsgrad und damit eine niedrigere Struktur resultiert.
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Die
RTV-2K Silikonmassen werden erhalten, indem man
- (a)
mindestens 60 Gew.-% eines flüssigen linearen und/oder
verzweigten Polyorganosiloxanes mit einer Viskosität von
0,01 bis 1.000 Pas,
- (b) 10 bis 40 Gew.-% einer strukturmodifizierten, hydrophoben,
pyrogenen Kieselsäure
mischt.
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Als
Polyorganosiloxan können alle zur Herstellung von Silicon-Massen
bekannten Verbindungen, wie lineare und/oder verzweigte flüssige
Siloxane, mit oder ohne vernetzungsfähige Gruppen, eingesetzt
werden.
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So
ist es möglich, vernetzungsfähige Gruppen aufweisende
Polyorganosiloxane und/oder keine vernetzungsfähige Gruppen aufweisende
Polyorganosiloxane zu verwenden. Beispiele für vernetzungsfähige Gruppen
sind siliziumgebundene Hydroxy-, Alkoxy- und/oder Vinylgruppen und/oder
Wasserstoff. Bevorzug werden Polyorganosiloxane mit OH-Gruppen für
durch Kondensationsreaktion vernetzende Systeme und Siloxane mit
Vinylgruppen für durch Additionsreaktion vernetzende Systeme
eingesetzt. Als nicht vernetzend wirkende Gruppen können
Alkylreste mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, insbesondere Methyl-
oder Ethylreste oder auch Phenylreste gebunden sein. Als verzweigte
Polyorganosiloxane können flüssige Verbindungen
eingesetzt werden, die neben mono- und/oder difunktionellen Silizium-Einheiten
auch tri- und/oder tetrafunktionelle Einheiten aufweisen. Gemische
verschiedener Polyorganosiloxane können ebenfalls eingesetzt
werden.
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Die
Verwendung von Polyorganosiloxanen, welche ganz oder teilweise aus
mono(M)- und tetra(Q)funktionellen Einheiten bestehen und vernetzungsfähig
oder keine vernetzungsfähige Gruppen aufweisen, ist ebenfalls
möglich. Insbesondere für die Erniedrigung der
Fließgrenze ist die Verwendung eines sogenannten MQ-Harzes
vorteilhaft, das beispielsweise fluorhaltige Gruppen aufweisen können.
Das Verhältnis der verschiedenen Funktionalitäten
wird dabei so gewählt, dass das Polymer bei Raumtemperatur
flüssig ist.
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Der
Anteil an Kieselsäuren in der Gesamt-RTV2-Silikonmasse
beträgt mindestens 20 Gew.-% bezogen auf das eingesetzte
Polyorganosiloxan. Gehalte zwischen 20 und 30 Gew.-% sind bevorzugt,
da bei einem Anteil von weniger als 20 Gew.-% die mechanische Festigkeit
des Elastomeren oft zu gering ist und bei einem Anteil oberhalb
30 Gew.-% die Fließfähigkeit der Mischung nicht
immer gewährleistet werden kann.
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Vor,
während oder nach der Kieselsäureeinarbeitung
können beliebige weitere, für den jeweiligen Anwendungszweck
spezifische Additive zugesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise
Pigmente, wenig oder nicht verstärkende Füllstoffe
oder auch Weichmacher und Stabilisatoren.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der
Siliconpolymer-AEROSIL®-Mischungen
mit niedriger Fließgrenze und hoher Transparenz erfolgt
durch Vermischen und Homogenisieren der einzelnen Mischungsbestandteile.
Dies kann in einem oder verschiedenen Mischaggregaten erfolgen.
Bevorzugt ist das Homogenisieren in einem Mischaggregat der Art
eines Planetendissolvers.
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Nach
dem Homogenisieren kann rezepturgemäß weiteres
Organopolysiloxan, welches vernetzungsfähige Gruppen und/oder
keine vernetzungsfähige Gruppen aufweist, zugegeben werden,
um die für die weitere Verarbeitung notwendige Fließfähigkeit
und Reaktivität der Mischung einzustellen.
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Zwingend
für die spätere Verwendbarkeit der Mischung ist,
dass Polyorganosiloxane mit vernetzungsfähigen Gruppen
enthalten sind, diese können entweder bei der Einarbeitung
der Kieselsäure und/oder bei der Einstellung der fließfähigen
Mischung zugesetzt werden. Als Mischaggregate zur Einarbeitung von
weiteren Polyorganosiloxan sind die gleichen, die auch für
das Vermischen und Homogenisieren verwendet werden können,
geeignet, wie verschiedenartig konstruierte Dissolver mit Planetenrührwerken.
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Völlig überraschend
wurde gefunden, dass mit den erfindungsgemäßen
Kieselsäuren RTV-2K Silikonmassen herstellbar sind, die
im unvernetzten Zustand niedrige rheologische Eigenschaften aufweisen,
und deren Vulkanisate eine überraschend hohe Transparenz
aufweisen, ohne das Masterbatchverfahren und die in-situ Hydrophobierung
durchzuführen.
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Beispiele
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Pyrogene
Kieselsäure wird in einem Mischer vorgelegt und zunächst
mit Wasser und anschließend mit dem Oberflächenmodifizierungmittel
oder dem Gemisch von Oberflächenmodifizierungsmitteln besprüht.
Danach wird das Reaktionsgemisch einer ein- oder mehr-stufigen Temperaturbehandlung
unterzogen. Das getemperte Material wird mit einer Kugelmühle
strukturmodifiziert, falls erforderlich erfolgt eine Nachvermahlung mit
einer Zahnscheibenmühle. Gegebenenfalls wird das strukturmodifizierte
oder strukturmodifizierte und nachvermahlene Material einer weiteren
Temperaturbehandlung unterzogen.
- *)OM = Oberflächenmodifizierungsmittel:
A
= Vinyltriethoxysilan
B = Hexamethyldisilazan
C = 1,3-Divinyl-1,1,3,3-Tetramethyldisilazan
D
= Methyltrimethoxysilan
- Bei Verwendung von mehreren OM wurden Gemische eingesetzt.
- **)Nachvermahlung = Vermahlung nach
Strukturmodifizierung
- ***)Temperaturbehandlung = Temperaturbehandlung
nach Nachvermahlung
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2
kg AEROSIL® werden in einem Mischer
vorgelegt und unter Mischen zunächst mit 0,1 kg Wasser und
anschließend mit einem Gemisch aus 0,4 kg Hexamethyldisilazan
und 0,17 kg Vinyltriethoxysilan besprüht. Nach beendetem
Sprühen wird noch 15 Minuten nachgemischt und das Reaktionsgemisch
zunächst 5 Stunden bei 50°C und anschließend
1 Stunde bei 140°C getempert.
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Prüfung der strukturmodifizierten
pyrogenen Kieselsäuren in Silikonkautschuk
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Herstellung der RTV-Zweikomponenten-Silikonkautschukmischungen
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Die
Herstellung der Mischungen erfolgte mit einem Labordissolver. Formulierung:
60%
Siliconpolymer | Silopren
C 18 (GE Bayer Silicones) |
20%
Siliconöl | Silconöl
M 100 (GE Bayer Silicones) |
20%
Kieselsäure | |
Geräte: Dissolver
Scheibendurchmesser: | d
= 70 mm |
Drehzahl | n1
= 500 min–1 |
| n2
= 3000 min–1 |
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Durchführung:
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180
g Siliconpolymer Silopren C18 und 60 g Siliconöl M100 werden
in das Rührgefäß eingewogen und die Dissolverscheibe
vollständig eingetaucht. Dann wird bei einer Geschwindigkeit
n1 = 500 Upm 1 Minute lang homogenisiert.
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Danach
wird bei der gleichen Geschwindigkeit 60 g Kieselsäure
eingearbeitet.
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Sobald
die Kieselsäure vollständig eingearbeitet ist,
wird die Geschwindigkeit auf n2 = 3000 Upm erhöht und 5
Minuten unter Kühlung dispergiert.
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Anschließend
wird die Mischung im Vakuumschrank entlüftet.
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280
g werden in einen Edelstahl-Becher (d = 100 mm, h = 100 mm) abgefüllt
zur Vulkanisation.
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Der
Rest wird in einen PE-Becher abgefüllt und noch am selben
Tag die Viskosität und die Fließgrenze gemessen.
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Nach
7 Tagen Lagerung bei Raumtemperatur wird auch noch die Nachverdickung
ermittelt.
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Nach
diesem Verfahren wird die erfindungsgemäße Kieselsäure
und das Vergleichsmaterial verarbeitet. Die anwendungstechnischen
Ergebnisse werden in den Tabellen 1 und 2 dargestellt. Die Transparenz
liegt um 24% höher bei dem Vulkanisat, das mit der erfindungsgemäßen
Kieselsäure hergestellt wurde, die Viskosität
liegt um 78% nach der Einarbeitung und um 65% nach Lagerung niedriger.
Die Fließgrenze liegt beim Vergleichsbeispiel bei 2000
Pa im Vergleich bei der erfindungsgemäßen Kieselsäure
nur bei 50 Pa. Tabelle 1: Rheologische Eigenschaften
von RTV-2K-Siliconkautschuk
Kieselsäure | Fließgrenze
[Pa] | Viskosität
D = 10 s–1 Pas |
nach
der Einarbeit. | nach
7 Tagen | nach
der Einarbeit. | nach
7 Tagen |
Vergleichspielbeis | 0 | 2000 | 263 | 370 |
Beispiel | 0 | 50 | 31 | 132 |
Tabelle 2: Mechanische und optische Eigenschaften
der RTV-2-Vulkanisate
Kieselsäure | Zugfestigkeit [N/mm2] | Bruchdehnung [%] | Härte
[Shore A] | Rückprallelastizität
[%] | Transparenz [DE*/D65] |
Vergleichsbeispiel | 4,3 | 360 | 45 | 63 | 29 |
Beispiel | 3,5 | 420 | 33 | 65 | 38 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, Volume A 23, Rubber, 1, 221
ff.; Rubber 3, 3,6 ff.; Volume A 24, Silicones, 57 ff. 1993 [0015]
- - RÖMPP Chemie Lexikon, 9. Auflage 1990, Thieme Verlag,
Stuttgart, Band 2, Seite 1383 [0029]
- - s. Masterbatchverfahren, Handbuch der Kautschuktechnologie,
W. Hofmann, H. Gupta, 2001 [0030]
- - Ullmann's Enzyklopädie der technischen Chemie, 4.
Auflage, Band 21, Seite 464 (1982) [0049]