Beschreibung
Verfahren zum Ermitteln eines eine Abnutzung von Schaltkontakten eines Leistungsschalters angebenden Restschaltspiel- Wertes
Elektrische Energieversorgungssysteme sind üblicherweise in einzelne Abschnitte aufgeteilt. Solche Abschnitte sind mittels sogenannter Leistungsschalter voneinander abtrennbar. Tritt auf einem Abschnitt eines Energieversorgungssystems ein Fehler, beispielsweise ein Kurzschluss, auf, - so wird der betroffene Abschnitt mittels der ihn begrenzenden Leistungsschalter vom übrigen System abgetrennt, so dass sich der Fehler nicht auf die übrigen - gesunden - Abschnitte auswirken kann.
Leistungsschalter weisen im Allgemeinen einander stirnseitig gegenüberliegende Schaltkontakte auf, die durch Einleiten einer Antriebsbewegung miteinander in Kontakt gelangen oder voneinander getrennt werden können. Sie sind zum Schalten hoher Leistungen ausgelegt, so dass beispielsweise in einem Kurzschlussfall eine fehlerbehaftete Leitung eines Energieverteilungsnetzes unterbrochen werden kann. Aufgrund der hohen Kurzschlussströme wird beim Trennen zwischen den Schalt- kontakten ein Lichtbogen gezogen, der wegen seiner hohen' Temperatur eine Abnutzung durch Abbrand des Kontaktmaterials bewirkt. Dieser lichtbogeninduzierte Materialabbrand beein- . trächtigt das Schaltvermögen des Leistungsschalters.
Um Fehlfunktionen des Leistungsschalters zu vermeiden, werden die Leistungsschalter daher beispielsweise nach einer bestimmten Zeitdauer ausgetauscht. Ein solcher zeitdauerabhängiger Austausch des Leistungsschalters kann jedoch dann unnö-
tig sein, wenn mit dem auszutauschenden Schalter nur wenig Schaltprozesse durchgeführt wurden und auch ansonsten keine schwerwiegenden Mängel, wie beispielsweise ein schleichender Gasaustritt oder dergleichen, feststellbar sind. Andererseits ist es jedoch auch möglich, dass in der vorgegebenen Zeitdauer unerwartet viele Schaltspiele, d. h. Stromunterbrechungen, mit dem Schalter durchgeführt wurden, so dass der Schalter bereits nach einer vergleichsweise kurzen Lebensdauer an seinen Schaltkontakten erhebliche Mängel aufweist.
Um zumindest eine Abschätzung des Abbrandes der Schaltkontakte eines Leistungsschalters vornehmen zu können, geht z. B. aus der als Stand der Technik geltenden deutschen Patentanmeldung DE 103 12 504 hervor, den während der Dauer des Lichtbogens fließenden Strom in Form eines Strom-Zeit-Integrals zu erfassen. Auf diese Weise wird der gesamte während der Dauer des Lichtbogens über die Schaltkontakte des Leistungsschalters geflossene Strom ermittelt. Die bei jedem Öffnen des Leistungsschalters erfassten Strom-Zeit-Integrale werden in einem Summenspeicher zu einer Gesamtsumme aufaddiert. Diese Gesamtsumme wird beispielsweise mit einem Grenzwert verglichen, und es wird ein Warnsignal abgegeben, wenn sie den Grenzwert überschreitet. Das Warnsignal gibt an, dass der Leistungsschalter auszutauschen ist. Die Schwierigkeit bei diesem Verfahren besteht insbesondere darin, einen angemessenen Grenzwert anzugeben, mit dem die Gesamtsumme der Strom-Zeit-Integrale verglichen werden und anhand dessen das Warnsignal abgegeben werden kann.
Ferner ist es bekannt, dass Hersteller von Leistungsschaltern in technischen Spezifikationen und Handbüchern häufig Informationen zur Haltbarkeit der Schaltkontakte eines entsprechenden Leistungsschalters liefern. Diese Haltbarkeitsinfor-
mationen beruhen üblicherweise auf Schaltexperimenten mit baugleichen Leistungsschaltern und beinhalten normalerweise Größen wie eine maximale Anzahl von Schaltspielen - also die Anzahl der möglichen Öffnungsvorgänge des Leistungsschalters - einerseits bei einem Bemessungs-Betriebsstrom und andererseits bei einem Bemessungs-Kurzschlussstrom. Hierbei kennzeichnet der Bemessungs-Betriebsstrom einen Ausschaltstrom, für den der Leistungsschalter im Normalbetrieb des Energieversorgungssystems ausgelegt ist. Der Bemessungs-Kurzschluss- ström gibt hingegen den maximalen Ausschaltstrom an, für den der Leistungsschalter eingerichtet ist, d. h. den maximalen Kurzschlussstrom, den der Leistungsschalter ohne Zerstörung abschalten kann.
Häufig ist die Abhängigkeit von Ausschaltstrom und dazugehörigen maximalen Schaltspielzahlen in einem Diagramm graphisch dargestellt, aus dem der Betreiber des Leistungsschalters ablesen kann, wie viele Schaltvorgänge der Leistungsschalter bei einem bestimmten Ausschaltstrom durchführen kann. Da der Ausschaltstrom jedoch von Schaltvorgang zu Schaltvorgang variieren kann, sind mit Hilfe dieser graphisch ablesbaren Informationen lediglich Angaben für den jeweiligen Einzelfall möglich, eine Angabe der aktuellen Abnutzung der Schaltkontakte des Leistungsschalters ist hieraus nicht ohne Weiteres möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Ermitteln eines eine Abnutzung von Schaltkontakten eines Leistungsschalters angebenden Restschaltspiel-Wertes an- zugeben, mit dem in einfacher Weise eine vergleichsweise zuverlässige Angabe der Abnutzung der Schaltkontakte des Leistungsschalters möglich ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zum Ermitteln eines eine Abnutzung von Schaltkontakten eines Leistungsschalters angebenden Restschaltspiel-Wertes gelöst, bei dem beim Öffnen der Schaltkontakte des Leistungsschalters ein einen momentan fließenden Strom angebender Ausschaltstrom-Messwert ermittelt wird; für diesen Ausschaltstrom- Messwert wird anhand einer schalterspezifischen Kennlinie ein ausschaltstromabhängiger Schaltspiel-Wert ermittelt; anschließend wird der Quotient aus einem anhand der schalter- spezifischen Kennlinie festgelegten Schaltspiel-Bezugswert und dem ausschaltstromabhangigen Schaltspiel-Wert unter Bildung einer Schaltspielkenngröße ermittelt; schließlich wird für das erstmalige Öffnen der Schaltkontakte des Leistungsschalters eine Differenz zwischen dem Schaltspiel-Bezugswert und der Schaltspielkenngröße unter Bildung eines Restschaltspiel-Wertes und für jedes weitere Öffnen der Schaltkontakte des Leistungsschalters jeweils die Differenz zwischen einem für einen unmittelbar vorhergehenden Öffnungsvorgang der Schaltkontakte ermittelten Restschaltspiel-Wert und der Schaltspiel-Kenngröße unter Bildung eines jeweiligen aktuellen Restschaltspiel-Wertes ermittelt.
Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass auf der Basis der vom Leistungsschalterher- steller angegebenen und experimentell abgesicherten Informationen zu möglichen Schaltspielen bei bestimmten Ausschaltströmen vergleichsweise zuverlässig eine Angabe darüber gemacht werden kann, wie viele Schaltspiele der entsprechende Leistungsschalter ausschaltstromabhängig noch durchführen kann. Dadurch, dass der jeweils beim vorausgehenden Öffnungsvorgang des Leistungsschalters berechnete Restschaltspiel- Wert für den nachfolgenden Schaltvorgang als Ausgangswert zur Differenzbildung verwendet wird, kann für jeden Schaltvorgang
des Leistungsschalters die aktuell gültige Abnutzung der Schaltkontakte bestimmt werden. Hierbei wird sozusagen die Lebensdauer der Schaltkontakte heruntergezählt, so dass die Restschaltspiel-Wert unter Berücksichtigung der Schalthisto- rie des Leistungsschalters immer die zum aktuellen Zeitpunkt noch möglichen Schaltspiele des Leistungsschalters angibt. Dabei gibt ein niedriger Wert des Restschaltspiel-Wertes eine hohe Abnutzung der Schaltkontakte an.
Eine vorteilhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass der Schaltspiel-Bezugswert anhand der schalterspezifischen Kennlinie bezüglich eines Referenz-Ausschaltstromwertes festgelegt wird. Hierdurch findet sozusagen eine Normierung der Schaltvorgänge des Leistungsschalters auf entsprechende Schaltvorgänge beim Referenz-Ausschaltstrom statt. Auf diese Weise lässt sich die Restlebensdauer der Schaltkontakte des Leistungsschalters besonders einfach angeben.
Vorteilhafterweise kann als Referenz-Ausschaltstrom ein schalterspezifischer Bemessungs-Betriebsstrom verwendet werden. Der Bemessungs-Betriebsstrom kennzeichnet den Normalbe- triebszustand des Leistungsschalters, ist also beispielsweise vom Nennstrom des Energieversorgungssystems abhängig. Auf diese Weise können die noch möglichen Schaltspiele des Leistungsschalters auf den im Normalbetrieb des Energieversorgungssystems fließenden Strom normiert werden.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfin- dungsgemäßen Verfahrens ist außerdem vorgesehen, dass als schalterspezifische Kennlinie die Abhängigkeit
n a = b*Ia
m für I
n < I
a < I
sc
verwendet wird, wobei
Ia den Ausschaltstrom-Messwert, In einen schalterspezifischen Bemessungs-Betriebsstrom, Isc einen schalterspezifischen Bemessungs-Kurz- schlussstrom, n | ιa den ausschaltstromabhangigen Schaltspiel-Wert, n | ιn einen bemessungsbetriebsstromabhängigen Schaltspiel-Wert, b einen schalterspezifischen Potenzfunktions- Vorfaktor und m einen schalterspezifischen Potenzfunktions-Ex- ponenten
angeben.
Auf diese Weise kann allein auf Basis der üblicherweise von Leistungsschalterherstellern angegebenen Informationen zu möglichen Schaltspielen des Leistungsschalters einerseits bei dem Bemessungs-Betriebsstrom und andererseits bei dem Bemes- sungs-Kurzschlussstrom auf sehr einfache Weise der Rest-. schaltspiel-Wert bestimmt werden.
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist zudem vorgesehen, dass der ermittelte Restschaltspiel-Wert mit einem einen Mindest- restschaltspiel-Wert angebenden Schwellenwert verglichen wird und ein Warnsignal erzeugt wird, wenn der Restschaltspiel- Wert den Schwellenwert unterschreitet. Hierdurch ist es mög-
lieh, bereits einige Zeit vor der vollständigen Abnutzung der Schaltkontakte des Leistungsschalters ein Warnsignal zu erzeugen, das den Betreiber des Leistungsschalters darauf hinweist, eine Wartung einzuleiten bzw. den Leistungsschalter oder die Schaltröhre möglichst bald auszutauschen.
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht außerdem vor, dass die Ermittlung des Restschaltspiel-Wertes von einer Recheneinrichtung eines elektrischen Feldgerätes durchgeführt wird. Auf diese Weise können üblicherweise in Leistungsschalternähe vorhandene Feldgeräte, wie beispielsweise elektrische Schutzgeräte, zur Ermittlung der Abnutzung der Schaltkontakte verwendet werden. Hierdurch entstehen keine weiteren Kosten für zusätzliche Hardwarebausteine, wie beispielsweise zusätzliche Stromwandler, weil die elektrischen Feldgeräte üblicherweise bereits mit dem Energieversorgungssystem über entsprechende Wandler verbunden sind.
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht ferner vor, dass der ermittelte Restschaltspiel-Wert und/oder ein in Abhängigkeit von diesem erzeugtes Warnsignal auf einer Anzeigeeinrichtung angezeigt werden. Auf diese Weise kann dem Betreiber des Leistungs- Schalters der Restschaltspiel-Wert und/oder ein Warnsignal beispielsweise auf einer Anzeigeeinrichtung in einer Leitstation des Energieversorgungssystems oder einer Anzeigeeinrichtung eines Feldgerätes angegeben werden.
Zur weiteren Erläuterung der Erfindung sind in
Figur 1 schematisch ein Feldgerät an einem Abschnitt einer Energieübertragungsleitung, in
Figur 2 schematisch ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens zur Ermittlung eines Restschaltspiel-Wertes in einem Blockschaltbild und in
Figur 3 ein Ausführungsbeispiel einer schalterspezifischen Kennlinie
dargestellt.
Figur 1 zeigt zwei Abschnitte 1 und 2 einer im ansonsten nicht dargestellten Energieübertragungsleitung eines Energieversorgungssystems. Die Abschnitte 1 und 2 der Energieübertragungsleitung sind durch einen Leistungsschalter 3 voneinander abtrennbar. Über einen Stromwandler 4 ist mit dem Leitungsabschnitt 2 ein Feldgerät in Form eines elektrischen Schutzgerätes 5 verbunden. Das Schutzgerät 5 ist über eine
Kommunikationsleitung 8 mit einem Kommunikationsbus 9 verbunden. Mit einem weiteren Ausgang des Schutzgerätes 5 ist eine Antriebseinrichtung 6 für einen beweglichen Schaltkontakt 7a des Leistungsschalters 3 verbunden. Dem beweglichen Schalt- kontakt 7a stirnseitig gegenüber liegt ein feststehender Schaltkontakt 7b des Leistungsschalters 3.
Im Folgenden soll angenommen werden, dass auf einem der Leitungsabschnitte 1 oder 2 ein Kurzschluss auftritt. Unter Ver- wendung an sich bekannter (und daher an dieser Stelle nicht näher erläuterter) Schutzalgorithmen für Energieversorgungssysteme erkennt das Schutzgerät 5 den Kurzschluss anhand mittels des Stromwandlers 4 aufgenommener Strommesswerte und ggf. auch anhand mittels eines nicht dargestellten Spannungs- wandlers aufgenommener Spannungsmesswerte. Das Schutzgerät 5 gibt daraufhin ein Auslösesignal an die Antriebseinrichtung 6 des Leistungsschalters 3 ab, die den beweglichen Schaltkontakt 7a in die geöffnete Stellung bringt.
Beim Öffnen der Schaltkontakte 7a und 7b entsteht zwischen diesen ein Lichtbogen, durch dessen hohe Temperatur die Schaltkontakte 7a und 7b teilweise abgebrannt und damit abge- nutzt werden. Nachdem der Leistungsschalter 3 eine bestimmte Anzahl von Schaltspielen durchgeführt hat, sind die Schaltkontakte 7a und 7b zu stark abgebrannt und der Leistungsschalter 3 muss ausgewechselt werden.
Zur Bestimmung der Abnutzung der Schaltkontakte 7a und 7b wird mittels einer in Figur 1 nicht dargestellten Recheneinrichtung des Feldgerätes 5 ein Restschaltspiel-Wert berechnet, wie es nachfolgend unter Hinzuziehung der Figuren 2 und 3 erläutert wird:
Figur 2 zeigt hierzu in schematischer Darstellung ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens zur Ermittlung eines Restschaltspiel-Wertes SR für die Schaltkontakte 7a und 7b des Leistungsschalters 3 in Form eines Blockschaltbilds.
Zum Zeitpunkt des Öffnens der Schaltkontakte 7a und 7b des Leistungsschalters 3 wird mittels des Stromwandlers 4 ein Ausschaltstrom-Messwert Ia bestimmt, wie dies durch Block 11 in Figur 2 andeutet ist. Der Ausschaltstrom-Messwert Ia stellt dabei beispielsweise einen Effektivwert desjenigen
Stromes dar, der genau zum Zeitpunkt des Öffnens der Schaltkontakte 7a und 7b in Form eins Lichtbogens zwischen den sich öffnenden Schaltkontakten 7a und 7b fließt.
Der richtige Zeitpunkt zur Erfassung des Ausschaltstrom-Messwertes Ia kann beispielsweise dadurch bestimmt werden, dass nach der Abgabe des Auslösesignals von dem Schutzgerät 5 an die Antriebseinrichtung 6 des Leistungsschalters 3 eine be-
kannte Eigenzeit des Leistungsschalters 3 abgewartet wird, wobei diese Eigenzeit die Zeitspanne zwischen dem Empfang des Auslösesignals durch die Antriebseinrichtung 6 und dem tatsächlichen Öffnen der Schaltkontakte 7a und 7b angibt. Erst nach Ablauf dieser Eigenzeit wird der Ausschaltstrom-Messwert Ia bestimmt.
Der Ausschaltstrom-Messwert Ia wird der Recheneinrichtung des Schutzgeräts 5 zugeführt, die diesen zunächst auf seine Lage hinsichtlich einer für den Leistungsschalter 3 spezifischen Kennlinie untersucht, wie dies in Block 12 der Figur 2 angedeutet ist. Die Kennlinie gibt hierbei die Zahl möglicher Schaltspiele in Abhängigkeit vom jeweiligen Ausschaltstrom Ia an. Eine solche Kennlinie wird üblicherweise vom Hersteller in den technischen Spezifikationen des Leistungsschalters 3 mitgeliefert .
Ein Beispiel für eine Kennlinie dieser Art ist in Figur 3 gezeigt. Figur 3 zeigt in doppellogarithmischer Auftragung eine - fett eingezeichnete - Kennlinie, die die Abhängigkeit zwischen einem Schaltspiel-Wert n|ϊa und dem Ausschaltstrom Ia für einen bestimmten Leistungsschalter angibt.
Anhand der Lage des Ausschaltstrommesswertes Ia auf der Kenn- linie ermittelt die Recheneinrichtung des Schutzgeräts 5 den zugehörigen Schaltspiel-Wert n | Ia und gibt diesen gemäß Figur 2 an einen Block 13 zur Quotientenbildung weiter. Hier wird der Quotient aus einem Schaltspiel-Bezugswert nmax bezüglich eines Referenz-Ausschaltstromes und dem aus der Kennlinie in Block 12 ermittelten ausschaltstromabhangigen Schaltspiel- Wert n|ιa unter Bildung einer Schaltspiel-Kenngröße Kn berechnet. Als Referenz-Ausschaltstrom kann jeder beliebige Strom bis zu dem maximal von dem Leistungsschalter 3 abschaltbaren
Bemessungs-Kurzschlussstrom Isc gewählt werden. Es bietet sich jedoch an, als Referenz-Ausschaltstrom den Betriebs-Be- messungsstrom In zu wählen, da dieser den Strom im Normalbetrieb des Leistungsschalters 3 darstellt. Der hierzu gehö- rende Schaltspiel-Bezugswert ergibt sich ohne Weiteres aus der schalterspezifischen Kennlinie.
Die Schaltspiel-Kenngröße Kn wird an einen Block 14 zur Differenzbildung übergeben. Beim ersten Öffnungsvorgang der Schaltkontakte 7a und 7b wird hier die Differenz aus dem
Schaltspiel-Bezugswert nmax und der Schaltspiel-Kenngröße Kn gebildet. Als Ergebnis ergibt sich der gesuchte Restschaltspiel-Wert SR, der die Abnutzung der Schaltkontakte 7a und 7b des Leistungsschalters 3 angibt. Ein niedriger Wert des Rest- schaltspiel-Wertes bedeutet hierbei eine hohe Abnutzung. Für den ersten Öffnungsvorgang wird somit der Restschaltspiel- Wert SR gemäß der Gleichung
max 'R max n Ia
ermittelt .
Für jeden weiteren Öffnungsvorgang der Schaltkontakte 7a und 7b kann als Ausgangswert zur Differenzbildung nicht mehr der Schaltspiel-Bezugswert nmax verwendet werden, da dieser nur die Anzahl der möglichen Schaltspiele für den unbenutzten Leistungsschalter 3 angibt. Stattdessen wird als neuer Ausgangswert für die Differenzbildung nunmehr der für den jeweils vorhergehenden Schaltvorgang ermittelte Restschalt- spiel-Wert verwendet, da dieser die Schalthistorie des Leistungsschalters 3 beinhaltet und somit die aktuell noch mögli-
chen Schaltspiele der Schaltkontakte 7a und 7b angibt. Für alle auf den ersten Öffnungsvorgang folgenden Öffnungsvorgänge wird der aktuelle Restschaltspiel-Wert SR somit entsprechend der Gleichung
Der jeweils für den Restschaltspiel-Wert SR ermittelte Wert wird gemäß Figur 2 folglich für einen nachfolgenden Öffnungs- Vorgang des Leistungsschalters 3 als Ausgangswert A (= SR_ vorhergehendes öffnen) für die Differenzbildung verwendet, wie -es durch einen gepunktet dargestellten Pfeil am Ausgang des Blockes 14 angedeutet ist.
Der Restschaltspiel-Wert SR kann beispielsweise auf einer Anzeigevorrichtung, wie z.B. einem Display 10 des Schutzgerätes 5, angezeigt werden und/oder von dem Schutzgerät 5 über die Kommunikationsleitung 8 und den Kommunikationsbus 9 an ein externes Gerät, beispielsweise einen Leitrechner in einer Leitwarte, übermittelt und dort angezeigt bzw. ausgewertet werden. Damit hat der Betreiber des Leistungsschalters 3 die Möglichkeit, die aktuelle Abnutzung der Schaltkontakte 7a und 7b des Leistungsschalters 3 einzusehen und ggf. eine Wartung oder ein Austausch des Leistungsschalters 3 bzw. der Schalt- röhre des Leistungsschalters 3 zu veranlassen.
Außerdem kann der Restschaltspiel-Wert SR auch an einen Block 15 zur Schwellenwertüberprüfung weitergegeben werden, in dem er mit einem Schwellenwert SW verglichen wird. Unterschreitet
die Restschaltspiel-Wert SR den Schwellenwert SW, so wird ein Wartungssignal W erzeugt und dem Betreiber des Leistungsschalters 3 beispielsweise an der Anzeigevorrichtung 10 des Schutzgerätes 5 oder einer externen Anzeigevorrichtung - bei- spielsweise in einer Leitwarte - dargestellt. Der Schwellenwert SW gibt hierbei z. B. eine vorgegebene minimale Restlebensdauer an, bei der der Betreiber des Leistungsschalters 3 dazu veranlasst werden soll, einen Austausch des Leistungsschalters 3 einzuleiten, noch bevor die Schaltkontakte 7a und 7b des Leistungsschalters 3 vollständig abgebrannt sind. Der Betreiber des Leistungsschalters 3 hat somit ausreichend Zeit, eine Wartung oder einen Austausch des Leistungsschalters 3 vorzunehmen.
Nur, wenn es sich bei dem Leistungsschalter 3 um einen neuen Leistungsschalter handelt, der noch keiner Alterung durch Schaltvorgänge oder widrige Umwelteinflüsse beispielsweise bei Lagerung und/oder Transport ausgesetzt worden ist, kann als Startwert für den Ausgangswert A zur Differenzbildung im Block 14 tatsächlich der Schaltspiel-Bezugswert nmax angesetzt werden. Dieser kann z.B. aus dem in Figur 3 gezeigten Diagramm für den gewählten Referenz-Ausschaltstrom (z.B. den Bemessungs-Betriebsstrom) abgelesen werden. Handelt es sich hingegen bei dem Leistungsschalter 3 um einen gebrauchten Leistungsschalter, dessen Schaltkontakte bereits durch einen Lichtbogen teilweise abgebrannt sind, so muss der Startwert für den Ausgangswert A zur Differenzbildung anhand von Erfahrungswerten eingestellt werden.
Das Verfahren zur Bestimmung des Restschaltspiel-Wertes SR kann bei ein- oder mehrphasigen elektrischen Leitungen eingesetzt werden. Bei einer mehrphasigen Ausführung ist entsprechend an jedem Phasenleiter ein Stromwandler 4 vorzusehen,
und das oben beschriebene Verfahren zur Ermittlung des Restschaltspiel-Wertes SR ist entsprechend für jeden Phasenleiter anzuwenden. Ein Wartungssignal W kann in diesem Fall beispielsweise dann erzeugt werden, wenn hinsichtlich eines der mehreren Phasenleiter der Restschaltspiel-Wert SR den die minimale Restlebensdauer angebenden Schwellenwert SW unterschreitet .
Obwohl das Verfahren gemäß Fig. 2 von einzelnen Berechnungs- blocken durchgeführt wird, kann es auch von einer Datenverarbeitungsanlage - wie einem Mikroprozessor mit entsprechender Software - durchgeführt werden.
Figur 3 zeigt, wie bereits erwähnt, eine typische Kennlinie, die die Abhängigkeit der Anzahl noch möglicher Schaltspiele (ausschaltstromanhängiger Schaltspiel-Wert n|Ia) vom Ausschaltstrom Ia angibt. Die Kennlinie weist hierbei einen ersten Bereich 21 auf. Dieser Bereich gibt den maximalen ausschaltstromabhangigen Schaltspielwert des Leistungsschalters 3 für Ströme kleiner oder gleich dem sogenannten Betriebs-Be- messungsstrom In an. Im Beispiel der Figur 3 liegt der Be- triebs-Bemessungsstrom In bei 2500 A. Für diesen Strom ist der Leistungsschalter 3 im Normalbetrieb ausgelegt und Experimente seitens des Leistungsschalterherstellers haben erge- ben, dass bei diesem Strom 10.000 Schaltspiele des Leistungsschalters möglich sind.
Ferner weist die Kennlinie einen zweiten Bereich 22 auf, der den maximalen möglichen Ausschaltstrom des Leistungsschalters ohne Zerstörung angibt. Im Beispiel der Figur 3 beträgt dieser maximale Ausschaltstrom, der auch Kurzschluss-Bemessungs- strom Isc genannt wird, 50.000 A. Aus der Kennlinie lässt
sich ablesen, dass bei einem Ausschaltstrom von 50.000 A maximal 50 Schaltspiele mit dem Leistungsschalter möglich sind.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Bereich 21 der Kennlinie ist ein Zwischenbereich 23 angegeben, der die Abhängigkeit der möglichen Schaltspiele des Leistungsschalters 3 vom Ausschaltstrom Ia im Bereich zwischen dem Betriebs-Bemessungs- strom In und dem Kurzschluss-Bemessungsstrom Isc angibt. Diese Abhängigkeit folgt im Allgemeinen einer Potenzfunktion, die allgemein in der Form n|Ia b Ia m dargestellt werden kann. Hierbei bezeichnet b einen Potenzfunktions-Vorfaktor und m einen Potenzfunktions-Exponenten; n | Ia steht für den ausschaltstromabhangigen Schaltspiel-Wert und Ia bezeichnet den Ausschaltstrom. Im doppellogarithmischen Diagramm der Figur 3 ist diese Potenzfunktion als Gerade eingetragen.
Da der Anfangs- und Endpunkt der Geraden durch die Wertepaare (Bemessungs-Betriebsstrom) / (Schaltspielzahl beim Bemessungs- Betriebsstrom) einerseits und (Bemessungs-Kurzschluss- ström) / (Schaltspielzahl beim Bemessungs-Kurzschlussstrom) andererseits angegeben sind, können der Potenzfunktions-Vorfaktor b und der Potenzfunktions-Exponent m wie im Folgenden gezeigt einfach berechnet werden:
glsc- ϊn n In b =- m n
Somit sind alle drei Bereiche der Kennlinie eindeutig definiert und bilden die folgende Berechnungsvorschrift für die ausschaltstromabhangigen Schaltspiel-Wert n |
ϊa beim jeweiligen Ausschaltstrom Ia: n|ι
a = n|m für I
a ≤ I
n ; nlia = nliβc für I
a > I
sc ; n Ia b*Ia
π für I
n < I
a < Isc
Mit dem hiermit ermittelten Restschaltspiel-Wert SR wird dem Betreiber des Leistungsschalters 3 eine auf gesicherter Basis berechnete Abnutzung bzw. Restlebensdauer für die Schaltkontakte 7a und 7b an die Hand gegeben.