Nachweis von IMukleinsäure-Polymorphismen
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis von einzelnen oder multiplen Nukleinsäurepolymorphismen durch Detektion einzelner fluoreszenzmarkierter Desoxyribonucleinsäuremoleküle.
Zwischen den Genomen der Individuen einer Spezies gibt es Sequenzabweichungen durch Nukleinsäure-Insertionen und Deletionen, Unterschiede in der Zahl der Wiederholungen kurzer, wiederkehrender Sequenzmotive (sogenannte Mikrosatelliten und Minisatelliten) und Abweichungen bei einzelnen Basenpaaren, die als Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs, engl. Single nucleotide fiolymorphisms) bezeichnet werden und mit etwa einem Basenpaar pro 1000 Basenpaaren beim Menschen (siehe WO 00/18960) am häufigsten vorkommen.
Solche Variationen im Genom können in vielen Fällen mit dem Auftreten erblicher Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Klassische Beispiele sind Huntington, cystische Fibröse, Duchenne muskuläre Dystrophie und bestimmte Formen von Brustkrebs (siehe WO 00/18960). In jüngerer Zeit wurden auch Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson mit einzelnen Mutationen auf molekularer Ebene in Verbindung gebracht.
In der Regel handelt es sich bei diesen Mutationen um Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs). Am Auffinden neuer Positionen im Genom, an denen SNPs auftreten, besteht daher ein erhebliches Interesse der medizinischen Forschung. An der Untersuchung von SNPs, deren Position im Ge- nom auf das Nukleotid genau bekannt ist, besteht dagegen vor allem ein Interesse für die Diagnostik von molekular bedingten Krankheiten.
Eine Reihe von Verfahren zur routinemäßigen Untersuchung solcher SNPs an bekannter Position im Genom sind daher in den vergangenen Jahren entwickelt worden.
So wurden durch photolitographische Synthese miniaturisierte Oligonukleo- tidarrays hoher Dichte hergestellt. Auf diesen Arrays existiert für jedes mögliche Allel eine komplementäre Sonde. Mit Prototypen solcher Chips zur Genotypisierung können bis zu 3000 SNPs gleichzeitig untersucht werden (Sapolsky et al, Genet. Anal., 1999, 14:187-192).
Ein ähnliches Verfahren, das ebenfalls auf der Hybridisierung des zu unter- • suchenden Alleis mit einer komplementären Oligonukleotidsonde basiert, wurde von Axys Pharmaceuticals entwickelt. Dieses Verfahren verwendet Oligonukleotidsonden, die an fluoreszenzmarkierte Mikrokügelchen gekop- pelt sind. Diese Sonden werden direkt mit ebenfalls fluoreszenzmarkierten Polymeraseketten-reaktions(PCR)-Produkten hybridisiert. Die Detektion erfolgt dann in einem üblichen Durchflußzytometer. Auf diese Weise konnten bis zu acht polymorphe Gene gleichzeitig untersucht werden (Armstrong et al, Cytometry, 2000, 40:102-108).
Während bei diesen Verfahren die Hybridisierung nach einem möglichen DNA-Amplifikationsschritt mit PCR erfolgt, gehen See et al. den umgekehrten Weg. Ihr Verfahren verwendet Primer mit verschiedenen Fluorophoren an den 5'-Nukleotiden, deren 3'-Ende bei dem zu untersuchenden Nukleotid liegt. Nur mit dem Primer, der auch am 3'-Ende zu dem zu untersuchenden .Nukleotid komplementär ist, entseht ein PCR-Produkt. Die Proben werden dann durch Elektrophorese nach Größe und Fluoreszenz analysiert (See et al, Biotechniques, 2000, 28:710-714).
Ein sehr elegantes Verfahren zur Charakterisierung von SNPs verwendet keine komplette PCR, sondern lediglich die Verlängerung eines Primers um ein einzelnes, fluoreszenzmarkiertes Didesoxyribonucleinsäuremolekül
(ddNTP), das zu dem zu untersuchenden Nukleotid komplementär ist. Durch Detektion des um eine Base verlängerten und damit fluoreszenzmarkierten Primers läßt sich auf das Nukleotid an der polymorphen Stelle schließen (Kobayashi et al, Mol. Cell. Probes, 1995, 9:175-182). Ein Nach- teil dieses Verfahrens ist allerdings, dass in einer Reaktion immer nur ein einzelner Polymorphismus untersucht werden kann.
Eine mögliche Lösung dieses Problems besteht im Einbau einer als ZipCode bezeichneten eindeutig identifizierbaren Sequenz in den Primer. Dieser ZipCode wird von einem komplementären ZipCode (dem cZipCode) erkannt, der kovalent an ein fluoreszierendes Mikrokügelchen gebunden ist. Die • • Mikrokügelchendecodierung und SNP-Typisierung erfolgt dann in einem üblichen Durchflußzytometer. Das ZipCode System erlaubt die Analyse einer großen Zahl von SNPs mit einer begrenzten Menge an ZipCode gekoppelten M-krokügelchen (Chen et al, Genome Res., 2000, 10:549-557).
Die beiden letztgenannten Verfahren, die auf der Verlängerung eines Primers mit einem fluoreszenzmarkierten Didesoxynukleotid aufbauen, besitzen einen wesentlichen Vorteil: Fluoreszenzmarkierte Didesoxynukleotide, die für hohe Fluoreszenzausbeute und für den Einbau in DNA durch natürlich vorkommende oder genetisch veränderte Polymerasen optimiert sind, sind wegen ihrer Verwendung für die Sangersche Methode der DNA-Sequenzierung durch Kettenabbruch (Sanger et al, Proc. Nat. Acad. Sei. USA, 1977, 74:5463) preisgünstig verfügbar. Ebenso wie die übrigen Verfahren sind aber auch die beiden letztgenannten Verfahren, die auf der Verlängerung eines Primers mit einem fluoreszenzmarkierten Didesoxynukleotid aufbauen, in der Durchführung aufwendig.
Bei dem weiter oben erläuterten Verfahren ohne ZipCode ist es zur Erzie- lung eines klaren Signals erforderlich, die Probe vor dem Auftrag auf ein denaturierendes Gel vorzureinigen. Zur Abtrennung des Überschusses an nicht in den Primer eingebauten Didesoxynukleotid wird empfohlen, die
Probe mit alkalischer Phosphatase zu behandeln und den Primer anschließend mit Isopropanol zu fällen. Besonders der Fällungsschritt läßt sich schlecht automatisieren.
Bei dem Verfahren mit ZipCode entfallen die handarbeitsintensiven Arbeitsschritte, dafür ist aber ein technisch aufwendiges Durchflußzytometer, das einen großen Wellenlängenbereich abdeckt, erforderlich. Außerdem besteht die Gefahr, Signale falsch zu interpretieren, weil sich die Spektren der verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffe zumindest teilweise überschneiden.
Außerdem besteht bei der Verwendung von DNA von Spendern, die zwei verschiedene Allele des zu untersuchenden polymorphen DNA-Abschnitts besitzen, die Schwierigkeit, dass die beiden Allele entweder zunächst einzeln isoliert oder selektiv amplifiziert werden müssen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, Verfahren zur Charakterisierung von Nukleinsäurepolymorphismen bereitzustellen, die diese Nachteile des Standes der Technik nicht aufweisen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Charakterisierung von Nukleinsäurepolymorphismen, umfassend die Schritte:
(a) Bereitstellen einer zu untersuchenden Nukleinsäurematrize,
(b) Anlagern von .mindestens einem Startprimer an die Nukleinsäurematrize, wobei das 3'-Ende des Primers stromaufwärts eines zu untersuchenden Nukleinsäurepolymorphismus liegt,
(c) Verlängern des Startprimers mit mindestens einem fluoreszenzmarkierten Nukleotid und
(d) Nachweisen von in den Startprimer eingebauten Nukleotiden durch Einzelmolekülbestimmung.
Bei dem Nukleinsäurepolymorphismus handelt es sich im einfachsten Fall um einen Einzelnukleotidpolymorphismus (single nucleotide polymorphism,
SNP). Der Polymorphismus kann aber auch mehrere Nukleotide, zum Beispiel bis zu 20 aufeinanderfolgende Nukleotide oder sogar mehrere Gruppen aus einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Nukleotiden betreffen.
Als Nukleinsäurematrize kann DNA beliebiger Herkunft, beipielsweise von Prokaryonten, insbesondere pathogenen Prokaryonten, Archaeaen oder Eu- karyonten, insbesondere Säugetieren, insbesondere Mensch verwendet werden. Es kann sich aber auch um rekombinant hergestellte DNA oder um synthetische DNA handeln. Die DNA wird bevorzugt in einzelsträngiger Form verwendet. Solche DNA kann beispielsweise durch reverse Transkription eines RNA-Moleküls durch eine Reverse Transkriptase, etwa die ■ Reverse Transkriptase von AMV (Avian Myeloblastosis Virus) oder MMLV (Moloney Murine Leucaemia Virus) hergestellt werden. Es ist aber auch möglich, doppelsträngige DNA, etwa genomische DNA, DNA eines Plas- mids oder eines episomalen genetischen Elements durch Erhitzen in einzel- strängige DNA aufzutrennen, gegebenenfalls einen Strang aufzureinigen oder anzureichern, und dann den Primer annealen zu lassen. Bei der RNA oder DNA handelt es sich bevorzugt um eine möglichst homogene Mischung. Da der Startprimer aber Spezifität für die zu untersuchende DNA besitzt, kann auch mit heterogenen Gemischen gearbeitet werden.
Der Startprimer besteht bevorzugt aus einzelsträngiger DNA. Es ist aber selbstverständlich auch möglich, mit RNA-Molekülen zu arbeiten. Der Startprimer kann auch ein Nukleinsäureanalog, zum Beispiel eine Peptid- nukleinsäure sein, wobei das Phosphat-Zucker-Rückgrat der Nukleinsäuren ersetzt wird durch ein peptidartiges Rückgrat, beispielsweise bestehend aus 2-Aminoethylenglycin (Nielsen et al., Science, 254:1497-1500) als Träger der einzelnen Basen A, T, G, C. Ein solcher Peptidnukleinsäureprimer muss ein 3'-Ende besitzen, das eine Elongation zulässt.
Bevorzugt bindet der Startprimer unmittelbar stromaufwärts des zu charakterisierenden SNPs. Falls mit Desoxynukleotiden und nicht mit Kettenab-
bruchmolekülen gearbeitet wird, ist es aber auch möglich, einen Startprimer zu verwenden, der weiter stromaufwärts, vorzugsweise nicht mehr als 5 Nukleotide stromaufwärts von der. zu untersuchenden Polymorphismus- stelle bindet.
Das fluoreszenzmarkierte Nukleotid kann sowohl ein Desoxynukleotid als auch ein Kettenabbruchmolekül sein. Die Fluoreszenzmarkierungsgruppen können aus den bekannten zur Markierung von Biopolymeren, z.B. Nukleinsäuren, verwendeten Fluoreszenzmarkierungsgruppen, wie etwa Fluores- cein, Rhodamin, Phycoerythrin, Cy3, Cy5 oder Derivaten davon etc. ausgewählt werden. Die Unterscheidung der Farbstoffe kann über die Wellenlän- • ; ge, über die Lebensdauer der angeregten Zustände oder über eine Kombination davon erfolgen.
Falls mehrere, -mit verschiedenen Fluoreszenzmarkierungen versehene Nukleotide verwendet werden, können diese durch die Wellenlänge des anregenden Lichts, des emittierten Lichts oder eine Kombination daraus unterschieden werden. Eine Unterscheidung der Fluorezenzfarbstoffe kann auch durch eine Messung der Lebensdauer des angeregten Zustands erfol- gen. Es bietet sich an, die Verfahren zu kombinieren. So können beispielsweise vier Fluoreszenzmarkierungen für die vier verschienden Basen ausgewählt werden, die alle bei der gleichen Wellenlänge angeregt werden können, und die bei zwei unterschiedlichen Wellenlängen emittieren, wobei sich für die Markierungen, deren Emissionswellenlänge gleich ist, die Le- bensdauern der angeregten Zustände unterscheiden.
Die Verlängerung des Primers kann mit Methoden der Nukleinsäurechemie, die aus der Oligonukleotidsynthese bekannt sind, erfolgen. Bevorzugt erfolgt die Verlängerungsreaktion aber durch enzymatische Katalyse. Die Polymerase wird abhängig davon gewählt, ob als Matrize RNA oder DNA verwendet wird. Bevorzugt wird eine Polymerase ohne Exonukleaseaktivität ausgewählt. Beispiele für mögliche Polymerasen sind T7-Polymerase oder
thermostabile Polymerasen wie Taq, Pfu, Pwo und Ähnliche, die üblicherweise für PCR-Reaktionen Verwendung finden.
Der Nachweis der Fluoreszenz eines einzelnen Moleküls kann mit einer beliebigen Messmethode, z.B. mit orts- oder/und zeitaufgelöster Fluoreszenz-Spektroskopie erfolgen, die in der Lage ist, in einem sehr kleinen Volumenelement, wie es in einem Mikrokanal vorliegt, Fluoreszenzsignale bis hinunter zu Einzelphotonenzählung zu erfassen.
Beispielsweise kann die Detektion mittels konfokaler Einzelmoleküldetek- tion, wie etwa durch Fluoreszenz-Korrelationsspektroskopie, erfolgen,
• wobei ein sehr kleines, vorzugsweise ein konfokales Volumenelement, beispielsweise 0,1 x 10"15 bis 20 x 10'12 I der durch den Mikrokanal strömenden Probefiüssigkeit einem Anregungslicht eines Lasers ausgesetzt wird, das die in diesem Messvolumen befindlichen Fluoreszenzmarkierungen zur Emission von Fluoreszenzlicht anregt, wobei das emittierte Fluoreszenzlicht aus dem Messvolumen mittels eines Fotodetektors gemessen wird, und eine Korrelation zwischen der zeitlichen Veränderung der gemessenen Emission und der relativen Flussgeschwindig- keit der beteiligten Moleküle erstellt wird, sodass bei entsprechend starker Verdünnung einzelne Moleküle in dem Messvolumen identifiziert werden können. Auf Einzelheiten zur Verfahrensdurchführung und apparative Details zu den für die Detektion verwendeten Vorrichtungen wird auf die Offenbarung des europäischen Patentes 0 679 251 verwiesen. Die konfokale Einzelmolekülbestimmung ist weiterhin bei Rigler und Mets (Soc. Photo-Opt.lnstrum.Eng. 1921 (1993), 239 ff.) und Mets und Rigler (J. Fluoresc. 4 (1994), 259-264) beschrieben.
Alternativ bzw. zusätzlich kann die Detektion auch durch eine zeitaufgelöste Abklingmessung, ein sogenanntes Time Gating erfolgen, wie beispielsweise von Rigler et al., "Picosecond Single Photon Fluorescence
Spetroscopy of Nucleic Acids", in: "Ultrafast Phenomena", D.H. Auston,
Ed., Springer 1984, beschrieben. Dabei erfolgt die Anregung der Fluoreszenzmoleküle innerhalb eines Messvolumens und anschließend - vorzugsweise in einem zeitlichen Abstand von > 100 ps - das Öffnen eines Detektionsintervalls am Fotodetektor. Auf diese Weise können durch Raman-Effekte erzeugte Hintergrundsignale ausreichend gering gehalten werden, um eine im Wesentlichen störungsfreie Detektion zu ermöglichen.
In . einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens kann die
Bestimmung auch die Messung eines kreuzkorrellierten Signals umfassen, das von mindestens einem, 2 unterschiedliche Markierungen, insbesondere
Fluoreszenzmarkierungen, enthaltenden Nukleinsäuremolekül oder • Nukleinsäuremolekül-Komplex stammt, wobei mehrere markierte
Nukleotide, Primer oder/und Nukleinsäurematrizen mit jeweils unterschiedlichen Markierungen eingesetzt werden können. Diese Kreuzkorrelationsbestimmung ist beispielsweise bei Schwüle et. al.
(Biophys.J. 72 (1997), 1878-1886) und Rigler et. al. (J. Biotechnol. 63
(1998), 97-109) beschrieben.
Der Nachweis von eingebauten Nukleotiden umfaßt bevorzugt eine Separa- tion des verlängerten Startprimers von nicht eingebauten Nukleotiden.
Die Trennung kann beispielsweise wie in der Patentanmeldung DE 100 23 423.2 beschrieben aufgrund der unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit eingebauter und nicht eingebauter Nukleotide im elek- trischen Feld erfolgen. Auf diese Weise können typischerweise Anreicherungen um drei Zehnerpotenzen oder mehr erreicht werden.
Falls der Primer oder die Nukleinsäurematrize an einem Trägerpartikel immobilisisert ist, kann dieses Partikel beispielsweise mit Hilfe eines In- frarotlasers eingefangen werden. Anschließend kann dann ein Waschschritt in einem gerichteten Fluss, der elektroosmotisch oder hydrodynamisch sein
kann, erfolgen. Wegen des günstigeren Flussprofils und der höheren Flussraten wird hydrodynamischer Fluss bevorzugt.
Es ist möglich, bei der Detektion zusätzlich zu prüfen, ob tatsächlich einge- baute Nukleotide beobachtet werden, oder ob noch kontaminierende, freie Nukleotide vorhanden sind. Dies ist zum Beispiel durch Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie möglich. Bei diesem Verfahren nutzt man aus, das der verlängerte Startprimer wesentlich langsamer diffundiert als die freien Kettenabbruchmoleküle un daher länger in dem von einem konfokalen Mikroskop beleuchteten Bereich verweilt, so dass emittiertes Fluoreszenzlicht vom verlängerten Startprimer eine wesentliche längere Korrelationszeit ■ .' besitzt als Fluoreszenzlicht von einem freien Kettenabbruchmolekül. Für die Messung der diffusionsbegrenzten Korrelationszeit genügen technisch wenig aufwendige Korrelatoren, da die Korrelationszeiten im Bereich von ms bis einigen 100 ms liegen.
Eine weitere Möglichkeit zur optischen Unterscheidung von eingebauten und nicht eingebauten Kettenmolekülen liegt in der Ausnutzung von Energietransferprozessen. So wurde beispielsweise von Edman et al (Edman, L., Mets, Ü. und Rigler, R., Proc. Nat. Acad. Sei. USA 93, 6710-6715 (1996)) gezeigt, dass die Lebensdauer eines angeregten Zustands von Tetramethyl- rhodamin durch große räumliche Nähe drastisch verkürzt wird, die bei hoher Verdünnung des Kettenabbruchmoleküls nur dann eintritt, wenn das Molekül tatsächlich kovalent mit dem Startprimer verbunden wurde.
Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung ist es aber auch möglich, die eingebauten Nukleotide beispielsweise durch eine Exonuklease wieder abzudauen und einzeln nachzuweisen. In diesem Fall erfolgt eine zumindest teilweise Sequenzbestimmung des verlängerten Startprimers. Dabei können Verfahren verwendet werden, wie sie in der Patentanmeldung DE 100 31 840.1 und in der Publikation Dörre et al., Bioimaging 5, 139-152 beschrieben sind.
Für die Durchführung der Sequenzierungsreaktion wird die Nukleinsäure- matrix oder stärker bevorzugt der Startprimer an ein Trägerpartikel gekoppelt.
Die Einzelmolekülsequenzbestimmung umfasst vorzugsweise die Schritte:
(a) Einbringen des Trägerpartikels in eine Sequenziervorrichtung, umfassend einen Mikrokanal,
(b) Festhalten des Trägerpartikels in der Sequenziervorrichtung,
(c) fortschreitendes Abspalten einzelner Nukleotidbausteine von dem immobilisierten Nukleinsäuremolekül,
(d) zumindest teilweises Bestimmen der Basenfolge des Nukleinsäure- moleküls aufgrund der Abfolge der abgespaltenen Nukleotidbausteine.
Die Detektion und Manipulation beladener Trägerpartikel kann beispielsweise nach den in Holm et al. (Analytical Methods and Instrumentation, Special Issue TAS 96, 85-87), Eigen und Rigler (Proc. Natl. Acad. Sei. USA 91 (1994), 5740-5747) oder Rigler (J. Biotech. 41 (1995), 177-186) beschriebenen Methoden erfolgen, die eine Detektion mit einem konfokalen Mikroskop beinhalten. Die Manipulation der beladenen Trägerpartikel in Mikrokanalstrukturen erfolgt bevorzugt mit Hilfe eines Einfanglasers, z.B. eines Infrarotlasers. Geeignete Methoden sind zum Beispiel von Ashkin et al. (Nature 330 (198_7), 24-31 ) und Chu (Science 253 (1991 ), 861-866) beschrieben.
Vorzugsweise erfolgt das Festhalten des Trägerpartikels durch einen automatisierten Prozess. Hierzu werden die Trägerpartikel im hydrodynamischen Fluss durch den Mikrokanal geleitet, wobei sie ein Detektionselement passieren. Der Detektor im Detektionsfenster wird so eingestellt, dass er eine markierte Kugel aufgrund der darauf befindlichen fluoreszenzmarkierten DNA und/oder einer zusätzlichen fluoreszenzmarkierten Sonde erkennt,
und daraufhin automatisch das Aktivieren des Einfanglasers im Messraum bewirkt.
Zur Abspaltung einzelner Nukleotide von dem verlängerten Startprimer- molekül wird eine Exonuklease verwendet, zum Beispiel T7-DNA-Polyme- rase als Exonuklease, E. coli Exonuklease I oder E. coli Exonuklease III.
Im einfachsten Fall wird nur ein einziger Startprimer für die Verlängerungsreaktion eingesetzt. Es ist aber auch möglich, mehrere, an verschiedenen Stellen an die Matrize bindende Startprimer einzusetzen und zu verlängern. Die Startprimer sind dann bevorzugt unterschiedlich kodiert, beispielsweise • • durch unterschiedliche Fluoreszenzmarkierungen oder durch unterschiedliche Kombinationen von Fluoreszenzmarkierungen. Insbesondere können zur Identifikation des Startprimers fluoreszenzmarkierte dNTPs in den Start- primer eingebaut werden. Wenn für jedes Nukleotid eine unterschiedliche Fluoreszenzmarkierung verwendet wird, lassen sich mit n fluoreszenzmarkierten Positionen 4π verschiedene Startprimer unterscheiden. Eine noch größere Zahl ergibt sich, wenn an verschiedenen Positionen für das gleiche Nukleotid unterschiedliche fluoreszenzmarkierte Analoga eingesetzt wer- den.
Gemäß einer ersten Ausführungsform erfolgt die Verlängerungsreaktion durch Anfügen eines einzelnen, fluoreszenzmarkierten Kettenabbruchmole- küls an den oder die Startprimer (siehe Abbildung 1 a für ein Beispiel). Als Kettenabbruchmoleküle werden bevorzugt die Didesoxynukleotide verwendet. Es ist aber auch möglich, anders modifizierte Desoxyribonukleinsäuren zu verwenden, sofern diese noch von den verwendeten Enzymen erkannt werden. Denkbar ist beispielsweise, die 3'-Position des Desox- yribosemoleküls durch ein Halogenatom oder einen Alkyl- oder Alkoxyrest zu modifizieren.
Gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können mehrere hintereinander liegende Nukleotide charakterisiert werden. In diesem Fall wird die Beendigung der Verlängerungsreaktion nicht durch den Einbau eines geeigneten Kettenabbruchmoleküls, sondern durch einen Blockprimer erzwungen (siehe Abbildung 1 b für ein Beispiel). Der Blockprimer ist stromabwärts des zu untersuchenden Polymorphismus an die Nukleinsäurematrize gebunden und ist selbst gegen Verlängerung an seinem 3'-Ende durch geeignete chemische Modifikation geschützt. Beispielsweise kann das am weitesten stromabwärts gelegene Nukleotid des Block- primers ein Kettenabbruchmolekül sein. Auch bei dieser Ausführungsform ist es möglich, mehrere unterschiedlich kodierte Start/Blockprimerpaare, die an verschiedenen Stellen an die Matrize binden können, einzusetzen (siehe Abbildung 1 c für ein Beispiel).
Die Blockierung der Blockprimer kann, gegebenfalls mit Ausnahme der Blockierung des am weitesten stromabwärts bindenden Blockprimers, reversibel sein. Zur reversiblen Blockierung kann eine abspaltbare Schutzgruppe, beispielsweise eine photolabile Schutzgruppe verwendet werden. Besonders bevorzugt tragen die Blockprimer am 3'-Ende eine Phosphat- gruppe an der 3'-Position des Zuckers. Diese Phosphatgruppe am 3'-Ende verhindert die Elongation durch Polymerase und kann zur Deblockierung ohne weiteres mit einer 3'-Phosphatase abgespalten werden.
Nach der Verlängerungsreaktion des Startprimers besteht noch keine kova- lente Bindung zum unmittelbar stromabwärts liegenden Blockprimer. Diese Bindung kann aber geknüpft werden, zum Beispiel enzymatisch mit einer Ligase. Die Ligation läuft wesentlich leichter ab, wenn die Blockprimer an ihrem 5'-Ende eine Phosphatgruppe tragen.
Gemäß einer dritten Ausführungsform kann/körinen die Lücke(n) zwischen Paaren aus einem durch fluoreszierende Nukleotide verlängerten Startprimer und dem jeweils stromabwärts liegenden Blockprimer nach Entfernung der
3'-Blockierung der Blockprimer durch Desoxyribonukleotide aufgefüllt werden und kovalente Bindungen zwischen den verlängerten Blockprimem und den unmittelbar stromabwärts liegenden Startprimem geschlossen werden (siehe Abbildung 1 d für ein Beispiel). Dazu tragen die Blockprimer bevorzugt ein 5'-Phosphat. Bei dieser Ausführungsform ist es nicht unbedingt erforderlich, die verschiedenen Start/Blockprimerpaare mit Kodierungen zu versehen.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Kombination der Ketten- abbruchmarkierung mit einem Nachweis in vollständig oder teilweise transparenten Mikrowells (siehe Patentanmeldung DE 100 23 421 .6). Dieses • - Verfahren umfasst die Schritte:
(a) Bereitstellen eines Trägerpartikels mit einem darauf immobilisierten Nukleinsäuremolekül, bestehend aus einer einzelsträngigen Nuklein- säurematrize und einem Startprimer,
(b) Verlängern des Startprimers durch ein fluoreszenzmarkiertes Kettenabbruchmolekül,
(c) gegebenenfalls Waschen des Wells zur Abtrennung von nicht eingebauten Markierungen und (d) Nachweisen der in den Startprimer eingebauten Fluoreszenzmarkierung.
Je nach Anordnung der die Fluoreszenz anregenden Lichtquelle und des Detektors ist die Verwendung ganz oder teilweise transparenter Mikrowells erforderlich. Die Anregung oder/und der Nachweis der Fluoreszenz kann beispielsweise durch einen in den Mikrowell integrierten Halbleiterlaser oder/und Halbleiterdetektor erfolgen (siehe Abbildung 2 für ein Beispiel). Die Anregungslichtquelle oder/und der Detektor können aber auch außerhalb der Mikrostruktur liegen. Das Verfahren eignet sich hervorragend zur Automatisierung, da eine Vielzahl von Reaktionen auf einer Mikrowellplatte parallel oder sequenziell durchgeführt werden können.
Falls die Menge an Startprimer und die Menge an eingesetztem markiertem Nukleotid gering (nM) gehalten wird, kann die Unterscheidung von eingebauten und nicht eingebauten Kettenabbruchmolekülen beispielsweise durch FCS (Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie) wie weiter oben erläutert erfolgen. Alternativ können, wie ebenfalls oben erläutert, Energietransferprozesse ausgenützt werden.
Alternativ und bevorzugt werden höhere, z.B. μWΛ Konzentrationen an Primer und Kettenabbruchmolekülen eingesetzt, weil die Inkubationszeit dann geringer gehalten werden kann. Zumindest die Kettenabbruchmoleküle müssen dann allerdings nach der Primerverlängerungsreaktion durch - einen Waschschritt wieder entfernt werden. Dazu können Mikrowells mit einem oder mehreren kleinen Löchern oder einer Größenausschlussmem- bran verwendet werden, welche die markierte, an ein Trägerpartikel gebun- dene DNA zurückhalten und die unmarkierten Kettenabbruchmoleküle durchlassen (siehe z. B. Abbildung 2).
Verschiedene Kombinationen von Startprimem und Kettenabbruchmolekülen sind denkbar. Im einfachsten Fall werden für die Charakterisierung eines SNPs zwei oder mehr (bis zu vier) Wells mit nur jeweils einem fluoreszenzmarkiertes Kettenabbruchmolekül und dem Startprimer, dessen 3'-Ende unmittelbar vor dem zu untersuchenden Nukleotid hybridisiert, beladen. Nur in einem der Wells kommt es zu einer Elongationsreaktion. Da bekannt ist, welcher Well welches Kettenabbruchmolekül enthält, kann für alle Ketten- abbruchmoleküle die gleiche Fluoreszenzmarkierung verwendet werden. Da die Verlängerungsreaktion abbricht, wenn nicht das richtige Nukleotid für die Verlängerung vorhanden ist, können in diesem Fall auch Desoxynukleo- tide verwendet werden. Bevorzugt wird aber ein Kettenabbruchmolekül wie zuvor beschrieben, zum Beispiel ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus ddATP, ddUTP, ddTTP, ddCTP und ddGTP zur Verfügung gestellt. Bevorzugt wird eine Festphase mit einer Vielzahl von Wells wie beispielsweise in Patentanmeldung DE 100 23 421.6 beschrieben, verwendet. In einem
einzigen Ansatz können auf diese Weise eine Vielzahl von SNPs parallel untersucht werden. Vorzugsweise erfolgt hier eine parallele Detektion von jeweils 4 Wells.
Es ist aber auch möglich, einen Startprimer zusammen mit mehreren, vorzugsweise vier verschiedenen Kettenabbruchmolekülen entsprechend den vier Nukleobasen einzusetzen. Die Kettenabbruchmoleküle müssen dann allerdings verschiedene Markierungsgruppen tragen. Eine Unterscheidung der Markierungsgruppen ist über die Wellenlänge des anregenden und/oder emittierten Lichts oder über die Lebensdauer des angeregten
Zustands möglich. Die Messung der Lebensdauer des angeregten Zustands erfolgt durch Messung der Fluoreszenzabklingzeit (FD, fluorescence decay) .
Bei dieser Messmethode wird das zu untersuchende Molekül durch einen gepulsten Laser (z.B. einen mode locked laser) angeregt. Die Detektion der emittierten Fluoreszenzphotonen erfolgt als Funktion der Zeit seit dem Abklingen des Laserpulses, dessen zeitliche Dauer klein gegenüber der zeitlichen Lebensdauer des zu untersuchenden angeregten Zustands sein muss.
In speziellen Fällen ist es möglich, mit mehreren Startprimem und mehreren Kettenabbruchmolekülen im einem Well zu arbeiten. Ist beispielsweise von einem SNP bekannt, dass nur eine der Basen A oder T zu erwarten ist, und ist von einem weiteren SNP bekannt, dass nur entweder G oder C auftreten, so können die beiden Polymorphismen parallel untersucht werden. Weitere Situationen, in denen aufgrund zusätzlicher Information über die Polymorphismen mehrere Nukleotidpositionen gleichzeitig untersucht werden können, sind für den Fachmann leicht ersichtlich.
Mit noch einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können auch mehrere SNPs gleichzeitig untersucht werden, selbst wenn an den Polymorphismusstellen mit dem Auftreten aller vier Nukleotide gerechnet werden muss. Dazu wird für jede Polymorphismusstelle ein Start-
primer eingesetzt, dessen 3'-Ende unmittelbar stromaufwärts von dem jeweils zu charakterisierenden Nukleotid liegt. Anschließend erfolgt die Verlängerungsreaktion mit den markierten Kettenabbruchmolekülen. In einem weiteren Schritt werden dann zu ausgewählten Restriktionsschnittstellen komplementäre Startprimer zugegeben, so dass ein Verdau der Nukleinsäurematrix in Fragmente charakteristischer Länge erfolgen kann. Durch Untersuchung des Diffusionsverhaltens der Fragmente mittels FCS können die Fluoreszenzsignale dann den einzelnen polymorphen Nuklein- säurepositionen zugeordnet werden.
Ein prinzipiell analoges Vorgehen ist möglich, wenn statt der Restriktase • • eine sequenzspezifische Ligase verwendet wird. Sequenzspezifische Liga- tion läßt sich beispielsweise durch "rückwärts" betriebene Restriktasen erreichen. Da die Hydrolysereaktion ein Molekül Wasser verbraucht und die Ligationsreaktion ein Molekül Wasser freisetzt, läßt sich das Gleichgewicht in Richtung der Ligation verschieben, indem man ein möglichst wasserfreies Reaktionsmedium verwendet. Im analogen Fall von Proteasen wurde "Rückwärtsbetrieb" des Enzyms erfolgreich realisiert durch den Zusatz großer Mengen von Polyethylenglycol oder organsichen Lösungsmitteln zum Reaktionspuffer.
Für alle beschriebenen Ausführungsformen besitzt das Trägerpartikel bevorzugt eine Größe im Bereich von 0,5 bis 10 μm und besonders bevorzugt von 1 bis 3//m. Beispiele für geeignete Materialien von Trägerpartikeln sind Kunststoffe wie Polystyrol, Glas, Quarz, Metalle oder Halbmetalle wie Silicium, Metalloxide wie Siliciumdioxid oder Verbundmaterialien, die mehrere der zuvor genannten Komponenten enthalten. Besonders bevorzugt werden optisch transparente Trägerpartikel, beispielsweise aus Kunststoffen oder Partikel mit einem Kunststoff kern und einer Siliciumdioxidhülle eingesetzt.
Die Immobilisierung an ein Trägerpartikel kann entweder über die Matrize oder über den Startprimer erfolgen. Für das Verfahren ist es dabei unerheblich, zu welchem Zeitpunkt der Immobilisierungsschritt erfolgt. Dieser Schritt ist möglich i) vor dem Hybridisierungsschritt, ii) nach dem Hybridis- ierungsschritt, aber vor Verlängerung des Startprimers durch das Kettenabbruchmolekül, und bevorzugt, iii) nach der Verlängerungsreaktion. Der Vorteil der späten Immobilisierung besteht darin, dass ein möglicherweise störender Einfluss der Trägers auf die Hybridisierungs- und Verlängerungsreaktion vermieden wird.
Die Bindung des Startprimers oder der Nukleinsäurematrize an den Träger
•; kann durch kovalente oder nicht kovalente Wechselwirkungen erfolgen.
Beispielsweise kann die Bindung der Polynukleotide an den Träger durch hochaffine Wechselwirkungen zwischen den Partnern eines spezifischen Bindepaares, z.B. Biotin/Streptavidin oder Avidin, Hapten/Anti-Hapten- . Antikörper, Zucker/Lectin etc., vermittelt werden. So können biotinylierte Nukleinsäuremoleküle an Streptavidin-beschichtete Träger gekoppelt werden. Alternativ können die Nukleinsäuremoleküle auch adsorptiv an den Träger gebunden werden. So kann eine Bindung von durch Einbau von Alkanthiolgruppen modifizierten Nukleinsäuremolekülen an metallische Träger, z.B. Goldträger, erfolgen. Noch eine weitere Alternative ist die kovalente Immobilisierung, wobei die Bindung der Polynukleotide über reaktive Silangruppen auf einer Silika-Oberf lache vermittelt werden kann. Falls ein Gemisch aus zwei oder mehr an der Stelle des Einzelnukleotidpoly- morphismus verschiedenen DNA-Molekülen als Matrize vorliegt, ist es wie bei der Einzelmolekülsequenzierung günstig, nur höchstens ein Molekül der Matrize oder des Startprimers an ein einzelnes Trägerpartikel zu binden. Dies läßt sich durch einen hinreichend hohen molaren Überschuß an Trägerpartikel gegenüber der Matrize oder dem Startprimer leicht erreichen.
Falls die als Matrize verwendeten DNA-Moleküle dagegen alle einheitlich sind, ist es insbesondere für die Ausführungsform der Erfindung in Mikro-
wells sogar günstig, mehrere Moleküle Matrize oder Startprimer an ein Trägerpartikel zu binden. Der Exonukleaseverdau führt dann zur Abspaltung mehrerer identischer fluoreszenzmarkierter Kettenabbruchmoleküle, so dass sich das Fluoreszenzsignal und damit das Signal- zu Rauschverhältnis verbessert.
Bei der Verwendung mehrerer fluoreszenzmarkierter Komponenten bei den erfindungsgemäßen Polymorphismuscharakterisierungen entstehtdas Problem, die verschiedenen Markierungen wirksam zu trennen. Wie weiter oben beschrieben kann dies unter anderem durch die Verwendung verschiedener Wellenlängen bei der Anregung und Emission von Fluoreszenzlicht erfolgen. Die spektrale Aufspaltung erfolgt dabei gemäß dem Stand der Technik mit dichroischen Spiegeln. Nachteil bei diesem Vorgehen sind die vergleichsweise hohen Verluste, insbesondere bei der spektalen Aufspaltung der vom Fluorophor emittierten Photonen. Überraschend wurde gefunden, dass die Verluste verringert werden können, wenn die spektrale Aufspaltung statt mit einem dichroischen Spiegel mit einem Dispersionselement wie etwa einem Gitter, z.B. einem holographischen oder geritzten Gitter oder einem Prisma erfolgt (siehe Abbildung 3). Dabei ist es günstig, die Reflexionen beim Eintritt des Lichts in das Dispersionselement oder/und beim Austritt des Lichts aus dem Dispersionselement z.B. durch geeignete Beschichtung der Glasoberflächen bei einem Prisma möglichst vollständig unterdrückt werden. Die Verwendung eines Dispersionselements statt eines dichroischen Spiegels ist nicht auf die Verwendung bei der Charakterisierung von Nukleotidpolymorphismen beschränkt. Sie ist ebenfalls möglich beim direkten Nachweis von Einzelmolekülen (siehe z.B. Anmeldung DE 100 23 423.2), bei Einzelmolekülsequenzierungsverfahren (siehe z.B. Anmeldung DE 100 31 840.1 ), bei Verfahren zur Selektion von Partikeln (siehe z.B. Anmeldung DE 100 31 842.8), bei Verfahren zum Nachweis von Polynukleotiden (siehe z.B. Anmeldung DE 100 23 421 .6), bei Verfahren zur Auftrennung von markierten Biopolymeren (siehe z.B. Anmeldung
DE 100 23 422.4) und bei Multiplexsequenzierverfahren (siehe z.B. Anmeldung DE 100 31 842.8)
Abb. 1 zeigt verschiedene Ausführungsformen der Polymorphismus- Charakterisierung. In (a) erfolgt die Verlängerung des Startprimers um ein einziges fluoreszenzmarkiertes Kettenabbruchmolekül. In (b) wird der Startprimer durch unterschiedlich fluoreszenzmarkierte Desoxynukleotide bis zum 3'-Ende eines stromabwärts bindenden Blockprimers verlängert. Der Block- primer selbst ist an seinem 3'-Ende blockiert, so dass er nicht verlängert wird. In (c) werden mehrere Start/Blockprimerpaare eingesetzt. In diesem Fall ist es erforderlich, die Startprimer durch Fluoreszenzmarker zu kodieren. In (d) werden ebenfalls mehrere Start/Blockprimerpaare eingesetzt, zusätzlich ist die Blockierung der Blockprimer (mit Ausnahme der Blockierung des am weitesten stromabwärts gelegenen Blockprimers) am 3'-Ende reversibel, also beispielsweise eine 3'-PhosphatblocK- kierung. In einem ersten Schritt werden in Gegenwart der 3'- Blockierung fluoreszierende Nukleotide eingebaut. Nach einem Waschschritt zum Entfernen nicht eingebauter Nukleotide wird dann in einem zweiten Schritt nach Entfernung der 3'-Blockie- rung die Lücke zwischen Blockprimer und folgendem Startprimer durch unmarkierte Desoxynukleotide aufgefüllt. Die noch fehlenden kovalenten Bindungen aufeinanderfolgender Nukleotide werden durch Ligase geknüpft. Dargestellt ist das
Ergebnis dieses Vorgehens.
Abb. 2 (a) zeigt eine Draufsicht, (b) eine Seitenansicht eines Mikrowells, der sich zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung eignet.
Abb. 3 (a) zeigt die zur Einzelmolekülbestimmung bisher verwendete
Optik, (b) zeigt die erfindungsgemäße Optik unter Verwendung eines Dispersionselements zur Auftrennung der verschiedenen Wellenlängen.
Die Bestimmung kann über die Fluoreszenzintensitäten (Aλ) bei verschiedenen Wellenlängen oder/und über Fluoreszenz- Abklingzeiten (r) bei verschiedenen Wellenlängen unter Verwendung mehrerer Detektoren erfolgen.