Beschreibung
Verfahren und Anordnung zur Auswertung von Helligkeitswerten in Sensorbildern bei bildauswertenden Umfelderkennungssystemen, insbesondere hinsichtlich einer Tag-/Nachtunterscheidung
Stand der Technik
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Auswertung von Helligkeitswerten in Sensorbildern eines bildauswertenden Umfelderkennungssystems, insbesondere hinsichtlich einer Tag-/Nachtunterscheidung, wie es vorzugsweise bei Fahrassistenzsystemen in Kraftfahrzeugen verwendet wird, gemäß dem Oberbegriff des Verfahrensanspruchs 1 ff. und der Anordnung nach Anspruch 8 ff. sowie ein Computerprogrammprodukt gemäß Anspruch 11.
Solche Fahrassistenzsysteme dienen der Unterstützung eines Fahrers eines Kraftfahrzeugs bei der Durchführung bestimmter Vorgänge im Straßenverkehr und werden bereits für unterschiedlichste Aufgaben eingesetzt. Beispielsweise ist aus der DE 10 2004 017 890 A1 bekannt, dass mit einem sogenannten LIDAR- Radarsensor ein vorgegebener Bereich in der Fahrtrichtung voraus des Fahr- zeugs hinsichtlich bestimmter Objekte detektiert wird und durch eine entsprechende Auswertung der Sensorsignale rechtzeitig bestimmte Sicherheitsfunktionen ausgelöst werden können. Beispiele für solche visionbasierende oder bildgestützte Fahrassistenzsysteme, welche eine Fahrbahnsituation bzw. eine Szene zu verstehen bzw. zu interpretieren versuchen, sind hinlänglich bekannte Spurhalteassistenten, Spurverlasswarnungsassistenten, Kollisionswarnassistenten oder dergleichen.
Diese an sich bekannten Systeme können beispielsweise im Rahmen einer adaptiven Fahrgeschwindigkeits- und/oder Abstandsregelung eines Fahrzeugs eingesetzt werden, wobei eine solche Regelung dann ohne Eingriff durch den Fahrer eine zuvor eingestellte Fahrgeschwindigkeit und/oder einen zuvor eingestellten Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug oder zu sich in Fahrtrichtung befindlichen Gegenständen und/ oder Objekten durchgeführt werden kann. Dies geschieht in der Regel unter entsprechender Berücksichtigung des Umfelds des Fahrzeuges und gegebenenfalls weiterer Parameter wie beispielsweise den Witterungs- und Sichtbedingungen. Eine solche Regelung wird oft auch als Adaptive-Cruise-Control-System (ACC-System) bezeichnet. Das ACC-System muss insbesondere mit Blick auf die steigende Verkehrsdichte der heutigen Zeit flexibel genug sein, um auf alle Fahrsituationen geeignet zu reagieren. Dies erfordert wiederum eine entsprechende Objektdetektions- sensorik, um in jeder Fahrsituation die für die Regelung notwendigen Messdaten zu liefern.
Hierzu werden auch Kamera-, Video- oder Sensorbilder bei bildauswertenden oder auch sogenannten visionbasierenden Fahrassistenzsystemen zur Umfelderfassung und -erkennung verwendet, wobei bei den bekannten Systemen aus den Kamerabildern Objekte, Hindernisse, Fahrbahn- und Fahrspurbegrenzungen sowie Abstände hierzu bestimmt werden. Zur eigentlichen Bilderfassung werden in sogenannten visionbasierenden Umfelderfassungssystemen als Imager bezeichnete Bildsensoren eingesetzt, welche dann ein auch als Sensorbild bezeichnetes Kamerabild der erfassten Umgebung liefern, deren Bildpunkte (Pixel) oder Bildbereiche hinsichtlich Intensität, Kontrast, Farbe oder sonstiger Parameter mit entsprechenden datenverarbeitenden Mitteln ausgewertet werden können.
Die Sensorbilder einer identischen Szene bzw. einer gleichen Fahrbahnsituation können dabei abhängig von der äußeren Beleuchtung unterschiedlich aussehen. Umfelderkennungssysteme bei videogestützten Fahrassistenzsystemen, die
versuchen, dieselbe Szene bzw. Fahrbahnsituation bei unterschiedlicher Beleuchtung zu interpretieren, können daher Probleme haben, mit diesen unterschiedlichen Verhältnissen bei der Auswertung umzugehen. Das unterschiedliche Aussehen aufgrund einer veränderten Beleuchtung erfordert häufig ein Nachjustieren bzw. Nachstellen der für das Verständnis bzw. die
Interpretation der Szene oder Fahrbahnsituation verwendeten oder erforderlichen Regelalgorithmen, Parameter oder Voreinstellungen.
Ein besonders häufig auftretendes Beispiel für eine Szene, die abhängig von der Beleuchtung unterschiedlich aussieht, ist eine Verkehrssituation mit Fahrzeugen, die nachts mit eingeschalteter Fahrzeugbeleuchtung und tagsüber mit ausgeschalteter Fahrzeugbeleuchtung unterwegs sind. Eine Erkennung anderer Fahrzeuge durch ein Fahrzeug mit einem bildgestützten Fahrassistenzsystem kann dadurch abhängig von den Lichtverhältnissen erschwert oder beeinträchtigt sein. Auch kann bei einem Wechsel von Tag zu Nacht eine Erkennung von Fahrspur- und/oder Fahrbahnmarkierungen durch ein oben genanntes Fahrassistenzsystem bzw. durch das die Szene oder Fahrbahnsituation interpretierende Umfelderkennungssystem erschwert oder beeinträchtigt sein.
Offenbarung der Erfindung
Die Erfindung geht von einem Verfahren zur Auswertung von Sensorbildern eines bildauswertenden Umfelderkennungssystems an einem Träger aus, zum Beispiel ein Fahrzeug im Straßenverkehr, eventuell unter Berücksichtigung der fahrzeugeigenen Bewegung, bei dem erfindungsgemäß in vorteilhafter weise zur Unterscheidung der Lichtverhältnisse im Bereich des bildauswertenden Umfelderkennungssystems hinsichtlich Tag oder Nacht zumindest die
Verstärkung und/oder die Belichtungszeit des mindestens eines das Umfeld erfassenden Bildsensors überwacht wird. Ein Verlauf der Verstärkung und/oder der Belichtungszeit wird über der Zeit mit relativ hoher Verstärkung oder relativ
langen Belichtungszeiten Lichtverhältnisse einer Nacht kennzeichnen und ein Verlauf der Verstärkung und/oder der Belichtungszeit mit relativ niedriger Verstärkung und/oder relativ kurzer Belichtungszeiten wird Lichtverhältnisse eines Tags kennzeichnen. Es können dabei aber auch weitere zusätzliche Informationen verwendet werden, um eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen.
Für eine Feststellung hinsichtlich eines Tag- oder Nachtzustandes kann somit zumindest der Verlauf der Verstärkung und/oder der Belichtungszeit des Bildsensors in einem vorgegebenen Zeitraum ausgewertet werden, indem zum Beispiel ermittelt wird, ob ein wesentlicher bzw. genügend großer Anteil dieses Verlaufs einem Tages- oder Nachtzustand entspricht.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Feststellung eines Tag- oder Nachtzustands einer video- bzw. bildgestützt mittels mindestens eines Bildsensors erfassten Szene bzw. Fahrbahnsituation macht sich somit eine unterschiedliche Lichtintensität der Szene bzw. Fahrbahnsituation bei Tag oder bei Nacht dahingehend zunutze, dass dadurch auf einfache Weise eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand getroffen werden kann.
Mit der Erfindung kann in regelmäßigen Zyklen anhand der momentanen Verstärkung und/oder der momentanen Belichtungszeit des Bildsensors eine momentane Tag- bzw. Nachtenterkennung durchgeführt werden, wobei neben der aktuellen bzw. letzten Tag- bzw. Nachtenterkennung auch eine einem vorgebbaren Zeitraum entsprechende Anzahl von zurückliegenden gespeicherten Tag- bzw. Nachterkennungen ausgewertet werden können, die einen auswertbaren Verlauf repräsentieren können, wobei der dem Verlauf zugrunde liegende Zeitraum auch veränderlich sein kann. Hierzu sollten eine dem Verlauf entnehmbare ausreichende Anzahl oder von zurückliegenden Tagbzw. Nachterkennungen vorhanden sein, die den Verlauf bzw. die Entwicklung der Situation repräsentieren, um eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen.
Sofern sich kein Unterschied zu einer zuvor bzw. kürzlich getroffenen Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand ergibt, beispielsweise weil für eine neue Entscheidung keine genügende Anzahl von Tag- bzw. Nachterkennungen vorliegt, bleibt die zuvor bzw. kürzlich getroffene Aussage vorzugsweise unverändert.
Der Verlauf bzw. die zeitliche Entwicklung kann ermittelt werden, indem in regelmäßigen Zyklen anhand der momentanen Verstärkung und/oder der momentanen Belichtungszeit des Bildsensors eine momentane Tag- bzw. Nachtenterkennung durchgeführt wird, wobei neben der aktuellen bzw. letzten Tag- bzw. Nachtenterkennung eine einem vorgebbaren Zeitraum entsprechende Anzahl von zurückliegenden Tag- bzw. Nachtenterkennungen gespeichert wird.
Wenn der Zeitraum, über den der Verlauf nachverfolgt wird, bzw. die Anzahl von gespeicherten, zurückliegenden Tag- bzw. Nachtenterkennungen veränderlich ist, beispielsweise um nach einem Abstellen eines Fahrzeugs bei Nacht und bei einer Wiederbenutzung am nächsten Morgen nicht zwingend auf eine lange Kette von zurückliegenden Nachterkennungen zurückgreifen zu müssen, kann eine noch bessere Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand getroffen werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch dadurch erweitert werden, dass bei einer nicht eindeutigen Zuordnung zu einem Tag- oder Nachtzustand eine dritte Einstellung für den Bildsensor im Umfelderkennungssystem vorgesehen ist, die nicht zu einer abschließenden Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand beiträgt. Zur Festlegung der dritten Einstellung kann ein Durchschnittswert des Verlaufs der Zustandserkennung verwendet werden, um einen zwischen einem Tages- und einem Nachtzustand liegenden Zustand festzulegen, wobei der Durchschnittswert insbesondere proportional dem Verlauf oder anhand einer Nachschlagtabelle gebildet wird. Der Durchschnittswert wird vorzugsweise proportional dem Verlauf, z. B. proportional dem Verlauf der getroffenen Tagoder Nachterkennungen, gebildet.
Diese besonders vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht somit vor, dass eine Zwischenzone einem „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand" des Bildsensors entspricht. Ein solcher „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand" hat momentan betrachtet zunächst weder eine Tag- noch eine Nachterkennung zur Folge, d.h., der Bildsensor weist dabei eine Verstärkung und/oder eine Belichtungszeit auf, welche, wenn sie dauerhaft aufrechterhalten werden würde, zu keiner abschließenden Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand führen würde. Dadurch, dass somit ein „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand" als dritte Einstellung vorgesehen ist, kann ein häufiges Umschalten zwischen einer Feststellung eines Tages- und eines Nachtzustandes vermieden werden.
Es können beispielsweise bei einem Verlauf mit 40% Tagerkennung, 50% Nachterkennung und 10% „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustände" die Parameter oder Voreinstellungen mit einem 50/90 Anteil des Einstellbereichs zwischen Tag und Nacht eingestellt oder nachjustiert werden. Es kann somit eine hier nicht notwendigerweise lineare Proportionalität zwischen dem Helligkeitszustand der Umgebung und den Parametereinstellungen gebildet werden.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn das mit dem erfindungsgemäßen Umfelderkennungssystem erfasste Umfeld nach hellen Objekten durchsucht wird, die die Scheinwerfer eines anderen Trägers kennzeichnen und deren Auftreten dann als zusätzliche Information verwendet wird. Es könne weiterhin auch zusätzliche umfeldspezifische Informationen zur Unterscheidung des Tagoder Nachtzustandes verwendet werden, die insbesondere weitere in einem erfassten Umfeld erkannte Indikationsobjekte umfassen, deren unterschiedliches Aussehen bei Tag oder Nacht bekannt ist. Beispielsweise leuchten auf der Fahrbahnoberfläche angebrachte Reflektoren durch ihre stark reflektierenden Eigenschaften nachts stark; tagsüber sind diese fast unsichtbar bzw. dunkel.
Hierzu können insbesondere helle, scheinwerferförmige Objekte insbesondere an der Frontseite eines Fahrzeugs ermittelt werden, deren Auftreten dann als zusätzliche Information verwendet wird. Solche Objekte haben beispielsweise
eine im Allgemeinen runde oder elliptische Form und treten paarweise auf. Dadurch sind sie im Allgemeinen leicht bei einer Bildauswertung zu identifizieren.
Hierbei ist es ebenfalls vorteilhaft, wenn die Häufigkeit ermittelt wird, mit der die hellen Objekte und/oder weitere umfeldspezifische Informationen in dem erfassten Umfeld gefunden werden, wobei eine vorgegebene Häufigkeit des Auftretens solcher Objekte in einem Umfeld mit einem Nachtzustand in Verbindung gebracht wird. Ein Beispiel stellen Fahrzeugleuchten dar, die nachts immer häufiger gesehen werden, sodass der Quotient aus der Anzahl der gefundenen Leuchten und der Anzahl der gefundenen Fahrzeuge steigt.
Vorzugsweise umfasst das bereichsspezifische Wissen somit auch eine
Einbeziehung bestimmter, in einem Umfeld identifizierbarer Indikationsobjekte, z. B. zur Abgrenzung von Fahrbahnen und Fahrspuren verwendete Objekte, deren Aussehen bekannt ist oder sonstige fahrbahn- oder fahrspurmarkierungsartigen Muster in den erfassten Situationen. Auch diese unterscheiden sich bei Tag und bei Nacht, z. B. erscheinen einige bei Nacht größer als bei Tag.
Die Häufigkeit des Auftretens kann wiederum als zusätzliche Information in eine Aussage bzw. Entscheidung über einen Tages- oder Nachtzustand einfließen. Beispielsweise kann eine zunehmende Häufigkeit des Auftretens bzw. der Beobachtung von Indikationsobjekten mit einem bekannten Aussehen bei Nacht in einer Szene bzw. in einer Situation mit einer zu einem Nachtzustand tendierenden Entscheidung bzw. Aussage in Verbindung gebracht werden.
Bei einer vorteilhaften Anordnung zur Durchführung des zuvor beschriebenen Verfahrens enthält das bildauswertende Umfelderkennungssystems eine elektronische Kamera als Bildsensor, die an einem Fahrzeug als Träger angebracht ist und den in Fahrtrichtung vorderen Bereich des Fahrzeugs auf einer Fahrbahn derart fortlaufend erfasst, dass jeweils ein aus Pixeln aufgebautes Sensorbild vorhanden ist, deren Helligkeits- und gegebenenfalls Farbwerte die Umgebung abbilden. Ferner ist eine Auswerteeinheit vorhanden,
mit der eine Unterscheidung der Lichtverhältnisse im Bereich des bildauswertenden Umfelderkennungssystems hinsichtlich Tag oder Nacht aufgrund der Verstärkung und/oder die Belichtungszeit der mindestens einen das Umfeld erfassenden Kamera durchführbar ist.
Bei einer solchen Anordnung kann dann die Auswerteeinheit auf einfache Weise mit einem Signal aus der Feststellung des Tag- oder Nachtzustands, d.h. insbesondere mit Parametern oder Voreinstellungen beaufschlagt werden, mit denen ein video- oder bildgestützten Fahrassistenzsystems hinsichtlich des Tagoder Nachtzustands einstellbar ist. Dabei ist beispielsweise denkbar, die Parameter oder Voreinstellungen auf einer gleitenden Skala so einzustellen, dass die beste Leistung eines eine Umfeldsituation erkennenden Umfelderkennungssystems in Verbindung mit einem video- bzw. bildgestützten Fahrassistenzsystem erzielt wird.
Durch die Erfindung wird somit zusammenfassend ein Verfahren geschaffen, welches eine Einordnung einer Beleuchtungssituation als Tag- oder
Nachtsituation ermöglicht. Mit dieser Einordnung somit kann ein fehlerfreies Erkennen einer Fahrbahnsituation unabhängig von deren Beleuchtungszustand ermöglicht werden.
Weiterhin wird ein Computerprogrammprodukt vorgeschlagen, das gespeichert auf einem computerverwendbaren Medium computerlesbare Programmmittel umfasst, welche bei Ausführung des Computerprogrammprodukts auf einem Mikroprozessor mit zugehörigen Speichermitteln oder auf einem Computer diesen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens oder des Betriebs der Anordnung veranlassen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird in den Figuren der Zeichnung dargestellt und nachfolgend erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Darstellung eines Fahrzeugs mit einer Kamera als Bestandteil eines Umfelderkennungssystems zur Auswertung von Tag- und Nachtzuständen, zusätzlich auch anhand der Scheinwerfer eines anderen Fahrzeugs und
Figur 2 ein Ablaufdiagramm der erfindungsgemäßen Verfahrensmerkmale in einer Auswerteeinheit des Umfelderkennungssystems.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
Aus Figur 1 ist schematisch eine Situation eines Fahrzeugs 1 als Träger eines Umfelderkennungssystems erkennbar, das sich hier auf einer Fahrbahn 2 in Richtung eines Pfeiles 3 bewegen kann. Das Umfelderkennungssystem des Fahrzeugs 1 weist eine Kamera 4 als Bildsensor, insbesondere eine digitale Videokamera auf, die einen Bereich zwischen gestrichelten Linien 5 und 6 erfasst.
Die Fahrbahn 2 ist durch eine Markierung 7 getrennt und auf der anderen Fahrbahnseite kommt ein anderes Fahrzeug 8 entgegen, das mit frontseitigen Scheinwerfern 9 bestückt ist. In einer Auswerteeinrichtung 10 werden an einem Eingang 11 die digitalen Daten des aus Pixeln bestehenden Sensorbildes der Kamera 4 und zusätzlich zum Beispiel an einem Eingang 12 auch die aktuelle Geschwindigkeitsdaten des Fahrzeugs 1 ausgewertet.
In der Auswerteeinrichtung 10 nach der Figur 1 werden zur Unterscheidung der Lichtverhältnisse im Bereich des bildauswertenden Umfelderkennungssystems am Fahrzeug 1 hinsichtlich Tag oder Nacht die Verstärkung und/oder die
Belichtungszeit der Kamera 4 überwacht. Ein Verlauf der Verstärkung und/oder
der Belichtungszeit über der Zeit mit relativ hoher Verstärkung oder relativ langen Belichtungszeiten kennzeichnet hier die Lichtverhältnisse bei Nacht und ein Verlauf der Verstärkung und/oder der Belichtungszeit mit relativ niedriger Verstärkung und/oder relativ niedriger Belichtungszeiten kennzeichnet hier die Lichtverhältnisse bei Tag.
Es können dabei aber auch weitere zusätzliche Informationen verwendet werden, um eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen. Das mit der Kamera 4 erfasste Umfeld wird nach hellen Objekten durchsucht, wobei bei dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel die Scheinwerfer 9 des anderen Fahrzeugs 8 als zusätzliche Information verwendet werden. Es können weiterhin auch zusätzliche, hier nicht weiter erläuterte umfeldspezifische Informationen zur Unterscheidung des Tag- oder Nachtzustandes verwendet werden, die insbesondere weitere in einem erfassten Umfeld erkannte Indikationsobjekte umfassen, deren unterschiedliches Aussehen bei Tag oder Nacht bekannt ist.
Um eine unterschiedliche Lichtintensität zu erfassen, die einen Rückschluss auf einen Tag- oder Nachtzustand zulässt, kann generell anhand des Ablaufdiagramms nach Figur 2 vorgegangen werden, wobei hier im Wesentlichen folgende Verfahrensschritte in der Auswerteeinheit 10 ausgeführt werden, die anschließend anhand des Ablaufdiagramms nach der Figur 2 im Einzelnen erläutert werden:
- Zumindest die Verstärkung und/oder die Belichtungszeit der Kamera 4 werden überwacht.
- Ein Verlauf bzw. eine Entwicklung mit durchweg hoher Verstärkung oder durchweg langen Belichtungszeiten dient als Indiz, dass gerade Nacht ist.
- Ein Verlauf bzw. eine Entwicklung mit durchweg niedriger Verstärkung oder durchweg niedrigen Belichtungszeiten dient als Indiz, dass gerade Tag ist.
Es werden vorzugsweise der Verlauf bzw. die Entwicklung der Verstärkung und/oder der Belichtungszeiten des Bildsensors oder ähnliche Einstellungen ausgewertet und es wird ermittelt, ob ein wesentlicher bzw. genügend großer Anteil dieses Verlaufs bzw. dieser Entwicklung einem Tages- oder Nachtzustand entspricht.
- Im Folgenden kann dann ein Verlauf bzw. eine Entwicklung der Tag- und Nachtentscheidungen gespeichert werden, die dann für das Treffen einer späteren Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand herangezogen werden kann.
- Der auch als Historie bezeichenbare Verlauf bzw. die zeitliche Entwicklung kann beispielsweise dadurch ermittelt werden, indem in regelmäßigen Zyklen anhand der momentanen Verstärkung und/oder der momentanen Belichtungszeit des Bildsensors eine momentane Tag- bzw. Nachtenterkennung durchgeführt wird. Neben der aktuellen bzw. letzten Tag- bzw. Nachtenterkennung kann eine einem vorgebbaren Zeitraum entsprechende Anzahl von zurückliegenden Tag- bzw. Nachtenterkennungen gespeichert werden, welche den Verlauf bzw. die Entwicklung der Tag- bzw. Nachtenterkennungen repräsentieren.
Der Zeitraum kann veränderlich sein, beispielsweise um nach einem Abstellen eines Fahrzeugs bei Nacht und bei einer Wiederbenutzung am nächsten Morgen nicht zwingend auf eine lange Kette von zurückliegenden Nachterkennungen zurückgreifen zu müssen, um eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen.
- Um ein häufiges Umschalten zwischen einer Feststellung eines Tages- und Nachtzustandes zu vermeiden, ist vorzugsweise ein einer
Zwischenzone entsprechender „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand" vorgesehen, welcher vorzugsweise weder Tages- noch Nachteinstellungen für den Bildsensor vorsieht. Ein solcher Zustand hat
momentan betrachtet zunächst weder eine Tag- noch eine Nachterkennung zur Folge, d.h. der Bildsensor weist einen Zustand auf, d.h. eine Verstärkung und/oder eine Belichtungszeit, welcher Zustand, wenn er dauerhaft aufrechterhalten werden würde, zu keiner abschließenden Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand führen würde.
- Vorzugsweise trägt dieser Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand auch nicht zu einer abschließenden Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand bei.
- Vorzugsweise ist eine beispielsweise dem Verlauf bzw. der Entwicklung entnehmbare ausreichende Anzahl oder ein z. B. einem Prozentsatz entsprechender, ausreichender Anteil von zurückliegenden Tag- bzw. Nachterkennungen vonnöten, um eine Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen.
- Sofern sich kein Unterschied zu einer zuvor bzw. kürzlich getroffenen Aussage über einen Tages- oder Nachtzustand ergibt, beispielsweise weil für eine neue Entscheidung keine genügende Anzahl von Tag- bzw. Nachterkennungen vorliegt, wird der bisherige Zustand vorzugsweise beibehalten bzw. bleibt die zuvor bzw. kürzlich getroffene Aussage vorzugsweise unverändert.
- Erfindungsgemäß können zusätzliche Informationen verwendet werden, um eine Aussage bzw. Entscheidung über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen. So ist es beispielsweise denkbar, erfasste Situationen bzw. Szenen nach hellen, scheinwerferförmigen Objekten, wie in Figur 1 dargestellt, zu durchsuchen. Scheinwerferförmige Objekte an der Fahrzeugfront eines anderen Fahrzeugs 8 haben beispielsweise eine im Allgemeinen runde oder elliptische Form und treten paarweise und in etwa der gleichen Bildhöhe auf.
- Weiter kann die Häufigkeit beobachtet werden, mit der solche Objekte in den durchsuchten erfassten Situationen bzw. Szenen gefunden werden. Eine zunehmende Häufigkeit des Auftretens bzw. der Beobachtung solcher Objekte in einer Szene bzw. in einer Situation wird vorzugsweise mit einer zu einem Nachtzustand tendierenden Entscheidung bzw.
Aussage in Verbindung gebracht.
- Um eine Aussage bzw. Entscheidung über einen Tages- oder Nachtzustand zu treffen, kann weiter ein bereichsspezifisches Wissen darüber verwendet werden, wie eine Szene bzw. eine Situation bei Tag und bei Nacht unterschiedlich erscheint.
- Ein Beispiel für ein solches bereichsspezifisches Wissen ist, dass bestimmte Objekte, z. B. Reflektoren, die z. B. zur Abgrenzung von Fahrbahnen und Fahrspuren verwendet werden, bei Nacht größer erscheinen als bei Tag.
- Dabei kann dann die Häufigkeit beobachtet werden, mit der solche
Eigenschaften bzw. ein solches Erscheinen aufweisende Objekte z. B. in einem fahrbahn- oder fahrspurmarkierungsartigen Muster auftreten. Auch hier wird eine zunehmende Häufigkeit des Auftretens bzw. der Ermittlung solcher Objekte in einer Szene bzw. in einer Situation vorzugsweise mit einer zu einem Nachtzustand tendierenden Entscheidung bzw. Aussage in
Verbindung gebracht.
- Die Entscheidung selbst bzw. die getroffene Aussage braucht nicht notwendigerweise binär zu sein, braucht also nicht notwendigerweise nur zwei Zustände, wie beispielsweise es ist Tag oder es ist Nacht, haben zu müssen. So kann beispielsweise ein Durchschnittswert der Tag- oder
Nachterkennungen dazu verwendet werden, beispielsweise proportional die Regeln bzw. Voreinstellungen eines eine Situation bzw. eine Szene verstehenden oder interpretierenden video- bzw. bildgestützten
Fahrassistenzsystems bzw. dessen Bilderkennungssystems einzustellen oder nachzujustieren. So können beispielsweise bei einem Verlauf mit 40% Tagerkennung, 50% Nachterkennung und 10% Weder-Tag-Noch- Nacht-Zustände die Regeln bzw. Voreinstellungen mit einem 50/90 entsprechenden Anteil des Einstellbereichs zwischen Tag und Nacht eingestellt oder nachjustiert werden.
Eine solche Einstellung bzw. Nachjustierung kann auch nichtlinear erfolgen, beispielsweise mit Hilfe einer Nachschlagtabelle.
Anhand der Figur 2 wird nun beispielhaft ein Ablaufplan des erfindungsgemäßen Verfahrens erläutert.
Das Verfahren startet in einem ersten Verfahrensschritt 21. In einem zweiten Verfahrensschritt 22 wird ein Tageszustand als Start- bzw. Ausgangswert gesetzt. In einem dritten Verfahrensschritt 23 wird ein so genannter Frame erfasst, welcher zumindest die momentane Verstärkung und die momentane Belichtungszeit mindestens der ein Umfeld als Fahrbahnsituation oder Szene erfassenden Kamera 4 nach der Figur 1 zumindest zum Zeitpunkt des video- bzw. bildgestützten Erfassens des Umfelds enthält.
In einem vierten Verfahrensschritt 24 werden die Verstärkung und die Belichtungszeit der mindestens einen Kamera 4 aus dem Frame gelesen. In einem fünften Verfahrensschritt 25 (eingefügt unter A nach dem Verfahrensschritt 24) kann eine Abfrage stattfinden, ob eine ausreichend schnelle Bewegung seit dem Erfassen des letzten Frames stattgefunden hat, z. B. ob seitdem eine ausreichende Strecke auf der Fahrbahn 2 zurückgelegt wurde. Ist dies der Fall, schreitet das Verfahren mit einem sechsten Verfahrensschritt 26 fort. Ist dies nicht der Fall, wird erneut im dritten Verfahrensschritt 23 ein neuer Frame erfasst. Das erfindungsgemäße Verfahren setzt jedoch nicht zwangsläufig eine
Bewegung des Trägers und damit der Kamera 4 voraus; bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel wird jedoch die fahrzeugeigene Bewegung berücksichtigt.
Im sechsten Verfahrensschritt 26 wird abgeklärt, ob die im erfassten Frame hinterlegte momentane Belichtungszeit und momentane Verstärkung einem momentanen Tages- oder einem Nacht- oder einem „Weder-Tag-Noch-Nacht- Zustand" entsprechen. Das Ergebnis ist eine momentane Tages- oder Nachterkennung oder ein momentaner „Weder-Tag-Noch-Nacht-Zustand".
In einem siebten Verfahrensschritt 27 wird die im sechsten Verfahrensschritt 26 gewonnene Erkenntnis einem Verlauf hinzugefügt. In einem achten
Verfahrensschritt 28 findet eine Abfrage statt, ob der Verlauf eine ausreichende Länge aufweist. Ist dies der Fall, fährt das Verfahren mit einem neunten Verfahrensschritt 29 fort. Ist dies nicht der Fall, fährt das Verfahren mit dem dritten Verfahrensschritt 23 fort.
In dem neunten Verfahrensschritt 29 findet eine Abfrage statt, ob in ausreichender Zahl dem Verlauf hinzugefügte Erkenntnisse Nachtentscheidungen sind. Ist dies der Fall, so fährt das Verfahren mit einem zehnten Verfahrensschritt 30 fort. Ist dies nicht der Fall, so fährt das Verfahren mit einem elften Verfahrensschritt 31 fort.
In dem zehnten Verfahrensschritt 30 wird die Aussage getroffen, dass ein
Nachtzustand herrscht. In dem elften Verfahrensschritt 31 findet eine Abfrage statt, ob in ausreichender Zahl dem Verlauf hinzugefügte Erkenntnisse Tagentscheidungen sind. Ist dies der Fall, fährt das Verfahren mit einem zwölften Verfahrensschritt 32 fort. Ist dies nicht der Fall, fährt das Verfahren vorzugsweise mit dem dritten Verfahrensschritt 23 fort. In dem zwölften Verfahrensschritt 32 wird die Aussage getroffen, dass ein Tagzustand herrscht.
In einem sich an den zehnten bzw. zwölften Verfahrensschritt 30, 32 anschließenden dreizehnten Verfahrensschritt 33 wird der Verlauf gelöscht und das Verfahren fährt erneut im dritten Verfahrensschritt 23 fort.
Wichtig ist hervorzuheben, dass es nicht das Ziel bzw. die Zielsetzung der Erfindung ist, eine Belichtungssteuerung zu erhalten. Es ist vielmehr Ziel der Erfindung eine Beleuchtungssituation eines Umfelds, einer Szene bzw. Fahrbahnsituation durch Beobachten der Kamera- und Vorfall- bzw. Vorgangsstatistiken zu beschreiben bzw. einzuordnen. Ein dadurch erhaltenes Ergebnis in Form der getroffenen Aussage wird vorzugsweise dazu verwendet, um die Regeln, Parameter bzw. Voreinstellungen eines das Umfeld verstehenden oder interpretierenden, Video- bzw. bildgestützten Fahrassistenzsystems bzw. dessen Umfelderkennungssystems z. B. auf einer gleitenden Skala so einzustellen, dass die beste Leistung erzielt wird.
Die Erfindung ist insbesondere im Bereich der Herstellung und des Betriebs video- bzw. bildgestützter Fahrassistenzsysteme bzw. video- bzw. bildgestützter Videosysteme, die im Straßenverkehr eingesetzt werden können, gewerblich anwendbar. Dabei ist es besonders vorteilhaft und auch vorgesehen, dass das Fahrerassistenzsystem ein Spurhalteunterstützungssystem hat.