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Hintergrund der Erfindung
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Das
Co-Sintern oder Brennen von laminierten Keramik-Tapes ist ein bekanntes
Modulherstellungsverfahren in der Mikroelektronikindustrie. Der
Begriff „Low-Temperature
Co-fired Ceramic (LTCC)" bezieht
sich auf eine Technologie zur Ausbildung von Mehrschicht-Keramikschaltungen.
Bei dieser Methode wird aus Glas- und Keramikpulvern, die gleichmäßig in einem
organischen Bindemittel dispergiert sind, ein Tape gebildet. Typischerweise
werden zwei oder mehr Lagen dieses Tapes für die Ausbildung einer Schaltung
zusammen laminiert. Um elektrische Verbindungen von einer Tape-Schicht
zur nächsten
auszubilden, werden durch das Tape Via-Bohrungen gestanzt und mit
einer leitenden Dickschichtpaste gefüllt, wie beispielsweise in
US-Patent Nr. 4,654,095 von Steinberg beschrieben.
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Im
nächsten
Schritt werden Dickschichtpasten (Dispersionen von Metall-, Keramik-
oder Glaspulvern in leicht zu verflüchtigenden organischen Bindemitteln),
welche Komponenten von elektronischen Schaltungen, beispielsweise
Leiter oder Widerstände,
bilden, mittels Siebdruck auf das Tape aufgebracht. Wenn alle zur
Bildung der vollständigen
Schaltung erforderlichen Tape-Schichten hergestellt sind, werden
die Tape-Stücke
ausgerichtet, um zu gewährleisten,
dass zwischen den Via-Verbindungen einer Schicht und den Leiterbahnen
oder Via-Verbindungen
der nächsten
Schicht ein Kontakt hergestellt wird. Danach werden die Tape-Schichten mittels
einer Kombination aus Wärme
und Druck laminiert, um so einen einzelnen Grünkörper zu bilden, d.h. eine Struktur,
welche von organischen Bindemitteln, wie beispielsweise Polyvinylbutyral-
oder Polyvinylacrylat-Materialien, zusammengehalten wird.
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Um
den endgültigen
keramischen Körper
zu bilden, wird der Grünkörper mit
einem Brennprofil gebrannt, in welchem typischerweise vor der Rückkehr zur
Umgebungstemperatur eine Spitzentemperatur von rund 850 °C bis 900 °C erreicht
wird. In einem zwischen ca. 350 °C
und 450 °C
liegenden Temperaturbereich werden die organischen Bindemittel,
die dem Grünkörper Festigkeit
verleihen, verdampft oder ausgebrannt. Damit die verdampften Gase
ausreichend Zeit zum Entweichen haben, wird die Rampenrate (Änderung
der Temperatur pro Zeiteinheit) des Profils in diesem Temperaturbereich
häufig
reduziert.
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Über der
Ausbrandtemperatur wird die Rampenrate des Brennprofils erhöht und das
Teil erhitzt, bis es die Spitzenbrenntemperatur erreicht. Das LTCC-Tape
enthält
typischerweise eine signifikante Menge an Glas, mit der ein Glaserweichungspunkt
Tg zusammenwirkt. Die Glas- und Keramikpulver
beginnen zu sintern und so einen dichten Körper zu bilden, sobald die
Temperatur über
den Erweichungspunkt des LTCC-Glasmaterials steigt, so dass die
Spitzenbrenntemperatur des Tapes typischerweise 100 °C bis 200 °C über Tg beträgt. Die in
dem Schaltungskörper
für Leiter
und Widerstände
eingesetzten Dickschichtmaterialien werden eine ähnliche Metamorphose von organisch
gebundenen Pulvern zu dicht gesinterten Strukturen durchlaufen.
Die Teile dürfen
so lange auf Spitzenbrenntemperatur bleiben, bis sie einen ausreichend
dichten Körper
gebildet haben, und werden dann auf Raumtemperatur abgekühlt.
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Die
Herstellung von LTCC-Tapes erfolgt typischerweise mit Hilfe von
Tape-Casting-Techniken,
wie sie beispielsweise in US-Patent Nr. 5,821,181 von Ursula et
al. beschrieben sind. Bei diesem Verfahren wird Keramikschlicker
(eine Mischung aus anorganischen und organischen Bestandteilen des
Tapes vor dem Trocknen) mit Hilfe eines Rakelmessers auf die Oberfläche einer
Polyesterfolie oder eines Polyesterträgers abgeschieden. Die Anwendung
von Tape-Casting-Techniken hat bei der Tape-Herstellung den Nachteil,
dass es schwierig ist, die Dicke zu steuern, während das Tape immer dünner wird.
Insbesondere werden die Dicke, die Genauigkeit und die Varianz beim
Gießen
unter 2 mil (50 Mikrometer) unsicher, ein Maß, welches sich auf die Lücke zwischen
dem Messer und dem Substrat beim Hindurchleiten des nassen Schlickers
bezieht. Daher wird die Steuerung der Dicke der Schichten, insbesondere
der inneren Schichten, schwierig und häufig ungenau.
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Ein
genaues Gießen
der einzelnen Schichten ist zwar erreichbar, das in US-Patent Nr.
5,102,720 beschriebene Verfahren zum individuellen Trocknen der
einzelnen Tapes und anschließenden
Laminieren aller Tapes im Ganzen ist jedoch unwirtschaftlich. Somit
lassen Verfahren, bei denen einzelne Schichten getrocknet und unter
Hitze und Druck laminiert werden oder eine nachfolgende Schicht
auf die Oberfläche
einer trockenen Schicht gegossen wird, nicht nur beträchtliche
Kosten im Herstellungsprozess entstehen, sondern führen auch zu
einer eingeschränkten
Produktausbeute.
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Bei
anderen Herstellungsverfahren wird eine sich bewegende Trägerfolie
in einen Schlicker getaucht, um einen Meniskus zwischen der Trägerfolie
und dem Schlicker zu erzeugen. Jedoch bewirkt der durch Kapillarkräfte zwischen
dem nassen organischen Bindemittel und der Schicht erzeugte Meniskus,
dass er auf der Oberfläche
der Polyesterfolie haften bleibt. Wie bei anderen Verfahren ist
es auch hier notwendig, jeweils nur eine Schicht zu trocknen und
danach eine nasse Schicht auf die Oberfläche einer trockenen Schicht
zu gießen oder
anschließend
eine Heißlaminierung
durchzuführen.
Aufgrund der Nachteile von bekannten Verfahren für die Herstellung von LTCC-Tapes
bleibt in der Technik eine Nachfrage nach einem verbesserten und
wirtschaftlichen Verfahren für
die Herstellung von LTCC-Tapes bestehen, welches eine maximale Produktausbeute
erlaubt und die Steuerung der Schichtdicke innerhalb enger Grenzen
ermöglicht.
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Die
LTCC-Technologie hat sich ihren Weg über die Industrie der mikroelektronischen
Schaltung hinaus gebahnt und wird gegenwärtig in einer Vielzahl von
Anwendungen eingesetzt. Eine wichtige Eigenschaft von LTCC ist die
Fähigkeit,
dreidimensionale Strukturen mit Hilfe mehrerer Tape-Schichten zu
erzeugen. Im Bereich der biomedizinischen Geräte wird LTCC beispielsweise
für die
Herstellung von Kavitäten
und Kanälen
für Pumpen
mit beweglichen Teilen verwendet, die in Systemen für die in-situ-Abgabe
von Medikamenten Verwendung finden. Umgesetzt wurden auch biologische
Testmodule, die das automatische Testen von biologischen und chemischen
Substanzen ermöglichen.
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Im
Bereich der Telekommunikation werden integrierte optoelektronische
Module benötigt.
Mit LTCC kann das Co-Sintern von Glasfasern zusammen mit der Antriebselektronik
auf einfache Weise ermöglicht
werden. Das gemeinsame Brennen („Cofiring") von Strukturen im Mesoskalenbereich,
welche Metallisierungen, Kavitäten,
Vias und Kanäle
enthalten, ist daher eine vorteilhafte Eigenschaft von LTCC.
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LTCC-Mesosysteme
sind kleine Pakete, die in der Lage sind, mittels Sensoren, Aktoren,
Anschlüssen, Steuerungs-
und/oder Signalverarbeitung mindestens zwei Medien zu handhaben,
beispielsweise Elektrizität und
Flüssigkeiten.
Einer der stärksten
Antriebe dieser Technologie ist die Miniaturisierung, so dass die
SIP-Integrationsmethode (SiP, System-in-Package) möglich wird,
bei der mehrere Komponenten in einen Monolithen eingesetzt werden.
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Eine
attraktive Eigenschaft von LTCC-Tapes ist die Möglichkeit, Kavitäten herzustellen,
in denen integrierte Schaltungen platziert werden können. Wie
in 1A gezeigt, enthält ein einzelnes Elektronikmodul 15 beispielsweise
eine Kavität 15A,
eine metallische Via-Bohrung 15B und eine metallische Leitungsbahn 15C auf
der Oberfläche
des Keramikmonolithen. 1B zeigt einen Nutzenbereich 17,
der eine Anordnung von mikroelektronischen Modulen 15 enthält. Der
Nutzen 17 wird typischerweise im Ganzen gebildet und verarbeitet
und anschließend
in einzelne Module 15 geschnitten.
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Durch
Kavitäten
ist ein niedriges Profil für
das Modul möglich,
wobei darauf zum hermetischen Abschließen ein Deckel gelegt werden
kann. Bei der Sinterung von Oberflächen oder bei der schwindungshemmenden
Sinterung („constrained
sintering") von
Opferstrukturen weisen, wie unten erläutert, die Wände der Kavitäten ein „Verjüngung" („Necking") genanntes Phänomen auf,
also eine vertikale Krümmung
von der Phasengrenze der Oberfläche
zum Boden der gebrannten Substratfläche. Bei der Sinterung von
schwindungshemmenden Opferstrukturen entsteht aufgrund der Scherspannungen
und der in der gleichen Ebene wirkenden Zugspannungen eine Spannungsverteilung
von oben nach unten. Es wurde gezeigt, dass die Spannungen an der
Schwindungshemmungs-Phasengrenze beträchtlich höher sind. Bei einer Bewegung
entlang der Z-Achse hin zur Mitte des gebrannten Substrats werden
die schwindungshemmenden Kräfte,
die den in gleicher Ebene wirkenden Zugspannungen entgegenwirken,
geringer. Daher ist die Verdichtung in der Mitte des Monolithen
beträchtlich
stärker,
was die vertikale Krümmung
verursacht. Infolge der höheren
Spannungsverteilung an der Phasengrenze ist darüber hinaus üblicherweise eine Delamination
oder Wölbung
vorhanden. Die oben erwähnten
Eigenschaften sind nicht wünschenswert,
besonders nicht bei der Konstruktion von Kavitäten oder anderen Präzisionsmerkmalen
in den keramischen Strukturen.
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Trotz
der zahlreichen Anwendungen der LTCC-Technologie weist der LTCC-Prozess
mehrere Nachteile auf. Zunächst
ergeben sich beim Sintern signifikante Veränderungen der Abmessungen der
keramischen Monolith-Struktur. Wenn sich die Pulverbestandteile
der LTCC-Struktur
beim herkömmlichen
nicht-schwindungshemmenden („unconstrained") oder freien Sintern
verdichten, findet insbesondere eine Schwindung in allen Dimensionen
statt. Typischerweise wird die Schwindung des Tapes in seiner Breite
oder Länge
(also in X- oder Y-Richtung) nahezu identisch mit der Schwindung
durch die Dicke des Stapels der Tape-Schichten (Z-Richtung) sein und
sich nur geringfügig
von derselben unterscheiden. Gewöhnlich
betragen die Abmessungen der Struktur nach dem Brennen rund 84%
bis 87% der Größe im ungebrannten
grünen
Zustand. Diese Veränderung
und die damit verbundenen Schwankungen führen zu mehreren Nachteilen
bei der Anwendung der konventionellen LTCC-Technologie.
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Zunächst erfordert
die Schwindung in X-Y-Richtung, Sxy, dass
der Bereich des grünen
Tapes, das für die
Herstellung einer Schaltung mittels freier Sinterung oder „unconstrainedsintering"-Technik Verwendung
findet, um einen Faktor von 1/(1–Sxy)2 größer ist
als der ge brannte Endbereich. Folglich sollte der für die Herstellung
einer frei gesinterten Schaltung verwendete grüne Tape-Bereich rund 25% bis
40% größer sein
als die endgültige
Schaltung.
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Ein
zweiter Nachteil bei der nicht-schwindungshemmenden Sinterung ist
der Verlust der Geometriegenauigkeit, welcher bei frei gesinterten
Schaltungen auftritt. Dieser Genauigkeitsverlust verringert die
Fähigkeit,
große
Anzahlen von mikroelektronischen Einzelteilen oder individuelle
Module in einer einzigen LTCC-Nutzengröße herzustellen, d.h. in der
Größe einer
großen
Anordnung von Modulen, die in einem einzigen LTCC-Substrat gebaut
sind. Diese Größe ist insbesondere
aufgrund der Schwindung in den Planarrichtungen (X und Y), normalerweise
10% bis 15%, und deren Toleranzen, typischerweise rund ±0,2% bis ±0,4%, begrenzt.
Diese Toleranzen werden um so problematischer, je größer die
LTCC-Schaltung oder die auf der Schaltung bestückten Geräte werden oder je geringer
der Verbindungsabstand (der Abstand zwischen Verbindungen auf einem
Paket) wird. Betragen die Abmessungen einer Nutzengröße beispielsweise
8 in × 8
in (203 mm × 203
mm), würden
derartige Toleranzen zu einer Positionsunsicherheit von ungefähr ±16 mil
(41 μm)
führen.
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Beim
Brennen bewirkt die Schwindungsunsicherheit des LTCC eine Veränderung
der äußeren Merkmale
in Bezug auf die vorgegebene Nominalposition. Druckvorlagen, die
für Nachbrennvorgänge verwendet werden,
wie beispielsweise beim Aufdrucken von nachgebrannten Leitern oder
Widerständen
oder zum Aufdrucken von Lötzinn
auf Leiterbahnen, basieren auf der vorgegebenen Nominalposition.
Ein übermäßiger Abstand
zwischen der tatsächlichen
gebrannten Position eines Schaltungsmerkmals und der Nominalposition kann
Schaltungsausfälle
verursachen, wenn beispielsweise kein ausreichender elektrischer
Kontakt hergestellt wird, was von zu wenigen Via-Verbindungen oder
von Fehlausrichtungen zwischen den Schichten aufgrund einer Schwindungsunsicherheit
herrühren
kann. Obwohl Druckvorlagenmerkmale vergrößert werden können, um
derartige Schwindungstoleranzen auszugleichen, kann daraus außerdem eine
Schaltungsdichte resultieren.
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Die
oben erwähnten
Probleme, die die Fähigkeit
zum gemeinsamen Brennen („Cofiring") von eingebetteten
Komponenten und/oder zum Erzeugen verzugsfreier Kavitäten in einem
Keramikmonolithen verringern, haben in der Mikroelektronikindustrie
dazu geführt,
dass auf schwindungshemmende Techniken zurückgegriffen wird, um die Abmessungsunsicherheit
von Keramik-Nutzen beim Brennvorgang zu reduzieren. In der Industrie
wurde und wird bei dem Versuch, das Schwindungsproblem anzupassen
oder zu umgehen, eine Reihe derartiger schwindungshemmender Verfahren
verwendet.
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Beispielsweise
sind die druckunterstützte
Sinterung und die Anwendung von äußeren Belastungen
auf der Oberfläche
von keramischen Tape-Modulen in US-Patent Nr. 4,340,436 beschrieben.
Die Verwendung einer am Rand eines Keramik-Nutzens umlaufenden mechanischen
Klemmung, die die X-Y-Dimensionen desselben enthalten, wird im Europäischen Patent
Nr. 0 243 858 erörtert.
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Derartige
Methoden bringen mehrere potentielle Probleme und Nachteile für den Hersteller
mit sich. Da das Vorhandensein der Hufspannplatte Funktionsmängel in
jeglichen Leitern oder Widerständen,
die in direktem Kontakt mit der Oberfläche des LTCC stehen, verursachen
kann, muss die Kontaktgeometrie der Aufspannplatte sorgfältig kontrolliert
und an dem grünen
Tape ausgerichtet werden. Durch die Anwendung mechanischer Klemmtechniken
können
unterschiedliche Aufspannplattenausführungen für unterschiedliche Schaltungen
erforderlich sein. Schließlich
muss für
jede durch schwindungshemmende Struktur, die in einer Charge gebrannt
wird, eine separate Aufspannplatte verwendet werden.
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Alternativ
ist in US-Patent Nr. 6,139,666 der Gebrauch von porösen Kontaktbögen beschrieben,
die an den LTCC-Nutzen angebracht werden und nach dem Sintern einfach
entfernt werden können.
Wie in US-Patent Nr. 6,205,032 und in der US-Patentanmeldungsschrift
Nr. 2001/0018797 beschrieben, wurde außerdem versucht, einen schwindungshemmenden
Keramikkern zu verwenden, der die Schwindung der angebrachten Schichten
mit Hilfe von nachfolgenden Brennvorgängen hemmt.
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Bei
einer weiteren Technik zum Hemmen der Schwindung der X-Y-Geometrie
von LTCC-Schaltungen werden schwindungshemmende Opfer-Tape-Schichten
auf den oberen und unteren Flächen
des Körpers
der LTCC-Schaltung laminiert. Diese Technik wird beispielsweise
in US-Patent Nr. 5,085,720; 5,254,191; 5,383,474 und 5,474,741 beschrieben
(alle von Mikeska et al.). Die Opfer-Tape-Schichten werden aus porösem feuerfesten
Hochtemperatur-Keramikpulver
gebildet, das als solches während
des LTCC-Brennvorgangs nicht sintern wird. Da das Opfer-Tape während des
Brennprofils nicht sintert und verdichtet, behält es die Geometrie seines
grünen
Zustands bei.
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Damit
jedoch das feuerfeste Opfer-Tape die Schwindung der X-Y-Geometrie
des darunter liegenden LTCC-Tapes hemmen kann, sollten mindestens
zwei Bedingungen erfüllt
sein. Zunächst
muss zwischen den beiden Tape-Materialien eine ausreichende Reibung
vorhanden sein, damit die Materialien mechanisch verbunden werden.
Zum Zweiten dürfen
glasige Bestandteile des LTCC-Tapes, welche den feuerfesten Bestandteil
des Opfer-Tapes während
des LTCC-Brennprofils auflösen
könnten
und so dessen Sintern und Verdichten ermöglichen würden, die Opfer-Tape-Schicht
nicht tränken.
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Alle
oben erwähnten
Methoden zur Schwindungshemmung von außen besitzen beträchtliche
Nachteile. Beispielsweise werden bei der druckunterstützten Sinterung
mit umlaufender Schwindungshemmung eine spezielle Ausführung des
Ofens oder äußere Geräte benötigt, um
eine Schwindung des keramischen Materials mechanisch zu verhindern.
Bei anderen Verfahren müssen
für die
Ausbildung des Tapes für
Kavitäten
feuerfeste poröse
Keramikformen hergestellt werden.
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Schließlich bestehen
für Hersteller,
die mit Opfer-Tape-Prozessen arbeiten, mehrere potentielle Probleme.
Nach dem Brennen muss die Opfer-Tape-Schicht ausreichend vollständig von
dem Schaltungskörper entfernt
werden, um die nachfolgenden Herstellprozesse nicht zu stören; dies
darf aber auch nicht so aggressiv geschehen, dass der restliche
LTCC-Körper
beschädigt
wird. Wie die Hufspannplatte bei der mechanischen Klemmtechnik kann
auch das Opfer-Tape inkompatibel mit den Leitern oder Widerständen sein,
die möglicherweise
auf die Oberfläche
des LTCC-Schaltungskörpers
gesetzt werden. Daher müssen
diese Oberflächenmerkmale
aufgedruckt und gebrannt werden, nachdem die Opferschicht entfernt
worden ist, was die Anzahl der Verarbeitungsschritte an der Fertigungslinie
erhöht
und auch zu höheren
Kosten für
aufeinanderfolgende Brennvorgänge
führt (Ofenkosten).
In Bezug auf die Prozessausbeute und die Einfachheit des Prozesses
wäre es
vorzuziehen, diese Merkmale auf das grüne Tape aufzudrucken und sie
zusammen mit dem restlichen Schaltungskörper gemeinsam zu brennen („Cofiring"). Da das Opfer-Tape
außerdem
nach dem Brennen faktisch keine mechanische Festigkeit besitzt,
kann es nicht in den Körper
der LTCC-Schaltung integriert werden. Dies mindert die Dicke der
Körper,
deren Schwindung mit diesem Verfahren gehemmt werden kann, da der Grad
der Schwindungshemmung mit ansteigender Entfernung von der schwindungshemmenden
Schicht niedriger wird. Schließlich
können
die Kontaktbögen
des feuerfesten keramischen Opfer-Tapes die Oberflächen des
LTCC-Tapes kontaminieren, und die Entfernung oder das Abstauben
und die Entsorgung des Opfer-Tapes tragen zu den Kosten des einzelnen
Moduls bei und reflektieren diese.
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In
der Technik besteht nach wie vor eine Nachfrage nach einem Verfahren
für eine
schwindungshemmende Sinterung für
keramische LTCC-Materialien, welches die Nachteile und Einschränkungen
der gegenwärtig
angewendeten Verfahren vermeidet. Eine derartige Technologie muss
gewährleisten,
dass die beim Stanzen der Via-Bohrungen und beim Bedrucken festgelegten
X-Y-Abmessungen beim Einbrennen bestehen bleiben. Außerdem sollte
das Verfahren die Abmessungsunsicherheit in Keramikteilen verringern
und viele der Schritte für
die Entwicklung und Herstellung von Schaltungen, welche zur Vermeidung
von Abmessungsfehlern und Fehlanpassungen erforderlich sind, überflüssig machen.
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Kurzbeschreibung der Erfindung
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Es
ist ein monolithisches Grünkörper-Tape
mit einer X-Y-Ebene und einer Dicke in Z-Richtung für die Verwendung in LTCC-Verfahren
(Low-Temperature Ceramic Cofiring, gemeinsames Brennen von keramischen
Materialien bei niedriger Temperatur) vorgesehen. Das Tape umfasst
wenigstens eine Niedertemperatur-Keramikschicht, welche Partikel
eines ersten keramischen Materials, eines ersten Glasmaterials und
eines ersten organischen Bindemittels enthält, sowie wenigstens eine selbsthemmende
(„self-constrained") Schicht, welche
Partikel eines feuerfesten keramischen Materials, eines Benetzungsmittels
für das
erste Glasmaterial und eines zweiten organischen Bindemittels enthält. Das
feuerfeste keramische Material wird nicht bei einer Sintertemperatur
der Niedertemperatur-Keramikschicht sintern, so dass sich beim Brennen
des Grünkörper-Tapes
bei der Sintertemperatur der Niedertemperatur-Keramikschicht die
Schichten ohne Anwendung einer äußeren Schwindungshemmvorrichtung
in Z-Richtung verdichten, die Schwindung in der X-Y-Ebene jedoch
unter 1% liegt.
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Es
ist eine dichte, monolithische, selbsthemmende Mehrkomponenten-LTCC-Struktur
vorgesehen, welche einen Stapel aus wenigstens zwei Mehrschicht-Keramiksubstraten
umfasst, insbesondere die oben erwähnten monolithischen Grünkörper-Tapes,
die jeweils wenigstens ein darauf oder darin angebrachtes elektronisches
Schaltungsbauelement umfassen. Jedes Substrat umfasst wenigstens
eine Niedertemperatur-Keramikschicht, welche gesinterte Partikel
eines ersten keramischen Materials und eines ersten Glasmaterials enthält, sowie
wenigstens eine selbsthemmende Schicht, welche Partikel eines feuerfesten
keramischen Materials und ein Benetzungsmittel für das erste Glasmaterial enthält. Das
feuerfeste keramische Material und das Benetzungsmittel sind wenigstens
teilweise mit dem ersten Glasmaterial verschmolzen.
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Ferner
ist ein Verfahren zur Herstellung eines monolithischen Mehrschicht-Grünkörper-Tapes vorgesehen.
Das Verfahren umfasst folgende Schritte:
- (a)
Ausbilden eines ersten Schlickers, welcher Partikel eines ersten
keramischen Materials, eines ersten Glasmaterials, eines ersten
organischen Bindemittels und eines ersten Lösungsmittels umfasst,
- (b) Ausbilden eines zweiten Schlickers, welcher Partikel eines
feuerfesten keramischen Materials, eines zweiten organischen Bindemittels
und eines zweiten Lösungsmittels
umfasst,
- (c) Abscheiden einer ersten Schicht eines Schlickers aus dem
ersten bzw. zweiten Schlicker durch eine Breitschlitzdüse auf einen
Träger,
- (d) Abscheiden einer zweiten Schicht des jeweils anderen Schlickers
aus dem ersten bzw. zweiten Schlicker durch eine Breitschlitzdüse auf den
einen Schlicker, während
sich der eine Schlicker noch in nassem Zustand auf dem Träger befindet,
jedoch so, dass die erste und die zweite Schicht im Wesentlichen
einzeln bleiben, und
- (e) Trocknen der abgeschiedenen Schlicker, um im Wesentlichen
die Lösungsmittel,
jedoch nicht die Bindemittel zu entfernen.
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Schließlich ist
in einem Verfahren zur Herstellung einer gebrannten monolithischen
Struktur für
eine elektronische Mehrschichtschaltung oder ein hydraulisches Modul
eine Verbesserung vorgesehen, wobei das Verfahren die Schritte des
Vorsehens von Grünkörper-Keramik-Tapes mit
jeweils einer X-Y-Ebene, des Aufbringens von elektronischen Schaltungsbauelementen
auf den Tapes, des Stapelns der Tapes in Z-Richtung, des Laminierens
der gestapelten Tapes, des Erhitzens des Laminats aus gestapelten
Tapes, um das organische Bindemittel aus den Tapes zu entfernen,
und des gemeinsamen Brennens („Cofiring") des bindemittelfreien
Laminats, um die monolithische Struktur mit einer im Wesentlichen
nur in Z-Richtung
verlaufenden Schwindung und im Wesentlichen keiner Schwindung in
den X-Y-Ebenen herzustellen,
umfasst und die Verbesserung Folgendes umfasst: Der Schritt des
Vorsehens des Grünkörper-Keramik-Tapes
umfasst das Vorsehen wenigstens eines Tapes mit einer selbsthemmenden
(„self-constraining") Schicht und der
Schritt des gemeinsamen Brennens („Cofiring") erfolgt ohne Anwendung einer äußeren Schwindungshemmvorrichtung.
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Kurzbeschreibung der mehreren
Ansichten der Zeichnungen
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Sowohl
die oben aufgeführte
Zusammenfassung als auch die folgende detaillierte Beschreibung
der Erfindung werden leichter verständlich, wenn sie in Verbindung
mit den im Anhang aufgeführten
Zeichnungen gelesen werden. Um die Erfindung zu veranschaulichen,
werden in den Zeichnungen Ausgestaltungen gezeigt, die gegenwärtig bevorzugt
werden. Es ver steht sich jedoch, dass die Erfindung nicht genau
auf die gezeigten Anordnungen und Hilfsmittel beschränkt ist.
Es zeigen:
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1A zeigt
ein typisches Einzelmodul mit einer Kavität, oben aufgedruckten metallischen
Leiterbahnen und Vias in einer perspektivischen Schemaansicht. 1B zeigt
einen Nutzen mit mehreren in demselben integrierten mikroelektronischen
Mehrschichtmodulen aus
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1A in
schematischer Draufsicht.
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2 zeigt
ein dreischichtiges Tape gemäß der vorliegenden
Erfindung in einer schematischen Querschnittsansicht.
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3 zeigt
die graphische Wechselbeziehung zwischen dem Dickenverhältnis und
der Schwindungskontrolle für
ein dreischichtiges Tape gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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4A,
B, C und D zeigen mehrere selbsthemmende Mehrkomponentenstrukturen
gemäß der vorliegenden
Erfindung in schematischen Querschnittsansichten.
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5 zeigt
ein Nass-auf-Nass-Keramik-System für gleichzeitiges Abscheiden
gemäß der vorliegenden
Erfindung.
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Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
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Wie
oben erklärt,
hat die Elektronikmodulindustrie noch keine Möglichkeit gefunden, die Schwindungsproblematik
auf wirtschaftliche und unkomplizierte Weise anzugehen. Eine ideale
Lösung
wäre ein
einzelnes Keramik-Tape-Material ohne Schwindung, welches wie ein
reguläres
LTCC-Tape in Verarbeitungsschritten, wie beispielsweise Stapein,
Laminieren, Bedrucken und Via-Befüllen, verarbeitet werden könnte. Der
Vorteil wäre
noch größer, könnte das
Tape gleichzeitig mit dem Metallisieren bei standardmäßigen LTCC-Temperaturen
gemeinsam gebrannt oder gesintert werden. Ferner wäre auch
ein einzelnes Tape wünschenswert,
welches vielseitig genug wäre,
dass strittige Punkte wie beispielsweise ein geringer dielektrischer
Verlust bei hohen Frequenzen und die Integration von passiven und
aktiven Komponenten behandelt werden könnten, während gleichzeitig die Abmessungsunsicherheit
bei zunehmender Nutzengröße beseitigt
würde.
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Die
vorliegende Erfindung erreicht diese Ziele. Insbesondere ist ein
monolithisches Grünkörper-Tape vorgesehen,
das für
die Konstruktion von Mehrschicht-Keramikstrukturen verwendet werden
kann, welche eingebettete Leiterbahnenbilder für Anwendungen der Mikroelektronik
enthalten. Wie weiter unten detaillierter beschrieben, kann dieses
Grünkörper-Tape
wie ein herkömmliches
Einschicht-LTCC-Tape verarbeitet werden, behält aber nach dem Brennen seine
geometrischen X-Y-Abmessungen bei, weil das Tape als solches selbsthemmend
ist und dadurch mehrere Probleme verringert, die angesichts gegenwärtig angewendeter
Herstellverfahren bei der Sinterung mit äußeren Schwindungshemmvorrichtungen
(„Constrained
Sintering") bestehen. Beispielsweise
erlaubt das erfindungsgemäße selbsthemmende
Grünkörper-Tape eine verbesserte
Planheit der aus demselben gebildeten entstehenden Strukturen und
kann bei der Konstruktion von keramischen Mehrschichtschaltungen
und einzelnen Modulen verwendet werden, bestehend aus herkömmlichen
Dickschichtmetallisierungen, einschließlich Leiterbahnen, Widerständen und
dielektrischer Masken auf der Oberfläche sowie innen befindlicher
eingebetteter passiver/aktiver Komponenten und Kavitäten. Das
verbesserte Tape gemäß der vorliegenden
Erfindung verstärkt
auch die Eigenschaften der darin oder darauf gedruckten Metallleiterbahnenbilder,
einschließlich
Lötbarkeit,
Haftfähigkeit,
Leitfähigkeit
und Widerstandsfähigkeit.
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Grünkörper-Tape
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Das
für gemeinsames
Brennen („Cofiring") bei niedriger Temperatur
bestimmte monolithische Grünkörper-Tape
kann als „selbsthemmend" („self-constrained") bezeichnet werden,
weil, wie weiter unten detaillierter beschrieben wird, beim Sintern
im Wesentlichen keine Schwindung des Tapes in X-Y-Richtung erfolgt, obwohl
keine Schwindungshemmvorrichtung zur Erreichung dieses Ziels erforderlich
ist. Das Tape umfasst wenigstens zwei Schichten. Bei der ersten
Schicht handelt es sich um eine Niedertemperatur-Keramikschicht, welche
Partikel eines ersten keramischen Materials, eines ersten Glasmaterials
und eines ersten organischen Bindemittels enthält. Das keramische Material
und das Glasmaterial, welche die Niedertemperatur-Keramikschicht
umfassen, können
zusammen als die „anorganische
Zusammensetzung" der
Niedertemperatur-Keramikschicht bezeichnet werden, wobei die Zusammensetzung
durch die letztendliche Anwendung des Grünkörper-Tapes bestimmt werden
kann. Die anorganische Zusammensetzung der ersten Schicht kann die
Fachleuten bekannte Zusammensetzung eines herkömmlichen LTCC-Tapes, eine für eine bestimmte
Anwendung modifizierte LTCC-Tape-Zusammensetzung
oder eine neuartige Zusammensetzung sein. Aus diesem Grund wird die
erste Schicht hier auch als "Niedertemperatur-Keramikschicht" oder als „LTCC-Schicht" bezeichnet.
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Glasmaterial
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Das
jeweilige zur Verwendung in der Niedertemperatur-Keramikschicht
bestimmte Glasmaterial kann basierend auf der gewünschten
Anwendung des Grünkörper-Tapes
ausgewählt
werden. Glas ist ein amorphes Material, welches elementare Oxide
umfasst, deren Natur die physikalischen Eigenschaften des Glasmaterials bestimmen,
wie beispielsweise Tg (Glasübergangstemperatur),
Viskosität,
Porosität,
Lichtdurchlässigkeit,
Dielektrizitätskonstante
und Wärmeausdehnungskoeffizient.
Derartige Eigenschaften können
abhängig
von der jeweiligen gewünschten
Anwendung gesteuert werden. Beispielsweise könnte das Glasmaterial bei entsprechender
Wärmebehandlung
beim Brennen entglasen, so dass seine Struktur kristallin würde. Das
Glasmaterial könnte
auch so ausgeführt
sein, dass es mit den feuerfesten Bestandteilen in dem Tape bei
Brenntemperaturen reagieren und so unterschiedliche kristalline
Phasen erzeugen würde,
die Eigenschaften wie beispielsweise niedriger Verlust bei hohen
Frequenzen besäßen. Bei
anderen Anwendungen könnte
das Glasmaterial so ausgeführt
sein, dass es eine hohe Dielektrizitätskonstante für Kondensatoranwendungen
bieten würde.
Die wichtigsten physikalischen Eigenschaften des in der vorliegenden
Erfindung verwendeten Glasmaterials sind seine Viskosität und sein
Benetzungswinkel, die durch Mischen mehrerer anorganischer Oxidkombinationen von
Fachleuten verändert
werden können.
In der LTCC-Schicht kann jede beliebige Glasart Verwendung finden,
wie beispielsweise (aber nicht beschränkt auf) Silikatglas, vorzugsweise
Borosilikatglas, z.B. bleihaltiges, calciumhaltiges oder lithiumhaltiges
Borosilikatglas.
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Keramisches Material
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Bei
dem zweiten anorganischen Material in der LTCC-Schicht handelt es
sich um ein keramisches Material, dessen Schmelztemperatur höher ist
als die von Glas und das als Ergänzung
zu dem Glasmaterial verwendet werden kann. Während ein Teil des keramischen
Materials mit dem Glasmaterial reagieren soll, kann das keramische
Material auch als Füllstoff
dienen. Das keramische Material kann auch dem besonderen Zweck dienen,
die Gesamteigenschaften des Grünkörper-Tapes
zu beeinflussen, z.B. die Festigkeit, den Wärmeausdehnungskoeffizienten
oder den Koeffizienten für
die Thermalfrequenz (Tf), d.h. die Verschiebung
der Reaktion der Frequenz auf eine Temperaturveränderung. Bei dem keramischen
Material kann es sich beispielsweise um Aluminiumoxid, Titandioxid
oder Siliciumdioxid handeln, aber es sind auch viele andere in der Technik
bekannte keramische Materialien für die Aufnahme in die Niedertemperatur-Keramikschicht
geeignet.
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Keimbildner
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst die anorganische Zusammensetzung
der LTCC-Schicht ferner einen Keimbildner. Bei einem Keimbildner
handelt es sich üblicherweise
um ein Edelmetall- oder Übergangsmetalloxid,
welches in die anorganische Zusammensetzung der LTCC-Schicht integriert
und bei der Sinterung zu einem Bestandteil der Glasstruktur wird.
Der Keimbildner dient der Beschleunigung der Entglasung, um gewünschte kristalline
Phasen während
des Brennvorgangs zu bilden, um die Volumendichte der gewünschten
kristallinen Phase zu erhöhen
oder um die Korngröße der kristallinen
Struktur zu steuern, indem die Bildung einer größeren Anzahl von kleineren
Kristallkörnern
angeregt wird. Ein bevorzugter Keimbildner ist Titandioxid, das
in die LTCC-Schicht in einer Menge integriert werden kann, die wirkungsvoll
genug ist, um die Porosität
zwischen der LTCC-Schicht und der selbsthemmenden Schicht wie unten
erläutert
zu minimieren. Auch andere Keimbildner, z.B. Zirconiumdioxid, Anorthit,
Molybdänoxid,
Wolframoxid, Magnesium-Kobalt-Spinell oder Kombinationen daraus,
können
in die Niedertemperatur-Keramikschicht aufgenommen werden. Die spezifische
Auswahl des Keimbildners kann von den jeweiligen in der LTCC-Schicht
vorhandenen Glasarten und keramischen Materialien abhängen.
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Ohne
an eine Lehrmeinung gebunden sein zu wollen, wird allgemein angenommen,
dass es bei der weiter unten beschriebenen Sinterung des Grünkörper-Tapes
durch das Vorhandensein eines Keimbildners zur Ausbildung eines
neuen keramischen Materials in der LTCC-Schicht kommt, welches eine
neue kristalline Struktur besitzt. Dieses neue Material bewirkt,
dass das aus dem Grünkörper-Tape
gebildete Endprodukt hervorragende dielektrische Eigenschaften aufweist.
In einer Ausgestaltung handelt es sich bei dem Keimbildner um Titandioxid
und bei der Sinterung wird in der LTCC-Schicht Anorthit gebildet.
Bei Abwesenheit eines Keimbildners ist das gesinterte Material eher
glasiger als dass es eine große
Volumendichte der gewünschten
kristallinen Phase besitzt. Dieses glasige Material hat möglicherweise
nicht die gewünschten
dielektrischen Eigenschaften und neigt dazu, schwächer zu
sein als kristalline Phasen. Außerdem
ist die Beweglichkeit von Silber in glasigen Materialien sehr viel
größer als
in kristallinen Materialien, was sich negativ auf die Zuverlässigkeit der
aus dem Grünkörper-Tape mit Hilfe von
Silberleitern gebildeten Schaltungen auswirken kann. Jedoch können auch
Probleme entstehen, wenn das Glas in der LTCC-Schicht zu schnell
oder zu vollständig
ent glast. Da kristalline Phasen den Materialfluss während des
Sintervorgangs behindern, könnte
insbesondere das frühe Auftauchen
von kristallinen Phasen verhindern, dass das Glas in ausreichender
Menge in die schwindungshemmende Schicht strömt und dass sich eine dichte
Struktur bildet. LTCC-Materialien mit einem zu niedrigen Glasanteil
neigen dazu, eine stärkere
Oberflächenrauheit
als Materialien mit einem höheren
Anteil an Glas zu haben, und diese Oberflächenrauheit kann bei einigen
Anwendungen Probleme bereiten. Manche dieser möglichen Probleme können durch
die Gegenwart eines Keimbildners in der anorganischen Zusammensetzung verringert
werden.
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Es
herrscht auch die Meinung, dass die Aufnahme eines Keimbildners,
wie Titandioxid, in der anorganischen Zusammensetzung der LTCC-Schicht
einen positiven Einfluss auf die zwischen den LTCC-Schichten und
den selbsthemmenden Schichten vorhandene Viskosität und Porosität haben
kann (Grenzflächenporosität). Ist
eine zu große
Menge Keimbildner vorhanden, kann dies zu einer übermäßigen Grenzflächenporosität führen, was
die Bildung von offenen Kanälen
ermöglicht.
Diese offenen Kanäle
können
die mechanische Festigkeit der Struktur vermindern und ein schwerwiegendes
Risiko für
die Zuverlässigkeit
darstellen, da Wasser die gebrannte Struktur durchdringen kann.
Ein hoher Grad an Porosität
kann außerdem
zur Delamination (hundertprozentige Porosität) einer Mehrschichtstruktur
in ihre Schichtenbestandteile führen.
Im Allgemeinen ist es wünschenswert,
den Gesamtvolumenanteil der Porosität in der gebrannten Struktur
zu minimieren. Es ist außerdem
wichtig, dass die vorhandene Porosität eher in Form von isolierten
Blasen als verbundenen Kanälen auftritt.
Es hat sich herausgestellt, dass die Aufnahme von 7% Titandioxid
in eine bestimmte anorganische LTCC-Zusammensetzung die Ausbildung einer
großen
Menge an unerwünschter
offener Grenzflächenporosität ermöglicht.
Wird die Menge an Titandioxid auf ungefähr 5% reduziert, sinkt die
Grenzflächenporosität, aber es
bleiben einige Bereiche mit offenen Poren zurück. Jedoch sinkt durch die
Aufnahme von nur 2,7% Titandioxid in die LTCC-Schicht die Grenzflächenporosität auf einen
gewünschten
Wert, was die offene Porosität
beseitigt. Eine weitere Absenkung des Titandioxidgehalts verbessert
die Dichte der gebrannten Struktur noch weiter, kann aber auch zu
einem unerwünscht
hohen Glasanteil in der gebrannten LTCC-Schicht führen.
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Organisches Bindemittel
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Der
letzte Bestandteil der Niedertemperatur-Keramikschicht ist ein organisches
Bindemittel, in dem die Glas- und Keramikpartikel suspendiert sind
und das ein Polymerharz sowie ein Plastifizier- und/oder ein Dispergiermittel
umfasst. Die Bestandteile des organischen Binde mittels werden bei
Temperaturen von ca. 100 bis ca. 500 °C abgebaut und/oder ausgebrannt
oder verdampft. Das organische Bindemittel kann auf einer LTCC-Formulierung
nach Industriestandard basieren, wie beispielsweise in US-Patent
Nr. 4,769,294; 5,387,474 und 4,536,535 beschrieben, oder es kann
auf der Basis der jeweiligen anorganischen Zusammensetzung des Grünkörper-Tapes
und der gewünschten
Anwendung entwickelt werden. Jeder Bestandteil des organischen Bindemittels übt einen
Einfluss auf die spezifischen Eigenschaften des Tapes aus, was allgemein als
Grünhandhabung
bekannt ist und solche Parameter wie Trägerfolienfreisetzung, Bindewirkungsgrad,
Sprödigkeit,
Robustheit usw. umfasst. Die Auswahl und Anpassung dieser Bindemittelbestandteile
ist Fachleuten bekannt.
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Beispielsweise
kann die Schwindung des Tapes beim Brennen durch die Auswahl des
Polymerharzes beeinflusst werden. Typische Polymerharze umfassen
eine große
Vielfalt an Polymermaterialien, wie Butyrale, Celluloseerzeugnisse,
Silikonpolymere, Acrylatverbindungen, Polyether von hoher relativer
Molekülmasse, Acrylpolymere,
Copolymere und Multipolymere. Unabhängig von der Natur des Polymers
ist es wünschenswert,
die minimal mögliche
Menge an organischem Bindemittel zu verwenden, um das Verhältnis von
Feststoffen zu organischen Verbindungen zu maximieren, was die Packung
der Partikel verbessert und die Schwindung beim Brennen minimiert.
Um jedoch zu vermeiden, dass die Eigenschaften für die Handhabung des Tapes,
wie die Sprödigkeit
oder die Gründelamination
(Delamination der Grünbögen vor
der Sinterung), aufs Spiel gesetzt werden, werden vorzugsweise bis
zu ca. 20 Gew.-% des Bindemittels in ca. 80 Gew.-% Feststoffen verwendet.
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Die
zweite Schicht des Grünkörper-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung wird auch als „selbsthemmende
Schicht" bezeichnet.
In der vorliegenden Beschreibung bezieht sich der Begriff „selbsthemmend" auf die Fähigkeit
der selbsthemmenden Schicht, während
des Brennvorgangs die Schwindung einer oder mehr benachbarter LTCC-Schichten
in X-Y-Richtung zu hemmen, ohne dass eine äußere Schwindungshemmvorrichtung
benötigt
wird, wie beispielsweise äußere Materialien
oder physikalische Einspannmittel, welche an dem Grünkörper angebracht
werden. In der vorliegenden Beschreibung bezieht sich „äußere Schwindungshemmvorrichtung" auf jedes beliebige
Material oder Gerät
oder jede beliebige Kraft, das bzw. die an dem Grünkörper angelegt
wird, um eine Schwindungshemmung der Schichten des Körpers in
der X-Y-Ebene zu
erreichen, welches bzw. welche aber nach dem Brennvorgang entfernt
wird. Es wäre
vorstellbar, dass die äußere Schwindungshemmvorrichtung
im Inneren des Mehrschicht-Grünkörpers angelegt
würde,
jedoch nicht als Teil der monolithischen Struktur nach dem Brenn vorgang
verbleibt. Dagegen verbleibt die selbsthemmende Schicht der vorliegenden
Erfindung als Bestandteil der gebrannten, monolithischen Mehrschichtstruktur.
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Diese
selbsthemmende Schicht enthält
Partikel eines feuerfesten keramischen Materials, ein Benetzungsmittel
für das
Glasmaterial in der ersten Schicht und ein organisches Bindemittel.
Das organische Bindemittel enthält,
wie oben beschrieben, ein Polymerharz und ein Plastifizier- und/oder
ein Dispergiermittel, wobei es sich dabei um das gleiche organische
Bindemittel wie in der ersten Schicht oder um ein anderes organisches
Bindemittel als das in der ersten Schicht handeln kann. Bevorzugt
hat das organische Bindemittel in der selbsthemmenden Schicht jedoch
die gleiche Zusammensetzung wie das organische Bindemittel in der
für die
Bildung des Grünkörper-Tapes
verwendeten Niedertemperatur-Keramikschicht. Das organische Bindemittel
in der selbsthemmenden Schicht kann ebenfalls eine bekannte Formulierung
haben oder auf der Basis der anorganischen Zusammensetzung der selbsthemmenden
Schicht entwickelt werden.
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Feuerfestes keramisches Material
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Bei
dem feuerfesten keramischen Material handelt es sich um ein keramisches
Material, das nicht bei einer Sintertemperatur der Niedertemperatur-Keramikschicht
sintert, welche typischerweise zwischen ca. 750 bis ca. 900 °C liegt.
Im Wesentlichen ist jedes beliebige hochschmelzende Material geeignet,
einschließlich Glas
mit hohem T9 oder Hochtemperaturglasmaterialien
(sowohl kristallin als auch nichtkristallin), mit Erweichungspunkten über ca.
1000 °C,
vorzugsweise über
ca. 1500 °C.
Insbesondere hat das feuerfeste keramische Material vorzugsweise
einen Schmelzpunkt, der mindestens 1,3 mal so hoch ist wie die absolute
Brenntemperatur (in Grad Kelvin). Beispielsweise gehören zu den
bevorzugten feuerfesten keramischen Materialien, die in der selbsthemmenden
Schicht Verwendung finden können,
anorganische Oxide, Metallsilikate, Metallcarbide, Metallbromide,
Metallnitride, Mineralien und Salze. Die feuerfesten keramischen
Materialien umfassen beispielsweise MgxOy (Magnesiumoxid), BexOy (Berylliumoxid), AlxNy (Aluminiumnitrid), BxNy (Bornitrid), BaO·Al2O3·2SiO
(Celsian), CaO·Al2O3·2SiO2 (Anorthit), 2MgO·SiO2 (Forsterit),
Calciumborat, Bariumtitanat oder CaO·SiO2 (Wollastonit).
In diesen Formeln stehen x und y für relative Verhältnisse
der jeweiligen Elemente. Perowskite können ebenfalls in der vorliegenden
Erfindung als feuerfestes keramisches Material verwendet werden.
Der Begriff „Perowskit" wird von Fachleuten
als Beschreibung einer Familie von anorganischen Oxiden mit der
Formel ABO3 verstanden, wie beispielsweise
CaTiO3, BaTiO3,
SrTiO3 und LaAlO3.
Die bevorzugtesten feuerfesten keramischen Materialien sind anorganische
Oxide, wie beispielsweise Aluminiumoxid, Zirconiumdioxid, Titandioxid,
Siliciumdioxid, Anorthit, Mullit und Derivate derselben.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung handelt es sich aufgrund der gewünschten
Materialkompatibilität (z.B.
passen die Wärmeausdehnungskoeffizienten)
bei der gebildeten Struktur und aufgrund der chemischen Kompatibilität zwischen
dem Glasmaterial und dem keramischen Material bei dem feuerfesten
keramischen Material in der selbsthemmenden Schicht des Grünkörper-Tapes
und bei dem keramischen Material in der LTCC-Schicht um das gleiche
Material, so dass sich durch eine Reaktion zwischen dem Glasmaterial
und dem keramischen Material während
des Brennvorgangs keine unerwünschten
Phasen bilden.
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Benetzungsmittel
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Der
zweite Bestandteil der anorganischen Zusammensetzung der selbsthemmenden
Schicht des Grünkörper-Tapes
ist ein Benetzungsmittel für
das Glasmaterial in der LTCC-Schicht.
Die Gegenwart des Benetzungsmittels fördert bei der Sinterung des
Grünkörper-Tapes
den Glasstrom von der LTCC-Schicht zu der ansonsten mikroporösen selbsthemmenden
Schicht, um eine keramische Matrix zu bilden. Beispielsweise sind Siliziumdioxid,
Alkalimetalloxide, z.B. Lithiumoxid, Natriumoxid, Kaliumoxid und
Caesiumoxid, sowie Silikate (sowohl Alkalimetall als auch Erdalkalimetall)
bevorzugte Benetzungsmittel für
die vorliegende Erfindung, wobei Lithiummetasilicat (Li2SiO3) das bevorzugteste ist. Jedoch kann das
jeweilige Benetzungsmittel für
ein spezifisches Grünkörper-Tape
basierend auf dem jeweiligen in der ersten Schicht verwendeten Glasmaterial
ausgewählt
werden; es kann sich dabei um jedes beliebige Benetzungsmittel handeln,
das Fachleuten bekannt ist. Insbesondere wird das Benetzungsmittel
vorzugsweise bei Temperaturen, wie sie typischerweise beim Brennen
von LTCC-Strukturen verwendet werden, also typischerweise zwischen
ca. 850 °C
und ca. 900 °C, nicht
von dem ersten Glasmaterial aufgelöst. Bei Abwesenheit eines Benetzungsmittels
kann das Glasmaterial nicht in ausreichendem Maße in die selbsthemmende Schicht
eindringen.
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Bei
Abwesenheit eines Benetzungsmittels muss die selbsthemmende Schicht
sehr dünn
sein (höchstens
ca. 20 Mikrometer), damit eine Delamination eines Mehrschicht-Tapes
in die einzelnen Schichtbestandteile vermieden wird. Durch Integration
eines Benetzungsmittels, wie beispielsweise Lithiummetasilicat,
erhöht sich
die Migration des Glasmaterials zu dem keramischen Material und
es können
dickere Schichten hergestellt werden, welche nicht delaminieren.
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Wie
im Folgenden erklärt
wird, sind dickere Schichten für
die Minimierung der X-Y-Schwindung bei der Sinterung wirkungsvoller.
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Die
Eingrenzung von überschüssigem Glas
oder beweglichem Gleitglas und die Verringerung der Glasmenge auf
der Oberfläche
des gebrannten Tapes ist ein wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung.
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Beim
Sintern von herkömmlichen
Glaskeramik-LTCC-Tapes reagieren und kristallisieren nicht alle Glaspartikel
des Tapes. Vielmehr verbleibt ein Anteil des nicht in Reaktion getretenen
Glasmaterials im gleitenden Zustand und wandert folglich zur Oberfläche des
Tapes. Die Migration von Glasmaterial oder die Steuerung von nicht
in Reaktion getretenem Glasmaterial ist beim gemeinsamen Brennen
(„Cofiring") von Oberflächemetallisierung
besonders unerwünscht.
Bei der Sinterung erfolgt eine Verdichtung in den metallischen anorganischen
Teilchen, aus denen die Leiterbahnen und die Pads bestehen. Sobald
Glasmaterial wandert und in die Leiterbahnen strömt, wird es die Fähigkeit
derselben, an SMT-Bauelemente gelötet zu werden, hemmen. Darüber hinaus
wird auch die elektrische Leitfähigkeit
durch die Gegenwart von nichtleitenden Glasphasen in der Metallisierung
gefährdet.
Das gleiche Prinzip gilt für
auf der Oberfläche
aufgedruckte Widerstände,
in denen Schwankungen der Widerstandsfähigkeit auftreten, wenn Glasmaterial
bei der Sinterung in den Widerstand wandert. Daher ist es wünschenswert,
die Migration von Glasmaterial zu den äußeren Schichten des Tapes zu
verhindern.
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Aufgrund
der Genauigkeit der Dicke der mittleren Schicht in einem dreischichtigen
Tape gemäß der vorliegenden
Erfindung kann dementsprechend eine Steuerung der Migration von überschüssigem Glasmaterial
in die Oberfläche
des Tapes erreicht werden. Dieses überschüssige Glasmaterial ist in der
Mitte des Tapes in einer Menge enthalten, die über die Dicke der mittleren
Schicht gesteuert wird, so dass die Leitfähigkeit und die Widerstandsfähigkeit
der auf der Oberfläche
aufgedruckten Merkmale in signifikantem Maße verbessert werden können.
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Es
ist wünschenswert,
dass in der selbsthemmenden Schicht des Grünkörper-Tapes eine hohe Partikeldichte
vorhanden ist. Partikeldichte, auch Packungsdichte genannt, bezieht
sich auf den Volumenanteil von Feststoffteilchen und wird durch
die Größe, Form
und Verteilung der Teilchen bestimmt. Bei feuerfestem keramischen
Material wird ein großer
Bereich an Teilchengrößen bevorzugt.
Das Vorhandensein kleinerer Teilchen verbessert die kompakte Festigkeit;
somit verbessert ein stärkerer
Kontakt unter den Teilchen die Volumendichte in der selbsthemmenden
Schicht. Ferner sind bevorzugt mindestens 60 Vol.-% irregulär geformter feuerfester
Feststoffteilchen vorhanden, damit die maximale Packungsdichte erzielt
werden kann.
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In
einer Ausgestaltung umfasst die selbsthemmende Schicht ferner wenigstens
ein Glasmaterial, bei dem es sich um jedes beliebige Glasmaterial
handeln kann, das Fachleuten bekannt ist. Das Glasmaterial hat die
Funktion eines Benetzungsmittels. Anders als die oben beschriebenen
Benetzungsmittel wird sich das in der selbsthemmenden Schicht verwendete
Glasmaterial in das in der LTCC-Schicht verwendete Glasmaterial hinein
auflösen.
Daher beträgt
die durchschnittliche Teilchengröße des Glasmaterials
bevorzugt ungefähr
ein Zehntel der durchschnittlichen Teilchengröße des feuerfesten keramischen
Materials in der selbsthemmenden Schicht, so dass die Hauptmenge
des Glasmaterials während
der Laminierung in eine Zwischengitterstelle zwischen den großen Keramikteilchen
gedrängt
werden kann, um so die beim Schmelzen der Glaspartikel verursachte
Schwindung zu minimieren.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst das Grünkörper-Tape eine selbsthemmende
Schicht, die zwischen zwei ersten Niedertemperatur-Keramik- oder
LTCC-Schichten angeordnet ist, wie in 2 gezeigt. In
einer derartigen dreischichtigen Struktur können die Schichten im Folgenden
als obere, mittlere und untere Schicht bezeichnet werden. Die in 2 gezeigte
dreischichtige Struktur enthält
eine obere Niedertemperatur-Keramikschicht 20, eine mittlere
selbsthemmende Schicht 22 und eine untere Niedertemperatur-Keramikschicht 24.
In einer Ausgestaltung haben die obere und die untere Niedertemperatur-Keramikschicht
im Wesentlichen die gleiche Zusammensetzung.
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Vorzugsweise
hat die mittlere selbsthemmende Schicht eine Dicke von mehr als
ca. 20 Mikrometer. Die Dicke der mittleren Schicht wirkt sich auf
wichtige Weise auf die Schwindung des Grünkörper-Tapes aus. 3 zeigt
eine graphische Darstellung des Verhältnisses zwischen der Dicke
der Schichten in einem dreischichtigen Grünkörper-Tape und der X-Y-Schwindung bei einer
Nutzengröße von 5
in × 5
in (ungefähr
12,7 cm × 12,7
cm). Es wird deutlich, dass bei größer werdender Dicke der mittleren
Schicht relativ zu der Summe der Dicken der oberen und unteren Schicht
die X-Y-Schwindung abnimmt. Beispielsweise hat sich bei einem 5,3
mil (135 Mikrometer) dicken, dreischichtigen Tape herausgestellt,
dass eine 12,5 Mikrometer dicke mittlere selbsthemmende Schicht
zu einer Schwindung von 0,5% führt,
während
eine 30 Mikrometer dicke mittlere Schicht zu einer Schwindung von
0,17% führt.
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Beim
Brennen des Grünkörper-Tapes
bei der Sintertemperatur der Niedertemperatur-Keramikschicht, beispielsweise zwischen
ca. 750 und 900 °C,
verdichten sich die Schichten des Tapes in Z-Richtung (Dicke), aber
die Schwindung in der X-Y-Ebene der Schichten liegt unter ca. 1%
und bevorzugt nicht über
0,2%.
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Ohne
an eine Lehrmeinung gebunden sein zu wollen, kann die geringe Schwindung
in der X-Y-Ebene beim Sintern wie folgt erklärt werden. Während des
Brennvorgangs werden die anorganischen Bestandteile in der LTCC-Schicht
bzw. den LTCC-Schichten nach der Verdampfung der organischen Bindemittel
aus den Schichten einer Sinterung unterzogen und beginnen sich so
zu verdichten, dass die Viskosität
der Glaspartikel signifikant sinkt und die Partikel chemisch zu
reagieren beginnen und kristallisieren (entglasen). Außerdem nimmt
die Korngröße zu und
die Form und Größe der Poren ändert sich,
was typischerweise zu einer Verdichtung der zusammengepressten Partikel
führt.
Gleichzeitig wird aufgrund der Kapillarkraft zwischen den Partikeln
in der mittleren Schicht und der Benetzungskraft zwischen dem Glasmaterial
und den Materialien in der selbsthemmenden Schicht das Glasmaterial,
nachdem es eine ausreichend hohe Viskosität erreicht hat, in die selbsthemmende
Schicht strömen.
Infolge der bevorzugten hohen Packungsdichte, des hohen Feststoffanteils in
der selbsthemmenden Schicht, dem inhärenten Kontakt zwischen den
Partikeln und der Reibung zwischen den Schichten wird das Grünkörper-Tape
gezwungen, sich nur in Z-Richtung zu verdichten.
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Um
derart niedrige Schwindungswerte zu erzielen, müssen die jeweiligen Bestandteile
des Tapes sorgfältig
so ausgewählt
werden, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Beispielsweise sollte
das Glasmaterial in der LTCC-Schicht bzw. den LTCC-Schichten die
Anforderungen des Dielektrikums erfüllen, wie z.B. Dielektrizitätskonstante,
hermetischer Abschluss, Sinterfähigkeit,
Reaktivität
und Kristallinität.
Zum zweiten sind Eigenschaften wie Viskosität und Benetzbarkeit des Glasmaterials
gegenüber
dem feuerfesten keramischen Material wichtige Faktoren. Die Benetzbarkeit
des Glases hängt
von der Haftfähigkeit
der Grenzfläche
zwischen Flüssigkeit
und Feststoff ab, also der Phasengrenze zwischen dem viskosen Glasmaterial
und dem feuerfesten keramischen Material. Schließlich ist die dicht gepackte
poröse
Struktur des feuerfesten keramischen Materials wichtig. Wie bereits
oben erklärt,
wird das Eindringen des Glasmaterials in das dicht gepackte feuerfeste keramische
Material in der selbsthemmenden Schicht durch die Art der Packung
des feuerfesten keramischen Materials bewirkt und durch diese gesteuert.
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Neben
den wenigstens zwei Schichten in dem Grünkörper-Tape kann das Tape weiterhin
wenigstens ein elektronisches Schaltungsbauelement, welches an wenigstens
einer äuße ren Planarfläche des
Tapes anhaftet, wie beispielsweise (aber nicht beschränkt auf)
einen Widerstand, einen Kondensator, einen Varistor, ein Dielektrikum,
ein Metallleiterbahnenbild, oder eine induktive Struktur umfassen,
beispielsweise ein induktives Bauelement oder einen Transformator
mit oder ohne ferromagnetischem oder Eisenkernelement. Eine induktive
Struktur wird von Fachleuten als eine Struktur beschrieben, in der
ein durch einen Leiter fließender
elektrischer Strom ein Magnetfeld um den Leiter hervorruft, was
eine Spannung ergibt, die der Stromänderung (Induktivität) entgegenwirkt.
Es können
auch weiteres Schaltungsmerkmale oder passive Bauelemente verwendet
werden, wie beispielsweise Wellenleiter, SAW-Bauelemente, Resonatoren oder Mischglieder.
Ferner können
Halbleiterelemente auf der Oberfläche des Grünkörper-Tapes bestückt sein.
Es ist auch denkbar, dass bei der Herstellung des Grünkörper-Tapes
elektronische Schaltungsbauelemente an einer oder mehreren Innenflächen der
Schichten angelegt werden.
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Das
bevorzugte Verfahren für
die Herstellung eines Grünkörper-Mehrschicht-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung ist das gleichzeitige Nass-auf-Nass-Keramik-Verfahren,
bei dem wie unten beschrieben Schichten durch Breitschlitzdüsen aufgebracht
werden. Jedoch kann jedes beliebige bekannte Verfahren für die Bildung
von Tapes angewendet werden. Beispielsweise können die Schichten nach dem Nass-auf-Nass-Verfahren
auf einem Träger
mit Hilfe von Rakelmessern oder nach einer beliebigen anderen Schlickerabscheidungsmethode,
z.B. Düsenzerstäubung, aufgebracht
werden. Obwohl es möglich
sein kann, ein dreischichtiges Nass-Tape nahezu sequentiell mit
einer Haltevorrichtung oder sequentiell mit Hilfe mehrerer Rakelmesser
zu gießen,
haben, wie bereits oben erklärt,
Tape-Casting-Techniken Nachteile, die auch die schwierige und häufig ungenaue
Steuerung der Dicke der mittleren Schicht in Mehrschichten-Tapes
umfassen. Bei einem alternativen Verfahren können die Schichten entweder
in nasser oder trockener Form gebildet und gestapelt werden, was
kostspielig sein kann.
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Da
das Grünkörper-Tape
gemäß der vorliegenden
Erfindung selbsthemmend ist, können
für die
Herstellung von Strukturen aus demselben allgemeine in der Technik
der LTCC-Tape-Handhabung
bekannte Verfahren angewendet werden, ohne dass zusätzliche
Schwindungshemmmechanismen erforderlich sind. Dieses neuartige Grünkörper-Tape
minimiert somit die Herstellungskosten, indem durch die Beseitigung
vieler Schritte für
die Entwicklung und Herstellung von Schaltungen, welche zur Vermeidung
von Abmessungsfehlern und Fehlanpassungen erforderlich sind, die
Quelle der Abmessungsunsicherheit in Keramiksubstraten angegangen
wird. Darüber
hinaus bleiben bei der Erfindung die Oberflächen frei von äußerlich
angebrachtem oder laminiertem schwindungshemmenden Material, was
ein gemeinsames Brennen („Cofi ring") der Oberflächenleiter
zusammen mit dem dielektrischen Tape ermöglicht und somit die Anzahl
der Brennzyklen verringert.
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Eine
vorteilhafte Eigenschaft des Grünkörper-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung bezieht sich auf die Wölbungskontrolle
und die Planheit eines gebrannten Substrats beim gemeinsamen Brennen
von Oberflächenleitern.
Der Begriff „Wölbung" bezieht sich auf
die Krümmung
von gebrannten Substraten aus der X-Y-Ebene heraus und wird typischerweise
anhand des Punkts der größten Ablenkung
in Z-Richtung über
eine bestimmte Entfernung quantifiziert. Wölbungen entstehen durch einen
Unterschied der Sinterrate zwischen den Leiterbahnen und dem dielektrischen
Tape. Man glaubt, dass bei der Sinterung eines regulären frei
gesinterten Tapes der Unterschied der Sinterrate die auf das Dielektrikum
einwirkenden Scherspannungen anhebt. Diesen in der gleichen Ebene
wirkenden Zugspannungen oder Zugkräften kann das weiche elastische
Tape bei der Sinterung nicht entgegenwirken, weshalb es zu einer
Wölbung
kommt. Aufgrund der dichten Packungsstruktur und der festen Zusammensetzung
der mittleren oder selbsthemmenden Schicht des Grünkörper-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung übertrifft
die inhärente
Steifigkeit der Schicht die Unterschiede beim Sintern der Leiter
und folglich kann sie den auf das Tape einwirkenden Kräften entgegenwirken.
Das Glas in der Niedertemperatur-Keramikschicht, welches in das
Tape strömt,
verstärkt
später
diese inhärente
Festigkeit.
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Ähnliche
Prinzipien können
auf ein Durchscheinen angewendet werden, was eine ortsgebundene
Wölbung
oder Krümmung
bei dem jeweiligen aufgedruckten Merkmal beschreibt. Durchscheinen
wird typischerweise anhand der maximalen Ablenkung über die
Entfernung des Merkmals quantifiziert. Es hat sich erwiesen, dass
das selbsthemmende Tape gemäß der vorliegenden
Erfindung praktisch eine Null-Wölbung
oder ein Null-Durchscheinen aufweist, da eine Vielzahl von Silberpasten
und verschiedenen Sinterraten verwendet wird.
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Wie
bereits oben beschrieben, können
herkömmliche
schwindungshemmende Verfahren zu unerwünschten Eigenschaften der Kavitäten enthaltenden
Strukturen führen,
die aus LTCC-Tapes hergestellt werden, um darin integrierte Schaltungen
unterzubringen. Die Anwendung von selbsthemmenden Grünkörper-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung überwindet
diese Eigenschaften, beispielsweise „Necking" (Verjüngung). Mit dem selbsthemmenden
Verfahren werden insbesondere die in einer Ebene wirkenden Spannungen
oder Kräfte
lokalisiert und gleichmäßig in dem
gesamten Körper
der Struktur verteilt, so dass eine nahezu geradlinige Kavität und nahezu
geradlinige umlaufende Wände
verbleiben. Sind schwindungshemmende Schichten in einer aus mehreren
Schichten hergestellten Struktur gleichmäßig von oben nach unten verteilt, kann
den in einer Ebene wirkenden und durch die Sinterung entstehenden
Zugspannungen standgehalten werden. Wächst die Verteilung der schwindungshemmenden
Schichten in dem Modul, wird die Verjüngungskrümmung signifikant minimiert.
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Monolithische Struktur
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Neben
dem selbsthemmenden Grünkörper-Tape
ist außerdem
erfindungsgemäß eine dichte,
monolithische, selbsthemmende, durch Niedertemperatur-Cofiring hergestellte
Mehrkomponentenstruktur vorgesehen. Die Struktur umfasst einen Stapel
von wenigstens zwei mehrschichtigen Keramiksubstraten, wobei auf oder
in jedem Substrat wenigstens ein elektronisches Schaltungsbauelement
befestigt ist. Bei diesen Bauelementen kann es sich beispielsweise
um Widerstände,
Kondensatoren, Varistoren, Dielektrika, Metallleiterbahnenbilder
oder induktive Strukturen handeln, beispielsweise induktive Bauelemente
oder Transformatoren mit oder ohne ferromagnetische oder Eisenkernelemente,
wie oben beschrieben. Jedes mehrschichtige Keramiksubstrat umfasst
wenigstens eine Niedertemperatur-Keramikschicht, welche gesinterte
Partikel eines ersten keramischen Materials und eines ersten Glasmaterials
enthält,
sowie eine selbsthemmende Schicht, welche Partikel eines feuerfesten
keramischen Materials und eines Benetzungsmittels für das erste
Glasmaterial enthält.
Das keramische Material, das Glasmaterial, das feuerfeste keramische
Material und das Benetzungsmittel zur Anwendung in der Mehrkomponentenstruktur
sind wie oben beschrieben. In einer bevorzugten Ausgestaltung haben
das keramische Material in der ersten Niedertemperatur-Keramikschicht
und das feuerfeste keramische Material in der selbsthemmenden Schicht
die gleiche Zusammensetzung. Es ist weiter bevorzugt vorgesehen,
dass die erste Niedertemperatur-Keramikschicht ferner einen Keimbildner
umfasst, wie beispielsweise Titandioxid, Zirconiumdioxid, Anorthit,
Molybdänoxid,
Wolframoxid, Magnesium-Kobalt-Spinell, wie oben beschrieben, wobei
der Keimbildner in einer Menge vorhanden sein kann, die wirkungsvoll
genug ist, um die Porosität
zwischen der LTCC-Schicht
und der selbsthemmenden Schicht zu minimieren.
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Die
Mehrkomponentenstruktur kann durch Stapeln der mehrschichtigen Keramiksubstrate,
z.B. des oben beschriebenen Grünkörper-Tapes,
und durch Sintern des Stapels gebildet werden, so dass das feuerfeste
keramische Material und das Benetzungsmittel in der selbsthemmenden
Schicht teilweise mit dem Glasmaterial verschmelzen und eine dichte
monolithische Struktur bilden. Diese Struktur ist selbsthemmend,
weil bei der Sinterung des Stapels der mehrschichtigen Keramiksubstrate
die unerwünschte
Schwindung in der X-Y-Ebene unter ca. 1 % und in einer bevorzugten
Ausgestaltung unter ca. 0.2% liegt, obwohl kein zusätzliches
Material und keine andere äußere Schwindungshemmvorrichtung
angelegt wird. Wie oben beschrieben, findet eine wünschenswerte
Schwindung in Z-Richtung statt, damit die Schichten verdichtet werden
und eine dichte monolithische Struktur ergeben.
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Die
monolithische Struktur kann auch eine selbsthemmende Schicht umfassen,
welche zwischen zwei ersten Niedertemperatur-Keramikschichten angeordnet
ist, um eine dreischichtige Struktur herzustellen. Wie aus 4A ersichtlich
ist, umfasst eine derartige dreischichtige Struktur eine untere
und obere Schicht 10, bei welchen es sich um Niedertemperatur-Keramikschichten
handelt, und eine mittlere selbsthemmende Schicht 12, die
ein feuerfestes keramisches Material enthält. Wie in 4B gezeigt,
liegt es auch im Umfang der Erfindung, wenn der Stapel aus Schichten
ferner wenigstens ein weiteres Substrat 14 umfasst, welches
eine einzelne Schicht umfasst, die gesinterte Partikel eines zweiten
keramischen Materials und eines zweiten Glasmaterials enthält, wobei
das weitere Substrat an wenigstens einer Niedertemperatur-Keramikschicht
in dem Stapel anliegt. Das keramische Material und das Glasmaterial
können
mit dem in der Niedertemperatur-Keramikschicht verwendeten keramischen
Material und Glasmaterial identisch sein oder sich davon unterscheiden.
In einer Ausgestaltung kann es sich bei dem weiteren Substrat um
ein herkömmliches
LTCC-Tape handeln. In weiteren möglichen
Anordnungen (4C) kann der Stapel wenigstens
zwei weitere Substrate 14 und 16 umfassen, die
identisch oder unterschiedlich sein können, wobei ein Substrat oben
im Stapel und ein Substrat unten im Stapel positioniert ist. Das
weitere Substrat 14 kann auch zwischen zwei Mehrschichtsubstraten
positioniert sein und an diesen anliegen, wie in 4D gezeigt.
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Derartige
Anordnungen können
als „umhüllte" Strukturen bezeichnet
werden, in denen Mehrschichtsubstrate (wie beispielsweise, aber
nicht beschränkt
auf die erfindungsgemäßen Grünkörper-Tapes)
mit herkömmlichen
LTCC-Tapes gestapelt und gemeinsam gebrannt („Cofiring") werden, um zu verhindern, dass der Stapel
bei der Sinterung in der X-Y-Ebene eine Schwindung aufweist. Diese
umhüllten
Strukturen würden
einem Benutzer ermöglichen,
ein bestimmtes, im handelsübliches
LTCC-Tape basierend auf einer gewünschten Anwendung auszuwählen und
das Tape selbsthemmend zu machen, um eine Struktur zu bilden, ohne äußere Schwindungshemmtechniken
oder die oben beschriebenen damit verbundenen Nachteile zu benötigen.
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Verfahren für die Herstellung
eines Grünkörper-Tapes
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Diese
Erfindung sieht außerdem
ein Verfahren für
die Herstellung eines monolithischen, mehrschichtigen Grünkörper-Tapes
vor, mit welchem die Probleme gelöst werden, die oben für die herkömmlichen
Herstellverfahren beschrieben wurden. Derartige Tapes können für die Konstruktion
von mehrschichtigen mikroelektronischen Schaltungsmodulen verwendet
werden. Das Verfahren umfasst die Bildung eines ersten Schlickers,
der Partikel eines ersten keramischen Materials, eines ersten Glasmaterials,
eines ersten organischen Bindemittels und eines ersten Lösungsmittels
enthält,
sowie einen zweiten Schlicker, der Partikel eines feuerfesten keramischen
Materials, eines zweiten organischen Bindemittels und eines zweiten
Lösungsmittels
enthält.
Das keramische Material, das Glasmaterial, die organischen Bindemittel
und das feuerfeste keramische Material sind wie oben beschrieben;
die organischen Bindemittel in dem ersten und dem zweiten Schlicker
können
identisch oder unterschiedlich sein und können basierend auf den jeweiligen
Bestandteilen der betreffenden Schlicker ausgewählt werden. Vorzugsweise haben
das organische Bindemittel in dem ersten Schlicker und das organische
Bindemittel in dem zweiten Schlicker die gleiche Zusammensetzung.
Bei dem Lösungsmittel
kann es sich um ein in der Technik bekanntes, schnell (mit hohem
Dampfdruck) verdampfendes Lösungsmittel
handeln, das die Bindemittelharze auflösen kann, einschließlich Alkohole,
z.B. Methanol, Ethanol oder Butanol, Ketone, z.B. Methylisobutylketon
oder Methylethylketon, oder andere Lösungsmittel, z.B. (aber nicht
beschränkt
auf) Cyclohexanon-Toluol-Ether oder Glykolether, Azetate von Glykolethern
oder Mischungen aus diesen Lösungsmitteln,
in denen die relativen Verhältnisse
der Lösungsmittelbestandteile
in den Mischungen so eingestellt werden können, dass die Verdampfungsrate
gesteuert oder verlangsamt werden kann.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst der zweite Schlicker ferner
ein Benetzungsmittel für
das erste Glasmaterial, wie oben beschrieben, z.B. Siliciumdioxid,
ein Alkalimetalloxid, z.B. Lithiumoxid, Natriumoxid, Kaliumoxid
oder Caesiumoxid, oder ein Silikat (Alkalimetall oder Erdalkalimetall),
wobei Lithiummetasilikat besonders bevorzugt ist. Der zweite Schlicker
kann ferner wenigstens ein Glasmaterial umfassen, wie oben erläutert. Außerdem kann
der erste Schlicker einen Keimbildner umfassen, z.B. Titandioxid,
Zirconiumdioxid, Anorthit, Molybdänoxid, Wolframoxid, Magnesium-Kobalt-Spinell,
wie oben beschrieben. In einer bevorzugten Ausgestaltung können das
keramische Material in dem ersten Schlicker und das feuerfeste keramische
Material in dem zweiten Schlicker identisch sein.
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Das
Verfahren umfasst ferner das Abscheiden einer ersten Schicht eines
der Schlicker durch eine Breitschlitzdüse auf einen Träger und
das Abscheiden einer zweiten Schicht des anderen Schlickers durch eine
Breitschlitzdüse
auf die erste Schicht, während
der Schlicker in der ersten Schicht sich noch im nassen Zustand
befindet, jedoch so, dass die erste und die zweite Schicht im Wesentlichen
getrennt bleiben. Bei dem Träger
kann es sich um eine organische Trägerfolie handeln, z.B. Polyesterfolie,
oder um einen beliebigen anderen in der Technik bekannten Träger. Schließlich umfasst
das Verfahren das Trocknen der abgeschiedenen Schlicker, um die
Lösungsmittel,
jedoch nicht die Bindemittel, bis zu einem wesentlichen Grad zu
entfernen; anschließend
kann das getrocknete Tape gegebenenfalls auf eine Rolle aufgespult
werden. Das Tape wird vorzugsweise mittels einer Kombination getrocknet,
die aus einer starken Luftströmung,
um das bzw. die Lösungsmittel
vor Sättigung
der Atmosphäre über dem
Tape zu entfernen, und Heizstrahlern besteht, die die Temperatur
des Tapes allmählich
auf ca. 80 °C
anheben. Jedoch kann jedes beliebige in der Technik bekannte Trocknungsverfahren
als erfindungsgemäßes Verfahren
angewendet werden. In einer bevorzugten Ausgestaltung erfolgt die
Abscheidung der beiden Schichten im Wesentlichen gleichzeitig.
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In
einer Ausgestaltung umfasst das Verfahren ferner die Ausbildung
eines dritten Schlickers, der Partikel eines zweiten keramischen
Materials, eines zweiten Glasmaterials, eines dritten organischen
Bindemittels und eines dritten Lösungsmittels
umfasst. In einer bevorzugten Ausgestaltung haben der erste Schlicker
und der dritte Schlicker im Wesentlichen die gleiche Zusammensetzung,
aber die Bestandteile des dritten Schlickers können unabhängig von der Zusammensetzung
des ersten Schlickers ausgewählt
werden. Das Verfahren umfasst ferner die Abscheidung einer dritten
Schicht des dritten Schlickers durch eine Breitschlitzdüse auf die
zweite Schicht des zweiten Schlickers, während sich der zweite Schlicker
noch in nassem Zustand befindet, jedoch so, dass die zweite und
die dritte Schicht im Wesentlichen getrennt bleiben. Vorzugsweise
werden alle drei Schichten im Wesentlichen gleichzeitig abgeschieden.
In einer Ausgestaltung umfasst der erste (oder erste und dritte)
Schlicker die Bestandteile von herkömmlichen LTCC-Tapes, so dass
die Erfindung somit ein verbessertes Verfahren für die Ausbildung eines selbsthemmenden
Mehrschicht-Tapes vorsieht, welches die Eigenschaften eines herkömmlichen
LTCC-Tapes aufrechterhält.
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Ein
besseres Verständnis
einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens zur Ausbildung eines
monolithischen dreischichtigen Grünkörper-Tapes, welches als "Nass-auf-Nass-Keramik-Methode" bezeichnet werden
kann, ist unter Bezugnahme auf 5 möglich. Die
Nass-auf-Nass-Keramik-Methode stellt eine Modifizierung regulärer Druckgusstechniken
dar, bei denen nasses keramisches Material durch eine Breitschlitzdüse gespritzt
und auf eine Polyesterfolie abgeschieden wird. Die keramischen Schlicker 1A, 2A und 3A werden
abgeschieden und in getrennten Behältern 1, 2 und 3 versiegelt.
Die Schlicker 1A und 3A haben vorzugsweise im
Wesentlichen die gleiche Zusammensetzung, können jedoch auch unterschiedlich
in der Zusammensetzung sein. Der Schlicker 2A, welcher
das feuerfeste keramische Material enthält, bildet die mittlere selbsthemmende
Schicht. Die Schlicker 1A, 2A und 3A enthalten
jeweils eine Mischung aus der anorganischen Zusammensetzung, dem
organischen Bindemittel und dem Lösungsmittel bzw. den Lösungsmitteln.
Die Behälter speisen
jeweils über
getrennte Pumpen und in drei getrennte Breitschlitzdüsen, die
in einer bestimmten Konfiguration aneinander angrenzend angeordnet
sind. Die drei keramischen Schlicker werden gleichzeitig auf die sich
bewegende Trägerfolie 5 abgegeben.
Obwohl die Trägerfolie 5 in 5 so
abgebildet ist, dass sie sich in Bezug auf die Horizontale in einem
Winkel von ungefähr
45 Grad nach oben bewegt, kann sich die Folie horizontal oder sogar
vertikal auch in einem anderen Winkel bewegen.
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Wie
in 5 gezeigt, wird der Schlicker 1A der
unteren Schicht durch die Pumpe 1B unten in die Breitschlitzdüsenanordnung 4 gespeist
und an der unteren Position angrenzend an die Folie 5 abgeschieden,
wodurch auf der Folie 5 eine erste Schicht 8 gebildet
wird. Der Schlicker 2A der mittleren Schicht wird durch
die Pumpe 26 in der Mitte in die Breitschlitzdüsenanordnung 4 gespeist
und auf die erste Schicht 8 auf der Trägerfolie 5 abgeschieden.
Der Schlicker 2A bildet somit die mittlere Schicht 7 auf
der Trägerfolie 5.
Schließlich
wird der Schlicker 3A der oberen Schicht durch die Pumpe 3B oben
in die Breitschlitzdüsenanordnung 4 gespeist und
auf der mittleren Schicht 7 auf der Trägerfolie 5 abgeschieden.
Der Schlicker 3A wird abgeschieden, um eine obere Schicht 6 auf
der Trägerfolie 5 zu
bilden. Es versteht sich, dass diese Schlicker im Wesentlichen gleichzeitig
auf eine Weise ähnlich
der Koextrusion abgeschieden werden.
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Wird
eine solche Methode angewendet, erzeugt die Oberflächenspannung
zwischen der Trägerfolie und
dem viskosen flüssigen
Schlicker einen Meniskus an der Phasengrenze zwischen der Düse und der
Folie, so dass der keramische Schlicker weiterbefördert werden
kann, während
sich das Tape mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt. Aufgrund
der hohen Viskosität
der einzelnen Schlicker findet keine Durchmischung statt, so dass
die drei keramischen Schlicker im Wesentlichen gleichzeitig abgeschieden
werden können.
Die bevorzugte Schlickerviskosität
liegt bei rund 3000 ±500
cps. Die Geschwindigkeit der Trägerfolie
hängt von den
Trocknungsparametern des Verbund-Tapes ab: Je dicker das Tape, desto
langsamer muss sich der Träger bewegen,
damit ein ordnungsgemäßes Trocknen
stattfinden kann. Indem eine konstante Trägergeschwindigkeit aufrechterhalten
wird, wird die gewünschte
Dicke der einzelnen Schichten durch Einstellen des Pumpendrucks
für jeden
einzelnen Behälter
erreicht, was weiterhin über
die Winkelgeschwindigkeit der Pumpen in UpM gesteuert wird.
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Obwohl
sich diese Beschreibung auf eine bevorzugte Ausgestaltung der vorliegenden
Erfindung bezieht, versteht es sich, dass Abänderungen möglich sind und von Fachleuten
durch Routineversuche festgelegt werden können. Beispielsweise kann die
Viskosität
des nassen Schlickers in einem Bereich von ca. 500 bis 600 cps verändert werden.
Alternativ können
der Pumpentyp und der Druck verändert
werden und auch die Positionen der Breitschlitzdüsen, z.B. als getrennte Düsen, zwei
Düsen zusammen
oder mehr als drei Düsen
zusammen.
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Nach
dem Trocknen der die abgeschiedenen Schichten enthaltenden Folie
mittels einer Kombination aus Wärme
und Luftstrom wie oben beschrieben, kann das Verfahren ferner die
haftende Anbringung wenigstens eines elektronischen Schaltungsbauelements
an wenigstens einer äußeren Planarfläche des
Grünkörper-Tapes
umfassen. Bei dem Bauelement kann es sich um ein Bauelement wie
oben beschrieben handeln.
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Das
Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung kann für
die Herstellung eines selbsthemmenden Tapes angewendet werden, in
dem die Dicke der mittleren Schicht (aus dem zweiten Schlicker gebildet)
größer als
20 Mikrometer ist. Wie bereits oben erklärt, ist die Dicke der mittleren
Schicht ein wichtiger Faktor für
die Regelung des Betrags der X-Y-Schwindung des Tapes bei der letztendlichen
Sinterung.
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Schließlich sieht
diese Erfindung eine Verbesserung des Verfahrens zur Herstellung
einer monolithischen Struktur für
eine mehrschichtige elektronische Schaltung oder ein hydraulisches
Modul vor. Ein hydraulisches Modul enthält Kanäle und/oder Kavitäten, die
in der Struktur ausgebildet werden, um zu ermöglichen, dass Flüssigkeiten
durch die Struktur fließen,
entweder um Leistungsgeräte
zu kühlen
oder um Strukturen mit Ventilen und Pumpen in dem Tape auszubilden.
Diese Kanäle
und/oder Kavitäten
werden gebildet, indem aus organischen Materialien, wie beispielsweise
Wachs oder Polyethylen, gebildete Strukturen mit der gewünschten
Form vor dem Laminierungsschritt in dem Tape platziert werden. Diese
hinzugefügten
Strukturen verschwinden, wenn das organische Bindemittel ausgebrannt
wird, und lassen einen offenen Kanal und/oder eine offene Kavität zurück, die
nach dem Brennen bleibt.
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Das
herkömmliche
Verfahren zur Herstellung einer derartigen monolithischen Struktur
umfasst folgende Schritte: Vorsehen von keramischen Grünkörper-Tapes
mit X-Y-Ebene, Aufbringen von elektronischen Schaltungsbauelementen
auf die Tapes, Stapeln der Tapes in Z-Richtung, Laminieren der gestapelten
Tapes, Erhitzen des Laminats aus gestapelten Tapes, um das organische
Bindemittel aus den Tapes zu entfernen, und gemeinsames Brennen
(„Cofiring") des bindemittelfreien
Laminats, um eine monolithische Struktur herzustellen, die im Wesentlichen
eine Schwindung nur in Z-Richtung und im Wesentlichen keinerlei
Schwindung in der X-Y-Ebene aufweist. Dieses herkömmliche
Verfahren erfordert, dass an den Stapel eine äußere Schwindungshemmvorrichtung
angelegt wird, wie beispielsweise ein Klemmdruck oder Opferschichten.
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Die
erfindungsgemäße Verbesserung
beinhaltet, dass ein Grünkörper-Tape
mit einer selbsthemmenden Schicht vorgesehen und ohne Anwendung
einer äußeren Schwindungshemmvorrichtung
dem Cofiring unterzogen wird. Wenigstens eines der den laminierten
Stapel bildenden keramischen Grünkörper-Tapes
umfasst eine Niedertemperatur-Keramikschicht, welche Partikel eines
ersten keramischen Materials, eines ersten Glasmaterials und eines
ersten organischen Bindemittels enthält. Die selbsthemmende Schicht
umfasst vorzugsweise Partikel eines feuerfesten keramischen Materials,
eines Benetzungsmittels für
das erste Glasmaterial in dem Tape und ein zweites organisches Bindemittel.
Diese Bestandteile des Tapes und der selbsthemmenden Schicht sind
wie oben beschrieben. Wie oben beschrieben, ist bevorzugt vorgesehen,
dass die Niedertemperatur-Keramikschicht vorzugsweise einen Keimbildner
umfasst, dass das keramische Material in der Niedertemperatur-Keramikschicht
und das feuerfeste keramische Material in der selbsthemmenden Schicht identisch
sind und dass die selbsthemmende Schicht ferner ein Glasmaterial
umfasst.
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Im
Gegensatz zu herkömmlichen
Verfahren des „Constrained
Sintering", bei
dem äußere Schwindungshemmvorrichtungen,
wie beispielsweise Druck oder Opferschichten, in das Tape mit aufgenommen
werden müssen,
vermindert die vorliegende Verbesserung, die eine selbsthemmende
Schicht benutzt, die Schwindung in der X-Y-Ebene auf unter ca. 1%
und vorzugsweise auf unter ca. 0,2%, ohne dass derartige äußere physikalische
oder materielle Schwindungshemmvorrichtungen benötigt werden.
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Die
vorliegende Erfindung kann mit Hilfe der folgenden besonderen, nichteinschränkenden
Beispiele besser verstanden werden.
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BEISPIEL 1
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Ein
dreischichtiges Tape mit identischer oberer und unterer (außenliegender)
Niedertemperatur-Keramikschicht und mittlerer selbsthemmender Schicht
wurde wie folgt hergestellt. Zur Herstellung der außenliegenden
Schichten wurden 336,65 lbs. (ca. 152,70 kg) Schlicker zubereitet,
indem die ersten acht in Tabelle 1 gezeigten Bestandteile in einer
wassergekühlten
Medienmühle
(von Premier Mills, im Handel erhältlich) vereinigt wurden, die
Aluminiumscheiben an einer rotierenden Welle und Zirconiumdioxid-Pellets
als Mixhilfsmittel enthielt. Die entstehende Mischung wurde 9,9
Stunden lang gemahlen. Anschließend
wurden die beiden letzten Bestandteile in Ein-Drittel-Schritten
zur Mischung hinzugefügt
und nach jedem Zufügen
gemischt, bis die neu hinzugefügten
Stoffe nicht mehr an der Oberfläche
zu sehen waren. Nach beendetem Hinzufügen wurde der Mischvorgang
zwei weitere Stunden fortgesetzt, um einen homogenen Schlicker mit
einer Viskosität
von 3620 cps zu erhalten, die mit Hilfe eines Brookfield-Viskosimeters
mit einer Spindel Nr. 5 bei 20 UpM bestimmt wurde. Der Schlicker
wurde danach gleichmäßig aufgeteilt
und in zwei getrennte Behälter
gepumpt. Tabelle
1: Zusammensetzung des Schlickers für außenliegende Schichten
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Ein
Schlicker für
die mittlere selbsthemmende Schicht wurde auf ähnliche Weise durch Mischen
der in Tabelle 2 aufgelisteten Bestandteile mittels einer Medienmühle zubereitet,
die 168 Pfund (ca. 76 kg) Schlicker ergeben sollten. Nach Zufügen der
ersten sechs Bestandteile wurde der Mischvorgang 5 Stunden lang
durchgeführt.
Die beiden letzten Bestandteile wurden wie oben beschrieben zugefügt, zwei
weitere Stunden gemischt und in einen dritten Behälter gepumpt.
Die Viskosität
des Schlickers wurde wie oben beschrieben mit 1500 cps gemessen. Tabelle
2: Zusammensetzung des Schlickers für innenliegende Schicht
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Die
Schlicker in den drei Behältern
wurden anschließend
in zwei getrennte, aneinander angrenzend angeordnete Breitschlitzdüsen gepumpt
und gleichzeitig auf eine 1,4 mil dicke Polyesterfolie aus MylarTM (von DuPont, im Handel erhältlich)
abgegeben, die sich mit einer Geschwindigkeit von 10 Fuß/Minute
in senkrechter Richtung bewegte. Eine Breitschlitzdüse wurde
für die
Abscheidung für
die Schlicker verwendet, die die untere Niedertemperatur-Keramikschicht und
die mittlere selbsthemmende Keramikschicht bildeten, und die zweite Breitschlitzdüse diente
der Abscheidung der oberen Niedertemperatur-Keramikschicht.
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Das
Tape, das die drei Schlickerschichten enthielt, wurde anschließend getrocknet,
indem es sequentiell durch vier Heizkammern bei unterschiedlichen
Temperaturen und Luftströmen
hindurchgeleitet wurde: 48,8 °C
(500 cfm = ca. 236 l/s), 54,4 °C
(500 cfm = ca. 236 l/s), 54,4 °C
(3000 cfm = ca. 1416 l/s) und 76,7 °C (2000 cfm = ca. 944 l/s).
Nach dem Trocknen wurde die Dicke der oberen, mittleren und unteren
Schicht mit ca. 2,3 mil, ca. 1,6 mil bzw. 2,3 mil gemessen.
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Das
entstandene Tape wurde anschließend
in 5'' × 5'' große Segmente
geschnitten; vier Segmente wurden zusammengestapelt und bei 70 °C und einem
Druck von 4000 psi 15 Minuten lang laminiert. Der Stapel wurde dann
mit folgendem Profil gesintert. Die Temperatur wurde von Umgebungstemperatur
auf 450 °C
mit einer Geschwindigkeit von 1 °C/Minute
angehoben, um die organischen Bestandteile zu entfernen, und dann auf
870 °C mit
7,5 °C/Minute
erhöht.
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Dann
wurde die Temperatur 30 Minuten lang auf 870 °C gehalten und anschließend mit
einer Geschwindigkeit von 10 °C/Minute
auf Umgebungstemperatur abgesenkt. Nach der Sinterung wurde die
Schwindung des Tapes in X-Y-Richtung gemessen. Sie betrug 0,154 ±0,0049%
bzw. 0,138 ±0,0133%.
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BEISPIEL 2-6
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Um
die Fähigkeit
zum Hemmen der Schwindung von Niedertemperatur-Keramik-Tapes mit
unterschiedlichen Zusammensetzungen zu untersuchen, wurden fünf dreischichtige
Tapes hergestellt, in denen es sich bei der oberen und unteren Schicht
um handelsübliche
LTCC-Tapes mit den
in Tabelle 3 angegebenen Zusammensetzungen handelte. Bei jedem Tape
enthielt der Glas-/Keramikbestandteil verschiedene Glasmaterialien,
Füllstoffe
und Keimbildner, wie in Tabelle 3 angegeben. Die physikalischen
Eigenschaften jedes LTCC-Tapes sind in Tabelle 5 angegeben.
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Für die mittlere
selbsthemmende Schicht wurde ein Schlicker, der die in Tabelle 4
angegebenen organischen und anorganischen Bestandteile in einem
Verhältnis
von Feststoffen zu organischen Verbindungen von 64,1% enthielt,
zubereite, indem er 24 Stunden lang in der Kugelmühle mit
Aluminiumoxid als Medium zerkleinert wurde. Der Schlicker wurde
mittels der Tape-Casting-Technik mit einem Rakelmesser auf eine
1,4 mil dicke Polyesterfolie aus MylarTM (von
DuPont, im Handel erhältlich)
aufgebracht, um eine 1,6 mil dicke Schicht zu erhalten.
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Zur
Ausbildung des dreischichtigen Tapes wurde ein Stapel hergestellt,
in dem eine selbsthemmende Schicht zwischen zwei identischen LTCC-Schichten
angeordnet wurde. Der entstandene Stapel wurde anschließend bei
70 °C und
einem Druck von 40.000 psi 15 Minuten lang erhitzt, um ein dreischichtiges
Grünkörper-Tape
zu bilden. Anschließend
wurde das Tape mit dem in Beispiel 1 beschriebenen Temperaturprofil gesintert
und gemessen, um die X-Y-Schwindung
zu bestimmen.
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Wie
aus den Daten in Tabelle 5 ersichtlich ist, betrug die X-Y-Schwindung
für alle
fünf dreischichtigen Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung nie mehr als ca. 0,2% und lag in einem Fall bei nur 0,12%.
Diese Schwindung ist erheblich niedriger als die Schwindung für frei gesinterte
LTCC-Tapes. Außerdem
ist ersichtlich, dass durch die Herstellung einer entsprechenden
mittleren selbsthemmenden Schicht eine Vielzahl von unterschiedlichen
Arten handelsüblicher
LTCC-Tapes gehemmt werden können. Tabelle
3: Bestandteile von LTCC-Tapes
- aDie Glas-/Keramik-Mischung
enthält
Glas-/Keramik-Bestandteile sowie Füllstoffe/Keimbildner, wie angegeben
- bTape 5 enthält sowohl kristallines als
auch amorphes Glas
Tabelle
4: Schlickerbestandteile von selbsthemmenden Schichten Tabelle
5: Eigenschaften von LTCC-Tape und dreischichtigem Tape
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Zwischen
den herkömmlichen
Verfahren für
schwindungshemmende Sinterung („Constrained Sintering") mit Opferfolien
und einem monolithischen Schwindungshemmverfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung bestehen mehrere wesentliche Unterschiede. Beispielsweise
wird bei Opfer-Verfahren das schwindungshemmende Material nach dem
Brennen entfernt, während
es bei monolithischen Verfahren Bestandteil der endgültigen Struktur
wird. Bei Opfer-Verfahren besitzt das schwindungshemmende Material
nach dem Brennen keine Zugfestigkeit, während das für monolithische Verfahren verwendete
schwindungshemmende Material nach dem Brennen ähnliche mechanische Eigenschaften
wie das es umgebende LTCC-Tape besitzt. Ferner wird bei der Schwindungshemmung
mit Opfermaterial die Glasdiffusion in das schwindungshemmende Material
minimiert, während
die Glasdurchdringung bei monolithischen Verfahren gesättigt ist.
Außerdem
befindet sich ein schwindungshemmendes Opfermaterial immer außen am endgültigen Schaltungskörper, während sich
bei monolithischen Verfahren das schwindungshemmende Material innen
in der Schaltung befindet. Schließlich wird bei Opfer-Verfahren
das schwindungshemmende Material bei einer Temperatur gesintert,
die erheblich höher
als die Brenntemperatur von LTCC ist. Dagegen wird das bei monolithischen
Verfah ren verwendete schwindungshemmende Material bei einer unter
der Brenntemperatur liegenden Temperatur verschmolzen und wird nach
dem Brennen zu einem Bestandteil der endgültigen Struktur.
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Diese
Unterschiede ergeben sich u.a. aus einer Vielzahl von Vorteilen
des monolithischen Schwindungshemmverfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung
gegenüber
den herkömmlichen
Sinterverfahren. Insbesondere weist die monolithische schwindungshemmende
Methode im Vergleich zur herkömmlichen
freien Sinterung eines gleichmäßigen LTCC-Tapes
mindestens zwei Vorteile auf. Erstens kann die X-Y-Schwindung von
herkömmlichen
Schwindungswerten von ca. 10% bis 15% auf Werte unter ca. 1% und
sogar auf unter ca. 0,2% gesenkt werden. Zweitens kann die in einem
Bereich von ca. 0.2% bis 0.4% liegende Toleranz bei der X-Y-Schwindung
auf unter ca. 0.1% gesenkt werden.
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Im
Vergleich zur Sinterung mit mechanischer Schwindungshemmung hat
die monolithische schwindungshemmende Methode den Vorteil, dass
es nicht erforderlich ist, über
jedes Einzelteil in einer Brenncharge Aufspannplatten mit entsprechendem
Muster zu legen.
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Schließlich ist
die monolithische schwindungshemmende Methode im Vergleich zur freien
Sinterung mit einer schwindungshemmenden Opferschicht vorteilhaft,
weil das schwindungshemmende Material nach dem Brennen nicht entfernt
werden muss und die Leiter und Widerstände auf der Oberfläche der
monolithisch gehemmten LTCC-Struktur gemeinsam gebrannt („Cofiring") werden können. Statt
einer Schwindungshemmung nur an der Oberfläche des LTCC-Körpers, unterstützt außerdem das
monolithisch schwindungsgehemmte Material vielmehr die Struktur
gleichmäßig über die
gesamte Dicke des Teils und ermöglicht
so die Bildung einer stärkeren
Teiledicke und neuartiger Strukturen.
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Das
selbsthemmende Grünkörper-Tape
gemäß der vorliegenden
Erfindung kann für
eine große
Bandbreite an Anwendungen verwendet werden, in denen mit schwindungshemmend
gesinterte Teile verwendet werden, und es kann für jede beliebige Anwendung
verwendet werden, die die Herstellung von Schaltungen in Mehrschicht-Keramikstrukturen
betrifft. Da es keine Fehlanpassung zwischen den Schichten gibt,
ist diese Technologie besonders wichtig für die auf die Bildung der Keramikstruktur
folgenden Schritte. Sie ist für
verschiedene Anwendungen geeignet, wie beispielsweise für elektromechanische
Geräte
im Biomedizinbereich, um schwindungsfreie Mesostrukturen zu schaffen,
und in Sensoranwendungen.
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Diese
Erfindung sieht somit ein Grünkörper-Tape
und ein Verfahren für
dessen Gebrauch und Herstellung vor, welches durch die Umgehung
vieler Ursachen für
die Abmessungsunsicherheit in Keramikteilen und die Beseitigung
vieler Schritte für
die Entwicklung und Herstellung von Schaltungen, welche zur Vermeidung von
Abmessungsfehlern und Fehlanpassungen erforderlich sind, wirtschaftlicher
ist. Das schwindungsfreie Tape gemäß der vorliegenden Erfindung
besitzt eine Materialstruktur, die besonders ausgestaltet ist, um
der inneren Schwindung in den beiden X- und Y-Dimensionen entgegenzuwirken.
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Die
Materialien gemäß der vorliegenden
Erfindung weisen eine Anzahl von Vorteilen auf; dazu gehören keine
mechanische Gefährdung
durch ungesinterte Partikel, so dass auch keine Delamination stattfindet, kein
Opfermaterial, das entfernt werden muss, geregelte Porosität und Kompatibilität mit gemeinsam
gebrannten Leiterbahnen, die Möglichkeit,
dicke Stapel von Grünkörper-Tapes
gemäß der vorliegenden
Erfindung zu erzeugen, und die Möglichkeit
einer guten Oberflächenhaftung,
wenn es sich um vergrabene Materialien handelt. Die Erfindung sieht
somit Materialien und Verfahren mit zahlreichen Vorteilen und ohne
einen der Nachteile und Mängel
bekannter Verfahren und Materialien vor.