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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Immortalisierung von Säuger- bzw.
Säugetierzellen
für die
therapeutische Anwendung.
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Hintergrund
der Erfindung
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Es
besteht ein wachsendes Bewusstsein für die und Verständnis der
Bedeutung der Transplantationstherapie zur Behandlung von Gewebe-
und Organschäden.
Während
die Organtransplantation weit verbreitet praktiziert wird, befinden
sich Therapien auf Basis der Transplantation von individuellen Zellen
noch in einer vergleichsweise frühen
Phase der klinischen Entwicklung.
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Beispielsweise
wird in wachsendem Maße
bekannt, dass die Transplantation geeigneter Zellen in ein geschädigtes Gehirn
beliebige sensorische, Motor-, Verhaltens- oder psychologische Defizite,
welche durch die Schädigung
hervorgerufen werden, verbessern oder korrigieren kann.
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Damit
die zellbasierenden Therapien anwendbar sind, muss es möglich sein,
ausreichende Zellen für die
Transplantation zu gewinnen. Ein Mittel, um dies sicherzustellen,
ist das Kultivieren nicht-differenzierter Zellen unter Bedingungen,
welche eine wiederholte Zellteilung und ein wiederholtes Zellwachstum
erlauben. Eine Schwierigkeit bei der Verwendung nicht-differenzierter
Zellen ist, dass die ungesteuerte Zellteilung entweder vor oder
während
der Transplantation in den Patienten ausgeschaltet werden muss,
um ein unkontrolliertes Wachstum am Transplantationsort zu verhindern.
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Es
wurden viele verschiedene Techniken zur Bereitstellung geeigneter
Zellen für
die Transplantation entwickelt. Hinsichtlich der neuralen Transplantation
ist eine Vorgehensweise, nicht-differenzierte fötale Zellen unter Kulturbedingungen
zu halten, welche das Auftreten der Zellteilung erlauben, und danach
in vitro vor der Transplantation eine Differenzierung zu induzieren.
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Reynolds
und Weiss, Science, 1992; 255: 1707, offenbaren die Verwendung des
epidermalen Wachstumsfaktors (EGF), um die In-vitro-Proliferation adulter Hirnzellen
der Maus zu induzieren. Es wurde angenommen, dass unter geeigneten
Bedingungen die Zellen dazu gebracht werden könnten, sich in Astrozyten und Neuronen
zu differenzieren.
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Die
Internationale Patentanmeldung Nr. WO-A-94/16059 offenbart eine
Technik zur Aufrechterhaltung einer primären neuronalen Zellkultur in
vitro durch Züchten
bzw. Kultivieren der Zellen in einem serumfreien Medium, das mit
einem trophischem Faktor ergänzt
ist.
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Die
Internationale Patentanmeldung Nr. WO-A-97/10329 offenbart eine
alternative Technik, die eine konditioniert bzw. bedingt immortalisierte
Zelllinie verwendet. Diese Zelllinie umfasst ein immortalisierendes, temperaturempfindliches
bzw. -gesteuertes Onkogen, das unter permissiven Bedingungen neuroepitheliale Stammzellen
im nicht-differenzierten Zustand hält. Nach der Transplantation
wird das Onkogen aufgrund der höheren
Temperatur des menschlichen Körpers
(37°C) ausgeschaltet,
und die Zellen differenzieren sich in die zur Reparatur des Schadens
erforderlichen Zell-Typen. Der Vorteil der Verwendung des Onkogens
ist, dass die Zellen bis zur Transplantation im nicht-differenzierten
Zustand gehalten werden, wobei sich die Zellen zu diesem Zeitpunkt
in Antwort auf den spezifischen Schaden in den Phänotyp der
geschädigten oder
verlorenen Zellen differenzieren.
US
5688692 offenbart ebenfalls Zellen, die ein an DNA nicht
bindendes, temperaturempfindliches T-Antigen exprimieren.
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Es
wird jedoch erkannt, dass, obwohl Onkogen-exprimierende humane Zellen
eine verlängerte
Lebensdauer aufweisen können,
sie dennoch aufhören,
sich zu teilen und schließlich
der Krise (Zelltod) unterfallen.
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Es
ist ebenfalls vorgeschlagen worden, dass humane Zellen durch Rekonstituieren
der Telomerase-Aktivität
durch Einbringen einer exogenen Kopie der katalytischen Untereinheit
der humanen Telomerase immortalisiert werden können (Bodnar et al., Science,
1998; 279: 249-252). Die Telomerase bewirkt den Erhalt von Telomeren,
die sich an den Enden von Chromosomen befinden, und es wird angenommen,
dass die allmähliche
Verkürzung
von Telomeren während
der Zellverdoppelung zur Seneszenz bzw. Alterung beiträgt, und dass
daher die Rekonstitution der Telomerase-Zellen immortalisiert. Die
humane Telomerase ist zur Immortalisierung vieler verschiedener
Zell-Typen verwendet worden.
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Counter
et al., PNAS (USA), 1998; 95(25): 4723-14728, offenbaren ebenfalls,
dass die ektopische Expression der katalytischen Telomerase-Untereinheit
(hTERT) es bereits gealterten Zellen erlauben kann, sich über den
Zelltod hinaus bis zur zellulären
Immortalität
zu proliferieren. Die untersuchten Zellen wurden mit einem das SV40-T-Antigen
exprimierenden Onkogen transformiert. Die Autoren ziehen jedoch
den Schluss, dass die hTERT-Expression allein ausreichend sein kann,
Zellen zu immortalisieren, und dass die Aktivierung von hTERT der
kritische Schritt in der Tumorprogression sein könnte. Daher ist die allgemeine
Lehre dieser Veröffentlichung,
dass mit hTERT transformierte Zellen unsterblich sein würden. Dies
bedeutet, dass die Zellen zur Verwendung in der Transplantationstherapie
ungeeignet sein würden.
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Während daher
viele der vorstehend offenbarten Techniken verwendbar sein können, besteht
weiterhin ein Bedarf an Verfahren zur Erzeugung von Zellen, welche
die Immortalität
vor der Transplantation erhalten, jedoch die Immortalität nach der
Transplantation verlieren.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Erkenntnis, dass mit einem
bedingt bzw. konditioniert induzierbaren Onkogen und mindestens
der katalytischen Untereinheit des Telomerase-Komplexes transduzierte Zellen unter
permissiven Bedingungen unsterblich sind, jedoch die Immortalität unter
nicht-permissiven
Bedingungen verlieren.
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Unter
einem Gesichtspunkt der vorliegenden Erfindung umfasst eine rekombinante
oder genetisch modifizierte Säugerzelle
ein bedingt induzierbares oder temperaturempfindliches Onkogen und
ein exogenes Polynukleotid, das mindestens für die katalytische Untereinheit
des Telomerase-Komplexes codiert.
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Gemäß eines
zweiten Gesichtspunkts der Erfindung umfasst ein rekombinantes Polynukleotid-Konstrukt
ein Gen, das mindestens für
die katalytische Untereinheit des Telomerase-Komplexes codiert,
und ein bedingt induzierbares oder temperaturempfindliches Onkogen.
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Unter
einem dritten Gesichtspunkt umfasst ein Verfahren zur Immortalisierung
einer Säugerzelle
das Einbringen eines bedingt induzierbaren Onkogens und eines exogenen
Polynukleotids, das für
die katalytische Untereinheit des Telomerase-Gens codiert, in eine
proliferierende Säugerzelle.
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Unter
einem vierten Gesichtspunkt können
die erfindungsgemäßen Zellen
in der Therapie, insbesondere in der Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung einer mit einem Zellverlust oder einer Zellschädigung assoziierten
Erkrankung, verwendet werden. Beispielsweise können neuroepitheliale Stammzellen
zur Behandlung von mit einer Hirnschädigung assoziierten Störungen,
z.B. Alzheimer, verwendet werden.
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Es
wurde festgestellt, dass erfindungsgemäße Zellen einen hohen Stabilitätsgrad behalten
und bei nicht-permissiven Temperaturen nicht unsterblich sind.
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Dies
ist eine überraschende
und bedeutsame Erkenntnis, da anhand des Standes der Technik erwartet
würde,
dass Zellen aufgrund der Rekonstitution der Telomerase-Aktivität unsterblich
bleiben. Es scheint jedoch, dass, obwohl das für die Telomerase codierende
Gen konstitutiv ist, die Telomerase nicht den Erhalt der Immortalität bewirkt.
Aufgrund der Aufrechterhaltung der Bedingtheit und erhöhten Stabilität sind die
erfindungsgemäßen Zellen
dazu geeignet, zur Erzeugung einer Zelllinie für die Transplantation seriell
passagiert zu werden.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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Die
folgenden Figuren veranschaulichen die Erfindung.
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1 ist
eine schematische Darstellung eines Polynukleotid-Konstrukts, das sowohl
hTERT und das temperaturempfindliche Onkogen, das für das große T-Antigen
von SV40 codiert, enthält;
und
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2 ist
eine schematische Darstellung einer anderen Ausführungsform eines Konstrukts
mit hTERT und dem Onkogen mit einer von der 1 verschiedenen
Reihenfolge.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung offenbart Verfahren zur Herstellung von Zellen,
die für
die Transplantationstherapie geeignet sind und die bis zum Zeitpunkt
der Transplantation unsterblich sind.
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Die
Zellen benötigen
das Vorhandensein eines bedingt induzierbaren Onkogens. Der Ausdruck "bedingt induzierbar" bezieht sich vorliegend
auf Onkogene, deren Expression unter gewissen Bedingungen reguliert
werden kann. Das Onkogen wird bei Vorliegen sogenannter erlaubender
bzw. permissiver Bedingungen exprimiert. Beispielsweise sind manche
Onkogene temperaturempfindlich und werden nur dann exprimiert, wenn
die Temperatur ihrer Umgebung unterhalb eines gewissen Werts liegt.
In einer Ausführungsform
der Erfindung ist das verwendete Onkogen eine nicht-DNA-bindende,
temperaturempfindliche Mutante des großen T-Antigen-Gens von SV40
(U19tsA58). Geeignete andere Ausführungsformen sind ebenfalls
bekannt und schließen
das Onkogen des Polyom-T-Antigens
ein.
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Die
Zellen benötigen
ebenfalls ein exogenes Polynukleotid, das mindestens für die katalytische
Untereinheit des Telomerase-Komplexes
codiert. Der Ausdruck "exogen" wird vorliegend
in seinem normalen Kontext verwendet und bezieht sich auf das in
die Zelle eingeführte
Polynukleotid und wird von natürlicherweise vorkommenden
endogenen Polynukleotiden unterschieden. Die katalytische Untereinheit
des Telomerase-Komplexes
ist ein Enzym, das wie eine Reverse Transkriptase wirkt, und es
ist im Fachgebiet bekannt. Die humane Untereinheit ist in GB-A-2317891
offenbart.
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Das
Onkogen und das für
die Telomerase codierende Polynukleotid können in einem rekombinanten DNA-
oder retroviralen Vektor oder Konstrukt enthalten sein, um die Zellen
zu transduzieren/infizieren. Die zwei Komponenten können in
einem Vektor enthalten sein, oder es kann jede in einem getrennten
Vektor vorliegen. Die Vektoren oder Konstrukte der Erfindung können weiter
eine geeignete Promotor-Region zur Initiation der Transkription
von DNA und einen selektierbaren Marker bzw. eine selektierbare
Markierung umfassen, welcher/welche zur Identifizierung derjenigen
Zellen verwendet werden kann, die transduziert/infiziert worden sind.
Die Regulation der Expression kann durch einem Fachmann bekannte
Verfahren durchgeführt
werden. Beispielsweise kann eine Regulation unter Verwendung des "long terminal repeat"(LTR)-Promotors bewirkt werden.
Alternative Promotoren sind einem Fachmann ersichtlich. Beispielsweise
kann eine Regulation unter Verwendung des Cytomegalovirus-(CMV)Promotors
bewirkt werden. Der CMV-Promotor ist ein sehr starker Promotor und
kann bevorzugt werden, wenn die Zellen neurale Zellen, z.B. neuroepitheliale
Stammzellen, sind.
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Verfahren
zum Einbringen geeigneter Konstrukte in Zellen sind einem Fachmann
bekannt.
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Es
können
beliebige Säugerzellen
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden.
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Beispielsweise
kann die Zelle eine endotheliale Zelle sein und zur Revaskularisierung
des Beines, des Herzens und anderer Organe verwendet werden. Vorzugsweise
ist die Zelle eine humane somatische Zelle, z.B. eine humane epitheliale
Stammzelle, die zur Differenzierung in einen spezifischen Zell-Typ
befähigt
ist. Eine besonders bevorzugte Zelle ist eine humane neuroepitheliale
Stammzelle, die in der neuralen Transplantation zur Behebung eines
Zellverlusts bzw. -schadens und zur Korrektur von Verhaltens- oder
psychologischen Defiziten verwendet werden kann. In einer anderen Ausführungsform
können
die Zellen eine differenzierte Zelle, z.B. die ß-Zellen der Langerhans'schen Inseln, sein.
Weitere Zellen können
diejenigen einschließen,
die aus endokrinen Drüsen,
Retinazellen, kochlearen Zellen, Leberzellen, Osteoblasten und Osteoklasten,
Myoblasten und Keratinozyten erhalten werden können, sind jedoch nicht darauf
beschränkt.
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Vorzugsweise
werden das Onkogen und die Telomerase in die Zelle während der
frühen
Kulturphase, üblicherweise
innerhalb der ersten 10 Zellteilungen, eingebracht. Die Reihenfolge
der Einbringung des Onkogens und der Telomerase ist für den Erfolg
des Verfahrens nicht entscheidend, obwohl es bevorzugt ist, dass die
Telomerase zuerst eingebracht wird. Dies liegt daran, dass überraschenderweise
festgestellt wurde, dass die Erzeugung einer diploiden Zelllinie
besser sichergestellt wird, wenn die Telomerase zuerst eingebracht wird.
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Die
transduzierte oder infizierte Zelle kann unter einem Fachmann bekannten
Bedingungen kultiviert bzw. gezüchtet
werden. Es ist bevorzugt, dass die Zellen unter Bedingungen ohne
Stress kultiviert werden. Ein Fachmann kennt auf Basis der üblichen
Kulturtechniken die für
jeden einzelnen Zell-Typ geeigneten Bedingungen.
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Die
Erfindung wird nachstehend in den folgenden Beispielen mit Bezug
auf die Zeichnungen weiter beschrieben. Die Beispiele zeigen, dass
es durch Transduktion geeigneter humaner Zellen mit einem temperaturempfindlichen
Onkogen und der katalytischen Untereinheit des Telomerase-Komplexes
möglich
ist, die Stabilität
der Zellkulturen während
ihrer Passage in einem geeigneten Kulturmedium zu erhalten.
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Beispiel 1
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1. Isolierung interlobulärer Brustfibroblasten
(HMF) und mikrovaskulärer
endothelialer Brustzellen (MMVE):
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Kulturen
von interlobulären
Brustfibroblasten und mikrovaskulären endothelialen Brustzellen
wurden aus normalem Brustgewebe, das mit Zustimmung von Patientinnen,
die sich einer kosmetischen Operation (Reduktionsmammoplastie) unterzogen,
erhalten. Kulturen von interlobulären Fibroblasten wurden, wie
in Atherton et al., J. Cell Sci., 107: 2931-2939, beschrieben, hergestellt
und in Dulbecco's
modifizierten Eagles Medium (DMEM), ergänzt durch 10% fötales Kälberserum
und Antibiotika (Penicillin/Streptomycin), gehalten. Endotheliale
Zellen aus Mikrogefäßen wurden
durch immunmagnetische Sortierung von Primärkulturen unter Verwendung
des monoklonalen Maus-Antikörpers
QBEND-40 gegen Thrombomodulin, im wesentlichen wie von Drake & Lock, Human Reprod.,
1992; 6: 1156-1159, beschrieben, isoliert. Endotheliale Kulturen
wurden im EGM-2-Medium (Biowhittaker) etabliert und gehalten.
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2. In-vitro-Kultur von
Zellen bis zur Alterung.
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Als
Kontrolle wurden Zellen zur Bestimmung des Zeitpunktes der Alterung
bzw. Seneszenz kultiviert. Es wurde festgestellt, dass die Zellen
eine Kultur-Lebensdauer von zwischen 10-16 Populationsverdoppelungen
aufwiesen, wenn sie in EGM-2 kultiviert wurden. Abgesehen von einer
Anhäufung
granulärer
Partikel im Zytoplasma, ähnelten
die gealterten Zellen ihren Entsprechungen während früher Passagen, wobei sie sich von
diesen nur aufgrund der vollständigen
Abwesenheit der Mitose unterschieden.
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3. Transduktion mit tsA58-U19
und verlängertes
Wachstum bis zum Zelltod.
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Noch
proliferierende Zellpräparationen
verschiedener individueller Spender wurden zwischen den Populationsverdoppelungen
6-9 mit der doppelt rekombinanten Mutante tsA58-U19 (Almazan und
McKay, Brain Res., 1992; 579(s): 234-245) des SV-40-T-Antigen-Gens
im das neo-r-Gen enthaltenden pZIP-Vektor transduziert. Die Transduktion
wurde unter Verwendung eines Helfervirus-freien amphotropen retroviralen
Verpackungssystems (PA317, Klon 8), wie in Stamps et al., Int. J.
Cancer, 1994; 57(6): 865-874, beschrieben, durchgeführt. Es
wurde Polybrene bei 8 μg/ml
als Adjuvans verwendet, um die Virusaufnahme zu verbessern.
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Die
Transduktionsfrequenzen waren zwischen 10-25% nach Selektion mit
Geneticin bei 0,25 mg/ml veränderlich.
Nach dem Übergang
zur für
tsA58 permissiven Temperatur (33,5°C) wurden diese Kulturen weiter
für zwischen
33 und 56 Populationsverdoppelungen bei einem Aufteilungsverhältnis von
1:4 passagiert. Während
dieser Zeit blieben alle Zellen mit wenig oder keinem Wachstum bei
36,5°C und
darüber
streng temperaturempfindlich. In allen Fällen hörte das Wachstum jedoch schließlich unter
dem Auftauchen einer abnormalen Mitose und abnormalen Zellmorphologien,
einschließlich
einer Größen- und
nukleären
Heterogenität, die
den Zelltod anzeigt, auf. Eine Gesamtzahl von insgesamt nicht weniger
als 108 Zellen wurde bis zum Zelltod passagiert,
ohne dass ein einziger Fall einer "spontanen" Immortalisierung beobachtet wurde.
Dies steht im Gegensatz zu epithelialen Säugerzellen, die sich mit einer
Häufigkeit
von ungefähr
1 in 5 × 106 Zellen, die bis zum Zelltod gehalten werden,
wiederholt immortalisieren.
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4. Transduktion mit h-TERT
und nachfolgender Immortalisierung unter Beibehaltung eines bedingten
Wachstums.
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Frühe passagierte
Zellen einer Spenderin, die mit dem ts-T-Antigen-System transduziert waren (MMVE-2),
wurden weiter mit einer Kopie der vollständigen cDNA der katalytischen
Untereinheit des humanen Telomerase-Gens im pBabe-Vektor (Morgenstern
und Land, Nucleic Acids Research, 1990; 18: 3587-3596) zusammen mit einem Hygromycin-B-Resistenzgen
unter Verwendung eines humanen amphotropen Verpackungssystems (TE-FLY) transduziert.
Es wurde eine Reihe von vier klonierten Verpackungslinien verwendet, die
zuvor hinsichtlich der höchsten
Titer auf Basis der Übertragung
der Hygromycin-Resistenz
auf eine humane Ziel-Zelllinie (EJ-Blasenkarzinomzellen) selektioniert
worden waren. Jede wurde verwendet, um in zweifacher Ausführung die
MMVE-2-ts-T-Zellen in Gegenwart von 8 μg/ml Polybrene zu transduzieren.
Eine erfolgreiche Transduktion wurde nach Selektion mit 25 μg/ml Hygromycin
B festgestellt.
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Überraschenderweise
schienen die transduzierten Zellen die Alterung zu überwinden
und proliferierten bei 33,5°C
ohne jegliche offenkundige Krise oder Veränderung der Proliferationsraten
für über 40 Wochen weiter.
Die Zellen haben bis jetzt >100
Populationsverdoppelungen bei einer konstanten Rate durchgemacht und
erscheinen funktionell unsterblich zu sein.
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Wenn
sie hinsichtlich der Temperaturempfindlichkeit durch Replika-Kultur
bei 33,5, 36,5 und 39,5°C getestet
wurden, waren die hTERT-transduzierten MMVE-2-ts-T-Zellen überraschenderweise
genauso empfindlich wie frühe
passagierte Zellen, die nur tsT aufwiesen. Im Gegensatz zur möglichen
Erwartung wurde bei 36,5°C
nur wenig und bei 39,5°C
kein Wachstum festgestellt, d.h., die Zellen waren bedingt unsterblich.
Alle Kulturen wurden mit dem EGM-2-Medium durchgeführt, das
eine Reihe endothelspezifischer Wachstumsfaktoren, einschließlich b-FGF,
VEGF, IGF-2 und Heparin, sowie 2% FCS enthält, was es somit vermeidet,
die Zellen unter suboptimalen oder "Stress"-Wachstumsbedingungen zu testen.
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Um
das Ausmaß zu
bestimmen, bis zu welchem der temperaturinduzierte Wachstumsstop
irreversibel war, wurden die Fibroblasten-Kulturen unter Verwendung
eines klonogenen Tests analysiert, in welchem die Kolonie-Bildungseffizienz
(CE) unter optimalen Bedingungen (5% Sauerstoff bei 33,5°C) nach verschiedenen Zeitspannen
des Wachstumsstops bei 39,5°C
bestimmt wurde. Es lag eine deutliche Verminderung beim CE in den
meisten Kulturen vor, die zur Zeit der nicht-permissiven Temperatur
proportional war. In einer der HMF-Kulturen fiel beispielsweise
der CE nach 14 Tagen bei 39,5°C
auf <5% des Kontrollwerts
ab, wobei die meisten Kolonien klein und unvollkommen waren. Die
Ergebnisse zeigen die fortschreitende Irreversibilität der transduzierten
Zellen und zeigen, dass dies eher auf die thermische Inaktivierung
des T-Antigens als auf einen nicht-spezifischen Hitzeschockeffekt
zurückzuführen ist.
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Die
Zellen wurden ebenfalls getestet, um festzustellen, ob sie nach
der Inaktivierung des T-Antigens eine biochemische Alterung durchlaufen,
indem die Kulturen hinsichtlich der alterungsaktivierten sauren ß-Galactosidase
gefärbt
wurden. Nach 4-8 Tagen bei 39,5°C
zeigten alle Fibroblasten-Kulturen unterschiedliche Anzahlen positiver
Zellen (1-10%), während
in entsprechenden Kulturen bei 33,5°C keine positiven Zellen (<0,1%) beobachtet
wurden. Dies ist mit einer sich in der Krise befindenden Kultur
von HMF-Fibroblasten, die nur das T-Antigen aufweisen, vergleichbar, bei
denen 53% der Zellen positiv waren. Dies zeigt, dass die immortalisierten
Zellen zur Beibehaltung des Wachstums vom T-Antigen abhängig sind,
und dass die Inaktivierung des T-Antigens eine irreversible Beendigung
des Zellwachstums und den Eintritt in die Alterung hervorruft.
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Die
Zellkulturen wurden auch karyotypisiert, um zu bestimmen, ob das
Timing und der zeitliche Ablauf der retroviralen Gentransduktion
den chromosomalen Zustand der resultierenden Zellen beeinflusste.
Es wurde eine diploide oder nahezu diploide Modalzahl von Chromosomen
(46) sowohl in MMVE- als auch HMF-Zellen beobachtet, die erzeugt
wurden, indem beide Gene während
der frühen
Phase (d.h., innerhalb der ersten 10 Zellteilungen) eingebracht
wurden, wobei hTERT zuerst eingebracht wurde. Wenn beide Gene während der frühen Phase
eingebracht wurden, und das Onkogen zuerst eingebracht wurde, wurde
festgestellt, dass die Zellen einen bimodalen Karyotyp mit nahe
diploiden und nahe tetraploiden Formen aufwiesen. Dies ist eine überraschende
Feststellung und zeigt, dass diploide Zellen wirksamer hergestellt
werden können,
indem man die Wahl trifft, dass die katalytische Untereinheit der
Telomerase zuerst in die Zelle eingeführt wird.
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Zusammenfassend
zeigen die erhaltenen Ergebnisse überraschenderweise, dass Zellen,
welche das vollständige,
für die
katalytische Untereinheit der Telomerase codierende Gen und das
temperaturempfindliche Onkogen umfassen, bedingt wachstumsfähig bleiben,
d.h., die Zellen sind bei hohen Temperaturen nicht unsterblich.
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Die
obigen Ergebnisse zeigen, dass die getrennte Transduktion mit einem
temperaturempfindlichen Onkogen und einer katalytischen Telomerase-Untereinheit
im Vergleich zu Zellen, die nur das temperaturempfindliche Onkogen
aufweisen, verbesserte Eigenschaften hervorrufen kann.
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Obwohl
eine getrennte Transduktion gute Ergebnisse zeigt, kann es leichter
sein, einen geeigneten Vektor zu konstruieren, der sowohl das Onkogen
als auch das für
die Telomerase codierende Gen enthält.
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Beispiel 2
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Dieses
Beispiel zeigt die Herstellung geeigneter Expressionsvektoren zur
Co-Expression eines thermolabilen T-Antigens, das von der DNA-nicht-bindenden
Mutante der frühen
SV40-Region (U19tsA58) abgeleitet ist, der katalytischen Untereinheit
hTERT des Telomerase-Komplexes (cDNA) (Counter et al., PNAS, 1998;
95(25): 14723-14728) und einer dominant wirkenden selektierbaren
Neomycin-Phosphotransferase-Resistenzmarkierung
(Neo), die G418 eine Resistenz verleiht (Clontech). Das Endkonstrukt
wurde im retroviralen pBabe-Expressionsvektor
zusammengesetzt, der auf dem murinen Moloney-Leukämievirus
(Mo MuLV) mit hohem Titer basiert (Morgenstern und Land, supra).
Der Retrovirus-Lebenszyklus wurde verwendet, um die frühe SV40-Region
in Viren umzuwandeln, die nur das große T-Antigen herstellen. Alle
Konstrukte wurden in einem rec-A-Wirt (JS4-rec-A-Derivat von MC1061)
unter Verwendung einer Ampicillin-Selektion, zusammengesetzt.
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Es
wurden zwei Versionen des Vektors konstruiert:
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Konstrukt 1
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Dieses
Konstrukt ist in der 1 dargestellt. Der Mo-MuLV-LTR wurde zur Steuerung
von hTERT verwendet, und der frühe
SV40-Promotor wird zur Steuerung sowohl von U19tsA58 als auch von
Neo verwendet. Es wurde eine interne Ribosomen-Eintrittsstelle (IRES) zwischen den
Genen U19tsA58 und Neo integriert (mit dem Neo-Gen im Leseraster
fusioniert), um eine Reinitiation der Translation durch eukaryotische
Ribosomen zu induzieren.
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Konstrukt 2
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Dieses
Konstrukt ist in der 2 dargestellt. Mo-MuLV-LTR wurde
zur Steuerung von U19tsA58 verwendet, und der frühe SV40-Promotor wird verwendet,
um hTERT und Neo zu steuern. Es wurde eine IRES-Sequenz zwischen
hTERT und Neo eingefügt.
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Klonierungsstrategie
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Jeder
Vektor wurde in drei Abschnitten zusammengesetzt. Es wurden die
Vektoren pBabe-Neo-hTERT (hTERT wurde aus pCI-Neo-hTERT ausgeschnitten,
der von R.A. Weinberg, Whitehead Institute, bereitgestellt wurde)
und pBabe-Neo-U19tsA58 (bei dem U19tsA58 in der Sinn-Orientierung
in Bezug auf die Retrovirus-Transkription eingefügt ist) verwendet, um das vordere
Ende des Konstrukts 1 bzw. 2 herzustellen.
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Die
Klonierung der IRES und ihre Fusion im Leseraster des Neo-Gens wurden im Klonierungsvektor pPolyIII-I
(von D. Kioussis, MRC, Mill Hill, erhalten) durchgeführt. pPolyIII-I
ist ein nützlicher
Vektor, um Gensequenzen zu konstruieren, da er einen großen Polylinker
enthält,
der viele Restriktionsschnittstellen, die eine 6er-Nukleotidsequenz
erkennen, umfasst. Die dritte Komponente wurde aus dem Vektor pBabe-Puro
(pBabe mit einem Puromycin-Resistenzgen) kloniert.
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Konstrukt 1
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A. Klonierung von IRES:Neo
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Die
Neo-Sequenz wurde mittels PCR, ausgehend vom pLXSN-Vektor (Clontech),
amplifiziert. Um die Gesamtlänge
des Konstrukts auf ein Minimum zu beschränken, wurde nur die für Neo codierende
Region (Bp 2066 – Bp
2860 von pLXSN) verwendet. Die IRES mit 586 Bp (5'-nicht-codierende
Region der Enzephalomyokarditis-Virus-(EMC)-RNA) ist aus dem Novogen-Vektor pCITE-1 erhältlich.
Die Initiationsregion von EMC weist eine Bal I-Klonierungsstelle
an Position 2918 und eine Nco I-Stelle
an Position 2925 von pCITE-1 auf, was zur Einfügung der Fremdsequenz im Leseraster
verwendet werden kann.
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Es
ist empfehlenswert, dass fremde Sequenzen ohne ihr eigenes AUG im
Leseraster mit dem viralen AUG bei 2915-2917 fusioniert werden,
jedoch erzeugt das Schneiden mit Bal I ein G am Anfang des ersten Kodons
nach dem AUG der Fremdsequenz. Dies ist mit der Neo-Sequenz nicht
kompatibel, bei der die erste Base nach dem AUG ein A ist. Um dieses
Problem zu umgehen, wurde der zur Amplifikation der Neo-Sequenz, ausgehend
von pLXSN, verwendete Neo-Primer, derart entworfen, dass die IRES-Sequenz
zwischen den Basen 2918 und 2929 wieder hergestellt wurde.
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Forwärts-Neo-Primer
(SEQ ID NO. 1)
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Um
das 3'-Ende der
Neo-Sequenz in pPolyIII-I einzufügen,
wurde der 3'-PCR-Primer
bzw. -Starter derart entworfen, dass er eine Sal I-Stelle und eine
Cla I-Stelle enthielt (zur Klonierung aus pPolyIII-I in pBabe).
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Rückwärts-Neo-Primer
(SEQ ID NO. 2)
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Es
war daher möglich,
die IRES aus pCITE-1 mit Eco RI und Bal I (Isoschizomere sind Mls
I, Msc I) auszuschneiden und die Sequenz in die Eco RI- und Bal
I-Stellen von pPolyIII-I zu ligieren. Die Neo-Sequenz wurde dann,
ausgehend vom Vektor pLXSN, unter Verwendung der zuvor angegebenen
Vorwärts-
und Rückwärts-Neo-Primer
amplifiziert, und die 3'-Region
des PCR-Produkts
wurde mit Sal I vor der Ligation in die Bal I- und Sal I-Stellen
von pPolyIII-I-IRES geschnitten.
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B. Einfügen von
U19tsA58
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U19tsA58
wurde aus pZip-U19tsA58 (von P. Jat vom Ludwig Institute for Cancer
Research bereitgestellt) durch einen Verdau mit Bam HI ausgeschnitten
und in die Bam-HI-Stelle von pPolyIII-I-IRES:Neo in der Sinn-Orientierung
in Bezug auf die Retrovirus-Transkription eingefügt.
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C. Endkonstrukt
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Das
Endkonstrukt wurde durch dreiteilige Ligation erzeugt:
- (i) U19tsA58-IRES-Neo, ausgeschnitten aus pPolyIII-I-U19tsA58-IRES:Neo durch Sfi-I-Cla-I-Verdau;
- (ii) die Vorderseite des durch Verdau mit Sfi I und Not I erhaltenen
Konstrukts aus dem Vektor pBabe-Neo-hTERT. Es wird der linke Abschnitt
benötigt;
und
- (iii) ein pBS-ori-enthaltendes Fragment, das durch Verdau mit
Cla I und Not I aus dem Vektor pBabe-Puro erhalten wurde. Es wird
die rechte Seite des Vektors benötigt.
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Das
Endkonstrukt ist wie in 1 gezeigt.
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Konstrukt 2
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A. pPolyIII-I-hTERT-IRES:Neo
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Um
die hTERT-cDNA und IRES:Neo in pPolyIII-I zu klonieren, wurde pBabe-Neo-hTERT
zunächst
mit Sal I verdaut, das am 3'-Ende von hTERT schneidet.
Die Klonierungsstellen von hTERT sind Eco RI (5') und Sal I (3'), jedoch kann hTERT nicht in die Sal-I-Stelle
von pPolyIII-I kloniert werden, da dies die Klonierungsstelle für das 3'-Ende von IRES:Neo
ist. Daher wurde die hTERT-Sequenz vor dem Ausschneiden der cDNA-Sequenz
aus pBabe-Neo-hTERT mit Eco RI mit stumpfen Enden versehen. PPolyIII-I-IRES:Neo
wurde mit Eco RI ausgeschnitten, mit stumpfen Enden versehen und
mit Sal I geschnitten, um IRES:Neo auszuschneiden. hTERT und IRES:Neo
wurden dann in die Eco-RI- und
Sal-I-Stellen von pPolyIII-I kloniert, wobei sie durch eine Ligation
stumpfer Enden zwischen 3'-hTERT
und 5'-IRES:Neo
verbunden wurden.
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Der
Aufbau des Konstrukts 2 schloss eine dreiteilige Ligation ein:
- (i) hTERT-IRES:Neo, ausgeschnitten aus pPolyIII-I-IRES:Neo
an den Sfi-I- und Cla-I-Stellen;
- (ii) die linke Seite des Konstrukts 2 wurde aus dem Vektor pBabe-Neo-U19tsA58
durch Verdau mit Sfi I und Not I erhalten; und
- (iii) die rechte Seite des Konstrukts wurde aus dem Vektor pBabe-Puro
durch Verdau mit Cla I und Not I erhalten. Das Endkonstrukt ist
wie in 2 gezeigt.
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Hinsichtlich
der Ausgestaltung der Konstrukte kann es wünschenswerter sein, die Expression
sowohl der Onkogen- als auch der hTERT-Komponenten durch den CMV-Promotor
zu steuern. Dies könnte
ausgeführt
werden, indem die Komponenten unter Verwendung einer IRES-Sequenz
unter Einfügung
in einen retroviralen Vektor stromabwärts von einem CMV-Promotor
verknüpft
werden.
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Die
Konstrukte können
verwendet werden, um geeignete Zellen zur Herstellung bedingt immortalisierter
Zellen, die eine verbesserte Stabilität während der Passagierung aufweisen,
zu transduzieren.
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Die
erfindungsgemäßen rekombinanten
Zellen können
in der Therapie verwendet werden. Verfahren zur Herstellung von
Formulierungen zur Verabreichung an einen Patienten sind einem Fachmann
ersichtlich. Geeignete Hilfsstoffe, Verdünnungsmittel usw. sind ebenfalls
auf Basis der derzeitigen Praxis in der Herstellung zellbasierter
Therapien ersichtlich. Die zur Verabreichung benötigte Menge der Zellen ist
in Abhängigkeit von
der Form der Behandlung, der Schwere der Erkrankung/Schädigung und
dem Bedarf an der Verabreichung mehrfacher Dosen über einen
Behandlungszeitraum veränderlich.
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Ein
Fachmann kann jedoch leicht die geeignete Behandlung anhand bestehender
Zelltransplantationstherapien bestimmen.
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