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Verfahren zur Gewinnung von bituminösen Stoffen aus Torf Einer lohnenden
Gewinnung der im Torf enthaltenen bituminösen Stoffe durch Extraktion stehen Schwierigkeiten
entgegen. Die kolloidale Beschaffenheit 'des Torfes erschwert den Durchtritt des
Extraktionsmittels. Da ferner infolge des hohen Wassergehaltes des Torfes das Extraktionsmittel
stark verdünnt wird, ist dessen Rückgewinnung erschwert.
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Es wurde nun gefunden, daß sich in einfacher und vorteilhafter Weise
die im Torf enthaltenen bituminösen Stoffe gewinnen lassen, wenn man den Torf in
an sich bekannter Weise unter Zusatz von Elektrolyten und gegebenenfalls unter Anwendung
von Druck erhitzt, ihn vom größten Teil des Wassers bzw. der wäßrigen Flüssigkeit,
insbesondere durch mechanische Behandlung, z. B. Abpressen, befreit und erst dann
einem Auslaugungsprozeß mit geeigneten Lösungsmitteln, wie Kohlenwasserstoffen,
Alkoholen, Ketonen u. dgl., oder Gemischen dieser unterwirft. Die hierbei anfallende
Lösung wird zweckmäßig zum Auslaugen weiterer, in der gleichen Weise vorbehandelter
Torfmengen verwendet, bis der Wassergehalt der Lösung so hoch geworden ist, daß
eine weitere Verwendung der Lösung zum Auslaugen nicht mehr vorteilhaft ist, worauf
die an den bituminösen Stoffen angereicherte Lösung in bekannter Weise aufgearbeitet
wird.
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Der Vorteil der beschriebenen Arbeitsweise bestellt darin, daß wesentlich
konzentrierte Bitumenlösungen sowie erheblich bessere Ausbeuten erzielt werden als
ohne die beschriebene vorherige Behandlung des auszulaugenden Torfes.
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Aus den folgenden Vergleichsbeispielen geht hervor, daß nach dem vorliegenden
Verfahren bei der Extraktion des Torfes erheblich größere Ausbeuten an bituminösen
Stoffen erhalten werden als beim Arbeiten nach bekannten Verfahren.
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Als Ausgangsstoff wurde Osnabrücker Sph_agnumtorf verwendet: i. a)
2o g Rohtorf wurden bei i05° bis zu einem Wassergehalt von 15 °/o getrocknet und
alsdann in einer Soxhletapparatur mit einem Gemisch von gleichen Teilen Benzol und
Äthylalkohol 30 Stunden lang extrahiert. Es wurden o,58 g Torfwachs gewonnen,
d. h. 3,4. °/o, auf Trockentorf berechnet.
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b) In einem Vergleichsversuch wurden 2o g Rohtorf zuerst der Säurekochung
unterworfen und dann ebenfalls bis auf einen Wassergehalt von 15 °/a getrocknet.
Alsdann wurde 2o Stunden lang extrahiert. Die Wachsausbeute betrug in diesem Falle
2,1 g, d. h. 12,3 % des Trockentorfes.
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c) 2o g lufttrockener Rohtorf (im Anlieferungszustand) wurden
30 Stunden lang mit einem Gemisch von gleichen Teilen Benzol und Äthylalkohol
extrahiert. Die Ausbeute an Bitumen (auf Trockentorf umgerechnet) betrug
7,5 °/o.
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d) 2o g Rohtorf wurden bei ioo° vollkommen
getrocknet
und dann 3o Stunden lang exträhiert. Die Ausbeute an Bitumen (auf Trockentorf umgerechnet)
betrug 9,¢ e) 2o g'Rolitorf, der bei 1o5° bis zu einem Wassergehalt von 15 °/o getrocknet
war, wurde der Säurekochung unterworfen, dann bis zu 15 °/o Wassergehalt getrocknet
und 30 Stunden lang extrahiert. Die Ausbeute an Bitumen (auf Trockentorf
umgerechnet) betrug I g, I °'a.
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f) 2o g Rohtorf wurden bei io5° vollkommen getrocknet, dann der Säurekochung
unterworfen, dann wieder vollkommen getrocknet und 30 Stunden lang extrahiert.
Die Ausbeute an Bitumen (auf Trockentorf umgerechnet) betrug 15,6 °/o.
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2. Daß die Mehrausbeute an Torfwachs gemäß vorliegender Erfindung
nicht nur auf der durch die Elektrolytkochung bewirkten Torfzerkleinerung beruht,
zeigt folgender Versuch: 2o g des in der unter ia beschriebenen Weise auf einen
Wassergehalt von 15 °/o getrockneten Rohtorfes wurden in einer Mühle fein gemahlen
und alsdann extrahiert. Es wurden bei erschöpfender Extraktion nur 7,6 °1Q Torfwachs
gewonnen.
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3. Die oben beschriebenen Versuche wurden alsdann mit etwa io kg Torf
als Ausgangsmaterial ausgeführt. Als Mittelwerte aus je fünf Versuchen wurden hierbei
nach der üblichen Arbeitsweise an bituminösen Stoffen 3,3°1o des Trockentorfes und
beim Extrahieren des gemäß dem vorliegenden Verfahren vorbehandelten Torfes 12,1
°/a des Trockentorfes erhalten.
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Beispiel i i t Rohtorf mit einem Wassergehalt von go % wird mit
30 kg 2o°/oiger Schwefelsäure innig vermischt und im Druckgefäß
30 Minuten lang auf 13o° erhitzt. Das erhaltene Produkt wird abgepreßt, der
etwa noch 30 °/o Wasser enthaltende zerkleinerte Preßrückstand mit einem Gemisch
von gleichen Teilen Benzol und Methanol in einer Soxhletapparatur ausgelaugt und
die erhaltene Lösung eingedampft. Es werden so 12 kg bituminöse Stoffe von wachsartigem
Charakter erhalten, - während durch unmittelbares Auslaugen mit Benzol-Methanol
aus der gleichen Menge Rohtorf nur 8 kg bituminöse Stoffe gewonnen werden. Beispiel
e i t Sphagniuntorf rnit einem Wassergehalt von go °/a wird mit io kg konzentrierter
Schwefelsäure im Druckgefäß 30 Minuten läng auf i5o° erhitzt. Die Extraktion
des erhaltenen, durch Abpressen auf einen Wassergehalt von 35 °/a gebrachten Produktes
mittels eines Benzol-Methanol-Gemisches liefert 17,7 kg bituminöse Stoffe, während
unter sonst gleichen Arbeitsbedingungen ohne vorherige Behandlung des Ausgangsstoffes
aus der gleichen Menge Sphagnumtorf nur 5,7 kg bituminöse Stoffe gewonnen werden.