DE4431202A1 - Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer Materialbahn - Google Patents
Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer MaterialbahnInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer Material
bahn, insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
Zum beidseitigen Auftragen von Leim, Stärke, CMC, synthetischem Leim oder
Pigmentdispersionen auf Papier- oder Kartonbahnen sind Vorrichtungen mit zwei
achsparallel nebeneinander in einem Gestell drehbar gelagerten Preßwalzen bekannt,
zwischen denen ein Preßspalt ausgebildet ist, durch den die Papier- oder Kartonbahn
geführt wird und dem Beschichtungsmaterial an der Einlaufseite der Materialbahn für
beide Bahnseiten zugeführt wird. Bei sogenannten Leimpressen wird dazu durch
Zuführung von Beschichtungsmaterial an der Einlaufseite des Preßspalts ein Sumpf
an beiden Bahnseiten erzeugt. Bei sogenannten Filmpressen ist an jeder der Preß
walzen ist Auftrag- und Dosiersystem angeordnet, das einen dosierten Film von
Beschichtungsmaterial zunächst auf deren Mantel aufträgt, der anschließend in dem
Preßspalt an die Bahn übergeben wird. Bekannterweise ist eine der beiden Preß
walzen umfänglich gegen die andere bewegbar gelagert, um den Preßspalt zum
Einziehen einer neuen Bahn öffnen zu können. Bei der gattungsgemäßen Vorrichtung
nach der DE-C 34 40 634 ist eine der Preßwalzen gegen die andere schwenkbar
gelagert. Aus dem Preßspalt heraus wird die Bahn von Bahnführungselementen, z. B.
Leitwalzen, den nachfolgenden Verarbeitungsstationen, z. B. einem Trockner,
zugeführt.
Für ein optimales Beschichtungsergebnis hat es sich als sehr wichtig gezeigt, daß die
beschichtete Papier- oder Kartonbahn von den Oberflächen der beiden Preßwalzen
mit einem stabilen, sich nicht ändernden Bahnverlauf abgezogen wird. Die von
Kohäsions- und Adhäsionskräften an den Walzen gehaltene Bahn muß möglich
gleichmäßig zunächst von der einen, dann von der zweiten Walze abgezogen werden,
ohne daß ein unkontrollierter Bahnverlauf, d. h. ein Bahnflattern zwischen den beiden
Preßwalzen, entsteht. Ein unkontrollierter Bahnverlauf führt zu nachteilhaften
Oberflächenmarkierungen.
Um die Bahn kontrolliert zunächst von der einen, dann von der anderen Preßwalze
abzuziehen, ist es bekannt, mit unterschiedlichen Materialien auf den Oberflächen der
Preßwalzen die beim Abziehen der Bahn wirkenden Adhäsionskräfte gezielt zu beein
flussen. Die Lösung hat jedoch den Nachteil, daß die unterschiedlichen Walzenober
flächen auch zu qualitativ unterschiedlichen Strichergebnissen auf beiden Bahnseiten
führen können.
Eine weitere bekannte Möglichkeit besteht darin, die Bahn nach dem Preßspalt auf
einer der beiden Preßwalzen unter einem bestimmten Umschlingungswinkel weiter
zuführen (DE-C 34 40 634). Erfahrungsgemäß muß dabei eine bestimmte Bahnzug
kraft bei einem nicht zu großen Umschlingungswinkel eingestellt werden.
Da das Abzugsverhalten der Bahn von den Preßwalzen nicht nur von den vorstehend
beschriebenen Merkmalen der Beschichtungsvorrichtung, sondern auch von Prozeß
parametern wie der Auftragsmenge und den physikalischen Parametern der Bahn und
des Beschichtungsmaterials entscheidend abhängt, können bei den bekannten Vor
richtungen bei einem Wechsel von Rohstoffen (Bahn- und/oder Beschichtungs
material) instabile Verhältnisse beim Abzug von den Preßwalzen mit den vorstehend
beschriebenen negativen Auswirkungen auftreten. So kann der Bahnverlauf instabil
werden, wenn nach einer Sortenumstellung mit der nicht umschlungenen Preßwalze
ein Beschichtungsmaterial mit erheblich größeren Kohäsions- und Adhäsionskräften
aufgetragen wird, aufgrund derer die Bahn lokal oder komplett von der nicht um
schlungenen Preßwalze mitgerissen wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Beschichtungsvor
richtung so zu verbessern, daß sich eine gleichmäßige Beschichtung auch bei
wechselnden Bahn- und/oder Beschichtungsmaterialien erzielen läßt.
Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Die Erfindung bietet die Möglichkeit, bei unterschiedlichsten Bahn- und Beschich
tungsmaterialien einen stabilen Bahnabzug von den Preßwalzen durch Veränderung
der Umschlingungsverhältnisse an den Preßwalzen einstellen zu können.
Die Unteransprüche enthalten bevorzugte, da besonders vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung.
Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht darge
stellten Ausführungsbeispiels.
Fig. 1 zeigt in Seitenansicht als Beschichtungsvorrichtung eine Filmpresse, bei der
die Preßwalzen so eingestellt sind, daß die Bahn eine Preßwalze an der
Ablaufseite geringfügig umschlingt.
Fig. 2 zeigt dieselbe Vorrichtung in einer Position, bei der durch Verstellung einer
Preßwalze die andere Preßwalze an der Ablaufseite geringfügig um
schlungen wird.
Die in der Zeichnung dargestellte Beschichtungsvorrichtung ist in eine Papiermaschine
integriert. Sie besteht aus zwei achsparallel nebeneinander in einem Gestell 1 drehbar
gelagerten Preßwalzen 2, 3, von denen eine (Preßwalze 2) ortsfest, die andere
(Preßwalze 3) umfänglich gegen die erste Preßwalze 2 bewegbar gelagert ist. Im
vorliegenden Beispiel ist die Preßwalze 3 zwischen zwei seitlichen Schwenkhebeln 4
aufgehängt, die mittels einer Kolben-Zylinder-Einheit 5 um eine Schwenkachse 6 in
Richtung zur Preßwalze 2 und von dieser weg schwenkbar im Gestell 1 gelagert
sind. Die Preßwalzen 2, 3 sind auf ihrer Mantelfläche gummiert. Beim Anschwenken
der Preßwalze 3 gegen die Preßwalze 2 bildet sich ein Preßspalt 7, dem die zu be
schichtende Papierbahn 8 von einer Leitrolle 9 von oben zugeführt wird.
Dem Preßspalt 7 wird Beschichtungsmaterial an der Einlaufseite der Bahn 8 für beide
Bahnseiten zugeführt. Dazu ist außerhalb des Bereichs des Preßspalts 7 an jeder
Preßwalze 2, 3 ein Auftrag- und Dosiersystem 10, 11 angeordnet, das an die
jeweilige Preßwalze 2, 3 anschwenkbar ist. Bevorzugt weist jedes Auftrag- und
Dosiersystem 10, 11 eine zur jeweiligen Preßwalze 2, 3 hin offene Auftragskammer
auf, in die Beschichtungsmaterial unter Druck zugeführt wird. Auslaufseitig wird jede
Auftragskammer von einem Dosierelement abgeschlossen, das das auf die Preßwalze
2, 3 aufgetragene Beschichtungsmaterial bis auf die gewünschte Filmdicke abstreift.
Als Dosierelement wird bevorzugt eine Rakelstange mit strukturierter, also Erhebun
gen und Vertiefungen aufweisender Oberfläche eingesetzt, mit der volumetrisch
dosiert werden kann. Derartige Rakelstangen sind bekannt. Sie weisen z. B. Um
fangsrillen auf, die durch Umwickeln mit einem Draht oder durch Oberflächenbearbei
tung erzeugt werden. Alternativ können als Dosierelemente auch Rakelstangen mit
glatter Oberfläche, Schabermesser oder Schaberleisten eingesetzt werden.
Das dosiert auf die Mantelflächen der Preßwalzen 2, 3 aufgetragene Beschich
tungsmaterial wird im Preßspalt 7 an die Bahn 8 übergeben. Nach dem Durchlaufen
des Preßspalts 7 wird die beidseitig beschichtete Bahn 8 von einem berührungslos
arbeitenden Leitelement 12 einem nicht dargestellten Trockner zugeführt.
Um verschiedene Umschlingungsverhältnisse der Bahn 8 an den Preßwalzen 2, 3
ohne Veränderung des übrigen Bahnverlaufs einstellen zu können, ist eine der beiden
Preßwalzen 2, 3, bevorzugt - wie beim Ausführungsbeispiel dargestellt - die
schwenkbar gelagerte Preßwalze 3 um eine Komponente in Richtung der gemeinsa
men Tangente an die beiden Preßwalzen 2, 3 im Preßspalt 7 verstellbar gelagert.
Im Ausführungsbeispiel wird die Verstellbarkeit dadurch bewirkt, daß die schwenk
bare Preßwalze 3 zusätzlich höhenverstellbar gelagert ist. Dazu greift an dem in
einer Linearführung geführten Schwenklager 13 eine am Boden abgestützte Kolben-
Zylinder-Einheit 14 an, mit der sich der Schwenkhebel 4 nach oben und unten ver
stellen läßt. Die Preßwalze 3 ist so auf einer verstellbaren Bahn gegen die ortsfeste
Preßwalze 2 anschwenkbar. Eine Anhebung des Schwenkhebels 4 bewirkt, daß sich
die Position des Preßspalts 7 nach oben verschiebt. Die veränderte Position des
Preßspalts führt zu einer Umschlingung der Preßwalze 2 an der Auslaufseite der
Bahn 8 (Fig. 2). Analog führt eine Absenkung des Schwenkhebels 4 zu einer
Verschiebung des Preßspalts 7 nach unten und somit dazu, daß die Preßwalze 3 an
der Auslaufseite teilweise von der Bahn 8 umschlungen wird (Fig. 1).
Der maximale Hub der Kolben-Zylinder-Einheit 14 und die Länge der Schwenkhebel 4
sind so gewählt, daß bei zur Hälfte ausgefahrenem Kolben die Bahn gradlinig ohne
Umschlingung einer Preßwalze 2, 3 den Preßspalt 7 durchläuft. Die Hublänge der
Kolben-Zylinder-Einheit 14 ist so bemessen, daß beim Einfahren des Kolbens die
Preßwalze 3 soweit abgesenkt wird, daß die Verbindungslinie zwischen den beiden
Drehachsen der Preßwalzen 2, 3 um die Drehachse der Preßwalze 2 um 5°-10°
abschwenkt (Fig. 1). In dieser Position wird die schwenkbar gelagerte Preßwalze 3
an der Anlaufseite des Preßspalts 7 geringfügig von der Bahn 8 umschlungen. Bei
maximal ausgefahrenen Kolben der Kolben-Zylinder-Einheit 14 wird die Preßwalze 3
soweit angehoben, daß die Verbindungslinie zwischen den beiden Drehachsen der
Preßwalzen 2, 3 um 5°-10° gegenüber der Position mit gradlinig durchlaufender
Bahn 8 nach oben geschwenkt ist (Fig. 2). In dieser Position wird die ortsfest
gelagerte Preßwalze 2 auf der Auslaufseite des Preßspalts 7 geringfügig von der
Bahn 8 umschlungen.
Bei der in Fig. 1 gezeigten Position wird die Bahn zunächst von der Preßwalze 2
und anschließend von der Preßwalze 3 abgezogen. Wird nun nach einem Sorten
wechsel mit der Preßwalze 2 ein Beschichtungsmaterial mit größerer Kohäsion und
Adhäsion aufgetragen als das von der Preßwalze 3 aufgetragene Beschichtungs
material, so würde dies zu einem instabilen Bahnverlauf führen: Die Kohäsions- und
Adhäsionskräfte halten die Bahn 8 länger an der Preßwalze 2, die Bahnführung mit
der geringfügigen Umschlingung der Preßwalze 3 hält die Bahn länger an der
Preßwalze 3. Die Haltekräfte sind somit entgegengesetzt. Um in dieser Situation den
Bahnverlauf wieder zu stabilisieren, wird die Preßwalze 3 in die in Fig. 2 gezeigte
Stellung angehoben. Dabei ändert sich die Bahnführung so, daß nun die Preßwalze 2
geringfügig auf der Auslaufseite des Preßspalts 7 umschlungen ist. Die aus der
Bahnführung resultierenden Kräfte wirken nun ebenso wie die Kohäsions- und
Adhäsionskräfte dahingehend, die Bahn länger auf der Preßwalze 2 zu halten. Der
Bahnverlauf ist stabil, da die Bahn 8 eindeutig zunächst von der Preßwalze 3, dann
von der Preßwalze 2 abgezogen wird.
Claims (5)
1. Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer Materialbahn (8), insbesondere einer
Papier- oder Kartonbahn,
mit zwei achsparallel nebeneinander in einem Gestell (1) drehbar gelagerten Preß
walzen (2, 3), von denen eine (Preßwalze 3) umfänglich gegen die andere (Preßwal
ze 2) bewegbar gelagert ist, um einen Preßspalt (7) zu bilden, durch den die Material
bahn (8) geführt wird und dem Beschichtungsmaterial an der Einlaufseite der Materi
albahn (8) für beide Bahnseiten zugeführt wird, dadurch gekennzeich
net, daß eine der beiden Preßwalzen (3) zur Verstellung des Preßspalts (7) mit
einer Komponente in Richtung der gemeinsamen Tangente an die beiden Preßwalzen
(2, 3) im Preßspalt (7) verstellbar gelagert ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine
der beiden Preßwalzen (3) linear höhenverstellbar gelagert ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Preßwalze (2) ortsfest gelagert, die andere Preßwalze (3) umfänglich auf
verstellbaren Bahnen gegen die ortsfest gelagerte Preßwalze (2) anschwenkbar
gelagert ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß der Verstellweg der Verstellbewegung so ausgelegt ist, daß die Ver
bindungslinie zwischen den beiden Drehachsen der Preßwalzen (2, 3) um eine der
Drehachsen in beide Richtungen um 5°-10° schwenkbar ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß an jeder Preßwalze (2, 3) ein Auftrag- und Dosiersystem (10, 11)
außerhalb des Bereichs des Preßspalts (7) angeordnet ist.
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