Die Erfindung bezieht sich auf einen Abgasturbolader ge
mäß Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Bei einem gattungsgemäßen, aus der DE-OS 38 03 010 be
kannten Abgasturbolader ist vorgesehen, stromauf der Tur
bine vom Abgasstrom einen Abgasteilstrom abzuzweigen und
diesen an der Turbine vorbei und über einen Spiralkanal
stromab der Turbine und tangential wieder in den das Turbi
nenlaufrad verlassenden Abgasstrom zurückzuführen. Die
Bypass-Gase üben aufgrund der Tangentialeinführung eine
besonders hohe Injektorwirkung auf die Abgase aus dem Tur
binenrad aus. Welche Wirkung jedoch der der Abgasströmung
dadurch im weiteren Verlauf des Abgasrohres aufgeprägte
Tangentialdrall dort entfaltet - darüber wird
in der Schrift nichts ausgesagt.
Aus der GB-PS 10 43 112 ist ein Abgasturbolader bekannt,
bei welchem ebenfalls stromauf der Turbine ein Abgasteil
strom abgezweigt und - jedoch auf kürzestem Wege - am Turbi
nenlaufrad vorbei und auf dessen Saugseite geführt wird.
Die hierzu dienende Bypassleitung weist eine sehr starke
Umleitung auf, welche das Turbinengehäuse erwärmt.
Aus der EP-PS 78 637 ist ein Abgasturbolader bekannt, bei
welchem - in Gegensatz zu der zuvor genannten Schrift - die
Bypassleitung zwar stromauf des Turbinenlaufrades abzweigt,
jedoch im weiteren Verlauf gestreckt und ohne nennens
werte Richtungsänderung hinter das Turbinenlaufrad gelei
tet ist. Da somit der Abgasteilstrom keine bedeutende
Umlenkung mehr erfährt, wird dessen Strömungsgeschwindig
keit wenig vermindert, welches sich günstig auf die Küh
lung der den heißen Motorabgasen ausgesetzten Bauteile
auswirkt. Ferner wird dadurch eine Reduzierung des Ab
gasgegendruckes, gegen welchen die Brennkraftmaschine
ausschieben muß, erreicht.
Aus der DE-OS 20 21 602 ist ein weiterer Abgasturbolader
bekannt, welcher auf der Saugseite des Turbinenlaufrades
einen Radialdiffusor mit einem zentral angeordneten
Flansch oder Stutzen aufweist, durch den das Turbinen
laufrad hinein- und herausgenommen werden kann. Damit die
durch Auflösung der Umfangskomponente des Abgasstromes den
Druck hinter dem Turbinenrad vermindernde Diffusorwirkung
sich einstellt, ist es nun notwendig, den Flansch oder
Stutzen hinter dem Turbinenrad mit einem Deckel verschlos
sen zu halten. Auch muß das im weiteren Verlauf der Abgas
leitung vorzusehende Abgasrohr in ganzer Länge im Quer
schnitt vergrößert ausgeführt sein. Weiterhin ist es
auch so, daß in manchen Betriebsbereichen - zum Beispiel
im Auslegepunkt - der Abgasstrom drallfrei, also ohne Um
fangskomponente, aus dem Turbinenlaufrad in den Radial
diffusor eintreten kann, sodaß dessen Wirkung - bedingt
durch die Umlenkung des Axialstromes am Flansch oder
Stutzen - hierdurch vermindert wird.
Schließlich ist es aus der US-PS 50 25 629 bekannt, ein
Kennfeld einer Turbine eines Abgasturboladers dadurch zu
verändern, daß mit Hilfe eines betriebsparameterabhängig
verstellbaren Abgasrohrschiebers der Austrittsquerschnitt
eines stromauf angeordneten Leitkanals ins Turbinen
laufrad geöffnet und geschlossen werden kann, während ein
anderer Leitkanal vor dem Turbinenlaufrad ungeregelt
verbleibt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Ab
gasturbolader der im Oberbegriff der Patentansprüche
angezeigten Art derart weiterzubilden, daß eine weitere
Verbesserung des Wirkungsgrades des Abgasturboladers in
Verbindung mit der daran angeschlossenen Abgasleitung
und damit des Gesamtwirkungsgrades der Brennkraftma
schine erreicht werden kann.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kenn
zeichnenden Teiles des Anspruches 1
gelöst.
Dadurch, daß konventionelle, ungeregelte Abgasturbolader immer
auf einen bestimmten Betriebspunkt der Brennkraftmaschine aus
gelegt sind, ist außerhalb dieses Betriebsbereiches immer eine
nachdrallbehaftete Abströmung der Abgase von der Turbine ge
geben. Eine drallfreie Abströmung über einen größeren Be
triebsbereich kann erreicht werden mit einem geregelten
Abgasturbolader, wie z. B. mit der Verwendung eines Laders mit
variabler Turbinengeometrie ("mot(technik) 22/1985, S. 128")
oder mit der Verwendung eines aus der älteren Anmeldung P 41 33
736.0-13 bekannten Laders mit einem Regelleitrad. Jedoch auch
bei derartigen Ladern sind im Normalfall immer noch Betriebs
bereiche gegeben, in welchen das Abgas die Turbine drallbehaf
tet verläßt. Dies gilt insbesondere für den Instationärbetrieb,
also z. B. beim Beschleunigen, wenn aufgrund des plötzlich er
höhten Abgasmassenstromes, welcher in die Turbine eintritt und
aufgrund der Massenträgheit des Turbinenlaufrades am Eintritt
in das Turbinenlaufrad Stoßverluste auftreten. Dieser Drall in
der das Turbinenlaufrad verlassenden Strömung führt zu einer
Erhöhung des Gegendruckes stromab der Turbine und damit zu ei
ner Erhöhung des Abgasgegendruckes, gegen welche die Brenn
kraftmaschine ausschieben muß. Darüber hinaus muß eine drall
behaftete Strömung einen längeren Weg zurücklegen, wodurch sich
Reibungsverluste erhöhen. Bei dem erfindungsgemäßen
Abgasturbolader wird nun erreicht, daß in den Betriebsbe
reichen, in denen die Abgasströmung das Turbinenlaufrad drall
behaftet verläßt, ein Teil des Abgasstromes infolge von Zen
trifugalkräften in einen erfindungsgemäßen, vom weiterführenden Axialkanal
abgezweigten und bereichsweise als Radialkanal
ausgebildeten zusätzlichen Kanal gelangt. Durch dieses Abzweigen
der stark drallbehafteten Anteile der Abgasströmung wird
erreicht, daß derjenige Teil der Abgasströmung, welcher nicht
in den Radialkanal gelangt, sondern entlang des Axialkanals
weiterströmt, keinen oder nur noch einen relativ ge
ringen Drall aufweist. Dadurch, daß der Teil der Abgasströmung,
welcher im Axialkanal noch stark drallbehaftet ist, über
den erfindungsgemäßen Radialkanal abgeführt wird, wird die
ser Anteil ebenfalls nahezu drallfrei, d. h. diese in den
Radialkanal abgezweigte Teilströmung besitzt keinen inneren
Drall mehr. Durch diese Drallauslöschung kann der Abgasgegen
druck reduziert und somit der Turbinenwirkungsgrad bzw. der
Gesamtwirkungsgrad der Brennkraftmaschine erhöht werden. Eben
falls verringert sich der Weg, welchen die nun nicht mehr bzw.
nur noch geringfügig drallbehaftete Strömung zurücklegen muß,
so daß auch die Reibungsverluste kleiner werden, was sich
ebenfalls wirkungsgradverbessernd auswirkt. Die Vermeidung ei
ner drallbehafteten Abgasströmung hat darüber hinaus den Vor
teil, daß nachgeschaltete Abgas-Regelorgane, wie z. B. Brems
klappen und/oder Abgasreinigungseinrichtungen, vor schädlichen
Turbulenzen geschützt sind.
Da nun mit dem erfindungsgemäßen, vom Axialkanal abge
zweigten Radialkanal nicht in jedem Be
triebsbereich eine vollständige Drallauslöschung erreicht wer
den kann, ist es, - wie mit Anspruch 3 vorgeschlagen - vorteil
haft, die in dem abgezweigten Radialkanal geführten Abgase
zunächst in einen im wesentlichen parallel zum Axialkanal
verlaufenden Leitungsabschnitt zu führen, welcher dann
schließlich wieder mit dem Axialkanal zusammengeführt
wird. Der vom Axialkanal abgezweigte Radialkanal ist
dabei derart ausgebildet, daß nach Umlenkung des Teilstromes in
den parallel zum Axialkanal verlaufenden Abschnitt des
Radialkanals der Drall des Teilstromes entgegengesetzt ge
richtet ist zu dem in dem Axialstrom noch vorhandenen
Nachdrall. Werden nun die beiden Abgasströmungen im oder nach
dem Turbinengehäuse wieder zusammengeführt, so kommt es
aufgrund der unterschiedlichen Drallrichtungen der beiden zu
sammentreffenden Strömungen ebenfalls zu einer Auslöschung des
Dralls, d. h. mit anderen Worten, die nun wieder in einer ein
zelnen Abgasleitung geführte Abgasströmung ist drallfrei. Mit
der Ausgestaltung gemäß Anspruch 5 und 7 ist es dabei möglich,
die Stärke des sich in dem Radialkanal ausbildenden Sekundär
dralls zu beeinflussen, so daß je nach Restdrall in der Axial
strömung, welcher ja vom jeweiligen Betriebspunkt der Brenn
kraftmaschine abhängt, der entsprechende Gegendrall in dem ab
gezweigten Teilstrom erzeugt werden kann, so daß nach Zusam
menführung dieses Teilstromes mit dem Axialstrom immer eine
drallfreie Strömung vorliegt.
Die Steuerung der Gegendrallstärke in dem Radialkanal kann,
wie mit den Ansprüchen 7 bis 11 angegeben, in vorteilhafter
Weise auch durch eine gesteuerte, die Turbine umgehende
Bypassleitung erfolgen, welche gleichzeitig zur Regelung des
Ladedruckes eingesetzt wird.
In den Zeichnungen ist die Erfindung anhand mehrerer Ausfüh
rungsbeispiele näher erläutert.
Im einzelnen zeigt
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen
Abgasturboladers in einer Vorderansicht,
Fig. 2 eine turbinenseitige, in der Zeichenebene der
Fig. 1 längsgeschnittene Darstellung des
Abgasturboladers der Fig. 1,
Fig. 3a die Geschwindigkeitsverhältnisse am Turbinen
laufrad des Abgasturboladers der Fig. 1 bei
stationär nachdrallfreier Abströmung im Ausle
gepunkt,
Fig. 3b die Geschwindigkeitsverhältnisse am Turbinen
laufrad des Abgasturboladers der Fig. 1 bei
stationär nachdrallbehafteter Abströmung (au
ßerhalb Auslegepunkt),
Fig. 3c die Geschwindigkeitsverhältnisse am Turbinen
laufrad des Abgasturboladers der Fig. 1 im
Instationärbetrieb (beim Beschleunigen),
Fig. 4 eine turbinenseitige Seitenansicht des
Abgasturboladers der Fig. 1,
Fig. 5a, 5b ein weiteres Ausführungsbeispiel eines
erfindungsgemäßen Abgasturboladers in einer
turbinenseitigen längsgeschnittenen Darstellung,
Fig. 6 ein weiteres Ausführungsbeispiel eines
erfindungsgemäßen Abgasturboladers in einer
turbinenseitigen, längsgeschnittenen Darstel
lung,
Fig. 7 eine turbinenseitige Seitenansicht des
Abgasturboladers der Fig. 6.
Fig. 1 zeigt in einer Vorderansicht einen Abgasturbolader 1
reiner Brennkraftmaschine mit einem Turbinengehäuse 2 radialer
Bauart, dessen Turbinenlaufrad 3 (s. Fig. 2) über einen
zweiflutig ausgebildeten spiralförmigen Turbinenleitkanal 4 vom Abgas
der Brennkraftmaschine beaufschlagt wird (Pfeile 62 in den
Fig. 1 und 2). Seine Arbeit gibt das Turbinenlaufrad 3 ab an
ein mit ihm über eine Welle 6 drehfest verbundenes, im Verdich
tergehäuse 7 des Laders 1 gelagertes Verdichterlaufrad (nicht dar
gestellt), welches über die Leitung 9 Frischluft
ansaugt und diese über einen im Verdichtergehäuse 7 angeord
neten Verdichterleitkannal an die Brennkraftmaschine weiterfördert.
Als zusätzlicher, äußerer Regeleingriff ist das Turbinenlaufrad
3 von einem Turbinenleitrad 12 konzentrisch umgeben, welches
auf der Turboladerwelle 6 relativ verdrehbar zu letzterer ge
lagert ist (s. Fig. 2). Die Drehzahl dieses Turbinenleitrades 12
und damit die Geschwindigkeitsverhältnisse an dem Turbinen
laufrad 3 können über eine in der Zeichnung nicht dargestellte
Vorrichtung gesteuert werden.
Mit den Fig. 3a-3c sind die Geschwindigkeitsverhältnisse an
dem Turbinenlaufrad 3 sowohl am Ein- als auch am Austritt in
unterschiedlichen Betriebspunkten der Brennkraftmaschine dar
gestellt und zwar im Auslegepunkt (Fig. 3a), bei Stationärbe
trieb außerhalb des Auslegepunktes (Fig. 3b) sowie im
Instationärbetrieb während eines Beschleunigungsvorganges (Fig.
3c). Dargestellt sind diese Geschwindigkeitsverhältnisse je
weils an einem einzelnen Schaufelprofil 50. Die Beschaufelung
ist so gewählt, daß sich das Turbinenlaufrad 3 in Richtung des
Pfeiles 13 dreht. In Fig. 3a sind die Geschwindigkeitsver
hältnisse an dem Turbinenlaufrad 3 im Auslegungspunkt bei
Teillast aufgezeigt. Die den spiralförmigen Turbinenleitkanal 4 sowie
das Turbinenleitrad 12 passierende Strömung tritt mit einer Abso
lutgeschwindigkeit cE und unter einem bestimmten Winkel α in das
Turbinenlaufrad 3 ein. Im Stationärbetrieb stellt sich eine be
stimmte Drehzahl des Turbinenlaufrades 3 ein, so daß am Ein
tritt in das Turbinenlaufrad 3 die Strömung eine Ge
schwindigkeitskomponente uE in Umfangsrichtung aufweist. Unter
der Annahme des Stationärbetriebes ergibt sich dann die
schaufelparallele Komponente wE des Geschwindigkeitsdreiecks.
Am Austritt aus dem Turbinenlaufrad 3 ist dann entsprechend des
an dieser Stelle kleineren Radius' eine entsprechend geringere
Umfangskomponente uA gegeben. Da am Austritt aus dem Laufrad 3
ebenfalls eine schaufelkongruente Strömung vorliegt, ist auch
hier eine Geschwindigkeitskomponente wA parallel zur Schaufel
gegeben. Unter der Voraussetzung einer schaufelkongruenten
Strömung verhält sich normalerweise der Betrag der
schaufelparallelen Komponente w umgekehrt proportional zu den
Strömungsverhältnissen (Strömungsquerschnitt) entlang einer
Leitschaufel. Der Betrag der schaufelparallelen Komponente w am
Austritt aus dem Turbinenlaufrad 3 ergibt sich somit aus der Kontinui
tätsbedingung. Durch geometrische Addition dieser beiden Kom
ponenten uA und wA am Laufradaustritt ergibt sich die resul
tierende Geschwindigkeit cA, mit welcher die Strömung das Tur
binenlaufrad 3 verläßt. Dadurch, daß die Schaufeln des Turbi
nenlaufrades 3 räumlich gekrümmt sind, verlaufen die
schaufelparallele Geschwindigkeitskomponente wA sowie die re
sultierende Geschwindigkeit cA am Austritt aus dem Turbinen
laufrad 3 natürlich nicht parallel zur Zeichenebene. Es ist zu
sehen, daß im Auslegepunkt die Austrittsgeschwindigkeit cA aus dem
Turbinenlaufrad 3 genau auf die Drehachse 14 des Abgasturboladers 1
gerichtet ist, was bedeutet, daß die Strömung in diesem Be
triebszustand drallfrei aus dem Turbinenlaufrad 3 austritt.
Liegt Stationärbetrieb außerhalb des Auslegepunktes vor (Fig.
3b), so ist zu sehen, daß die resultierende Geschwindigkeit cA
am Austritt aus dem Turbinenlaufrad 3 nicht auf die Drehachse 14
des Abgasturboladers 1 bzw. des Turbinenlaufrades 3 gerichtet ist, so
daß die Strömung hier also das Turbinenlaufrad 3 drallbehaftet
verläßt. Eine mögliche Richtung des Dralls ist durch den Pfeil
15 gekennzeichnet. Das gleiche gilt für den in Fig. 3c darge
stellten Fall, daß Instationärbetrieb vorliegt, d. h. daß das
Turbinenlaufrad 3 z. B. infolge eines plötzlich erhöhten Abgas
massenstromes (nach einem positiven Lastwechsel) beschleunigt
werden soll. Aufgrund der Massenträgheit des Turbinenlaufrades 3 stellt
sich am Laufradeintritt während des Instationarbetriebes keine
schaufelparallele Strömung ein (Stoßverluste). Das Ergebnis ist
auch hier eine nicht auf die Drehachse des Laders gerichtete
resultierende Geschwindigkeit cA am Laufradaustritt und demzu
folge eine drallbehaftete Abströmung aus dem Turbinenlaufrad 3 (Rich
tung des Dralls angedeutet durch den Pfeil 16). Die Richtung
der resultierenden Geschwindigkeit cA am Austritt aus dem Turbinen
laufrad 3 wird bestimmt durch den Anströmwinkel α sowie durch
den Betrag der Eintrittsgeschwindigkeit cE (Länge des Pfeiles).
Der Betrag der Anströmgeschwindigkeit cE wird durch die Last
und die Drehzahl der Brennkraftmaschine beeinflußt, der An
strömwinkel α u. a. durch zusätzliche Regeleingriffe am Aufla
desystem, z. B. hier durch die Drehzahl des abbremsbaren Leit
rades 12. Durch entsprechende Steuerung dieser
Regelleitraddrehzahl läßt sich im Stationärbetrieb über weite
Betriebsbereiche sehr wohl ein drallfreies Abströmen der Abgase
erreichen. Um jedoch über den gesamten, auch instationären Be
triebsbereich ein drallfreies bzw. zumindest ein deutlich
drallreduziertes Abströmen der Abgase realisieren zu können,
ist erfindungsgemäß stromab des Turbinenlaufrades 3 (Fig. 2)
noch im Turbinengehäuse 2 von dem Axialkanal 17 ein als
Radialkanal 18 ausgebildeter, den Axial
kanal 17 konzentrisch umgebender Nebenkanal abgezweigt,
welcher in einen im wesentlichen parallel zum Axialkanal
17 verlaufenden Kanal 19 übergeht (Fig. 4). Liegt nun eine
drallbehaftete Strömung vor, so wird ein Teilstrom 48 des Abgasstromes 46
aufgrund von Fliehkräften in den von dem Axialkanal 17
abgezweigten Radialkanal 18 gelangen. Durch
dieses Abzweigen eines Teilstromes 48 über den erfindungsgemäßen
Radialkanal 18 verliert der im Axialkanal 17
weiterfließende restliche Teilstrom 47 des Abgasstromes 46 seinen
Drall je nach Betriebs
zustand der Brennkraftmaschine entweder ganz oder teilweise.
Würde der Radialkanal 18 direkt ins Freie geführt werden,
wäre lediglich in bestimmten Betriebspunkten eine vollkommene
Drallauslöschung im Abgashauptstrom gegeben. In den übrigen
Betriebsbereichen würde jedoch, wenn auch nur in geringem Aus
maße, immer noch ein minimaler Restdrall (Fig. 4, Pfeil 21) üb
rig bleiben. Um auch in diesen Betriebsbereichen eine nahezu
vollkommene Drallauslöschung gewährleiten zu können, ist bei
diesem Ausführungsbeispiel vorgesehen, den Radialkanal 18 in den
parallel zum Axialkanal 17 verlaufenden Kanal 19 zu über
führen. Dem in den erfindungsgemäßen Radialkanal 18 abgezweigten
Teilstrom 48 wird durch entsprechende Ausbildung des Abzwei
gungsbereiches ein Drall in der durch die Pfeile 22 oder 22' aufge
zeigten Richtung aufgeprägt, welcher in Ebenen 57 senkrecht zur Kanal
achse 58 gerichtet verläuft (Fig. 2). Dies bewirkt, daß nach dem Über
gang des Radialkanals 18 in den parallel zum Axialkanal 17
verlaufenden Kanal 19 der in diesem weitergeführte Teilstrom 48 einen
Drall besitzt (Pfeil 23, Fig. 4), welcher entgegengerichtet zu
dem Drall (Pfeil 21) in dem Axialkanal 17 (Pfeil 21 in
Fig. 4 entspricht den Pfeilen 15 und 16 der Fig. 3b und 3c)
ist. Die beiden Abgasströme (axialer Teilstrom 47 und radialer Teil
strom 48) treten durch getrennte Austrittsöffnungen 53, 55 aus dem
Abgasturbolader 1 heraus und werden
mittels eines an das Turbinengehäuse 2 angeschlossenen, in der
Zeichnung nicht explizit dargestellten Hosenrohres wieder in
eine gemeinsame Leitung zusammengeführt. Diese Zusammenführung
bewirkt nun aufgrund der entgegengesetzten Drallrichtungen
der beiden Kanäle 17 und 19 eine Reduzierung bzw. eine Aus
löschung des Gesamtdralls, so daß nach der Zusammenführung
wieder eine drallfreie Abgasströmung vorliegt. Der Querschnitt
dieser gemeinsamen Leitung kann den gleichen Querschnitt auf
weisen wie die Eintrittsöffnung 52 des Axialkanals 17 unmittel
bar am Laufradaustritt. Ein zur Drallverringerung dem Axialkanal 17
nachgeschalteter Diffusor mit anschließendem großvolumigen Ab
gasrohr ist damit nicht erforderlich, wodurch Bauraum eingespart
werden kann.
Sowohl die Drallrichtung als auch die Drallstärke, die sich in
dem von dem Axialkanal 17 abgezweigten Radialkanal 18
einstellt, hängt dabei davon ab, wie weit die den Radialkanal
18 und den Axialkanal 17 voneinander trennende Wandung
(Lippe 24, Fig. 2), welche die Eintrittsöffnung 52 des Axialkanals
17 umgibt, in den Abzweigungsbereich hineinragt. Bei
der Ausführungsform gemäß der beiden Fig. 5a und 5b ist da
her vorgesehen, daß an das Turbinengehäuse 2 ein Rohr 25 ange
schlossen ist, welches in dem im Turbinengehäuse 2 angeordneten
Teil des Axialkanals 17 bis in den Bereich der Eintrittsöffnung 54
des Radialkanals 18 hinein axial
verschiebbar gehalten ist. Im Fall der Fig. 5a ist dieses
Rohr 25 maximal in den Abzweigungsbereich hineinverschoben.
Hierbei sind die gleichen Verhältnisse wie bei der Ausfüh
rungsform nach Fig. 2 gegeben, d. h. es bildet sich ein Sekundär
drall mit maximaler Stärke (Pfeil 22) aus. Wird nun das
Rohr 25 in Richtung des Pfeiles 26 (Fig. 5b) aus dem Turbi
nengehäuse 2 herausgezogen, so schwächt sich zunächst die
Stärke des Sekundärdralls 22 ab und zwar bis zu einer bestimmten
Stellung des Rohres 25, ab welcher sich dann schließlich
die Drallrichtung umkehrt. Anstelle des anfänglichen Sekundärdralls 22 entsteht ein
gegenläufiger Sekundärdrall 22'. Die Fig. 5b zeigt diejenige
Stellung des Rohres 25, ab welcher sich die Richtung des
Dralls im Radialkanal 18 gerade umgekehrt hat. Würde man die
beiden Abgasströmungen (Axial- (47) und Radialstrom (48)) mit gleichen
Drallrichtungen zusammenführen, würde dies natürlich zu einer
Verstärkung des Dralls im Axialstrom führen.
Erfindungsgemäß ist daher vorgesehen, das Rohr 25 lediglich
innerhalb des Bereiches zu verschieben, in welchem dem
abgezweigten Teilstrom ein Drall in Richtung des Pfeiles 22
aufgeprägt wird (also zwischen den beiden Stellungen der
Fig. 5a und 5b), wobei die Grenzstellung, ab welcher sich die
Drallrichtung im Radialkanal 18 gerade umkehrt, genau dann ge
wählt wird, wenn die Abgasströmung im Axialkanal 17 nach
Abzweigung des Teilstromes keinen Restdrall mehr aufweist. Das
Verschieben des Rohres 25 erfolgt in Abhängigkeit von Be
triebsparametern der Brennkraftmaschine über einen in der
Zeichnung nicht explizit dargestellten, von einer elektro
nischen Steuereinheit angesteuerten Stellantrieb.
Eine weitere Möglichkeit, den nach Abzweigung des Teilstromes 48
über den erfindungsgemäßen Radialkanal 18 in der Axialströmung
noch vorhandenen Drall auszulöschen, ist mit dem in
den Fig. 6 und 7 aufgezeigten Ausführungsbeispiel gegeben.
Gemäß diesem Ausführungsbeispiel ist vorgesehen, von dem die
Abgase auf das Turbinenlaufrad 3 führenden Turbinenleitkanal 4 eine
Bypassleitung 28 abzuzweigen, welche sich im wesentlichen
senkrecht zu der Ebene 44, in welcher der Turbinenleitkanal 4 liegt
und im wesentlichen parallel zum Axialkanal 17 erstreckt.
Der Querschnitt 65 der Bypassleitung 28 ist über ein Ventil 29
steuerbar. Stromab dieses Ventils 29 mündet der vom Axial
kanal 17 abgezweigte erfindungsgemäße Radialkanal 18 in die
Bypassleitung 28 ein. Über die steuerbare Bypassleitung 28 kann
nun zum einen der Ladedruck beeinflußt werden und zum anderen
kann dem diese Bypassleitung 28 passierenden Teilstromes 63 des
zum Turbinenlaufrad 3 geleiteten Abgasstromes 62 und
damit dem vom Axialstrom über den Radialkanal 18 abgezweigten
Teilstrom 48 ein Sekundärdrall in Richtung des Pfeiles 30 auf
geprägt werden, welcher entgegengerichtet zu dem in
der Axialströmung (im Axialkanal 17) vorhandenen
Nachdrall (Pfeil 31) ist (s. auch Fig. 7, welche wiederum den
Abgasturbolader in einer turbinenseitigen Seitenansicht zeigt).
Die Drallrichtung sowie die Drallstärke hängt ab von der außermittigen
Anordnung des druckseitigen Teils 28' der Bypassleitung 28 und
des Ventils 29, d. h. also vom Abstand der Ventil
längsachse 32 zu der Linie 33, welche die Kanalachsen 60 und 61
der beiden Turbinenleitkanäle 4 in der Zeicheneben miteinander ver
bindet. Die Drallstärke wird darüber hinaus noch beeinflußt von
der momentanen Öffnungsstellung des in der Bypassleitung 28
angeordneten Ventils 29. Das Ventil 29 besteht aus einem den
Querschnitt der Bypassleitung 28 steuernden Ventilteller 34,
welcher mit einem Ventilschaft 35 verbunden ist, der in einem Gehäuse 43
des Abgasturboladers geführt wird. Im oberen Bereich ist der
Ventilschaft 35 mit einer ein Außengewinde 36 tragende Hülse 38 versehen, über
welches der Ventilschaft 35 und damit das gesamte Ventil 29 in
einem im Gehäuse 43 angeordneten Innengewinde 37 durch ent
sprechendes Verdrehen des Ventilschaftes 35 - über den mit
letzterem drehfest verbundenen Hebel 51 - axial verschoben wer
den kann. Die Fig. 6 zeigt das Ventil 29 in seinen beiden
Grenzstellungen, also in der Schließstellung (Darstellung
rechts der Ventillängsachse 32) und in der maximalen Öffnungs
stellung (Darstellung links der Ventillängsachse 32), in
welcher dem die Turbine umgehenden Teilstrom 63 ein maximaler Sekundär
drall in Richtung des Pfeiles 30 (Fig. 7) aufgeprägt wird. In
Schließstellung des Ventils 29 wird selbstverständlich der in
erfindungsgemäßer Weise vom Axialkanal 17 in den
Radialkanal 18
abgezweigte Teilstrom 48 nicht beeinflußt. Erfindungsgemäß
wird nun das Ventil 29 derart betätigt, daß jeweils immer solch
ein Gegendrall erzeugt wird, daß der im Radialkanal 17 noch
vorhandene Restdrall nach dem Zusammenführen der beiden Kanäle
ganz oder nahezu ganz ausgelöscht wird. Auch bei diesem Aus
führungsbeispiel ist vorgesehen, den Radialkanal 18 und den
Axialkanal 17 mittels eines in der Zeichnung nicht explizit
dargestellten Hosenrohrs wieder in eine gemeinsame Leitung zu
sammenzuführen, welche den gleichen Querschnitt besitzen kann
wie die Eintrittsöffnung 52 des Axialkanals 17 am Turbinenlauf
radaustritt.
Wie bei den zuvor beschriebenen Ausführungsbeispielen ist auch
hier vorgesehen, das Abgas dem Turbinenlaufrad 3 über einen
zweiflutigen Turbinenleitkanal 4 zuzuführen. Wird Stoßauf
ladung verwendet, sind in der Trennwand zwischen den beiden
Fluten Verbindungsöffnungen möglich. Für alle Ausführungs
beispiele gilt, daß, um eine thermische Überbeanspruchung ver
meiden zu können, im Turbinengehäuse 2 im Bereich des Kanals 19
bezw. der Bypassleitung 28 Flüssigkeitskühlkänale 39 vorgesehen sind,
welche vom Kühlmittel der Brennkraftmaschine durchströmt werden.
Weitere, vorteilhafte Merkmale einer derartigen Ausgestaltung gemäß Fig. 6 u. 7
sind den kennzeichnenden Teilen der Ansprüche 9 bis 12 zu entnehmen.
Die Erfindung ist nicht beschränkt auf geregelte Turbolader mit
einer Radial- oder einer Halbaxialturbine. Die erfindungsgemäße
Abzweigung eines Radialkanals 18 vom Axialkanal 17 stromab
der Turbine als Drallkanal ist auch denkbar bei einem
ungeregelten Abgasturbolader mit einer Radial- oder Axialtur
bine.
Es ist ferner möglich, die einzelnen zur Drallauslöschung ein
gesetzten Komponenten gemäß Anspruch 13 in einem gemeinsamen
Turbinengehäuse 2 oder aber - gemäß Anspruch 14 - nicht un
mittelbar im Turbinengehäuse 2 selbst, sondern in einem separaten
Bauteil anzuordnen.
Das gemäß Fig. 4 und 7 eingangs im Radialkanal 18 an
geordnete Teilstück 18' kann - je nach vorgesehenem Betriebsbe
reich und zusätzlicher, weiterer Regeleingriffe am Gesamtsystem -
zum Auffangen von Gegendrall nach dem Turbinenlaufrad 3 dem spiralförmigen
Turbinenleitkanal 4 gleichgerichtet, zum Auffangen von Mit
drall nach dem Turbinenlaufrad 3 dem Turbinenleitkanal 4 ent
gegengerichtet gesunden ausgeführt sein, wobei eine gewählte
Ausführungsart den Wirk- und Arbeitsbereich festlegt und die
andere somit bauartgemäß ausschließt.
Ferner kann das gezeigte Verfahren der Nachdrallauslöschung
mit zusätzlich nachgeschaltetem
Radialkanal auch bei allgemeinen Strömungsmaschi
nen, z. B. Gasturbinen, Pumpen oder Verdichtern zur Verbesserung
des Systemwirkungsgrades bzw. Erweiterung des Betriebsbereiches
vorteilhaft eingesetzt werden.
Bezugszeichenliste
1
Abgasturbolader
2
Turbinengehäuse
3
Turbinenlaufrad
4
Turbinenleitkanal
6
Welle
7
Verdichtergehäuse
9
Saugleitung
12
Turbinenleitrad
13
Pfeil
14
Drehachse
15
Pfeil
16
Pfeil
17
Axialkanal
18
Radialkanal
18
'Teilstück
19
Kanal
21
Pfeil
22
Sekundärdrall, Pfeil
22
'Sekundärdrall, Pfeil
23
Pfeil
24
Wand, Lippe
25
Rohr
26
Pfeil
28
Bypassleitung
28
'druckseitiger Teil
29
Ventil
30
Sekundärdrall, Pfeil
31
Pfeil
32
Ventillängsachse
33
Linie
34
Ventilteller
35
Ventilschaft
36
Außengewinde
37
Innengewinde
38
Hülse
39
Flüssigkeitskühlkanal
43
Gehäuse
44
Ebene
46
Abgasstrom
47
Teilstrom
48
Teilstrom
50
Schaufelprofil
51
Hebel
52
Eintrittsöffnung
53
Austrittsöffnung
54
Eintrittsöffnung
55
Austrittsöffnung
57
Ebene
58
Kanalachse
60
Kanalachse
61
Kanalachse
62
Abgasstrom
63
Teilstrom
65
Querschnitt
67
Ebene