DE4118186A1 - Verfahren zur minderung von verunreinigungskonzentrationen in fusionsanlagen und fusionsanlage zur durchfuehrung des verfahrens - Google Patents
Verfahren zur minderung von verunreinigungskonzentrationen in fusionsanlagen und fusionsanlage zur durchfuehrung des verfahrensInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Minderung von Verunreinigungskonzentrationen in Fu
sionsanlagen durch Getterung von aus einem magne
tisch abgeschlossenen Fusionsplasma, insbesondere
wasserstoffhaltigen Bor-Kohlenstoffschichten.
In DE-OS 38 14 389.5 ist ein Verfahren zur Restgas
minderung in Hochvakuumanlagen angegeben, bei dem
aus einer Gasmischung von Boran und Kohlenwasser
stoff durch Plasmaentladung abgeschiedene Bor-Koh
lenstoffschichten als Getter verwendet werden, die
insbesondere auf der maximal 400° C warmen Wand aus
einer Gasmischung abgeschieden werden.
Die gebildeten Bor-Kohlenstoffschichten sind als
Innenwandbeschichtungen für Apparaturen brauchbar,
deren Wände hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt
sind. Die Schichtdicken liegen im Bereich von 1 bis
104 nm. Der Borgehalt der amorphen Abscheidungen
sollte wenigstens 1% ausmachen, zweckmäßigerweise
werden höhere Borkonzentrationen von mehr als 5%,
insbesondere über 10% vorgesehen. Die Schichten
sind wasserstoffhaltig und mindern insbesondere die
schwer zu beseitigenden Wasserdampf- und Sauerstoff
reste im Vakuum.
Eine reversible Getterwirkung kann durch wiederholte
Regenerierung der Schichten mittels einer hochfre
quenz-unterstützten Glimmentladung in Edelgas oder
Wasserstoff erreicht werden.
Unter Bedingungen, wie sie in Plasmakammern (insbe
sondere für Kernfusionsuntersuchungen) auftreten,
werden solche Bor-Kohlenstoffschichten zwar lang
samer abgearbeitet als einfache Kohlenstoffschich
ten, Haltbarkeit und Wirkung derselben sind jedoch
auch begrenzt. Es besteht daher der Zwang zu einer
wiederkehrenden erneuten Borierung.
Nach der DE-OS 40 02 269 ist daher auch ein Verfah
ren entwickelt worden, bei dem als Bor-Kohlenstoff
quelle für die Abscheidung ein oder mehrere katho
disch geschaltete bor-dotierte Graphitelemente ver
wendet oder mitverwendet werden.
Die in Plasmakammern angebrachten, kathodisch ge
schalteten borhaltigen Graphitelemente haben sich
als Quelle für die Erzeugung von Bor-Kohlenstoffbe
schichtungen auf Teilen oder der gesamten Innenwand
von Plasmakammern als geeignet erwiesen: die chemi
sche/physikalische Erosion solcher Elemente im Plas
ma (vorzugsweise Wasserstoffplasma) führt zur Ab
tragung von Kohlenstoff und Bor, die sich entspre
chend der Borierung aus boranhaltigem Gas auf den
betroffenen Kammerwänden niederschlagen.
Auf diese Weise wird zwar fortlaufend Bor- und Koh
lenstoff in die Hochvakuumkammer nachgeliefert. Von
Nachteil ist dabei jedoch, daß eine aktiv kontrollier
te Nachlieferung, insbesondere in Abhängigkeit von
Größen, die für die Plasmaentladung oder für die
abgeschiedenen Schichten kennzeichnend sind, nicht
möglich ist. Von Nachteil ist ferner, daß sich die
kathodisch geschalteten Graphitelemente verbrauchen
und daher - bei Stillstand der Anlage - ausgewech
selt werden müssen. Ein Auswechseln der Elemente
bei laufender Plasmaentladung wäre - wenn überhaupt
möglich - nur mit hohem technischen Aufwand zu be
werkstelligen.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
zur Minderung der Verunreinigungskonzentrationen
in Fusionsanlagen zu schaffen, das eine aktiv kon
trollierte Dosierung des Plasmas mit Bor und Koh
lenstoff oder Bor alleine ermöglicht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß eine gasförmige, wasserstoffhaltige Bor-Kohlen
stoffverbindung oder ein Boran, insbesondere Diboran
(B2H6), in die laufende Plasmaentladung eingespeist
wird. Das Gelingen dieser Maßnahme, bei der das Gas
in ein Plasma mit einer Elektronendichte von wenig
stens ne = 1012 · cm-3 eingegeben wird, war keines
falls zu erwarten, da es sich hierbei praktisch um
ein Einspeisen einer Verunreinigung in das Plasma
handelt. Es hat sich jedoch gezeigt, daß das einge
speiste Gas direkt seine erwünschte Wirkung (bei
spielsweise das Absenken des O2-Spiegels) entfaltet,
ohne daß negative Nebenwirkungen, die das Plasma
beeinträchtigen, auftreten.
Zwar kann das Einspeisen in das Plasma mit konstan
ter Dosis erfolgen, wie dies bei der bekannten Me
thode der Fall ist, bei der die Abgabe von Bor und
Kohlenstoff mittels eines kathodisch geschalteten
Graphitelements vorgenommen wird. Von erheblichem
Vorteil demgegenüber ist jedoch eine Verfahrenswei
se, bei der die Bor-Kohlenstoffverbindung oder das
Boran in Abhängigkeit von die Plasmaentladung kenn
zeichnenden Größen, wie Plasmadichte, dosiert ein
gespeist wird. Die Dosis kann dabei den Erforder
nissen des Plasmas angepaßt und dieses auf diese
Weise stabilisiert werden. Steuergrößen, die eine
durch feedback kontrollierte Dosierung ermöglichen,
können aber auch die abgeschiedenen Schichten kenn
zeichnende Größen, wie Schichtdicke bzw. Meßwerte
über die Materialerosion sein.
Wie sich gezeigt hat, sind zur Einspeisung unter
schiedlicher wasserstoffhaltige Bor-Kohlenstoffver
bindungen geeignet. In erster Linie bieten sich je
doch B(C2H5)3, vornehmlich aber B(CH3)3 an. Je nach
den erforderlichen Anteilen von Bor- und Kohlenstoff
kann selbstverständlich auch ein Gemisch von wasser
stoffhaltigen Bor-Kohlenstoffverbindungen zur Anwen
dung kommen. Zweckmäßig ist auch der Einsatz der
wasserstoffhaltigen Bor-Wasserstoffverbindungen als
Zusatz zu einem Trägergas, wie beispielsweise Helium
oder Wasserstoff.
Eine weitere vorteilhafte Verfahrensvariante besteht
darin, daß eine deuterierte Bor-Kohlenstoffverbin
dung oder in deuteriertes Boran eingespeist wird.
Dies ergibt die Möglichkeit, daß H/(H+D) Verhältnis
im Plasma in gezielter Weise zu beeinflussen. Hier
zu kann es zweckmäßig sein, daß die Bor-Kohlenstoff
verbindung oder das Boran in einem zur Aufnahme
durch das Plasma vorgesehenen Isotopengemisch ein
gespeist wird.
Das Einspeisen der wasserstoffhaltigen Bor-Kohlen
stoffverbindung oder des Borans kann in das Plasma
in einer Weise geschehen, daß der Borierungseffekt
in der herkömmlichen Weise eintritt. Als zweckmäßig
hat sich jedoch gezeigt, daß die Bor-Kohlenstoff
verbindung an oder in der Nähe von Orten mit erhöh
ter Erosion von Bor-und Kohlenstoff eingespeist
wird. Sie entfaltet dann direkt an diesen besonders
beanspruchten Stellen in der Hochvakuumanlage ihre
Wirkung.
Erfindungsgemäß ist zur Durchführung des Verfahrens
eine Fusionsanlage zur Durchführung einer magne
tisch stabilisierten Plasmaentladung geeignet, die
Gaseinlässe zum Einspeisen von gasförmiger, wasser
stoffhaltiger Bor-Kohlenstoffverbindung oder Boran
aufweist.
Es wurde B(CH3)3 in laufende Deuterium-Entladungen
in der Fusionsanlage TEXTOR des Forschungszentrums
Jülich eingespeist. Die jeweilige Pulsdauer be
trug 4.0 Sekunden, während denen der Einlaß des
B(CH3)3 in Abhängigkeit von der Plasmadichte (ne
feedback) gehalten wurde. Die Einlaßrate betrug
dabei maximal 2 mbarl/s.
Es wurden folgende Versuchsresultate erzielt:
- - Die Elektronendichte im Plasma wurde während der jeweiligen gesamten Pulsdauer auf 2,5 · 1013 cm-3 gehalten,
- - die gewünschte Getterwirkung, d. h. die durch den Borierungseffekt zur erwartende Abnahme des Sauer stoffs trat ein, wobei über 10 Entladungen Zeff (Maß für die Verunreinigungskonzentration) von 1,7 auf 1,1 abnahm,
- - die insgesamt über 10 Entladungen eingespeisten Bor und Kohlenstoffatome (1,2 · 1022 B+C) verblie ben, wie massenspektrometrische Messungen zeigten, im Plasma bzw. wurden an den Wänden deponiert,
- - durch das Einspeisen des Wasserstoffs (im B(CH3)3) in das Deuterium-Plasma wurde während 10 Entla dungen das H/(H+D)-Verhältnis von 0.05 zu 0.6 verändert.
Das Einspeisen der Bor-Kohlenstoffverbindung er
folgte alternativ auf Wandniveau, d. h. 9 cm vom
Rand des Fusionsplasmas entfernt oder direkt am
Plasmarand. Beide Einspeisungsvarianten zeigten
die gleiche Wirkung.
Claims (9)
1. Verfahren zur Minderung von Verunreinigungskon
zentrationen in Fusionsanlagen durch Getterung
von aus einem magnetisch eingeschlossenen Fusions
plasma abgeschiedenen, insbesondere wasserstoff
haltigen Bor-Kohlenstoffschichten,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine gasförmige, wasserstoffhaltige Bor-Koh
lenstoffverbindung oder ein Boran, insbesondere
Diboran (B2H6), in die laufende Plasmaentladung
eingespeist wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bor-Kohlenstoffverbindung oder das Boran
in Abhängigkeit von die Plasmaentladung kennzeich
nenden Größen, wie Plasmadichte, dosiert einge
speist wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bor-Kohlenstoffverbindung oder das Boran
in Abhängigkeit von die abgeschiedenen Schichten
kennzeichnenden Größen, wie Schichtdicke, dosiert
eingespeist wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Bor-Kohlenstoffverbindung Bortrimethyl
eingespeist wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine deuterierte Bor-Kohlenstoffverbindung
oder deuteriertes Boran eingespeist wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bor-Kohlenstoffverbindung oder das Boran
in einem zur Aufnahme durch das Plasma vorgesehe
nen Isotopengemisch eingespeist wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bor-Kohlenstoffverbindung oder das Boran
an oder in der Nähe von Orten mit erhöhter Ero
sion von Bor und Kohlenstoff eingespeist wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die wasserstoffhaltige Bor-Kohlenstoffverbin
dung oder das Boran als Zusatz zu einem Träger
gas eingespeist wird.
9. Fusionsanlage zur Durchführung einer magnetisch
stabilisierten Plasmaentladung,
gekennzeichnet durch
Gaseinlässe zum Einspeisen von gasförmiger, was
serstoffhaltiger Bor-Kohlenstoffverbindung oder
Boran.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4118186A DE4118186A1 (de) | 1991-06-03 | 1991-06-03 | Verfahren zur minderung von verunreinigungskonzentrationen in fusionsanlagen und fusionsanlage zur durchfuehrung des verfahrens |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4118186A DE4118186A1 (de) | 1991-06-03 | 1991-06-03 | Verfahren zur minderung von verunreinigungskonzentrationen in fusionsanlagen und fusionsanlage zur durchfuehrung des verfahrens |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4118186A1 true DE4118186A1 (de) | 1992-12-10 |
DE4118186C2 DE4118186C2 (de) | 1993-06-03 |
Family
ID=6433094
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4118186A Granted DE4118186A1 (de) | 1991-06-03 | 1991-06-03 | Verfahren zur minderung von verunreinigungskonzentrationen in fusionsanlagen und fusionsanlage zur durchfuehrung des verfahrens |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4118186A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CN111933309A (zh) * | 2020-07-23 | 2020-11-13 | 核工业西南物理研究院 | 一种应用于磁约束聚变堆装置上的杂质浓度测量方法 |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3814389A1 (de) * | 1988-04-28 | 1989-11-09 | Kernforschungsanlage Juelich | Verfahren zur restgasminderung in hochvakuumanlagen durch getterschichten und deren erzeugung sowie entsprechend beschichtete hochvakuumanlagen |
DE4002269A1 (de) * | 1989-01-27 | 1990-08-02 | Forschungszentrum Juelich Gmbh | Verfahren zur erzeugung von aus einer plasmaentladung abgeschiedenen borhaltigen kohlenstoffschichten und dafuer geeignete hochvakuumanlagen, insbesondere fusionsanlagen |
-
1991
- 1991-06-03 DE DE4118186A patent/DE4118186A1/de active Granted
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3814389A1 (de) * | 1988-04-28 | 1989-11-09 | Kernforschungsanlage Juelich | Verfahren zur restgasminderung in hochvakuumanlagen durch getterschichten und deren erzeugung sowie entsprechend beschichtete hochvakuumanlagen |
DE4002269A1 (de) * | 1989-01-27 | 1990-08-02 | Forschungszentrum Juelich Gmbh | Verfahren zur erzeugung von aus einer plasmaentladung abgeschiedenen borhaltigen kohlenstoffschichten und dafuer geeignete hochvakuumanlagen, insbesondere fusionsanlagen |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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CN111933309A (zh) * | 2020-07-23 | 2020-11-13 | 核工业西南物理研究院 | 一种应用于磁约束聚变堆装置上的杂质浓度测量方法 |
CN111933309B (zh) * | 2020-07-23 | 2022-07-26 | 核工业西南物理研究院 | 一种应用于磁约束聚变堆装置上的杂质浓度测量方法 |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE4118186C2 (de) | 1993-06-03 |
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