DE3925403C2 - Trockengasdichtung - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine als axiale Gleitring
dichtung ausgebildete Trockengasdichtung für eine
drehende, durch eine Gehäusewand geführte Welle mit
einer mit der Welle umlaufenden Wellenbüchse als Träger
einer Dichtfläche und einem stationären Gleitring mit
einer mittels Gas an die Dichtfläche gedrückten und
geschmierten Gleitfläche.
Solche axiale Wellendichtungen sind beispielsweise aus
EP 13 678 B2 bekannt und dienen dazu, den unter einem
gewissen Druck stehenden Gehäuse-Innenraum einer
Turbomaschine, beispielsweise eines Turbokompressors
oder einer Turbine, an der Durchführung der Welle nach
außen oder zu einer Zwischenkammer abzudichten, um ein
Ausströmen des Mediums aus dem Innenraum zu verhindern.
Dies erfolgt mittels eines Sperrmediums, z. B. eines
Gases, welches die Gleitfläche des Gleitringes an die
Dichtfläche drückt und somit den Austritt von Gas aus
dem Innenraum minimalisiert, wobei die Leckage der
Dichtung durch entsprechende Dichtungsringe auf einem
kleinstmöglichen Wert gehalten wird. Gleichzeitig wird
ein Spalt zum berührungslosen Lauf der Dichtung
gebildet.
Nachteilig ist hierbei insbesondere bei Turbomaschinen,
die mit höheren Gastemperaturen bis zu mehreren Hundert
°C arbeiten, daß an der Wellendurchführung große
Temperaturerhöhungen und Temperaturschwankungen
auftreten, welche Wärmeausdehnungen der einzelnen Teile
zur Folge haben. Diese führen zu unzulässigen
Deformationen, die die Dichtwirkung beeinträchtigen.
Außerdem kann bei größeren Temperaturerhöhungen und
einer dadurch verursachten Ausdehnung der Welle die
Wellenbüchse und der meist aus Keramik bestehende
Dichtungskörper derartige mechanische Spannungen
erleiden, daß dieser zerbricht und zerstört wird und
eine Havarie der Turbomaschine verursacht wird. Hinzu
kommen insbesondere bei schnellaufenden Turbomaschinen
die teilweise erheblichen Zentrifugalkräfte, welche
ebenfalls Deformationen verursachen. Diese führen dazu,
daß bei höheren Umfangsgeschwindigkeiten z. B. die
Wellenbüchse mit dem Dichtkörper von der Welle abheben
kann, d. h. keine definierte Position und Zentrierung
mehr vorhanden ist. Dieses führt zu Unwucht und zu
unzulässigen Veränderungen des Dichtspaltes. Die
unterschiedliche Dehnung von Wellenbüchse und
Dichtkörper unter Einwirkung von Fliehkräften führt
auch hier zu erhöhten mechanischen Spannungen am
Dichtkörper und zur Havariegefahr. Die zulässigen
Temperaturen und deren Schwankungen sowie die Drehzahl
waren daher bei bekannten gasgesperrten axialen
Wellendichtungen begrenzt.
Aus der GB 2 154 674 A ist bereits eine Wellendichtung
bekannt, die jedoch keine Sicherung gegen eine Flieh
kraftausdehnung der Wellenbüchse aufweist, und bei der
die Wellenbüchse auch keine thermischen Ausdehnungen
zuläßt.
Bei der in DE 37 00 888 A1 offenbarten Gleitringabdichtung
ist der Dichtkörper auf der Welle aufgebracht und an
der Außenseite von einem Steg, der flexibel sein kann,
in einer Schrumpfverbindung gehalten. Damit können
jedoch nicht gleichzeitig thermische Ausdehnungen auf
gefangen, die Zentrierung beibehalten und Fliehkraft
ausdehnungen verhindert werden.
In der DE-OS 14 26 864 ist eine Labyrinth-Dichtungs
anordnung für Wärmekraftmaschinen beschrieben, bei der
die die Dichtungskränze tragenden Naben auf nach
giebigen Dichtungsträgern sitzen, so daß diese wärme
bedingten Formänderungen den Naben folgen können. Für
die exakte Abdichtung einer Welle mittels einer axialen
Gleitringdichtung bei allen Temperaturen und Drehzahlen
ist daraus jedoch keine ausreichende Lehre zu
entnehmen.
Die Erfindung betrifft die Aufgabe, die genannten Nach
teile des Standes der Technik zu beseitigen und insbe
sondere eine axiale Wellendichtung der eingangs genann
ten Art derart weiterzubilden, daß eine exakte Abdich
tung der Welle ohne die Gefahr einer Havarie bei allen
vorgesehenen Temperaturen und bei Temperatur
schwankungen, sowie bei erhöhten Umfangs
geschwindigkeiten und Drehzahlen erreicht wird.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst,
daß die Wellenbüchse die Welle mit Radialspiel umgibt
und mit der Welle durch eine formschlüssige Zentrier
verbindung verbunden ist, die einen zylinderring
förmigen Steg an der Welle aufweist, der als nach
außen weisender, die Welle mit Zwischenraum umgebender
Ring ausgebildet ist, und der in eine zylinderring
förmige Nut an der Wellenbüchse eingreift, die an der
der Dichtfläche entgegengesetzten Seite der Wellen
büchse vorgesehen ist und eine starre, gegen den Steg
mit einer Dichtung abgedichtete Innenwand und eine
elastische, wenigstens am äußeren Ende auf die
Außenseite des Steges drückende, in Radialrichtung
elastisch federnde Außenwand aufweist.
Besonders vorteilhaft ist es dabei, den thermischen
Ausdehnungskoeffizienten der Wellenbüchse kleiner zu
wählen als den der Welle.
Bei einer Temperaturerhöhung und einer daraus resul
tierenden Aufweitung der Welle und einer Verschiebung
des Steges in Radialrichtung wird daher der Außenrand
der Nut elastisch verformt und sorgt für einen festen
formschlüssigen Zentriersitz der Wellenbüchse auf der
Welle. Die Wellenbüchse selbst wird dabei nicht
deformiert und zudem automatisch so zentriert, daß die
Position der Dichtflächen nicht beeinflußt wird. Eine
Aufweitung der Nut der Wellenbüchse bei erhöhter
Drehzahl infolge der Zentrifugalkraft wird verhindert
durch den Formschluß zwischen dem starren Innenrand
der Nut und dem starren Steg der Welle. Die Funktion
der Dichtung wird damit praktisch unabhängig von der
Betriebstemperatur der Turbomaschine und auch von der
Wellendrehzahl oder Umfangsgeschwindigkeit. Diese
elastisch federnde Zentrierverbindung garantiert in
jedem Fall, unabhängig von der Temperatur, der
Umfangsgeschwindigkeit und den Materialien der
verschiedenen den Dichtspalt beeinflussenden Teile
einen festen Zentriersitz der Wellenbüchse auf der
Welle, d. h. daß für die Welle und die Wellenbüchse
Materialien mit unterschiedlicher Wärmedehnung
verwendet werden können. Dies erlaubt es insbesondere
z. B. auch, die Wärmedehnung der Wellenbüchse an
diejenige des Dichtungskörpers anzupassen, so daß die
Abdichtung weiter verbessert und die Zerstörungsgefahr
weiter vermindert wird.
Die Erfindung wird anhand der Figur näher erläutert.
Diese zeigt in einem Schnitt längs der Wellenachse ein
Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Wellen
dichtung.
Bei dem in der Figur dargestellten Beispiel ist eine
Welle 1 dichtend durch die Gehäusewand 2 beispielsweise
einer Turbomaschine von einer Stelle höheren Druckes pi
zu einer Stelle tieferen Druckes pa geführt. Die
Dichtung weist eine auf die Welle 1 aufgesetzte
Wellenbüchse 3 auf, welche die Welle 1 mit einem
Radialspiel 4 umgibt, so daß Durchmesserschwankungen
bei einer Erwärmung der Welle 1 im Betrieb ohne
Deformation der Büchse aufgefangen werden können. An
der Außenseite 1′′ der Welle 1 liegt das hülsenförmige
Ende 3′′ der Wellenbüchse dagegen auf der Welle
elastisch federnd auf, so daß auch hier Deformationen
der Welle ohne Beeinflussung des Dichtspaltes
aufgefangen werden können. Vorzugsweise besteht die
Wellenbüchse aus einem Metall mit einem im Vergleich
zu dem der Welle 1 geringeren thermischen
Ausdehnungskoeffizienten, z. B. aus einem hoch
nickellegierten Stahl, wie er z. B. unter dem Namen
Invar bekannt ist. Die Wellenbüchse 3 trägt auf ihrer
Außenseite einen Dichtkörper 5 , welcher auf seiner
Außenseite eine kreisringförmige Dichtfläche 6 bildet.
Vorzugsweise ist dieser Dichtkörper aus einem
Hartmetall ausgeführt, welches einen ähnlichen
thermischen Ausdehnungskoeffizienten aufweist wie die
Wellenbüchse 3, beispielsweise aus Siliziumkarbid.
Jedoch ist auch Wolframkarbid oder ein anderes Material
mit ähnlichen Gleiteigenschaften geeignet.
Weiterhin weist die Dichtung einen in dem in das
Gehäuse 2 eingeführten Dichtungshalter 2′ stationären,
d. h. nicht-rotierenden, aber axial etwas verschiebbaren
Gleitring 7 auf, welcher an seiner Innenseite 7′
gegenüber einem Ansatz 8 des Dichtungshalters zentriert
ist. Vorzugsweise besteht der Gleitring 7 und der
Dichtungshalter ebenfalls aus einem Metall geringer
thermischer Ausdehnungsfähigkeit, beispielsweise
ebenfalls aus einem hoch nickellegierten Stahl, wie er
z. B. unter dem Namen Invar bekannt ist. An der nach
innen gekehrten Seite trägt der Gleitring einen
Gleitkörper 9 mit einer der Dichtfläche 6 zugekehrten
Gleitfläche 9′ aus einem Material guter
Gleiteigenschaft, beispielsweise einem kohlekeramischen
Werkstoff, dem zur Verbesserung der Wärmeleitfähigkeit
metallische Zusätze beigefügt sein können.
Über eine Leitung 10 wird der Wellendichtung vom
Gehäuse 2 aus ein Gas mit einem Druck ps zugeführt,
welcher ein wenig höher sein kann als der abzudichtende
Druck pi der Turbomaschine. Dabei kann das Gas der
Turbomaschine selbst entnommen oder als externes
Fremdgas zugeführt werden. Durch einen Spalt 11 gelangt
das Gas auf die Rückseite 7′′ des Gleitringes 7 und
drückt diesen an die Wellenbüchse 3, so daß der
rotierende Dichtkörper 5 mit seiner Dichtfläche 6 auf
der Gleitfläche 9′ des stationären Gleitkörpers 9
aufliegt und ein Austritt des Gases aus dem
Gehäuseinneren weitgehend verhindert wird. Die trotzdem
noch austretende geringe Menge von Gas wird über eine
Leitung 13 abgeführt. Die Schmierung der Gleitflächen
kann dabei in bekannter Art erfolgen, z. B.
aerodynamisch über Taschen oder Rillen in der
Gleitfläche oder Dichtfläche oder aerostatisch mit
Gaszuführung durch den Gleitkörper hindurch zur
Gleitfläche.
Außerhalb der beschriebenen Dichtung ist zur Erzielung
einer noch besseren Dichtwirkung oder als Notdichtung
im Störungsfall eine zweite ähnlich aufgebaute
Gleitringdichtung 14 vorgesehen, auf die jedoch
gegebenenfalls auch verzichtet werden kann.
Bei einer solchen Wellendurchführung, bei der die Welle
1 und die Wellenbüchse 3 stark verschiedene
Temperaturen haben können, stellt sich im Betrieb der
Turbomaschine das Problem, daß sich bei erhöhter
Temperatur der Außendurchmesser der Welle 1 stärker
aufweitet als der Innendurchmesser der Wellenbüchse.
Umgekehrt neigt bei höherer Drehzahl die Wellenbüchse
zu einer stärkeren Aufweitung als die Welle. Um solche
Durchmesserschwankungen der Welle 1 und der
Wellenbüchse 3 aufzufangen, ist die Wellenbüchse 3 mit
der Welle 1 mittels einer elastisch federnden
Verbindung verbunden, welche die auftretenden radialen
Differenzdehnungen an der Verbindungsstelle zuläßt,
jedoch die für die Dichtwirkung wichtige Position der
Wellenbüchse 3 und deren Abmessungen im Bereich der
Dichtfläche nicht beeinflußt.
Dazu trägt die Welle 1 im inneren Bereich 1′ einen
zylinderringförmigen, die Welle mit einem ringförmigen
Zwischenraum 15′ umgebenden Steg 15. Andererseits ist
das entsprechende Ende 3′ der Wellenbüchse 3 mit einer
zylinderringförmigen Nut 16 versehen, welche so
dimensioniert ist, daß der an die Welle 1 angeformte
Steg 15 in diese Nut eingreifen kann, so daß in kaltem
Zustand ein formschlüssiger Zentriersitz gebildet wird.
Zu diesem Zweck ist die Innenwand 16′ dieser Nut mit
einer solchen Wandstärke ausgeführt, daß die Wand
relativ starr, also nicht deformierbar ist. Gegenüber
dem Steg 15 ist die Außenseite der Innenwand 16′ mit
einer O-ringförmigen Dichtung 16′′ abgedichtet, welche
gewissen Durchmesseränderungen des Steges 15 zu folgen
vermag. Die Innenfläche der Innenwand 16′ besitzt, wie
die gesamte Wellenbüchse 3, gegenüber der Welle ein
Radialspiel 4, welches eine genügende
Durchmesservergrößerung der Welle bei Erwärmung ohne
Kontakt zuläßt. Der Außenrand 17 der Nut ist dagegen
elastisch federnd ausgebildet und drückt mit seinem
Innenkranz 17′ auf den Steg 15, um einen sicheren
Zentriersitz auch bei Temperaturerhöhung der Welle 1 zu
gewährleisten. Bei einer Wärmeausdehnung der Welle 1 im
Innenbereich 1′, und damit auch bei einer
Durchmesservergrößerung des Steges 15, wird der
Außenring 17 jedoch elastisch aufgeweitet. Die
Wellenbüchse 3 bleibt zufolge dieser elastischen
Verformbarkeit jedoch im Bereich der Dichtfläche in
ihrer Position und ist keinen Spannungen unterworfen.
Eine Temperaturerhöhung der Welle 1 im Betrieb führt
also nicht zu einer Deformation des Dichtspaltes und
einer Beeinträchtigung der Funktion der Wellendichtung
mit entsprechender Havariegefahr. Eine Aufweitung der
Nut 16 der Wellenbüchse 3 wird andererseits durch den
Formschluß zwischen dem starren Innenrand 16′ der Nut
und dem Steg 15 der Welle 1 verhindert, so daß auch
hierbei die Wellenbüchse ihre Position und Zentrierung
ohne Deformation des Dichtspaltes beibehält.
Die beschriebene Wellendurchführung ist also auch für
Turbomaschinen mit hoher Temperatur geeignet, bei
welchen im Betrieb erhebliche Temperaturschwankungen an
der Wellendurchführung auftreten, wie auch für
Turbomaschinen mit hohen Drehzahlen und Umfangs
geschwindigkeiten. Die beschriebene Wellendichtung
erlaubt also eine erhöhte Betriebstemperatur der
Turbomaschine, ohne aufwendige Kühlmaßnahmen und
gleichzeitig einen Betrieb mit erhöhter Drehzahl.
Entsprechendes gilt für die Zentrierverbindung von
Wellenbüchse und Welle der äußeren Wellendichtung 14
auf der Seite mit tieferem Druck pa, wo die
Wellenbüchse so elastisch ausgebildet ist, daß eine
Aufweitung der Welle infolge Temperatur keine
Deformation auf die Wellenbüchse im Bereich der
Dichtfläche überträgt.
Claims (2)
1. Als axiale Gleitringdichtung ausgebildete
Trockengasdichtung für eine drehende, durch eine
Gehäusewand (2) geführte Welle (1) mit einer mit der
Welle umlaufenden Wellenbüchse (3) als Träger einer
Dichtfläche (6) und einem stationären Gleitring (7) mit
einer mittels eines Gases an die Dichtfläche (6)
gedrückten und geschmierten Gleitfläche (9′), dadurch
gekennzeichnet, daß die Wellenbüchse (3) die Welle (1)
mit Radialspiel (4) umgibt und mit der Welle (1) durch
eine formschlüssige Zentrierverbindung (15, 16) verbun
den ist, die einen zylinderringförmigen Steg (15) an
der Welle (1) aufweist, der als nach außen weisender,
die Welle mit Zwischenraum (15′) umgebender Ring (15)
ausgebildet ist, und der in eine zylinderringförmige
Nut (16) an der Wellenbüchse (3) eingreift, die an der
der Dichtfläche (6) entgegengesetzten Seite der Wellen
büchse (3) vorgesehen ist und eine starre, gegen den
Steg (15) mit einer Dichtung (16′′) abgedichtete Innen
wand (16′) und eine elastische, wenigstens am äußeren
Ende (17′) auf die Außenseite des Steges (15) drücken
de, in Radialrichtung elastisch federnde Außenwand
(17) aufweist.
2. Dichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der thermische Ausdehnungskoeffizient der Wellen
büchse (3) kleiner ist als der der Welle (1).
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