DE3833039A1 - Verfahren und vorrichtung zur reinigung phosphat- und stickstoffhaltigen abwassers - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur reinigung phosphat- und stickstoffhaltigen abwassersInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von phosphat-
und stickstoffhaltigem Abwasser, wobei
- (a) unter biologischer Elimination von Phosphor und Stickstoff aus dem Abwasser eine Biomasse mit hohem Phosphorgehalt erzeugt wird,
- (b) die Biomasse abgetrennt wird,
- (c) die abgetrennte Biomasse einem anaeroben Faulungs prozeß unterworfen wird, wobei ein Phosphat- und Ammoniumionen-haltiges Filtrat erhalten wird,
- (d) aus dem Filtrat das Phosphat ausgefällt wird, und der ausgefällte Feststoff von der wäßrigen Phase abgetrennt wird.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens, mit einer Belebtschlammanlage zum Erzeugen
einer Biomasse mit hohem Phosphorgehalt, mit Mitteln zum
Abtrennen der Biomasse und zum Zuführen der erzeugten Biomasse
zu einer Faulanlage, in der ein Phosphat- und Ammonium-haltiges
Filtrat entsteht, wobei das Filtrat einer Fällungsanlage
zuführbar ist, in der das Phosphat ausfällbar und das aus
gefällte Produkt entfernbar ist.
Ein derartiges Verfahren bzw. eine derartige Vorrichtung ist
aus der DE-OS 35 07 388 bekannt.
Bei dem bekannten Verfahren wird das zu reinigende Abwasser
zuerst in eine als Absorptionsstufe betriebene Hochlast-Be
lebungsstufe, danach über eine Zwischenklärstufe mit Schlamm
abzug sowie im Anschluß daran in eine Schwachlaststufe ein
geführt, an die eine Nachklärstufe mit Schlammabzug anschließt.
Die Mikroorganismen werden sowohl anaeroben als auch aeroben
Bedingungen nacheinander ausgesetzt, wodurch die Mikroorganismen
zu einer erhöhten Phosphorbindung in ihrer Biomasse angeregt
werden, d. h. neben einer an sich normalen Stickstoffverwertung
bzw. Aufnahme einer erhöhten Phosphorelimination aus dem Abwasser
durchführen.
In der Abwassertechnik sind verschiedene Verfahren zur gestei
gerten Phosphorelimination in Belebungsanlagen für kommunale
und industrielle Abwässer bekannt, die im Gegensatz zu gebräuch
lichen Verfahren zu einer Biomasse mit übermäßig hohem Phos
phorgehalt führen.
Solche Verfahren sind unter dem Namen Phostrip-Verfahren
(US-PS 32 36 766, US-PS 40 42 493, US-PS 41 41 822) bekannt
geworden, wobei ferner auch das sogenannte Bardenpho-Verfahren
(US-PS 39 64 998) bekanntgeworden ist.
Bei diesen Verfahren gelingt es, durch geeignete Verfahrens
führung des belebten Schlamms im Belebungsbecken, das in
anaerobe, anoxische und aerobe Zonen unterteilt ist, im Abwasser
enthaltene Kohlenstoff-Verbindungen zu oxidieren, Stickstoff-
Verbindungen zuerst zu oxidieren und dann zu reduzieren, und
außerdem eine Festlegung der im Abwasser enthaltenen Phosphor
verbindungen in der Biomasse zu erzielen.
Anaerobe Verhältnisse liegen vor, falls den Mikroorganismen
des belebten Schlamms weder gelöster Sauerstoff noch Nitrit
oder Nitrat als terminaler Wasserstoffakzeptor zur Verfügung
stehen. Durch die zuvor erwähnten geeigneten Verfahrensführungen
macht man sich die Fähigkeit bestimmter Mikroorganismen zunutze,
unter den eingestellten Bedingungen einen Selektionsvorteil
gegenüber anderen Mikroorganismen zu haben. Diese Mikroorganis
men sind nämlich in der Lage, mehr Phosphorverbindungen in
ihrem Zellinnern zu speichern, als sie eigentlich für die
Aufrechterhaltung ihrer Stoffwechselaktivitäten benötigen.
In Verbindung mit Nachklärbecken gelingt die Anreicherung
dieser Mikroorganismen und demzufolge tritt ein Anstieg des
Phosphorgehalts des belebten Schlamms ein. Während der Phos
phorgehalt des belebten Schlamms bei konventionellen Belebungs
verfahren bei ca. 1,5 bis 2%, bezogen auf die Trockensubstanz,
liegt, kann dieser Phosphorgehalt durch die zuvor erwähnten
Verfahren auf ca. 4 bis 5% erhöht werden.
Der der flüssigen Phase entzogene Phosphor ist jedoch nicht
abgebaut, d. h. in eine nicht umweltbelastende Form übergeführt
worden, sondern er ist nur durch den entstehenden Überschuß
Schlamm aus der Belebungsanlage abgezogen worden. Der Über
schußschlammanfall ist stark abhängig vom gewünschten Reini
gungsziel der Anlage. Werden Anlagen beispielsweise nur als
schwachbelastete Belebungsanlagen mit der Zielsetzung der
Oxidation der reduzierten Stickstoff-Verbindungen ausgeführt,
ist der Überschuß-Schlammanfall relativ gering. Es ist jedoch
durch geeignete Führung der Anlage möglich, daß auch unter
Entfernung von Stickstoff-Verbindungen bzw. unter Bindung von
Stickstoff in der Biomasse des Schlamms eine hohe Schlamm-
Menge mit hohem Phosphorgehalt anfällt.
Der entstehende Überschußschlamm wird gegebenenfalls zusammen
mit in verschiedenen Vorklärbecken anfallenden Primärschlämmen
einem anaeroben Faulungsprozeß unterworfen.
Bei diesem Faulungsprozeß entstehen wasserlösliche Phosphat-
und Ammoniumionen. Bei dieser Verfahrensweise ist es zwar
zunächst möglich, phosphat- und stickstoffhaltige Verbindungen
aus dem ursprünglich zu behandelnden Abwasser zu entfernen,
durch den Faulprozeß entstehen jedoch wieder phosphat- und
ammoniumhaltige Lösungen. Es wäre zwar prinzipiell möglich,
den Belebtschlamm auf Deponien verfaulen zu lassen, dies würde
jedoch neben einer erheblichen Geruchsbelästigung auch zu
einer erheblichen Belastung des Grundwassers im Bereich solcher
Deponien mit Phosphat und Ammonium bedeuten. Hohe Phosphatmengen
im Grundwasser bzw. in Flüssen können einen Überwuchs an
Organismen, wie z. B. Algen, verursachen, die im Jahr 1988 bei
spielsweise zu weithin sichtbaren Schäumen an den Stränden
der Nordsee führten.
Bei der eingangs genannten DE-OS 36 27 253 wird vorgeschlagen,
das vom Faulturm abgezogene Phosphationen-haltige Filtrat
einer Fällung durch Zusatz von Kalk, Erdalkali oder Eisenionen
zu unterziehen. Die dabei entstehenden verschiedenen Calcium
phosphate weisen zum Teil noch eine gewisse Wasserlöslichkeit
auf, so daß letztendlich wäßrige Lösungen verbleiben, die
noch einen relativ hohen Ammoniumgehalt und auch einen Rest
gehalt an Phosphat aufweisen. Da im Hinblick auf die strengen
Umweltvorschriften es nicht möglich ist, derartige Lösungen
in die Umwelt abzugeben oder gar in den Trinkwasserkreislauf
zurückzuführen, werden diese wieder in den Anfang des Abwasser
aufbereitungs-Kreislaufprozesses rückgeführt. Das heißt, ein
Teil des während des biologischen Reinigungsverfahrens aus
der Lösung entnommenen Phosphat- bzw. Stickstoffgehalts wurde
nach dem Faulungsprozeß wieder in Lösung übergeführt und in
einem ewigen Kreislaufprozeß dem Verfahren immer wieder rück
geführt. Nachteilig daran ist, daß die Effektivität eines
solchen Verfahrens bzw. einer solchen Anlage im Hinblick auf
den tatsächlich aus dem Kreislauf entzogenen Phosphatgehalt
bzw. Stickstoffgehalt erheblich vermindert wird.
Aus der DE-OS 36 27 253 ist zwar bekannt, in zwei getrennten
Stufen nacheinander und durch verschiedene Fällungsprozesse
Phosphat- und Ammoniumionen einmal als Calciumphosphat und
als Ammoniumsulfat zu fällen, diese Verfahrensweise ist jedoch
äußerst umständlich, zeit- und materialaufwendig, somit unwirt
schaftlich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher, hier Abhilfe
zu schaffen und ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung der eingangs
genannten Art derart zu verbessern, daß eine effektive Phosphor-
und Stickstoffelimination erhalten wird.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe bei einem Verfahren dadurch
gelöst, daß in Schritt (d) in einem gemeinsamen Fällungsvorgang
gleichzeitig Phosphat- und Ammoniumionen als Magnesiumammonium
phosphat (MgNH4PO4 · 6 H2O) ausgefällt werden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe bei einer Vorrichtung dadurch
gelöst, daß in der Fällungsanlage Mittel zum gleichzeitigen
Fällen von Phosphat- und Ammoniumionen als Magnesiumammonium
phosphat vorgesehen sind, und daß eine Sedimentationseinheit
zum Sammeln und Abführen des entstandenen Festprodukts aus
der Fällungsanlage vorgesehen ist.
Durch die gleichzeitige Fällung von Phosphat- und Amminiumionen
als Magnesiumammoniumphosphat können in einem einzigen Fäl
lungsprozeß beide umweltbelastende und die Effektivität einer
solchen Anlage durch zwangsweise Rückführung verminderte Sub
stanzen entfernt werden. Das entstehende Produkt Magnesiumam
moniumphosphat ist ein hervorragender Stickstoff-Phosphatdünger,
so daß ein wiederverwertbares Produkt entsteht, das nicht auf
Deponien endgelagert werden muß.
Ferner weist Magnesiumammoniumphosphat eine geringe Wasserlös
lichkeit und gute Kristallisationsfähigkeiten auf, so daß es
möglich ist, nahezu quantitativ und in einem raschen Fällvorgang
Phosphat und Ammonium auszufällen. Durch die guten Kristalli
sationseigenschaften ist es auch möglich, das entstandene
Produkt rasch, einfach und vollständig von der wäßrigen Phase
abzutrennen. Die wäßrige Phase hat dann eine solche Qualität,
daß sie bedenkenlos in die Umwelt oder, sofern weitere Parameter
gegeben sind, auch direkt ins Trinkwasser zurückgeführt werden
kann. Gegenüber den gebräuchlichen Fällungsmethoden mit Eisen
oder Kalk weist die Methode ferner den Vorteil auf, daß keine
Schwermetallionen (z. B. Eisen) verwendet werden müssen, und
ferner keine die Härte des Wassers erhöhenden (nämlich Calcium)
Substanzen zugegeben werden müssen. Magnesiumionen sind um
weltneutral, d. h. selbst in der wäßrigen Phase verbleibende
Restmengen an Magnesium stellen keine Gefahr für die Umwelt
dar.
Somit wird die Aufgabe vollkommen gelöst.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird bei einem
nicht-stöchiometrischen Verhältnis von Phosphat und Ammonium
die unterstöchiometrische Komponente beim Fällungsvorgang neben
Magnesium zugesetzt.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß, falls beispielsweise
Ammonium im Unterschuß vorliegt, soviel Ammonium zugegeben
wird, daß ein Verhältnis von Magnesium : Stickstoff : Phosphor
wie 1 : 1 : 1 vorliegt. Gleichermaßen wird verfahren, falls Phosphat
im Unterschuß vorliegen sollte. Dadurch ist sichergestellt,
daß auch bei nicht-stöchiometrischem Verhältnis der beiden
auszufällenden Komponenten untereinander jeweils die vorhandene
Gesamtmenge der Einzelkomponenten aus der Lösung entfernt
wird. Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung können dazu ent
sprechende Analysegeräte vorhanden sein, die jeweils den
aktuellen Phosphat- und Ammoniumgehalt messen und dann über
entsprechende Dosieranlagen die Fehlkomponente neben Magnesium
zugeben.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird die Fällung
bei erhöhter Temperatur durchgeführt.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß eine besonders rasche
Kristallbildung des Magnesiumammoniumphosphathexahydrats
gebildet wird, das in einer gut kristallinen Form aus der
Lösung ausfällt.
In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung
wird die Fällung zeitlich sofort anschließend an Schritt (c)
unter Ausnutzung der beim Faulprozeß eingestellten Temperatur
des Schlamms durchgeführt.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß, wie zuvor erwähnt, eine
erhöhte Temperatur zu einer besseren Kristallisationsbildung
führt, wobei diese Temperaturerhöhung besonders wirtschaftlich
unter Ausnutzung der bereits vorhandenen Wärme durchgeführt
wird. Diese Maßnahme hat auch den Vorteil, daß durch die
anschließende Abkühlung der Lösung nach der Kristallisations
keimbildung aufgrund der Gesetze der Thermodynamik die unlös
liche Substanz Magnesiumammoniumphosphat verstärkt durch
Abkühlung ausfällt.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden der
Primärschlamm aus der Vorklärung, ohne vorherige Eindickung
gemeinsam mit dem Überschußschlamm im gleichen Faulreaktorgefäß
vereinigt, dem Faulprozeß unterworfen.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß sämtliche entstehenden
Schlämme bzw. Biomasse rasch und ohne Zwischenlagerung oder
weitere Behandlungsprozesse dem Faulprozeß zugeführt werden.
Dadurch ist sichergestellt, daß vor dem Eintreten des Schlamms
in den Faulbehälter keine Gärungsprozesse stattfinden, d. h.
daß nicht bereits Phosphat- oder Ammoniumionen in wäßrige
Lösung übergehen. Dadurch ist sichergestellt, daß überhaupt
keine durch Faulungsprozesse entstandenen Phosphat- oder
Ammoniumionen aus dem Kreislauf abgeführt und gegebenenfalls
in die Umwelt gelangen können.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird der pH-
Wert des Filtrats in der Fällungsanlage auf etwa 8 bis 9,
insbesondere pH 8,2, eingestellt.
Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß ein für die Fällung des
Magnesiumammoniumphosphats optimaler pH-Bereich eingestellt
wird. Diese Einstellung kann beispielsweise durch Zugabe von
Natronlauge oder von Magnesiumhydroxid-haltigen Lösungen
erfolgen.
Es versteht sich, daß die vorstehend genannten und die nach
stehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen
und in Alleinstellung einsetzbar sind, ohne den Rahmen der
vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines ausgewählten
Ausführungsbeispiels im Zusammenhang mit der
Zeichnung näher beschrieben und erläutert.
Es zeigt dabei die einzige
Fig. 1 schematisch
eine erfindungsgemäße Vorrichtung, auf der ein erfindungsgemäßes
Verfahren durchgeführt wird.
Eine in Fig. 1 schematisch dargestellte Vorrichtung 10 weist
eine Belebtschlammanlage 14 auf, die von einer Abwasserquelle
12 mit phosphat- und stickstoffhaltigem Abwasser versorgt wird.
Die Belebtschlammanlage 14 ist in eine anaerobe Zone 15, eine
aerobe Zone 17 und eine sogenannte gemischte Zone 16 unterteilt.
Durch die wechselnden Bedingungen in den Zonen 15, 16 und 17
werden die darin enthaltenen Mikroorganismen, die den Schlamm
bilden, zu einer erhöhten Phosphorspeicherung in ihren Zellen
angeregt. Dies kann so erklärt werden, daß die wechselnden
Zustände in der Belebtschlammanlage für die Mikroorganismen
einen erhöhten Streß darstellen, dem diese dadurch zu begegnen
suchen, daß sie sich ein erhöhtes Phosphatpolster anlegen, um
dem bei Streß erhöhten Stoffwechsel in ihren Zellen vorzusorgen.
Von der Belebtschlammanlage 14 wird der sogenannte Überschuß
schlamm über eine Leitung 18 in einen maschinellen Eindicker
22 überbracht. Überschußschlamm ist diejenige Menge, die nicht
mehr benötigt wird, um die Belebtschlammanlage biologisch
aufrechtzuerhalten. Anders ausgedrückt, eine gewisse Menge
der entstandenen Biomasse wird immer wieder als Belebtschlamm
in die Anlage rückgeführt, um einen Grundstock für die zuvor
erwähnte Biomasse zu bilden.
Von der Belebtschlammanlage 14 wird die freischwebende Biomasse
einem Nachklärbecken 20 zugeführt, in dem sich am Boden nach
und nach die Biomasse absetzt. Je nach Ausgestaltung der
Belebtschlammanlage 14 kann das im Nachklärbecken überstehende
Wasser direkt über eine Leitung 19 zu einer Verbraucherstelle
24, beispielsweise einem Gewässer oder gegebenenfalls einer
Brauchwasserstelle zugeführt werden. Durch die anaeroben und
aeroben Bedingungen wurden stickstoffhaltige Verunreinigungen,
wie Nitrat und Nitrit, über Dinitrifikationen in Stickstoff
übergeführt bzw. Stickstoffverunreinigungen in Form von Ammonium
in Stickstoff bzw. in Nitrit oder Nitrat übergeführt. Phosphat
ionen wurden, wie bereits erwähnt, durch Einbau in die Biomasse
aus der Lösung entfernt.
Die im maschinellen Eindicker 22 vereinigten Schlämme werden
dort maschinell eingedickt, beispielsweise durch Zentrifugen,
Filter od. dgl., wobei das verbleibende Wasser über eine Leitung
23 ebenfalls wieder direkt einer Verbraucherstelle 24 zugeführt
werden kann. Die rasche maschinelle Eindickung im maschinellen
Eindicker 22 führt dazu, daß im Schlamm keine aneroben Fau
lungsprozesse stattfinden können, bei denen, wie nachfolgend
beschrieben, wieder Ammoniumionen oder Phosphationen freigesetzt
werden können.
Zu diesem Zweck werden die eingedickten Schlämme sofort über
eine Leitung 25 einem Faulturm 26 zugeführt, in dem diese
einem anaeroben Faulungsprozeß unterworfen werden.
Beim Faulungsprozeß entsteht ein Phoshat- und Ammoniumionen-
haltiges Filtrat 31, das von der festen verbleibenden Phase
nach dem Faulturm 26 in einer Entwässerungseinheit 33 abgetrennt
und über eine Leitung 29 einem Fällungsbecken 30 zugeführt
wird. Die in der Entwässerungseinheit 33 verbleibende biolo
gische Masse wird über einen Austrag 27 entnommen und gegebe
nenfalls durch einen nachgeschalteten Trocknungsprozeß in ein
festes Produkt 28 übergeführt, das beispielsweise als Dünger
verwendet werden kann.
Das Fällungsbecken 30 ist mit einem Rührer 32, mit einer Meß
einheit 34, einer Dosiervorrichtung 36 und mit einer Heizung
38 versehen.
Die Meßeinheit 34 ist mit einem Fühler 35 ausgestattet, der
aktuelle Parameter des Filtrats 31, wie Temperatur, pH-Wert,
Ammoniumgehalt und Phosphatgehalt mißt. Die von der Meßeinheit
erfaßten Meßwerte werden einer Dosiervorrichtung 36 übermittelt,
die eine Magnesiumsalzlösung, beispielsweise Magnesiumchlorid,
eine Ammoniumsalzlösung, beispielsweise Ammoniumchlorid, und
eine Phosphatsalzlösung, beispielsweise Natriumphosphat, sowie
Mittel zum Regulieren des pH-Wertes, beispielsweise Natronlauge
und Salzsäure, enthält. Je nach aktuellem Zustand des vom
Faulturm 26 kommenden Filtrats 31 werden im Fällungsbecken 30
solche Verhältnisse dargestellt, daß Magnesium, Phosphat- und
Ammoniumionen im Verhältnis 1 : 1 : 1 vorhanden sind. Diese Ver
hältnisse führen zu einer Fällung von Magnesiumammoniumphosphat
in Form eines Hexahydrats. Durch den Rührer 32 wird eine
intensive Vermischung der verschiedenen Komponenten erreicht,
und zur erhöhten Kristallisationskeimbildung kann die Tempe
ratur mittels der Heizung 38 angehoben werden. In den Sommer
monaten oder bei hohem Flüssigkeitsanfall aus dem Faulturm
26, wobei die Flüssigkeit aufgrund der Faulungsvorgänge auf
ca. 30-40°C erwärmt ist, kann auf ein zusätzliches Heizen
verzichtet werden. Der pH-Wert wird vorzugsweise bei 8,2
eingestellt, wobei besonders günstige Verhältnisse zum Fällen
von Magnesiumammoniumphosphat vorliegen. Die üblichen Werte
für ein Filtrat liegen beispielsweise bei 500 mg/l Ammonium
stickstoff und etwa 100 mg/l Gesamtphosphorgehalt. Bei dieser
Konstellation muß der Lösung etwas Phosphat zugegeben werden,
um die stöchiometrischen Verhältnisse von 1 : 1 : 1 von Stickstoff,
Magnesium und Phosphor zu erhalten. Das entstandene Endprodukt
43 wird über eine Sedimentationsanlage vom Fällungsbecken 30
entfernt und kann aufgrund seines hohen Düngewertes unmittelbar
wieder in den Wirtschaftskreislauf eingebracht werden.
Das im Fällungsbecken 30 verbleibende Wasser nach Abtrennen
des Produktes 43 weist einen derart geringen Restgehalt an
Ammonium und Phosphationen auf, daß dieses Wasser über eine
Leitung 40 beispielsweise einem Gewässer problemlos zugeführt
werden kann.
Es ist auch möglich, das Wasser aus dem Fällungsbecken 30
über eine Leitung 41, wie dies in Fig. 1 durch unterbrochene
Linien angedeutet ist, wieder der Belebtschlammanlage 14
zurückzuführen. Diese Rückführung ist empfehlenswert, falls
die insgesamt anfallenden Wassermengen aus dem Faulturm 26
nicht besonders groß sind, so daß auch in Störfällen sicher
gestellt ist, daß nach Freisetzen von Phosphat und Ammonium
im Faulturm keine Flüssigkeit aus dem Kreislauf entzogen wird.
Claims (8)
1. Verfahren zum Reinigen von phosphat- und
stickstoffhaltigem Abwasser, wobei
- a) unter biologischer Elimination von Phosphor und Stickstoff aus dem Abwasser eine Biomasse mit hohem Phosphorgehalt erzeugt wird,
- b) die Biomasse abgetrennt wird,
- c) die abgetrennte Biomasse einem anaeroben Faulungs- Prozeß unterworfen wird, wobei ein Phosphat- und Ammoniumionen-haltiges Filtrat (31) erhalten wird,
- d) aus dem Filtrat (31) das Phosphat ausgefällt wird, und der ausgefällte Feststoff von der wäßrigen Phase abgetrennt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß im
Schritt d) in einem gemeinsamen Fällungsvorgang gleich
zeitig Phosphat und Ammonium als Magnesiumammonium
phosphat (MgNH4PO4 · 6 H2O) ausgefällt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
bei einem nicht stöchiometrischen Verhältnis von Phos
phat und Ammonium die jeweils unterstöchiometrische
Komponente beim Fällungsvorgang neben Magnesium zusätz
lich zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß es bei erhöhter Temperatur durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Fällung zeitlich sofort anschließend an
Schritt c) unter Ausnutzung der beim Faulprozeß ein
gestellten Temperatur durchgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem oder mehreren der
folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß Primärschlämme
aus Vorklärbecken ohne vorherige Eindickung gemeinsam
dem Faulungsprozeß zugeführt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem oder mehreren der
folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß der Fällungs
vorgang bei einem pH-Wet von 8 bis 9, insbesondere bei
pH 8,2 durchgeführt wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 6, mit einer Belebtschlammanlage
(14) zum Erzeugen einer Biomasse mit hohem Phosphor
gehalt, mit Mitteln zum Abtrennen der Biomasse und zum
Zuführen der erzeugten Biomasse zu einer Faulanlage
(26), in der ein phosphat- und ammoniumhaltiges Filtrat
(31) entsteht, wobei das Filtrat (31) einer Fällungs
anlage (30) zuführbar ist, in der Phosphat ausfällbar
und das ausgefällte Produkt abführbar ist, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Fällungsanlage (30) Mittel
zum gleichzeitigen Fällen von Phosphor- und Ammoniumionen
als Magnesiumammoniumphosphat (MgNH4PO4 · 6 H2O) vorgesehen
sind, und daß eine Sedimentationseinheit zum Sammeln
und Abführen des entstandenen Festprodukts aus der
Fällungsanlage (30) vorgesehen ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883833039 DE3833039A1 (de) | 1988-09-29 | 1988-09-29 | Verfahren und vorrichtung zur reinigung phosphat- und stickstoffhaltigen abwassers |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19883833039 DE3833039A1 (de) | 1988-09-29 | 1988-09-29 | Verfahren und vorrichtung zur reinigung phosphat- und stickstoffhaltigen abwassers |
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DE3833039C2 DE3833039C2 (de) | 1992-11-26 |
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ID=6363955
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19883833039 Granted DE3833039A1 (de) | 1988-09-29 | 1988-09-29 | Verfahren und vorrichtung zur reinigung phosphat- und stickstoffhaltigen abwassers |
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