DE3800536C3 - Verfahren zur Herstellung keramischer Siliziumnitrid-Gegenstände - Google Patents
Verfahren zur Herstellung keramischer Siliziumnitrid-GegenständeInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von keramischen Siliziumnitrid-Gegenständen gemäß Oberbegriff
von Patentanspruch 1, die bei Raumtemperatur eine hohe Festigkeit erreichen können.
Nach herkömmlichen Verfahren werden keramische Siliziumnitrid-
Gegenstände dadurch hergestellt, daß man ein Si₃N₄-Pulver und ein
Sinterhilfsmittel gemischt hat, das so erhaltene Gemisch gemahlen
und geformt hat, die geformten Körper unter Bildung gesinterter
Körper gebrannt hat, worauf anschließend (1) die gesinterten Körper
maschinell bearbeitet, (2) diese nach der maschinellen Bearbeitung
kristallisiert oder (3) die gesinterten Körper kristallisiert und
dann maschinell bearbeitet wurden. In einem solchen Fall soll die
Kristallisationsbehandlung die Festigkeit bei hohen Temperaturen
steigern und bewirken, daß eine Glasphase in den gesinterten
Si₃N₄-Körpern in eine kristalline Phase umgewandelt wird.
Das oben erwähnte Verfahren (1), bei dem nur die maschinelle
Bearbeitung durchgeführt wird, hat jedoch den Nachteil, daß Bear
beitungskratzer und -risse auf den Oberflächen der keramischen
Siliziumnitrid-Gegenstände verbleiben und die Festigkeit bei
Raumtemperatur verringern. Um diesem Mangel abzuhelfen, werden
nach der Beschreibung der Japanischen Offenlegungsschrift Nr.
60-81,076 die Kratzer und Risse, die nach dem Sintern auf den Oberflächen
der gesinterten Körper durch maschinelle Bearbeitung gebildet
wurden, durch Erhitzen der Körper auf einen Temperaturbereich
von 950 bis 1400°C entfernt. Es kommt jedoch vor, daß bei
den Körpern Farb- und/oder Dimensionsänderungen auftreten, die
zu einer Verschlechterung der Eigenschaften führen. Bei dem Ver
fahren (2), bei dem die Kristallisation nach der maschinellen Bear
beitung erfolgt, ergibt sich der Nachteil, daß - obgleich keine
Verringerung der Biegungsfestigkeit bei Raumtemperatur beobachtet
wird - das Verfahren nicht auf Produkte hoher Dimensionsgenauigkeit
angewendet werden kann, weil eine Dimension nach der Kristallisations
behandlung etwas kleiner wird. Andererseits hat das Verfahren
(3), bei dem die maschinelle Bearbeitung nach der Kristallisation
erfolgt, den Nachteil, daß - obgleich dieses Verfahren bei Produkten
hoher Dimensionsgenauigkeit angewendet werden kann - Bearbeitungskratzer
oder -risse auf den Produktoberflächen verbleiben und
die Festigkeit bei Raumtemperatur herabsetzen.
In den Japanischen Offenlegungsschriften Nr. 52-30,811,
58-79,885 und 61-178,472 wird über Versuche berichtet, die Festigkeit
durch Erhitzen der gesinterten Siliziumnitrid-Körper auf
einen Temperaturbereich von 500 bis 1100°C zu verbessern; diese
Patentanmeldungen sind jedoch nur auf Sinterkörper gerichtet, die
keiner maschinellen Bearbeitung unterzogen wurden. Diese Anmeldun
gen geben keine Untersuchungen an Sinterkörpern an, die wie bei der
vorliegenden Erfindung einer maschinellen Bearbeitung unterzogen
wurden.
Aus der EP-B-01 11 922 ist ein Verfahren zur Herstellung keramischer
Siliziumnitrid-Sinterkörper bekannt, die als Oberflächenschicht
Yttriumsilikat, Cristobalit und Siliziumnitrid enthalten. Hierzu
wird eine pulverförmige Mischung aus Siliziumnitrid und einem Sinterhilfsmittel
hergestellt, die Pulvermischung zu einem Formkörper geformt,
der Formkörper gesintert und der Sinterkörper in eine oxidierenden
Atmosphäre in einem Temperaturbereich von 800 bis 1200°C
erhitzt. Nach dem Sintern kann der Sinterkörper mechanisch bearbeitet
werden.
Aus der DE-A-31 41 590 ist ein Verfahren zur Herstellung von gesintertem
Siliziumnitrid hoher Dichte bekannt, indem man Siliziumnitridpulver
in eine gewünschte Form bringt, um eine hohe Siliziumnitrid-Kontaktmasse
zu erhalten, diese zu einem vorgesinterten Körper mit einer
relativen Dichte von wenigstens 92% vorsintert und dann in einer
Inertgasatmosphäre bei einer Temperatur im Bereich von 1500 bis 2100°C
unter einem Stickstoffpartialdruck von wenigstens 500 bar bis zum
Erreichen einer relativen Dichte von wenigstens 98% heißgepreßt. Nach
dem isostatischen Heißpressen kann dann eine zusätzliche Wärmebehandungsstufe
bei einer Temperatur über 500°C durchgeführt werden, um
die glasartigen Phasen an den Korngrenzen des Siliziumnitrides zu
kristallisieren, wodurch eine Verbesserung der Festigkeit erreicht
werden soll.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur
Herstellung keramischer Siliziumnitrid-Gegenstände zu schaffen, mit
dem die durch maschinelle Bearbeitung auftretenden Risse und Sprünge
in wirksamer Weise entfernt werden können, so daß die Festigkeit
bei Raumtemperatur erhöht und gute Farb- und Dimensionsstabilität
erreicht wird.
Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen von Patentanspruch
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteranprüchen
genannt.
Das Verfahren zur Herstellung keramischer Siliziumnitrid-Gegenstände
nach der vorliegenden Erfindung umfaßt die Stufen der Herstellung
eines Siliziumnitrid-Pulvergemisches, das ein Sinterhilfsmittel enthält,
der Formgebung des Pulvergemisches, der Sinterung des geformten
Körpers, der Erhitzung des gesinterten Körpers auf einen Temperaturbereich
von 950 bis 1400°C, um eine Si₃N₄-Korngrenzenphase zu kristallisieren,
der maschinellen Bearbeitung des so kristallisierten Produkts
zu einer bestimmten Form und dann der Erhitzung des maschinell bearbeiteten
Sinterkörpers in einer oxidierenden Atmosphäre in einem
Temperaturbereich von 550°C bis unter 800°C.
Bei den vorstehenden Stufen wird die kristallisierte Korngrenzenphase
des Sinterkörpers durch Oxidation volumenmäßig dadurch ausgedehnt,
daß man nach der Kristallisation den gesinterten Körper maschinell
bearbeitet und dann auf einen Temperaturbereich von 550 bis unter 800°C
erhitzt, so daß auf den Oberflächenteil des maschinell bearbeiteten
Sinterkörpers eine Kompressionsspannung einwirkt, um die Einflüsse
der Bearbeitungskratzer und -risse zu beseitigen. Nach der vorliegenden
Erfindung kann die Herabsetzung der Festigkeit der Siliziumnitrid-
Sinterkörper bei Raumtemperatur durch die Kompressionsspannung in
Oberflächennähe verhindert werden.
Zum besseren Verständnis der Erfindung wird nun auf die Zeichnung
Bezug genommen. Die einzige Figur ist ein Fließdiagramm, das die
Stufen des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung keramischer
Siliziumnitrid-Gegenstände zeigt.
Da die Vierpunkt-Biegungsfestigkeit des Sinterkörpers nach JIS
R 1601 gemessen werden soll, wird die
Oberflächenrauhigkeit Rmax
der Sinterkörper nach der maschinellen Bearbeitung gewöhn
lich auf 0,8 µm (0,8 S) oder weniger fertigbearbeitet. Die vorliegende
Erfindung erstreckt sich wirksam auf die so oberflächen
fertigbearbeiteten Sinterkörper. Ferner ist besonders darauf hinzuweisen,
daß sogar Sinterkörper mit einer Oberflächenrauhigkeit
Rmax von mehr als 0,8 µm durch die erfindungsgemäße Wärmebehandlung
auf die gleiche Festigkeit kommen wie die Sinterkörper mit
der fertigbearbeiteten Oberflächenrauhigkeit Rmax von nicht mehr
als 0,8 µm.
Der Grund, weshalb die Erhitzungstemperatur auf einen Temperaturbereich
von 550 bis unter 800°C begrenzt ist, besteht darin,
daß - da gesinterte Gegenstände mit einer geringeren
Farb- und/oder Dimensionsänderung, die infolge Oxidation
zu verschlechterten Eigenschaften führen können, in diesem
Temperaturbereich erhalten werden - das erfindungsgemäße Verfahren
leicht auf Produkte angewandt werden kann, die hohe Genauigkeit
und hohe mechanische Leistungen erfordern, wie z. B. Motoren
teile.
In den Sinterkörpern ist vorzugsweise Magnesiumoxid als Sinter
hilfsmittel enthalten. Der Grund ist der, daß eine Magnesiumoxid-
Verbindung die Verdichtung des Siliziumnitrids begünstigt und die
Phasentransformation zu nadelartigen β-Siliziumnitrid-Kristallen
beschleunigt, die für eine hohe Festigkeit von Vorteil sind. So
ist der Einbau von Magnesiumoxid vorteilhaft für keramische Siliziumnitrid-Gegenstände
hoher Festigkeit, deren Bildung durch die
vorliegende Erfindung bezweckt wird. Magnesiumoxid ist vorzugsweise
in einer Menge von 0,1 bis 30 Gew.-% enthalten, berechnet
als MgO. Ferner ist vorzugsweise Yttriumoxid in dem Sinterhilfsmittel
enthalten. Der Grund besteht darin, daß Yttriumoxid in
wirksamer Weise das Volumen der kristallisierten Korngrenzenphase
durch Oxidation ausdehnt. Yttriumoxid ist vorzugsweise in
einer Menge von 0,1 bis 20 Gew.-% enthalten, berechnet als Y₂O₃.
In diesem Fall kann die kristallisierte Korngrenzenphase eine
kristalline Phase enthalten, die sich durch Oxidation im Volumen
ausdehnt. Außer Yttriumoxid kann ein Oxid irgendeiner anderen
seltenen Erde eingesetzt werden, sofern es diese Wirkung erzielt.
Die Korngrenzenphase ist vorzugsweise die H-Phase oder die J-Phase.
Die Gründe, weshalb die Kristallisationstemperatur vor der
maschinellen Bearbeitungsstufe auf einen Temperaturbereich von
950 bis 1400°C begrenzt ist, liegen darin, daß die Korngrenzenphase
bei einer Kristallisationstemperatur von weniger als 950°C
nicht kristallisiert, während sie oberhalb 1400°C glasig zu werden
beginnt.
Fig. 1 ist ein Fließbild, das die Stufen des erfindungs
gemäßen Verfahrens zur Herstellung keramischer Siliziumnitrid-
Gegenstände zeigt. Zunächst werden die gegebenen Mengen pulver
förmiges Siliziumnitrid und ein Sinterhilfsmittel gemischt und
gemahlen, und das so gemahlene Gemisch wird in eine gewünschte
Form gebracht. Der geformte Körper wird zur Entfernung eines
Formungshilfsmittels kalziniert und zur Bildung eines gesinterten
Körpers gebrannt. Nachdem der gesinterte Körper
in einem Temperaturbereich von 950 bis 1400°C einer Kri
stallisationsbehandlung unterzogen wurde, wird er durch maschinelle Bearbeitung
in die gewünschte Form gebracht und dann in einer
oxidierenden Atmosphäre auf eine Temperatur in dem Bereich von
550 bis unter 800°C erhitzt. Dadurch erhält man schließlich
einen keramischen Siliziumnitrid-Gegenstand.
Nachfolgend werden Beispiele der vorliegenden Erfindung
im einzelnen erläutert. Diese Beispiele werden nur zur Darstellung
der Erfindung angegeben und sollen nicht im Sinne einer Beschränkung
des Erfindungsumfangs ausgelegt werden.
Aus den Ergebnissen in Tabelle 1 ist ersichtlich, daß die
der Wärmebehandlung unterworfenen Gegenstände der vorliegenden
Erfindung eine höhere mittlere Biegungsfestigkeit bei Raumtemperatur
und einen höheren Weibull-Modul bei kleineren Schwankungen
aufweisen als die Vergleichsbeispiele, die keiner Wärmebehandlung
unterworfen wurden. Ferner wurden die unter die vorliegende
Erfindung fallenden Prüfkörper visuell beobachtet, und ihre
Dimension wurde gemessen. Es wurde weder ein Farbwechsel noch
eine Dimensionsänderung beobachtet.
Zu 84 Gew.-% pulverförmigem Siliziumnitrid wurden Sinter
hilfsmittel von Y, Mg und Ce in Mengen von 8 Gew.-%, 6 Gew.-%
bzw. 2 Gew.-% zugesetzt, berechnet als Y₂O₃, MgO bzw. CeO₂.
Das Gemisch wurde 10 Stunden in einer Schwingmühle gemischt und
gemahlen und durch einen Sprühtrockner granuliert und getrocknet,
wobei man ein Pulvergemisch erhielt. Das Pulver wurde dann unter
einem Druck von 3 t/cm² isostatisch in eine Form von 60 × 60 × 6 mm
gepreßt. Der geformte Körper wurde kalziniert und dann in einer
Stickstoffatmosphäre 1 Stunde bei 1750°C gesintert.
Dann wurde der so erhaltene Sinterkörper
2 Stunden in einer Stickstoffatmosphäre auf 1200°C erhitzt,
um eine Korngrenzenphase zu kristallisieren. Der kristallisierte
Sinterkörper wurde mit einem Diamant-Schleifstein geschnitten
und zu 60 Biegungsprüfkörpern von 3 × 4 × 40 mm geschliffen. Eine
Hälfte von den Körpern, d. h. 30 Prüfkörper wurden nach der vor
liegenden Erfindung 5 Stunden in Luft auf 600°C erhitzt. Die
Vierpunkt-Biegungsfestigkeit dieser Prüfkörper wurde bei Raum
temperatur nach JIS R 1601 gemessen. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 1 angegeben. In Tabelle 1 bedeuten die Vergleichsbeispiele
die restlichen 30 Prüfkörper als herkömmliche Beispiele, die
der Kristallisationsbehandlung und der anschließenden maschinellen
Bearbeitung, jedoch keiner Wärmebehandlung unterworfen wur
den.
Aus den Ergebnissen der Tabelle 1 ist ersichtlich, daß die
Gegenstände, die gemäß der Erfindung der Wärmebehandlung unter
worfen wurden, eine höhere mittlere Biegungsfestigkeit und einen
höheren Weibull-Modul als die Vergleichsbeispiele hatten, die
keiner Wärmebehandlung unterworfen wurden. Ferner wurden die unter
die vorliegende Erfindung fallenden, erhaltenen Prüfkörper visuell
geprüft, und ihre Dimensionen wurden gemessen. Es wurde weder eine
Farbänderung noch eine Dimensionsänderung festgestellt.
Ein Sinterkörper wurde in der gleichen Weise wie in Beispiel 1
hergestellt, und es wurden Biegungsfestigkeitsprüfkörper und Dimen
sionsänderungsprüfkörper von 5 × 5 × 10 mm in gleicher Weise maschinell
bearbeitet. An den so erhaltenen Biegungsprüfkörpern und Di
mensionsänderungsprüfkörpern wurden die mittlere Biegungsfestig
keit, der Weibull-Modul und die Dimensionsänderung gemessen, und
die Farbänderung wurde visuell beobachtet, wobei die Erhitzungs
bedingungen in Luft variiert wurden. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 2 angegeben. Die Dimensionsänderung Δd wurde durch die
folgende Gleichung berechnet.
Aus den Ergebnissen in Tabelle 2 ist ersichtlich, daß Bei
spiele, bei denen gemäß der vorliegenden Erfindung die Wärmebe
handlungstemperatur in dem Bereich von 550 bis unter 800°C lag,
eine höhere mittlere Biegungsfestigkeit bei Raumtemperatur und
einen höheren Weibull-Modul bei geringerer Dimensionsänderung
und fehlender Farbänderung zeigten.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung keramischer Siliziumnitrid-Gegenstände,
bei dem man ein Pulvergemisch aus Siliziumnitrid
und einem Sinterhilfsmittel herstellt, dem Pulvergemisch eine
Form gibt, den Formkörper sintert und eine Si₃N₄-Korngrenzenphase
durch Erhitzen des Sinterkörpers auf einen
Temperaturbereich von 950°C bis 1400°C kristallisiert, dadurch
gekennzeichnet, daß man den kristallisierten Sinterkörper
durch maschinelle Bearbeitung in eine gewünschte Gestalt
bringt und den maschinell bearbeiteten Sinterkörper in einer
oxidierenden Atmosphäre auf einen Temperaturbereich von 550°C
bis unter 800°C erhitzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Oberflächenrauhigkeit des Sinterkörpers nach
der maschinellen Bearbeitung auf nicht mehr als 0,8 µm
einstellt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Sinterhilfsmittel Magnesiumoxid verwendet
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als das Sinterhilfsmittel Yttriumoxid
verwendet wird.
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