DE3722995C2 - - Google Patents
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren
zur Verwertung von sulfithaltigen Rauchgasentschwefe
lungsprodukten aus trockenen und/oder quasitrockenen
Verfahren.
Rauchgasentschwefelungsprodukte aus trockenen und/oder
quasitrockenen Verfahren entstehen beim Einblasen von
trockenem Calciumhydroxid bzw. Einsprühen von wäßrigem
Calciumhydroxid in den Rauchgasstrom. Bei den quasi
trockenen Verfahren ist die Wassermenge des eingesprüh
ten wäßrigen Calciumhydroxids so bemessen, daß wiederum
ein trockenes Produkt anfällt. Diese Rauchgasentschwe
felungsprodukte enthalten im allgemeinen je nach Ver
fahrensführung 25 bis 70 Gew.-% Calciumsulfit (CaSO3 ·
X H2O, wobei X 0,5 ist). Weiterhin enthalten sie 10
bis 60 Gew.-% Calciumsulfat (CaSO4 · Y H2O, wobei Y < 2
ist), 1 bis 40 Gew.-% freies Calciumoxid und/oder frei
es Calciumhydroxid (CaO und Ca(OH)2), 5 bis 15 Gew.-%
Kalkstein (CaCO3) und 1 bis 10 Gew.-% Calciumchlorid
(CaCl2 · zH2O, wobei z 6 ist). Schließlich enthalten
diese Rauchgasentschwefelungsprodukte aus trockenen und
quasitrockenen Verfahren je nach Verbrennungsverfahren
und Vorabscheidegrad noch 1 bis 70 Gew.-%, bezogen auf
die Gesamtmenge, Flugasche.
Das wesentliche gemeinsame Merkmal all dieser Rauchgas
entschwefelungsprodukte aus trockenen und quasitrocke
nen Verfahren ist der Gehalt an 25 bis 70 Gew.-% Cal
ciumsulfit. Dieser Gehalt an Calciumsulfit stand bisher
einer Weiterverwendung als Wirtschaftsgut oder Baustoff
hindernd im Wege, zumal das Calciumsulfit in diesen
Produkten überwiegend in feinverteilter Form mit sehr
ungünstigen physikalischen und chemischen Eigenschaften
vorliegt.
Dieser Calciumsulfitgehalt führt beispielsweise zu einer
nachträglichen Sauerstoffzehrung durch Oxidation zum Sulfat
und gegebenenfalls einer langsamen Umwandlung der
Produkte in den gefürchteten Ettringit. Da das Calciumsulfit
in diesen Produkten meist in Form feiner plättchenförmiger
Kristalle vorliegt, die locker agglomeriert
sind, besitzen diese Produkte eine sehr hohe Wasserbindung
und eine unerwünschte Thixothropie. Calciumsulfit
neigt bei höheren Temperaturen zur Disproportionierung in
Sulfid und Sulfat. Auch bei Raumtemperaturen sind Bakterien
in der Lage, diese Disproportionierung zu beschleunigen,
so daß derartige Materialien nach einiger Zeit
Schwefelwasserstoff abgeben. Der Weiterverwendung dieser
Rauchgasentschwefelungsprodukte steht weiterhin bisher im
Wege, daß die Zusammensetzung laufend schwankt und daher
die Eigenschaften weder vorhersehbar noch gut regelbar
sind. Dies beruht insbesondere auf dem schwankenden Verhältnis
zwischen Sulfit- und Sulfatgehalt.
Aus der DE-OS 35 18 410 ist ein kompaktes Wirtschaftsgut
bekannt, welches einerseits Rauchgasentschwefelungsprodukte
aus trockenen und/oder quasitrockenen Verfahren und
andererseits Flugasche sowie gegebenenfalls weitere Zusätze
enthält.
Aus der DE-OS 36 04 383 wird ein Verfahren vorgeschlagen
zur Reinigung von Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen,
bei dem der roh-anfallende Rauchgasgips durch Behandlung
mit Mischungen von verdünnten Säuren gereinigt
wird. Rauchgasgips enthält aber so gut wie kein Calciumsulfit
bzw. in so minimalen Mengen, daß dabei kein gasförmiges
SO₂ freigesetzt wird.
Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt,
weitere Verwertungsmöglichkeiten für sulfithaltige Rauchgasentschwefelungsprodukte
aus trockenen und/oder quasitrockenen
Verfahren zu entwickeln, die möglichst umweltfreundlich
und einfach durchzuführen sind.
Es wurde jetzt gefunden, daß eine derartige Verwertungsmöglichkeit
darin besteht, daß diese Produkte zunächst mit
verdünnter Schwefelsäure und/oder verdünnter Salpetersäure
umgesetzt werden, wobei gasförmiges Schwefeldioxid abgetrennt
und aufgefangen wird und dann die verbleibende Suspension
in eine feste und eine flüssige Phase aufgetrennt
wird, wobei die feste Phase überwiegend aus Flugasche und
Calciumsulfat besteht und die flüssige Phase überwiegend
aus löslichen Calcium- und Eisensalzen besteht.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren entsteht somit zunächst
gasförmiges Schwefeldioxid, das gleich aufgefangen,
gewünschtenfalls gereinigt und weiterverwertet werden
kann. Nach der Abtrennung des gasförmigen Schwefeldioxids
verbleibt eine Suspension, deren feste Phase überwiegend
aus Flugasche und Calciumsulfat besteht sowie etwaigen
weiteren unlöslichen und schwerlöslichen Verunreinigungen
der Ausgangsmaterialien. Diese festen Bestandteile
können beispielsweise durch Calcinieren in abbindefähige
Produkte überführt werden oder in an sich bekannter
Weise zusammen mit abbindefähigen Substanzen weiterverarbeitet
oder problemlos deponiert werden. Die flüssige
Phase enthält überwiegend lösliche Salze des Calciums
und des Eisens, wobei je nach eingesetztem Ausgangsmaterial
Chloride oder Nitrate überwiegen. Diese flüssige
Phase kann in an sich bekannter Weise weiter aufgetrennt
werden. Insbesondere wenn größere Mengen Nitrat vorliegen,
können diese vorzugsweise durch starkes Abkühlen in
kristallines Calciumnitrat überführt und abgetrennt werden.
Calciumnitrat kann in hervorragender Weise zu Düngemitteln
weiterverarbeitet werden.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß als verdünnte Schwefelsäure auch Abfallsäuren
wie Dünnsäure aus der Titandioxidproduktion
eingesetzt werden können. Als verdünnte Salpetersäure
kann ebenfalls Abfallsäure aus Beiz- und Nitrierverfahren
verwendet werden.
Hierbei stört es nicht, daß unter Umständen auch Gemi
sche von Schwefelsäure und Salpetersäure vorliegen, da
die Schwefelsäure in schwerlösliches Calciumsulfat
überführt wird, während die Salpetersäure zunächst in
lösliches, bei Abkühlung jedoch kristallin ausfallendes
Calciumnitrat überführt wird.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß die Reaktion bereits bei Raumtem
peratur oder leicht erhöhten Temperaturen, jedoch auf
alle Fälle unterhalb des Siedepunktes der Lösungen
durchgeführt werden kann.
Optimale Ergebnisse erhält man dann, wenn die Menge an
eingesetzter verdünnter Schwefelsäure und/oder verdünn
ter Salpetersäure so gewählt wird, daß die verbleibende
Suspension nur noch neutral oder schwach sauer ist. Bei
einer unterschüssigen Menge an Säure verbleibt noch
Schwefeldioxid im Reaktionsgemisch. Bei Verwendung von
zu großen Säuremengen entsteht eine zu saure flüssige
Phase, aus der beim späteren Neutralisieren erneute
Fällungen erfolgen.
Insbesondere wenn lösliche Eisensalze in der flüssigen
Phase vorliegen, fallen diese als Eisen-II-Salze an.
Diese Eisen-II-Salze sind beispielsweise geeignet,
Chrom-VI-Salze zu reduzieren und aus Abwässern zu fäl
len. Diese gefällten Chrom-VI-Salze sind geeignet, von
puzzolanisch abbindenden Gemischen fest eingebunden zu
werden, so daß sie auch in Deponien nicht wieder ausge
waschen werden können.
Calciumchloridlösungen können den üblichen Verwendungs
möglichkeiten für Calciumchlorid zugeführt werden.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahen entsteht somit aus
den schwierig handhabbaren, sulfithaltigen Rauchgasent
schwefelungsprodukten aus trockenen und/oder quasi
trockenen Verfahren wiederverwendbares, gasförmiges
Schwefeldioxid und eine flüssige Phase mit brauchbaren
Salzen. Schließlich kann die anfallende feste Phase,
bestehend aus Flugasche und festem Calciumsulfat, ent
weder in einfacher Form deponiert oder problemlos zu
Baustoffen weiterverarbeitet werden.
Schließlich können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
Dünnsäuren und Abfallsäuren verwendet werden, deren
Aufarbeitung bzw. Beseitigung erhebliche Probleme auf
weist und zumindest kostenmäßig sehr aufwendig ist. Es
gelingt somit, aus zwei problematischen Abfallstoffen
eine Reihe von brauchbaren Produkten herzustellen.
In den nachfolgenden Beispielen sind zwei typische Aus
führungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens näher
erläutert.
Das Rauchgasentschwefelungsprodukt aus einem quasi
trockenen Verfahren wies folgende Zusammensetzung auf:
35,0 Gew.-% Asche
10,6 Gew.-% Calciumhydroxid
16,0 Gew.-% Schwefeldioxid
5,0 Gew.-% CO₃
2,5 Gew.-% Chlorid.
10,6 Gew.-% Calciumhydroxid
16,0 Gew.-% Schwefeldioxid
5,0 Gew.-% CO₃
2,5 Gew.-% Chlorid.
Eine Dünnsäure aus der Produktion von Titandioxid ent
hielt 23,9 Gew.-% Feststoffe, davon ca. 15 Gew.-% Schwe
felsäure.
1 kg des Rauchgasentschwefelungsproduktes wurde mit
1,84 kg Dünnsäure umgesetzt. Dabei wurden 160 g SO2
freigesetzt und kondensiert. Die Suspension enthielt
860 g Calciumsulfat-Dihydrat und 350 g Asche. Die flüs
sige Phase enthielt 25 g Chlorid und ca. 200 g Eisen-
II-Sulfat · 7 H2O.
Ein anderes Rauchgasentschwefelungsprodukt hatte fol
gende Zusammensetzung:
11,5 Gew.-% Calciumhydroxid
30,2 Gew.-% Schwefeldioxid
5,4 Gew.-% Sulfat
3,3 Gew.-% Carbonat
4,0 Gew.-% Chlorid und ca.
5,0 Gew.-% Asche.
30,2 Gew.-% Schwefeldioxid
5,4 Gew.-% Sulfat
3,3 Gew.-% Carbonat
4,0 Gew.-% Chlorid und ca.
5,0 Gew.-% Asche.
1 kg des Rauchgasentschwefelungsproduktes wurde mit
8,85 kg einer ca. 10%igen Salpetersäure umgesetzt.
Dabei wurden 302 g Schwefeldioxid freigesetzt und kon
densiert. Es fielen weitere 160 g Calciumsulfat-Dihy
drat zusammen mit ca. 50 g Asche an. In der Lösung ver
blieben Chloride und Nitrate. Durch starkes Abkühlen
kristallisierte Calciumnitrat-Tetrahydrat aus, das
durch Filtration abgetrennt werden konnte. Die verblei
bende Mutterlauge enthielt ca. 63 g Calciumchlorid
(auch als wasserfreies Salz gerechnet) sowie geringe
Mengen löslicher Eisensalze.
Claims (5)
1. Verfahren zur Verwertung von sulfithaltigen Rauchgasentschwefelungsprodukten
aus trockenen und/oder quasitrockenen
Verfahren, dadurch gekennzeichnet, daß diese
Produkte zunächst mit verdünnter Schwefelsäure und/oder
verdünnter Salpetersäure umgesetzt werden, wobei gasförmiges
Schwefeldioxid abgetrennt und aufgefangen wird
und dann die verbleibende Suspension in eine feste und
eine flüssige Phase aufgetrennt wird, wobei die feste
Phase überwiegend aus Flugasche und Calciumsulfat besteht
und die flüssige Phase überwiegend aus löslichen
Calcium- und Eisensalzen besteht.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als verdünnte Schwefelsäure Dünnsäure aus der Titandioxidproduktion
verwendet wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als verdünnte Salpetersäure Abfallsäure aus Beiz- und
Nitrierverfahren verwendet wird.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die überwiegend aus löslichen Calcium- und Eisensalzen
bestehende flüssige Phase weiter aufgetrennt wird.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß aus der abgetrennten flüssigen Phase durch
Abkühlung kristallines Calciumnitrat abgetrennt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873722995 DE3722995A1 (de) | 1987-07-11 | 1987-07-11 | Verfahren zur verwertung von sulfithaltigen rauchgasentschwefelungsprodukten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873722995 DE3722995A1 (de) | 1987-07-11 | 1987-07-11 | Verfahren zur verwertung von sulfithaltigen rauchgasentschwefelungsprodukten |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3722995A1 DE3722995A1 (de) | 1989-01-19 |
DE3722995C2 true DE3722995C2 (de) | 1990-02-08 |
Family
ID=6331402
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873722995 Granted DE3722995A1 (de) | 1987-07-11 | 1987-07-11 | Verfahren zur verwertung von sulfithaltigen rauchgasentschwefelungsprodukten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3722995A1 (de) |
Families Citing this family (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19643982A1 (de) * | 1996-10-31 | 1997-06-26 | Vve Gmbh Chemnitz | Verfahren zum Entfernen von giftigen Schadstoffen aus festen Industrieabfällen |
CN114105535B (zh) * | 2021-11-26 | 2023-04-07 | 武汉钢铁有限公司 | 一种高掺量半干法烧结脱硫灰制备轻质节能墙材的方法 |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3039660A1 (de) * | 1980-10-21 | 1982-04-29 | Guenther Dr Heide | Verfahren zum schadlosen deponieren von duennsaeure an land |
DE3604383A1 (de) * | 1986-02-12 | 1987-08-13 | Eugen Dipl Chem Dr Phil Dumont | Reinigung von gips aus rauchgas-entschwefelungs-anlagen (rea) |
-
1987
- 1987-07-11 DE DE19873722995 patent/DE3722995A1/de active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3722995A1 (de) | 1989-01-19 |
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