DE3619928A1 - Funktions-sitzmoebel - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Funktions-Sitzmöbel, insbesondere für Arbeitsplätze im Bürobereich, bestehend aus einem Gestell, einem bezüglich einer horizontalen, insbesondere im Bereich der Sitzflächenvorderkante gelegenen Gestellachse ver­ schwenkbaren, gegen die Kraft wenigstens einer Feder in sei­ ner Neigung verstellbaren Sitzflächenträger, sowie einem in Abhängigkeit von der jeweiligen Neigung des Sitzflächenträ­ gers verschwenkbaren Rückenlehnenträger.

Von einem Funktions-Sitzmöbel dieser Art ist zum einen zu fordern, daß es dem Benutzer eine ausgewogene Körperhaltung zur Entlastung der Muskulatur, zur Reduktion des Bandschei­ bendruckes und zur Vermeidung von Stauungen in Beinen und im Beckenraum ermöglicht, und zum anderen muß ein dartiger Arbeitssitz auch die Aktivität des jeweiligen Benutzers un­ terstützen, d.h. eine aktive Körperhaltung fördern. Voraussetzung dafür ist die Möglichkeit zum stetigen Wech­ seln der Sitzposition, da nur auf diese Weise ein länger dauerndes Sitzen möglich ist, ohne daß es zu Beschwerden in Muskulatur und Gelenken kommt.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein Funktions-Sitzmöbel der eingangs angeführten Art zu schaffen, das unter gleichzei­ tiger Minimierung und Verringerung der Komplexität der benötigten Teile eine Optimierung einer kombinierten Sitz­ und Rücklehnen-Neigungsstellung ermöglicht, eine kosten­ günstige Fertigung bei hohem Automatisierungsgrad zuläßt und bei dem der gestalterische Freiraum möglichst wenig durch funktions- und konstruktionsbedingte Erfordernisse beeinträchtigt wird.

Gelöst wird diese Aufgabe nach der Erfindung im wesentlichen dadurch, daß als Sitzflächenträger zwei im Bereich der seit­ lichen Sitzflächenträger angeordnete, durch Federkraft in eine durch zumindest einen Anschlag festgelegte Grundstellung vorgespannte Außenhebel vorgesehen sind, deren von der Ge­ stellachse abgewandte Enden über eine Schwenkachse mit je­ weils einem als Rückenlehnenträger dienenden, zweiarmigen Winkelhebel verbunden sind, von denen jeder mit seinem kur­ zen, der Gestellachse zugewandten Hebelarm über einen län­ genveränderlichen Führungslenker mit einer tiefer als die Gestellachse liegenden Anlenkstelle des Gestells beweglich verbunden ist.

Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben, wobei diese Ausgestaltun­ gen nicht nur eine weitgehend freie Vorgabe der Relativ- Neigungsverstellung zwischen Sitzfläche und Rückenlehne er­ möglichen, sondern durch die spezielle Anlenkung der Außen­ hebel eine besonders einfache und wirksame Absenkung der Sitzvorderkante bei zunehmender Neigung der Sitzfläche er­ reicht wird, die zu einem virtuellen, etwa im Bereich der Kniekehle des Benutzers liegenden Schwenkpunkt führt. In diesem Zusammenhang ist von besonderer Bedeutung, daß die zur Erzielung dieser Sitzflächen-Vorderkantenabsenkung er­ forderlichen konstruktiven Mittel nur zu einem geringen Mehraufwand führen und vor allem räumlich so angeordnet wer­ den können, daß sie die Grundstruktur der benötigten Grund­ mechanik kaum vergrößern und demgemäß so in den Gesamtauf­ bau integriert werden können, daß sich kein störender Ein­ fluß auf die Gesamtstruktur ergibt.

Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wird an­ hand der Zeichnung näher erläutert; in der Zeichnung zeigt:

Fig. 1 eine schematische, perspektivisch dargestellte Teilansicht eines Funktions-Sitzmöbels nach der Er­ findung zur Erläuterung des Grund­ prinzips der Neigungsverstellung und der Sitzflächen-Vorderkanten­ absenkung,

Fig. 2 eine schematische Draufsicht eines Funktions-Sitzmöbels, bei dem die in Fig. 1 gezeigten Funktions-Prin­ zipien realisiert sind,

Fig. 3 eine schematische Seitenansicht des Sitzmöbels nach Fig. 2 und

Fig. 4 eine schematische Teilansicht zur Erläuterung der Bildung des vir­ tuellen Drehpunkts der Sitzfläche.

Fig.1 zeigt einen Teil eines beispielsweise mit einer geeig­ neten Fahrrollenanordnung versehenen Säule und davon V-för­ mig ausgehenden Gestellarmen 24 bestehendes Gestells 1, das ein horizontal verlaufendes Führungsrohr 2 für eine die Ge­ stellachse bildende Torsionsfeder 3 trägt.

Anstelle dieser Torsionsfeder- bzw. Torsionsstablösung kann auch eine normale Schwenkachsenlösung in Verbindung mit zu­ sätzlichen Federelementen Verwendung finden.

An den beiden Enden des mittig am Rohr 2 festgelegten Tor­ sionsstabes ist über einen Aufnahmekopf 14 ein Innenhebel 4 befestigt, der demgemäß um die Achse des Torsionsstabs 3 verschwenkbar ist. Das Ausmaß der möglichen Verschwenkung wird durch einen gestellfesten Führungsstift 15 in Verbin­ dung mit einem Schlitz 16 im Innenhebel 4 festgelegt, d.h. die Schlitzenden bilden entsprechende Anschläge für den Führungsstift 15.

Das von dem Torsionsstab 3 abgewandte Ende des Innenhebels 4 ist über ein entsprechend ausgebildetes Lagerauge 23 auf einer Schwenkachse 12 angeordnet, die aus einer durchgehen­ den Achse oder aus zwei kurzen Achsen bestehen kann. Auf dieser Schwenkachse 12 ist ferner ein Winkelhebel 7 gelagert, der gleichzeitig den Rückenlehnenträger bildet und als zweiarmiger Hebel ausgebildet ist. Der längere Hebelarm 13 stellt dabei den eigentlichen Rückenlehnenträger dar, wäh­ rend der kürzere Hebelarm 8 abgewinkelt ausgebildet und über einen längenveränderlichen Führungslenker 9 mit einer tiefer als die Gestellachse 2 liegenden Anlenkstelle des Gestells 1 beweglich verbunden ist. Die bewegliche Verbin­ dung ist vorzugsweise über ein Kugelgelenk 10 vorgenommen. Der längenveränderliche Führungslenker ist entsprechend dieses Ausführungsbeispiels teleskopartig ausgebildet und mit einer koaxialen Druckfeder 11 kombiniert. Anstelle einer solchen Druckfeder kann auch eine Gasfeder vorgese­ hen werden, die in unterschiedlichen Positionen feststell­ bar ausgebildet sein kann. Die Steilheit des Verlaufs die­ ses Führungslenkers 11 legt die sich jeweils einstellende Rückenlehnenneigung fest, d.h. die Anordnung kann auch so getroffen werden, daß die Steilheit dieses Lenkers ver­ stellbar ausgeführt wird.

Auf der Schwenkachse 12 ist jeweils benachbart dem Innen­ hebel 4 ein Außenhebel 5 gelagert. Die beiden Außenhebel 5 bilden den Sitzflächenträger.

Zwecks Erzielung einer einwandfreien Lagerstelle bei Ver­ wendung von Flachmaterial für die Hebel sind auch die Hebel 5 mit entsprechenden Lageraugen 22 versehen.

Außenhebel 5 und Innenhebel 4, welche die gemeinsame Schwenkachse 12 besitzen, sind über einen Zwischenhebel 6 gekoppelt. Dieser Zwischenhebel 6 ist als zweiarmiger Hebel ausgebildet und besitzt eine Schwenkachse 18, die in einer die erforderliche Führung erbringenden Achsaufnahme 17 des Innenhebels 4 gelagert ist. Der eine der beiden Arme des Zwischenhebels 6 greift über einen Führungsstift 20 in ein Langloch 21 des Außenhebels 5 ein, wobei sich dieses Lang­ loch 21 im Bereich des freien Endes dieses Außenhebels 5 befindet. Der andere Arm dieses Zwischenhebels 6 ist über eine Öffnung 19 mit dem Führungsstift 15 gekuppelt, der sich durch den Führungsschlitz 16 im Innenhebel 4 erstreckt.

Der im Bereich der Schwenkachse 12 eingezeichnete Pfeil macht deutlich, daß bei einer Belastung der Sitzfläche in Abhängigkeit von dem ausgeübten Druck ein Absenken dieser Schwenkachse 12 erfolgt, was zum einen eine Verschwenkung der Rückenlehne - gesteuert über die Führungslenker 9 - zur Folge hat und zum anderen ein Absenken der Vorderkan­ te der Sitzfläche bewirkt, wie dies durch die beiden im Bereich von Außenhebel 5 und Zwischenhebel 6 zu sehenden Pfeile angedeutet ist.

Fig. 2 zeigt die Anordnung nach Fig. 1 in Draufsicht, wo­ bei in dieser Draufsicht beide Seitenbereiche des Funktions- Sitzmöbels dargestellt sind.

Zu erkennen ist in dieser Draufsicht, daß die Schwenkachse 12 entweder durchgehend ausgebildet sein kann, daß aber anstelle einer durchgehenden Achse auch zwei kurze Achsen 12 Verwendung finden können, ohne daß dies Auswirkungen auf die Funktion hätte.

Die Verwendung eines Gestells 1 aus einer zentralen Säule 25 mit davon V-förmig weggeführten Gestellarmen 24 stellt eine bevorzugte Ausführungsform dar, die eine besonders günstige Anbringung und Abstützung der Führungslenker 9 ermöglicht. Das bereits geschilderte Grundprinzip der Erfindung ist je­ doch auch bei unterschiedlich ausgeführten Gestellen ver­ wendbar.

Die Verbindung und das Zusammenspiel zwischen den den Sitz­ flächenträger bildenden Außenhebeln 5 und den Innenhebeln 4 über die Zwischenhebel 6 wurde bereits anhand der Fig. 1 erläutert, es ist aber auch aus der Draufsicht nach Fig. 2 ersichtlich, welche wiederum deutlich macht, daß das Aus­ maß der jeweiligen Sitzflächen-Vorderkantenabsenkung durch entsprechende Wahl der Hebelarme bestimmt werden kann.

Die Seitenansicht nach Fig. 3 zeigt das Funktions-Sitzmöbel nach der Erfindung in einer ersten, mit durchgezogenen Linien ausgezogenen Stellung, sowie in einer zweiten, strichliert dargestellten Rücklehn-Stellung. Beim Übergang von der ersten Stellung zur zweiten, gestrichelt gezeigten Stellung ergibt sich zum einen eine Vergrößerung des Öffnungswinkels zwischen Sitzfläche und Rückenlehne und zum anderen eine Absenkung der Sitzflächenvorderkante, wie dies durch die Pfeile ange­ deutet ist. Das Ausmaß der Veränderung des Öffnungswinkels und der Sitzflächen-Vorderkantenabsenkung läßt sich in der bereits erläuterten Weise durch Wahl der jeweiligen Hebelar­ me bzw. Führungslenkerneigungen in weitem Bereich vorgeben.

Die schematische Darstellung nach Fig. 4 verdeutlicht, daß sich aufgrund der sich bei Veränderung der Sitzflächenneigung ergebenden Absenkung der Sitzflächenvorderkante, d.h. durch das Zusammenspiel dieser beiden Vorgänge ein virtueller Drehpunkt 26 ergibt, der vor der Sitzflächenvorderkante gelegen ist und sich vorzugsweise - aufgrund der gewählten Hebelarme - etwa im Bereich der Kniekehle des Benutzers be­ findet.

Die vielseitigen Funktionen des erfindungsgemäßen Sitzmöbels lassen sich - wie gezeigt - auf konstruktiv äußerst einfache Weise erzielen, was wiederum zur Folge hat, daß Fertigung und Montage erleichtert werden und in der Gestaltung des je­ weiligen Sitzmöbels größtmögliche Freiheit gegeben ist, da die zur Erzielung der vielseitigen Funktion erforderliche Technik äußerst raumsparend und positionsgünstig unterge­ bracht werden kann.

• Bezugszeichenliste  1 Gestell
   2 Gestellachse (Führungsrohr)
   3 Torsionsstab
   4 Innenhebel
   5 Außenhebel
   6 Zwischenhebel
   7 Winkelhebel
   8 Kurzer Hebelarm
   9 Führungslenker
  10 Kugelgelenk
  11 Durckfeder
  12 Schwenkachse
  13 Langer Hebelarm
  14 Aufnahmekopf
  15 Führungsstift
  16 Führungsschlitz
  17 Achsaufnahme
  18 Schwenkachse
  19 Eingriffsöffnung
  20 Führungsstift
  21 Langloch
  22 Lagerauge
  23 Lagerauge
  24 Gestellarm
  25 Säule
  26 Theoretischer Drehpunkt

Claims (9)

1. Funktions-Sitzmöbel, insbesondere für Arbeitsplätze im Büro­ bereich, bestehend aus einem Gestell, einem bezüglich einer horizontalen, insbesondere im Bereich der Sitzflächenvorder­ kante gelegenen Gestellachse verschwenkbaren, gegen die Kraft wenigstens einer Feder in seiner Neigung verstellbaren Sitz­ flächenträger, sowie einem in Abhängigkeit von der jeweili­ gen Neigung des Sitzflächenträgers verschwenkbaren Rücken­ lehnenträger, dadurch gekennzeichnet, daß als Sitzflächenträger zwei im Bereich der seitlichen Sitzflächenränder angeordnete, durch Federkraft in eine durch zumindest einen Anschlag festgelegte Grundstellung vorgespannte Außenhebel (5) vorgesehen sind, deren von der Gestellachse (2) abgewandte Enden über eine Schwenkachse (12) mit jeweils einem als Rückenlehnenträger dienenden, zweiarmigen Winkelhebel (7) verbunden sind, von denen je­ der mit seinem kurzen, der Gestellachse (2) zugewandeten Hebelarm (8) über einen längenveränderlichen Führungslenker (9) mit einer tiefer als die Gestellachse (2) liegenden Anlenkstelle des Gestells (1) beweglich verbunden ist.

2. Funktions-Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der Führungslenker (9) teleskopartig ausgebildet und mit dem Gestell (1) über ein Kugelgelenk (10) verbunden ist.

3. Funktions-Sitzmöbel nach Anspruch 2, dadurch ge­ kennzeichnet, daß zumindest ein Führungs­ lenker (9) mit einer koaxialen Druckfeder (11) oder einer insbesondere in verschiedenen Positionen feststellbaren Gasfeder kombiniert ist.

4. Funktions-Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprü­ che, dadurch gekennzeichnet, daß die Anlenkpunkte der Führungslenker (9) am Gestell (2) ver­ stellbar sind.

5. Funktions-Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprü­ che, dadurch gekennzeichnet, daß der kurze Hebelarm (8) des zweiarmigen Winkelhebels (7) ein bezüglich der Schwenkachse (12) beabstandetes, abgeknick­ tes und gleichachsig zum Führungslenker (9) verlaufendes Endteil aufweist.

6. Funktions-Sitzmöbel nach einem der vorhergehenden Ansprü­ che, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Außenhebel (5) mit seinem gestellachsenseitigem Ende über einen verschwenkbaren Zwischenhebel (6) an einem Innenhe­ bel (4) angelenkt ist, der mit einem Ende um die Gestell­ achse (2) schwenkbar und mit dem anderen Ende gleichachsig mit dem Außenhebel (5) auf der Schwenkachse (12) ange­ bracht ist.

7. Funktions-Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Gestellachse (2) in Form eines Führungsrohres für einen mittig fixierten Torsionsstab (2) ausgebildet ist, dessen außenliegende Enden vorzugsweise über einen Aufnahmekopf (14) mit den Innenhebeln (4) verbunden sind.

8. Funktions-Sitzmöbel nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwischenhebel (6) mittels einer Schwenkachse (18) in einer Aufnahme (17) des Innenhebels (4) gelagert ist, und daß dieser zweiarmige Zwischenhebel (6) einerseits über einen Füh­ rungsstift (20) in ein Langloch (21) des Außenhebels (5) eingreift und andererseits über eine Öffnung (19) mit einem gestellfesten Führungsstift (15) gekuppelt ist.

9. Funktions-Sitzmöbel nach Anspruch 8, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der gestellfeste Füh­ rungsstift (15) durch einen im Innenhebel (4) ausgebil­ deten Führungsschlitz (16) geführt ist, welcher eine Bewegungsbegrenzung für den Innenhebel (4) bildet.