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Verfahren zur Gewinnung und Reinigung von Tannin. Die bisherige Darstellung
von Tann.in erfolgte gewöhnlich in der Weise, daß man die zerkleinerten Ausgangsstoffe
mit Lösungsmitteln, wie Wasser, Alkohol oder Äther, oder Gemischen dieser Lösungsmittel
extrahierte. Die so erhaltenen Lösungen wurden eingedampft und etwa sich dabei ausscheidende
Verunreinigungen durch Filtration entfernt. Man erhielt auf diese Weise Tannine,
die außer Gerbsäure alle die Stoffe enthielten, die, im Ausgangsstoff vorhanden,
in den jeweils angewendeten Lösungsmitteln löslich und unter dem Namen Nichtgerbstoffe
bekannt sind.
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Das vorliegende Verfahren beruht auf der neuen Beobachtung, daß man,
wenn man .die aus den Ausgangsstoffen extrahierten Gerbstoffe in schwerlösliche
oder unlösliche Verbindungen (Salze) überführt, sie von den löslichenNichtgerbstoffen
leicht trennen kann. Nach genügender Reinigung der Tanninsalze werden diese zerlegt,
wobei vorteilhaft wasserunlösliche Verbindungen der Basen des Salzes erzeugt werden.
Die so erhaltene Tanninlösung wird in bekannter Weise zur Trockne gebracht. Man
hat dann Tannine vor sich, die frei. von Nichtgerbstoffen und daher sehr hochprozentige
Produkte sind.
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Das Verfahren kann beispielsweise derartig ausgeführt werden, daß
man die nach irgendeinem Verfahren gewonnenen Tanninlösungen oder Tanninextrakte
mit einer Base versetzt, welche schwerlösliche oder unlösliche Tanninsalze bilden.
Beispielsweise kann man Magnesia, Magnesiumcarbonat, Magnesiumhydroxyd, die analogen
Barium-, Strontium-, Calciumverbindungen anwenden. Wenn man Metallsalze oder Metallverbindungen
benutzt, so ist es empfehlenswert, nur solche zu verwenden, welche den Gerbstoff
nicht verändern.
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Man kann die Salze oder Verbindungen zu einer wäßrigen Lösung des
zu reinigenden Tannins zugeben, wobei man die Salze oder Verbindungen wiederum in
wäßriger Lösung anwenden kann. Man kann aber auch die Verbindungen mit dem Tanninextrakte
vermischen und nunmehr eine Extraktion der wasserlöslichen Verunreinigungen vornehmen,
während das Tanninsalz ungelöst zurückbleibt. Das schließlich gewonnene, gereinigte
Tanninsalz wird mit Säuren zerlegt, und man kann vorteilhaft Säuren anwenden, welche
mit der Base unlösliche Verbindungen bilden. An Stelle der Säuren können auch Salze
angewendet werden, deren Säuren =- mit den Basen Unlösliche Salze ergeben.
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Besonders geeignet sind die Tannine, welche unter Zusatz. von Säuren
oder sauer wirkenden Stoffen aus .dem Ausgangsmaterial gewonnen worden sind. Man
kann die sauren Lösungen unmittelbar anwenden und hierbei eine Neutralisierung der
vorhandenen Säuren bewirken. Man kann aber auch die Säuren vor der Anwendung des
vorliegenden Verfahrens durch Neutralisieren mit anderen Verbindungen, durch Destillation
o. dgl. entfernen.
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Vor der Herstellung der Salze können die zu behandelnden Gerbstoffe
einer Reduktion unterworfen werden. -Beispielsweise kann
man schweflige
Säure, hydroschweflige Säure und andere >Säurfji des Schwefels gegebenenfalls gemeinsam
mit Metallen oder N1 etallsalzen-`' f:entizen. Man kann auch Säuren ohne Metall
anwenden, sobald diese für sich reduzierend wirken. Beispielsweise kann man schweflige
Säure anwenden. Schweflige Säure. ist besonders vorteilhaft, weil sie durch Erwärmung
oder Anwendung des Vakuums oder durch gemeinsame Anwendung beider leicht entfernt
werden kann.
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Die Extraktion kann sowohl mit Wasser als auch mit organischen Lösungsmitteln
erfolgen. Man- kann eine einzelne Base, aber auch mehrere gemeinsam oder nacheinander
anwenden. Beispielsweise ist es möglich, erst einen Teil eines Salzes herzustellen
und dann durch Zugabe von anderen Basen den weiteren Anteil des Tannins in ein anderes
Salz überzuführen. . Man kann auch derartig arbeiten, daß zunächst das eine Salz
hergestellt, dann dieses Tanninsalz zerlegt wird und das gewonnene Tannin wiederum
mit einer Base, die mit der zuerst angewendeten übereinstimmen, aber auch von ihr
verschieden sein kann, in ein anderes Salz übergeführt wird, worauf man nochmals
eine Reinigung durch Extraktion vornimmt. E Die von der Verunreinigung befreiten
Tanninsalze werden beispielsweise mit Säuren zerlegt. . Beispiel i. 5oo kg Galläpfel,
mehlfein, werden mit iprozentiger Schwefelsäure kalt oder warm ausgelaugt und der
Auszug mit etwa i 5o kg Magnesiumcarbonat versetzt. Es wird etwa 'J_ Stunde gerührt
und hierauf das Magnesiinntannat abfiltriert. Zu dem erlialtenen Magnesiumtannat
wird so viel 5prozentige Schwefelsäure gegeben, daß das Salz zersetzt wird, ohne
daß ein Überschuß an Schwefelsäure vorhanden ist. Man-darnpft zur Trockne ein und
erhält 'so ein Tannin, das nur noch durch Magnesiumsulfat verunreinigt ist. Zwecks
weiterer Reinigung kann das Tannin vorn Magnesiumsulfat durch Alkohol getrennt werden.
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Beispiel e.
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5oo kg Galläpfel als Mehl oder Grieß werden mit iprozentiger Schwefelsäure
ausgelaugt. Die auf etwa 6o° angewärmte Lauge wird mit 3 bis 6 kg Zinkstaub
so lange gerührt, bis vier Höchstgrad der Bleichung erreicht ist. Hierauf wird so
lange Ätzbarvtlösung hinzugegeben, bis das Tannin ausgefällt ist. Das abfiltrierte
Tannat wird mit so viel 5prozentiger Schwefelsäure behandelt, bis alles Barvum ausgefällt
und das Tannin wieder in Lösung gegangen ist. Die abfiltrierte Tanninlösung wird
eingedampft. Beispiel 3 5ookg Galläpfel als Mehl oder Grieß werden unter Einleiten
von Schwefeldioxvrl finit Wasser ausgelaugt. Die auf etwa 6o' C angewärmte Lösung
wird mit 3 bis 6 kg Zinkstaub so lange gerührt, bis der Höchstgrad der Bleichung
erreicht ist. Hierauf wird so lange Zinkcarbonat zugesetzt, bis das Tannin ausgefüllt
ist. Das abfiltrierte Tannat wird mit so viel. 5prozentiger Schwefelsäure behandelt,
bis das Salz zersetzt ist, ohne daß ein Überschuß an Schwefelsäure vorhanden ist.
Man leitet Schwefeldioxyd ein, bis die Flüssigkeit stark sauer reagiert und dampft
zur Trockne. Man erhält so ein Tannin, das nur noch durch Zinksulfat verunreinigt
und daher für die meisten Zwecke unmittelbar verwendbar ist. Zwecks weiterer Reinigung
kann das Tannin vom Zinksulfat durch A1-koliol getrennt werden.