DE19958756A1 - Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF)Info
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Abstract
Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten aus alten (gebrauchten) aminoplastgebundenen Faserplatten, bei dem die mit Aminoplastharzen gebundenen mitteldichten Faserplatten mit Natriumsulfit behandelt werden und - ohne ausgewaschen zu werden - in die Blasleitung einer MDF-Anlage befördert werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von hellen mitteldichten
Holzfaserplatten aus alten mit Aminoplastharzen gebundenen Holzfaserplatten
gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
Für die Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) wird das Holz zunächst in
Schnitzel mit einer Größe von etwa 20 mm × 5 mm zerkleinert und die entstehenden
Hackschnitzel gewaschen, um die anhaftenden Fremdkörper (insbesondere Sand)
zu entfernen. Anschließend werden die Schnitzel nach dem sogenannten thermo
mechanischen Holzaufschlußverfahren (TMP) einige Minuten unter Dampfdruck bei
einer Temperatur von etwa 160°C behandelt und dann einem Defibrator zugeführt,
wo sie zwischen Mahlscheiben zu Einzelfasern oder kleinen Faserbüscheln zerfasert
werden. Darauffolgend wird dem Faserstoff ein Bindemittel wie Harnstoff-
Formaldehydharz (UF-Harz), Mischharz aus Harnstoff und Melamin (MUF-Harz),
Phenolformaldehydharz (PF-Harz), Tanninformaldehydharz (TF-Harz) oder
Diisocyanat-Klebstoff (PMDI) zugesetzt. Das Bindemittel wird üblicherweise den
noch feuchten Fasern in einem Rohr (Blow-line) vor Eintritt in einen Trocknertunnel
zugesetzt. Im Trockner werden die beleimten Fasern kurzfristig Temperaturen von
70°C bis 80°C ausgesetzt und auf eine Feuchte von ca. 10% getrocknet. Infolge der
Trocknung der beleimten Fasern vor dem Pressen kommt es zu einer Verringerung
der Wirksamkeit der eingesetzten Bindemittel. Der getrocknete und beleimte
Faserstoff wird einer Formmaschine zugeführt, wo er auf ein Sieb zu Fasermatten
gestreut wird, das sich mit einer hohen Geschwindigkeit bewegt. Die so geformten
Matten werden anschließend zu Platten gepreßt.
Das Bindemittel kann aber auch den Fasern nach dem Trocknen in sogenannten
Blendern zugesetzt werden. In diesem Fall laufen die Fasern durch eine Spezial-
Leimauftragstrommel. Auch in diesem Fall wird der getrocknete beleimte Faserstoff
zu Fasermatten gestreut und anschließend kalt vorgepreßt und heiß gepreßt.
Die mit Aminoplastharzen als Bindemittel nach dem oben beschriebenen Verfahren
hergestellten mitteldichten Holzfaserplatten weisen je nach chemischer
Zusammensetzung des Bindemittels ein unterschiedlich hohes
Fomaldehydabgabevermögen auf. Es wurden verschiedene Verfahren
vorgeschlagen, um die Formaldehydabgabe zu verringern. So wurde z. B. nach der
DE-OS 28 04 514 versucht, die Formaldehydabgabe von MDF durch nachträgliches
Behandeln der Fasermatten mit Ammoniak oder ammoniakabspaltenden
Verbindungen zu vermindern (DE-OS 28 04 514). Diese Nachbehandlung muß
jedoch in einer separaten Arbeitsstufe in einer besonderen Kammer erfolgen.
Die Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) ist mit einem hohen
Energieaufwand verbunden. Der Energieaufwand hängt u. a. von der Aufschluß- und
Zerfaserungstemperatur ab. Je höher die Aufschlußtemperatur ist, desto geringer ist
der Energieaufwand. Dies ist z. B. bei Nadelhölzern bei Aufschlußtemperaturen
oberhalb von 160°C besonders deutlich und bei Laubhölzern bei noch geringen
Temperaturen zu erkennen. Mit Erhöhung der Aufschlußtemperatur wird der Farbton
der hergestellten Holzstoffe dunkler. Dies trifft insbesondere zu, wenn Laubhölzer
wie Buche und Eiche als Rohstoff für die MDF-Herstellung eingesetzt werden. Es ist
zwar möglich, den Faserstoff nachträglich mit Wasserstoffperoxyd (oxidierende
Bleiche) oder mit Natriumdithionit (reduzierende Bleiche) zu behandeln und
aufzuhellen. Dies wird in der Faserplattenindustrie wegen der hiermit verbundenen
prozeßtechnischen Schwierigkeiten nicht praktiziert.
Es ist darüber hinaus bekannt, für die Herstellung von Hochausbeutezellstoffen
Halbzellstoffe das Holz bzw. die Holzhackschnitzel mit Chemikalien wie Natriumsulfit
und Natriumcarbonat aufzuschließen und anschließend mechanisch zu zerfasern. So
wird z. B. bei dem sogenannten "Neutral Sulfite Semichemical pulping" (NSSC-
Verfahren) in der Regel ein Gemisch aus Natriumcarbonat und Natriumsulfit für den
Aufschluß von Holz bei pH-Werten oberhalb von 7 verwendet. Die Ausbeute an
solchen Stoffen liegt jedoch je nach Rohstoff und Aufschlußbedingungen bei 70-85%
und somit niedriger als bei TMP-Aufschlüssen, die zu Faserstoff für die MDF-
Herstellung führen. Die Halbzellstoffe besitzen zwar eine vergleichsweise hohe
mechanische Festigkeit, das Verfahren der Herstellung von Halbzellstoffen ist aber
mit einem Abwasserproblem behaftet, da etwa 15-20% der Holzsubstanz in die
Lösung gehen. Es ist auch bekannt, daß beim Holzaufschluß mit Natriumsulfit freier
Formaldehyd zugesetzt wird, um den Stoff stärker aufzuhellen (Chen et al. 1991).
Es war deshalb das Ziel der vorliegenden Erfindung, eine Methode zu finden, bei
dem ein heller Stoff für die Herstellung von mitteldichten Faserplatten hergestellt
wird, ohne ein Wasserproblem zu verursachen oder die Ausbeute nennenswert zu
verringern. Der hergestellte Stoff soll auch ohne großen Energieaufwand zu
mitteldichten Faserplatten verarbeitet werden und ein entsprechend niedriges
Formaldehydabgabepotential besitzen. Es wurde nun überraschend gefunden, daß
man diesen Erfolg erzielt, wenn bereits hergestellte bzw. verarbeitete Faserplatten
(z. B. aus Altmöbel), welche als Bindemittel ein Harnstoff-Formaldehydharz oder
andere auf Basis von Aminoplasten formaldehydhaltige Bindemittel enthalten, mit
Natriumsulfit in wässeriger Lösung behandelt werden. Die so hergestellten Stoffe
haben nicht nur einen helleren Farbton als die ursprünglichen Fasern, sondern sogar
ein hohes Eigenbindevermögen. Die aus dem Stoff ohne großen Energieaufwand
hergestellten mitteldichten Faserplatten (MDF) weisen zudem ein niedriges
Formaldehydabgabevermögen auf.
Der erzielte Effekt ist insofern überraschend, da alte mitteldichte Faserplatten bereits
ein ausgehärtetes bzw. auskondensiertes Harnstoff-Formaldehydharz enthalten und
praktisch keinen freien Formaldehyd.
Die Wirkung des freien Formaldehyds auf die Helligkeit der aus dem Holz direkt
hergestellten Stoffe ist wie bereits erwähnt bekannt, jedoch nicht im Zusammenhang
mit thermomechanischen Holzstoffen, die in Form von mitteldichten Faserplatten
bereits ein ausgehärtetes Bindemittel enthalten.
Die Behandlung der Stoffe mit Natriumsulfit führt auch zur Einführung von
Sulfonsäuregruppen in den behandelten Stoff, die das Eigenbindevermögen der
Fasern erheblich steigern. Der erhaltene Stoff kann, ohne nochmals in einem Refiner
unter Druck zerfasert zu werden, für die Herstellung von mitteldichten Faserplatten
voll oder teilweise eingesetzt werden. Der hergestellte Stoff kann lediglich durch
schwache mechanische Zerfaserung bei atmosphärischem Druck direkt nach der
Behandlung mit Natriumsulfit in die Blasleitung einer MDF-Anlage und dort unter
Einsatz von Bindemitteln für die Herstellung von mitteldichten Faserplatten
eingesetzt werden. Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens für die Herstellung von
mitteldichten Faserplatten ist es, wenn gewisse Reste an Natriumsulfit aus der
Behandlung von dem Faserstoff im Stoff bleiben, da Natriumsulfit ein
Formaldehydfänger ist und die Formaldehydabgabe der hergestellten Platten
verringert.
Selbstverständlich kann die Zugabe von Natriumsulfit auch mit anderen Chemikalien
wie Natriumcarbonat in Anlehnung an die Vorgehensweise bei der Herstellung von
Halbzellstoffen nach dem NSSG-Verfahren kombiniert werden. Dies hat jedoch eine
Verringerung der Ausbeute zur Folge. Durch die Behandlung mit Natriumsulfit bleibt
der Ausbeuteverlust weit unter 5%, vorzugsweise unter 2%. Das Verfahren arbeitet
abwasserfrei, da die Aufschlussflüssigkeit nicht vom Stoff getrennt zu werden
braucht, sondern mit dem Stoff nach oder ohne Zerfaserung in die Blasleitung der
MDF-Anlage mitbefördert wird. Die Lehre des hier beschriebenen Verfahrens
unterscheidet sich grundsätzlich von der gemäß DE-PS 43 34 422. Gemäß dem
letzterwähnten Patent wird das Holzgefüge der Holzspanplatten und Holzfaserplatten
durch den chemischen Aufschluss aufgelöst und die entstehende Ablauge als
Streckmittel für die Herstellung von neuen Platten eingesetzt, wobei je intensiver der
Aufschluss, desto größer der Anteil der gewonnenen Ablaugen ist. In den genannten
Beispielen des DE-PS 43 34 422 sind Ausbeuten von unter 50% an Stoff aufgeführt.
Demgegenüber liegt der Ausbeuteverlust bei dem hier beschriebenen Verfahren bei
ca. 5%, da die Ablauge nicht zurückgewonnenen, sondern direkt mit dem Stoff in die
Blasleitung der MDF-Anlage befördert wird. Auch die Lehre von DE-OS 195 09 152
vermag die hier beschriebene Erfindung nicht vorwegzunehmen, da die Wirkung von
Natriumsulfit als Bleichmittel für Altfaserplatten in der DE-OS 195 09 152 A nicht
erkannt worden und auch nicht in Betracht gezogen wurde. Das folgende Beispiel
soll die Erfindung verdeutlichen ohne sie einzuschränken.
Alte mitteldichte Faserplatten werden zu Partikeln von einer Größe von etwa
50 mm × 50 mm × Dicke zerkleinert und anschließend bei einem Flottenverhältnis von 4 : 1
mit einer Natriumsulfitlösung in Mengen von 2% Feststoff bezogen auf das Gewicht
der Hackschnitzel bei 170°C für 1 h behandelt. Der Weißgrad nahm durch diese
Behandlung von 35% auf 45% zu. Der aufgeschlossene Stoff wurde - ohne
ausgewaschen zu werden - bei atmosphärischem Druck in einem Refiner zerfasert
und anschließend in die Blasleitung (Blow-line) einer MDF-Anlage befördert. Dort
wurde der Stoff mit einem Harnstoff-Formaldehydharz in Mengen von 10% (bezogen
auf atro Holzstoff) beleimt und anschließend zu Matten gestreut und zu mitteldichten
Faserplatten gepreßt. Die so hergestellten Faserplatten hatten einen hellen Farbton,
hohe mechanisch-technologische Eigenschaften und eine niedrige Dickenquellung.
Die Eigenschaften der Platten sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von hellen mitteldichten Faserplatten aus alten
Faserplatten auf Lignocellulosebasis, dadurch gekennzeichnet, dass die alten mit
Aminoplastharzen gebundenen Faserplatten bzw. deren Zerkleinerungsprodukte
mit Natriumsulfit behandelt, zerfasert und - ohne ausgewaschen zu werden - in
die Blasleitung einer MDF-Anlage befördert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass für die Behandlung
ein Gemisch aus Natriumsulfit und Natriumcarbonat verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Behandlung
bei Temperaturen zwischen 100°C und 250°C erfolgt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Zerfaserung des Stoffes nach der Behandlung durch Druckverminderung erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach der
Behandlung der erhaltene Stoff in einem Refiner drucklos zerfasert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2, 3, dadurch gekennzeichnet, dass der
behandelte Stoff in einem Refiner unter Druck zerfasert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem
Stoff unter Verwendung von Harnstoff-Formaldehydharz als Bindemittel
mitteldichte Faserplatten hergestellt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem
Stoff unter Verwendung von Tanninformaldehydharzen mitteldichte Faserplatten
hergestellt werden.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem
Stoff hochverdichtete Formteile hergestellt werden.
10. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Stoff
ohne Zugabe von Bindemitteln Faserplatten hergestellt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999158756 DE19958756A1 (de) | 1999-12-07 | 1999-12-07 | Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1999158756 DE19958756A1 (de) | 1999-12-07 | 1999-12-07 | Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19958756A1 true DE19958756A1 (de) | 2001-06-13 |
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ID=7931593
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1999158756 Withdrawn DE19958756A1 (de) | 1999-12-07 | 1999-12-07 | Verfahren zur Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) |
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Country | Link |
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DE (1) | DE19958756A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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US10668700B2 (en) | 2017-05-05 | 2020-06-02 | Masonite Corporation | Cellulosic articles made from cellulosic materials and methods therefor |
-
1999
- 1999-12-07 DE DE1999158756 patent/DE19958756A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
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