-
Die
Erfindung bezieht sich auf einen Formling, der durch Kompaktierung
eines Gemisches auf der Basis von körnigen oder pulverförmigen glasbildenden
Rohstoffen, Klinkerzement und Wasser erhältlich ist. Die Erfindung bezieht
sich ferner auf ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Verwendung bei
der Herstellung derartiger Formlinge.
-
Unter
Klinkerzement ist im vorliegenden Zusammenhang allgemein ein Material
zu verstehen, welches ein bei der gegebenen hohen Verdichtung schnell,
also binnen allenfalls weniger Stunden, bis zur Gebrauchsfestigkeit
aushärtendes
hydraulisches Bindemittel ist, dessen Komponenten im wesentlichen
auch im Glas enthaltene Stoffe sind, wie dies nachstehend für die mit
der Bezeichnung Klinkerzement im Handel erhältliche Zementart im einzelnen erläutert ist.
-
Die
Formlinge eignen sich insbesondere zum Beschicken einer Glasschmelzwanne.
-
Üblicherweise
werden die beim Erschmelzen von Glas verwendeten Rohstoffe, wie
Quarzsand, Kalk, Dolomit und Soda in körnigem bzw. pulverförmigem Zustand
der Glasschmelzwanne zugeführt.
Diese Arbeitsweise ist jedoch nachteilig, da die Gefahr besteht,
daß sich
die einzelnen Rohstoffkomponenten aufgrund unterschiedlicher Dichte,
Körnung
und sonstiger abweichender physikalischer Eigenschaften bei der
Lagerung, beim Transport und der Zuführung zum Glasschmelzofen entmischen
können.
Dadurch werden die Qualität
und die Produkteigenschaften des zu erzeugenden Glases negativ beeinflußt. In speziellen
Rohstoffgemengen kann dies zur Nichterschmelzbarkeit führen.
-
Weiterhin
führen
vor allem Rohstoffgemenge mit einem hohen Anteil an feinen Gemengekomponenten
bei Glasschmelzwannen, die gasdurchströmt sind, zu einer Verstaubung
des Abgasweges. Die Stäube
schlagen sich im Abgasweg nieder und führen zu Blockagen. Wenn die
Stäube
mit dem Material der Wannenwand und deren Abgaswegen unverträglich sind,
kann dies sogar zur Zerstörung
der Wannenwand und der Abgaswege führen.
-
Es
ist bereits vorgeschlagen worden, Formlinge aus glasbildenden Rohstoffen
mit einem Bindemittel und Rohdichten der Formlinge von unter 70% der
theoretischen Materialdichte herzustellen. Durch den Einsatz derartiger
Formlinge bei der Glasherstellung können bedeutende Vorteile gegenüber der
Verwendung der Glasrohstoffe in körnigem oder pulverförmigem Zustand
erreicht werden. Die Formlinge stauben nicht, so daß eine Verstaubung
der Abgaswege vermieden werden kann. Die Formlinge sind leichter
abschmelzbar als pulverförmige
Glasrohstoffe, was dazu führt,
daß eine
größere Menge
Glas pro Flächeneinheit
der Glaswanne erschmolzen werden kann. Während bei einer Verarbeitung
von körnigen oder
pulverförmigen
Rohstoffen ein Gemengehaus erforderlich ist, kann bei einer Arbeitsweise
mit Formlingen auf ein Gemengehaus verzichtet werden. Die Formlinge
können
auch außerhalb
der Glashütte
hergestellt und gegebenenfalls an verschiedenen Orten verarbeitet
werden.
-
Die
bisherigen Vorschläge
haben jedoch keinen Eingang in die industrielle Praxis gefunden.
-
Die
DE 41 22 334 A1 beschreibt
ein Verfahren und eine Anlage zum Behandeln von Mineralwolle-Abfällen, welche
bei der Herstellung von Mineralwolle und Mineralwolle-Produkten
entstehen. Hierbei werden die Mineralwolle-Abfälle feingemahlen auf eine Korngröße von maximal
50 Prozent R 0,090 mm. Dieses Mahlprodukt wird mit einem festen
Bindemittel oder mit einer festigkeitssteigernden Flüssigkeit
vermengt und zu Formlingen, bspw. Granalien, in einer Größe von ca.
50 mm geformt, denen im Anschluß durch
Trocknung die Feuchtigkeit bei gleichzeitiger Festigkeitssteigerung
entzogen wird. Die Anlage kann dabei als Formeinrichtung zur Herstellung
des Granulats eine Walzenpresse oder dergleichen aufweisen. Damit
lassen sich Abfälle
in ökonomisch
vertretbarer Art und Weise so aufbereiten, daß sie einer weiteren Verwertung
zugeführt
werden können.
-
Ferner
ist aus einem Artikel der Zeitschrift „Glass Industry" vom März 1987,
Seiten 21 bis 23 ein Schmelzverfahren bekannt, bei dem glasbildende Rohstoffe
fein gemahlen und mit einer speziellen Silikat-Binderlösung gleichmäßig benetzt
werden. Dieses Gemisch wird anschließend durch eine Formeinrichtung
zu Briketts geformt, welche schließlich zu einer Vorheizeinrichtung
und dann zu einem Schmelzofen gefördert werden.
-
Aus
der
DE 44 18 029 A1 ist
es bekannt, Formlinge insbesondere als pelletähnliche Formkörper aus
einem Glasrohstoffgemenge mit Wasserglas als Bindemittel und Wasser
herzustellen, wozu die Komponenten gemischt werden und dieses Gemisch zu
kompaktierten Formkörpern
verpreßt
wird. Um einem Verkleben der nach dem Verdichtungsvorgang noch feuchten
Formkörper
entgegenzuwirken und diese bunkerungs fähig zu machen, werden die Formkörper oder
Formlinge in einem Drehrohr mit einer Trockensubstanz wie Soda und/oder
Branntkalk beschichtet und so in Säcke abgefüllt.
-
Nachteilig
ist hierbei zunächst,
daß die
erforderliche Festigkeit der Formlinge, um sie ohne Beschädigungen
in einen großen
Silobehälter
schütten zu
können,
erst nach erheblicher Trocknungs- und Abbindezeit erreicht wird,
da das Wasserglas zum Auskristallisieren vollständig trocknen muß. Diese lange
Verweilzeit vor der eigentlichen industriellen Lagerung in Silobehältern erfordert
große
Zwischenlager- oder Trocknerkapazitäten.
-
Von
besonderem Nachteil für
die industrielle Produktion ist es, daß derartige, mit Wasserglas
gebundene Formlinge direkt ohne Vorwärmung der Schmelzwanne zugeführt werden
müssen,
da der Wasserglasbinder bei einer Erwärmung ab ca. 350°C Kristallwasser
freisetzt, wodurch sich eine Volumensvergrößerung der Formlinge von etwa
30% ergibt. Dies führt
zu einem Verkeilen der Formlinge in der Vorwärmeinrichtung, so daß eine störungsfreie
kontinuierliche Vorwärmung
nicht möglich
ist. Ein Wegfall einer Nutzung der Abgasenergie der Schmelzwanne zur
Vorwärmung
des Rohstoffgemenges führt
zu einer erheblichen Verschlechterung der Energiebilanz des industriellen
Produktionsbetriebs. Bei einem anlagentechnisch auf Vorwärmung und
Wärmerückgewinnung
ausgelegten industriellen Produktionsbetrieb sind somit Formlinge
mit Wasserglasbindung nicht einsetzbar.
-
Das
Dokument
US 4,287,142
A offenbart ein Verfahren zur Herstellung von Mineralwolleprodukten,
mit einem Vermischen von feinen Ausgangsmaterialien, einem hydraulischen
Bindemittel und einem anorganischen Material mit wenigstens 75%
SiO
2 und einer durchschnittlichen Partikelgröße von weniger
als 100 μm,
um ein formbares Gemenge zu bilden, und mit einem Formen des Gemenges
zum Ausbilden von Briketts. Anschließend werden die Briketts auf
eine ausreichend hohe Temperatur erwärmt, um eine Schmelze zum Herstellen
eines Mineralwolleprodukts zu schaffen.
-
Aufgabe
der Erfindung ist es, Formlinge aus glasbildenden Rohstoffen zu
schaffen, die in einem kontinuierlichen industriellen Glasherstellungsprozeß mittels
einer Schmelzwanne und insbesondere mit kontinuierlicher Vorwärmung der
Rohstoffe kostengünstig
einsetzbar sind. Aufgabe der Erfindung ist es ferner, ein geeignetes
Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Verwendung bei der Herstellung
der Formlinge aufzuzeigen.
-
Der
Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß für die Formlinge ein Bindemittel
auf der Basis von Klinkerzement erfolgreich verwendet werden kann,
wenn zugleich die Formlinge auf eine Rohdichte verdichtet werden,
die wenigstens 90% der Materialdichte des Gemisches beträgt.
-
Die
Lösung
der Aufgabe in produkttechnischer Hinsicht erfolgt durch die Merkmale
des Anspruchs 1.
-
Unter
Materialdichte des Gemisches ist dabei die Dichte eines trockenen
porenfreien Körpers aus
dem Gemisch, also die theoretisch durch Addition der Dichten der
trockenen Stoffanteile ermittelbare Maximaldichte zu verstehen,
während
als Rohdichte die demgegenüber
verminderte scheinbare Dichte des trockenen Formlings zu verstehen
ist, der Poren enthält.
Die theoretische Maximaldichte beträgt bei üblichen glasbildenden Rohstoffen
etwa 2,6 g/cm3 bis 2,7 g/cm3.
Die Rohdichte der erfindungsgemäßen Formlinge
beträgt
somit etwa 2,3 g/cm3 und mehr.
-
Klinkerzement
bildet bei der Hydratisierung bzw. Hydroxidbildung infolge des Zutritts
von Feuchtigkeit zunächst
Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle, wobei innerhalb von zwei bis drei
Minuten die Erstarrungsreaktion erfolgt, wenn diese nicht mit einem
geeigneten härteverzögernden
Zusatz verzögert
wird. Die Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle sind kleine Kristalle,
die aufgrund ihrer geringen Größe an sich
nicht geeignet sind, wirksame Bindekräfte zwischen den Partikeln
der glasbildenden Rohstoffe zu erzeugen. In einer zweiten Stufe
kristallisieren langgestreckte Calcium-Silikate aus, welche aufgrund
ihrer langgestreckten Form in der Lage sind, die Abstände zwischen
Partikeln derart zu überbrücken, daß diese
in ihrer gegenseitigen Lage fixiert werden. Die Calcium-Silikate
der zweiten Stufe kristallisieren jedoch sehr langsam aus und sind
für eine
Vorwärmung
der Rohstoffe nicht ausreichend temperaturbeständig, so daß Klinkerzement unter diesem
Gesichtspunkt nicht als geeignetes Bindemittel anzusehen ist.
-
Die
kombinierte Verwendung von Klinkerzement mit der hohen Rohdichte
des Gemisches ergibt jedoch eine überraschende Kombinationswirkung
insofern, als auch die kleinen Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle der
ersten Stufe im Hinblick auf die im hochverdichteten Material sehr
geringen Abstände der
einzelnen Partikel in der Lage sind, gegenüber niedriger verdichteten
Gemischen sehr hohe Haltekräfte
zu erzeugen. Durch den hohen Verdichtungsgrad des Materials wird
also bereits in der ersten Kristallisationsstufe des Klinkerzements
die Gebrauchsfestigkeit erreicht.
-
Auf
diese Weise erreichen die Formlinge im unmittelbaren Anschluß an das
Verpressen bereits eine ausreichende Gebrauchsfestigkeit für Handhabung
und Weiterbehandlung. Im Zuge der Weiterbehandlung und Erwärmung durch
die exotherme Hydratisierungsreaktion bzw. Hydroxidbildung und/oder zusätzliche
Wärmezufuhr
wird im Anschluß hieran auch
die zweite Kristallisationsstufe der Calcium-Silikat-Kristalle gebildet,
welche bis 400 bis 450°C
temperaturbeständig
sind und so während
Handhabung und Silolagerung bzw. auf Transportwegen zusätzliche
Festigkeit ergeben. Im Zuge der Vorwärmung, die bei etwa 650°C durchgeführt wird,
stehen die Bindekräfte
der Calcium-Silikat-Kristalle nicht mehr zur Verfügung, jedoch
behalten die Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle der ersten Stufe ihre Bindewirkung
auch bei Vorwärmtemperaturen
bei, so daß keine
Probleme beim Transport in die Vorwärmeinrichtung, beim Durchlauf
durch die Vorwärmeinrichtung
und beim Austrag aus der Vorwärmeinrichtung
auftreten. Durch die Vorwärmung
der Formlinge wird gleichzeitig das Abgas aus der Glasschmelzwanne
gekühlt, beispielsweise
auf Temperaturen von 300 bis 350°C, so
daß Elektrofilter
zur Filterung der Abgase verwendet werden können, die erst bei Temperaturen
unter etwa 400°C
einsetzbar sind.
-
Ein
weiterer Vorteil ergibt sich dadurch, daß Klinkerzement im wesentlichen
nur aus CaO, MgO und SiO2 besteht, also
keine schädlichen
Fremdstoffe wie Schwefel oder dergleichen über den Klinkerzement in die
Schmelzwanne eingetragen werden. CaO, MgO und SiO2 sind
auch im Glas enthaltene Stoffe, so daß bei einer gegebenen Glaszusammensetzung
diese Stoffe im Rohstoffgemenge in dem Umfange zurückgenommen
werden können,
als sie durch den zugegebenen Klinkerzement substituiert werden.
Somit bildet der Klinkerzement von der Zusammensetzung her auch
Teil des Rohstoffgemenges. Unter diesem Gesichtspunkt könnte bis
zu etwa 20 Gew.-% Klinkerzement verwendet werden, jedoch ist bereits
aus Kostengründen
eine Minimierung der Substitution von Stoffen im Rohstoffgemenge
durch Klinkerzement zu begrenzen. Darüberhinaus hat Klinkerzement
einen Wasser-Zement-Wert von 0,25, was bedeutet, daß zur Hydratisierung
vier Gewichtsteilen Klinkerzement ein Teil Wasser zuzugeben ist. Etwa
in derselben Menge ist Überschuß- oder
Verlustwasser zuzugeben, welches nicht an der Hydratisierung teilnimmt,
sondern zunächst
an den Oberflächen
der Partikel verbleibt und erst allmählich abtrocknet. Hieraus ergibt
sich bei hohem Klinkerzementanteil eine Begrenzung der erzielbaren
Rohdichte, da die gesamte Wassermenge beim Verpressen zunächst in
den Poren des Formlings aufgenommen werden muß. Wird beispielsweise eine
Rohdichte von 95% der Materialdichte angestrebt, so darf auch die
Wasserzugabe 5% nicht überschreiten,
was bei hälftigem
Anteil an Verlustwasser den Klinkerzementanteil in diesem Falle
auf die Größenordnung von
10% beschränken
würde.
Dies hat sich auch als ausreichend erwiesen, um die Gebrauchsfestigkeit des
hochverdichteten Formlings bereits durch die Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle
der ersten Stufe zu erreichen.
-
Eine
hohe Verdichtung ist auch deshalb vorteilhaft, weil dabei eine weitere
Zerkleinerungsarbeit und Durchmischung der glasbildenden Rohstoffbestandteile
erfolgt. Dieser Zerkleinerungs- und Mischungseffekt bewirkt, daß das Einschmelzverhalten der
Formlinge noch besser wird.
-
Je
mehr die Formlinge verdichtet sind, desto besser ist das Anlöseverhalten,
welches die niederschmelzenden Bestandteile auf die höherschmelzenden,
wie Quarzsand, ausüben.
-
Ein
besonderer Vorteil ergibt sich infolge der hohen Rohdichte dadurch,
daß der
Luft- oder Gasanteil im Formling minimiert ist, der in der Schmelzwanne
das Fortschreiten der Erwärmungsfront
in das Innere des Formlings hinein behindert. Auf diese Weise erfolgt
das Erschmelzen der hochverdichteten Formlinge erheblich schneller
als im Falle niedriger verdichteter Formlinge mit hohem Luftanteil.
Hierdurch wird nicht nur eine Entmischung der Rohstoffe in der Schmelzwanne
verhindert, die zu schwer erschmelzbaren "Inseln" in der Schmelzwanne führen könnte, sondern
bei gegebener Verweildauer in der Schmelze auch die Läuterzeit
verlängert
und so die Glasqualität
verbessert.
-
Diese
letztgenannten Effekte sind aus der
DE 25 13 082 A1 bereits bekannt, nach deren
Lehre eine kontinuierliche Gemengebahn in einem Walzenspalt erzeugt
wird, deren Rohdichte vorzugsweise 90 bis 95% der Materialdichte
beträgt,
und wobei diese Bahn in Form einer großflächigen Platte kontinuierlich
ausgehend vom Walzenspalt über
eine Führung in
die Schmelzwanne eingelegt wird. Dadurch, daß die Bahn nach der Verdichtung
keinen wesentlichen mechanischen Kräften ausgesetzt ist, kann auf
ein Bindemittel gänzlich
verzichtet werden. Jedoch ist bei einem solchen Vorgehen naturgemäß keinerlei Möglichkeit
der Rohstoffvorwärmung
bzw. Wärmerückgewinnung
gegeben. Weiter entfallen alle Möglichkeiten
zur wannenfernen Herstellung des zum Einlegen in die Wanne geeigneten
Rohstoffmaterials, zu dessen Zwischenlagerung je nach Bedarf etc. Auch
eine zentrale Herstellung des einlegefertigen Guts und dessen rationelle
Verwendung an einer Mehrzahl von Schmelzwannen an verschiedenen
Orten ist so naturgemäß nicht
möglich.
Erst durch die Verwendung von Klinkerzement als Bindemittel bei derart
hoch verdichtetem Material gelingt es, die technologisch vorteilhaften
Effekte der Lehre der
DE 25
13 082 A1 auch dann zu erhalten, wenn zugleich die Vorteile
von pelletiertem oder brikettiertem Rohstoff und insbesondere einer
Rohstoffvorwärmung bzw.
Wärmerückgewinnung
erzielt werden sollen.
-
Gegenstand
der Erfindung ist weiter ein Verfahren zur Herstellung derartiger
Formlinge, bei dem die glasbildenden Elemente des Klinkerzements
bei der Quantifizierung der verschiedenen glasbildenden Rohstoffe
im Gemisch berücksichtigt
werden, das Wasser in einem Anteil von 2 bis 10 Gewichtsprozent zugegeben
wird, und die Formlinge bis zu einer Rohdichte von mindestens 90%
der Materialdichte verpreßt
werden.
-
Wenn
der Mischvorgang vor dem Verpressen ab Wasserzugabe eine Zeitdauer
von zwei bis drei Minuten übersteigt,
so muß die
Hydratisierung der ersten Stufe verzögert wer den, damit das Gemisch
nicht bereits vor dem Verpressen verklumpt und nicht mehr handhabbar
ist. Zur Härteverzögerung sind
in der Zementindustrie härteverzögernde Zusätze bekannt.
Ideal ist ein härteverzögernder
Zusatz, der in der Zeitspanne zwischen Wasserzugabe und Verpressung
die Bildung der Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle der ersten Stufe
noch weitestgehend verhindert, sodann aber ihre volle Ausbildung
sehr schnell zuläßt. Es hat
sich gezeigt, daß eine
außerordentlich
gute Eignung als härteverzögernder
Zusatz bei einem Gemisch aus Zitronensäure und Zucker auftritt, die
im Verhältnis
5:1 im Gemisch vorliegen und in fester Form in einer Menge in der
Größenordnung
von wenigen Gewichtspromillen (trocken) bezogen auf den Zement diesem
zugegeben werden. Hierdurch können
Verzögerungen
der Erstarrung in der Größenordnung
von beispielsweise 20 Minuten eingestellt werden, wobei die Hydratisierungsreaktion
bzw. Hydroxidbildung beim Verpressen durch die durch innere Reibung
erzeugte Wärme
angestoßen wird
und nach bereits etwa zwei Stunden Gebrauchsfestigkeit erreicht
wird.
-
Gegenstand
der Erfindung ist ferner die Verwendung einer Vorrichtung zur Herstellung
derartiger Formlinge umfassend einen Mischer zur Bildung eines Gemisches
aus glasbildenden Rohstoffen, Klinkerzement und Wasser, einer Zuführeinrichtung
und einer Walzenpresse zum Verpressen des Gemisches zu Formlingen.
-
Die
erfindungsgemäßen Formlinge
sollten in ihrer Größe beschränkt werden,
um eine gleichmäßige Vorwärmung zu
begünstigen.
Sie weisen bevorzugt ein maximales Gewicht von 500 g auf, vorzugsweise
liegt das Gewicht der Formlinge zwischen 10 und 200 g, insbesondere
30 bis 60 g. Die Formlinge können
beliebige Form besitzen, also beispielsweise kugelförmig oder
länglich
sein.
-
Die
bevorzugte Form ist die eines Eierbriketts mit einer Länge von
etwa 20 bis 50 mm und einer Dicke von 15 bis 25 mm.
-
Je
kleiner die Formlinge ausgebildet werden, desto größer ist
deren spezifische Oberfläche,
wodurch die Einschmelzeigenschaften verbessert werden. Auch die
Vorwärmung
wird bei kleineren Formlingen besser. Andererseits sollen die Formlinge nicht
so klein sein, daß die
Luftdurchströmung
durch eine Schicht aus Formlingen ungenügend ist, bzw. ein zu hoher
Strömungswiderstand
für die
vorwärmenden
Wannenabgase entsteht.
-
Zur
Herstellung der Formlinge können
die üblichen
glasbildenden Rohstoffe in einem körnigen bzw. pulverförmigen Zustand
eingesetzt werden. Es können
auch zerkleinerte Mineralwollabfälle
sowie aus einer ggf. nachgeschalteten Formlingabsiebung stammendes
Feingut in die Formlinge eingebunden werden.
-
Die
glasbildenden Rohstoffe zur Herstellung der Formlinge werden vorzugsweise
mit Korngrößen von
0,1 bis 5 mm, vorzugsweise 0,1 bis 3 mm, eingesetzt. Eine gewisse
Menge an feinkörnigem
Rohstoff ist vorteilhaft.
-
Der
Klinkerzement wird vorzugsweise in einer Menge von 3 bis 15 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gemisch, und insbesondere 10 bis 12 Gewichtsprozent,
eingesetzt. Mit diesen Anteilen an Binder lassen sich optimal stabile
Formlinge herstellen.
-
Das
Gemisch zur Herstellung der Formlinge umfaßt außerdem Wasser, wobei der Wassergehalt des
Gemisches vorzugsweise 2 bis 10 Gewichtsprozent und insbesondere
2 bis 6 Gewichtsprozent beträgt.
Ein Wassergehalt von etwa 4 Gewichtsprozent hat sich als besonders
vorteilhaft herausgestellt.
-
Es
wird bevorzugt, die Formlinge zur Verfestigung einer Temperaturbehandlung
zu unterziehen. Die Temperaturbehandlung erfolgt vorzugsweise bei 50
bis 200°C,
besonders bevorzugt 50 bis 150°C,
insbesondere 60 bis 80°C.
Dieser erhöhte
Temperaturbereich wird besonders vorteilhaft ausgenutzt, da in dem
erfindungsgemäßen Verfahren
der Festigkeitsgewinn vorzugsweise aus der Bildung der Tri-Calcium-Aluminat-Kristalle
erhalten wird, während
die Ausbildung der Calcium-Silikat-Kristalle bei derartigen Temperaturen
behindert wird.
-
Bei
den erfindungsgemäßen Formlingen wird
dem Gemisch eine relativ geringe Menge an Wasser zugesetzt, nämlich, wie
gesagt, vorzugsweise 2 bis 10 Gewichtsprozent bezogen auf das Gemisch.
Mit dieser geringen Menge an Wasser wird kein Zementleim gebildet,
es entsteht vielmehr ein Gemisch mit geringer Feuchtigkeit, das
als "erdfeucht" bezeichnet werden
kann. Dieses erdfeuchte Gemisch läßt sich in einer Kompaktierungseinrichtung,
beispielsweise einer Walzenpresse, im Durchlauf in kürzester
Zeit zu Formlingen verdichten.
-
Die
Temperaturbehandlung der aus dem erdfeuchten Gemisch gebildeten
Formlinge erfolgt möglichst
ohne Entzug von Feuchtigkeit. Die Dauer der Wärmebehandlung beträgt beispielsweise
30 bis 360 Minuten und vorzugsweise 60 bis 120 Minuten. Bei der
Temperaturbehandlung soll den Formlingen höchstens 50 Gewichtsprozent,
vorzugsweise höchstens
10 Gewichtsprozent des Wassers entzogen werden.
-
Vorzugsweise
erfolgt die Temperaturbehandlung in einer Dampf-, insbesondere Sattdampfatmosphäre, um einen
Wasserverlust zu vermeiden.
-
Durch
die Temperaturbehandlung wird die Aushärtezeit verringert.
-
Die
Temperaturbehandlung führt
ferner zu einer starken Verfestigung der Formlinge. Sie können danach
bis auf Sintertemperatur und auch darüber erwärmt werden, ohne zu zerfallen.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform werden
die Formlinge calciniert, d. h. einer weiteren Temperaturbehandlung
bei etwa 700 bis 900°C,
vorzugsweise bei etwa 850°C,
unterworfen. Beim Calcinieren entweicht das Kohlendioxid der Carbonatbestandteile
des Glases und der Formling verliert etwa 30% seines Gewichtes.
-
Der
Einsatz von calcinierten Formlingen führt zu einer Erhöhung des
Durchsatzes in der Schmelzwanne.
-
Zum
Pressen der Formlinge wird vorzugsweise eine Walzenpresse, insbesondere
eine Walzenbrikettierpresse, verwendet, mit der sehr hohe Rohdichten
von über
90% der theoretischen Materialdichte erzielt werden können. Beim
Pressen zu so hohen Dichten werden die Bestandteile des Formlings
in sehr enge Berührung
gebracht. Das Wasser wird durch seine Inkompressibilitat im Formling
feinst verteilt. Auch tritt durch innere Reibung in den Formlingen
bereits eine nennenswerte Erwärmung
auf, die die hydraulische Bindung unterstützt.
-
Anschließend werden
die Formlinge vorzugsweise der beschriebenen Wärmebehandlung unterworfen.
Die Formlinge sind dann gebrauchsfertig, d. h. sie sind ausreichend
hart, um in Silos gefüllt, über Bänder transportiert
oder dem Glasschmelzofen direkt zugeführt zu werden.
-
Da
das Mischen der glasbildenden Rohstoffe, des hydraulischen Binders
und des Wassers, das Pressen der Formlinge und die Wärmebehandlung der
Formlinge nur relativ geringe Zeit in Anspruch nimmt, kann das erfindungsgemäße Verfahren
kontinuierlich durchgeführt
werden.
-
Bei
Verwendung einer Walzenpresse kann dieser das Gemisch dosiert über Förderschnecken zugeführt werden.
Es kommt auch in Betracht, der Walzenpresse das Gemisch direkt zuzuführen und die
Dosierung über
die Spaltbreite der Walzenpresse zu regeln.
-
Die
erfindungsgemäß verwendete
Vorrichtung zur Herstellung der Formlinge umfaßt neben dem Mischer zur Bildung
des Gemisches aus glasbildenden Rohstoffen, Klinkerzement und Wasser,
einer Zuführeinrichtung
und einer Walzenpresse zum Verpressen des Gemisches zu Formlingen,
vorzugsweise auch eine Einrichtung zur Wärmebehandlung der Formlinge.
-
Die
Temperaturbehandlung der Formlinge erfolgt beispielsweise in einem
Behälter,
der in einem Teilbereich von Warmluft durchströmt wird. Der Behälter weist
vorzugsweise am oberen Ende eine Einfüllöffnung für die zu erwärmenden
Formlinge und am unteren Ende eine Abzugsöffnung für die der Wärmebehandlung unterzogenen
Formlinge auf. Der von der Warmluft durchströmte Teilbereich wird dabei durch
den unteren Bereich des Behälters
gebildet. Die Warmluft wird vorzugsweise in einem geschlossenen
Warmluftkreis geführt.
Das durch die Warmluft verdampfte Wasser steigt in der Schüttung im
Behälter
nach oben, wodurch der Wasserdampf im Bereich der oberen kälteren Formlinge
kondensiert und zu deren Hydratisierung zur Verfügung steht. Die Feuchte der
Formlinge bleibt damit weitestgehend erhalten.
-
Dem
Behälter
werden vorzugsweise gleichzeitig frische Formlinge zugeführt und
in gleichem Maße
der Temperaturbehandlung unterzogene Formlinge abgezogen, so daß ein kontinuierlicher Durchlauf
entsteht und der Behälter
immer gefüllt
ist.
-
Nach
der Temperaturbehandlung sind die Formlinge transportierbar und
können
in Silos eingefüllt
und gelagert werden.
-
Die
Formlinge können
bis zur Sintertemperatur oder zur Calcinierung erwärmt werden,
ohne zu desagglomerieren. Vorzugsweise werden die Formlinge durch
die heißen
Rauchgase des Glasschmelzofens auf eine Temperatur von etwa 650
bis 700°C vorerwärmt und
gegfs. in einem weiteren Schritt durch Zuheizung durch eine Wärmequelle
außerhalb der
Schmelzwanne bei etwa 850°C
calciniert. Dadurch wird der Wärmeinhalt
der Abgase des Glasschmelzofens genutzt und damit eine wesentliche Einsparung
von Energie erzielt.
-
Die
Zuführeinrichtung
der Vorrichtung zur Herstellung der Formlinge ist vorzugsweise als Schwerkraftbeschickung
ausgebildet, bei der das Gemisch der Walzenpresse direkt zugeführt wird,
d. h. das Gemenge wird auf eine der Walzen aufgegeben, welche als
seitliche Abdichtung mitumlaufende Bordscheiben aufweist.
-
Die
erfindungsgemäß verwendete
Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren werden nachstehend
anhand der Zeichnung, die beispielhafte, bevorzugte Ausführungsformen
zeigen, näher
erläutert.
-
Es
zeigt
-
1 ein
Gesamtschema der Vorrichtung,
-
2 eine
Ausführungsform
einer Walzenpresse, und
-
3 eine
Draufsicht auf die Walzenpresse gemäß 2.
-
In
Behältern 1 bis 4 werden
die glasbildenden Rohstoffe gelagert. Diese werden in gewünschten
Verhältnissen über eine
Fördereinrichtung 5 einem
Mischer 6 zugeführt,
um ein Gemisch aus den glasbildenden Rohstoffen, Klinkerzement und
Wasser zu bilden. Der Mischer 6 ist dazu mit einer nicht dargestellten
Wasserzufuhrleitung versehen. Ebenso können dem Mischer Stäube aus
der Formlingsherstellung und dem Schmelzwannenbetrieb sowie Abfälle aus
der Mineralwolleherstellung zugeführt werden.
-
Von
dem Mischer 6 wird das Gemisch mit einem Förderband 7 in
eine Walzenbrikettierprese 8 gegeben. Die Vorrichtung weist
einen Einfülltrichter 9 mit
einer oder mehreren Förderschnecken
auf, wobei nur eine Schnecke 10 gezeigt ist.
-
Die
Förderschnecke 10 führt das
Gemisch dosiert den Walzen 12, 13 der Walzenbrikettierpresse 8 zu.
Am oberen Ende des Trichters 9 ist eine Niveausonde 11 vorgesehen,
die den kontinuierlichen Ablauf steuert.
-
Das
untere verjüngte
Ende des Trichters 9, zu dem die Förderschnecke 10 das
Gemisch transportiert, erstreckt sich zwischen die zwei Walzen 12, 13,
die in der Zeichnung im Ruhezustand, also voneinander weg bewegt
dargestellt sind, im Betriebszustand jedoch gegeneinander belastet
sind.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform, die
in 2 und 3 gezeigt ist und in der vereinfacht
nur eine Brikettformenreihe dargestellt ist, wird das Material direkt
auf eine der Walzen dosiert aufgegeben. Aus dem Trichter 9 wird über die
Zuführeinrichtung 31 das
Gemisch zur Walze 13 transportiert.
-
Anstelle
von starren Herzstücken
wird die seitliche Abdichtung der Walzen vorzugsweise von zwei Bordscheiben 32, 32' gebildet.
-
Herzstücke behindern
den Transport des Materials, so daß im Randbereich teilweise
zu wenig Material gefördert
wird und die gewünschte
Dichte nicht erreicht wird. Die mitlaufenden Bordscheiben 32, 32' lösen dieses
Problem, so daß über die
gesamte Walzenbreite Formlinge hoher Dichte und hoher Festigkeit
bei geringem Verschleiß hergestellt werden
können.
-
Bei
der Ausführungsform
gemäß 2 wird auf
die mit den Bordscheiben 32, 32' versehene Walze 13 das
zu verdichtende Gemisch dosiert im Bereich des Zenits aufgegeben.
Die Walze transportiert das Material in den Pressenspalt. Über die
Spaltbreite wird die Dosierung geregelt. Der Vorteil dieser Ausführungsform
liegt in dem besonders einfachen Aufbau und darin, daß in der
Beschickung kein Verschleiß und
kein Verstopfen erfolgen kann, d. h. die Dosierung erfolgt hier
durch die eigene Schwerkraft des zu verdichtenden Gemisches.
-
Der
Mantel jeder Walze 12, 13 ist mit Formvertiefungen
versehen. Die Walzen 12, 13 sind gegenseitig so
winkelpositioniert, daß bei
gleicher Drehgeschwindigkeit im Walzenspalt zwei Formvertiefungen
der einen bzw. der anderen Walze 12, 13 so zusammentreffen,
daß das
Gemisch zu eierbrikettartigen Formlingen 14 verpreßt wird.
-
Unter
den Walzen 12, 13 ist ein Sieb 15 angeordnet,
durch das nicht verpreßtes
Material auf ein Förderband 16 fällt, das über eine
Fördereinrichtung 17 und
das Förderband 7 wieder
der Walzenbrikettierpresse 8 zugeführt wird. Die Formlinge 14 werden mit
einer Fördereinrichtung 18 einem
Behälter,
hier unterteilt in fünf
Zonen 20 bis 24, von oben zugeführt. Die
Verteilung der Formlinge 14 auf die einzelnen Zonen 20 bis 24 erfolgt über ein
verschiebbares Förderband 25.
-
In
den Zonen 20 bis 24 werden die erdfeuchten Formlinge 14 zur
Aushärtung
einer Wärmebehandlung
unterzogen. Dazu wird der untere Bereich der Zonen 20 bis 24 von
Warmluft durchströmt,
die über
eine Leitung 26 mit einer Heizung 27, die vorzugsweise
durch Abwärme
gespeist wird, und einem Ventilator 28 im Kreislauf geführt wird.
-
Über ein
Förderband 29 werden
die ausgehärteten
Formlinge 14 der Schmelzwanne bzw. zwischengeschalteten
Einrichtungen wie Vorratssilo, Vorwärmeinrichtung oder Calcinierungseinrichtung zugeführt.