DE19748690A1 - Spezifisches und sensitives Nukleinsäurenachweisverfahren - Google Patents
Spezifisches und sensitives NukleinsäurenachweisverfahrenInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Nachweis von Nukleinsäuren, bei dem eine Amplifi
kation eines Teilstückes dieser Nukleinsäuren vorgenommen wird und wobei dieses Teilstück im
Hinblick auf seine Basensequenz bestimmte Bedingungen erfüllen muß, sowie ein Reagenzkit ent
haltend zwei Primer und eine Sonde, die dieses Teilstück definieren.
Eine der meist angewandten molekularbiologischen Techniken zum Nachweis von Nukleinsäuren ist
Hybridisierung mit sequenzspezifischen Sonden zum Nachweis homologer Nukleinsäure-Sequenzen.
Der Nachweis von Nukleinsäure-Sequenzen ist von Bedeutung im Grundlagenbereich, jedoch von
besonderer Bedeutung in verschiedenen Anwendungsfeldern, z. B. in den Bereichen medizinische
Diagnostik, forensische Diagnostik, Lebensmitteldiagnostik, Umweltdiagnostik, Pflanzenschutz und
Tiermedizin.
Als Sonde werden dabei entweder kurze Oligonukleotide (DNA oder RNA) oder längere Polynu
kleotide (DNA oder RNA) verwendet. Dabei haben die kürzeren Sonden gegenüber den längeren
Sonden den Vorteil größerer Sequenzselektivität, wegen des kürzeren Hybridisierungsbereichs aber
den Nachteil geringerer Sensitivität. Eine verbesserte Sensitivität und Sequenzselektivität wird mit
PNA-Sonden (Peptidnukleinsäuren, z. B. WO 92/20702) erreicht, da diese Sonden eine höhere
Bindungsaffinität zu Nukleinsäuren haben (höherer Tm) und durch eine höhere Basendiskriminierung
gekennzeichnet sind (ΔTm). Zusätzlich können Sonden zum Nukleinsäure-Nachweis Markierungs
gruppen tragen, die entweder zum Fangen und/oder zur Detektion von Hybridkomplexen aus Sonde
und nachzuweisender Nukleinsäure geeignet sind.
Zum Nukleinsäure-Nachweis durch Hybridisierung werden eine oder mehrere Sonden entweder zur
Hybridisierung in Lösung oder auf festen Trägern verwendet. Bei Nukleinsäure-Nachweisen in
Lösung spricht man von homogenen Nachweisformaten, bei Nachweis auf festen Trägern und/oder
vermittelt durch feste Trägern von heterogenen Nachweisformaten. Bei den heterogenen Nachweis
verfahren kann die nachzuweisende Nukleinsäure auf dem festen Träger vorgebunden sein. Die Hy
bridisierung erfolgt durch Inkontaktbringen mit einer Lösung, die die Sonde enthält (z. B. dot blot).
Umgekehrt kann die Sonde auf dem festen Träger vorgebunden sein. Die Hybridisierung erfolgt
durch Inkontaktbringen der gebundenen Sonde mit einer Lösung, welche die nachzuweisende Nu
kleinsäure enthält (z. B. reverse dot blot). Bei homogenen Testformaten werden z. B. Sondenpaare
verwendet, die endständig energieübertragende Gruppen tragen und die über Co-Hybridisierung an
die nachzuweisende Nukleinsäure in unmittelbaren Kontakt gebracht werden und dadurch ein Signal
erzeugen.
Der Nachweis von Nukleinsäuren durch alleinige Sonden-Hybridisierung hat nur begrenzte Sensiti
vität. So ist selbst mit empfindlichen Detektions-Markierungsgruppen wie 32P, Digoxigenin, Biotin,
Fluorescein, Ruthenium-Chelate, Fluorescein, Rhodamin oder AMCA allein nur eine Sensitivität in
pg- bis fg-Bereich möglich. Zum empfindlichen Nukleinsäure-Nachweis gerade im medizinisch
diagnostischen Bereich sind jedoch hohe Sensitivitäten im ag-Bereich und eine hohe Nachweis
spezifität notwendig. Dies gilt sowohl für den Nachweis von körperfremden Nukleinsäuren z. B. in
Form von Infektionserregern, als auch für den Nachweis von der An- oder Abwesenheit oder Ver
änderung körpereigener Nukleinsäuren. Hohe Nachweissensitivität und Nachweisspezifität ist aber
auch in den anderen genannten Anwendungsbereichen von hoher Wichtigkeit.
So müssen Infektionserreger wie z. B. HCV, HIV und HBV schon in wenigen Kopien nachgewiesen
werden, um frühzeitig erfolgreiche medizinische Interventionsmaßnahmen, z. B. durch frühzeitige
Arzneimittelbehandlung, ansetzen zu können. Für solch frühzeitige Nachweise von Infektionserrergen
ist der Nachweis von Nukleinsäure-Sequenzen der Infektionserreger von Vorteil, da wegen der
Verfügbarkeit von Nukleinsäure-Vervielfältigungstechniken (Nukleinsäure-Vermehrungsverfahren)
ein empfindlicher Nachweis schon in einer frühen Infektionsphase (Latenzphase) möglich ist. Die
Möglichkeit der gezielten Vermehrung des nachzuweisenden Agens gibt es nur im Fall von Nuklein
säuren, nicht aber im Fall von immunologischen Nachweisverfahren. Bei diesen Verfahren ist eine
Steigerung der nachzuweisenden Infektionserreger-spezifischen Partikel nur über die humorale Im
munantwort über Bildung von entsprechenden Infektionserreger-spezifischen Antikörpern möglich,
diese Immunantwort erfolgt jedoch erst nach Ablauf der Latenzzeit und ist eine Sekundärreaktion
nach Infektion durch den Erreger. Daher hat der Nachweis über Nukleinsäure-Hybridisierung den
Vorteil, daß z. B. der Infektionserreger direkt nach Infektion und sehr empfindlich nachgewiesen
werden kann.
Der Erfolg von medizinischen Interventionsmaßnahmen ist jedoch auch davon abhängig, daß der In
fektionserreger nicht nur frühzeitig mit hoher Sensitivität, sondern auch sehr spezifisch nachgewiesen
werden kann. Zur gezielten Behandlung ist daher eine Unterscheidung zwischen verschiedenen
Infektionserregern sowie die Unterscheidung einzelner Subtypen oder Varianten wie, z. B. HIV-1
und HIV-2 oder z. B. HBV, HCV und HGV, von Bedeutung. Dabei ist aber auch entscheidend, daß
quantitative Aussagen gemacht werden können und keine falsch-positiven oder falsch-negativen
Ergebnisse erhalten werden, da solche falschen Ergebnisse u. U. gravierende therapeutische Kon
sequenzen nach sich ziehen können. Dies setzt Richtigkeit und hohe Reproduzierbarkeit der Ergeb
nisse voraus. Daher muß der Nukleinsäure-Nachweis nicht nur sehr sensitiv, sondern auch sehr
spezifisch und reproduzierbar sein. Der spezifische und sensitive Nukleinsäure-Nachweis muß auch
rasch erfolgen, damit eine gezielte Therapie umgehend erfolgen kann.
Oftmals ist auch von Bedeutung, mehrere Infektionserreger wie z. B. HCV, HIV und HBV neben
einander nachzuweisen, z. B. im Rahmen von Blutbanken-Screeningtests. Dies erfolgt bei derzeit
gängigen Nukleinsäure-Nachweistests durch hintereinandergeschaltete Einzelbestimmungen der
nachzuweisenden Infektionserreger. Dies hat den Nachteil, daß mehrere Bestimmungen hinterein
ander durchgeführt werden müssen, was gerade beim Screening von großen Specimen-Stückzahlen
nachteilig ist. Im Rahmen dieser Nukleinsäure-Bestimmungen ist wünschenswert, sensitive und
spezifische Testmöglichkeiten verfügbar zu haben, die z. B. eine rasche parallele Bestimmung
mehrerer Infektionserreger nebeneinander in einer einzigen Probe ermöglichen (Multiplex-Bestim
mung).
Beim Nachweis der An- oder Abwesenheit von körpereigener Nukleinsäure innerhalb bestimmter
genomischer Loci und/oder deren Veränderungen, wie z. B. ererbte, spontane oder eine Mischung
aus ererbten und spontanen Mutationen, Deletionen, Inversionen, Translokationen, Rearrangements
oder Triplett-Expansionen in Form von spezifischen und/oder polymorphen Veränderungen, ist
ebenfalls die Verfügbarkeit spezifischer und sensitiver Nukleinsäure-Nachweisverfahren von Vorteil.
Die Verfügbarkeit spezifischer und sensitiver Nukleinsäure-Nachweisverfahren ist jedoch auch in den
anderen genannten Anwendungsbereichen von hoher Wichtigkeit.
Die bisherigen Testverfahren zum sensitiven und spezifischen Nachweis der An- oder Abwesenheit
von Nukleinsäuren basieren auf der kombinierten Durchführung von Nukleinsäure-Vermehrungs
reaktionen (Nukleinsäure-Vermehrung) und Nukleinsäure-Nachweisreaktionen (Detektion).
Die nachzuweisende Nukleinsäure wird dabei in einer für die Vermehrungsreaktionen zugänglichen
Form eingesetzt, z. B. in Form von unbehandeltem oder behandeltem Probenmaterial und/oder Pro
benmaterial-Konzentrierung, z. B. durch Adsorption des unbehandelten oder behandelten Probenma
terials an die Oberfläche eines festen Trägers und anschließende Resorption von diesem festen Trä
ger. Solche festen Träger sind z. B. feste Träger mit glashaltigen Oberflächen. Durch diese festen
Träger erfolgt keine substantielle Reinigung und/oder Isolierung der nachzuweisenden Nukleinsäu
ren, sondern lediglich eine Probenmaterial-Konzentrierung und ggf. Inaktivierung und/oder Eliminie
rung von Inhibitoren für die darauffolgenden Nukleinsäure-Vermehrungs- und Nachweisreaktionen.
Durch diese festen Träger ist auch die Bereitstellung mehrerer nachzuweisender Nukleinsäuren,
z. B. im Rahmen von Multiplex-Verfahren, in für die Nukleinsäure-Vermehrungs- und -Nachweis-
Reaktionen zugänglichen Form möglich.
Andere Probenvorbereitungs-Verfahren enthalten gezielte Verfahrensschritte zur Nukleinsäure
spezifischen und/oder sequenzspezifischen Bindung der nachzuweisenden Nukleinsäure, z. B. die
Verwendung von festen Trägern mit Nukleinsäure-spezifischen Bindungsgruppen und/oder Nuklein
säure-Fangsonden zur selektiven Bindung und Freisetzung der nachzuweisenden Nukleinsäure durch
Nukleinsäure-spezifische Bindung und anschließende Dissoziation zwischen Bindungsgruppe
und/oder trägergebundener Fangsonde und nachzuweisender Nukleinsäure. Bei dieser Art von festen
Trägern sind Nukleinsäure-spezifische Bindungsgruppen und/oder Nukleinsäure-Fangsonden an der
Oberfläche der festen Träger notwendig. Daher sind zur Bereitstellung mehrerer nachzuweisender
Nukleinsäuren, z. B. im Rahmen von Multiplex-Verfahren, entweder mehrere feste Träger notwen
dig, was aufwendiger ist, ode- feste Träger mit einer oder mehreren Bindungsgruppen und/oder mit
multiplen oder mehreren Fangsonden. Multiple Fangsonden enthalten mehrere Bindungssequenzen
für mehrere nachzuweisende Nukleinsäuren. Diese Träger mit mehreren Bindungsgruppen und/oder
mehreren und/oder multiplen Fangsonden sind jedoch aufwendiger herzustellen. Ebenfalls sind die
Reaktionsbedingungen zur gezielten Bindung mehrer nachzuweisender Nukleinsäuren an Träger mit
mehreren Bindungsgruppen und/oder Fangsonden schwieriger einzustellen bzw. die Bindung mehrer
nachzuweisender Nukleinsäurearten an eine Nukleinsäure-spezifische Bindungsgruppe oder an eine
Fangsonde mit mehreren komplementären Hybridisierungssequenzen schwieriger einzustellen.
Die Vermehrung und der Nachweis der bereitgestellten nachzuweisenden Nukleinsäuren erfolgt in
heterogenen oder homogenen Nukleinsäure-Vermehrungs-Nachweisformaten. Die Nukleinsäure-
Vermehrungsreaktionen und Detektionreaktionen können entweder hintereinander (heterogene Test
verfahren) oder gleichzeitig (homogene Testverfahren) erfolgen. Als Vermehrungsreaktionen werden
entweder targetspezifische Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen, targetabhängige Signal-Nuklein
säure-Vermehrungsreaktionen oder Signal-Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen verwendet. Die
Verwendung von Detektionssystemen zum Nachweis der vermehrten Nukleinsäuren erfolgt entwe
der über den Einbau von Nukleotiden und/der die Verwendung von markierten Primern oder mar
kierten Sonden. Die verwendeten Detektionssysteme enthalten entweder direkte oder indirekte
Detektionsmarkierungen bzw. gekoppelte sekundäre und tertiäre Nachweiskomponenten. Die
Detektion der vermehrten nachzuweisenden Nukleinsäuren kann jedoch auch durch spektroskopische
oder physikalische Methoden erfolgen.
Die bisherigen Nukleinsäure-Vermehrungs-Nachweisverfahren mit integrierten Signal-Nukleinsäure-
Vermehrungsreaktionen haben den Nachteil geringer Sensitivität wegen der nicht-exponentiellen
Signalvermehrung, erhöhten Störanfälligkeit durch stärkerer Tendenz zur Hintergrundsbildung durch
die Vielzahl der Sondenkomponenten und der Bildung unspezifischer Detektionssignale, da nicht die
nachzuweisende Nukleinsäure selbst, sondern lediglich ein daran gekoppeltes Detektionssignal targe
tunabhängig vermehrt wird. Beispiele sind gekoppelte Signalkaskaden (z. B. SELF-Zyklus) oder
signalgebende Sonden-Baum- oder Bürstenstrukturen (z. B. branched DNA).
Die bisherigen Nukleinsäure-Vermehrungs-Nachweisverfahren mit integrierten targetabhängigen
Signal-Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen sind wegen der exponentiellen Signalvermehrung zwar
sensitiver als die reinen Signal-Nukleinsäure-Vermehrungsverfahren, haben aber wiederum den
Nachteil der Bildung unspezifischer Detektionssignale, da nicht die nachzuweisende Nukleinsäure
selbst, sondern lediglich ein davon in einer einleitenden targetabhängigen Primärrektion abgeleitetes
Detektionssignal in Form eines Nukleinsäure-Reportermoleküls Targetsequenz-unabhängig enzyma
tisch vermehrt wird. Beispiele sind die Qβ-Replikationsreaktion, bei der ein Qβ-Reportermolekül
enzymatisch vermehrt wird, oder die Ligase-Kettenreaktion, bei der Teilstücke der Nukleinsäure-
Reportermoleküle sequenzunabhängig enzymatisch verknüpft werden.
Als Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte der bisher sensitivsten und spezifischsten exponentiellen
targetspezifischen Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen wie z. B. PCR (US-A-4,683,202 bzw.
EP-B-0 202 362), RT-PCR, NASBA (EP-A-0 329 822) oder TAM, wurden bisher jeweils einzel- oder
doppelsträngige Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte durch targetsequenzabhängige thermozyklische
oder isotherme enzymatische Elongation gegenläufige Primer, die sequenzpezifisch für die nachzu
weisende Nukleinsäure sind und an die Enden der Nukleinsäure-Vermehrungseinheit (Amplikon) der
nachzuweisenden Desoxyribo- oder Ribo-Nukleinsäuren oder deren Komplemente binden und somit
die Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte begrenzen, erzeugt. Bei diesen Elongationsreaktionen wer
den alle 4 Basenspezifitäten eingebaut.
Die genannten Nukleinsäure-Vermehrungs-Nachweisverfahren mit integrierter targetspezifischer
Nukleinsäure-Vermehrungsreaktion sind wegen Targetsequenz-abhängiger enzymatischer Nuklein
säure-Vermehrungszyklen am spezifischsten. Während lineare targetspezifische Nukleinsäure-Ver
mehrungsreaktionen, wie z. B. die Cycling-Probe-Reaktion, nur zu begrenzter Sensitivität führen,
ergeben exponentielle targetspezifische Nukleinsäure-Vermehrungsrektionen wie Elongations
basierte Reaktionen wie z. B. die Polymerase-Kettenreaktion (PCR, RT-PCR) oder Transkriptions
basierte Reaktionen wie z. B. Nucleic Acid Sequence Based Amplification (NASBA) oder
Transcription Mediated Amplification (TAM) bisher die sensitivsten und spezifischsten Signale.
Mischformen zwischen targetabhängiger Signal-Nukleinsäure-Vermehrung und targetspezifischer
Nukleinsäure-Vermehrung, wie z. B. die Gap-filling Ligase-Kettenreaktion (gap-filling LCR, WO
90/01069), haben zwar gegenüber der nicht-modifizierten LCR einen targetabhängigen Reaktions
schritt, dieser ist aber begrenzt auf limitierte Sequenzabschnitte bestehend aus lediglich 1 oder 2 Ba
senspezifitäten und damit limitierterer Target-Spezifität.
Für den Nachweis der entstandenen Nukleinsäure stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Der
Nachweis der gebildeten Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte über Fragment- oder Sequenz-Gelana
lyse ist zeitaufwendig und nicht quantitativ. Der Nachweis über trägergebundene Dot-, Slot- oder
Reverse-Dot-Blot-Verfahren ist ebenfalls zeitaufwendig und nicht quantitativ.
Quantitative sensitive und spezifische Bestimmungen der nachzuweisenden Nukleinsäuren wurden
bisher im Rahmen von heterogenen oder homogenen targetspezifischen exponentiellen Nukleinsäure-
Vermehrungs-Reaktionsformaten möglich, bei denen das Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt entwe
der durch eingebaute Label oder durch Hybridisierung mit einer für die nachzuweisende Nuklein
säure oder deren Komplement spezifischen Sonde in einem Teil des durch Elongation entstandenen
Sequenzabschnitts abgefangen wird. Exponentielle Nukleinsäure-Vermehrungs-Reaktionsformate,
bei denen eine Interkalation von Nukleinsäure-bindenden Farbstoffen erfolgt, sind zwar auch sensitiv,
aber nicht sequenzspezifisch.
Bei den heterogenen Reaktionsformaten wird das Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt z. B. entweder
über eine Primer-Fangmodifikation oder durch eine immobilisierte Fangsonde, die komplementär zu
einem internen Sequenzabschnitt des Nukleinsäure-Vermehrungsprodukts ist, auf einen festen Träger
gebunden und über Einbau eines detektionsmarkierten Nukleotids, durch Hybridisierung mit einer
detektionsmarkierten Sonde, die komplementär zu einem internen Sequenzabschnitt des Nuklein
säure-Vermehrungsprodukts ist, oder über eine Primer-Detektionsmodifikation nachgewiesen. In
homogenen Reaktionsformaten erfolgte bisher der Nachweis z. B. über die Hybridisierung einer
Sonde, die komplementär zu einem internen Sequenzabschnitt des Nukleinsäure-Vermehrungspro
dukts ist und die einen gequenchten Fluoreszenz-Label trägt, wobei die Targetsequenz-abhängige
enzymatische Aufhebung der Quenchung durch die Primer-Elongationsbedingte Freisetzung des
gequenchten Fluoreszenz-markierten Nukleotids erfolgt.
Bei allen bisherigen quantitativen sensitiven und spezifischen heterogenen und homogenen target
spezifischen exponentiellen Nukleinsäure-Vermehrungs-Reaktionsformaten wurden bisher Nuklein
säure-Vermehrungseinheiten (Amplikons) verwendet, die neben den spezifischen Primer- und Son
den-Bindungssequenzen zusätzliche Sequenzen variabler Länge zwischen den flankierenden Primer-
Bindungssequenzen und der internen Sonden-Bindungssequenz enthielten. Diese fünfgeteilte Ampli
konsstruktur resultierte in Amplikonlängen größer als die Summe der Sequenzlängen der beiden
flankierenden Primer und der internen Sonde zwischen vorzugsweise 100 und 1000 Basen(paaren).
Optimierungen der Nukleinsäure-Vermehrungsreaktion durch verbesserte Enzymmischungen gingen
bisher vielmehr hauptsächlich in Richtung längere Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte.
Kürzere Amplikonlängen wurden bisher lediglich zum Nachweis spezieller Sequenzen wie z. B. bei
Triplett-Expansionen, für In-situ-Untersuchungen oder den Nachweis stark fragmentierter Nuklein
säuren im Rahmen der Altertumsforschung erzeugt. Diese kurzen Amplikon-Längen wurden jedoch
in zeitaufwendigeren Gelformaten oder In-situ-Formaten detektiert, die durch mangelnde Sensitivität
und/oder fehlende Quantifizierung gekennzeichnet sind. Andere spezielle kurze Sequenzen wie Short
Tandem Repeats, Short Interspersed Repetitive Elements Microsatellite Sequences oder HLA-spezi
fische Sequenzen wurden bisher lediglich als Primer- oder Sonden-Bindungsscquenzen verwendet.
Die fünfgeteilten Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte haben den Nachteil, daß sie neben den spezi
fisch Primer und Sonde bindenden Sequenzen noch zusätzliche Sequenzen beinhalten, die das Ampli
kon verlängern, die die Gesamtspezifität im Hinblick auf die Spezifitäts-generierenden Primer- und
Sonden-Bindungsreaktionen reduzieren.
Die bisher verwendeten längeren fünfteiligen Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte haben ferner den
Nachteil längerer Primer-Elongationszeiten und damit längere Gesamt-Testzeiten. Die Sensitivität ist
auch begrenzt durch Plateaueffekte der beteiligten Enzyme und Substrate, die bei längeren Ampli
kons früher erreicht werden. Ein weiterer Nachteil längerer Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte ist
eine Kompetition zwischen Amplikon-Gegenstrang und Detektor- oder Fangsonde und somit redu
zierter Sensitivität. Ein weiterer Nachteil ist die erhöhte Möglichkeit der unspezifischen Bindung
bedingt durch die zusätzlichen Sequenzen mit der Folge eines erhöhten Hintergrunds und dadurch
geringerer Sensitivität (geringeres Signal-Rausch-Verhältnis). Ein weiterer Nachteil bei der Bindung
des Nukleinsäure-Vermehrungsprodukts an trägergebundene Fangsonden ist die sterische und kineti
sche Hinderung längerer Nukleinsäure-Moleküle; daher werden Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte
bisheriger Länge vor der Bindung durch die Fangsonde vorzugsweise fragmentiert. Ein weiterer
Nachteil ist die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Fragmentierung innerhalb der Amplikonsequenz und
dadurch Zerstörung der Nukleinsäure-Vermehrungseinheit; dies führt zu geringerer Reproduzierbar
keit. Ein weiterer Nachteil ist, daß längere Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte bei niedrigen Test
temperaturen von z. B. 37°C, die bei gängigen Nukleinsäure-Analysegeräten vorgegeben sind, we
niger spezifisch hybridisieren, da eine größere Differenz zur Schmelztemperatur besteht. Ein weiterer
Nachteil von fünfteiligen Nukleinsäure-Vermehrungsprodukten ist beim Nachweis mehrerer ver
schiedener Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte, daß unterschiedliche Nukleinsäure-Vermehrungs
längen gebildet werden, die einen Multiplex-Nachweis erschweren.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es, ein alternatives Nachweisverfähren für Nukleinsäuren bereit
zustellen, welches Vorteile gegenüber den bisher beschriebenen Verfahren hat.
Eine spezielle Aufgabe der Erfindung bestand darin, ein targetabhängiges exponentielles Nuklein
säure-Vermehrungsverfahren zum hochsensitiven, hochspezifischen, reproduzierbaren und quantifi
zierbaren Nachweis einer oder mehrerer einzelsträngiger oder doppelsträngiger Nukleinsäuren be
reitzustellen, welches insbesondere einen oder mehrere der genannten Nachteile vermeidet.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung war, unter Erhalt der Gesamtspezifität die Auswahl der Primer-
und Sondensequenzen so flexibel zu gestalten, daß eine Bestimmung mehrerer verschiedener nach
zuweisender Nukleinsäuren in einem vereinheitlichten Reaktionsformat unter Verwendung von teil
weise gleichen Primer- oder Sonden-Sequenzen möglich ist.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung einer Vielzahl von Amplifikaten eines
Teilstücks dieser Nukleinsäure mit Hilfe zweier Primer, von denen einer an eine erste Bindesequenz
(A) eines Strangs der Nukleinsäure binden kann und von denen der andere an eine zweite Bindese
quenz (C'), die zu einer mit A nicht überlappenden, in 3'-Richtung von A gelegenen Sequenz C im
wesentlichen komplementär ist, binden kann, Inkontaktbringen der Amplifikate mit einer Sonde mit
einer Bindesequenz D, welche an die zwischen den Sequenzen A und C gelegene dritte Sequenz (B)
oder das Komplement (B') davon binden kann, und Nachweis der Bildung eines Hybrides aus einem
Amplifikat und der Sonde, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen den Bindesequenzen A und C
gelegene dritte Sequenz (B) oder das Komplement (B') davon keine Nukleotide enthält, die nicht
dem aus der Bindesequenz D der Sonde und der hieran gebundenen Sequenz des Amplifikats gebil
deten Sequenzbereich E zugehören.
Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ein Reagenzkit zur Durchführung dieses Verfahrens.
In Fig. 1 ist schematisch die in der vorliegenden Beschreibung verwendete Bezeichnungsweise für
die Bereiche auf der nachzuweisenden Nukleinsäure gezeigt.
In Fig. 2 ist die entsprechende Bezeichnungsweise für die intermediär gebildeten Verlängerungspro
dukte der Primer sowie die Amplifikate (Amplikons) gezeigt. Ebenfalls ist gezeigt, daß die Amplifi
kate ein oder mehrere weitere Bereiche Y aufweisen können, die außerhalb des Bereiches liegen, der
die von der nachzuweisenden Nukleinsäure stammende Sequenzinformation enthält.
In Fig. 3 ist schematisch gezeigt, wie im Falle der vorliegenden Erfindung die Bindesequenzen der
Primer und Sonde angeordnet sind. Es ergeben sich verschiedene Alternativen I bis VI, je nachdem,
ob und wie die Bindesequenzen überlappen. Es ist jeweils nur ein Strang des Amplifikats gezeigt.
Dieselbe Anordnung (nur komplementär) kann für einen zweiten Strang des Amplifikats erstellt
werden. Für die intermediär gebildeten Verlängerungsprodukte ergibt sich ein ähnliches Bild. Als Fall
V und VI ist der Fall gezeigt, daß die Sonde neben der Bindesequenz D noch weitere, nicht mit dem
Amplifikat Basenpaarungen ausbildende Bereiche X enthält, die gleich oder verschieden sein können.
Zum Vergleich ist der Fall des Standes der Technik als VII gezeigt.
In Fig. 4 sind Sequenzen der benutzten Bereiche eingezeichnet, nämlich A', B und C.
Nukleinsäuren, welche mit dem erfindungsgemäßen Verfahren nachgewiesen werden können, kön
nen beliebigen Ursprungs sein, beispielsweise Nukleinsäuren viroiden, viralen, bakteriellen oder
zellulären Ursprungs. Proben, in denen die nachzuweisenden Nukleinsäuresequenzen oder deren
Komplement enthalten sind, sind z. B. humane, tierische, bakterielle oder pflanzliche Flüssigkeiten,
Exkremente, Abstriche, Zellsuspensionen, Kulturen oder Gewebs-, Zell- oder Flüssigkeits-Punktio
nen. Bevorzugt liegen die Nukleinsäuren in Lösung vor. Damit das erfindungsgemäße Verfahren
seine Vorteile voll entfalten kann, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, wenn die nachzuweisende
Nukleinsäure eine Größe von mindestens 40 bp aufweist. Die Nukleinsäure kann jedoch auch eine
durch Klonierung und in-vivo-Vermehrung hergestellte Nukleinsäure sein.
Die nachzuweisende Nukleinsäure kann einzelsträngig (insbesondere bei RNA) oder doppelsträngig
(insbesondere bei DNA) sein. Für den Fall doppelsträngiger Nukleinsäuren können beide Stränge
vermehrt werden oder aber auch nur einer. Aus beiden Sorten von Nukleinsäuren können einzel-
oder doppelsträngige Amplifikate gebildet werden, wovon einer oder beide zum weiteren Nachweis
verwendet werden können. Entsprechend wird die Sequenz der Sonde oder der Sonden ausgewählt.
Der Probe oder einer Kontrollprobe können positive oder negative Kontrollnukleinsäuren oder
Quantifizierungsstandards zugesetzt sein, die ähnlich oder gleich behandelt werden wie die nachzu
weisenden Nukleinsäuren. Als Standards können beispielsweise interne oder externe heterologe
DNA- oder RNA-Standards, enthaltend Primer-Bindesequenzen homolog zu den Sequenzen der
nachzuweisenden Nukleinsäuren und heterologen Sonden-Bindesequenzen, verwendet werden. Um
gekehrt ist aber auch die Verwendung von besonders im 3'-Priming-Bereich heterologen Primer-
Bindesequenzen und homologen Sonden-Bindesequenzen möglich. Als Negativ-Kontrollen werden
bevorzugt analoge Specimen eingesetzt, welche die nachzuweisenden Nukleinsäuren oder deren
Komplement nicht enthalten.
Vor der Vermehrung wird die Probe bevorzugt einem oder mehreren Vorbehandlungsschritten un
terzogen, um die nachzuweisenden Nukleinsäuren in eine vermehrungsfähige Form zu bringen. In
einem ersten otpionalen Schritt findet eine Vorbehandlung der Probe (Specimen) statt, durch die die
Probe in eine Form gebracht wird, aus der die nachzuweisende Nukleinsäure in eine für die Überfüh
rung der vorbehandelten Probe in eine für die Vermehrung geeignete Form gebracht wird.
Die Art der Vorbehandlung der Probe hängt von der Art der Probe und der Komplexität des biologi
schen Materials in der Probe ab. Bei humanen Körperflüssigkeiten wie z. B. Human-Blut erfolgt in
einer bevorzugten Ausführungsform zunächst eine Abtrennung von Blutzellen bei der Erzeugung von
Plasma, Serum oder Blutzellkonzentraten. Durch diesen Trennschritt wird durch die Probenvorbe
handlung die Komplexität des biologischen Probenmaterials in den resultierenden Fraktionen deutlich
reduziert, ohne daß eine substantielle Isolierung der nachzuweisenden Nukleinsäure erfolgt. Im Fall
von Sputum oder Abstrichen erfolgt eine Probenvorbehandlung, z. B. durch Suspendieren des Spu
tums bzw. des Abstrichs, im Fall von Urin z. B. durch Zentrifugation und Weiterverarbeitung der
erhaltenen Fraktionen. Im Fall von Gewebspunktionen erfolgt eine Probenvorbehandlung z. B. durch
Suspendierung und Behandlung mit einem Zellverbands-auflösenden Agens. Bei Cerebrosidal-Flüs
sigkeit erfolgt die Probenvorbehandlung z. B. durch Zentrifugation und Weiterverarbeitung der er
haltenen Fraktionen. Auch in diesen Fällen erfolgt durch die Probenvorbehandlung eine Reduktion
der Komplexität des biologischen Probenmaterials.
Danach kann sich ein Schritt anschließen, in dem die nachzuweisende Nukleinsäure aus der vorbe
handelten Probe in eine für die Vermehrung zugängliche Form überführt wird. Bei der Überführung
der nachzuweisenden Nukleinsäure aus der vorbehandelten Probe in eine für die Vermehrungsreak
tion zugängliche Form werden bevorzugt bekannte Methoden angewandt. In einer bevorzugten Aus
führung erfolgt in einem ersten Reaktionsschritt eine Lysebehandlung der vorbehandelten Probe zur
Freisetzung der nachzuweisenden Nukleinsäure, z. B. durch Proteinase K-Behandlung bei erhöhten
Temperaturen oder bei Desoxyribonukleinsäuren durch Alkali. In einem zweiten Schritt wird die
lysierte vorbehandelte Probe nach Zugabe von chaotropen Agentien, wie z. B. Guanidinium-Hydro
chlorid oder Harnstoff, in An- oder Abwesenheit von löslichen Alkoholen, wie z. B. Isopropanol, an
die Oberfläche eines festen Trägers und anschließende Resorption von diesem festen Träger konzen
triert. Solche festen Träger sind z. B. feste Träger mit glashaltigen Oberflächen (z. B. Magnetparti
kel, Glasvließe mit glashaltigen Oberflächen, Partikel, Mikrotiterplatten, Reaktionsgefäße, Dip-sticks
oder miniaturisierte Reaktionskammern, die wiederum auch Teil von integrierten Reaktionschips
sein können). Durch diesen festen Träger erfolgt bevorzugt keine substantielle sequenzspezifische
Reinigung und/oder Isolierung der nachzuweisenden Nukleinsäuren, sondern lediglich eine Proben
material-(Nukleinsäuren-)Konzentrierung und ggf. Inaktivierung und/oder Eliminierung von Inhibito
ren für die darauffolgenden Nukleinsäure-Vermehrungs- und Nachweisreaktionen. Durch diese
festen Träger ist auch die Bereitstellung mehrerer nachzuweisender Nukleinsäure, z. B. im Rahmen
von Multiplex-Verfahren, in für die Nukleinsäure-Vermehrungs- und -Nachweis-Reaktionen zugang
liche Form möglich.
In einer anderen Ausführung kann die Überführung der nachzuweisenden Nukleinsäure aus der vor
behandelten Probe nach Nukleinsäure-Freisetzung in einem ersten Schritt durch z. B. Proteinase
K-Behandlung bei erhöhten Temperaturen oder bei Desoxyribonukleinsäuren durch Alkali erfolgen. In
einem zweiten Schritt wird die lysierte vorbehandelte Probe zur Bindung der nachzuweisenden Nu
kleinsäure mit festen Trägern in Kontakt gebracht, die z. B. mit Nukleinsäure-spezifischen Bin
dungsgruppen und/oder Fangsonden spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure zur selektiven
Bindung modifiziert sind, und anschließend die gebundene nachzuweisende Nukleinsäure durch Dis
soziation zwischen Bindungsgruppe und/oder trägergebundener Fangsonde und nachzuweisender
Nukleinsäure wieder eluiert. Beispiele für Nukleinsäure-spezifische Bindungsgruppen sind PNA-
Homopyrimidin-Oligomere wie z. B. (T)7-PNA oder Nukleinsäure-bindende niedermolekulare Sub
stanzen wie z. B. Nukleinsäure-Interkalatoren, Major groove-Binder oder Minor groove-Binder.
Beispiele für Fangsonden spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure sind Nukleinsäure-Oligo
mere oder Nukleinsäure-Polymere mit Bindungssequenzen für eine oder mehrere nachzuweisende
Nukleinsäuren. Weitere Beispiele für Fangsonden spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure
sind PNA-Oligomere mit Bindungssequenzen für eine oder mehrere nachzuweisende Nukleinsäuren.
Die Bindung der Nukleinsäure-spezifischen Bindungsgruppen oder der Fangsonden an den festen
Träger kann mit oder ohne Zwischenschaltung von Abstandshaltern (Spacern) entweder kovalent
oder über Bindungspaare wie z. B. Biotin:Streptavidin oder Ni:Chelat erfolgen.
Die zur Vermehrung eingesetzten Nukleinsäurensequenzen können linear oder zirkulär sein und kön
nen Sequenz-Modifikationen und/oder sonstige Modifikationen wie z. B. natürliche oder artifizielle
Nukleotidanaloga oder Äquivalente davon oder Basen-Analoga oder Äquivalente davon oder methy
liert, gecappt oder polyadenyliert oder in sonstiger Weise modifiziert sein. Die zur Vermehrung ein
gesetzten Nukleinsäuren oder deren Komplement können natürlichen Ursprungs sein, fragmentiert,
modifiziert oder enzymatisch, z. B. mit dem Enzym Uracil-Deglykosylase (ung), oder physikalisch
vorbehandelt, vorvermehrt, oder chemisch, photochemisch oder enzymatisch erzeugt sein,
z. B. durch chemische Oligonukleotidsynthese oder in-vitro-Replikation, in-vitro-Reverse
Transkription oder in-vitro-Transkription.
In dem ersten essentiellen Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Teilstück
der nachzuweisenden Nukleinsäure amplifiziert. Im folgenden wird dieses Teilstück auch Amplikon
genannt. Dieses enthält zwingend den Sequenzbereich zwischen den äußeren Enden der Bindeseqenz
bzw. des Komplements davon, den Primer, und enthält den Bindebereich E der Sonde bzw. das
Komplement davon. Gemäß der vorliegenden Erfindung ist das Amplikon (bevorzugt die Gesamt
länge der Sequenzen der Bereiche A, B und C) bevorzugt kürzer als 100 Nukleotide, besonders be
vorzugt kürzer als 60 Nukleotide, jedoch bevorzugt länger als 40 Nukleotide. Dies bedeutet jedoch
nicht, daß die Gesamtlänge der Amplifikate nicht doch größer sein kann, z. B. wenn die Primer zu
sätzlich Nukleotide aufweisen. Es werden solche Vermehrungsmethoden eingesetzt, die eine Ver
mehrung der nachzuweisenden Nukleinsäuresequenz oder deren Komplement erlauben, die in der
Bildung von Tripartite-Mini-Nukleinsäure-Vermehrungsprodukten münden. Hierfür stehen prinzipiell
alle Nukleinsäureamplifikationsverfahren zur Verfügung, die im Stand der Technik bekannt sind.
Bevorzugt werden targetspezifische Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen verwendet. Besonders
bevorzugt werden theoretisch exponentielle targetspezifische Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen
verwendet, bei denen eine antiparallele Replikation der nachzuweisenden Nukleinsäure oder deren
Komplement erfolgt, wie z. B. Elongations-basierte Reaktionen wie z. B. die Polymerase-Kettenre
aktion (PCR für Desoxyribonukieinsäuren, RT-PCR für Ribonukleinsäuren) oder Transkriptions-
basierte Reaktionen wie z. B. Nucleic Acid Sequence Based Amplification (NASBA) oder
Transcription Mediated Amplification (TAM). In besonderer Weise bevorzugt werden thermozykli
sche exponentielle Elongations-basierte Nukleinsäure-Vermehrungsreaktionen wie z. B. die Polyme
rase-Kettenreaktion verwendet. Die zur Vermehrung eingesetzten nachzuweisenden Nukleinsäuren
oder deren Komplement können in Form von einzelsträngigen oder doppelsträngigen Desoxyribo
nukleinsäuren oder Ribonukleinsäuren vorliegen. Ziel der Vermehrungsreaktionen ist die Herstellung
einer Vielzahl von Amplifikaten eines Teilstücks der nachzuweisenden Nukleinsäure. Unter einem
Amplifikat wird daher jede unter Verwendung von Sequenzinformation der Nukleinsäure hergestellte
Molekülspezies verstanden. Insbesondere handelt es sich um Nukleinsäuren. Der Begriff
"Amplifikate" beinhaltet sowohl einzelsträngige als auch doppelsträngige Nukleinsäuren. Ein Ampli
fikat kann neben den die Sequenzinformationen der zugrunde liegenden Nukleinsäure enthaltenden
Bereichen (Amplikon) außerhalb der voneinander wegweisenden Enden der Primerbindungsstellen
noch weitere Bereiche enthalten, welche nicht in direkter Relation mit Sequenzen der zu amplifizie
renden Nukleinsäure stehen. Bevorzugt kommen gerade solche Sequenzen einer Länge von mehr als
15 Nukleotiden nicht auf der nachzuweisenden Nukleinsäure oder ihrem Komplement vor und kön
nen mit dieser nicht durch direkte Basenpaarung hybridisieren. Amplifikate können somit entweder
mit der nachzuweisenden Nukleinsäure selbst oder mit deren Komplement hybridisieren. Amplifikate
sind beispielsweise auch die Produkte einer asymmetrischen Amplifikation, d. h. einer Amplifikation,
bei der die beiden Stränge in unterschiedlicher Menge gebildet werden (z. B. durch Einsatz unter
schiedlicher Mengen an Primern) oder einer der beiden Stränge wieder zerstört wird (z. B. durch
RNase).
Unter einem Primer im Sinne der vorliegenden Erfindung wird ein Molekül verstanden, welches über
Basenpaarungen an eine Nukleinsäure binden kann und welches, bevorzugt enzymatisch, verlängert
werden kann. Bevorzugt sind Oligonukleotide, die an ihrem 3'-Ende unter Verwendung der nachzu
weisenden Nukleinsäure oder einem Komplement hiervon als Templatnukleinsäure verlängert werden
können. Als Primer können monovalente oder multivalente oder monofunktionelle oder multifunk
tionelle Agentien eingesetzt werden, die eine Nukleinsäure-abhängige Elongation zulassen. Bevor
zugt können als Primer Oligomere oder Polymere einer Bindelänge von zwischen 9 und 30 nt ver
wendet werden, die an die nachzuweisende Nukleinsäure antiparallel binden und die als ein von meh
reren Reaktionspartnern für eine enzymatische Replikation der nachzuweisenden Nukleinsäure oder
deren Komplement wirken. Besonders bevorzugt werden als Primer Oligomere verwendet, die nach
Zugabe eines Vermehrungsreagenzes durch Anlagerung zumindest eines Teils des Primers an die
nachzuweisende Nukleinsäure oder deren Komplement eine gerichtete Replikation einer oder beider
Stränge der nachzuweisenden Nukleinsäure oder deren Komplement initiiert. Ein Beispiel für einen
besonders bevorzugten Primer ist ein Oligonukleotid mit einem freien 3'-Hydroxyl-Ende.
Die als Primer eingesetzten Agentien können eine oder mehrere Bindesequenzen für eine oder meh
rere nachzuweisende Nukleinsäuren oder deren Komplement enthalten und können Sequenz-Modifi
kationen, endständige und/oder interne Sequenzergänzungen und/oder sonstige Modifikationen wie
z. B. natürliche oder artifizielle Nukleotidanaloga oder Äquivalente davon, nicht funktionelle Nu
kleotidanaloga oder Äquivalente davon oder Basen-Analoga oder Äquivalente davon enthalten oder
methyliert, gecappt oder polyadenyliert oder in sonstiger Weise modifiziert sein. Erforderlich ist nur,
daß sie die geforderten Bindeeigenschaften zur nachzuweisenden Nukleinsäure bzw. ihrem Komple
ment haben und verlängerbar sind. Bevorzugte Nukleotid-Äquivalente sind PNA-Monomere bzw.
PNA-Oligomere mit oder ohne positive und/oder negative Ladungen im Rückgrat und/oder im Ab
standshalter. Die als Primer eingesetzten Agentien können Modifikationen tragen, die entweder di
rekt oder indirekt über ein weiteres Bindungspaar zur Detektion und/oder Bindung an einen festen
Träger geeignet sind. Bevorzugte Primer-Modifikationen sind die Fluoreszenzfarbstoffe wie
z. B. Fluorescein, Rhodamin, AMCA oder Derivate davon, Bindungspaare Biotin:(Strept-)Avidin,
Digoxigenin:Anti-Digoxigenin, Digoxigenin:Anti-Digoxigenin gekoppelt mit Äquorin, Fluorescein:
Anti-Fluorescein oder Ruthenium- oder Rhenium-Chelat oder Äquorin. Eine besonders bevorzugte
Primer-Modifikation ist Biotin als Fang- oder Detektions-Modifikation. Die Primer können weitere
Sequenzbereiche Y enthalten, insbesondere an ihrem 5'-Ende (Figur/G2). Hier sind sowohl 5'-3'-Ver
knüpfungen als auch 5'-5'-Verknüpfungen und/oder 5'-2'-Verknüpfungen möglich. Außerdem kön
nen sie zusätzliche Strukturkomponenten, wie z. B. Abstandshalter, immobilisierbare Gruppen oder
Löslichkeits-vermittelnde Molekülteile oder im Hinblick auf Primingaktivität aktivierbare Bereiche
haben, wie z. B. AP-Stellen.
Unter einer Sonde wird ein Molekül verstanden, welches aufgrund von Basen-Basen-Wechselwir
kungen mit Nukleinsäuren hybridisieren kann. Bevorzugte Sonden sind daher Oligonukleotide sowie
basenhaltige Nukleinsäuremimetica, wie Peptidnukleinsäuren (PNA). Die Länge einer Sonde beträgt,
bezogen auf die Bindesequenz D, bevorzugt zwischen 9 und 30 Basen.
PNA-Oligomer-Sonden mit oder ohne positive oder negative Ladungen im Rückgrat und/oder Ab
standshalter haben die zusätzlichen Vorteile, daß sie stabil sind gegenüber dem Abbau von Nukleasen
oder Proteasen wegen der verschiedenen Struktur des Rückgrats und der H- bzw. NH2-Enden, einen
höheren Schmelzpunkt in Bindungskomplexen zwischen Nukleinsäuren und PNA als zwischen zwei
Nukleinsäure-Molekülen aufwiesen und der Hybridkomplex dadurch stabiler ist, bei niedrigen Salz
konzentrationen anwendbar sind, eine höhere Differenz der Schmelzpunkte bei Fehlpaarungen aufwei
sen und somit eine bessere Fehlpaarungs-Diskriminierung möglich ist, Sequenzen mit Sekundärstruk
turen bei niedrigen Salzkonzentrationen zugänglicher sind, die Kompetition zwischen Amplikon-Ge
genstrang und Sonde geringer ist bei niedrigen Salzkonzentrationen und dadurch eine höhere Signal
ausbeute erreicht wird und das Potential zur Eliminierung des Amplikon-Denaturierungsschritts bei
niedrigen Salzkonzentrationen besteht.
Als Sonden können monovalente oder multivalente Agentien eingesetzt werden, die eine Bindung
vermehrungsabhängiger Elongationsprodukte und/oder vermehrter Nukleinsäuresequenzen zulassen.
Bevorzugt können als Sonden Oligomere oder Polymere verwendet werden, die an die nachzuwei
sende Nukleinsäure antiparallel binden. Besonders bevorzugt werden als Sonden Oligomere verwen
det, die durch Anlagerung zumindest eines Teils der Sonde an die nachzuweisende Nukleinsäure
oder deren Komplement eine im Rahmen der Folgereaktionen stabile Bindung an einen oder beide
Stränge der nachzuweisenden Nukleinsäure oder deren Komplement herbeiführen. Die Oligomere
können sowohl 5'-3'-Verknüpfungen als auch 5'-5'-Verknüpfungen und/oder 5'-2'-Verknüpfungen
sowie zusätzliche Strukturkomponenten, wie z. B. Abstandshalter oder Löslichkeits-vermittelnde
Molekülteile, enthalten.
Unter einer Bindesequenz wird bevorzugt die Sequenz von Basen verstanden, die zwischen den äu
ßersten, mit einer bestimmten Nukleinsäure, einem Primer oder einer Sonde über Basen-Basen-
Wechselwirkung bindenden Basen einer bestimmten Nukleinsäure, einem Primer oder einer Sonde
liegt, einschließlich dieser äußersten Basen.
Die als Sonde eingesetzten Agentien können eine oder mehrere Bindesequenzen D für eine oder
mehrere nachzuweisende Nukleinsäuren oder deren Komplement, insbesondere jedoch für einen
Strang des Amplifikats enthalten und können Sequenz-Modifikationen, endständige und/oder interne
Sequenzergänzungen und/oder sonstige Modifikationen wie z. B. natürliche oder artifizielle Nukleo
tidanaloga oder Äquivalente davon, nicht funktionelle Nukleotidanaloga oder Äquivalente davon
oder Basen-Analoga oder Äquivalente davon enthalten oder methyliert, gecappt oder polyadenyliert
oder in sonstiger Weise modifiziert sein, solange die Bindung an einen Strang des Amplifikats mög
lich ist. Bevorzugte Nukleotid-Äquivalente sind PNA-Monomere bzw. PNA-Oligomere mit oder
ohne positive und/oder negative Ladungen im Rückgrat und/oder Abstandshalter. Die als Sonden
eingesetzten Agentien können Modifikationen tragen, die entweder direkt oder indirekt über ein wei
teres Bindungspaar zur Detektion und/oder Bindung an einen festen Träger geeignet sind. Bevor
zugte Sonden-Modifikationen (nachweisbare Gruppen L, immobilisierbare Gruppen I) sind die Fluo
reszenzfarbstoffe wie z. B. Fluorescein, Rhodamin, AMCA oder Derivate davon, Bindungspaare
Biotin: (Strept-)Avidin, Digoxigenin:Anti-Digoxigenin, Digoxigenin:Anti-Digoxigenin gekoppelt mit
Äquorin, Fluorescein:Anti-Fluorescein oder Ruthenium-Chelat oder Äquorin. Besonders bevorzugte
Sonden-Modifikation sind Biotin als Fang- oder Detektions-Modifikation, Digoxigenin, Ruthenium-
oder Rhenium-Chelat oder Äquorin als Detektions-Modifikationen.
In der vorliegenden Erfindung wird das Teilstück der Nukleinsäure, von welchem eine Vielzahl von
Amplifikaten hergestellt werden soll, so ausgewählt, daß es drei Bereiche A, B und C enthält. Die
Bereiche A und C sind Bereiche, die so gewählt werden, daß einer der Primer die Sequenz A als
Bindesequenz benutzen kann und das Komplement des Bereiches C als Bindesequenz für den ande
ren Primer dienen kann. Unter einem Komplement wird im Sinne der vorliegenden Erfindung eine zu
einer bestimmten anderen Nukleinsäure, z. B. einem Sequenzbereich z. B. eines Amplifikats oder der
nachzuweisenden Nukleinsäure im wesentlichen komplementäre Nukleinsäure oder Nukleinsäurese
quenz verstanden.
Im wesentlichen komplementär bedeutet, daß die Basenpaarungen so gewählt sind, daß (für den Fall,
daß eine Hybridisierung mit einer anderen Nukleinsäure, z. B. einer Sonde oder einem Primer) eine
Hybridisierung unter den Testbedingungen noch erfolgen kann bzw. (für den Fall eines Verlänge
rungsprodukts eines Primers im Verhältnis zu dem eingesetzten Templat) die Nukleinsäure aufgrund
einer Primerverlängerungsreaktion unter Verwendung der entsprechenden Nukleinsäure gebildet
werden konnte. Im wesentlichen komplementär bedeutet daher oft, daß unter stringenten Bedingun
gen mehr als 90% der Basen der betrachteten Nukleinsäure bzw. Sequenz mit der bestimmten
Nukleinsäure bzw. Sequenz Basenpaarungen ausbilden.
Die Bereiche A und C sind erfindungsgemäß bevorzugt so lang, daß Bedingungen gefunden werden
können, bei denen Primer einer entsprechenden Länge mit den Basen in diesen Bereichen hybridisie
ren können. Daher sind die Bereiche bevorzugt länger als 8, besonders bevorzugt länger als
12 Nukleotide. Auch bezüglich der Obergrenze der Länge der Bereiche A und C ergeben sich im
Sinne der Erfindung bevorzugte Bereiche. Die Bereiche A und C sind jeweils bevorzugt kleiner als
30, besonders bevorzugt kleiner als 20 Nukleotide. Die Länge der Bereiche wird in einem besonde
ren Aspekt der Erfindung dadurch nach oben begrenzt, daß die Primer in für die nachzuweisende
Nukleinsäure unspezifischer Weise daran hybridisieren können sollen. Daher ist die besonders bevor
zugte Länge der Bindesequenzen A und C 12 bis 20 Nukleotide. Die Bereiche A und C auf der
nachzuweisenden Nukleinsäure überlappen nicht miteinander.
Im Sinne der Erfindung enthalten das Teilstück der nachzuweisenden Nukleinsäure (welches dem
Amplikon entspricht) und somit die hieraus gebildeten Amplifikate eine zwischen den Bereichen A
und C gelegene Sequenz B (Fig. 1 bis 3). Diese Sequenz hat eine Länge von ein oder mehr Nukleoti
den, bevorzugt mehr als 4, besonders bevorzugt mehr als 8 Nukleotide. Nach oben hin ist die Länge
der Sequenz B durch die geforderte Nichtanwesenheit von Nukleotiden, die nicht der Bindesequenz
der Sonde zugehören, und in einem besonderen Aspekt der Erfindung durch die gewünschte
Unspezifität der Sonde begrenzt. Besonders bevorzugt ist die Sequenz B daher kleiner als 30, be
sonders bevorzugt kleiner als 15 Nukleotide. Die Sequenz B hat bevorzugt eine Länge von zwischen
4 und 15 Nukleotiden. Diese Sequenz oder das Komplement davon dienen im Sinne der Erfindung
mit zur Bindung der Sonde. Die Länge der Sonde wird so gewählt, daß eine Hybridisierung mit dem
Amplifikat möglich ist. Die Sequenz der Sonde wird so gewählt, daß sie eine Bindesequenz D ent
hält, welche durch die mit dem Amplikon Basen-Basen-Wechselwirkung ausbildenden Nukleotide
der Sonde, insbesondere den zwischen den äußersten mit korrespondierenden Basen des Amplikons
Basenwechselwirkung ausbildenden Nukleotide der Sonde definiert ist. Bevorzugt ist die Sonde im
wesentlichen komplementär zu den Nukleotiden der Bindesequenz E des Amplifikats. Die Bindese
quenz D bzw. D' kann zu dem Amplifikat zu 100% komplementär sein, aber auch Mismatche zwi
schen den äußeren Enden der Bindesequenz aufweisen. Die Sonde kann neben der Bindesequenz
weitere Gruppen oder Reste oder auch Nukleinsäure-bindende Bereiche enthalten (Fig. 3, V, VI).
Abhängig von der Länge des Bereiches B und der Länge der Bindesequenz D bzw. D' lassen sich
unterschiedliche Fallgestaltungen treffen. In einem ersten Fall ist die Bindesequenz D oder D' länger
als der Bereich B bzw. B' des Amplikons. In diesem Fall reicht die Bindesequenz D bzw. D' in einen
oder beide Bereiche A bzw. A' und C bzw. C' des Amplikons hinein. Diese Fälle sind in Fig. 3, II bis
IV gezeigt. In diesen Fällen enthält das Amplifikat zwischen den voneinander wegweisenden Enden
der Bereiche A und C keine Nukleotide, die nicht der Bindesequenz E oder den Bindesequenzen der
Primer zugehören. Die Bindesequenz D der Sonde überlappt in Fig. 3, II und III mit einer der beiden
Bindesequenzen der Primer.
In einem weiteren Fall entspricht die Länge des Bereiches B der Länge des Bereiches D, so daß die
Bindesequenz der Sonde nicht mit den Bindesequenzen der Primer überlappt (Fig. 3, I).
Das erfindungsgemäße Verfahren beinhaltet in einer bevorzugten Ausführungsform die Bildung von
dreiteiligen Mini-Amplikons (Tripartite-Mini-Amplikon), die neben den Primer und Sonde bindenden
Sequenzen keine zusätzlichen Sequenzen aufweisen und somit die Nachteile bei Bildung von länge
ren Nukleinsäure-Vermehrungsprodukten vermeiden, wobei andererseits die Spezifität des gesamten
Amplfikationsformats durch Bindung der Primer, durch Bindung der Sonde und durch Ablauf der
targetabhängigen enzymatischen Elongationsreaktion mit allen 4 Nukleotid- bzw. Basenspezifitäten
oder natürlicher oder artifizieller Analoga, Isomere oder Äquivalente davon aber sichergestellt wird.
Das erfindungsgemäße Vermehrungsverfahren wird daher auch als Mini-Chain-Reaction (MCR)
bezeichnet.
Die Vermehrung der nachzuweisenden Nukleinsäuresequenzen oder deren Komplement erfolgt,
wenn im folgenden nichts anderes ausgesagt ist, unter Befolgung der dem Fachmann bekannten Re
aktionsschritte und Reaktionsbedingungen. Ein Unterschied zu den herkömmlichen Verfahren ist der
Einsatz der speziell ausgewählten Primer und Sondensequenzen, welche die Bildung und Vermeh
rung des Mini-Tripartite-Amplikons erlauben. Wesentlich im Sinne der Erfindung ist die Zugabe von
eines oder mehrerer Primer, die an die Primer-Bindesequenzen der nachzuweisenden Nukleinsäure,
des Tripartite-Mini-Amplikons beziehungsweise deren Komplemente binden.
Allgemein üblich ist die Zugabe zur Vermehrung befähigender Vermehrungsreagentien. Bevorzugt
können als Vermehrungsreagentien enzymatisch aktive Komponenten (z. B. Enzyme) in Kombina
tion mit Elongationssubstraten und geeignete Hilfsreagentien (wie Puffer) verwendet werden. Bevor
zugte Elongationssubstrate sind Nukleinsäurebausteine oder natürliche oder artifizielle Analoga oder
Isomere oder Äquivalente davon. Als Elongationssubstrate werden Agentien eingesetzt, die zum
Aufbau eines Gegenstrangs der nachzuweisenden Nukleinsäure in gegenläufiger Form geeignet sind.
Bevorzugt werden als Elongationssubstrate Nukleotide eingesetzt. Bevorzugte Nukleotide sind
dATP, dGTP, dCTP, dTTP und/oder dUTP, dITP, iso-dGTP, iso-dCTP, deaza-dGTP und ATP,
GTP, CTP, UTP und/oder ITP, deazaGTP, iso-GTP, iso-CTP. Äquivalente sind PNA-Monomere
bzw. PNA-Oligomere mit oder ohne positive und/oder negative Ladung im Rückgrat und/oder im
Abstandshalter. Die Elongationssubstrate können Modifikationen tragen, die entweder direkt oder
indirekt über ein weiteres Bindungspaar zur Detektion und/oder Bindung an einen festen Träger ge
eignet sind. Bevorzugte Primer-Modifikationen sind die Fluoreszenzfarbstoffe wie z. B. Fluorescein,
Rhodamin, AMCA oder Derivate davon, Bindungspaare Biotin:(Strept-)Avidin, Digoxigenin:Anti-
Digoxigenin, Digoxigenein, Anti-Digoxigenin gekoppelt mit Äquorin, Fluorescein:Anti-Fluorescein
oder Ruthenium-Chelat oder Äquorin. Besonders bevorzugte Elongationssubstrat-Modifikationen
sind Ruthenium- oder Rhenium-Chelat, Digoxigenin, Biotin und/oder Äquorin als Fang- oder Detek
tions-Modifikation.
Besonders bevorzugt werden im Fall der PCR als Nukleinsäure-Vermehrungsreagentien Mischungen
aus meta- oder thermostabilen enzymatischen DNA-Polymerase-Aktivitäten und Mischungen von
Desoxyribo- und/oder Ribonukleotiden und geeignete Hilfsreagenzien verwendet, z. B. Taq-DNA
Polymerase in Kombination mit dATP, dGTP, dCTP, dTTP und/oder dUTP und Hilfsreagentien wie
z. B. Salze und ggf. Detergentien. Besonders bevorzugt werden im Fall der RT-PCR als Vermeh
rungsreagentien Mischungen aus thermostabilen enzymatischen Reverse Transkriptase- und DNA-
Polymerase-Aktivitäten und Mischungen von Desoxyribo- und Ribonukleotiden und geeignete Hilfs
reagentien verwendet, z. B. Mischungen aus AMV oder Mo-MLV-Reverse Transkriptase oder
Tth-DNA Polymerase in Kombination mit dATP, dGTP, dCTP, dTTP und/oder dUTP und ATP,
GTP, CTP, UTP und Hilfsreagentien wie z. B. Salze und ggf. Detergentien.
Bei den thermozyklischen Vermehrungsreaktionen (z. B. PCR, TR-PCR) werden 2- oder 3-phasige
Zyklen durchgeführt, bevorzugt 2-phasige Zyklen. Bei den 2-phasigen Zyklen wird die Strangtren
nung der Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte bei hoher Temperatur, bevorzugt 85°C-95°C,
durchgeführt, das gemeinsame Primer-Annealing und Primer-Elongation bei Temperaturen nahe dem
Schmelzpunkt zwischen Primer und Elongationsgegenstrang, bevorzugt zwischen 55°C und 75°C.
Die Strangtrennung erfolgt durch Energiezufuhr und/oder enzymatisch, bevorzugt durch erhöhte
Temperatur, Mikrowellen oder das Anlegen einer Spannung über eine Mikroelektrode, besonders
bevorzugt durch erhöhte Temperatur. Es werden bis zu 60 Thermozyklen durchgeführt, bevorzugt
32°C-42°C. Bei den isothermen Vermehrungsreaktionen wird eine kontinuierliche Inkubation bei
einer mittleren Temperatur zwischen 30°C und 70°C durchgeführt, bevorzugt bei 37°C-45°C mit
Enzymmischungen bzw. 60°C-65°C mit mesothermen Enzymmischungen. Es wird bis zu 2 Stun
den inkubiert, bevorzugt 30-60 Minuten. Die Vermehrungsreaktion kann in Reaktionsgefäßen,
Kapillaren oder miniaturisierten Reaktionskammern erfolgen, die auch Teil eines integrierten Reakti
onschips sein können.
Bei Verwendung von dUTP anstelle von oder in Ergänzung zu dTTP wird durch die DNA-Polyme
rase-Aktivität dUMP anstelle von dTMP in die vermehrte Nukleinsäuresequenz oder deren Komple
ment eingebaut. Dies erlaubt durch Inkubation mit der Enzymaktivität Uracil-Deglycosylase, bevor
zugt mit einer thermolabilen Ausführungsform der Enzymaktivität, bei der die Renaturierung nach
thermischer Denaturierung der Enzymaktivität langsamer erfolgt, die Fragmentierung des Vermeh
rungsprodukts und somit seiner Eigenschaft als Nukleinsäure-Vermehrungseinheit. Die Inkubation
des UMP-haltigen Vermehrungsprodukts kann im Anschluß an die Nukleinsäure-Vermehrungs- und
Nachweisreaktion (Sterilisierung) und/oder vor einer erneuten Nukleinsäure-Vermehrungsreaktion
(Carry over-Prävention) erfolgen.
Alternativ können auch Psoralen und/oder Isopsoralen und Derivate davon und Bestrahlung mit UV-
Licht zur funktionellen Inaktivierung des Nukleinsäure-Vermehrungsprodukts verwendet werden.
Im Fall von NASBA und TMA können als Nukleinsäure-Vermehrungsreagentien bevorzugt Mi
schungen aus metastabilen enzymatischen Reverse Transkriptase-, DNA-Polymerase, RNase H und
RNA-Polymerase und Mischungen von Desoxyribo- und Ribonukleotiden und geeignete Hilfsrea
gentien verwendet werden, z. B. eine Mischung aus AMV oder Mo-MLV-Reverse Transkriptase,
ggf. E. coli DNA-Polymerase, ggf. E. coli RNase H und T7-, T3- oder SP6-codierte RNA-Polyme
rase oder Mo-MLV Reverse Transkriptase und T7-, T3- oder SP6-RNA-Polymerase oder entspre
chende mesostabile Enzyme, z. B. aus Bacillus stearothermophilus in Kombination mit dATP, dGTP,
dCTP, dTTP und/oder dUTP und ATP, GTP, CTP, UTP, und Hilfsreagentien wie z. B. Salze und
ggf. Detergentien. Der Reaktionsverlauf der Vermehrungsreaktion bei NASBA, TMA ist isotherm.
Der Nachweis der Bildung der Amplifikate erfolgt mit der Sonde, die an die Bindesequenz B des
Amplikons zu einem Hybrid bindet. Die Sonde kann als Fang- oder Detektionssonde fungieren. Die
Enden der Bindesequenz der Sonde liegen zwischen den äußeren Enden der Primer-Bindesequenzen.
Die Sonde ist somit hybridisierbar mit einem Strang des Amplifikats.
Die Bindung der Sonde kann unter Benutzung bekannter Bedingungen geschehen. Denn bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren handelt es sich um eine spezielle Ausführungsform der sogenannten
Hybridisierungstests, die in ihren Grundzügen dem Fachmann auf dem Gebiet der Nukleinsäuredia
gnostik bekannt sind. Soweit experimentelle Details im folgenden nicht ausgeführt sind, wird dazu
vollinhaltlich auf "Nudeic acid hybridisation", Herausgeber B.D. Hames und S.J. Higgins, IRL Press,
1986, z. B. in den Kapiteln 1 (Hybridisation Strategy), 3 (Quantitative Analysis of Solution Hybri
disation) und 4 (Quantitative Filter Hybridisation), Current Protocols in Molecular Biology, Ed. F.M.
Ausubel et al., J. Wiley and Son, 1987, und Molecular Cloning, Ed. J. Sambrook et al., CSH, 1989,
Bezug genommen. Zu den bekannten Methoden gehört auch die chemische Synthese von modifizier
ten und unmodifizierten-Oligonukleotiden und die Auswahl von Hybridisierungsbedingungen, durch
welche eine Spezifität erreicht werden kann, die vom Ausmaß der Homologie zwischen den zu hy
bridisierenden Nukleinsäuren, deren GC-Gehalt und deren Länge abhängt.
Hierzu wird, wenn die Fangsonde (in geschützter Form) nicht schon vorher zugegeben wurde, die
Sonde zu der Reaktionsmischung nach der Vermehrungsreaktion, bevorzugt in Form einer Lösung,
zugegeben. Dabei werden Reagenzbedingungen eingestellt, die eine Hybridisierung der Sonde mit
einem Amplifikat erlauben.
Die Bindung zwischen der vermehrten Nukleinsäuresequenz des Amplikons und/oder dessen Kom
plement und der Sonde erfolgt bevorzugt bei einer konstanten Temperatur zwischen 20°C und
75°C, bevorzugt 0°C-30°C, besonders bevorzugt um 0°C-15°C unterhalb der Schmelztempe
ratur des Bindekomplexes. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 4 Stunden, bevorzugt 15-120 Minu
ten, besonders bevorzugt 30-60 Minuten. Die Bindung mit dem Amplifikat und/oder dessen Kom
plement erfolgt mit oder ohne vorausgehenden Denaturuierungsschritt. Die Reaktionsführung ohne
vorausgehenden Denaturierungsschritt erfolgt bevorzugt mit PNA-Oligomeren mit oder ohne nega
tive und/oder positive Ladungen im Rückgrat und/oder im Abstandshalter bei niedrigen Salzkonzen
trationen.
Bei Verwendung mehrerer Sonden oder multifunktionaler Sonden oder Sonden, die mehrere Binde
sequenzen für Amplifikate verschiedener nachzuweisenden Nukleinsäuren oder deren Komplemente
aufweisen, können mehrere unterschiedliche Amplifikate oder deren Komplemente gebunden wer
den. Dabei erlaubt die Bildung von Tripartite-Mini-Amplikons bevorzugt ähnlicher Länge, besonders
bevorzugt solcher Tripartite-Mini-Amplikons gleicher Länge, bei der Nukleinsäurevermehrung die
Einstellung vereinheitlichter Inkubationsbedingungen für die Bildung der unterschiedlichen Binde
komplexe. Dies erlaubt den parallelen und/oder sequentiellen Nachweis mehrerer Nukleinsäurese
quenzen im Rahmen von Multiplex-Verfahren.
Der Nachweis des gebildeten Bindekomplexes zwischen Amplifikat und Sonde kann in für den
Fachmann bekannten Verfahren, insbesondere in verschiedenen Ausführungsformen erfolgen,
nämlich direkten Nachweisverfahren, wie z. B. mit spektroskopischen oder physikalischen
Methoden, durch Sequenzierung oder durch heterogene oder homogene Nachweisformate.
Direkte spektroskopische oder physikalische Verfahren sind z. B. Schmelztemperaturbestimmungen,
Anlagerung von interkalierenden oder Nukleinsäure-bindenden Farbstoffen oder Metallatomen oder
-Partikeln, Massenspektroskopie, Oberflächen-Plasmonresonanz oder Fluoreszenz-gekoppelte Ober
flächen-Plasmonresonanz, oder E-wave-Messungen.
Die Sequenzierung des gebundenen Tripartite-Mini-Amplikons kann über Bindung des Primers und
anschließende enzymatische Sequenzierung nach Sanger erfolgen. Zur Detektion der Sequenzie
rungsprodukte ist bevorzugt entweder der Primer markiert oder die Kettenabbruchreagentien. Die
Sequenzierungsprodukte können auch über Massenspektroskopie nachgewiesen werden. Bei Zugabe
lediglich limitierter Nukleotidarten entsprechend den flankierenden Nukleotiden am Primerende ist
eine Minisequenzierung möglich, was besonders für die Analyse von Polymorphismen von Vorteil
ist.
Bei den heterogenen Nachweisverfahren kann die Sonde abhängig von der angebrachten Modifika
tion entweder als Fangsonde oder als Detektorsonde verwendet werden. Bei Verwendung mehrerer
Sonden sind Multiplexformate realisierbar.
Bei Verwendung der Sonde als Fangsonde kann die Sonde entweder an dem festen Trägerkovalent
oder über ein Bindungspaar vorgebunden sein und die Bildung des Bindekomplexes zwischen
Amplifikat und der Sonde erfolgt auf dem festen Träger. Bei dieser Ausführungsform können neben
festen Trägern, die eine Sondenart enthalten, auch feste Träger realisiert werden, die mehrere bzw.
eine Vielzahl von Sondenarten enthalten, wie z. B. Sonden-Teststreifen, Sonden-Panels oder Son
den-Arrays auf festen Trägern oder miniaturisierte Chips, die wiederum auch Teil von integrierten
Reaktionschips sein können. Diese trägergebundenen Nachweissysteme sind besonders geeignet für
Multiplexformate. In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Komplex zwischen Amplifikat
und Fangsonde in Lösung erst vorgebildet und anschließend auf den festen Träger aufgebracht.
Hierzu enthält das Amplikon bevorzugt eine immobilisierbare Gruppe I, die an eine an einer Fest
phase befindlichen Gruppe R binden kann.
Die Art der Festphase richtet sich nach der zur Immobilisierung befähigenden Gruppe I. Bevorzugt
weist sie eine immobilisierende Gruppe R auf, die eine bindende Wechselwirkung mit I eingehen
kann. Ist die immobilisierbare Gruppe beispielsweise ein Hapten, dann kann eine Festphase verwen
det werden, die an ihrer Oberfläche Antikörper gegen dieses Hapten aufweist. Ist die immobilisier
bare Gruppe ein Vitamin, wie z. B. Biotin, dann kann die Festphase bindende Proteine wie Avidin
oder Streptavidin immobilisiert enthalten. Besonders bevorzugte Reste I und R sind Biotin und
Streptavidin. Die Immobilisierung über eine Gruppe an der modifizierten Nukleinsäure ist besonders
vorteilhaft, da sie unter milderen Bedingungen stattfinden kann als beispielsweise Hybridisierungsre
aktionen. Bevorzugt wird zur Immobilisierung der gebildeten Nukleinsäuren die Reaktionsmischung
vor, während oder nach Bildung der Nukleinsäurehybride in ein Gefaß gefüllt, welches an seiner
Oberfläche mit der immobilisierbaren Gruppe reagieren kann. Es ist möglich, eine Festphase in Form
eines porösen Materials, wie einer Membran, eines Gewebes oder eines Vlieses, zu verwenden, auf
welche die Reaktionsmischung aufgegeben wird. Ebenso ist die Verwendung von Perlen, sogenann
ten beads - z. B. Magnetpartikeln oder Latex-Partikeln - möglich. Das Gefäß ist bevorzugt eine
Küvette, ein Röhrchen oder eine Mikrotiterplatte. Die feste Phase sollte mindestens so viele Bin
dungsstellen für die immobilisierbare Gruppe der Sonde haben wie Nukleinsäurehybride und damit
nachzuweisende Nukleinsäuren vorhanden sind. Die Herstellung einer bevorzugten festen Phase ist in
der EP-A- 0 344 578 beschrieben, auf welche vollinhaltlich Bezug genommen wird.
Für die heterogenen Nachweisreaktionen wird nach der Inkubationszeit, während der die Immobili
sierungsreaktion stattfindet, die flüssige Phase aus dem Gefäß, dem porösen Material oder den pelle
tierten beads entfernt. Die Festphase kann anschließend mit einem geeigneten Puffer gewaschen wer
den, da die Bindung der Hybride an der Festphase sehr effizient ist. Die Detektion der gebundenen
Bindekomplexe kann über die während der Nukleinsäuresequenz-Vermehrungsreaktion eingebaute
Detektionsmodifikation im Primer und/oder Nukleotid mit Hilfe von bekannten direkten oder indi
rekten Nachweisarten für diese Modifikationen nach dem Stand der Technik erfolgen.
Bei direkt nachweisbaren Gruppen, beispielsweise Fluoreszenzlabeln, kann die Menge an Markierung
fluorometrisch bestimmt werden. Ist die nachweisbare Gruppe indirekt nachweisbar z. B. ein Hapten,
so wird die modifizierte Nukleinsäure bevorzugt mit einem markierten Antikörper gegen das Hapten
umgesetzt, wie analog in der EP-A-0 324 474 beschrieben. Die Markierung am Antikörper kann
beispielsweise eine Farb- oder Fluoreszenzmarkierung oder bevorzugt eine Enzymmarkierung, wie
β-Galactosidase, alkalische Phosphatase oder Peroxidase, sein. Im Falle der Enzymmarkierung wird
die Menge an Nukleinsäure über die meist photometrische chemoluminometrische oder fluorome
trische Verfolgung einer Reaktion des Enzyms mit einem chromogenen, chemoluminogenen oder
fluorogenen Substrat gemessen. Das Meßsignal ist ein Maß für die Menge ursprünglich vorhandener
nachzuweisender Nukleinsäure und somit ggf. an nachzuweisenden Organismen.
In einer bevorzugten Ausführungsform w∂en die vermehrten Tripartite-Mini-Amplikons durch
Nukleinsäure-Fangsonden oder PNA-Fangsonden gebunden, die kovalent auf Mikrotiterplatten oder
Magnetpartikeln immobilisiert sind. Die Detektion erfolgt in dieser bevorzugten Ausführungsform
nach Bildung des Bindekomplexes und Waschen über eine Biotin-Modifikation eines oder beider
Primer im Amplifikat durch Anlagerung von Avidin-Meerettich-Peroxydase und einer Mischung aus
TMB/IMF-Farbsubstraten.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt der Einbau einer Digoxigenin-Detektions
markierung über eines der Nukleotide der Nukleinsäure-Vermehrungsreaktion. Der Bindekomplex
zwischen Amplifikat und einer Biotin-markierten Nukleinsäure-Fangsonde oder PNA-Fangsonde
wird auf die Oberfläche eines Streptavidin-beschichteten Reaktionsgefäßes gebunden. Nach Waschen
erfolgt Anlagerung von Anti-Digoxigenin-Meerettich-Peroxidase-Antikörperkonjugaten und Farb
nachweis mit dem Farbsubstrat ABTS.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform erfolgt der Nachweis einer oder mehrerer Amplifi
kate nach Bindung durch eine oder mehrere verschiedene kovalent (z. B. Anthrachinon: UV-Licht-
Kopplung oder Gold-Oberfläche: SH-Kopplung) oder koordinativ (z. B. Biotin: Streptavidin) ge
bundene Fangsonden, durch Waschen und durch Detektion eines Fluoreszenz- oder Chemilumines
zenz-Signals, das entweder direkt durch Primärlicht oder über Oberflächenplasmonresonanz oder
E-wave angeregt wurde, mit Hilfe von CCD-Kameras oder konfokalen Fluoreszenz-Scannern.
Bei Verwendung der Sonde als Detektionssonde kann die Sonde entweder gleichzeitig, vor oder
nach Bindung des Amplifikats an die feste Phase binden. In diesem Fall erfolgt die Bindung des
Amplifikats an die feste Phase über Modifikationen, die über einen oder beide Primer oder über die
eingebauten Nukleotide eingebaut wurden. Anschließend wird gewaschen und detektiert.
In einer weiteren Ausführungsform wird der Komplex zwischen Amplifikat und Detektionssonde in
Lösung erst vorgebildet und anschließend auf den festen Träger aufgebracht und gewaschen. Die
Detektion der Festphase-gebundenen Bindekomplexe zwischen Amplifikat und Detektionssonde
erfolgt über die Detektionsmodifikation der Sonde mit Hilfe von bekannten direkten oder indirekten
Nachweisarten für diese Modifikationen nach dem Stand der Technik.
In einer bevorzugten Ausführungsform werden an die Amplifikate, die über einen oder beide Primer
Biotin-Modifikationen enthalten, Ruthenium-Chelat-haltige Detektionssonden gebunden. Die Detek
tionssonden sind entweder Ruthenium-markierte Oligonukleotide oder Ruthenium-markierte PNA-
Oligomere. Nach Bildung des Bindekomplexes zwischen Ruthenium-markierter Detektionssonde und
Biotin-markiertem Amplifikat erfolgt Bindung des Komplexes an Streptavidin-beschichtete Magnet
partikel, Transfer in eine Meßzelle, Anlagerung an eine Elektrode innerhalb der Meßzelle und Erzeu
gung und Messung eines Elektochemilumineszenz-Signals.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die Detektions-Sonde mit Digoxigenin markiert.
Nach Bildung des Bindekomplexes zwischen Digoxigenin-markierter Detektionssonde und Biotin
markiertem Amplifikat erfolgt die Bindung des Komplexes durch eine Fangsonde, die kovalent auf
einer Mikrotiterplatte oder auf Magnetpartikeln immobilisiert ist. Die Detektion erfolgt in dieser be
vorzugten Ausführungsform nach Bildung des Bindekomplexes und Waschen über eine Biotin-Mo
difikation eines oder beider Primer im Tripartite-Mini-Amplikon durch Anlagerung von Avidin-
Meerrettich-Peroxidase und einer Mischung aus TMBPIMF-Farbsubstraten.
Bei der Verwendung von homogenen Reaktionsformaten werden Detektionssonden verwendet, die
entweder gequenchte Fluoreszenzmarkierungen, interne Basensubstitutionen mit Doppelstrang-
Komplex-aktivierbaren Fluoreszenzfarbstoffen oder endständige Energie-Donatoren oder -Akzepto
ren (in Kombination mit entsprechenden Energie-Donatoren oder -Akzeptoren an benachbarten
Primerenden: Energy-Transfer-Komplexe) tragen. In diesen Fällen wird die Detektionssonde schon
während der Nukleinsäure-Vermehrung zugegeben. Im Fall der gequenchten Fluoreszenzmarkierun
gen erfolgt eine Fluoreszenzaktivierung durch Dequenching nach Bindung der Detektions-Sonde an
das entstehende Tripartite-Mini-Amplikon und exonukleolytischer Abbau und Freisetzung des Fluo
reszenzfarbstoff-modifizierten Nukleotids. Im Fall der internen Basensubstitutionen erfolgt die Er
zeugung des Fluoreszenzsignals durch Ausbildung des Bindekomplexes zwischen Detektionssonde
und dem sich bildenden Tripartite-Mini-Amplikon. Im Fall der Energie-Transfer-Komplexe erfolgt
die Bildung eines Fluoreszenzsignals durch benachbarte Anlagerung des markierten Primers und der
markierten Sonde. Die Messung der resultierenden Fluoreszenzsignale erfolgt jeweils bevorzugt
durch Real time-Messungen.
In einer besonderen Ausführungsform werden bei den gequenchten Detektorsonden Fluorescein und
Rhodamin oder Derivate davon als Fluoreszenz- und Quencher-Komponenten verwendet. In einer
weiteren Ausführungsform werden bei den gequenchten Detektorsonden Ruthenium- oder Rhenium-
Chelate und Quinone oder Derivate davon als Elektrochemilumineszenz- und Quencher-Komponen
ten verwendet. In einer weiteren besonderen Ausführungsform werden als interne Basensubstituenten
der Detektorsonde Anthrachinon oder Derivate davon verwendet. In einer weiteren Ausführungs
form werden Cy-5 und Fluorescein oder Derivate davon als Energie-Transfer-Komponenten ver
wendet. In einer speziellen Ausführungsform werden Cyanin-Farbstoffe wie z. B. SYBR Green oder
Acridin-Farbstoffe verwendet.
Besonders bevorzugt im Sinne der Erfindung sind solche Ausführungsformen, bei denen mindestens
eine der Bindesequenzen der Primer und der Sonde nicht für die nachzuweisende Nukleinsäure spe
zifisch ist. Spezifisch im Sinne der Erfindung ist eine Sequenz dann, wenn sie aufgrund einer fortlau
fenden Sequenz von Nukleobasen prinzipiell in der Lage wäre, unter stringenten Bedingungen nur
mit einer Sequenz auf der nachzuweisenden Nukleinsäure, nicht jedoch mit Nukleinsäuren anderer,
nicht nachzuweisender Organismen oder Spezies oder Gruppen von Organismen zu binden. Bevor
zugt ist eine Sequenz dann nicht für eine Sequenz spezifisch, wenn sie unter den Bedingungen,
welche für die Durchführung des Nachweises eingestellt werden, mit anderen Nukleinsäuren hybridi
siert.
Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum spezifischen Nachweis einer Nukleinsäure
umfassend die Schritte Herstellung einer Vielzahl von Amplifikaten eines Teilstücks dieser Nuklein
säure mit Hilfe mindestens zweier Primer, Inkontaktbringen der Amplifikate mit einer Sonde, welche
an das Amplifikat binden kann, und Nachweis der Bildung eines Hybrides aus dem Strang des
Amplifikates und der Sonde, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer der Primer nicht für die
nachzuweisende Nukleinsäure spezifisch ist.
Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ein Reagenzkit zur Durchführung dieses Verfahrens. In die
sem Fall kann der Bereich B Nukleotide enthalten, welche nicht der Bindesequenz E zugehören.
Auch hier sind jedoch Überlappungen der Bindesequenzen der Primer und der Sonde möglich.
In einer weiteren Ausführungsform enthalten die Primer an ihrem 5'-Ende weitere Sequenzen, die
sich im humanen Genom an die Primersequenzen anschließen. Diese Sequenzen sind zwischen 1 und
100, besonders bevorzugt zwischen 5 und 80 Nukleotide lang. Es ist möglich, einen oder beide der
Primer entsprechend zu modifizieren. Die zusätzlichen Sequenzen sind nicht so lang, daß sie eine
Hybridisierung der Primer mit den Bindesequenzen auf dem HCV-Genom verhindern.
In einer weiteren Ausführungsform sind das 5'-Ende des einen Primers und das 5'-Ende des anderen
Primers miteinander kovalent verknüpft. Zwischen den 5'-Enden der Primer können beispielsweise
die angrenzenden humanen Sequenzen befinden.
Bevorzugt binden die Primer an die Bindesequenzen A bzw C', wie oben beschrieben, und die Sonde
an einen zwischen den Enden der Bindesequenzen A und C' gelegenen Bereich B oder das Komple
ment davon.
Auch bei der Verwendung von mindestens einer Sequenz aus den 3 Sequenzbereichen der beiden
Primer und der Sonde, die nicht spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure ist, bleibt die Ge
samtspezifität des Nachweisverfahrens erhalten. Ist eine der Primersequenzen nicht spezifisch für die
nachzuweisende Nukleinsäure, sondern bindet auch an andere Nukleinsäuren, kann kein spezifisches
Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt auf der anderen Nukleinsäure gebildet werden, da die zweite
Primerbindungssequenz fehlt. Unspezifische Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte auf der anderen
Nukleinsäure werden nicht detektiert, da die spezifische Bindungssequenz für die Sonde fehlt. Ist
auch die zweite Primersequenz nicht spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure, kann nur dann
ein spezifisches Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt auf der anderen Nukleinsäure gebildet werden,
wenn beide Primerbindungssequenzen in der gleichen Nukleinsäure-Vermehrungseinheit sind. Dieses
Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt wird ebenfalls nicht detektiert, da die spezifische Bindungsse
quenz für die Sonde fehlt. Ist die Sondensequenz nicht spezifisch für die nachzuweisende Nuklein
säure, jedoch die beiden Primer spezifisch, werden keine Nukleinsäure-Vermehrungsprodukte der
anderen Nukleinsäure gebildet. Ist zusätzlich zur Sondensequenz auch eine der beiden Primersequen
zen nicht spezifisch für die nachzuweisende Nukleinsäure, kann wiederum kein spezifisches Nuklein
säure-Vermehrungsprodukt der anderen Nukleinsäure gebildet werden. Unspezifische Nukleinsäure-
Vermehrungsprodukte der anderen Nukleinsäure, die möglicherweise gebildet werden, enthalten
andere Sequenzen im Sondenbindungsbereich und werden daher nicht detektiert. Sind alle drei Bin
dungssequenzen für die beiden Primer und die Sonde nicht spezifisch für die nachzuweisende Nu
kleinsäure, wird kein Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt gebildet, wenn mindestens eine der beiden
Primersequenzen nicht in einer Nukleinsäure-Vermehrungseinheit der anderen Nukleinsäure liegt.
Liegt die Sondensequenz nicht in der Nukleinsäure-Vermehrungseinheit der beiden Primersequenzen
für die andere Nukleinsäure, kann zwar ein spezifisches Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt der an
deren Nukleinsäure gebildet, aber nicht detektiert werden. Der einzige Fall, daß ein spezifisches Nu
kleinsäure-Vermehrungsprodukt der anderen Nukleinsäure gebildet und detektiert werden kann, ist,
wenn alle drei Sequenzen innerhalb eines Nukleinsäure-Vermehrungsbereichs liegen. Dies kann
jedoch durch entsprechende Sequenzauswahl der Nukleinsäure-Vermehrungseinheit vermieden
werden.
In einer weiteren Ausführungsform findet die Herstellung der Amplifikate unter Einsatz von Nukleo
tiden, besonders bevorzugt Mononukleotiden, weiche jeweils zu A, G, C und/oder T komplementär
sind, statt. Bevorzugt enthält der Bereich B bzw. B' der nachzuweisenden Nukleinsäure alle 4 natür
lichen Nukleobasen.
In einer weiteren Ausführungsform des neuartigen Verfahrens können Teilkomponenten (Primer
oder Sonden) der verschiedenen Primer-Sonden-Kombinationen für die verschiedenen nachzuwei
senden Nukleinsäuren identisch sein. Hierdurch wird die Bestimmung mehrerer Nukleinsäuretargets,
z. B. für unterschiedliche Viren wie HBV, HIV und HCV mit einer einzigen Amplifikationsreaktion
möglich (Multiplex). Ein technischer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß bei Mehr
fachbestimmungen einer Probe ein hoher Grad an Übereinstimmung der Meßwerte erreicht wird.
Im folgenden sollen die beiden Aspekte der vorliegenden Erfindung anhand eines Nachweises für
HCV beschrieben werden. Die Nukleinsäuresequenz von HCV ist beispielsweise in EP-B-0 318 216
beschrieben. Die Sequenzen der beteiligten Komponenten sind in Fig. 4 gezeigt. Das erfindungsge
mäße Verfahren ermöglicht den hochspezifischen und hochsensitiven Nachweis von Virus-Nuklein
säuren wie z. B. HCV-RNA aus der 5'-nichttranslatierten Region des HCV-Genoms in einer Ko
pienzahl von 10 Kopien pro Test mit einem dynamischen Bereich von 105' bedingt durch ein verbes
sertes Signal-Rausch-Verhältnis. Dies ist insofern überraschend, da bei dem Test Primer und Sonden
einsetzbar sind, die ein für den Fachmann nicht bevorzugtes Primer/Sonden-Design aufweisen, näm
lich z. B. Sequenzabschnitte, die zur Primer-Dimer-Bildung neigen, oder Basenfehlpaarungen nahe
dem 3'-Ende. Die kurze Sonde hat einen Schmelzpunkt nahe der Testtemperatur, so daß der Fach
mann keine stabile Bindung der Sonde an das Nukleinsäure-Vermehrungsprodukt erwartet hätte. Bei
den bisherigen Tests mit den längeren, fünfteiligen Nukleinsäure-Vermehrungsprodukten wurde eine
Spezifitäts- und Sensitivitätserhöhung bisher nicht über eine Verkürzung, sondern vielmehr eher über
eine Verlängerung der Primer-Sonden-Sequenzen und/oder des Nukleinsäure-Vermehrungsprodukts
mit den signalgebenden Komponenten versucht.
Der Nachweis von HCV-RNA ist überraschenderweise trotz der kurzen vermehrten Sequenz der
nachzuweisenden Nukleinsäure auch spezifisch und reproduzierbar in positiven HCV-Plasmaproben
möglich, in denen die HCV-RNA nicht sequenzspezifisch vorgereinigt wurde, sondern direkt aus
lysierten und über Glasoberflächen aufkonzentrierten Plasmaproben eingesetzt wurde. HCV-negative
Plasmaproben ergeben kein Signal. Dies ist insofern überraschend, da das HCV-RNA-Genom sehr
labil ist gegenüber Fragmentierung in Plasma-Lysaten. Mit z. B. HW-Plasmaproben, HBV-Serum
proben, Chlamydiaproben aus Urin oder Human-DNA-Proben aus Vollblut, die ebenfalls über Glas
oberflächen aufkonzentriert wurden, wird mit den eingesetzten Primern und Sonden ebenfalls kein
Signal erhalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann verwendet werden, um einen oder mehrere der für den Stand
der Technik geschilderten Nachteile zu vermeiden oder um einen oder mehrere der folgenden Vor
teile zu realisieren. Die PCR-Zyklen können sehr viel kürzer sein. Die Gesamtzeit der Nachweisver
fahren kann dadurch verkürzt werden. Die Sensitivität des Nachweises kann erhöht werden, da
weniger Kompetition/Verdrängung zwischen dem kurzen Gegenstrang des Amplikons und der
Detektorsonde stattfinden kann. Die Spezifität des Nachweises wird erhöht, da der relative Anteil
der internen Detektorregion gegenüber der gesamten Amplikonlänge erhöht wird. Die Differenzier
barkeit von Subtypen kann erhöht werden. Der Nachweishintergrund kann gesenkt werden, da kurze
Amplika weniger Potential für unspezifische Hybridisierung mit sich bringen. Aus diesem Grund
kann das Signal-Rausch-Verhältnis erhöht werden. Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse kann er
höht werden, da kleinere Targetregionen auf RNA-Genomen weniger sensitiv für RNA-Abbau sind.
Die Möglichkeiten zur Ausbildung von Sekundärstrukturen werden reduziert.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert:
Alle verwendeten Oligonukleotide sind linear und einzelsträngig.
Die RNA-Isolierung aus Plasma erfolgte anhand folgenden Probenvorbereitungsprotokolls:
- 1. Plasma (420 µl) mit 80 µl Proteinase K (25 mg/ml) mischen und einige Sekunden vortexen
- 2. Zugabe von 500 µl Lysepuffer (inkl. 1 µg Carrier-RNA (polyA)/ml): 5,4 M Guanidinium- Thiocyanat; 10 mM Harnstoff; 10 mM Tris-HCl; 20% Triton X 100; pH 4,4
- 3. vortexen und anschließend 10 min bei RT schütteln
- 4. Zugabe von 500 µl Isopropanol-MGP (6 mg magnetische Glaspartikel in Isopropanol)
- 5. vortexen und anschließend 20 min bei RT schütteln
- 6. Magnetseparation der MGPs
- 7. Überstand abnehmen und verwerfen
- 8. Zugabe von 750 µl Waschpuffer: 20 mM NaCl; 20 mM Tris-HCl pH 7,5; 70% Ethanol
- 9. MGPs auf Vortex resuspendieren und erneute Magnetseparation
- 10. Waschvorgang insgesamt 5mal wiederholen
- 11. Zugabe von 100 µl DEMC-Wasser zur Elution
- 12. 15 min bei 80°C schütteln
- 13. Magnetseparation
- 14. 10 µl des Eluats in der RT-PCR einsetzen.
Der Wildtypstandard "pHCV-wt" wurde zunächst durch Amplifikation eines Abschnitts des
HCV-Genoms mit den Primern KY80 (5'-gcagaaagcgtctagccatggcgt-3', SEQ.ID.NO.1) und
KY78 (5'-ctcgcaagcaccctatcaggcagt-3', SEQ.ID.NO.2) gewonnen und das Amplikon an
schließend über eine sog. "blund-end"-Klonierung in den Vektor pBluescript SK+ kloniert.
Nach Vermehrung der bakteriellen Zellen wurde das Plasmid isoliert, durch restriktionsen
zymatischen Verdau linearisiert und über eine in-vitro-Transkription das entsprechende RNA-
Fragment gewonnen und aufgereinigt.
Die Quantifizierung der RNA erfolgte über photometrische Messung der Absorption bei
260 nm.
Alle hier beschriebenen molekularbiologischen Verfahren können einschlägigen Methodik-
Büchern entnommen werden (e.g. Maniatis et al.; Ausubel et al.).
Die Amplifikation erfolgte mit den u.g. Reagentien und nach u.g. Cyclerprotokoll:
Reagentien | |
Endkonzentration im Mastermix | |
5×RT-PCR-Puffer | 1× |
MnOAc | 2,5 mM |
Tth-Polym. | 10 u |
dNTP-Mix | 200 µM (dATP, dCTP, dGTP)/600 µM (dUTP) |
UNG | 2 u |
Primer forw. HC2F | 0.3 µM (5'-agtatgtgtgtcgtgcagcc-3', SEQ.ID.NO.3) |
Primer rev. HCIF-bio | 0.3 µM (5'bio--tggctctcccgggagtgg-5', SEQ.ID.NO.4) |
Die Amplifikation wurde nach folgenden Cyclerprotokoll durchgeführt:
Die gesamte Detektionsreaktion erfolgte vollautomatisiert an einem Elecsys® 1010-Analyse-
Automaten (Boehringer Mannheim GmbH). Kurzbeschreibung:
- 1. Entnahme von 10 µl Amplifikat und 35 µl Denaturierungslösung (BM-Id-No. 1469053)
- 2. Inkubation in einem Reaktionsgefaß für 5 min bei 37°C
- 3. Zugabe von 120 µl Hybridisierungslösung BM-Id-No. 146 9045 versetzt mit 25 ng/ml Ruthenium-markierter Sonde
- 4. Inkubation für 30 min bei 37°C
- 5. Zugabe von 35 µl einer Elecsys® SA Magnetbeadlsg. (BM-Id-No. 171 9556)
- 6. Inkubation für 10 min bei 37°C
- 7. Messung der Elektrochemilumineszenz von 120 µl des Reaktionsgemisches in der Elecsys® 1010-Meßzelle.
Zur Hybridisierung wurden zwei unterschiedliche Ruthenium-gelabelte Sonden verwendet:
PNA-Sonde: Ru-(Ser)2-TCCAGGACCC-Ser-Gly
DNA-Sonde: 5'-Ru-CTCCAGGACCCC-3', SEQ.ID.NO.5.
Amplifiziert wurden in Doppelbestimmungen 101, 102, 103, 104 und 105 Kopien HCV-RNA-Stan
dard. Als Kontrollen dienten ein HCV-negatives Plasma, ein HCV-positives Plasma (nach Proben
vorbereitung) und Wasser. Nach Amplifikation wurden alle Proben gemessen (ECL-Detektion,
Elecsys® 1010).
- - Die Verwendung der Primer HC2F/HCIF-bio führt zu einer sehr guten Amplifikation in der RT-PCR, gemessen an dem Signalniveau: Hierbei wird der gesamte Detektionsbereich des Elecsys® ausgenutzt (ca. 5 log-Stufen).
- - Es erfolgt eine sehr gute Signalabstufung innerhalb der Verdünnungsreihe.
- - Der Background, gemessen an HCV-negativem Plasma und Wasser, ist relativ gering.
- - Es ist sowohl die Verwendung von PNA als auch DNA als Sonde möglich.
Hierzu wurden unterschiedliche Ausgangsnukleinsäuren (human-genomische DNA; HIV-RNA,
HBV-DNA, Chlamydia-DNA) mit den o.g. Primern und Sonden getestet. Als Positiv-Kontrolle
diente HCV-Plasma und als Negativ-Kontrolle HCV-Negativ-Plasma sowie Wasser.
- - Beide verwendeten Sonden (PNA, DNA) ergeben nur mit ihrem zugehörigen Analyten ein Signal in der ECL-Messung. Das bedeutet: Keine detektierbaren unspezifischen Amplifikationen mit den verwendeten Primern und Sonden.
Für dieses Experiment wurden unterschiedliche Amplifikate anderer Analyten mit den jeweiligen
spezifischen Primern hergestellt und dann gegen die o.g. PNA- und DNA-Sonden hybridisiert. Die
Kontrolle der erfolgten Amplifikationen erfolgte mit der jeweiligen zugehörigen Analyt-Sonde.
- - Die Kontrollreaktionen (HIV, HBV, Chlamydia) ergeben den deutlichen Nachweis von Amplifikat mit der entsprechenden Sonde.
- - Die verwendeten PNA- sowie DNA-Sonden ergeben nur mit HCV ein spezifisches Signal.
- - Es treten keine unspezifischen Hybridisierungen der PNA/DNA-Sonden mit anderen Amplifikaten auf.
.
Claims (19)
1. Verfahren zum Nachweis einer Nukleinsäure umfassend die Schritte
- - Herstellung einer Vielzahl von Amplifikaten eines Teilstücks dieser Nukleinsäure mit Hilfe zweier Primer, von denen einer an eine Bindesequenz (A) eines Stranges der Nukleinsäure binden kann und von denen der andere an eine Bindesequenz C', die zu einer mit A nicht überlappenden, in 3'-Richtung von A gelegenen Sequenz C im wesentlichen komplementär ist, binden kann,
- - Inkontaktbringen der Amplifikate mit einer Sonde mit einer Bindesequenz D, welche an die zwischen den Sequenzen A und C gelegene Sequenz B oder das Komplement davon binden kann, und
- - Nachweis der Bildung eines Hybrides aus einem Amplifikat und der Sonde, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen den Bindesequenzen A und C gelegene Sequenz keine Nukleotide enthält, die nicht dem aus der Bindesequenz D der Sonde und der hiervon gebundenen Sequenz des Amplifikats gebildeten Sequenzbereich E zugehören.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bindesequenz D der Sonde mit
einer oder beiden Bindesequenzen der Primer überlappt.
3. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens einer der Primer an seinem nicht verlängerbaren Teil Nukleotide aufweist, die nicht direkt
mit der nachzuweisenden Nukleinsäure oder ihrem Komplement hybridisieren.
4. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet daß minde
stens eine der Bindesequenzen nicht für die nachzuweisende Nukleinsäure spezifisch ist.
5. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Ge
samtlänge der Bindesequenzen von dem von der Bindesequenz der Sonde wegweisenden Teil
der Bindesequenz des einen Primers bis zu dem ebenfalls von der Bindesequenz der Probe
wegweisenden Teil des anderen Primers kleiner ist als 100 Nukleotide.
6. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens einer der Primer immobilisierbar und die Sonde nachweisbar markiert ist.
7. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens einer der Primer nachweisbar und die Sonde immobilisierbar markiert oder immobilisiert
ist.
8. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sonde sowohl durch einen Fluoreszenzquencher als auch einen Fluoreszenzfarbstoff markiert
ist.
9. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß einer der
Primer durch eine erste Energietransferkomponente und die Sonde durch eine zweite, davon
verschiedene Energietransferkomponente markiert ist.
10. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Amplifikat durch physikalische und/oder spektroskopische Methoden detektiert wird.
11. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens einer der Primer nicht für die nachzuweisende Nukleinsäure spezifisch ist.
12. Verfahren gemäß Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß zwei der Primer nicht für die
nachzuweisende Nukleinsäure spezifisch sind.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 11 und 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Sonde
nicht spezifisch ist für die nachzuweisende Nukleinsäure.
14. Verfahren gemäß einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in der
Amplifikation jeweils zu A, G, C und T komplementäre Nukleotide eingesetzt werden.
15. Verfahren zum Nachweis einer Nukleinsäure umfassend die Schritte
- - Herstellung einer Vielzahl von Amplifikaten eines Teilstücks dieser Nukleinsäure mit Hilfe zweier Primer, von denen einer an eine Bindesequenz A der Nukleinsäure binden kann und von denen der andere an eine Bindesequenz C', die zu einer mit A nicht überlappenden, in 3'-Richtung von A gelegenen Sequenz C komplementär ist, binden kann, und Nachweis der Amplifikate mittels Massenspektroskopie.
16. Verfahren zum spezifischen Nachweis einer Nukleinsäure umfassend die Schritte
- - Herstellung einer Vielzahl von Amplifikaten eines Teilstücks dieser Nukleinsäure mit Hilfe mindestens zweier Primer,
- - Inkontaktbringen der Amplifikate mit einer Sonde, welche an das Amplifikat binden kann, und
- - Nachweis der Bildung eines Hybrides aus dem Amplifikat und der Sonde, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer der Primer nicht für die nachzuweisende Nu kleinsäure spezifisch ist.
17. Verfahren gemäß Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß zwei der Primer nicht für die
nachzuweisende Nukleinsäure spezifisch sind.
18. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 16 und 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Sonde
nicht spezifisch ist für die nachzuweisende Nukleinsäure.
19. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 16 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß in der Amplifi
kation jeweils zu A, G, C und T komplementäre Nukleotide eingesetzt werden.
Priority Applications (17)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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