DE19706489C2 - Verwendung von 2-Desoxyglucose zur Behandlung von Human-Papilloma-Virus-assoziierten Läsionen und/oder Neoplasien - Google Patents
Verwendung von 2-Desoxyglucose zur Behandlung von Human-Papilloma-Virus-assoziierten Läsionen und/oder NeoplasienInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von 2-Desoxyglucose zur
Behandlung von Human-Papilloma-Virus-assoziierten Läsionen bzw. Neoplasien.
Der Transkriptionsfaktor NF-κB stellt ein zentrales Schaltelement bei der Zytokin-
vermittelten Signaltransduktion immunologischer Prozesse dar. Dieser Aspekt
spielt auch bei der Immunabwehr während der Virus-assoziierten Pathogenese
bestimmter Tumoren eine Rolle. Beispielsweise seien humanpathogene Papillom
viren (HPV) genannt, die das Epithelgewebe von Mensch und Tier infizieren.
Human-Papillomviren finden sich in benignen, z. B. Warzen, Kondylome im
Genitalbereich, und malignen, z. B. Karzinome der Haut und der Gebärmutter,
epithelialen Neoplasmen (vgl. zur Hausen, H., Cancer Research 49 (1989),
Seiten 4677-4681). Auch werden HP-Viren für die Entwicklung maligner Tumo
ren des Respirationstrakts in Betracht gezogen (vgl. zur Hausen, H., Cancer
Research 36 (1976), Seite 530). Desweiteren werden HP-Viren für die Entwick
lung squamöser Karzinome der Lunge als zumindest mitverantwortlich angese
hen (vgl. Syrjänen, K. J., Lung 158 (1980), Seiten 131-142).
Es wurde vor einiger Zeit herausgefunden, daß bestimmte Zytokine, z. B. TNF-α,
in der Lage sind, die Transkription humanpathogener Viren zu unterdrücken und
damit direkt mit der Proliferation infizierter Zellen zu interferieren. Aus in-vitro
Untersuchungen ist jedoch bekannt, daß die Sensitivität der betreffenden Wirts
zellen gegenüber einem Zytokin offensichtlich mit deren Malignitätsgrad korre
liert. Während immortalisierte, nicht tumorigene Keratinozyten deutlich unter
Zytokineinfluß in ihrem Wachstum gehemmt werden, sind Zervixkarzinomzellen
gegenüber derselben Zytokinbehandlung resistent. Dies scheint eine direkte oder
indirekte Folge unterschiedlicher NF-κB-Aktivität in nicht-malignen und malignen
Zellen zu sein. Es besteht deshalb der Bedarf nach Substanzen, die die NF-κB-
Aktivität auch in malignen Zellen beeinflussen und dadurch die virale Transkrip
tion unterdrücken.
US-A-4,603,122 beschreibt ein Verfahren zum Behandeln von Herpes-Virus-Infek
tionen durch Gabe von 2-Desoxyglucose.
Chem. Abstr. 108: 68365 beschreibt die inhibitorische Wirkung von 2 Kombinatio
nen von Glycosylierungsinhibitoren, d. h. von Tunicamycin mit Desoxyglucose und
von Glucosamin mit Desoxyglucose, auf Newcastle-Disease-Virus (NDV).
Chem. Abstr. 104: 28453 betrifft die inhibierende Wirkung von 2-Desoxyglucose
auf die Freisetzung von Baboon-endogenem Virus.
Mohanty et. al., Antiviral Res. 1986, 6(3), S. 137-149 beschreibt die Inhibition der
Herpes-Simplex-Virus-Typ-1-Rezeptorexpression durch 2-Desoxy-2-Glucose.
Stohrer et. al., J. of Virology, Nov. 1979, S. 412-419 betrifft die Inhibition von
Rous-Sarcoma-Virus-Replikation durch 2-Desaxyglucose und Tunicamycin.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb in der Bereitstellung
einer Möglichkeit, um eine selektive Suppression der viralen Transkription in
HPV-Virus-befallenen nicht-malignen, prä-malignen und malignen Zellen zu erreichen.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die Gegenstände der Patentansprüche.
Um therapeutische Ansätze zur Behandlung bereits fortgeschrittener Virus-
assoziierter Läsionen bzw. Neoplasien entwickeln zu können, wurden von den
Erfindern die Mechanismen untersucht, die für den Unterschied der Zytokin-
vermittelten Signaltransduktion in malignen und nicht-malignen Zellen verant
wortlich sind. Bei der Analyse von Protein-DNA-Interaktionen durch sog. "elec
trophoretic mobility band-shift-assays" konnte nun eine unterschiedliche NF-κB-
Regulation nachgewiesen werden. So ist NF-κB in nicht-malignen HeLa-Fibroblast-
Hybriden weitaus stärker durch Zytokine, wie TNF-α, aktivierbar als in unfusio
nierten parentalen HeLa-Zellen. Ferner ist die p50-Untereinheit von NF-κB, d. h.
derjenige Anteil, welcher die trans-aktivierende und somit biologische Wirkung
der p65-Komponente von NF-κB kompensiert, in malignen Zellen überrepräsen
tiert. Dies könnte eine mögliche Ursache für die unterschiedliche Sensitivität
gegenüber Zytokinen darstellen.
Es wurde inzwischen herausgefunden, daß der Transkriptionsfaktor NF-κB nicht
nur von bestimmten Zytokinen induziert wird, sondern auch von 2-Desoxy
glucose (2-DG). Dabei spielt offenkundig intrazelluläres Calcium (Ca2+) als
"second messenger" bei der Aktivierung von NF-κB eine entscheidende Rolle.
Werden beispielsweise HPV-positive Zellen mit nicht-zytotoxischen Dosen von
(2-DG) inkubiert, zeigt sich, daß (2-DG) im Gegensatz zu TNF-α in der Lage ist,
die Transkription humanpathogener HPV-Typen, z. B. HPV 16/18, unabhängig
vom Malignitätsgrad der Wirtszelle zu inhibieren. Dies gilt entsprechend auch für
andere humanpathogene Viren, die Neoplasien auslösen können, wie das HBV
(Hepatitis-B-Virus) oder EBV (Eppstein-Barr-Virus).
Entsprechende Kontrollhybridisierungen ergaben, daß die Suppression durch die
Gabe von (2-DG) selektiv verläuft, denn die Transkription anderer zellulärer
Gene, z. B. des β-Aktins, bleibt unbeeinflußt. Durch Messungen der Transkrip
tionsrate in isolierten Zellkernen, sog. "nuclear run-on-assays", konnte weiter
nachgewiesen werden, daß die (2-DG)-vermittelte virale Suppression keine post
transkriptionelle Labilisierung der viralen RNA im Sinne eines post-transkriptionel
len Kontrollmechanismus induziert, sondern daß eine Regulation auf der Ebene
der Initiation der Transkription stattfindet. Die Selektivität des Suppressions
mechanismus auf die Initiation der viralen Transkription läßt sich dadurch bele
gen, daß unter denselben Bedingungen, unter denen die virale Expression unter
drückt wird, die Transkription des zellulären Proto-Onkogens c-myc in seiner
Aktivität sogar gesteigert wird. Mittels Durchflußzytometrie konnte in diesem
Zusammenhang gezeigt werden, daß die durch (2-DG)-induzierte erhöhte c-myc-
Expression für die zeitabhängige Akkumulation apoptotischer Zellen verantwort
lich ist. Weiterhin wurde durch die Erfinder gezeigt, daß sich der (2-DG)-Effekt
auf die virale Expression durch TMB-8, einen intrazellulären Ca2+-Chelator,
komplett wieder aufheben läßt, was für die Beteiligung von Ca2+ bei der Aktivie
rung von NF-κB spricht. Außerdem wurde herausgefunden, daß neben c-myc
auch die p53-Expression durch (2-DG) induziert wird. Diese Wirkungen von (2-
DG) auf den gesamten Transkriptions- und Signaltransduktionsweg verursachen
eine umfassende Verminderung der eigentlichen Wirkungen des Virus und
können die Entstehung Virus-induzierter Tumoren verhindern bzw. rückgängig
machen.
Für die therapeutische Anwendung wird die (2-DG) üblicherweise mit Hilfs-, Füll-
und/oder Zusatzstoffen zusammen in einer pharmazeutischen Formulierung ver
wendet, vorzugsweise in Form von Zäpfchen, Salben, Lösungen, Dispersionen,
Emulsionen, Aerosolen, Schäumen, teilchenförmigen Mitteln, z. B. Granulaten,
Agglomeraten, Puder, Mikroperlen, Adsorbate, Pillen, Pastillen, Tabletten, Dra
gees, Kapseln, Gewebe- oder Fadengrundlagen, mit Bandagen oder Verbänden
sowie in Carriern, z. B. Liposomen.
Die Verabreichung erfolgt zur topischen Therapie vorzugsweise lokal, intracutan,
transcutan oder vaginal; zur systemischen Anwendung vorzugsweise parenteral,
z. B. intravenös, intraarteriell oder durch Inhalation, peroral oder rectal; zur
Anwendung in Hohlräumen vorzugsweise intrathekal, intraperitoneal oder in
tracavitär.
Die Wirkortkonzentration hängt von der Verabreichungsform ab und sollte sich
nicht zytotoxisch auswirken.
Bei den zu behandelnden HPV-Virus-assoziierten Erkrankungen handelt es sich vor
zugsweise um Läsionen im nicht- bzw. prä-malignen Stadium, die durch HPV
16/18 ausgelöst worden sind. Bei den zu behandelnden HPV-Virus-assoziierten
Neoplasien handelt es sich vorzugsweise um Zervixkarzinome.
Fig. 1 zeigt: Transkriptionsanalyse endogener viraler HPV18-Sequenzen in Zer
vixkarzinomzellen (Northern Blot).
Die Erfindung wird durch das nachfolgende Beispiel erläutert.
(2-DG) (erhältlich von Fa. Sigma Chemicals) wurde in PBS-Puffer auf eine Kon
zentration von 500 mg/ml gelöst. HPV18-positive Zervixkarzinomzellen wurden
ausgesät und am folgenden Tag mit (2-DG) behandelt. Dies erfolgte durch Ein
bringen von gelöstem (2-DG) auf eine Endkonzentration von 7,5 mg/ml in das
DMEM-Kulturmedium. Der Effekt auf die HPV18-Transkription wurde nach 2 bis
3 Stunden in der Northern Blot-Analyse, die unter Standardbedingungen durch
geführt wurde, sichtbar. Das Ergebnis des Northern Blot ist in Fig. 1 gezeigt.
Daraus geht hervor, daß die HPV18-RNA bei behandelten Zellen gegenüber
derjenigen aus Kontrollzellen (unbehandelte Zellen) nach 2 Stunden Inkubation
mit (2-DG) abnahm, was für eine schnelle und effiziente Suppression der viralen
Transkription spricht.
Claims (3)
1. Verwendung von 2-Desoxyglucose zur Behandlung von Human Papilloma-
Virus-assoziierten Läsionen und/oder Neoplasien.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei das HPV-Virus HPV 16/18 ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, wobei es sich bei den
virus-assoziierten Läsionen um Papillomwarzen bzw. bei den Virus-assozi
ierten Neoplasien um Zervixkarzinome handelt.
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