DE19638650C1 - Zweistufiges thermisches Abfallbeseitigungs-Verfahren - Google Patents
Zweistufiges thermisches Abfallbeseitigungs-VerfahrenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein zweistufiges thermisches
Verfahren zur Behandlung von Abfall, bei dem in einer ersten
Stufe der Abfall pyrolysiert wird, wodurch Pyrolysekoks ent
steht, und bei dem in einer zweiten Stufe der Pyrolysekoks in
einer Hochtemperatur-Brennkammer verbrannt wird, wodurch ein
abziehbarer Schlackenfluß entsteht und gleichzeitig Flugstaub
anfällt, welcher Flugstaub in die Hochtemperatur-Brennkammer
eingebracht wird.
Auf dem Gebiet der Abfall-Behandlung ist das sogenannte
Schwel-Brenn-Verfahren bekannt geworden. Dieses Verfahren und
eine danach arbeitende Anlage zur thermischen Abfallentsor
gung sind beispielsweise in der EP 0 302 310 A1 sowie in der
DE 38 30 153 A1 beschrieben. Die Anlage zur thermischen Ab
fallentsorgung nach dem Schwel-Brenn-Verfahren enthalt als
wesentliche Komponenten eine Schweleinrichtung (Schwel
trommel, Pyrolysereaktor) und eine Hochtemperatur-Brennkam
mer. Die Schweleinrichtung setzt bei Beheizung den über eine
Abfall-Transporteinrichtung aufgegebenen Abfall in einem un
terstöchiometrisch ablaufenden Schwel- oder Pyrolysevorgang
in Schwelgas und Pyrolysereststoff (festes kohlenstoffhal
tiges Schwelgut) um. Das Schwelgas und der Pyrolysereststoff
werden nach geeigneter Aufbereitung, insbesondere nach Aus
sortierung von wiederverwertbaren Fraktionen, dem Brenner der
Hochtemperatur-Brennkammer zugeführt. In der Hochtemperatur-Brennkammer
entsteht schmelzflüssige Schlacke, die über einen
Abzug entnommen wird und die nach Abkühlung in glasartiger
Form vorliegt. Das entstehende Rauchgas wird über eine Rauch
gasleitung einem Kamin als Auslaß zugeführt. In diese Rauch
gasleitung sind insbesondere ein Abhitzedampferzeuger als
Kühleinrichtung, eine Staubfilteranlage und eine Rauchgas
reinigungsanlage eingebaut. Weiterhin befindet sich in der
Rauchgasleitung ein Gasverdichter, der direkt am Ausgang der
Rauchgasreinigungsanlage angeordnet und als Saugzuggebläse
ausgebildet sein kann. Der eingebaute Gasverdichter dient zur
Aufrechterhaltung eines - wenn auch nur geringen - Unter
drucks in der Schweltrommel. Durch diesen Unterdruck wird
verhindert, daß Schwelgas durch die Ringdichtungen der
Schweltrommel nach außen in die Umgebung austritt.
Durch die Abfall-Transporteinrichtung wird Abfall unter
schiedlicher Art, z. B. zerkleinerter Hausmüll, hausmüllähnli
cher Industrieabfall und zerkleinerter Sperrmüll, aber auch
entwässerter Schlamm, der Schweltrommel zugeleitet.
Als Schweleinrichtung wird in der Regel eine sich drehende,
relativ lange Schweltrommel eingesetzt, die innen eine Viel
zahl von parallelen Heizrohren aufweist, an denen der Abfall
weitgehend unter Luftabschluß aufgeheizt wird. Die Schwel
trommel dreht sich dabei um ihre Langsachse. Vorzugsweise ist
die Langsachse der Schweltrommel etwas gegenüber der Horizon
talen geneigt, so daß sich das feste Schwelgut am Ausgang der
Schweltrommel ansammeln und von dort über ein Schwelgas- und
Reststoff-Austragsgehäuse mit Reststoff-Fallschacht in Rich
tung auf eine Reststoff-Trennvorrichtung zur Aussortierung
der wiederverwertbaren Fraktionen ausgetragen werden kann.
Dieses Austragsgehäuse ist auch mit einem Austragsrohr für
das Schwelgas versehen. An die Konstruktion der Hochtempera
tur-Brennkammer samt Brenner werden hohe Anforderungen ge
stellt.
Das Schwel-Brenn-Verfahren ist also ein zweistufiges thermi
sches Verfahren zur Behandlung von Abfall. In der ersten
Stufe wird der Abfall pyrolysiert. Anschließend wird der Py
rolysekoks abgetrennt. Im Pyrolysekoks enthaltene verwertbare
Stoffe werden herausgenommen. Der verbleibende Pyrolysekoks
wird zusammen mit dem Pyrolysegas in der Hochtemperatur-Brennkammer
verbrannt. Das feinkörnige Inertmaterial schmilzt
hierbei auf, und der Schlackenfluß erstarrt in einem Wasser
bad zu einem Schmelzgranulat. Der beim Verbrennen im Rauchgas
anfallende Flugstaub scheidet sich überwiegend im Abhitzekes
sel und im Elektrofilter ab und wird anschließend über ein
Zwischensilo wieder in die Hochtemperatur-Brennkammer einge
bracht. Auf diese Weise ist ein interner Stoffkreislauf ge
schaffen.
Untersuchungen haben nun gezeigt, daß sich einige Elemente in
diesem internen Stoffkreislauf anreichern, vor allem Schwe
fel, Chlor, Alkali-Metalle, Erdalkali-Metalle und einige
Schwermetalle. Insbesondere fallen hier erste Sulfatphasen
an. Weiterhin wurde beobachtet, daß bisweilen Schwefel über
die Schlacke in Form einer zweiten, teilweise wasserlöslichen
Sulfatphase (Glasgalle) oder Mischung solcher Sulfatphasen
aus dem Schwel-Brenn-Stoffkreislauf ausgetragen wird. Der
Glasgallen-Anteil des Schmelzgranulats beeinträchtigt das
Elutions- und somit das Umweltverhalten. Somit ist die tech
nologische Verwertbarkeit des Schmelzgranulats mit Nachteilen
behaftet, wenn es eine sulfatische Phase (Glasgalle) enthält.
Ein völliger Austrag des Schwefels über das Rauchgas sowie
über die im Prozeß erreichbaren Löslichkeiten von Schwefel im
Schmelzgranulat ist beim derzeitigen Kenntnisstand nicht mög
lich.
Es ist also erforderlich, nach Wegen zu suchen, wie man im
internen Stoffkreislauf anfallende Schadstoffe, insbesondere
Schwefel, in Form von Verbindungen wie Sulfaten (Glasgalle)
beseitigen oder auf umweltverträgliche Art und Weise einbin
den kann. Dies gilt insbesondere für die Glasgalle.
Um die Glasgallenbildung zu verringern, wurde bereits dies
seits erwogen, Anteile der schwefelhaltigen Stäube aus dem
Stoffkreis lauf des Schwel-Brenn-Verfahrens auszuschleusen
und/oder durch Waschen der Stäube deren Schwefelgehalt zu
verringern. Dies bedeutet aber einen erheblichen Aufwand, der
nach Möglichkeit vermieden werden sollte. Zu beachten ist da
bei, daß der thermische Abfall-Beseitigungsprozeß bei allen
Maßnahmen, die ergriffen werden, nicht unterbrochen werden
darf.
Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, bei einem
Verfahren der eingangs genannten Art dafür zu sorgen, daß die
sich aufkonzentrierenden Schadstoffe in irgendeiner Weise de
finiert abgetrennt werden können, so daß eine umweltschonende
Beseitigung möglich ist.
Die Erfindung beruht auf der folgenden Erkenntnis: Wie er
wähnt, kommt es im Schwel-Brenn-Verfahren allmählich zu einer
Aufkonzentration von Schwefel, überwiegend in Form von Al
kali-Sulfaten und Alkali-Erdalkali-Mischsulfaten, im internen
Kreislauf. Eine theoretische Analyse der Systemdynamik ergibt
nun, daß diese Aufkonzentration im internen Kreislauf zeitli
chen Schwankungen unterliegen kann, auch wenn die äußeren
Randbedingungen konstant gehalten werden.
Siehe Plaschko, P.
und Brod, K., "Höhere mathematische Methoden für Ingenieure
und Physiker", Springer-Verlag, Berlin, 1989, Kapitel 13.
Solche Schwankungen können nun im Schwel-Brenn-Verfahren ge
zielt herbeigeführt oder aber verstärkt werden.
Die genannte Aufgabe wird demgemäß erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß das Einbringen des Flugstaubs in die Hochtempera
tur-Brennkammer einen vorgegebenen Zeitraum lang ganz oder
teilweise unterbrochen wird, und daß während dieses Zeitraums
eine relativ wenig schadstoffbelastete Schlacke abgezogen
wird.
Mit anderen Worten: Man unterbricht die Staubrückführung
teilweise oder gänzlich für den bestimmten Zeitraum, lagert
die zurückgehaltenen Stäube vorzugsweise in einem zusätzli
chen Staubsilo zwischen, und führt diese Stäube anschließend
dem System wieder zu. Nach dem vorgegebenen Zeitraum wird be
vorzugt der anfallende Flugstaub wieder für eine vorgegebene
Zeitperiode in die Hochtemperatur-Brennkammer eingebracht,
und während dieser Zeitperiode wird eine relativ stark schad
stoffbelastete Schlacke abgezogen, die dennoch spezielle Ver
wendung finden kann.
Im Schwel-Brenn-Verfahren wird also bei Prozeßzeiten der
teilweisen und gänzlichen Staubzurückhaltung die Glasgallen
bildung unterbunden. Bei Prozeßzeiten (Zeitperioden), in de
nen die vorher zurückgehaltenen Stäube wieder zugeführt wer
den, treten im System und den das System verlassenden Stoff
strömen hohe Schwefelkonzentrationen auf. Das System wird
hierdurch an Schwefel periodisch ab- und angereichert. Man
erhält folglich Zeitintervalle, in denen das Schmelzgranulat
keine oder nahezu keine Glasgalle enthält. Der Schwefelaus
trag erfolgt konzentriert in den jeweils anderen Zeitinter
vallen. Produkte, die in diesen anderen Zeitintervallen an
fallen, sind entsprechend höher schwefelbelastet und werden
von den höherwertigen schwefelärmeren Produkten getrennt. Auf
diese Weise gelingt es, zumindest zeitweise, hochwertige Pro
dukte zu erzielen.
Dieses hier angegebene Verfahren kann in ähnlicher Weise auch
für andere Elemente gelten oder herbeigeführt werden.
Claims (8)
1. Zweistufiges thermisches Verfahren zur Behandlung von Ab
fall, bei dem in einer ersten Stufe der Abfall pyrolysiert
wird, wodurch Pyrolysekoks entsteht, und bei dem in einer
zweiten Stufe der Pyrolysekoks in einer Hochtemperatur-Brenn
kammer verbrannt wird, wodurch ein abziehbarer Schlackenfluß
entsteht und gleichzeitig Flugstaub anfällt, welcher Flug
staub in die Hochtemperatur-Brennkammer eingebracht wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ein
bringen des Flugstaubs in die Hochtemperatur-Brennkammer ei
nen vorgegebenen Zeitraum lang ganz oder teilweise unterbro
chen wird, und daß während dieses Zeitraums eine relativ we
nig schadstoffbelastete Schlacke abgezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß während
des vorgegebenen Zeitraums der Flugs taub abgetrennt und zu
rückgehalten und danach in einem Staubsilo zwischengelagert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß nach dem
vorgegebenen Zeitraum der anfallende Flugstaub wieder für
eine vorgegebene Zeitperiode in die Hochtemperatur-Brennkam
mer eingebracht wird, und daß während dieser Zeitperiode eine
relativ stark schadstoffbelastete Schlacke abgezogen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der vor
gegebene Zeitraum und die vorgegebene Zeitperiode sich perio
disch wiederholen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 und 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die rela
tiv wenig schadstoffbelastete Schlacke von der relativ stark
schadstoffbelasteten Schlacke getrennt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
gekennzeichnet durch seine Anwendung beim Schwel-
Brenn-Verfahren.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die rela
tiv stark schadstoffbelastete Schlacke als Schadstoff Schwe
fel, insbesondere Sulfat, enthält.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die
relativ schadstoffbelastete Schlacke als Schadstoff zumindest
eines der staubgebundenen Schwermetalle Cn, Zn, Ti, Pb, Cd
enthält.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996138650 DE19638650C1 (de) | 1996-09-20 | 1996-09-20 | Zweistufiges thermisches Abfallbeseitigungs-Verfahren |
JP27043897A JPH10102064A (ja) | 1996-09-20 | 1997-09-17 | 熱によるごみ処理方法 |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996138650 DE19638650C1 (de) | 1996-09-20 | 1996-09-20 | Zweistufiges thermisches Abfallbeseitigungs-Verfahren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19638650C1 true DE19638650C1 (de) | 1997-12-11 |
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ID=7806388
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996138650 Expired - Fee Related DE19638650C1 (de) | 1996-09-20 | 1996-09-20 | Zweistufiges thermisches Abfallbeseitigungs-Verfahren |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
JP (1) | JPH10102064A (de) |
DE (1) | DE19638650C1 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0302310A1 (de) * | 1987-08-03 | 1989-02-08 | Siemens Aktiengesellschaft | Verfahren und Anlage zur thermischen Abfallentsorgung |
DE3830153A1 (de) * | 1988-09-05 | 1990-03-15 | Siemens Ag | Pyrolysereaktor mit indirekter und direkter beheizung |
-
1996
- 1996-09-20 DE DE1996138650 patent/DE19638650C1/de not_active Expired - Fee Related
-
1997
- 1997-09-17 JP JP27043897A patent/JPH10102064A/ja not_active Withdrawn
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0302310A1 (de) * | 1987-08-03 | 1989-02-08 | Siemens Aktiengesellschaft | Verfahren und Anlage zur thermischen Abfallentsorgung |
DE3830153A1 (de) * | 1988-09-05 | 1990-03-15 | Siemens Ag | Pyrolysereaktor mit indirekter und direkter beheizung |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
Plaschko,P. u. Brod,K.: Höhere mathematische Methoden für Ingenieure und Physiker Springer- Verlag, Berlin 1989, Kap.13 ISBN 3-540-50388-9 * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
JPH10102064A (ja) | 1998-04-21 |
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