DE19631172A1 - Bau- und Dämmplatten aus Hollunder - Google Patents

Description

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf das Gebiet des Bauwesens in Verbindung mit der Nutz­ barmachung nachwachsender Rohstoffe.

Ziel der Erfindung ist es, einen Bau- und Dämmstoff herzustellen, dessen Grundmaterialität pflanz­ licher Art und nachwachsend ist und vorhandene Materialien mit ähnlichen Eigenschaften qualitativ und quantitativ ergänzt bzw. ersetzt.

Der Anbau der pflanzlichen Grundlage soll positiv klimawirksam sein, keine Belastung für Wasser, Luft und Boden zur Folge haben und der Erhaltung bzw. Förderung der Wirtschaftskraft im ländli­ chen Raum dienen.

Ihre Verwendung als Rohstoff des Bau- und Dämmstoffes soll dazu beitragen, daß knappe Res­ sourcen fossiler Art geschont werden.

Die Herstellung des Bau- und Dämmstoffes soll ohne Bläh- und Treibmittel sowie toxikologisch be­ denklichen Zusatz- und Hilfsstoffen möglich sein und in verschiedenen Formen, so als Schüttmaterial mit unterschiedlichen Korngrößen, als Platten und Matten in verschiedenen Abmessungen, als lose und gebundene bzw. verklebte Stäbchen mit unterschiedlichen Querschnittsgrößen und Längen und als Teil von Verbundmaterialien zur Anwendung kommen.

Herstellung und Verarbeitung des neuen Materials soll die Gesundheit der Produzierenden und Verar­ beitenden nicht gefährden.

Im eingebauten Zustand soll es keine Emissionen mit schädlichen Wirkungen auf Mensch und Natur abgeben und beständig in Form und Funktion bleiben. Beim Ausbau soll eine Wiederverwertbarkeit oder eine umweltgerechte Entsorgung des Materials möglich sein.

Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Verarbeitung von Pflanzenteilen des Hollunderbaumes (Sambucus nigra), vor allem der Holzteile, die einen hohen Anteil an Mark besitzen, gelöst. Dies sind in erster Linie einjährige Triebe.

Zum Wesen der Erfindung

Die technische Neuheit besteht in der erstmaligen technischen Aufbereitung dieser Pflanzenteile, vor allem des Markes, zu Bau- und Dämmaterialien.

Dies geschieht in der Weise, daß stark markhaltige Triebe der Pflanze geerntet, geschält, abgelängt und entholzt werden.

Je nach Zwecksetzung werden die so vorgerichteten Materialien gegen Pilz- und Insektenbefall, gegen Feuchtigkeitsaufnahme, leichte Endflammbarkeit und Brennbarkeit behandelt.

Die geschälten und abgelängten Stäbchen mit unterschiedlichem Durchmesser können in loser, ge­ bundener und verbundener Form stehend und liegend als wärme- und schalldämmende Ausfachung von Wänden, Decken und Böden eingebaut werden.

In Form von reinem Hollundermark, welches zuvor von den umschließenden Holzteilen getrennt (ent­ holzt) wurde, wird das Material in unterschiedlich große Teile geschnitten oder gebrochen, so daß es als Schüttmaterial zum Ausfüllen von Hohlräumen und Zwischenräumen verwendet werden kann. Zugleich kann dieses Material verbunden mit Klebe-, Füll- und Hilfsstoffen zu Blöcken, Platten und Matten geformt und in Verbindung mit anderen Baumaterialien zur Herstellung von vorgefertigten Bauteilen verwandt werden.

Der Hollunderbaum und -strauch aus der Familie der Geißblattgewächse ist denkbar anspruchslos, gedeiht aber besonders gut in stickstoffreichen, feuchten und durchlässigen Böden.

Er wächst in Mitteleuropa in der Sonne und im Halbschatten. Zuschnitte verkraftet er spielend und sein Anbau kann durch Aussaat und Verpflanzung von Sämlingen sowie durch Stecklinge und Zerteilung alter Stöcke erfolgen.

Da die Pflanze für ihr Wachstum Kohlendioxid braucht und es durch Photosynthese in Kohlenstoff bindet, bewirkt sie einen Kohlenstoffaustausch zwischen der Atmosphäre und der Biosphäre. Durch verstärkten Anbau der Pflanze und deren wirtschaftlichen Nutzung in vorbeschriebener Weise wird ein Beitrag zur notwendigen Reduzierung des freien Kohlendioxids in der Atmosphäre geschaf­ fen.

Zusätzlich bewirkt ihr Anbau eine Verbesserung des natürlichen Wasserhaushalts, eine Vermeidung von Bodenerosion, eine Verbesserung des Regionalklimas und die Chance zum Aufbau oder zur Erweiterung einer kommerziellen Holzwirtschaft.

Der Anteil des Marks, bestehend aus einem Grundgewebe (Parenchym) in Form von dünnwandigen Zellen mit Interzellularräumen, ist bei den jungen Trieben besonders hoch.

Seine Leichtigkeit und relative Formstabilität eröffnet vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Wärme- und Kältedämmung, des Schallschutzes und Erschütterungsschutzes sowie im Bereich von Leichtbauweisen.

Zum Stand der Technik

Bau- und Dämmstoffe aus Rohstoffen auf Grundlage von Erdöl sind in ihrer zeitlichen und mengen­ mäßigen Verfügbarkeit begrenzt.

Zugleich steigen die qualitativen Anforderungen an die Baumaterialien in vielfältiger Weise. Wiederverwertung und Entsorgung, Transportwege und Lagerhaltung, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit sind neben den funktionsbezogenen Eigenschaften Faktoren, die für die Lösung von bau- und dämmtechnischen Problemen immer wichtiger werden.

Substitute, wie Bau- und Dämmstoffe aus Pflanzenfasern, Baumrinden, tierischen Haaren und aufgeblähten Mineralstoffen können mit ihren speziellen Eigenschaften und ihrer Vorkommenshäufig­ keit bzw. ihrer Verfügbarkeit den Gesamtbedarf der zu ersetzenden Erdölprodukte nicht decken. Dadurch werden neue Bau- und Dämmstoffe notwendig, die sie qualitativ und quantitativ ergänzen.

Claims (10)

1. Bau- und Dämmaterial, dadurch gekennzeichnet, daß zu dessen Herstellung Pflanzenteile des Hollunderbaumes und -strauches als Rohstoff verwandt werden.

2. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß stark markhaltige Triebe und Zweige des Hollunders mit unterschiedlichen Querschnitt, geschält, getrocknet und unter­ schiedlich lang für die weitere Verarbeitung vorgerichtet werden.

3. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die vorgerichteten mark­ haltigen Triebe und Zweige laut Anspruch 2 gegen Pilz- und Insektenbefall, Feuchtigkeitsaufnah­ me, leichte Entflammbarkeit und Brennbarkeit behandelt werden.

4. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die abgelängten Zweige und Triebe mit Kleb- und Füllstoffen zu Paketen mit unterschiedlichen Abmessungen verbunden werden.

5. Bau und Dämmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die abgelängten Zweige und Triebe mit oder ohne Behandlung laut Anspruch 3 mit anderen Materialien auf organischer oder mineralischer Grundstoffbasis zu flächigen, zylinder- und quaderförmigen Fertigbauteilen verbunden werden.

6. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Mark des Hollun­ ders vom Holz getrennt und separat oder im Verbund mit anderen Materialien weiterverarbei­ tet wird.

7. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das separate Mark laut Anspruch 5 zerkleinert und als Schüttmaterial zum Auf- und Hinterfüllen von Hohl- und Zwischen­ räumen verwandt wird.

8. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das zerkleinerte Mark laut Anspruch 6 gegen Pilz- und Insektenbefall, Feuchtigkeitsaufnahme, leichte Entflammbarkeit und Brennbarkeit behandelt wird.

9. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das zerkleinerte Mark, mit oder ohne Behandlung laut Anspruch 7, mit Kleb- und Hilfstoffen versehen, zu Blöcken und Platten geformt wird.

10. Bau- und Dämmaterial nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das separate Mark in Walzen- oder Krümelform mit anderen Materialien auf organischer oder mineralischer Grundlage verbunden als Bauteil in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Abmessungen hergestellt wird.