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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Feststellen von Kinetose, eine Auswerteeinrichtung, ein Computerprogrammprodukt und ein Fahrzeug.
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Ein immer mehr an Bedeutung gewinnendes Problem bei Fahrten mit einem ggf. automatisierten Fahrzeug ist Kinetose, auch als Motion Sickness bezeichnet. Kinetose kann beispielsweise durch einen sensorischen Konflikt („Sensory Conflict“) entstehen. Dabei geht man davon aus, dass ein Fahrzeugnutzer nicht auf die Strecke schaut, sondern auf seinen Laptop, Smartphone o.ä. und somit sein visuelles System dem Gehirn mitteilt, dass sich dieser in einem stationären Zustand befindet. Das vestibuläre System zeigt durch die von außen wirkenden Beschleunigungen auf den Körper während der Fahrt aber genau das Gegenteil an. Diese beiden gegensätzlichen Informationen führen nun bei dem Fahrzeugnutzer zu einer sensorischen Fehlanpassung, dem sog. Sensory Mismatch, was letztendlich zu Kinetose führt. Dies führt zu Komforteinbußen des Fahrzeugnutzers, was sich in einer möglichen Nicht-Akzeptanz des Fahrzeugs wiederspiegelt.
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Bedenkt man nun wie Mobilität der Zukunft, so könnte es sein, dass der Fahrzeugnutzer in sein Fahrzeug einsteigt um zu einem Ziel zu fahren. Ist dies eine längere Strecke, so wird er sich auf der Autobahn o. ä. entspannen wollen und wird das Fahrzeug autonom fahren lassen. Sobald er die Kontrolle des Fahrzeugs abgibt, ist dieser nicht mehr auf die Fahrt konzentriert. Dies bedeutet, dass er nun auch verstärkt eine Kinetose aufbauen wird. Falls es nun noch Fahrzeugnutzer auf den Rücksitzbänken gibt, so könnte er auch seinen Sitz zu drehen um sich mit diesen zu unterhalten. Nun fährt dieser zusätzlich Rückwärts, weshalb sich seine Kinetose noch mehr verstärken sollte. Dadurch kommt es zu Komforteinbußen, weil Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen auftreten können.
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Um Kinetose festzustellen wird häufig die elektrodermale Aktivität (EDA) herangezogen. Diese ist ein kurzzeitiges Absinken des Leitungswiderstands der Haut. Bedingt wird dieser Effekt durch emotional-affektive Reaktionen des Menschen und macht sich durch die Bildung von Schweiß an bestimmten Körperstellen bemerkbar. Durch die Messung der EDA lassen sich psychophysiologische Aktivitäten (z.B. Emotionen) des Menschen bestimmen. Die EDA kann mittels endosomatischer oder auch mittels exosomatischer Messung bestimmt werden. Bei ersterer wird die elektrische Spannung der Haut gemessen, indem winzige Elektroden in die Haut eingestochen werden, um die Aktivität der Nerven messen. Bei der exosomatischen Messung wird ein schwacher Strom an die Haut angelegt und konstant gehalten. Die EDA selbst besteht aus zwei Komponenten: der tonischen und phasischen EDA. Beide haben eigene Eigenschaften, was durch die Messung der Hautleitfähigkeit verdeutlicht werden kann. Die tonische EDA kann hierbei als ein Langzeitparameter angesehen werden, da die Leitfähigkeit der Haut sich über einen längeren Zeitraum ändert und dementsprechend auch gemessen wird. Die Hautleitfähigkeit ist mit der Körpertemperatur des Menschen korreliert. Die phasische EDA ist im Gegensatz dazu ein kurzzeitiger direkter Anstieg der Hautleitfähigkeit. Diese tritt einige Sekunden nach entsprechendem Reiz ein und verschwindet danach schnell wieder.
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Aus
US 20190133511 A1 ist ein Fahrzeugsystem bekannt, das einen Sitz umfasst, in welchem ein System zur Erfassung von Kinetose integriert ist. Das System zur Erfassung von Kinetose ist so konfiguriert ist, dass es von einem Fahrzeuginsassen erfasste Signale, z.B. Bewegung, Schwingungen, physiologische Parameter, ein elektro-dermales Potentialsignal und ähnliches ausgibt.
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Aus
EP 3303025 A4 ist eine Methode zur Verringerung der Reisekrankheit in einem Fahrzeug bekannt.
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Der vorliegenden Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zu Grunde, eine alternative Methode zum Feststellen von Kinetose bei einem Fahrzeugnutzer zur Verfügung zu stellen, welche kontaktlos durchgeführt werden kann.
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Die vorliegende Erfindung schlägt ausgehend von der vorgenannten Aufgabe ein Verfahren zum Feststellen von Kinetose mit den Merkmalen nach Anspruch 1, eine Auswerteeinrichtung mit den Merkmalen nach Anspruch 7, ein Computerprogrammprodukt mit den Merkmalen nach Anspruch 8 und ein Fahrzeug mit den Merkmalen nach Anspruch 9 vor. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
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Bei einem Verfahren zum Feststellen von Kinetose bei einem Fahrzeugnutzer eines Fahrzeugs bei wenigstens einem Fahrtereignis, wird wenigstens eine Körperstelle des Fahrzeugnutzers überwacht, wodurch Bilddaten generiert werden. Es wird eine Fahrdynamik des Fahrzeugs während einer Fahrt des Fahrzeugs überwacht, wodurch Fahrdynamikdaten für jedes Fahrtereignis während der Fahrt generiert werden. Es werden die Bilddaten ausgewertet, um eine Schweißbildung an der wenigstens einen Körperstelle des Fahrzeugnutzers zu ermitteln, wodurch approximierte elektrodermale Aktivitätsdaten generiert werden. Es werden die Fahrdynamikdaten mit den approximierte elektrodermalen Aktivitätsdaten verknüpft, wodurch die Kinetose des Fahrzeugnutzers bei wenigstens einem der Fahrtereignisse festgestellt wird
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Das Fahrzeug kann hierbei als Landfahrzeug, Wasserfahrzeug oder Luftfahrzeug ausgebildet sein. Vorzugsweise ist das Fahrzeug ein Landfahrzeug, z. B. ein PKW, NKW, Bus, People Mover o. ä. Das Fahrzeug ist dabei derart ausgeformt, dass es automatisierte Funktionen durchführen kann. Beispielsweise können automatisierte Funktionen des Fahrzeugs das autonome oder teilautonome Fahren sein. Das Fahrzeug kann z. B. automatisierte Funktionen ab Level 3 ausführen. Level 3 bezieht sich hierbei auf die Autonomielevel nach SAE J3016.
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Der Fahrzeugnutzer ist eine Person, die sich innerhalb des Fahrgastraums des Fahrzeugs aufhält und mit dem Fahrzeug fährt. Der Fahrzeugnutzer kann dabei in Fahrtrichtung oder beliebig anders orientiert sein.
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Das Fahrzeug bewegt sich bei seiner Fahrt entlang einer Strecke. Während der Fahrt können mehrere Fahrtereignisse auftreten. Es tritt während einer Fahrt stets wenigstens ein Fahrtereignis auf. Ein Fahrtereignis ist definiert als ein Ereignis, welches von einer konstanten Geradeausfahrt abweicht. Beispielsweise kann ein Fahrtereignis des Fahrzeugs eine Kurvenfahrt, ein Abbremsen, ein Beschleunigen, ein Ausweichen, ein Ausscheren, ein Einscheren o. ä. sein. Jedes Fahrtereignis weist dabei eine gewisse Fahrdynamik, z. B. eine positive oder negative Beschleunigung und/oder einen eingeschlagenen Lenkwinkel, auf.
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Während der Fahrt des Fahrzeugs wird der Fahrzeugnutzer, genauer wenigstens eine Körperstelle des Fahrzeugnutzers überwacht. Diese Körperstelle kann beispielsweise ein Gesicht des Fahrzeugnutzers, z. B. speziell die Stirn, die Wangen, oder die Oberlippe, eine Hand des Fahrzeugnutzers, z. B. speziell die dominante oder nichtdominante Hand, ein Unterarm des Fahrzeugnutzers, ein Hals des Fahrzeugnutzers, ein Brustbereich des Fahrzeugnutzers oder ein Nacken des Fahrzeugnutzers sein. Selbstverständlich können mehrere Körperstellen des Fahrzeugnutzers überwacht werden. Die Kamera ist dabei derart konfiguriert, dass diese eine Reflektion der Haut an der entsprechenden wenigstens einen Körperstelle des Fahrzeugnutzers und eine Veränderung derselben Reflektion erfassen kann.
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Das Überwachen der wenigstens einen Körperstelle erfolgt vorzugsweise mittels wenigstens einer Kamera. Diese Kamera ist im Innenraum des Fahrzeugs angeordnet und so platziert, dass diese die wenigstens eine Körperstelle des Fahrzeugnutzers überwachen kann. Beispielsweise kann diese Kamera in oder über Kopfhöhe des Fahrzeugnutzers angeordnet sein.
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Durch die Überwachung der wenigstens einen Körperstelle des Fahrzeugnutzers werden mittels der Kamera Bilddaten generiert. Diese Bilddaten werden anschließend von einer Auswerteeinrichtung des Fahrzeugs ausgewertet. Zu diesem Zweck ist die Kamera mit der Auswerteeinrichtung verbunden, so dass ein Daten- und Signalaustausch erfolgen kann. Die Verbindung kann dabei drahtlos oder kabelgebunden ausgebildet sein. Ausgehend von der erfassten Reflektion der Haut an der wenigstens einen Körperstelle des Fahrzeugnutzers wird mittels der Auswerteeinrichtung eine Schweißbildung an dieser Körperstelle ermittelt. Die Schweißbildung an der wenigstens einen Körperstelle ist dabei direkt korreliert mit der Reflektion der Haut an derselben Körperstelle. Ist die Schweißbildung stark ausgeprägt, ist die Reflektion stärker als bei einer schwachen Schweißbildung. Beispielsweise kann sich die Auswerteeinrichtung eines trainierten künstlichen neuronalen Netzes bedienen, um die Bilddaten bezüglich der Schweißbildung auszuwerten.
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Ausgehend von diesen Daten zur Schweißbildung werden approximierte elektrodermale Aktivitätsdaten (EDA) generiert, denn stärkere Schweißbildung ist korreliert mit einer erhöhten EDA, also einer erhöhten Hautleitfähigkeit. Schwächere Schweißbildung ist korreliert mit einer niedrigen EDA, also einer niedrigen Hautleitfähigkeit. Weist die wenigstens eine Körperstelle also eine starke Reflektion auf, ist die approximierte EDA hoch und es ist Kinetose aufgetreten. Weist die wenigstens eine Körperstelle also eine geringe Reflektion auf, ist die approximierte EDA niedrig und es ist keine Kinetose aufgetreten. Das Generieren der approximierten EDA erfolgt beispielsweise ausgehend von einer Datenbank, in welcher elektrodermale Aktivitätsdaten mit Daten zur Schweißbildung verknüpft sind.
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Während der Fahrt des Fahrzeugs wird die Fahrdynamik des Fahrzeugs überwacht, wodurch Fahrdynamikdaten für jedes Fahrtereignis während der Fahrt generiert werden. In anderen Worten wird die Fahrdynamik aufgrund der jeweiligen Fahrtereignisse geändert oder angepasst. Unter Fahrdynamik ist dabei eine Längsdynamik, also eine positive oder negative Beschleunigung des Fahrzeugs, eine Querdynamik, also Einschlagen eines Lenkwinkels, und eine rotatorische Bewegung, also Nicken, Gieren und Wanken, zu verstehen. Es wird somit überwacht, ob und wie stark das Fahrzeug beschleunigt, abbremst, einlenkt, nickt, wankt und/oder giert. Die Fahrdynamikdaten umfassen somit Daten zur Beschleunigung, zum Lenkwinkel, zu Nickbewegungen, zu Gierbewegungen und/oder zu Wankbewegungen auf.
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Die Fahrdynamik wird mittels eines Fahrdynamiksensors oder mittels mehrerer Fahrdynamiksensoren überwacht. Der Fahrdynamiksensor ist mit der Auswerteeinrichtung verbunden, so dass ein Daten- und Signalaustausch erfolgen kann. Die Verbindung kann dabei drahtlos oder kabelgebunden ausgebildet sein. Der Fahrdynamiksensor kann z. B. als ein Beschleunigungssensor und/oder als ein Gyrosensor ausgeformt sein. Alternativ dazu kann der Fahrdynamiksensor als ein Geschwindigkeitssensor, als ein Neigungssensor, als ein Lenkwinkelsensor, als ein Gierratensensor oder als ein anderer geeigneter Sensor ausgebildet sein.
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Die Fahrdynamikdaten werden mit den approximierte EDA verknüpft, wodurch die Kinetose des Fahrzeugnutzers bei wenigstens einem der Fahrtereignisse festgestellt wird. Dadurch kann ermittelt werden, welche Fahrtereignisse Kinetose beim Fahrzeugnutzer auslösen. Es kann somit festgestellt werden, ob und inwiefern Beschleunigen, Abbremsen, Einlenken, Nicken, Wanken oder Gieren, welche alle mit gewissen Fahrtereignissen zusammenhängen, Kinetose beim Fahrzeugnutzer auslösen.
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Vorteilhaft an dem hier vorgestellten Verfahren ist, dass der Fahrzeugnutzer keinen Sensor berühren muss, um bezüglich Kinetose überwacht zu werden. Der Fahrzeugnutzer kann somit seine Hände vom Lenkrad nehmen, seinen Sitz anders positionieren, o. ä. ohne Einbußen bei der Ermittlung von Kinetose hinnehmen zu müssen. Zudem wird die Messung für den Fahrzeugnutzer komfortabler, da dieser nicht mehr wahrnimmt, dass Messdaten abgegriffen werden.
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Nach einer weiterbildenden Ausführungsform wird bei einer festgestellten Kinetose bei dem wenigstens einen Fahrtereignis das wenigstens eine Fahrtereignis als kinetoseauslösend gespeichert. Beispielsweise wird das jeweilige Fahrtereignis in einem zentralen Speicher des Fahrzeugs und/oder in einem externen Speicher, z. B. in einer Cloud, als kinetoseauslösend gespeichert. Wenn also Kinetose bei einem Fahrtereignis festgestellt wird, wird dieses mit seinen entsprechenden Fahrdynamikdaten im Speicher abgelegt. Dadurch ist es möglich für den Fahrzeugnutzer individuelle kinetoseauslösende Ereignisse zu identifizieren und zu speichern.
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Nach einer weiterbildenden Ausführungsform wird bei einer Wiederholung des wenigstens einen Fahrtereignisses oder bei einem neuen Fahrtereignis, das vergleichbar ist zu dem wenigstens einen Fahrtereignis, die Fahrdynamik des Fahrzeugs angepasst, so dass eine verminderte Kinetose oder keine Kinetose ausgelöst wird. Ein Fahrtereignis, das vergleichbar ist zu dem wenigstens einen Fahrtereignis, weist eine gleiche oder eine sehr ähnliche Fahrdynamik auf wie das wenigstens eine Fahrtereignis. Die Fahrdynamik wird derart angepasst, dass eine verminderte Kinetose oder keine Kinetose ausgelöst wird. Das heißt, dass beispielsweise eine geringere positive oder negative Beschleunigung gewählt wird, oder dass ein sanfteres Einlenken erfolgt. Zusätzlichen können weitere Maßnahmen ergriffen werden, um der Kinetose entgegenzuwirken, z. B. das Zuführen von Frischluft in das Fahrzeug, das Anpassen der Temperatur im Fahrzeug, das Verändern der Beleuchtung im Fahrzeug, das Anpassen einer Sitzausrichtung o. ä. sein.
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Zu diesem Zweck kann die Auswerteeinrichtung des Fahrzeugs mit weiteren Fahrzeugsystemen verbunden werden, so dass ein Daten- und Signalaustausch erfolgen kann. Beispielsweise kann die Auswerteeinrichtung mit einem Lenksystem, mit einem Bremssystem, mit einem Antriebssystem, mit einer Klimaanlage, mit einer Innenraumbeleuchtung, mit einer Sitzsteuerung o. ä. verbunden sein. Die Auswerteeinrichtung kann beispielsweise die eben genannten Systeme ansteuern, so dass diese angepasst werden können.
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Die Auswerteeinrichtung für das Fahrzeug ist dazu eingerichtet ist, mit der Kamera des Fahrzeugs und mit dem Fahrdynamiksensor des Fahrzeugs verbunden zu sein, wobei die Auswerteeinrichtung Mittel aufweist, um das Verfahren durchzuführen, das bereits in der vorherigen Beschreibung beschrieben wurde. Das heißt, dass die Auswerteeinrichtung mit den eben genannten System und Vorrichtungen des Fahrzeugs verbunden ist, wenn die Auswerteeinrichtung in einem Fahrzeug verwendet wird. Die Auswerteeinrichtung, der Fahrdynamiksensor und die Kamera wurden bereits in der vorherigen Beschreibung beschrieben. Ebenso wurde die Verbindung der Auswerteeinrichtung mit den eben genannten Vorrichtungen des Fahrzeugs bereits in der vorherigen Beschreibung beschrieben.
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Die Auswerteeinrichtung weist Mittel auf, um Verfahren durchzuführen, das bereits in der vorherigen Beschreibung beschrieben wurde. Diese Mittel können beispielsweise als Computerprogrammprodukt ausgeführt sein, das auf der Auswerteeinrichtung abläuft. Das Verfahren wurde bereits beschrieben. Zusätzlich kann die Auswerteeinrichtung das Lenksystem und/oder das Bremssystem und/oder das Antriebssystem ansteuern, so dass die Fahrdynamik angepasst wird, wie bereits beschrieben.
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Das Computerprogrammprodukt umfasst Befehle, die bei einer Ausführung des Programms durch die bereits beschriebene Auswerteeinrichtung, das Verfahren ausführen, das ebenfalls bereits beschrieben worden ist. Das Computerprogrammprodukt kann einen Programmcode umfassen, der diese Befehle enthält. Der Programmcode kann beispielsweise auf einem Datenträger oder als ein herunterladbarer Datenstrom verkörpert sein.
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Das Fahrzeug weist die Auswerteeinrichtung auf, die bereits beschrieben wurde. Zudem weist das Fahrzeug die Kamera und den Fahrdynamiksensor auf, die bereits beschrieben wurden. Die Auswerteeinrichtung ist mit der Kamera und dem Fahrdynamiksensor verbunden. Das Fahrzeug ist dazu eingerichtet, automatisierte Funktionen durchzuführen, z. B. autonom zu fahren. Dies wurde bereits beschrieben.
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Anhand der im Folgenden erläuterten Figuren werden verschiedene Ausführungsbeispiele und Details der Erfindung näher beschrieben. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Fahrzeugs nach einem Ausführungsbeispiel,
- 2 eine schematische Darstellung einer Stirn des Fahrzeugnutzers des Fahrzeugs aus 1 ohne Kinetose,
- 3 eine schematische Darstellung der Stirn des Fahrzeugnutzers aus 2 mit Kinetose,
- 4 eine schematische Darstellung eines Verfahrens, das von dem Fahrzeug aus 1 ausgeführt wird.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Fahrzeugs 1 nach einem Ausführungsbeispiel. Im Fahrzeug 1 befindet sich ein Fahrzeugnutzer 2 im Fahrgastraum, wobei der Fahrzeugnutzer 2 mit dem Fahrzeug 1 fährt. Das Fahrzeug 1 ist dabei in der Lage automatisierte Funktionen durchzuführen, z. B. autonom zu fahren. Das Fahrtzeug 1 fährt entlang einer Strecke, wobei während dieser Fahrt ein Fahrtereignis B auftritt. Dieses Fahrtereignis B kann beispielsweise eine Kurvenfahrt oder ein Beschleunigen sein.
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Das Fahrzeug 1 weist eine Auswerteeinrichtung 5, eine Kamera 3 und einen Fahrdynamiksensor 7 auf. Die Auswerteeinrichtung 5 ist mit der Kamera 3 verbunden, so dass ein Daten- und Signalaustausch erfolgen kann. Die Verbindung kann dabei kabellos oder kabelgebunden ausgebildet sein. Die Auswerteeinrichtung 5 ist mit dem Fahrdynamiksensor 7 verbunden, so dass ein Daten- und Signalaustausch erfolgen kann. Die Verbindung kann dabei kabellos oder kabelgebunden ausgebildet sein.
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Die Kamera 3 ist im Fahrzeuginnenraum, genauer im Fahrgastraum des Fahrzeug 1 angeordnet. Die Kamera 3 ist so ausgerichtet und angeordnet, dass diese den Fahrzeugnutzer 2 zumindest teilweise erfassen kann. Die Kamera 3 erfasst somit eine Körperstelle 4 des Fahrzeugnutzers 2, hier die Stirn. Die Körperstelle 4 des Fahrzeugnutzers 2 wird mittels der Kamera 3 auf Reflektionen überwacht, die durch Schweißbildung 6 an der Stirn des Fahrzeugnutzers 2 verursacht werden. Durch die Überwachung mittels der Kamera 3 werden Bilddaten generiert, die von der Auswerteeinrichtung 5 ausgewertet werden. Die Bilddaten werden daher an die Auswerteeinrichtung 5 weitergeleitet.
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Die Auswerteeinrichtung 5 wertet die Bilddaten der Kamera 3 aus, um auf die Stärke der Schweißbildung 6 rückzuschließen. Starke erfasste Reflektionen werden durch die Auswerteeinrichtung 5 als starke Schweißbildung 6 an der Körperstelle 4 ausgewertet. Schwache erfasste Reflektionen werden durch die Auswerteeinrichtung 5 als schwache oder nicht vorhandene Schweißbildung 6 an der Körperstelle 4 ausgewertet. Beispielsweise kann sich die Auswerteeinrichtung 5 eines trainierten künstlichen neuronalen Netzes bedienen, um die Bilddaten bezüglich der Schweißbildung auszuwerten. Die Auswerteeinrichtung 5 approximiert ausgehend von der festgestellten Schweißbildung 6 bzw. vom Grad der festgestellten Schweißbildung 6 die elektrodermale Aktivitätsdaten EDA. Dies erfolgt beispielsweise ausgehend von einer Datenbank, in welcher elektrodermale Aktivitätsdaten EDA mit Daten zur Schweißbildung 6 verknüpft sind. Sind die approximierten elektrodermale Aktivitätsdaten EDA hoch, heißt das, dass der Fahrzeugnutzer 2 Symptome von Kinetose aufweist. Sind die approximierten elektrodermale Aktivitätsdaten EDA niedrig, heißt das, dass der Fahrzeugnutzer 2 keine Symptome von Kinetose aufweist.
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Der Fahrdynamiksensor 7, der z. B. als ein Beschleunigungssensor oder als ein Gyrosensor ausgeformt sein kann, ermittelt während der Fahrt des Fahrzeugs 1 die Fahrdynamik für jedes Fahrtereignis B, wodurch Fahrdynamikdaten generiert werden. Beispielsweise ermittelt der Fahrdynamiksensor 7 die positive und/oder die negative Beschleunigung während des Fahrtereignisses B. Die ermittelten Fahrdynamikdaten werden an die Auswerteeinrichtung 5 weitergeleitet.
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Die Auswerteeinrichtung 5 verknüpft im Anschluss die Fahrdynamikdaten mit den approximierten elektrodermalen Aktivitätsdaten EDA. Dadurch wird die Kinetose des Fahrzeugnutzers 2 während des Fahrtereignisses B festgestellt. Dadurch kann ermittelt werden, welche Fahrtereignisse B Kinetose beim Fahrzeugnutzer 2 auslösen. Es kann somit festgestellt werden, ob und inwiefern Beschleunigen, Abbremsen, Einlenken, Nicken, Wanken oder Gieren, welche alle mit gewissen Fahrtereignissen B zusammenhängen, Kinetose beim Fahrzeugnutzer 2 auslösen.
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2 zeigt eine schematische Darstellung einer Stirn des Fahrzeugnutzers 2 des Fahrzeugs 1 aus 1 ohne Kinetose. Die Stirn des Fahrzeugnutzers 2 stellt die Körperstelle 4 dar, die mittels der Kamera 3 überwacht wird. Alternativ dazu könnte anstelle der Stirn oder gleichzeitig zu dieser Hände des Fahrzeugnutzers 2, Wangen des Fahrzeugnutzers 2, ein Nacken des Fahrzeugnutzers 2, eine Oberlippe des Fahrzeugnutzers 2, ein Hals des Fahrzeugnutzers 2, ein Brustbereich des Fahrzeugnutzers 2 o. ä. als Körperstelle 4 überwacht werden.
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Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Stirn des Fahrzeugnutzers 2 bei dem vorliegenden Fahrtereignis nur eine geringe Schweißbildung 6 aufweist. Diese geringe Schweißbildung 6 verursacht nur eine geringe Reflektion, die durch die Kamera 3 erfasst wird. Somit werden durch die Auswerteeinrichtung geringe elektrodermalen Aktivitätsdaten EDA approximiert. Der Fahrzeugnutzer 2 weist somit keine Kinetose auf.
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3 zeigt eine schematische Darstellung der Stirn des Fahrzeugnutzers 2 aus 2 mit Kinetose. Hier ist derselbe Fahrzeugnutzer 2 dargestellt wie in 2. Die Stirn des Fahrzeugnutzers 2 stellt wiederum die Körperstelle 4 dar, die mittels der Kamera 3 überwacht wird. Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Stirn des Fahrzeugnutzers 2 bei dem vorliegenden Fahrtereignis eine starke Schweißbildung 6 aufweist. Diese starke Schweißbildung 6 verursacht eine starke Reflektion, die durch die Kamera 3 erfasst wird. Somit werden durch die Auswerteeinrichtung hohe elektrodermalen Aktivitätsdaten EDA approximiert. Der Fahrzeugnutzer 2 weist somit Kinetose auf.
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4 zeigt eine schematische Darstellung eines Verfahrens V, das von dem Fahrzeug aus 1 ausgeführt wird. Das Verfahren V läuft während der Fahrt des Fahrzeugs bei einem Fahrtereignis B ab.
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In einem ersten Schritt 101 wird die Körperstelle des Fahrzeugnutzers überwacht mittels der Kamera, wodurch Bilddaten D generiert werden. Diese Bilddaten D umfassen Daten zur Reflektion der Körperstelle des Fahrzeugnutzers.
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In einem beispielsweise parallel ablaufenden zweiten Schritt wird Fahrdynamik des Fahrzeugs während einer Fahrt des Fahrzeugs mittels des Fahrdynamiksensors überwacht, wodurch Fahrdynamikdaten F für das Fahrtereignis B generiert werden.
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In einem an den ersten Schritt 101 anschließenden dritten Schritt 103 werden die Bilddaten D mittels der Auswerteeinrichtung ausgewertet, um eine Schweißbildung an der Körperstelle des Fahrzeugnutzers zu ermitteln, wodurch approximierte elektrodermale Aktivitätsdaten EDA generiert werden. Die Schweißbildung wird ausgehend von der erfassten Reflektion der Körperstelle ermittelt. Dazu kann sich die Auswerteeinrichtung beispielsweise einem trainierten künstlichen neuronalem Netz bedienen. Der dritte Schritt 103 kann beispielsweise parallel zum zweiten Schritt 102 ablaufen. Die elektrodermale Aktivitätsdaten EDA werden ausgehend von der Stärke der Schweißbildung approximiert. Dazu kann beispielsweise eine Datenbank herangezogen werden, in welcher verschiedene elektrodermale Aktivitätsdaten EDA verknüpft sind mit Daten zur Schweißbildung bzw. Graden an Schweißbildung.
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In einem letzten vierten Schritt 104 werden die Fahrdynamikdaten F mit den approximierte elektrodermalen Aktivitätsdaten EDA verknüpft, wodurch die Kinetose K des Fahrzeugnutzers bei dem Fahrtereignisse B festgestellt wird. Dadurch kann ermittelt werden, welche Fahrtereignisse B Kinetose K beim Fahrzeugnutzer auslösen.
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Das Verfahren V läuft während der Fahrt des Fahrzeugs kontinuierlich ab. Das heißt, dass das Verfahren V fortgeführt wird, wenn ein Fahrtereignis B beendet ist, das Fahrzeug sich aber weiter bewegt, oder wenn Kinetose K beim Fahrzeugnutzer festgestellt wurde.
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Die hier dargestellten Beispiele sind nur beispielhaft gewählt. Beispielsweise kann eine andere Körperstelle des Fahrzeugnutzers oder mehrere Körperstellen des Fahrzeugnutzers gleichzeitig mittels der Kamera überwacht werden. Beispielsweise kann mehr als ein Fahrzeugnutzer das Fahrzeug nutzen. In diesem Fall werden sämtliche Fahrzeugnutzer überwacht, um Kinetose bei ihnen feststellen zu können.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeug
- 2
- Fahrzeugnutzer
- 3
- Kamera
- 4
- Körperstelle
- 5
- Auswerteeinrichtung
- 6
- Schweißbildung
- 7
- Fahrdynamiksensor
- 101
- erster Schritt
- 102
- zweiter Schritt
- 103
- dritter Schritt
- 104
- vierter Schritt
- B
- Fahrtereignis
- D
- Bilddaten
- EDA
- elektrodermale Aktivitätsdaten
- F
- Fahrdynamikdaten
- K
- Kinetose
- V
- Verfahren
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 20190133511 A1 [0005]
- EP 3303025 A4 [0006]