DE10128762A1 - Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen - Google Patents
Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen Achszähl- und GleisfreimeldesystemenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen, wobei zwischen benachbarten Achszählpunkten (ZP1/ZP2, ZP2/ZP3) Gleisfreimeldeabschnitte (A1, A2) gebildet sind. Die Verfügbarkeit wird durch die Bildung von Redundanzen erhöht, wobei zusätzlich mindestens ein mehrere benachbarte Gleisfreimeldeabschnitte (A1, A2) umfassender übergeordneter Gleisfreimeldeabschnitt (ÜA1) gebildet wird und/oder zusätzlich Referenzachszählpunkte (ZP1r, ZP3r) in unmittelbarer Nähe zu zugeordneten Achszählpunkten (ZP1, ZP3) installiert werden und/oder mindestens einem Gleisfreimeldeabschnitt (ÜA1) mehrere unabhängige Verarbeitungseinheiten (VE ÜA1/DZ1, VE ÜA1/DZ2) zur Ermittlung des Belegungszustandes des Gleisabschnittes (ÜA1) zugeordnet werden.
Description
Die Erfindung betrifft mehrere Verfahren zur Erhöhung der
Verfügbarkeit von dezentralen Achszähl- und Gleisfreimelde
systemen gemäß dem Oberbegriff der Patentansprüche 1, 3, 4
und 5.
Achszähl- und Gleisfreimeldesysteme dienen der Steuerung des
Bahnbetriebes und müssen, insbesondere bei stark frequentier
ten Bahnstrecken, sehr hohen Zuverlässigkeits- und Verfügbar
keitsanforderungen genügen. Die Sicherheit und Unfallfreiheit
des Bahnbetriebes hängt entscheidend von der einwandfreien
Funktion der Achszähl- und Gleisfreimeldesysteme ab. Insbe
sondere auf freien Strecken, in größerer Entfernung zu Bahn
höfen, kommen dezentrale, d. h. stellwerksunabhängige Achs
zähl- und Gleisfreimeldesysteme zum Einsatz. Dabei sind jedem
Zählpunkt ZP1, ZP2, ZP3 (Fig. 1) Vorverarbeitungseinheiten
VV ZP1, VV ZP2, VV ZP3 zur signaltechnischen Aufbereitung der
Zählergebnisse zugeordnet. Zwischen benachbarten Zählpunkten
ZP1 und ZP2 bzw. ZP2 und ZP3 sind Gleisfreimeldeabschnitte A1
bzw. A2 definiert, deren Belegungszustand durch Vergleich der
Zählergebnisse der benachbarten Zählpunkte ermittelt wird.
Die im Wesentlichen softwaremäßig realisierten Vorverarbei
tungseinheiten VV ZP1, VV ZP2, VV ZP3 und die Verarbeitungs
einheiten VE A1, VE A2 zur-Ermittlung des Belegungszustandes
des Gleisfreimeldeabschnittes A1, A2 sind auf Hardwarekompo
nenten DZ1, DZ2, DZ3 implementiert. Bei der in Fig. 1 darge
stellten Standardkonfiguration für die auf dezentraler Achs
zählung basierende Gleisfreimeldung ist die Verarbeitungsein
heit VE A1 der Hardware DZ2 des Zählpunktes ZP2 zugeordnet.
Denkbar wäre jedoch auch eine Zuordnung der Verarbeitungsein
heit VE A1 zur Hardware DZ1 des Zählpunktes ZP1. Nachteilig
bei dieser Standardkonfiguration sind vor allem die durch
Störungen und Ausfälle verursachten Wirkungen. Störungen um
fassen vor allem durch Umwelteinflüsse verursachte Modifika
tionen der Signalverläufe oder der Auswertung. Als Ursache
für die Störung wird ein Ausfall ausgeschlossen. Ein Ausfall
ist eine permanente oder intermittierende Fehlfunktion einer
Funktionseinheit. Ausfälle, die keine Wirkung zeigen, werden
nicht betrachtet.
Die nachfolgenden beiden Tabellen vermitteln einen Überblick
über verschiedene Arten von Störungen St und Ausfällen Au.
Die aufgeführten Störungen und Ausfälle verringern die Ver
fügbarkeit des Systems. Darüber hinaus wird die Beseitigung
der Störungen und Ausfälle bei der bekannten Konfiguration
durch Menschen durchgeführt, deren Fehlerquote bekanntermaßen
erheblich höher als die elektronischer Systeme ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die oben geschil
derten Nachteile zu beseitigen und gattungsgemäße Verfahren
anzugeben, die es gestatten, zumindest einen Teil der oben
tabellarisch aufgeführten Störungen und Ausfälle zu beherr
schen.
Die Aufgabe wird alternativ mit den kennzeichnenden Merkmalen
der Ansprüche 1, 3, 4 und 5 gelöst. Der erfindungsgemäße An
satz aller Verfahren besteht dabei darin, verschiedene Redun
danzen zu schaffen. Dabei wird das offensichtlich fehlerhafte
oder nicht vorhandene Signal zum Belegungszustand durch ein
auf anderem Wege ermitteltes gleichwertiges Signal ersetzt.
Redundante Zweitsignale können permanent, d. h. zu allen Aus
gabesignalen bezüglich des Belegungszustandes gebildet wer
den, aber auch zyklisch, sporadisch oder nur im Falle einer
realen Störung oder eines Ausfalls.
Gemäß Anspruch 1 wird die Redundanz durch Bildung zusätzli
cher, mehrere benachbarte Gleisfreimeldeabschnitte umfassen
der, übergeordneter Gleisfreimeldeabschnitte hergestellt.
Vorzugsweise ist gemäß Anspruch 2 eine bedarfsabhängige Vor
gabe der übergeordneten Gleisfreimeldeabschnitte vorgesehen.
Je nach gewünschtem Redundanzgrad kann die Bildung der über
geordneten Gleisfreimeldeabschnitte auf sehr unterschiedliche
Weise erfolgen. Beispielsweise können mehrere Zählpunkte
überbrückt werden oder es können - gegebenenfalls von der Art
des Fehlers abhängig - zu einem Störungs- oder Ausfallfehler
quasi unterschiedlich lange übergeordnete Gleisfreimeldeab
schnitte definiert werden. Dabei können auch mehrere überge
ordnete Gleisfreimeldeabschnitte ineinander verschachtelt
werden. Auf diese Weise lässt sich ein Teil der Störungen und
Ausfälle quasi überbrücken. Die Wirkung dieser und weiterer
im Folgenden zu erläuternden Verfahrensweisen in Bezug auf
die verschiedenen Störungs- und Ausfallkonstellationen ist in
den weiter unten dargestellten Tabellen näher erläutert.
Eine weitere, in Anspruch 3 gekennzeichnete Verfahrensweise
beruht auf Redundanz durch zusätzliche Referenzzählpunkte und
Gleisfreimeldeabschnitte, während nach Anspruch 4 mehrere un
abhängige Verarbeitungseinheiten zur Ermittlung des Bele
gungszustandes der Gleisfreimeldeabschnitte vorgesehen sind.
Um einen Großteil oder sämtliche Fehlerursachen zu berück
sichtigen, sieht Anspruche 5 die parallele Anwendung mindes
tens zwei der drei vorstehend angegebenen Verfahrensweisen
vor.
Vorzugsweise werden die Hardware-Komponenten der Zählpunkte
für die Software sowohl von Vorverarbeitungseinheiten zur
Aufbereitung der Zählergebnisse als auch von Verarbeitungs
einheiten zur Feststellung des Belegungszustandes des Gleis
freimeldeabschnittes quasi mehrfach benutzt. Auf diese Weise
entfallen zusätzliche Hardware-Installationen. Je nach Anwen
dungsfall kann es jedoch auch sinnvoll sein, für verschiedene
Teilaufgaben separate Hardware-Komponenten einzusetzen, um
das Ausfallrisiko zu reduzieren.
Die Verfahren und deren Kombinationen lassen sich sinngemäß
auch auf sich verzweigende Streckenverläufe anwenden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand figürlicher Darstellun
gen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Standardkonfiguration gemäß dem Stand der Tech
nik,
Fig. 2 eine erste Verfahrensvariante auf der Grundlage re
dundanter übergeordneter Abschnitte,
Fig. 3 eine zweite Verfahrensvariante auf der Grundlage zu
sätzlicher Zählpunkte und Gleisfreimeldeabschnitte
und
Fig. 4 eine dritte Verfahrensvariante auf der Grundlage re
dundanter Gleisfreimeldeabschnittsberechnungen.
Fig. 1 wurde einleitend zum Stand der Technik ausführlich
erläutert. Die Bezugszeichensystematik wird nachfolgend wei
terverwendet, wobei die Zählpunkte ZP1 und ZP3 Streckenbe
grenzungen bilden sollen und im Folgenden als Grenzzählpunkte
bezeichnet werden.
Fig. 2 illustriert die Bildung eines redundanten übergeord
neten Zählpunktabschnitts ÜA1. Es ist ersichtlich, dass die
zugehörige Verarbeitungseinheit VE ÜA1 auf der Hardware-
Plattform DZ2 implementiert ist und die Ausgangsdaten der
Vorverarbeitungseinheiten VV ZP1 und VV ZP3 der Zählpunkte
ZP1 und ZP3 verarbeitet. In der nachfolgenden Tabelle sind
die Wirkungen bei den oben beschriebenen Störungen und Aus
fällen zusammengefasst. Beherrschbare Störungen und Ausfälle
sind grau unterlegt.
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass insbesondere Störungen
und Ausfälle der Grenzzählpunkte ZP1 und ZP3 mittels des
übergeordneten Gleisfreimeldeabschnitts ÜA1 nicht behebbar
sind, da über die Grenzzählpunkte ZP1 und ZP2 keine überge
ordneten Gleisfreimeldeabschnitte gebildet werden können.
Dieses Problem kann durch Hinzufügen zusätzlicher Referenz
zählpunkte ZP1r und ZP3r umgangen werden. Fig. 3 veranschau
licht eine mögliche Konfiguration. Dabei sind die verschiede
nen Möglichkeiten, wie die Gleisfreimeldeabschnitte R1 und R2
bezügliche der Referenzzählpunkte ZP1r und ZP3r gebildet wer
den können dargestellt. Folgende Fälle können unterschieden
werden:
- - Die Vorverarbeitungseinheit VV ZP1r befindet sich auf der selben Hardware DZ1 wie die Vorverarbeitungseinheit VV ZP1, die Vorverarbeitungseinheit VV ZP3r befindet sich nicht auf derselben Hardware wie die Vorverarbeitungseinheit VV ZP3,
- - der Referenzgleisfreimeldeabschnitt R2 wird auf derselben Hardware DZ3 wie der Gleisfreimeldeabschnitt A2 verwaltet oder
- - der Referenzgleisfreimeldeabschnitt R1 wird nicht auf der selben Hardware DZ2 wie der Gleisfreimeldeabschnitt A1 verwaltet.
Diese Fälle lassen sich kombinieren. In der nachfolgenden Ta
belle sind die Wirkungen bei den oben beschriebenen Störungen
und Ausfällen aufgelistet.
Insbesondere Totalausfälle einer dezentralen Einheit sind mit
den bisherigen Methoden noch nicht zu beherrschen. An dieser
Stelle kann die mehrfache Redundanz VE ÜA1 sowohl auf DZ1 als
auch auf DZ2 herangezogen werden. In Fig. 4 ist exemplarisch
dargestellt, wie eine solche Konfiguration aussehen könnte.
Das Verfahren lässt sich auch auf Grenzzählpunkte ZP1 und ZP3
anwenden, so dass alle oben angeführten Störungen und Ausfäl
le beherrschbar sind. In dem Beispiel wird der übergeordnete
Gleisfreimeldabschnitt ÜA1 redundant auf DZ1 und DZ2 berech
net. Nimmt man den Ausfall Au4 an, dann ist der Zählpunkt ZP2
ausgefallen, so dass ein übergeordneter Gleisfreimeldeab
schnitt ÜA1 zur Informationsgewinnung verwendet werden muss.
Da aber die Hardwareplattform DZ2 vollständig ausgefallen
ist, steht die Verarbeitungseinheit VE ÜA1 auf der Hardware
plattform DZ2 nicht zur Verfügung. Durch die redundante Aus
legung der Verarbeitungseinheit VE ÜA1 auf der Hardwareplatt
form DZ1 kann diese Information verwendet werden und somit
der Ausfall beherrscht werden.
Die vorgestellten Verfahren können in ihrer Redundanz und
Kombination geeignet dimensioniert werden. Durch die flexible
Kombinierbarkeit der Redundanzen lässt sich das Verfahren
kostengünstig installieren.
Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das vorstehend ange
gebene Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist eine Anzahl von Va
rianten denkbar, welche auch bei grundsätzlich anders gearte
ter Ausführung von den Merkmalen der Erfindung Gebrauch ma
chen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen
Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen, wobei zwischen benach
barten Achszählpunkten (ZP1/ZP2, ZP2/ZP3) Gleisfreimeldeab
schnitte (A1, A2) gebildet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass zusätzlich mindestens ein mehrere benachbarte Gleisfrei
meldeabschnitte (A1, A2) umfassender übergeordneter Gleis
freimeldeabschnitt (ÜA1) gebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die übergeordneten Gleisfreimeldeabschnitte (ÜA) be
darfsabhängig gebildet werden.
3. Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen
Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen, wobei zwischen benach
barten Achszählpunkten (ZP1/ZP2, ZP2/ZP3) Gleisfreimeldeab
schnitte (A1, A2) gebildet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass zusätzliche Referenzachszählpunkte (ZP1r, ZP3r) in un
mittelbarer Nähe zu zugeordneten Achszählpunkten (ZP1, ZP3)
installiert werden.
4. Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen
Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen, wobei zwischen benach
barten Achszählpunkten (ZP1/ZP2, ZP2/ZP3) Gleisfreimeldeab
schnitte (A1, A2) gebildet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens einem Gleisfreimeldeabschnitt (ÜA1) mehrere
unabhängige Verarbeitungseinheiten (VE ÜA1/DZ1, VE ÜA1/DZ2)
zur Ermittlung des Belegungszustandes des Gleisfreimeldeab
schnittes (ÜA1) zugeordnet werden.
5. Verfahren zur Erhöhung der Verfügbarkeit von dezentralen
Achszähl- und Gleisfreimeldesystemen, wobei zwischen benach
barten Achszählpunkten (ZP1/ZP2, ZP2/ZP3) Gleisfreimeldeab
schnitte (A1, A2) gebildet sind,
gekennzeichnet durch die Kombination von
mindesten zwei der Verfahren gemäß den Ansprüchen 1, 3 und 4.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Zählpunkte (ZP) Hardwarekomponenten (DZ) aufweisen,
denen die Software sowohl von Vorverarbeitungseinheiten (VV)
zur Aufbereitung der Zählergebnisse als auch von Verarbei
tungseinheiten (VE) zur Feststellung des Belegungszustandes
des Gleisabschnittes zugeordnet wird.
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