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Die Erfindung bezieht sich auf ein Dreirad mit einem Gestell, das aus einem Rahmen mit einer Gabel zur Lagerung eines Hinterrades und mit einer über einen Kettentrieb mit dem Hinterrad antriebsverbundenen Tretkurbel sowie aus einem am Rahmen durch einen Längsträger ange- schlossenen Vorderteil besteht, der zwei Vorderräder mit einer über einen Lenker betätigbaren Achsschenkellenkung aufweist, die zwei Achsschenkelbolzen und zwei auf den Achsschenkelbol- zen gelagerte, durch eine Spurstange miteinander verbundene Achsschenkel umfasst.
Die Dreipunktabstützung von Dreirädern bringt im Vergleich zu herkömmlichen einspurigen Fahrrädern insbesondere für den Transport von Lasten Vorteile mit sich, weil das Dreirad frei stehend be- und entladen werden kann. Nachteilig ist allerdings das Fahrverhalten. Das Dreirad lässt sich ja nicht wie ein einspuriges Fahrrad entgegen den jeweils auftretenden Fliehkräften ein- wärtsneigen. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde bereits vorgeschlagen (DE 195 24 802 A1 ), das Gestell des Dreirades aus einem Rahmen mit einem in einer Gabel gelagerten und über einen Tretkurbelantrieb antreibbaren Hinterrad sowie aus einem die beiden Vorderräder aufnehmenden Vorderteil zusammenzusetzen, der mit Hilfe eines Längsträgers mit dem Rahmen verbunden ist und um zum Längsträger parallele Achsen kippbare Vorderräder trägt.
Zu diesem Zweck sind die Achsschenkel der Vorderräder auf Achsschenkelbolzen gelagert, die Teil eines quer zum Längs- träger angeordneten Gelenkparallelogramms sind, das am Längsträger angelenkt ist, so dass mit einer Drehung des Längsträgers um seine Längsachse die Vorderräder um trägerparallele Achsen mitgeschwenkt werden, was eine Neigung des Gestells bei einer Kurvenfahrt entgegen den jeweils wirksamen Fliehkräften erlaubt. Die Lenkung der Vorderräder wird über einen vom üblichen Fahr- rad her gewohnten Lenker über eine die Achsschenkel miteinander verbindende Spurstange erreicht.
Nachteilig bei diesen bekannten Dreirädern ist einerseits der erhebliche konstruktive Aufwand und anderseits, dass mit der Kippmöglichkeit der Vorderräder um zum Längsträger paral- lele Achsen die Standfestigkeit verlorengeht, wenn nicht zusätzliche Massnahmen getroffen wer- den, das seitliche Kippen der Vorderräder für diesen Zweck zu unterbinden.
Um die mit einem Lenkeinschlag verbundene Neigung des Fahrgestelles eines dreirädrigen Fahrzeuges mit über eine Spurstange gelenkten Vorderrädern einstellen zu können, ist es darüber hinaus bekannt (US 4 624 469 A), die Spurstange zusammen mit den Achsschenkelbolzen um die Achse eines Querträgers zu verschwenken und in den gewählten Schwenkstellungen festzulegen, so dass sich für die Achsschenkelbolzen verschiedene Nachlaufstellungen ergeben, jedoch mit dem Nachteil, dass über die Vorderräder das Fahrgestell zur jeweiligen Kurvenfahrt gegensinnig geneigt wird.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Dreirad der eingangs geschilderten Art so auszugestalten, dass mit einfachen konstruktiven Mitteln eine ausreichende Seitenneigung für die Kurvenfahrt ermöglicht wird, ohne die Standfestigkeit des Dreirades zu gefährden.
Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, dass die gegenüber dem Längsträger ortsfest gelagerten Achsschenkelbolzen im Vorwärtsdrehsinn der Vorderräder gegenüber einer Vertikalen geneigt verlaufen.
Da zufolge dieser Massnahme die Achsschenkelbolzen gegenüber dem Längsträger ortsfest angeordnet und nicht verschwenkbar gelagert sind, ergeben sich einfache Konstruktionsverhältnis- se. Trotzdem wird beim Lenken der Vorderräder eine vom Lenkwinkel abhängige Neigung des Dreirades um eine Längsachse gegen den Kurvenmittelpunkt hin erreicht, weil eben die Achs- schenkelbolzen im Vorwärtsdrehsinn der Vorderräder gegenüber einer Vertikalen geneigt verlau- fen.
Dies bedeutet, dass aufgrund der Neigung der Achsschenkelbolzen das bezüglich der zu fahrenden Kurve innere Vorderrad beim Lenkeinschlag zusätzlich über den Achsschenkel gegen- über dem Vorderteil des Gestells angehoben wird, was ein Neigen des Vorderteils gegen die Kurveninnenseite hin zur Folge hat, weil zugleich das äussere Vorderrad gegenüber dem Vorderteil des Gestells abgesenkt wird, so dass der Bodenabstand des Gestellvorderteils im Bereich des äusseren Vorderrades vergrössert, im Bereich des inneren Vorderrades jedoch verkleinert wird.
Trotz dieser Zwangsneigung des Gestells nach der Kurveninnenseite hin bleibt die Standfestigkeit des Dreirades erhalten, so dass zum Be- und Entladen keine zusätzlichen Abstützungen erforder- lich werden.
Das Neigen der Achsbolzenschenkel bei gelenkten Fahrzeugrädern gehört zwar zum allgemei- nen Fachwissen (Gebauer - Buck - Wiecking: Die Fahrgestelle der Personenkraftwagen, Chr.
Belser Verlag, Stuttgart 1956, Seiten 10 und 11),doch wird üblicherweise ein Nachlauf vorgese-
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hen, weil bei einem durch eine Neigung der Achsschenkelbolzen in Vorwärtsdrehrichtung des gelenkten Rades bestimmten Vorlauf die Rückführmomente für die Geradeausfahrt nach einem Lenkeinschlag entfallen und den Lenkeinschlag verstärkende Kräfte auftreten. Trotz dieses Um- standes ergibt sich beim erfindungsgemässen Dreirad in überraschender Weise ein befriedigendes Lenkverhalten, weil die Fliehkräfte bei einer Kurvenfahrt im Sinne einer Aufrichtung des Gestells wirksam werden, was mit einem Rückstellmoment für die Vorderräder verbunden ist.
Da die Kurvenneigung des Gestells des Dreirades von der wirksamen Länge der Achsschenkel abhängt, werden die Achsen der Achsschenkelbolzen vorzugsweise mit Abstand von der den Radaufstandspunkt enthaltenden Radebene des jeweiligen Vorderrades angeordnet werden.
Damit das Dreirad an unterschiedliche anatomische Voraussetzungen eines Benützers ange- passt werden kann, kann in herkömmlicher Weise der Sattel und der Lenker der Höhe nach verstellt werden. Zusätzlich empfiehlt es sich, den Längsträger der Länge nach verstellbar im Rahmen zu lagern, so dass nicht nur unterschiedliche Beinlängen, sondern auch unterschiedliche Körper- und Armlängen vorteilhaft berücksichtigt werden können.
In der Zeichnung ist der Erfingungsgegenstand beispielsweise dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 ein erfindungsgemässes Dreirad in einer vereinfachten, zum Teil aufgerissenen Seiten- ansicht,
Fig. 2 dieses Dreirad in einer Draufsicht,
Fig. 3 das Dreirad in einer Vorderansicht mit für eine Kurvenfahrt eingeschlagenen Vorderrä- dern in einem grösseren Massstab und
Fig. 4 einen Schnitt nach der Linie IV-IV der Fig. 2 in einem grösseren Massstab.
Das dargestellt Dreirad weist ein Gestell 1 auf, das aus einem Rahmen 2 und einem mit dem Rahmen 2 über einen Längsträger 3 verbundenen Vorderteil 4 besteht. Der Rahmen 2 weist eine Gabel 5 zur Lagerung eines Hinterrades 6 auf, das über einen Kettentrieb 7 in herkömmlicher Weise mit Hilfe einer Tretkurbel 8 angetrieben werden kann. Der Rahmen 2 trägt ausserdem einen der Höhe nach verstellbaren Sattel 9.
Der Vorderteil 4 des Gestells 1 bildet am vorderen Ende des Längsträgers 3 eine starre Achse 10 für zwei Vorderräder 11, die mit Hilfe einer Achsschenkellenkung über einen Lenker 12 gelenkt werden können. Mit Hilfe des Lenkers 12 wird eine in einer Lenksäule 13 gelagerte Lenkwelle 14 betätigt, die an ihrem unteren Ende einen Lenkhebel 15 trägt, der an einer Spurstange 16 ange- lenkt ist. Die Spurstange 16 greift über Spurhebel 17 an Hülsen 18 an, die auf Achsschenkelbolzen 19 drehbar gelagert sind und Achsschenkel 20 zur Lagerung der Vorderräder 11 tragen. Wird daher die Lenkwelle 14 über den Lenker 12 gedreht, so wird diese Lenkbewegung über den Lenk- hebel 15 und die Spurstange 16 auf die Achsschenkel 20 und damit auf die Vorderräder 11 über- tragen, die entsprechend eingeschlagen werden.
Im Gegensatz zu üblichen Anordnungen sind die Achsschenkelbolzen 19 im Vorwärtsdrehsinn der Vorderräder gegenüber einer Vertikalen geneigt, wie dies insbesondere der Fig. 4 entnommen werden kann. Diese Massnahme bewirkt, dass bei einem Lenkeinschlag der Vorderräder 11 diese gegenüber der starren Achse 10 auch der Höhe nach verlagert werden. Das bei einer Kurvenfahrt jeweils innere der beiden Vorderräder wird gegenüber der starren Achse 10 angehoben, was einer Verringerung des Bodenabstandes gleichkommt. Das bezüglich der Kurve äussere Vorderrad wird hingegen abgesenkt, so dass das Gestell 1 um eine Längsachse nach der Innenseite der Kurve geneigt wird, und zwar in Abhängigkeit vom jeweiligen Lenkeinschlag.
Damit kann ein vorteilhaftes Fahrverhalten des Dreirades auch in der Kurvenfahrt sichergestellt werden, ohne einen besonde- ren Konstruktionsaufwand in Kauf nehmen zu müssen. Ausserdem bleibt die Standfestigkeit des Dreirades erhalten, so dass ein solches Dreirad vorteilhaft zum Transportieren von Lasten einge- setzt werden kann, wofür auf dem Dreirad entsprechende Aufnahmekörbe 21 vorgesehen werden können, wie dies in der Fig. 1 strichpunktiert angedeutet ist.
Zum Anpassen des Dreirades an die jeweiligen anatomischen Verhältnisse eines Benützers kann nicht nur der Sattel 9 der Höhe nach verlagert werden, sondern auch der Lenker 12, wofür die Lenkwelle 14 teleskopartig verstellt werden kann. Zusätzlich ist auch der Abstand zwischen dem Sattel 9 und dem Lenker 12 einstellbar. Zu diesem Zweck ist der Längsträger 3 in seiner Länge einstellbar. Dies wird nach dem dargestellten Ausführungsbeispiel dadurch sichergestellt, dass der Längsträger 3 aus zwei teleskopartig ineinandergreifenden Vierkantrohren 22,23 besteht, die einerseits dem Vorderteil 4 und anderseits dem Rahmen 2 des Gestells 1 angehören und daher
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auch eine Teilung des Gestells 1 erlauben.
Zur Fixierung der unterschiedlichen Einschubstellungen ist das Vierkantrohr 23 mit über die Einstellänge verteilten Aufnahmebohrungen 24 für einen Steckbolzen 25 versehen.
Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt, weil es vor allem um die Lagerung der Vorderräder 11über in Vorwärtsdrehrichtung der Vorderrä- der 11 geneigte Achsschenkelbolzen 19 geht, um eine entsprechende Kurvenneigung des Dreira- des sicherzustellen, ohne eine aufwendige Gelenkparallelogrammführung für die Vorderräder 11 vorsehen zu müssen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Dreirad mit einem Gestell, das aus einem Rahmen mit einer Gabel zur Lagerung eines
Hinterrades und mit einer über einen Kettentrieb mit dem Hinterrad antriebsverbundenen
Tretkurbel sowie aus einem am Rahmen durch einen Längsträger angeschlossenen Vor- derteil besteht, der zwei Vorderräder mit einer über einen Lenker betätigbaren Achsschen- kellenkung aufweist, die zwei Achsschenkelbolzen und zwei auf den Achsschenkelbolzen gelagerte, durch eine Spurstange miteinander verbundene Achsschenkel umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die gegenüber dem Längsträger (3) ortsfest gelagerten Achsschen- kelbolzen (19) im Vorwärtsdrehsinn der Vorderräder (11) gegenüber einer Vertikalen ge- neigt verlaufen.