[go: up one dir, main page]
More Web Proxy on the site http://driver.im/

Kreis Schubin

früherer Landkreis in der preußischen Provinz Posen

Der Kreis Schubin bestand von 1818 bis 1920 im Regierungsbezirk Bromberg in der preußischen Provinz Posen. Sitz der Kreisverwaltung war die Stadt Schubin. Das Kreisgebiet lag im Norden der Provinz Posen südwestlich von Bromberg und gehört heute zu den polnischen Powiaten Pilski und Żniński in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Der Kreis Schubin in den Grenzen von 1878 bis 1920
Kreis AdelnauKreis BirnbaumKreis BomstLandkreis BrombergKreis CzarnikauKreis FilehneKreis FraustadtKreis GnesenKreis GostynKreis GrätzKreis HohensalzaKreis JarotschinKreis KempenKreis Kolmar in PosenKreis KoschminKreis KostenKreis KrotoschinKreis LissaKreis MeseritzKreis MogilnoKreis NeutomischelKreis ObornikKreis OstrowoKreis PleschenKreis Posen-OstKreis Posen-WestKreis RawitschKreis SamterKreis SchildbergKreis SchmiegelKreis SchrimmKreis SchrodaKreis SchubinKreis StrelnoKreis Schwerin an der WartheKreis WirsitzKreis WitkowoKreis WongrowitzKreis WreschenKreis ZninSchneidemühlBydgoszczPosen
Verwaltungsgliederung der Provinz Posen (Stand 1919)
Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen

Geschichte

Bearbeiten

Mit der Ersten Teilung Polens kam 1772 das Gebiet um die Stadt Schubin an Preußen. Es gehörte zunächst zu den Kreisen Bromberg und Kamin im Netzedistrikt, der seit 1775 zur Provinz Westpreußen gehörte.[1][2] Durch den Frieden von Tilsit zwischen dem Frankreich Napoleons, Preußen und Russland kam das Gebiet zum neuerrichteten Herzogtum Warschau.[3] Nach den Vereinbarungen des Wiener Kongresses erhielt das Königreich Preußen am 15. Mai 1815 den gesamten ehemaligen Netzedistrikt zurück. Die Gegend um Schubin kam zum Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen. Im Zuge einer Kreisreform im Regierungsbezirk Bromberg wurde zum 1. Januar 1818 aus Teilen der Kreise Bromberg, Inowrazlaw, Wirsitz und Wongrowitz der neue Kreis Schubin gebildet.[4] Im Einzelnen kamen zum Kreis Schubin die Städte Bartschin, Exin, Gonsawa, Labischin, Rynarschewo, Schubin und Znin, das Domänenamt Znin sowie eine größere Zahl von adligen Gütern.[5] Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Schubin.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Schubin am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Bei der Posener Kreisreform vom 1. Oktober 1887 wurde der Südteil des Kreises Schubin mit der Städten Gonsawa und Znin abgetrennt und Teil des neuen Kreises Znin.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bis auf einen nördlichen schmalen Streifen entlang der Netze geriet das Kreisgebiet innerhalb weniger Tage unter polnische Kontrolle. Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Schubin auch offiziell an das neu gegründete Polen ab. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung des unter deutscher Kontrolle verbliebenen Restgebietes entlang der Netze mit der Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
Jahr Einwohner Quelle
1818 24.249 [6]
1846 49.389 [7]
1871 57.404 [8]
1890 44.360 [9]
1900 45.176 [9]
1910 48.303 [9]

Von den 44.360 Einwohnern im Jahr 1890 waren etwa 54 % Polen, 43 % Deutsche und 3 % Juden. Ein Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1919 das Gebiet.

Landräte

Bearbeiten

Im Deutschen Reich gehörte der Kreis Schubin in den Grenzen von 1871 zusammen mit dem Kreis Wirsitz zum Reichstagswahlkreis Bromberg 2. Der Wahlkreis war aufgrund der ethnischen Zusammensetzung der Wählerschaft bei allen Reichstagswahlen zwischen deutschen und polnischen Kandidaten umkämpft. Die jeweiligen Sieger setzten sich stets nur mit knappen Mehrheiten durch.[11][12]

Kommunale Gliederung

Bearbeiten

Der Kreis Schubin besaß bis 1887 sieben Städte, die Landgemeinden und Gutsbezirke waren in sechs Polizeidistrikten zusammengefasst. Nach der Verkleinerung des Kreisgebietes war der Kreis in fünf Städte und fünf Polizeidistrikte gegliedert.

Städte und Gemeinden

Bearbeiten

Vor dem Ersten Weltkrieg umfasste der Kreis Schubin die folgenden Städte und Landgemeinden:[13]

  • Alexandrowo
  • Alt Lachowo
  • Am Kanal
  • Annadorf
  • Armheide
  • Arnoldowo
  • Augustowo
  • Bärenbruch
  • Bartschin, Stadt
  • Birken
  • Blumenthal
  • Breitenstein
  • Buschkau
  • Cienszkowo
  • Dembogora Abbau
  • Dembogora Hauland
  • Dobieszewo
  • Dobischau
  • Dombrowko
  • Drogoslaw
  • Eichenhain
  • Elisewo
  • Exin, Stadt
  • Fließhain
  • Florentowo
  • Friedberg
  • Friedenthal
  • Friedrichsdorf
  • Friedrichsgrün
  • Gadka
  • Glemboczek
  • Gombin
  • Gromaden
  • Groß Beerenbruch
  • Groß Salzdorf
  • Grünau
  • Grünhagen
  • Grünthal
  • Gurkingen
  • Hallkirch
  • Isabella
  • Iwno
  • Jablowko
  • Jakturke
  • Jankowo
  • Jezewo Hauland
  • Joachimsdorf
  • Josephkowo
  • Jungfernwerder
  • Kania
  • Karlsfelde
  • Karolinowo
  • Kazmierzewo
  • Kirschdorf
  • Klein Salzdorf
  • Klotyldowo
  • Knieja
  • Kobylarnia
  • Königsrode
  • Koraczewko
  • Kornelino
  • Kowalewko
  • Krolikowo
  • Krotoschin
  • Labischin, Stadt
  • Lankowitz
  • Lankowitz Abbau
  • Laskownica
  • Ludwikowo
  • Lustgarten
  • Malitz
  • Mamlitz
  • Mamlitz Hauland
  • Miaskowo
  • Michalinka
  • Mieczkowo
  • Mlodocin
  • Mycielewo
  • Neu Dombie
  • Neu Smolno
  • Neudorf
  • Neukirchen
  • Neuwelt
  • Obielewo
  • Oburznia
  • Olempino
  • Oleszno Abbau
  • Ostatkowo
  • Ostatkowo Riege
  • Palmierowo
  • Paulina
  • Piardowo
  • Pietrowo
  • Polentowo
  • Pturke
  • Rensdorf
  • Rostrzembowo
  • Ruden
  • Rynarschewo, Stadt
  • Rzemieniewice
  • Salesche
  • Schmalbach
  • Schönmädel
  • Schottland
  • Schubin, Stadt
  • Skorzewo
  • Slupowo Abbau
  • Smogulsdorf Abbau
  • Szaradowo
  • Veronika
  • Walownica
  • Wilkowo
  • Wladislawo
  • Wolitz
  • Wolwark
  • Wonsosz
  • Woyciechowo
  • Wunschheim
  • Zablocie
  • Zalachowo
  • Zendowo
  • Ziegelei
  • Zlotowo
  • Zweidorf

Zum Kreis, der 1910 eine Fläche von 917 km² besaß, gehörten außerdem zahlreiche Gutsbezirke. Ab 1888 wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht:[13]

  • Buschkowo → Buschkau (1888)
  • Cienszkowo → Zinsdorf (1903/08)
  • Josephkowo → Bergheim (1905)
  • Kobylarnia → Eichdorf (1903)
  • Kowalewko → Schmiedeberg (1904)
  • Piardowo → Welldorf (1903/08)
  • Pietrowo → Paulstal (1905)
  • Rostrzembowo → Rostau (1905)
  • Rynarschewo → Netzwalde (1907)
  • Sipiory → Neukirchen (1894)
  • Skorzewo → Grünheim (1904)
  • Walownica → Netzheim (1904)
  • Wladislawo → Mittendorf (1903/08)
  • Wąsosz → Wonsosch (1901)
  • Woyciechowo → Georgental (1905)

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Anna Szybowicz: Der deutsche Grundbesitz im Kreis Schubin. Güter und Gutsbesitzer 1920-1945, Hrsg. Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek. An-Institut der Ruhr-Universität, Selbstverlag, Bochum 2011. ISBN 9783923371358.
  • Michael Rademacher: Posen – Landkreis Schubin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, S. 38–45. Kreis Schubin.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 116, Ziffer 5.
  • Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 178–189 (Digitalisat, S. 185–196).
  • A. C. A. Friederich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 589–590.
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 119–120, Ziffer VII.
Bearbeiten
Commons: Kreis Schubin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kreis Schubin Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 17. August 2013.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Karte der Verwaltungsgrenzen in West- und Ostpreußen (Max Töppen, 1772)
  2. Johann Friedrich Goldbeck (Hrsg.): Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band 2. Marienwerder 1789, S. 97 ff. (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Karte mit der Grenzziehung durch den Frieden von Tilsit
  4. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Band 2, Teil 1: Provinz Posen. bearbeitet von Dieter Stüttgen, Marburg/Lahn 1975, ISBN 3-87969-109-6.
  5. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Bromberg 1817, Nr. 51, S. 839. Digitalisat
  6. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 323 (Digitalisat).
  7. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin. Einwohnerzahlen der Kreise. Band 2, S. 311 (Digitalisat).
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871, Berlin 1873.
  9. a b c Michael Rademacher: Kreis Schubin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Kägler († 1908 in Berlin), seit 1841 Angehöriger des Corps Borussia Halle, Geh. Regierungsrat
  11. Datenbank der Reichstagsabgeordneten, Hrsg. GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften e. V. Mannheim.
  12. Siegreiche Kandidaten bei den Reichstagswahlen im Wahlkreis Wirsitz–Schubin
  13. a b Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen