Verfahren zum Betreiben eines Feldgeräts und System zum Betreiben von Feldgeräten
Die vorliegende Anmeldung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Feldgeräts gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie ein System zum Betreiben von Feldgeräten mit den Merkmalen des Patentanspruchs 15.
Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Verfahren zum Betreiben von Feldgeräten sowie eine Vielzahl von Feldgeräten bekannt.
Unter dem Begriff Feldgerät werden dabei verschiedene technische Einrichtungen subsummiert, die mit einem Produktionsprozess in direkter Beziehung stehen. „Feld" bezeichnet dabei den Bereich außerhalb von Leitwarten. Feldgeräte können damit insbesondere Aktoren, Sensoren und Messumformer sein.
In der Prozessautomatisierungstechnik werden vielfach Feldgeräte eingesetzt, die zur Erfassung und/oder Beeinflussung von Prozessvariablen dienen. Beispiele für derartige Feldgeräte sind Füllstandmessgeräte, Grenzstandmessgeräte und Druckmessgeräte mit Sensoren, die die entsprechenden Prozessvariablen Füllstand, Grenzstand oder Druck erfassen.
Die vorliegende Anmeldung bezieht sich ferner auf autarke Feldgeräte, insbesondere autarke Messanordnungen, wie bspw. autarke Füllstand- oder Grenzstandsensoren. Die autarken Füllstand- oder Grenzstandsensoren sind vorzugsweise als Radarsensoren ausgebildet und weisen - um die Autarkie der Sensoren sicher zu stellen - neben einem Messaufnehmer zur Erfassung von Messdaten eine Übermittlungseinrichtung zur, vorzugsweise drahtlosen, Übermittlung erfasster Messdaten oder Messwerte und eine eigene Energieversorgung auf. Die Übermittlungseinrichtung kann bevorzugt ein Funkmodul für eine Schmalbandfunktechnologie (LoRa, Sigfox, LTE-M, NB-IOT) sein, das die Messdaten oder Messwerte in eine Cloud, d.h. auf einen Server im World Wide Web überträgt. Die Energieversorgung ist vorzugsweise als Batterie oder Akkumulator ausgebildet und kann zusätzlich ein Energy-Harvesting-Modul umfassen.
Typische Anwendungsszenarien für solche autarken Feldgeräte umfassen insbesondere Lagerbestandsverwaltung oder Messaufgaben an mobilen Behältnissen.
Bekannte Feldgeräte der vorgenannten Art ermöglichen es bisher, Messwerte zu übermitteln, sodass eine übergeordnete Einheit basierend auf dem ermittelten Messwert eine vorbestimmte Aktion auslöst. Bspw. kann basierend auf dem Messwert eines Füllstandmessgerätes bei Überschreiten eines Grenzwertes ein Zulauf geschlossen, oder ein Ablauf geöffnet werden.
Autarke Feldgeräte zeichnen sich durch eine besonders einfache Montage ohne Anbringen einer Kommunikations- oder Versorgungsleitung aus und eröffnen dadurch besonders flexible Möglichkeiten zur Anordnung, d.h. insbesondere deren Anbringung in der Prozessumgebung. Die von diesen Feldgeräten ermittelten Messwerte werden typischerweise unter Verwendung einer Schmalbandfunktechnologie (LoRa, Sigfox, NB-IOT) in eine Cloud, d.h. auf einen Server im World Wide Web übertragen. Typische Anwendungsszenarien für solche Feldgeräte umfassen Bereiche wie die Hochwasservorhersage, Lagerbestandsverwaltung oder auch andere dezentral verteilte Messaufgaben. Durch die direkte Anbindung ans World Wide Web sind solche Feldgeräte inhärent einer permanenten Bedrohung durch Hackerangriffe aus dem Netz ausgesetzt.
Feldgeräte verfügen außerdem in der Regel über lokal bedienbare Parametrier- schnittstellen. Eine nicht autorisierte oder versehentliche Änderung der Paramet- rierung kann den ausgegebenen Messwert komplett verfälschen und in der Folge, insbesondere in Sicherheitsanwendungen, große Schäden an der verfahrenstechnischen Anlage aber auch für Mensch und Umwelt nach sich ziehen.
In letzter Zeit werden in Feldgeräte zunehmend zusätzliche digitale Schnittstellen implementiert (z.B. Bluetooth), die eine Parametrierung der Feldgeräte vor Ort erleichtern, aber auch die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten einer unbeabsichtigten oder unautorisierten Parameteränderung weiter erhöhen.
Es besteht daher der Bedarf, einer erhöhten Sicherheit für solche Feldgeräte und deren Bedienung.
Ferner werden Feldgeräte auch in kritischen Infrastruktureinrichtungen (KRITIS) wie beispielsweise Energie (Strom, Gas, Öl), Transport (Luft, Bahn, Wasser, Straße), Trinkwasserversorgung oder auch digitaler Infrastruktur eingesetzt. In diesen Bereichen besteht ebenfalls eine erhöhte Anforderung, Feldgeräte widerstandsfähig gegenüber fahrlässigen oder mutwilligen Angriffen, insbesondere Hackerangriffen zu machen. Beispielhaft hierfür steht die vom Europäischen Parlament beschlossene Richtlinie 2016/1148 (NIS- Richtli nie), welche inzwischen von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt worden ist.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zum Betreiben von Feldgeräten dahingehend weiterzubilden sowie ein System zum Betreiben von Feldgeräten zur Verfügung zu stellen, sodass die Wahrscheinlichkeit für Fehlparametrierungen weiter gesenkt wird und etwaige externe Angriffe erkannt und verhindert werden können. Ferner soll eine Möglichkeit zur Verifikation der zu einem Zeitpunkt geltenden Parameter möglich sein.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Betreiben eines Feldgeräts der Automatisierungstechnik, mit einer Eingabeschnittstelle, einem Speicher, in dem wenigstens ein Parametersatz für den Betrieb des Feldgeräts abgespeichert ist, und mit einer ersten Kommunikationsschnittstelle, zeichnet sich dadurch aus, dass bei einer Änderung wenigstens eines Parameters des Parametersatzes durch eine erste Instanz, wenigstens der geänderte Parameter oder die geänderten Parameter und/oder daraus berechneter Daten an eine übergeordnete Einheit übermittelt werden und eine zweite Instanz über die Änderung informiert wird.
Wird also an dem Feldgerät ein Parameter des überwachten Parametersatzes durch eine erste Instanz geändert, so wird eine Information über diese Änderung automatisch an eine übergeordnete Einheit übermittelt. Die Information kann dabei sowohl durch eine Übermittlung des geänderten Parameters, oder des gesamten Parametersatzes erfolgen, als auch durch Übermittlung daraus berechneter Daten. Die aus dem geänderten Parameter oder dem Parametersatz mit dem geänderten Parameter berechneten Daten können z.B. einen Fingerprint oder Hash- Wert und/oder eine verschlüsselte Übermittlung des Parametersatzes umfassen.
Die erste Instanz kann dabei bspw. eine Bedienperson sein, die an dem Feldgerät eine Einstellung vornimmt. Die erste Instanz kann aber auch ein weiteres Gerät sein, das auf das Feldgerät zugreift und eine Parameteränderung vornimmt. Bspw. kann die erste Instanz ein mobiles Bediengerät oder ein entfernter Rechner sein, mittels dessen eine Bedienperson auf das Feldgerät über eine Kommunikationsschnittstelle zugreift, um das Feldgerät zu parametrieren oder Daten auszulesen.
Die übergeordnete Einheit kann - wenn sie über eine Änderung eines Parameters informiert wurde - dann ihrerseits eine zweite Instanz über die vorgenommene Änderung informieren. Abhängig davon, welche Informationen an die übergeordnete Einheit übermittelt wurden, also ob der geänderte Parameter oder der gesamte Parametersatz übermittelt wurde, oder bspw. nur ein Hash-Wert, kann die übergeordnete Einheit die zweite Instanz nur über die Tatsache informieren, dass ein Parameter geändert wurde, oder konkret mitteilen, welche Änderung vorgenommen wurde, also insbesondere, welcher bzw. welche Parameter geändert wurde bzw. wurden.
Die zweite Instanz kann ebenfalls verschiedene Ausprägungen haben, bspw. eine Bedienperson der übergeordneten Einheit sein, ein weiteres Gerät, das von der übergeordneten Einheit informiert wird oder eine Gruppe oder Kombination daraus.
Das vorliegende Verfahren deckt damit jede Parameteränderung automatisch auf und informiert bspw. eine verantwortliche Person (Überwacher) oder verantwortliche Personen, sodass ggf. notwendige Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Um eine möglichst umfassende Information der zweiten Instanz zu ermöglichen, kann im Schritt des Übermittelns der gesamte Parametersatz übermittelt werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die zweite Instanz sämtliche relevanten Informationen zur Beurteilung der vorgenommenen Änderung in der aktuell gültigen Version vorliegen hat und so die vorgenommene Änderung optimal bewerten kann.
Zusätzlich oder alternativ kann an die übergeordnete Einheit auch ein Hashwert übermittelt werden, der aus dem Parametersatz berechnet wird. Ein solcher
Hashwert kennzeichnet einen Parametersatz eindeutig, sodass zu einem späteren Zeitpunkt bspw. nachvollzogen werden kann, welcher Parametersatz zu einem früheren Zeitpunkt gültig war. Auf diese Weise kann - auch ohne den vollständigen Parametersatz an die übergeordnete Einheit zu übermitteln - verifiziert werden, welche Parameter bspw. zum Zeitpunkt eines Schadens im Feldgerät hinterlegt waren. Hierfür können die Parametersätze bspw. auf einem zusätzlichen Speichermedium abgelegt werden, das bspw. nur für den Besitzer des Feldgerätes zugänglich ist.
Wird nur der Hashwert an die übergeordnete Einheit übermittelt, kann von der zweiten Instanz bspw. bestätigt werden, dass eine Parameteränderung zu einem bestimmten Zeitpunkt zulässig ist. Zusätzlich oder alternativ kann eine Berechtigung der ersten Instanz bestätigt werden.
Eine Hashfunktion (auch Streuwertfunktion) ist eine mathematische Abbildung, die eine große Eingabemenge (die Schlüssel) auf eine kleinere Zielmenge (die Hash- werte) abbildet. Eine Hashfunktion ist daher im Allgemeinen nicht injektiv. Die Eingabemenge kann Elemente unterschiedlicher Längen enthalten, die Elemente der Zielmenge haben dagegen meist eine feste Länge.
Die Hashwerte sind meist skalare Werte aus einer begrenzten Teilmenge der natürlichen Zahlen. Eine „gute" Hashfunktion liefert dabei für die (erwarteten) Eingabedaten Werte, sodass zwei unterschiedliche Eingaben auch zu unterschiedlichen Ausgabewerten führen. Ein Hashwert wird deshalb auch als Fingerprint bezeichnet, da er eine nahezu eindeutige Kennzeichnung einer größeren Datenmenge darstellt, so wie ein Fingerabdruck einen Menschen nahezu eindeutig identifiziert.
Im vorliegenden Fall wird auf diese Weise ein Parametersatz oder eine Teilmenge eines Parametersatzes auf einen Hashwert abgebildet und dieser Parametersatz bzw. die Teilmenge damit eindeutig gekennzeichnet.
Zusätzlich oder alternativ kann für den Parametersatz ein Änderungszähler berechnet werden. Ein solcher Änderungszähler kann bspw. bei jeder Änderung eines Parameters oder des Parametersatzes inkrementiert werden, sodass jederzeit nachvollziehbar ist, ob der aktuell geltende Parametersatz im Vergleich zu einem verifizierten Parametersatz verändert wurde.
In einer Variante des Verfahrens kann der Parametersatz und/oder die daraus berechneten Daten in einem distributed ledger gespeichert werden.
Der Begriff distributed ledger (verteilte Kassenbücher) beschreibt eine Technik, die für die Dokumentation bestimmter Transaktionen benutzt werden kann. Im Gegensatz zum klassischen Ansatz, bei dem ein zentrales Hauptbuch in der Regel von nur einer Instanz verwaltet wird, werden hier dezentral beliebig viele prinzipiell gleichgestellte Kopien des Ledgers von unterschiedlichen Parteien unterhalten. Durch geeignete Maßnahmen wird dafür gesorgt, dass neu hinzuzufügende Transaktionen in allen Kopien des Ledgers übernommen werden und dass es zu einer Übereinkunft (Konsensus) über den jeweils aktuellen Stand des Ledgers kommt.
Im vorliegenden Anwendungsfall können damit die Parametersätze und/oder die Hashwerte und/oder weitere Informationen im distributed ledger gespeichert werden. Auf diese Weise sind die relevanten Informationen für sämtliche beteiligte Parteien, bspw. die erste Instanz und/oder die zweite Instanz und/oder einen Besitzer und/oder einen Betreiber und/oder einen Wartungsdienstleister und/oder einen Hersteller des Feldgeräts transparent und sicher gespeichert, sodass Manipulationen von sämtlichen Seiten verhindert werden können.
Führt bspw. eine Fehlparametrierung des Feldgeräts zu einer Beschädigung am Feldgerät oder an der Prozessanlage, so kann aus dem distributed ledger anhand der Hashwerte nachvollzogen werden, wann eine Parameteränderung stattgefunden hat. Da die Hashwerte eindeutig einem Parametersatz zuordenbar sind, kann dieser auch dann, wenn er dem Hersteller zunächst nicht bekannt ist, eindeutig identifiziert werden, sodass für alle Parteien eindeutig und transparent die Konfiguration nachvollzogen werden kann, die zu der Beschädigung geführt hat. So ist es möglich, im Schadensfall eindeutig festzustellen, ob das Feldgerät bspw. mit einer zulässigen Parameterkombination betrieben wurde.
Die übergeordnete Einheit kann bspw. als verteiltes Rechnernetz ausgebildet werden. Ein solch verteiltes Rechnernetz kann bspw. als Cloudsystem ausgestaltet sein, in dem bspw. zusätzlich zu einer Überwachung der Parameter des Feldgerätes Auswertungen von dem Feldgerät ermittelten Messwerten erfolgen. Dies kann
bspw. als Software as a Service seitens des Herstellers der Feldgeräte angeboten werden.
Die Berechnung des Hashwertes, des Änderungszählers oder eine Verschlüsselung des Parametersatzes könne in der übergeordneten Einheit erfolgen. Auf diese Weise können Ressourcen im Feldgerät geschont werden und rechenintensive Operationen in der übergeordneten Einheit erfolgen. Auf diese Weise kann bspw. ein Energiespeicher in dem Feldgerät geschont werden, sodass ein längerer autarker Betrieb möglich ist.
Die Übermittlung kann zyklisch und/oder ereignisorientiert erfolgen. Das bedeutet, dass wenigstens der geänderte Parameter oder die geänderten Parameter, der gesamte Parametersatz und/oder die daraus berechneten Daten zyklisch, d.h. bspw. in vorgebbaren oder fest vorgegebenen Zeitabständen, und/oder ausgelöst durch vorgebbare oder fest vorgegebene Ereignisse an die übergeordnete Einheit übermittelt werden.
Insbesondere eine zyklische Übermittlung ermöglicht eine zusätzliche Überwachung des Feldgeräts, da auf diese Weise festgestellt werden kann, wenn eine Übermittlung durch das Feldgerät nicht zum vorgegebenen Zeitpunkt erfolgt. In diesem Fall kann ebenfalls eine Information an die zweite Instanz erfolgen. Alternativ kann auch vorgesehen sein, dass das Feldgerät oder der gesamte von dem Feldgerät überwachte Prozess, wenn die zyklisch übermittelten Daten nicht bei der übergeordneten Einheit ankommen, in einen sicheren Zustand überführt wird.
Vor dem Schritt der Übermittlung kann ferner eine Verschlüsselung durchgeführt werden. Durch eine Verschlüsselung der übermittelten Daten kann sichergestellt werden, dass die Daten nicht durch unberechtigte Dritte ausgelesen oder bei der Übermittlung abgefangen und/oder manipuliert werden.
In einer Ausgestaltungsform kann lokal eine Relaisstation vorgesehen sein. In diesem Fall kann eine lokale Übermittlung unverschlüsselt erfolgen und eine Übermittlung von der Relaisstation zu der übergeordneten Einheit bspw. verschlüsselt erfolgen. Zur Schonung von Ressourcen des Feldgeräts können Rechenoperationen auch in die Relaisstation ausgelagert werden.
In einer ersten Variante kann das Verfahren unidirektional ausgestaltet sein. D.h., dass von dem Feldgerät über die Kommunikationsschnittstelle lediglich an die übergeordnete Einheit gesendet werden kann, das Feldgerät aber nicht zu einem Datenempfang über die verwendete Schnittstelle ausgebildet ist. Auf diese Weise wird vermieden, dass ein zusätzliches Einfallstor für Angriffe auf das Feldgerät geschaffen wird.
In einer zweiten Variante ist das Verfahren bidirektional ausgebildet, d.h. dass das Feldgerät über die Kommunikationsschnittstelle auch Daten empfangen kann. In dieser Variante kann z.B. vorgesehen sein, dass der geänderte Parameter oder die geänderten Parameter in dem Feldgerät erst aktiviert werden, wenn diese durch die zweite Instanz bestätigt wurden. Zusätzlich kann die übergeordnete Einheit und/oder die zweite Instanz den Parametersatz wieder auf einen zuletzt gültigen Wert zurücksetzen.
Zusätzlich zu dem geänderten Parameter oder den geänderten Parametern und/oder den daraus berechneten Daten an die übergeordnete Einheit kann zusätzlich eine Information zur ersten Instanz, insbesondere eine eindeutige Identifizierung der ersten Instanz übermittelt werden. Durch die Erfassung und Übermittlung einer eindeutigen Identifizierung der ersten Instanz kann die Sicherheit des vorliegenden Verfahrens weiter erhöht werden. Es ist damit möglich jede Parameteränderung eindeutig einer ersten Instanz zuzuordnen und diese Information zusammen mit den Informationen zur Parameteränderung abzuspeichern.
In der übergeordneten Einheit kann bspw. eine künstliche Intelligenz zur Beurteilung der Parameter zum Einsatz kommen. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können bspw. die übermittelten Parametersätze auf Konsistenz geprüft werden und in einem selbstlernenden System Informationen gesammelt werden, welche Parameter keine Probleme verursachen. Gleichzeitig kann einem Nutzer Unterstützung bei der Parametrierung seines Feldgeräts angeboten werden, in dem bspw. ausgehend von einem Parametersatz, Werte angeboten werden, die andere Nutzer ebenfalls verwendet und beibehalten haben, die also eine gute Performance des Feldgeräts geliefert haben.
Zusätzlich oder alternativ kann die zweite Instanz ein Gerät eines für das Feldgerät zuständigen Überwachers, insbesondere ein Mobilgerät umfassen. Auf diese Weise
kann eine für die Überwachung des Feldgeräts zuständige Person (der Überwacher) oder ein Personenkreis über Änderungen informiert werden.
In einer Variante des Verfahrens ist vorgesehen, dass eine Information an das Gerät des Überwachers nur dann erfolgt, wenn die künstliche Intelligenz eine Inkonsistenz der Parameter festgestellt hat. Auf diese Weise wird eine Unterstützung des Überwachers durch die künstliche Intelligenz realisiert, sodass bspw. eine Bestätigung eines Parametersatzes nur dann beim Überwacher angefordert wird, wenn die eingegebenen Parameter von der künstlichen Intelligenz als problematisch eingestuft wurden.
Ein erfindungsgemäßes System zum Betreiben von Feldgeräten umfassend wenigstens ein Feldgerät der Automatisierungstechnik, mit einer Eingabeschnittstelle, einem Speicher, in dem wenigstens ein Parametersatz für den Betrieb des Feldgeräts abgespeichert ist, und einer ersten Kommunikationsschnittstelle, weiter umfassend wenigstens eine übergeordnete Einheit mit einer zweiten Kommunikationsschnittstelle, zeichnet sich dadurch aus, dass das Feldgerät und die übergeordnete Einheit derart ausgebildet und eingerichtet sind, dass das Feldgerät bei Änderung wenigstens eines Parameters des Parametersatzes durch eine erste Instanz den geänderten Parameter oder die geänderten Parameter oder daraus berechnete Daten an die übergeordnete Einheit übermittelt, und eine zweite Instanz über die Änderung informiert wird.
Das vorliegende System zum Betreiben von Feldgeräten ist dabei so ausgebildet, dass durch das Zusammenspiel von Feldgerät und übergeordneter Einheit Parameteränderungen an die zweite Instanz übermittelt werden. Dabei kann durch die übergeordnete Einheit vor der Übermittlung an die zweite Instanz eine Überprüfung des Parametersatzes und/oder einer Identität der ersten Instanz erfolgen.
Die Eingabeschnittstelle und die Kommunikationsschnittstelle können dabei auch identisch sein. Das bedeutet, dass bspw. eine Kommunikation und eine Eingabe über eine Bluetooth-Funkschnittstelle erfolgen können.
Die Kommunikationseinheit kann zur Erhöhung der Sicherheit aber auch als reine Sendeeinheit ausgebildet sein. Durch die Ausgestaltung der
Kommunikationseinheit als reine Sendeeinheit ohne eine Empfangsmöglichkeit wird verhindert, dass über diese Schnittstelle Angriffe auf das Feldgerät möglich sind.
Die übergeordnete Einheit kann bspw. als verteiltes Rechnernetz ausgebildet sein. Durch ein verteiltes Rechnernetz bspw. eine Cloud kann die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit der übergeordneten Einheit verbessert werden. Der Parametersatz o- der der aus dem Parametersatz berechnete Wert kann vorzugsweise in dem verteilten Rechnernetz gespeichert werden, vorzugsweise in einem distributed ledger.
Insbesondere kann der gesamte Parametersatz und/oder ein aus dem Parametersatz berechneter Hashwert und/oder ein Änderungszähler in dem verteilten Rechnernetz, vorzugsweise dem distributed ledger abgespeichert werden.
Durch die so verteilte und für alle an dem System beteiligten transparente Speicherung der o.g. Werte wird erreicht, dass jederzeit nachvollzogen werden kann, zu welchem Zeitpunkt welcher Parametersatz gültig war. Auf diese Weise können bspw. Schadensfälle, sei es durch oder an der Prozessanlage oder an dem Feldgerät transparent nachvollzogen werden.
Bevorzugte Ausführungsformen, Merkmale und Eigenschaften des vorschlagsgemäßen Systems entsprechen denjenigen des vorschlagsgemäßen Verfahrens und umgekehrt.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Varianten der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung. Die in den Unteransprüchen einzeln aufgeführten Merkmale können in beliebiger, technisch sinnvoller Weise miteinander als auch mit den in der nachfolgenden Beschreibung näher erläuterten Merkmale kombiniert werden und andere vorteilhafte Ausführungsvarianten der Erfindung darstellen.
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren eingehend erläutert. Es zeigen:
Figur 1 symbolisch ein System zum Betreiben eines Feldgeräts,
Figur 2 ein Feldgerät, wie es in dem System aus Figur 1 zum Einsatz kommen kann,
Figur 3 eine erste Ausgestaltungsform eines Verfahrens zum Betreiben eines Feldgeräts und
Figur 4 eine zweite Ausgestaltungsform eines Verfahrens zum Betreiben eines Feldgeräts.
Figur 1 zeigt symbolisch ein System 1 zum Betreiben eines Feldgeräts mit einem ersten Feldgerät 3 und einem zweiten Feldgerät 4 gemäß der vorliegenden Anmeldung.
In dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 sind die Feldgeräte 3, 4 beide an einem Tank 7 zur Füllstand bzw. Grenzstandmessung angeordnet. Das erste Feldgerät 3 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel als Grenzstandsensor zur Erfassung eines maximalen Füllstands des Tanks sieben ausgebildet und mit einer Prozesssteuerung 9 verbunden. Die Prozesssteuerung 9 bearbeitet von dem ersten Feldgerät 3 ermittelte Messwerte und deaktiviert wird eine im Zulauf zu dem Tank 7 angeordnete Pumpe bei Erreichen des maximalen Füllstands.
Das zweite Feldgerät 4 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel als Radarfüll- standmessgerät ausgebildet und übermittelt seine Füllstandmesswerte drahtlos an eine Leitwarte.
Beide Feldgeräte zu 3, 4 werden gemeinsam in dem System 1 zum Betreiben von Feldgeräten überwacht.
Eine übergeordnete Einheit des Systems 1 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel als verteiltes Rechnernetz (Cloud) 5 ausgebildet, wobei das erste Feldgerät 3 über ein Relais 6 und das zweite Feldgerät 4 direkt mit der übergeordneten Einheit 5 kommuniziert. Die Kommunikation zwischen dem Relais 6 und dem zweiten Feldgerät 4 erfolgt jeweils drahtlos über eine Funkverbindung.
In dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel ist eine erste Instanz 11, die vorliegend als mobiles Endgerät, beispielsweise als Smartphone eines Benutzers
ausgebildet ist, gezeigt. Die erste Instanz 11 ergreift vorliegend auf das erste Feldgerät 3 zu um dieses zu Parametrierung, d. h. beispielsweise Informationen zu den zu delektierenden Medien, deren Dichte zur Häufigkeit von Messungen und zu den Bedingungen für den Schaltbefehl (unbedeckt/unbedeckt) einzugeben. Werden von der ersten Instanz 11 Parameter des erfassten Feldgeräts 3 verändert, so erkennt das Feldgerät diese Veränderung und teilt diese über das Relais 6 an die übergeordnete Einheit 5 mit. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird jeweils der gesamte Satz an Parametern, nachfolgend auch Parametersatz genannt, an die übergeordnete Einheit 5 übermittelt und dort zusammen mit einem Zeitstempel abgespeichert. Gleichzeitig wird der übermittelte Parametersatz mit einem zuletzt in der übergeordneten Einheit für das erste Feldgeräte 3 abgespeicherten Parametersatz verglichen und überprüft welche Parameter geändert wurden. In der übergeordneten Einheit 5 können feste Regeln hinterlegt sein, bei welchen Parameteränderungen eine zweite Instanz zwölf, die vorliegend als eine Gruppe von Geräten dargestellt ist, über die Parameteränderung informiert wird. Alternativ kann eine Information auch bei jeder Parameteränderung erfolgen oder abhängig von einer Analyse des gesamten Parametersatzes, beispielsweise durch eine künstliche Intelligenz. Zusätzlich zu einer Information der zweiten Instanz 12 durch die übergeordnete Einheit 5 kann in der übergeordneten Einheit 5 eine veränderungssichere Abspeicherung des Parametersatzes oder von aus dem Parametersatz berechneten Daten, beispielsweise einem Hashwert erfolgen.
Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Informationsübermittlung zwischen den Feldgeräten 3, 4 und der übergeordneten Einheit 5 lediglich bidirektional ausgebildet, d. h., dass er die Feldgeräte 3, 4 an die übergeordnete Einheit 5 ausschließlich Daten senden können, jedoch nicht befähigt sind, von der übergeordneten Einheit 5 Daten, die über einen Bestätigung der Funkkommunikation hinausgehen, zu empfangen. In einer weiteren Ausgestaltungsform des Systems eins kann die Verbindung zwischen den Feldgeräten 3, 4 und der übergeordneten Einheit 5 aber auch bidirektional ausgestaltet sein, sodass es beispielsweise ermöglicht werden kann, dass die zweite Instanz zwölf nach einer Modifikation über eine Parameteränderung eine Bestätigung oder eine Ablehnung der Parameteränderung an die übergeordnete Einheit 5 sendet, welche diese dokumentiert und an die Feldgeräte 3, 4 übermittelt. In diesem Fall kann beispielsweise auch die erste Instanz 11 über die Bestätigung oder Ablehnung der Parameteränderung durch die zweite
Instanz entweder direkt von der übergeordneten Einheit 5 oder indirekt über die Feldgeräte 3, 4 informiert werden.
Auf diese Weise ist es möglich ein Vieraugenprinzip zu realisieren, bei dem eine Parameteränderung durch eine erste Instanz 11 an einem Feldgerät 3, 4 jeweils nur dann wirksam wird, wenn diese durch eine zweite Instanz 12 bestätigt wird. Die beiden im Ausführungsbeispiel der Figur 1 als erste Instanz 11 und zweite Instanz 12 gezeigten Geräte können jeweils einem Mitarbeiter zugeordnet sein, sodass jeweils nur zwei Mitarbeiter gemeinsam eine Parameteränderung durchführen können. Folgeschäden durch ungewollte oder unerwünschte Parameteränderungen können auf diese Weise minimiert und im Idealfall vollständig vermieden werden.
Durch eine Übermittlung der Parameter an die übergeordnete Einheit 5 ist es außerdem möglich zu jedem Feldgerät 3, 4 einen digitalen Zwilling zu erstellen, also eine digitale Kopie in der die Art des Feldgerätes, die hinterlegten Parameter sowie weitere relevante Informationen zu dem Feldgerät abgespeichert sind.
Figur 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel für ein Feldgerät, wie es in dem System aus Figur 1 zum Einsatz kommen kann. Das in Figur 2 dargestellten Feldgerät entspricht dabei dem ersten Feldgerät 3, das in dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 über das Relais 6 mit der übergeordneten Einheit 5 kommuniziert.
Das Feldgerät 3 ist im vorliegenden Fall lediglich schematisch dargestellt und weist eine Elektronik 30 auf, mittels derer von einem Sensor 37 ermittelte Messwerte weiterverarbeitet und über eine Ausgabeschnittstelle 34 beispielsweise an die Prozesssteuerung 9 zur Verfügung gestellt werden können. Ferner weist das Feldgerät 3 eine Eingabeschnittstelle 31 auf, mittels derer verschiedene Eingaben, Konfigurationen und Parameteränderungen auch unmittelbar an dem Feldgerät 3 vorgenommen werden können. Der für das Feldgerät 3 endgültige Parametersatz ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel in einem Speicher 32 einer Recheneinheit 35 der Elektronik 30 gespeichert. Registriert die Recheneinheit 35 eine Änderung von Parametern in dem Speicher 32, so erfolgt eine Kommunikation an die übergeordnete Einheit 5 über eine in der Elektronik 30 angeordnete Kommunikationsschnittstelle 33. Die Kommunikationsschnittstelle 33 kann beispielsweise als Nahbereich-Funkschnittstelle, beispielsweise als Bluetooth- oder NFC-Schnittstelle ausgebildet sein
oder kann alternativ eine Schmalband-Funktechnologie, beispielsweise Lora oder NB OT nutzen. Da im vorliegenden Ausführungsbeispiel eine Nahbereich-Funkschnittstelle mit einer geringen Reichweite gewählt wurde, erfolgt die Kommunikation mit der übergeordneten Einheit 5 wie in Figur 1 dargestellt über das Relais 6.
Die Kommunikationsschnittstelle 33 kann außerdem eine Funkkommunikation mit der ersten Instanz 11 zur Erleichterung der Inbetriebnahme und Parametrisierung des Feldgeräts 3 verwendet werden. In diesem Fall muss die Kommunikationsschnittstelle 33 aber bidirektionale ausgebildet sein.
Figur 3 zeigt ein beispielhaftes Verfahren zum Betreiben eines Feldgeräts.
In einem ersten Schritt 301 wird das Verfahren gestartet. In einem zweiten Schritt 302 wird überprüft, ob eine Parameteränderung durchgeführt wurde. Ist das der Fall, so wird in einem dritten Schritt eine Information über die Parameteränderung an die übergeordnete Einheit 5 versendet. In einem vierten Schritt 304 informiert die übergeordnete Einheit 5 dann die zweite Instanz 12 und das Verfahren beginnt wieder mit dem zweiten Schritt 302. Der zweite Schritt 302 kann beispielsweise zyklisch d. h. in festen Zeitabständen oder ereignisorientiert, beispielsweise wenn an dem Feldgerät eine Eingabe erfolgt oder ein Verbindungsaufbau stattfindet erfolgen. Ebenso kann der dritte Schritt, in dem eine Übermittlung an die übergeordnete Einheit 5 stattfindet zyklisch oder ereignisorientiert ausgeführt werden für beide Schritte ist auch eine Kombination aus zyklischer und ereignisorientiert der Ausführung möglich.
Figur 4 zeigt eine im Vergleich zu dem Verfahren gemäß Figur 3 erweiterte Variante des Verfahrens gemäß der vorliegenden Anmeldung.
In einem ersten Schritt 401 wird auch hier das Verfahren gestartet. Bevor in einem zweiten Schritt 402 eine zyklisch ablaufende und Ereignis gesteuerte Überprüfung von Parameteränderungen erfolgt. In einem dritten Schritt werden die Informationen zur Übermittlung an die übergeordnete Einheit 5 zunächst verschlüsselt und anschließend in verschlüsselter Form an die übergeordnete Einheit 5 im vierten Schritt 404 übermittelt. In einem fünften Schritt 405 werden die übermittelten Daten einerseits in verschlüsselter Form abgespeichert und andererseits
entschlüsselt und in einem sechsten Schritt 406 durch eine künstliche Intelligenz einer Überprüfung unterzogen. Werden die übermittelten Parameter von der künstlichen Intelligenz als problematisch eingestuft, so beginnt das vorliegende Verfahren wieder mit dem zweiten Schritt, in dem eine Überprüfung auf Parameteränderungen stattfindet. Kommt die künstliche Intelligenz im sechsten Schritt 406 jedoch zu dem Ergebnis, dass problematische oder zumindest überprüfenswerte Veränderungen an den Parametern vorgenommen wurden, so wird in einem siebten Schritt 407 die zweite Instanz 12 über die Parameteränderungen modifiziert. In einem achten Schritt 408 erfolgt eine Rückmeldung von der zweiten Instanz 12 über die übergeordnete Einheit 5 an das Feldgerät 3, wobei diese Rückmeldung eine Bestätigung der vorgenommenen Änderungen, ein Verwerfen der vorgenommenen Änderungen oder eine Abänderung der Parameter beinhalten kann. Nur wenn eine Rückmeldung erfolgt, werden die eingestellten Parameter übernommen und das Verfahren startet wieder mit dem zweiten Schritt 402. Erfolgt über einen vorgebbaren Zeitraum keine Rückmeldung seitens der zweiten Instanz, so kann beispielsweise vorgesehen sein, dass das Feldgerät entweder mit den zuvor geltenden Parametern weiter betrieben wird oder automatisch in einen sicheren Zustand wechselt, indem beispielsweise der von dem Feldgerät überwachte Prozess in einen sicheren Zustand überführt oder heruntergefahren wird.
Um eine transparente Nachvollziehbarkeit von Parameteränderungen und zu einem Zeitpunkt jeweils geltenden Parametern zu gewährleisten kann es beispielsweise vorgesehen sein, dass gesamte Parametersätzen oder aus den Parametersätzen berechnete Hashwerte in einem distributed Ledger, beispielsweise einer Blockchain abgespeichert werden. Sämtliche Parametersätze bzw. Hashwerte sind dann für die beteiligten Personenkreise jederzeit eindeutig zuordenbar, sodass immer festgestellt werden kann - entweder über den Parametersatz selbst oder den Hashwert- zu welchem Zeitpunkt welcher Parametersatz Gültigkeit hatte und gegebenenfalls zu einer Fehlfunktion oder einer Beschädigung geführt hat.
Bezugszeichenhste
System erstes Feldgerät zweites Feldgerät übergeordnete Einheit
Relais
Tank
Prozesssteuerung erste Instanz zweite Instanz
Elektronik
Eingabeschnittstelle
Speicher
Kommunikationsschnittstelle
Ausgabeschnittstelle
Recheneinheit
Sensor -304 Verfahrensschritte -408 Verfahrensschritte