Verfahren zur Bewegungssimulation eines Manipulators
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bewegungssimulation eines Manipulators in einer Bearbeitungsumgebung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1 , ein Computerprogramm mit Programmcode mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 17 und ein System zur Bewegungssimulation eines Manipulators in einer Bearbeitungsumgebung mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 18.
In der Robotik wird der bewegliche Teil eines Roboteraufbaus bzw. eines Industrieroboters als Manipulator bezeichnet. Solche Manipulatoren werden heute regelmäßig in der automatisierten Fertigung, beispielsweise für die Herstellung von Flugzeugstrukturbauteilen, verwendet. Es handelt sich etwa um mehrachsige Knickarmroboter, die in entsprechenden Fertigungszellen eingesetzt werden. Die Achsstellung eines solchen Manipulators bestimmt dabei die Referenzposition, einschließlich der Ausrichtung, für das Werkzeug bzw. den Endeffektor des Roboters, welche Referenzposition auch als Tool Center Point bezeichnet wird.
Die Bearbeitung von insbesondere großen Werkstücken, hier beispielsweise also von Flugzeugrümpfen, -flügeln und deren Bestandteilen, in Fertigungszellen durch solche mehrachsigen Industrieroboter erfordert komplexe Bewegungsabläufe der einzelnen Achsen eines solchen Roboters, welche Bewegungsabläufe regelmäßig nur durch komplizierte Algorithmen entsprechender Kontroll Vorrichtungen errechnet werden können. Ein auf diese Weise bestimmter Bewegungsablauf wird auch als Bahnplanung und eine solche Kontroll Vorrichtung auch als numerische Steuerung (NC) oder als computergestützte numerische Steuerung (CNC) bezeichnet. Es gibt der Bediener also etwa eine gewünschte Zielposition und -läge des Manipulators vor und die Kontrollvorrichtung berechnet hierauf basierend eine Bahnplanung für den Manipulator, entlang welcher der Manipulator dann bewegt wird, um die besagte Zielposition zu erreichen.
Neben dem Vermeiden von Singularitäten muss die Bahnplanung zur Vermeidung von Kollisionen durch den Manipulator auch Hinderniskonturen in der Fertigungszelle berücksichtigen. Solche Hinderniskonturen werden nicht nur durch das Werkstück selbst gebildet, sondern auch durch andere Objekte in der Umgebung, zu denen insbesondere die weiteren Bestandteile der Fertigungszelle wie
etwa Strukturelemente, Motoren, Bauteilträger, Personenplattformen, Sensoren etc. zählen. Da regelmäßig einerseits die konstruktiven Daten sowohl des Werk- stücks als auch des Manipulators und der Fertigungszelle insgesamt und anderer- seits die jeweilige Lage der Arbeitspunkte am Werkstück bekannt sind, wird in der Regel eine solche Bahnplanung vorab in einer Simulation erstellt, welche Bahnplanung dann im tatsächlichen Betrieb nur noch abgefahren werden muss. Eine solche, zeitlich und meist auch räumlich von der eigentlichen Bearbeitung und Bewegung in der Fertigungszelle getrennte Simulation wird regelmäßig als Offline-Simulation und die entsprechende Programmierung der Kontrollvorrich- tung in Analogie als Offline-Programmierung bezeichnet.
Speziell ist ein Verfahren zur Offline-Programmierung, welches zusätzlich noch eine Prüfung auf kinematische Singularitäten entlang der programmierten Bahn- planung und in einem Toleranzbereich in der Umgebung dieser Bahnplanung vorsieht, aus der EP 2 418 555 A2 bekannt.
Nachteilig an diesem und ähnlichen Verfahren zur Offline-Programmierung ist, dass bei einer solchen„offline" und also entkoppelt vom realen Betrieb, gleich- sam am Reißbrett entwickelten Bahnplanung nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine unvorhergesehene Situation auftritt, in welcher ein von der vorab be- stimmten Bahnplanung abweichendes Eingreifen des Bedieners erforderlich wird.
Die Notwendigkeit eines solchen Eingreifens kann sich etwa dadurch ergeben, dass ein Näherungssensor des Manipulators das Unterschreiten eines Mindestab- stands zwischen dem Manipulator, insbesondere seinem Endeffektor, und dem Werkstück oder einer anderen Hinderniskontur wahrnimmt. Vor allem wenn in einem solchen Zustand dann eine weitere Bewegung des Manipulators gemäß der Bahnplanung den betroffenen Abstand zu der Hinderniskontur noch weiter verkleinern würde, wird wegen der damit verbundenen Kollisionsgefahr regel- mäßig die Bewegung des Manipulators gemäß der Bahnplanung abgebrochen. Eine solche Abweichung des gemessenen Abstands von dem vorher gemäß der Offline-Programmierung simulierten Abstand kann in der Praxis nicht ausge- schlossen werden. Die Abweichung kann etwa wegen thermischer Effekte oder sonstiger Unregelmäßigkeiten am Werkstück oder an Teilen der Fertigungszelle auftreten.
Da die ursprüngliche Bahnplanung nicht mehr weitergefahren werden kann, muss der Bediener der Kontrollvorrichtung in so einem Fall durch eine manuelle Kontrolle des Manipulators - was auch als Jog-Betrieb bezeichnet wird - oder durch eine sonst wie erfolgende Eingabe ein neues Ziel für den Manipulator vor- geben, zu dem dann eine entsprechende neue Bahnplanung zu ermitteln ist, wel- che zu einer Bewegung des Manipulators aus der vorliegenden, kollisionsgefahr- deten Situation heraus führen soll. Diese Bewegung selbst soll nicht ihrerseits zu einer Kollision führen.
Die Auswahl einer geeigneten Bewegungsrichtung oder eines geeigneten Bewe- gungszieles des Manipulators ist allerdings häufig mit erheblichen Schwierigkei- ten verbunden. Zunächst ist es häufig so, dass der Bediener von seinem örtlichen Arbeitsplatz aus - welcher ganz überwiegend außerhalb der Fertigungszelle im strengen Sinne angeordnet ist - gar keine oder nur eine unzureichende Sicht auf die genaue Stelle hat, an welcher der Manipulator gerade positioniert ist und an welcher die kritische Kollisionslage herrscht, sodass ihm im ersten Augenblick gar nicht notwendigerweise klar ist, welcher vorgesehene Bewegungsvorgang welcher Achse des Manipulators mit welchem Hindernis ein Kollisionsrisiko darstellt.
Selbst wenn zusätzliche Kameras in der Fertigungszelle angeordnet sind, ist kei- neswegs gewährleistet, dass diese tatsächlich eine hilfreiche Ansicht der betref- fenden Stelle liefern können. Hinzu kommt, dass jede installierte Kamera an sich schon eine weitere Hindemiskonrur bildet, wodurch die Bewegungsmöglichkei- ten des Manipulators prinzipiell weiter eingeschränkt werden. Aus diesem Grund ist es für den Bediener häufig schwer zu erkennen, wie denn überhaupt eine Be- wegung des Manipulators aussehen könnte, welche nicht zu einer Kollision son- dern vielmehr zu einer neuen Position des Manipulators mit einem hinreichenden Abstand zu den Hinderniskonturen führt.
In der Praxis versucht man sich häufig damit zu behelfen, dass der Bediener oder ein anderer Mitarbeiter die Fertigungszelle betritt, um eine bessere Sicht auf die problematische Lage des Manipulators zu erhalten. Es versteht sich, dass dies unter dem Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit nicht akzeptabel ist. Hinzu kommt, dass beim Versuch des manuellen Herausfuhrens des Manipulators das
Risiko einer Kollision durch eine Fehleinschätzung der geometrischen Gegeben- heiten sehr hoch ist und dies regelmäßig zu Schäden am Manipulator, am Bauteil oder an der Fertigungszelle fuhrt und damit auch zu längeren Ausfallzeiten der Fertigungszelle.
Das der Erfindung zugrundeliegende Problem besteht also darin, ein aus dem Stand der Technik bekanntes Verfahren zur Bewegungssimulation eines Manipu- lators in einer Bearbeitungsumgebung so weiterzuentwickeln, dass die Behebung von Kollisionsrisikosituationen, welche beim Abarbeiten einer Bahnplanung durch den Manipulator eintreten, erleichtert wird.
Das obige Problem wird bezogen auf ein Verfahren zur Bewegungssimulation eines Manipulators in einer Bearbeitungsumgebung gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch 1 ge- löst.
Bezogen auf ein Computerprogramm mit Programmcode gemäß dem Oberbe- griff von Anspruch 17 wird das obige Problem durch die Merkmale des kenn- zeichnenden Teils von Anspruch 17 gelöst.
Bezogen auf ein System zur Bewegungssimulation eines Manipulators in einer Bearbeitungsumgebung gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 18 wird das obi- ge Problem durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch 18 gelöst.
Das vorschlagsgemäße Verfahren dient zur Bewegungssimulation eines Manipu- lators in einer Bearbeitungsumgebung, wobei der Manipulator in einem Arbeits- betrieb von einer Kontroll Vorrichtung bewegt wird und wobei die Bearbeitungs- umgebung in einem Umgebungsmodell abgebildet ist.
Vorliegend ist der Begriff„Manipulator" weit auszulegen. Er umfasst nicht nur den Manipulator im engeren Sinne, sondern schließt auch einen an ihm angeord- neten, beliebigen Endeffektor und sonstige Komponenten ein, welche sich bei einer Bewegung des Manipulators mitbewegen.
Bei einer„Kontrollvorrichtung" im Sinne des Vorschlags, welche vorliegend aus einer oder mehreren, ggf. verteilten Einzelvorrichtungen bestehen kann, handelt es sich um eine Vorrichtung zur Steuerung und Regelung von Werkzeugmaschi- nen - einschließlich von Manipulatoren wie soeben definiert - im Sinne einer numerischen Steuerung oder einer computergestützten numerischen Steuerung, welche Vorrichtung auch Personalcomputer umfassen kann. Die Kontrollvorrich- tung kann nicht nur den Manipulator über seine Achsen gemäß einer von der Kontrollvorrichtung durch Berechnung bestimmten Bahnplanung steuern, son- dern auch weitere Bestandteile des Manipulators wie den Endeffektor und hier insbesondere seine Arbeitsweise kontrollieren. Dementsprechend umfasst das Bewegen des Manipulators durch die Kontroll Vorrichtung neben der eigentlichen Bewegung des Manipulators auch eine etwaige nur vom Endeffektor vorgenom- mene Bewegung oder Tätigkeit. Daneben kann die Kontrollvorrichtung noch weitere rechnergestützte Aufgaben wahrnehmen.
Der Begriff„Bearbeitungsumgebung" im vorliegenden Sinne umfasst nicht nur die Fertigungszelle mit ihren Komponenten, sondern auch das Werkstück selbst und alle weiteren Objekte, welche sich in dem von dem Manipulator erreichba- ren Raum befinden. Mithin können auch Bestandteile des Manipulators zu der Bearbeitungsumgebung in diesem Sinne gezählt werden, eine Überlappung für die hier relevanten Zwecke ist also ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Entsprechend dieser Begriffsbestimmung ist wiederum unter dem Begriff des „Umgebungsmodells" ein datentechnisches Berechnungsmodell für zumindest Teile der Bearbeitungsumgebung im obigen Sinne zu verstehen, welches Be- rechnungsmodell als Grundlage für eine Modellbildung im Rahmen einer Bahn- planung und für eine Kollisionsprüfung dienen kann. Diese zumindest teilweise Abbildung der Bearbeitungsumgebung in dem Umgebungsmodell kann darin be- stehen, dass nur die wesentlichen Elemente und nicht notwendigerweise jede Einzelheit der Bearbeitungsumgebung in dem Umgebungsmodell abgebildet ist. Bevorzugt ist, dass die Bearbeitungsumgebung in dem Umgebungsmodell voll- ständig abgebildet ist.
Wesentlich für das vorschlagsgemäße Verfahren ist nun, dass eine Bahnplanung durch die Kontroll Vorrichtung aus einer Soll-Bewegung des Manipulators ausge- hend von einer Ausgangslage und basierend auf einem Kinematikmodell des
Manipulators berechnet wird. Ferner wird eine kinematische Kollisionsprüfung basierend auf der Bahnplanung, dem Kinematikmodell und dem Umgebungsmo- dell durchgeführt und ein Prädiktionsergebnis basierend auf der kinematischen Kollisionsprüfung erzeugt.
Unter der„Soll-Bewegung" des Manipulators ist jedwede Vorgabe, insbesondere durch den Bediener, einer von dem Manipulator auszuführenden Bewegung zu verstehen. Eine solche Vorgabe kann aus einem speziellen Zielpunkt bzw. einer speziellen Zielkoordinate des Manipulators und speziell seines Tool Center Points (TCP) bestehen oder aus der Vorgabe einer gewünschten Bewegungsrich- tung des Manipulators bzw. des Tool Center Points mit oder ohne gleichzeitiger Bestimmung der Länge oder der Dauer der Bewegung oder des gewünschten Endpunktes. Die Soll-Bewegung kann auch mehrere Bewegungsabschnitte mit jeweils einzunehmenden Zwischenpositionen umfassen.
Der Begriff der„Ausgangslage" meint vorliegend jede mechanische oder elektri- sche Zustandseigenschaft des Manipulators, welche dieser Manipulator anneh- men kann, so zum Beispiel seine geometrische Position, die Konfiguration der Achsen, die Stellung jedes Aktors am Manipulator oder am Endeffektor etc. Statt „Ausgangslage" könnte also auch ausführlicher„Ausgangslage des Manipula- tors" formuliert werden.
Entsprechend bezeichnet der Begriff des„Kinematikmodells" ein kinematisches Manipulatormodell mit Daten, welche für eine elektronische Abbildung der Ki- nematik des Manipulators und seiner Ausgangslage im obigen Sinne geeignet sind, insbesondere zum Zwecke einer Bewegungsberechnung des Manipulators. Die„Bahnplanung" wiederum ist entsprechend der etwa von der Kontrollvor- richtung erzeugte, zukünftige Ablauf der Bewegung für alle von der Kontrollvor- richtung steuerbaren Teile des Manipulators, einschließlich des Endeffektors und insbesondere umfassend die Achsen des Manipulators.
Unter dem Begriff der„kinematischen Kollisionsprüfung" ist eine Berechnung zu verstehen, welche darüber Auskunft gibt, ob und inwieweit beim Ausführen der Bahnplanung durch den Manipulator eine Kollision des Manipulators oder eines seiner Bestandteile mit einem Teil der Bearbeitungsumgebung, soweit die- ses in dem Umgebungsmodell abgebildet ist, erfolgen kann. Das Ergebnis einer
solchen Kollisionsprüfung kann sowohl binär sein, also lediglich eine Kollision bzw. ein bestimmtes Kollisionsrisiko bejahen oder verneinen, als auch für die Bahnplanung insgesamt oder für jeden Abschnitt oder Punkt der Bewegungs- strecke gemäß der Bahnplanung eine prozentuale oder auf sonstige Weise be- schriebene Wahrscheinlichkeit oder einen sonstigen Gradmesser für das Auftre- ten einer Kollision liefern. Dabei kann die Kollisionsprüfung gleichzeitig auch die Prüfung auf das Auftreten von Singularitäten umfassen. Bei dieser kinemati- schen Kollisionsprüfung ist nicht nur die Bewegung des Manipulators gemäß der Bahnplanung zu berücksichtigen, sondern auch eine etwaige, gleichzeitig erfol- gende Bewegung der Bearbeitungsumgebung oder ihrer Teile. So kann etwa vorgesehen sein, dass sich zeitgleich zur Bewegung des Manipulators auch ein Aufspannrahmen für das zu bearbeitende Werkstück zusammen mit dem Werk- stück bewegt. Aufspannrahmen und Werkstück sind - wie bereits festgestellt - in diesem Kontext zur Bearbeitungsumgebung zu zählen. In so einem Fall ist auch das Umgebungsmodell als zeitlich variabel und dementsprechend nicht statisch zu verstehen.
Schließlich gibt das auf dieser kinematischen Kollisionsprüfung basierende Prä- diktionsergebnis Aufschluss darüber, ob die Soll-Bewegung des Manipulators er- laubt ist oder nicht. Das Prädiktionsergebnis kann auch die Aussage beinhalten, dass die Soll-Bewegung nur unter bestimmten Umständen, z.B. mit einer gleich- zeitigen bestimmten Bewegung des Bauteilträgers, erlaubt ist. Mit anderen Wor- ten wird als Ergebnis der möglicherweise komplexen kinematischen Kollisions- prüfung das Prädiktionsergebnis erzeugt.
Wesentlich bei dem vorschlagsgemäßen Verfahren ist nun, dass die Ausgangsla- ge dem aktuellen Manipulatorzustand entspricht. Es wird also für die Berech- nung der Bahnplanung - und damit auch für die darauf beruhende kinematische Kollisionsprüfung und das Erzeugen des Prädiktionsergebnisses - der tatsächli- che, aktuelle Manipulatorzustand als Ausgangslage verwendet. Mit anderen Worten entspricht die Ausgangslage, welche der Berechnung der Bahnplanung aus der Soll-Bewegung zugrunde liegt, nicht einer fiktiven oder projizierten, ver- gangenen oder zukünftigen Situation oder Lage oder einem solchen Zustand des Manipulators, sondern vielmehr der tatsächlichen Situation und Lage und dem tatsächlichen Zustand des Manipulators. Dabei kann die Feststellung des tatsäch- lichen Zustands grundsätzlich sowohl auf einer sensorischen Erfassung des Ma-
nipulators als auch auf einer Berechnung des tatsächlichen Zustande des Manipu- lators gemäß einem bekannten vorherigen Zustand und einer bekannten ausge- führten Bewegung oder auch auf einer Kombination beider Ansätze beruhen.
Jedenfalls ist auf diese Weise gewährleistet, dass das Prädiktionsergebnis auf ei- ner Kollisionsprüfung basiert, welche sich auf den aktuellen, tatsächlichen Zu- stand des Manipulators und eine Bahnplanung ausgehend von diesem tatsächli- chen Zustand stützt. Mithilfe des Prädiktionsergebnisses kann also beurteilt wer- den, ob die der Soll-Bewegung entsprechende Bahnplanung durch den tatsächli- chen Manipulator ohne Kollisionsrisiko ausgeführt werden kann. Dies ermög- licht,„online" und also zeitgleich zum laufenden Betrieb eine bestimmte Bewe- gung auf ihr Kollisionsrisiko und damit auf ihre Zulässigkeit zu überprüfen.
Ein Bediener, welcher den Manipulator aus einer kritischen, wie oben beschrie- ben kollisionsgefährdeten Lage wegbewegen möchte, kann also einfach auf das Prädiktionsergebnis einer vorgeschlagenen Soll-Bewegung vertrauen um zu er- fahren, ob diese und die entsprechende Bahnplanung eine zu einer Kollision füh- ren könnte oder nicht. Eine auf eigener Intuition beruhende, notwendigerweise nicht 100% zuverlässige Abschätzung des komplexen kinematischen Sachver- halts muss nicht mehr vorgenommen werden. Stattdessen kann man sich auf die vorausschauende Berechnung des vorschlagsgemäßen Verfahrens verlassen.
Wie gemäß Anspruch 2 vorgeschlagen ist es besonders bevorzugt, dass das Prä- diktionsergebnis auch ausgegeben wird, so dass der Bediener davon Kenntnis er- halten kann. Eine besonders anschauliche Ausgabe kann durch eine Visualisie- rung erzielt werden.
Von besonderem Interesse ist eine Echtzeit-Ausgabe des Prädiktionsergebnisses, wie sie von der bevorzugten Ausfuhrungsform gemäß Anspruch 3 vorgeschlagen wird. In so einem Fall nimmt der Bediener eine - jedenfalls gefühlt - sofortig und also ohne Zeitverlust erfolgende Rückmeldung auf eine Änderung der Soll- Bewegung oder des Manipulatorzustands wahr, so dass er in Echtzeit darüber in Kenntnis gesetzt werden kann, ob die Soll-Bewegung ohne Kollision möglich ist oder nicht. Diese Rückmeldung in Echtzeit stellt eine dramatische Verbesserung der Ergonomie dar. Die diesbezügliche bevorzugte Weiterentwicklung gemäß
Anspruch 4 stellt weiter sicher, dass das Prädiktionsergebnis vor einer Ausfüh- rung der Bewegung des Manipulators vorliegt.
Grundsätzlich kann die Soll-Bewegung des Manipulators auf beliebige Art und Weise beschrieben werden, so etwa auch durch Daten in einer Computerdatei. Der Anspruch 5 bezieht sich auf eine ergonomisch besonders interessante Einga- be der Soll-Bewegung durch eine Bedieneinrichtung, etwa durch einen Steuer- knüppel oder dergleichen.
Ein besonders geeignetes Hilfsmittel zur Kollisionsprüfung besteht darin, die Bahnplanung des Manipulators und das Umgebungsmodell in einen Virtuellzu- stand abzubilden, wie es vom Anspruch 6 vorgeschlagen und durch die Ansprü- che 7 und 8 weiterentwickelt wird. Auf diese Weise können virtuelle, in die Zu- kunft gemäß der Bahnplanung projizierte Zustände des Manipulators auch auf eine besonders aussagekräftige Art und Weise dem Bediener dargestellt werden.
Die bevorzugte Ausfuhrungsform gemäß dem Anspruch 9 wiederum sieht auch eine wiederholte Bereitstellung der tatsächlichen Ausgangslage durch die Kon- trollvorrichtung vor, so dass die kinematische Kollisionsprüfung jederzeit auf dem tatsächlichen Manipulatorzustand mit einer allenfalls vernachlässigbaren Zeitverzögerung beruht.
Die bevorzugte Ausführungsform gemäß dem Anspruch 10 macht sich die Mög- lichkeit zunutze, auf einer von der Kontrollvorrichtung separaten Rechenvorrich- tung ein Computerprogramm ablaufen zu lassen, welches die Bahnplanung der Kontrollvorrichtung vollständig und identisch abbildet. Auf diese Weise kann auch die kinematische Kollisionsprüfung unabhängig aber zeitgleich zu der Bahnplanung der Kontrollvorrichtung durchgeführt werden. Gerade dieser, der herkömmlichen Denkweise widersprechende Ansatz, welcher den parallelen und damit scheinbar redundanten Ablauf zweier identischer Bahnplanungen vorsieht, erleichtert die Verwirklichung einer Kollisionsprädiktion in Echtzeit.
Um das Auftreten von Kollisionen so weit wie möglich zuverlässig zu unterbin- den, schlägt die bevorzugte Ausführungsform gemäß dem Anspruch 11 eine Verhinderung der Ansteuerung des Manipulators vor, wenn diese Ansteuerung gemäß dem Prädiktionsergebnis zu einer Kollision oder zu einem inakzeptablen
hohen Risiko einer Kollision fuhren würde. Auf diese Weise kann auch unbe- wussten Bedienfehlern vorgebeugt werden.
Schließlich ermöglicht die bevorzugte Ausführungsform gemäß dem Anspruch 12 ein besonders genaues Kinematikmodell oder Umgebungsmodell, indem die- se nämlich auf Modelldaten in elektronischer Form, wie sie etwa von Konstruk- tionsprogrammen zur Verfügung gestellt werden, gestützt sind.
Die bevorzugten Ausgestaltungen der Ansprüche 13 bis 15 betreffen die Mög- lichkeit, bei der Bahnplanung eine Anpassung des Kinematikmodells vorzuneh- men, um Umgebungseinflüsse wie etwa Temperatureffekte zu kompensieren, welche eine Abweichung zwischen einer Soll-Position und einer Ist-Position des Manipulators begründen können. Eine solche Kompensation wird dann bevor- zugt auch bei der kinematischen Kollisionspriifung und bei dem Erzeugen des Prädiktionsergebnisses berücksichtigt.
Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich Ausführungsbeispiele darstellenden Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt
Fig. 1 eine Gesamtansicht einer Anordnung einer Fertigungszelle mit
dazugehörigen Komponenten gemäß einem ersten Ausführungsbei- spiel, welche Anordnung zur Ausführung des vorschlagsgemäßen Verfahrens eingerichtet ist,
Fig. 2 eine schematische Darstellung von Bestandteilen der Kontrollvor- richtung aus der Anordnung der Fig. 1,
Fig. 3a-c einen Manipulator gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel so- wie Darstellungen dieses Manipulators durch eine Visualisierungs- vorrichtung im Zusammenhang mit dem vorschlagsgemäßen Ver- fahren.
Die vorliegend beschriebenen Ausführungsbeispiele betreffen einen Manipulator 1 a,b in einer Fertigungszelle, in welcher Fertigungszelle an Flugzeugstrukturbau- teilen Nietverbindungen durch eine Nietmaschine gesetzt werden. Der Manipula- tor la,b ist NC-gesteuert. Bei der Fertigungszelle des ersten, in der Fig. 1 wie-
dergegebenen Ausfuhrungsbeispiels handelt es sich um eine integrierte Sektions- Bestückungszelle (Integrated Section Assembly Cell) zur Bearbeitung von 360°- Flugzeugrumpfsektionen. Die Nietmaschine bildet den Endeffektor 2a des Mani- pulators la, bei welchem es sich vorliegend um einen 12-Achs-Positionierer handelt. Die Fertigungszelle beider Ausführungsbeispiele mit all ihren zugeord- neten Bestandteilen bildet jeweils eine Bearbeitungsumgebung 3a,b im Sinne der obenstehenden Begriffsdefinition.
Der Endeffektor 2a lässt sich an der Innenoberfläche eines entlang von Boden- schienen 4 verschiebbaren Fertigungsbogens 5 bewegen, wobei folglich die Bo- denschienen 4 und der Fertigungsbogen 5 jeweils sowohl einen Teil der Bearbei- tungsumgebung 3a als auch des Manipulators 1 a bilden. Auf einem bewegbaren Bauteilträger 6 ist das Werkstück 7a befestigt, bei welchem es sich hier um ein Flugzeugstrukturbauteil handelt. Daneben ist in der Fertigungszelle ein Zu- gangsgerüst 8 für Personal vorgesehen. Entsprechend der bereits erläuterten Be- griffsbestimmung gehören der Bauteilträger 6, das Werkstück 7a und das Zu- gangsgerüst 8 ebenfalls zu der Bearbeitungsumgebung 3a. Weiter gehört zu der Fertigungszelle eine Kontrollvorrichtung 10.
Die Fig. 3a-c, auf welche nachfolgend ebenfalls Bezug genommen wird, geben ein zweites, vereinfachtes Ausführungsbeispiel mit einem Sechs-Achs- Manipulator lb mit Endeffektor 2b wieder, dessen Bearbeitungsumgebung 3b ein Werkstück 7b mit zwei Vorsprüngen 9 umfasst. Der Ausgangszustand des zweiten Ausführungsbeispiels ist dabei in der Fig. 3a wiedergegeben.
Das vorschlagsgemäße Verfahren dient, wie bereits festgestellt, der Bewegungs- simulation eines Manipulators l a,b in einer Bearbeitungsumgebung 3a,b. Beim vorschlagsgemäßen Verfahren wird der Manipulator la.b in einem Arbeitsbe- trieb von einer Kontroll Vorrichtung 10 (für das Ausführungsbeispiel der Fig. 3a-c nicht dargestellt) bewegt, wobei die Bearbeitungsumgebung 3a,b zumindest teil- weise in einem Umgebungsmodell abgebildet ist. Unter„Arbeitsbetrieb" ist hier und nachfolgend ein Betriebsmodus zur bestimmungsgemäßen Bearbeitung von Werkstücken durch den Manipulator zu verstehen. Ein Einmess- oder Probebe- trieb fällt nicht darunter.
Das vorschlagsgemäße Verfahren umfasst das Berechnen einer Bahnplanung 12a,b durch die Kontrollvorrichtung 10 aus einer Soll-Bewegung des Manipula- tors 1 a,b ausgehend von einer Ausgangslage 11 a,b des Manipulators 1 a,b und basierend auf einem Kinematikmodell des Manipulatormodells la,b. Zwecks Übersichtlichkeit sind solche Bahnplanungen 12a,b nur für das zweite Ausfüh- rungsbeispiel dargestellt. Die Fig. 3b und 3c beziehen sich auf eine jeweilige Bahnplanung 12a,b, welche beide von der Ausgangslage 11 b des Manipulators 1b gemäß der Fig. 3a ausgehen.
Ferner umfasst das vorschlagsgemäße Verfahren das Durchführen einer kinema- tischen Kollisionsprüfung basierend auf der Bahnplanung 12a,b, dem Kinema- tikmodell und dem Umgebungsmodell und das Erzeugen eines Prädiktionsergeb- nisses basierend auf der kinematischen Kollisionsprüfung.
Das vorschlagsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die Aus- gangslage 11 a,b dem aktuellen Manipulatorzustand entspricht. Auf diese Weise liefert das erzeugte Prädiktionsergebnis eine Aussage darüber, ob und inwiefern eine tatsächliche Ausführung einer Bewegung des Manipulators la,b entlang der von der Kontroll Vorrichtung 10 ermittelten Bahnplanung 12a,b ein Kollisionsri- siko darstellt.
Bevorzugt ist, dass das Verfahren die Ausgabe des Prädiktionsergebnisses durch eine Ausgabevorrichtung 13 umfasst, bei der es sich bevorzugt und wie vorlie- gend um eine Visualisierungsvorrichtung 13a,b handelt. Im Ausführungsbeispiel der Fig. 1 wird eine solche Visualisierungsvorrichtung 13a durch den Bildschirm 14 einer Computeranordnung 15 mit einer Rechenvorrichtung 16 und einer Be- dieneinrichtung 17 in Form einer Tastatur gebildet. Die Computeranordnung 15 insgesamt und speziell die Rechenvorrichtung 16 sind mit der Kontrollvorrich- tung 10 über ein Kommunikationsnetzwerk 18 verbunden.
Vorliegend und wie in der Fig. 2 genauer dargestellt handelt es sich bei der Kon- trollvorrichtung 10 um das modulare System SINUMERIK® 840D sl 19, wel- ches eine SINAMICS® S 120 als Antriebssystem 20 sowie eine NCU 720.3ON als numerische Steuereinheit 21 und eine PCU 50.5-P als Rechnereinheit 22 um- fasst. Ein SINUMERIK® Operator Panel OP 019 23 kann ebenfalls eine Visuali- sierungsvorrichtung 13b zur Ausgabe des Prädiktionsergebnisses bilden. Das
SINUMERIK® Operator Panel OP 019 23 kann ferner eine Bedienoberfläche 24 in Gestalt eines Tastfeldes aufweisen.
Zur Verkürzung der Iterationsdauern und für eine möglichst komfortable Bedie- nung soll dem Bediener eine als quasi sofortig wahrgenommene Rückmeldung über seine Eingabe - also die von ihm geforderte Soll-Bewegung - gegeben wer- den. Dies wird bevorzugt dadurch erreicht, dass das Durchführen der kinemati- schen Kollisionsprüfung und das Erzeugen des Prädiktionsergebnisses innerhalb einer vorbestimmten Rechenzeit nach einer Änderung und/oder Eingabe der Soll-Bewegung erfolgen. Insbesondere soll eine Echtzeit-Ausgabe des Prädikti- onsergebnisses durch die Ausgabevorrichtung 13, im vorliegenden Fall speziell durch die Visualisierungsvorrichtung 13a,b, bereitgestellt werden. Der Begriff der„Echtzeit- Ausgabe" ist in einem ersten, allgemeinen Sinne wie obenstehend umschrieben zu verstehen, dass also eine maximale Rechenzeit vorgegeben ist, innerhalb welcher das Prädiktionsergebnis durch die Ausgabevorrichtung 13 bzw. die Visualisierungsvorrichtung 13a,b bereitgestellt wird. Vom Bediener wird eine Ausgabe als Reaktion auf eine Eingabe subjektiv dann als in Echtzeit erfolgend wahrgenommen, wenn die Ausgabe innerhalb von 50 Millisekunden nach der Eingabe erfolgt. Diese gefühlte Reaktion in Echtzeit ist dann besonders deutlich, wenn die Ausgabe sogar innerhalb von 10 Millisekunden nach der Ein- gabe erfolgt. Folglich ist besonders bevorzugt dass die Ausgabe des Prädiktions- ergebnisses durch die Ausgabevorrichtung 13 bzw. durch die Visualisierungsvor- richtung 13a,b innerhalb von 50 Millisekunden und insbesondere innerhalb von 10 Millisekunden nach einer Änderung und/oder Eingabe der Soll-Bewegung er- folgt.
Das Prädiktionsergebnis kann von der Kontrollvorrichtung 10 selbst schon als Freigabesignal für eine bewegende Ansteuerung des Manipulators la,b verwen- det werden. Dementsprechend erfolgt eine solche Ansteuerung bevorzugt erst dann, wenn das Prädiktionsergebnis für eine Ansteuerung gemäß der Bahnpla- nung keine Kollision vorhersagt. Mit anderen Worten wird bevorzugt das Prädik- tionsergebnis erzeugt, bevor der Manipulator la,b gemäß der Bahnplanung 12a,b von der Kontrollvorrichtung 10 bewegt wird.
Besonders sinnvoll ist eine solche Echtzeit-Ausgabe, wenn auch die entspre- chende Eingabe der Soll-Bewegung nicht durch das Auslesen einer Datei oder
einen ähnlichen Vorgang erfolgt, sondern durch ein manuelles Eingreifen des Bedieners. Bevorzugt ist also, dass das Verfahren die Annahme einer Eingabe - und hier insbesondere einer Eingabe durch Handbetrieb - der Soll-Bewegung durch eine Bedieneinrichtung 17 umfasst. Im vorliegenden Beispiel handelt es sich bei der Bedieneinrichtung 17 um die genannte Tastatur der Computeranord- nung 19, ebenso in Frage kommt allerdings die Bedienoberfläche 24 des SINUMERIK® Operator Panel OP 019 23 oder ein - hier nicht gezeigter - Steu- erknüppel der Computeranordnung 15 oder der Kontrollvorrichtung 10.
Sehr anschaulich ist eine Ausgabe, welche den zukünftigen Zustand des Manipu- lators la,b in der Bearbeitungsumgebung 3a, 3b grafisch darstellt. Daher ist es bevorzugt, dass das vorschlagsgemäße Verfahren die Ausgabe eines Virtuellzu- stands 25a,b basierend auf der Bahnplanung 12a,b und dem Umgebungsmodell umfasst. Unter dem Begriff des Virtuellzustands 25a,b ist die elektronische Ab- bildung einerseits des Manipulators la,b basierend auf dem Kinematikmodell nach Ausführung der Bahnplanung 12a,b ausgehend von der Ausgangslage 11 a,b und andererseits der Bearbeitungsumgebung 3a,b basierend auf dem Umge- bungsmodell, ebenfalls nach Ausführung der Bewegung des Manipulators la,b, zu verstehen. Mit anderen Worten bezeichnet der Virtuellzustand 25a,b ein um- fassendes rechnerisches Modell des Manipulators la,b und der Bearbeitungsum- gebung 3a,b nach einer Bewegung des Manipulators l a,b entlang der Bahnpla- nung 12a,b. Der Virtuellzustand 25a,b kann dabei auch eine etwaige in der rele- vanten Zeit erfolgende Bewegung der Bearbeitungsumgebung 3a,b insgesamt oder einzelner Teile von ihr berücksichtigen. Eine solche Bewegung könnte etwa im Ausführungsbeispiel der Fig. 1 aus einer Drehung des Bauteilträgers 6 mit dem Werkstück 7a bestehen.
Diese bevorzugte Ausgestaltung lässt sich dadurch weiterentwickeln, dass die Ausgabe des Virtuellzustands 25a,b die Ausgabe einer Ansicht 26a,b eines SD- Modells des Manipulators la,b und der Bearbeitungsumgebung 3a,b umfasst. Bei diesem 3D-Modell handelt es sich um eine zur Darstellung geeignete Repräsen- tierung des Virtuellzustands 25a,b und also des Zustande des Manipulators la,b und der Bearbeitungsumgebung 3a,b nach erfolgter Bewegung gemäß der Bahn- planung 12a,b. Die Ansicht 26a,b ist wiederum die zweidimensionale Darstel- lung, welche sich aus diesem 3 D-Modell und dem Blickwinkel eines - gedachten
- Betrachters ergibt und welche somit zur Wiedergabe auf einer herkömmlichen Visualisierungsvorrichtung 13a,b geeignet ist.
Die Fig. 3b und 3c geben beispielhaft jeweils eine solche Ansicht 26a,b wieder, welche etwa auch auf dem Bildschirm 14 der Computeranordnung 15 der Fig. 1 denkbar wiedergegeben werden könnten, wobei zwecks Einfachheit der Darstel- lung in den Fig. 3b und 3c nicht zwischen der Ansicht 26a,b und dem der An- sicht zugrundeliegenden Virtuellzustand 25a,b grafisch unterschieden wird. Vorzugsweise ist der der Darstellung zugrundeliegende Blickwinkel einstellbar, so dass die Ansicht 26a,b des 3D-Modells des Manipulators la,b und der Bear- beitungsumgebung 3a,b auf einem einstellbaren Blickwinkel basiert. Damit kann der Bediener für die Ansicht 26a,b eine Perspektive wählen, welche zur Erfas- sung der vorliegenden Kollisionssituation besonders geeignet ist.
Die Ausgabe des Virtuellzustands 25a,b kann auch so gestaltet sein, dass auf gra- fisch besonders leicht erkennbare Weise gekennzeichnet wird, ob das Prädikti- onsergebnis eine Kollisionssituation bzw. ein Kollisionsrisiko anzeigt oder ob es das Nichtvorhandensein einer solchen Kollisionssituation oder eines solchen Kollisionsrisikos anzeigt. So zeigt etwa in der Fig. 3b die Ansicht 26a einen Vir- tuellzustand 25a, bei welchem - gemäß dem Prädiktionsergebnis - die Bahnpla- nung 12a zu einer projizierten Kollision des Manipulators 1 b mit einem Vor- sprung 9 des Werkstücks 7b geführt hat, was aus der Ansicht 26a für den Bedie- ner durch das Kollisionspiktogramm 27 deutlich gemacht wird. Der Bediener wird also anschaulich gewarnt, dass diese Bahnplanung 12a nicht ausgeführt werden sollte. Alternativ oder zusätzlich zu dem Kollisionspiktogramm 27 könn- te die Ansicht 26a zwecks Warnung auch in einer Warnfarbe - z.B. in Rot - ver- färbt werden. Umgekehrt geht aus der Ansicht 26b der Fig. 3c ebenso deutlich hervor, dass ei- ne Bewegung gemäß der Bahnplanung 12b ohne ein Kollisionsrisiko ausgeführt werden kann. Vorliegend geschieht dies durch eine Darstellung der Bahnplanung 12b ohne ein Kollisionspiktogramm, wobei auch hier zusätzlich eine Wiedergabe der Ansicht 26a in einer Freigabefarbe - etwa in Grün - vorgesehen sein kann.
Eine Echtzeitzeit- Ausgabe im bereits obenstehend definierten Sinne ist für den Bediener auch bei der Ausgabe des Virtuellzustands 25a,b vorteilhaft. Folglich ist es bevorzugt, dass die Ausgabe des Virtuellzustands 25a,b durch die Visuali- sierungsvorrichtung 13a,b innerhalb eines vorbestimmten Visualisierungszeit nach einer Änderung und/oder Eingabe der Soll-Bewegung erfolgt, so dass eine Echtzeit-Ausgabe des Virtuellzustands 25a,b durch die Visualisierungsvorrich- tung 13a,b bereit gestellt wird. Die Echtzeit-Ausgabe wird, wie bereits bemerkt, dann besonders als„in Echtzeit" wahrgenommen, wenn die vorbestimmte Visua- lisierungszeit 50 Millisekunden oder sogar 10 Millisekunden beträgt. Im Falle der bevorzugten Ausgabe des Ansicht 26a,b des 3D-Modells des Manipulators la,b wie soeben beschrieben gilt dies für diese Ausgabe der Ansicht 26a,b ent- sprechend gleich.
Der Eindruck einer möglichst zeitnah erfolgenden Prädiktion der Bewegung des Manipulators la,b wird nicht nur durch eine Echtzeit- Ausgabe wie oben be- schrieben als Reaktion auf die Eingabe oder Änderung der Soll-Bewegung er- reicht, sondern auch dadurch, dass eine sich während der Bewegung des Manipu- lators l a,b ändernde Lage des Manipulators l a,b kontinuierlich berücksichtigt und angezeigt wird. Dementsprechend ist es vorteilhaft, dass die Ausgangslage 11 a,b wiederholt und vorzugsweise innerhalb eines vorbestimmten Aktualisie- rungsintervalls gemäß dem aktuellen Manipulatorzustand aktualisiert wird. Das führt dazu, dass sowohl der kinematischen Kollisionsprüfung als auch dem Er- zeugen des Prädiktionsergebnisses zeitnah die tatsächliche Lage des Manipula- tors la,b zugrunde gelegt wird. Bevorzugt wird die innerhalb des vorbestimmten Akrualisierungsintervalls aktualisierte Ausgangslage 1 la,b auch dem Virtuellzu- stand 25a,b und ebenso der Ansicht 26a,b zugrunde gelegt, so dass diese dem Bediener auch stets zeitnah aktualisiert ausgegeben werden können. Sinnvoll ist es hier ferner, entsprechend auch das Umgebungsmodell innerhalb des vorbe- stimmten Aktualisierungsintervalls zu aktualisieren.
Die Möglichkeit der externen Simulation der Bahnplanung 12a,b durch die Kon- trollvorrichtung 10 kann dadurch nützlich eingesetzt werden, dass gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ein Berechnen einer weiteren Bahnplanung durch eine Rechenvorrichtung 16 aus der Soll-Bewegung des Manipulators Ia,b ausge- hend von einer Ausgangslage 1 la,b und basierend auf dem Kinematikmodell des Manipulators la,b durchgeführt wird, wobei die Rechenvorrichtung 16 mittels
eines Kommunikationsnetzwerks 18 mit der Kontrollvorrichtung 10 in Verbin- dung steht und wobei das Durchführen der kinematischen Kollisionsprüfung und das Erzeugen des Prädiktionsergebnisses in der Rechenvorrichtung 16 durchge- führt wird.
Es wird dementsprechend also die Soll-Bewegung entweder unmittelbar an der Rechenvorrichtung 16 - etwa durch die Bedieneinrichtung 17 - eingegeben oder an der Kontroll Vorrichtung 10 eingegeben und über das Kommunikationsnetz- werk 18 an die Rechenvorrichtung 16 übertragen, welche die Soll-Bewegung des Manipulators la,b in die weitere Bahnplanung abbildet und damit die Bahnpla- nung 12a,b der Kontroll Vorrichtung 10 simuliert im Sinne einer Replikation oder Nachbildung. Dies ist insbesondere deshalb möglich, weil die entsprechende Funktionalität der Kontroll Vorrichtung 10 - einschließlich der Verarbeitung des Umgebungsmodells und des Kinematikmodells - vollständig als Softwarecode auf der Rechenvorrichtung 16 nachgebildet werden kann. Dementsprechend werden die kinematische Kollisionsprüfung und das Erzeugen des Prädiktionser- gebnisses entweder zusätzlich zum jeweiligen Vorgang auf der Kontrollvorrich- tung 10 in der Rechenvorrichtung 16 durchgeführt oder erfolgen ausschließlich auf der Rechenvorrichtung 16.
Zur Vermeidung von Doppeldatenbeständen können das Kinematikmodell und das Umgebungsmodell auch von der Kontrollvorrichtung 10 an die Rechenvor- richtung 16 über das Kommunikationsnetzwerk 18 übertragen werden.
Besondere Vorteile ergeben sich, wenn die Rechenvorrichtung 16 das Berechnen der Bahnplanung 12a,b der Kontroll Vorrichtung 10 so nachbildet, dass die weite- re Bahnplanung der Rechen Vorrichtung 16 der Bahnplanung 12a,b der Kontroll- vorrichtung 10 entspricht. Es wird also die Berechnungsfunktion so repliziert, dass für die kinematische Kollisionsprüfung und das Erzeugen des Prädiktions- ergebnisses auf die Bahnplanung 12a,b der Kontrollvorrichtung 10 nicht zurück- gegriffen werden muss, sondern gleich die weitere Bahnplanung der Rechenvor- richtung 16 verwendet werden kann. Darüber hinaus können diese Vorgänge in der Rechenvorrichtung 16 unabhängig und potentiell auch schneller als durch die Kontrollvorrichtung 10 durchgeführt werden, was die Verwirklichung einer Echtzeit-Ausgabe gemäß den bereits beschriebenen bevorzugten Ausführungs- formen erleichtert.
Eine besonders geeignete Schnittstelle zwischen der Kontroll Vorrichtung 10 und der Rechenvorrichtung 16 kann dadurch geboten werden, dass als Kommunikati- onsnetzwerk 18 eine Ethemet-Verbindung gewählt wird auf welcher TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) als Protokollstapel bzw. Teil des Protokollstapels verwendet wird. Hierauf aufbauend können zum Datenaus- tausch zwischen der Rechenvorrichtung 16 und der Kontroll Vorrichtung 10 ent- sprechende Programmbibliotheken wie COM (Component Object Model), DCOM (Distributed Component Object Model), RPC (Remote Procedure Call), OCX (Object Linking and Embedding Control eXtension) oder deren Weiter- entwicklungen verwendet werden.
Ein tatsächliches Verhindern von Bedieneraktionen, welche sonst zu einer Kolli- sion führen könnten, wird bevorzugt dadurch erreicht, dass die Kontrollvorrich- tung 10 eine Ansteuerung des Manipulators I a,b gemäß der Bahnplanung 12a,b verhindert, wenn das Prädiktionsergebnis ein Kollisionsrisiko bzw. ein Kollisi- onsergebnis ausgibt. Dieses Verhindern der Ansteuerung des Manipulators 1 a, b durch die Kontrollvorrichtung 10 kann insbesondere auf Anweisung der Rechen- vorrictung 16 erfolgen. Ein solches Verhindern könnte beispielsweise in dem in der Fig. 3b dargestellten Fall eines solchen Prädiktionsergebnisses vorgesehen sein. Eine entsprechende Aktion des Bedieners zum Veranlassen einer solchen Ansteuerung würde also von der Kontrollvorrichtung 10 aktiv blockiert werden. Im in der Fig. 3c dargestellten Fall hingegen würde eine solche Blockierung nicht erfolgen.
Die Erstellung des Kinematikmodells und des Umgebungsmodells wird verein- facht wenn, wie bevorzugt, das Kinematikmodell und/oder das Umgebungsmo- dell auf Modelldaten in elektronischer Form basiert. Dabei kann es sich auch um Modelldaten handeln. Diese können von entsprechenden Computerprogrammen wie etwa CATIA® bzw. von den von diesen Computerprogrammen erzeugten Dateien stammen.
Bevorzugt ist es, dass das Kinematikmodell angepasst wird, um eine umge- bungsbedingte Abweichung zwischen der Soll-Bewegung und einer Ist- Bewegung des Manipulators l a,b zu kompensieren. So können etwa Tempera- turveränderungen am Manipulator zu einer Ausdehnung bestimmter Teile des
Manipulators führen. Eine Ansteuerung des Manipulators 1 a,b gemäß der Bahn- planung 12a,b führt dann zu einer tatsächlichen Bewegung, welche von derjeni- gen gemäß der Bahnplanung 12a,b abweicht. Wenn der Zusammenhang zwi- schen Temperatur und solchen Ausdehnungen aber bekannt ist, kann eine solche Abweichung berücksichtigt und somit kompensiert werden. Neben der Tempera- tur können auch auf den Manipulator wirkende Kräfte, wie z. B. Prozesskräfte, eine Abweichung im obigen Sinne begründen.
Vorzugsweise erfolgt diese Anpassung vor dem Durchführen der kinematischen Kollisionsprüfung. Insoweit wird sie dann sowohl bei dem Durchführen der ki- nematischen Kollisionsprüfung als auch bei dem Erzeugen des Prädiktionsergeb- nisses berücksichtigt. Die Anpassung kann auch bereits vor dem Berechnen der Bahnplanung 12a,b erfolgen und dann vorzugsweise bei dem Berechnen der Bahnplanung I2a,b berücksichtigt werden.
Bevorzugt ist weiter, dass die Kompensation auf einem von einem Kompensati- onssensor 28a gemessenen Ist-Wert basiert, welcher Ist-Wert mit insbesondere hinterlegten Kompensationsparametern verarbeitet wird. Bei diesem Kompensa- tionssensor 28a kann es sich - gemäß der Darstellung in den Fig. 3a-c - um ei- nen Temperatursensor handeln. Die Verarbeitung mit Kompensationsparametern kann insbesondere eine Multiplikation mit Kompensationskoeffizienten umfas- sen. Das Ergebnis der Verarbeitung kann dann auf das Kinematikmodell ange- wandt werden. Denkbar ist auch, dass die Kompensation die Modelldaten an- passt, auf welchen das Kinematikmodell vorzugsweise basiert. Die Kompensati- onsparameter können auf einem Einmessvorgang basieren, welcher in einem Einmessbetrieb vor dem Arbeitsbetrieb durchgeführt wurde.
Gemäß dem Ausfuhrungsbeispiel der Fig. 3a-c ist bevorzugt vorgesehen, dass die Abweichung auf einer Ist-Temperatur an dem Manipulator la,b - vorzugs- weise von dem Kompensationssensor 28 gemessen - basiert und der gemessene Ist-Wert die Ist-Temperatur ist. Es handelt sich also um eine Temperaturkom- pensation. Entsprechend ist es bevorzugt, dass die Kompensationsparameter Temperaturkoeffizienten umfassen, mit denen die gemessene Ist- Temperatur verarbeitet wird.
Weiter ist es bevorzugt, dass die Kompensation durch die Kontrollvorrichtung 10 und/oder durch die Rechenvorrichtung 16 durchgeführt wird. Es kann also auch die Rechenvorrichtung 16 - mittelbar oder unmittelbar - den Ist-Wert zur Verar- beitung erhalten. Dabei kann vorzugsweise die durch die Rechenvorrichtung 16 durchgeführte Kompensation die durch die Kontroll Vorrichtung 10 durchgeführte Kompensation nachbilden.
Die Ausgangslage 11 a,b des Manipulators 1 a,b kann entweder durch eine be- kannte vorherige Lage des Manipulators la,b und bekannte nachfolgende Bewe- gungen bestimmt werden oder, wie bevorzugt wird, durch eine Sensorvorrich- tung 28 erfasst werden. Gleichermaßen kann auch die Bearbeitungsumgebung 3a,b für die Abbildung in dem Umgebungsmodell durch eine Sensorvorrichtung 28 erfasst werden. Eine solche Sensorvorrichtung 28 kann eine Vielzahl von se- paraten Sensoren umfassen, welche auch nach jeweils unterschiedlichen physika- lischen Prinzipien funktionieren und ggf. miteinander sowie mit der Kontrollvor- richtung 10 und der Rechenvorrichtung 16 nachrichtentechnisch kommunizieren, etwa über das Kommunikationsnetzwerk 18.
Das vorschlagsgemäße Computerprogramm weist Programmcode zur Durchfüh- rung der folgenden Schritte zur Bewegungssimulation eines Manipulators la,b auf, wenn das Computerprogramm in einem Computer ausgeführt wird: Berech- nen einer Bahnplanung 12a,b aus einer Soll-Bewegung des Manipulators la,b in einer Bearbeitungsumgebung 3a,b, welche zumindest teilweise in einem Umge- bungsmodell abgebildet ist, ausgehend von einer Ausgangslage 1 la,b und basie- rend auf einem Kinematikmodell des Manipulators la,b, Durchführen einer ki- nematischen Kollisionsprüfung basierend auf der Bahnplanung 12a,b, dem Ki- nematikmodell und dem Umgebungsmodell und Erzeugen eines Prädiktionser- gebnisses basierend auf der kinematischen Kollisionsprüfung. Das vorschlags- gemäße Computerprograrnm ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgangslage 1 la,b dem aktuellen Manipulatorzustand entspricht.
Vorschlagsgemäß ist auch ein entsprechendes Computerprogrammprodukt, das direkt in den internen Speicher eines digitalen Computers geladen werden kann und Softwarecodeabschnitte umfasst, mit denen die folgenden Schritte ausge- führt werden, wenn das Produkt auf einem Computer läuft: Berechnen einer Bahnplanung 12a,b aus einer Soll-Bewegung des Manipulators la,b in einer Be-
arbeitungsumgebung 3a,b, welche zumindest teilweise in einem Umgebungsmo- dell abgebildet ist, ausgehend von einer Ausgangslage 11 a,b und basierend auf einem Kinematikmodell des Manipulators I a,b, Durchfuhren einer kinemati- schen Kollisionsprüfung basierend auf der Bahnplanung 12a,b, dem Kinematik- modell und dem Umgebungsmodell und Erzeugen eines Prädiktionsergebnisses basierend auf der kinematischen Kollisionsprüfung. Dieses vorschlagsgemäße Computerprogrammprodukt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgangslage 1 la,b dem aktuellen Manipulatorzustand entspricht
Das vorschlagsgemäße System zur Bewegungssimulation eines Manipulators la,b in einer Bearbeitungsumgebung 3a,b, welcher in einem Umgebungsmodell abgebildet ist, weist eine Kontrollvorrichtung 10 auf, welche dazu eingerichtet ist, den Manipulator la,b in einem Arbeitsbetrieb zu bewegen und dazu einge- richtet ist, eine Bahnplanung 12a,b aus einer Soll-Bewegung des Manipulators la,b ausgehend von einer Ausgangslage 1 la,b und basierend auf einem Kinema- tikmodell des Manipulators l a,b zu berechnen und weist eine Rechenvorrichtung 16 auf, welche dazu eingerichtet ist, eine kinematische Kollisionsprüfung basie- rend auf der Bahnplanung 12a,b, dem Kinematikmodell und dem Umgebungs- modell durchzuführen und ein Prädiktionsergebnis basierend auf der kinemati- schen Kollisionsprüfung zu erzeugen. Das vorschlagsgemäße System ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgangslage 11 a,b dem aktuellen Manipulatorzustand entspricht.
Bevorzugte Ausgestaltungen des vorschlagsgemäßen Computerprogramms und des vorschlagsgemäßen Systems zur Bewegungssimulation ergeben sich jeweils aus den bevorzugten Ausgestaltungen des vorschlagsgemäßen Verfahrens.