Beschreibung
Vorrichtung und Verfahren zum Regeln einer Taktfrequenz eines Stromrichters
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Regeln einer Taktfrequenz eines Stromrichters eines elektrischen Stromkreises.
Eine Vorrichtung der genannten Art wird beispielsweise in der Antriebstechnik als integrierter Starter/Generator (ISG) eingesetzt. Der Stromrichter ist beispielsweise ein mit Gleichspannung gespeister Umrichter, der zur elektrischen Ansteuerung eines Elektromotors und/oder eines Generators verwendet wird. Zusammen mit einer Ladungsquelle und weiteren elektrischen Komponenten bilden der Umrichter und der Elektromotor und/oder der Generator einen elektrischen Stromkreis .
Der Umrichter wird beispielsweise mit Pulsweitenmodulation (Puls Width Modulation, PWM) betrieben. Dazu weist der Umrichter neben Leistungsschaltern, die aus Leistungshalbleiterbauelementen zusammengesetzt sind, und einem Zwischenkreis ein Steuergerät für die Leistungshalbleiterbauelemente der Leistungsschalter auf. Üblicherweise ist das Steuergerät derart ausgelegt, dass Leistungshalbleiterbauelemente der Leistungsschalter mit einer fest vorgegebenen Taktfrequenz betrieben werden.
Eine wichtige Komponente des Zwischenkreises des Umrichters ist der sogenannte Zwischenkreiskondensator . Der Zwischenkreiskondensator dient einer Kompensation der im Stromkreis auftretenden Blindleistung. Darüber hinaus soll der Zwischenkreiskondensator eine am Zwischenkreis auftretende Spannungswelligkeit der Zwischenkreisspannung reduzieren. Die Spannungswelligkeit resultiert aus der
Überlagerung von Gleichspannung und Wechselspannung (Ripple- Spannung) .
Als Zwischenkreiskondensator wird beispielsweise ein Elektrolytkondensator eingesetzt. Bei dieser Art Kondensator spielt die Spannungswelligkeit nur eine untergeordnete Rolle. Maßgeblich bei diesem Kondensatortyp ist ein beim Umrichten auftretender Wechselstrom (Ripple-Strom) , der zu elektrischen Verlusten im Elektrolytkondensator und damit zur Erwärmung des Elektrolytkondensators führt. Die Erwärmung des
Elektrolytkondensators hat eine verkürzte Lebensdauer des Elektrolytkondensators zur Folge.
Alternativ zum Elektrolytkondensator wird ein Metallfolienkondensator eingesetzt. Bei dieser Art
Kondensator uss die Spannungswelligkeit berücksichtigt werden. Die Spannungswelligkeit spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn die Ladungsquelle, beispielsweise eine Batterie, eine niedrige Klemmspannung aufweist. Aufgrund der niedrigen Klemmspannung wird der Zwischenkreis mit einer niedrigen
Gleichspannung versorgt. Bei eine niedrigen Gleichspannung kommt es aufgrund der Spannungswelligkeit zu einer großen relativen Änderung der zur Verfügung stehenden Spannung. Ein Spannungsmittelwert ist deutlich abgesenkt. Dies kann dazu führen, dass dem Elektromotor (und weiteren Komponenten) des Stromkreises nicht genügend elektrische Leistung zur Verfügung gestellt wird. Dies kann insbesondere beim Startvorgang mit kaltem Elektromotor kritisch werden. Die benötigte elektrische Leistung hängt also sehr stark vom Betriebszustand des Stromkreises und seiner Komponenten ab.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Stromkreis mit Stromrichter derart auszubilden, dass einer Komponente des Stromkreises unabhängig vom Betriebszustand des Stromkreises eine für den Betrieb der Komponente benötigte elektrische Leistung zur Verfügung gestellt werden kann.
Zur Lösung der Aufgabe wird eine Vorrichtung zum Regeln einer Taktfrequenz eines Stromrichters eines elektrischen Stromkreises angegeben, mit einem Mittel zum Erfassen mindestens einer Zustandsgroße des Stromkreises und/oder mindestens einer Zustandsgroße einer Umgebung des
Stromkreises und einem Mittel zum Einstellen der Taktfrequenz des Stromrichters aufgrund der erfassten Zustandsgroße.
Zur Lösung der Aufgabe wird auch Verfahren zum Regeln der Taktfrequenz eines Stromrichters eines elektrischen
Stromkreises mit folgenden Verfahrensschritten angegeben: a) Erfassen mindestens einer Zustandsgroße des Stromkreises und/oder mindestens einer Zustandsgroße einer Umgebung des Stromkreises und b) Einstellen der Taktfrequenz des Stromrichters aufgrund der erfassten Zustandsgroße.
Der Stromrichter kann ein Gleichrichter, Wechselrichter oder Umrichter sein. Vorzugsweise ist der Stromrichter ein mit Gleichstrom gespeister Umrichter mit einem Zwischenkreis. Bevorzugt wird ein Stromrichter mit einem Zwischenkreis verwendet, der einen aus der Gruppe Elektrolytkondensator und/oder Metallfolienkondensator ausgewählten Zwischenkreiskondensator aufweist. Insbesondere wird ein Stromkreis mit einer aus der Gruppe Elektromotor und/oder Generator ausgewählten elektrischen Maschine (Drehfeldmaschine) verwendet, die mit Hilfe des Stromrichters angesteuert wird.
Gemäß der Erfindung ist es möglich, die Taktfrequenz, mit der die Leistungsschalter des Stromrichters angesteuert werden, gezielt an den jeweiligen (Betriebs) Zustand des Stromkreises anzupassen. Der Zustand des Stromkreises wird durch das Erfassen eines Zustands oder mehrerer Zustände der Komponenten des Stromkreises ermittelt. Durch das Regeln der Taktfrequenz wird der Wirkungsgrad des elektrischen Stromkreises gezielt beeinflusst. Durch die Frequenzabhängigkeit der Komponenten des Stromkreises (Last,
Zuleitungen, Filter,...) ändern sich auch die Amplituden des Ausgangsstroms und des Stroms im Zwischenkreis. Bei Variation der Taktfrequenz wird daher auf einen Arbeitspunkt des Ausgangsstroms nachgeregelt.
In einer besonderen Ausgestaltung ist die Zustandsgroße des Stromkreises eine Klemmspannung einer Batterie des Stromkreises. Es wird die Zustandsgroße "Klemmspannung der Batterie" bestimmt. In Abhängigkeit von der Klemmspannung (Ladungszustand der Batterie) wird die Taktfrequenz eingestellt, mit der der Stromrichter angesteuert wird.
Beispielsweise ist der Zwischenkreiskondensator ein Metallfolienkondensator. Beim Betriebsstart des Stromkreises, beispielsweise beim Starten des Elektromotors, kann an der
Batterie des Stromkreises eine relativ niedrige Klemmspannung anliegen. Wie oben beschrieben, kann bei einer relativ niedrigen Klemmspannung der Batterie in Verbindung mit Metallfolienkondensatoren die Spannungswelligkeit des Zwischenkreises solche Ausmaße annehmen, dass dem
Elektromotor nicht genügend Leistung zur Verfügung --steht . In dieser Situation wird aufgrund der erfassten Zustandsgroße "Klemmspannung der Batterie" die Taktfrequenz erhöht. Durch die Erhöhung der Taktfrequenz kann die Spannungswelligkeit verringert werden, so dass der Stromrichter dem Elektromotor auch beim Starten genügend Leistung zur Verfügung stellt. Während des Betriebs des Stromkreises wird die Batterie aufgeladen. Die Klemmspannung an der Batterie erhöht sich. Die erhöhte Klemmspannung an der Batterie führt zu einer verringerten relativen Änderung der Spannung. Der Spannungsmittelwert wird erhöht. Mit dem erhöhten Spannungsmittelwert kann die Taktfrequenz verringert werden. Die Taktfrequenz wird an den Betriebszustand des Stromkreises angepasst. Die Verringerung der Taktfrequenz beinhaltet im Übrigen auch den Vorteil, dass an den
Leistungshalbleiterbauelementen der Leistungsschalter geringere Schaltverluste auftreten.
In einer weiteren Ausgestaltung ist die Zustandsgroße des Stromkreises eine benötigte Leistung des Stromkreises. Neben dem Elektromotor können weitere Komponenten (elektrische Verbraucher) mit einer entsprechend benötigten Leistung zugeschaltet sein. In Abhängigkeit von den zugeschalteten Komponenten und deren benötigter Leistung kann dem Zwischenkreis des Stromrichters eine geringere Spannung zur Verfügung stehen. Aufgrund der niedrigeren Spannung ist dann die Taktfrequenz für die Leistungshalbleiterbauelemente zu erhöhen, um die für den Elektromotor benötigte Leistung sicher zu stellen.
In einer weiteren Ausgestaltung wird eine thermische Zustandsgroße des Stromkreises und/oder der Umgebung des Stromkreises erfasst. Die thermische Zustandsgroße der Umgebung ist eine Umgebungstemperatur. Die thermische Zustandsgroße des Stromkreises ist eine Temperatur einer Komponente des Stromkreises. Das Erfassen der Temperatur ist insbesondere für den Fall vorteilhaft, dass als
Zwischenkreiskondensator ein Elektrolytkondensator verwendet wird. Im Gegensatz zu Metallfolienkondensatoren werden Elektrolytkondensatoren aufgrund ihrer hohen erreichbaren Kapazitätsdichte eingesetzt. Allerdings treten bei Elektrolytkondensatoren im Vergleich zu anderen
Kondensatorstrukturen hohe Verlustleistungen auf. Aufgrund der Verlustleistungen wird die Temperatur des Elektrolytkondensators im Betrieb erhöht. Infolge der Temperaturerhöhung kann sich die Lebensdauer des Elektrolytkondensators verringern. Daher ist es vorteilhaft, die Temperatur des Elektrolytkondensators bzw. die Temperatur der unmittelbaren Umgebung des Elektrolytkondensators zu kontrollieren und gegebenenfalls Maßnahmen gegen eine unerwünschte Temperaturerhöhung einzuleiten.
Im Betrieb wird nun die Zustandsgroße "Temperatur des Elektromotors" und/oder die Zustandsgroße "Temperatur des
Elektrolytkondensators" und/oder die Zustandsgroße "Umgebungstemperatur der Umgebung" des Elektromotors oder des Elektrolytkondensators bestimmt. Je niedriger die bestimmte Temperatur ist, desto mehr Verlustbelastung und somit Verlustleistung kann dem Elektrolytkondensator zugemutet werden, ohne dass dessen Lebensdauer nachhaltig beeinträchtigt wird. Die Leistungshalbleiterbauelemente können im Hinblick auf den Elektrolytkondensator mit einer relativ hohen Taktfrequenz angesteuert werden. Wird dagegen eine kritische Temperatur überschritten, so wird durch Erniedrigung der Taktfrequenz die Verlustleistung im Elektrolytkondensator verringert. Der Elektrolytkondensator erwärmt sich weniger stark.
Im Übrigen ist bei der Regelung der Taktfrequenz der Leistungsschalter zu beachten, dass die in den Leistungshalbleiterbauelementen auftretenden Schaltverluste mit zunehmender Taktfrequenz steigen (siehe oben) . Daher wird beim Einstellen der Taktfrequenz auch die Verlustleistung an den Halbleiterbauelementen zu berücksichtigen sein.
Anwendung findet die Vorrichtung und das Verfahren in der Antriebstechnik. Es wird vorzugsweise ein Stromkreis eines Kraftfahrzeugs verwendet. Der Stromkreis ist ein Bordnetz eines Kraftfahrzeuges beziehungsweise ein Bestandteil des Bordnetzes .
Zusammenfassend ergeben sich mit der Erfindung folgende wesentlichen Vorteile:
Durch die Variation der Taktfrequenz, mit der die Leistungshalbleiterbauelemente der Leistungsschalter eines Stromrichters eines Stromkreises angesteuert werden, kann gezielt eine auf den Betriebszustand des Stromkreises abgestimmte Leistung bereitgestellt werden. Die Taktfrequenz wird hinsichtlich elektrischer und thermischer Zustandsgrößen optimiert.
Aufgrund der variablen Taktfrequenz kann ein Zwischenkreiskondensator verwendet werden, der eine im Vergleich zu üblichen Zwischenkreiskondensatoren niedrigere Kapazität aufweist. Bei einem derartigen Zwischenkreiskondensator wird im Fall eines erhöhten Leistungsbedarfs die Taktfrequenz erhöht. Im Fall eines niedrigeren Leistungsbedarfs wird die Taktfrequenz erniedrigt.
Die Erfindung im Vergleich zu bekannten Lösungen niedrigere Kapazität des Zwischenkreiskondensators führt zu kleineren, leichteren und kostengünstigeren Ausgestaltungen des Stromrichters.
Durch die Anpassung der Taktfrequenz ist es möglich, die Lebensdauer eines als Zwischenkreiskondensator verwendeten Elektrolytkondensators deutlich zu erhöhen.
- Bei Verwendung eines Metallfolienkondensators als Zwischenkreiskondensator wird durch die Anpassung der Taktfrequenz die Spannungswelligkeit gezielt beeinflusst und auf eine im Stromkreis benötigte Leistung abgestimmt.
- Das Regeln der Taktfrequenz des Stromrichters erfordert einen geringen zusätzlichen Aufwand an Elektronik. Die Anpassung der Taktfrequenz kann mit Hilfe eines üblicherweise verwendeten Mikrocontrollers durchgeführt werden .
Für das Erfassen der elektrischen Zustandsgrößen (Strom, Spannung, Leistung, Ladungszustand der Batterie,...) und der mechanischen Zustandsgrößen (Temperatur, Drehmoment,...) benötigten Mittel (Messeinrichtungen) und für das Verarbeiten der erfassten Zustandsgrößen kann bei der Anwendung in einem Kraftfahrzeug auf ein bekanntes Bordnetzmanagement zurückgegriffen werden.
Anhand mehrerer Ausführungsbeispiele und der dazugehörigen Figuren wird die Erfindung im Folgenden näher erläutert. Die Figuren sind schematisch und stellen keine maßstabsgetreuen Abbildungen dar.
Figuren 1 und 2 zeigen ein Verfahren zum Regeln einer Taktfrequenz eines Stromrichters eines elektrischen Stromkreises .
Figur 3 zeigt ein Ersatzschaltbild eines Stromkreises mit Umrichter, Spannungsquelle und Elektromotor.
Gegeben ist ein Bordnetz eines Kraftfahrzeugs (Figur 3) . Das Bordnetz bildet einen Stromkreis 2, der aus verschiedenen Komponenten besteht. Unter anderem weist der Stromkreis 2 eine Spannungsquelle für Gleichspannung in Form einer Batterie 7, einen Stromrichter 3 und eine elektrische Maschine 6 in Form eines Elektromotors auf. Der Stromrichter 3 ist ein Umrichter, der mit Pulsweitenmodulation betrieben wird: Dazu weist der Umrichter 3 neben Leistungsschaltern 8, die aus Leistungshalbleiterbauelementen 9 zusammengesetzt sind, und einem Zwischenkreis 4 ein Steuergerät 10 auf zum Ansteuern der Leistungshalbleiterbauelemente 9 der Leistungsschalter 8. In einer ersten Ausführungsform sind die Leitungshalbleiterbauelemente 9 MOSFETs . In weiteren Ausführungsformen sind die Leistunghalbleiterbauelemente 9 IGBTs beziehungsweise Tyristoren. Der Zwischenkreis 4 weist einen Zwischenkreiskondensator 5 auf.
Zum Regeln der Taktfrequenz des Stromrichters 3 wird in einem ersten Schritt eine Zustandsgroße des Stromkreises 2 mit Hilfe eines Mittels 11 zum Erfassen der Zustandsgroße ermittelt (Figur 2, Schritt 201) . Im nächsten Schritt wird mit Hilfe des Mittels 12 zum Einstellen der Taktfrequenz die Taktfrequenz des Steuergeräts 10 angepasst, mit der die
Leistungshalbleiterbauelemente 9 der Leistungsschalter 8 angesteuert werden (Figur 2, Schritt 202) .
Beispiel 1:
Der Zwischenkreiskondensator 5 ist ein
Metallfolienkondensator. Die zu ermittelnde Zustandsgroße ist die Klemmspannung der Batterie 7, also deren Ladungszustand. Als Mittel 11 zum Erfassen der Zustandsgroße "Klemmspannung der Batterie" fungiert ein Spannungsmessgerät, das in das Bordnetzmanagement-System integriert ist.
In der Startphase des Elektromotors 6 ist die Klemmspannung der Batterie 7 so niedrig, dass die Spannungswelligkeit der ZwischenkreisSpannung nicht vernachlässigt werden kann. Um die beim Umrichten auftretende Spannungswelligkeit zu reduzieren und eine entsprechende Leistung für den Elektromotor 6 auch in der Startphase bereitzustellen, wird die Taktfrequenz aufgrund der erfassten Klemmspannung erhöht. Nach Beendigung der Startphase wird die Taktfrequenz wieder erniedrigt. Die Beendigung der Startphase wird beispielsweise durch die Änderung der Temperatur des Elektromotors 6 oder der Umgebung 13 des Stromkreises 2 erfasst. Es wird die Zustandsgroße "Temperatur" ermitteln und aufgrund Temperatur die Taktfrequenz verringert.
Beispiel 2 :
Der Zwischenkreiskondensator 5 ist ein Elektrolytkondensator. Die zu erfassende Zustandsgroße ist die Temperatur des Elektrolytkondensators. Bei einer relativ niedrigen Temperatur des Elektrolytkondensators können die Leistungshalbleiterbauelemente 9 unter Berücksichtigung ihrer Schaltverluste mit relativ hohen Taktfrequenzen angesteuert werden. Wenn die Temperatur des Elektrolytkondensators über eine kritische Temperatur steigt, wird aufgrund der erfassten Temperatur die Taktfrequenz erniedrigt.