Verfahren und Vorrichtung zum schichtweisen Herstellen eines dreidimensionalen Objekts
Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen eines dreidimensionalen Objektes durch schichtweises Verfestigen von Aufbaumaterial an den dem Querschnitt des herzustellenden Objektes in der jeweiligen Schicht entsprechenden Stellen durch Energieeinbringung mittels elektromagnetischer Strahlung und eine Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens .
[0002] Bei gattungsgemäßen Verfahren, welche mit schichtweisem Auftrag von Pulver arbeiten, führt die eingebrachte Energie zunächst zu einer - zumindest teilweisen - Verflüssigung der Pulverkörner. Wenn keine Energie mehr eingebracht wird, kühlen die verflüssigten Materialbereiche ab und es tritt eine Verfestigung ein.
[0003] Eines der möglichen Verfahren, sowie eine zugehörige Vorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens ist unter dem Namen "Selektives Lasersintern" bekannt und in der DE 10 2005 024 790 AI offenbart. Gemäß dieser Druckschrift wird zunächst mittels eines Beschichters eine dünne Schicht des pulverförmigen Aufbaumaterials aufgetragen und dieses anschließend an den dem jeweiligen Querschnitt des Objektes entsprechenden Stellen durch Einwirken eines Laserstrahls verfestigt. Diese beiden Schritte werden abwechselnd solange wiederholt, bis das herzustellende dreidimensionale Objekt fertig gestellt ist.
[0004] Bedingt durch den Wechsel von Einbringen von Energie, einhergehend mit einer Erwärmung und der darauffolgenden Abkühlungsphase entstehen innerhalb des Objektes Spannungen.
Nach dem beendeten Herstellungsvorgang wird das hergestellte Objekt einer Wärmebehandlung zugeführt, durch welche die Spannungen, die während des schichtweisen Aufbaus entstanden sind abgebaut werden.
[0005] Aus der DE 19511772 AI ist es bekannt, für das herzustellende Objekt eine Stützkonstruktion herzustellen, welches das herzustellende Objekt mit einer massiven Metallplatte verbindet. Diese Stützkonstruktion reduziert den Verzug des herzustellenden Objektes, da den Kräften, welche in dem herzustellenden Objekt entstehen entsprechende Haltekräfte entgegenstehen .
[0006] Die bekannten Stützkonstruktionen verlaufen beim bekannten Stand der Technik im wesentlichen senkrecht von der stabilen Platte zum herzustellenden Objekt.
[0007] Bei Objekten, insbesondere Objekten, die einen offenen Querschnitt aufweisen tritt das Problem auf, dass nicht alle Stellen des Querschnitts mit einer Stützkonstruktion verbunden werden können.
[0008] Bei solchen Objekten können die inneren Spannungen zu einem Abweichen der aktuellen Form von der Sollform führen.
[0009] Aus der WO 2009/039159 A2 ist es bekannt, in Erwartung einer Abweichung während des Herstellungsprozesses für jede Schicht des Herstellungsprozesses die Abmessungen des herzustellenden Objektes so neu zu berechnen und zu verändern, dass die beim Herstellungsprozess auftretenden Effekte der Materialschrumpfung kompensiert werden und das fertig hergestellte Objekt trotz der Materialschrumpfung den Sollabmessungen entspricht. Nachteilig bei diesem Verfahren ist der hohe Rechenauf and zur Neuberechnung aller Schichten des herzustellenden Objektes.
[0010] Ein weiterer Nachteil dieses Verfahrens ist darin zu sehen, dass die Spannungen im Objekt verbleiben und später, z.B. bei einer Wärmebehandlung zu einer Deformation führen
können. Aus der EP 1 720 676 Bl ist es ferner bekannt, einen Kompensationsdatensatz und/oder eine Kompensationsfunktion vor Beginn des Freiform-Sinter- und/oder Schmelzvorgangs aus den Sollwertdaten und gegebenenfalls aus zumindest einem Fertigungsparameter zu berechnen und den Kompensationsdatensatz mit den Produktsollgeometriedaten zu verknüpfen bzw. die Kompensationsfunktion darauf anzuwenden, um den Steuerungsdatensatz zu erzeugen.
Kurzbeschreibung der Erfindung
[0011] Die Überlegungen, die zu der vorliegenden Erfindung führten machen sich die Erkenntnis zu eigen, dass beim Schicht- weisen Aufbau von Objekten die Stärke der inneren Spannungen vom Volumen des hergestellten Objektes abhängt. Da dieses Volumen mit jeder neuen Schicht sukzessive zunimmt, ist es vorausberechenbar, ab welcher Schicht so starke innere Spannungen auftreten werden, die zu einer Verformung des Bauteils führen würden, sofern nicht präventiv Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
[0012] Erfindungsgemäß sind diese Gegenmaßnahmen so ausgelegt, dass das herzustellende Teil Zusatzstrukturen gegenüber der Sollform des herzustellenden Objektes erhält. Diese Zusatz - strukturen können nach der Wärmebehandlung des vollständig hergestellten Objektes von diesem entfernt werden oder - sofern die Zusatzstruktur die Funktionalität des Objektes nicht stört- am Objekt verbleiben. Beispielsweise kann eine Zusatzstruktur, die sich in einem inneren Hohlraum des Objektes befindet, in diesem verbleiben.
[0013] Prinzipbedingt durch den schichtweisen Aufbau, wobei die Schichten in Z-Richtung senkrecht zur Schichtebene aufeinander angeordnet sind, weisen die Objekte während des Herstellungsprozesses -zumindest zeitweilig- in einer Ebene, die die -Achse enthält oder parallel zur Z-Achse verläuft, ei-
nen Querschnitt auf, den der Fachmann als „offen" bezeichnet. Beispielsweise weist ein Objekt, dessen Querschnitt nach der Fertigstellung „0" förmig, also „geschlossen" ist, während des Herstellungsvorgangs einen „offenen" in etwa „u" förmigen Querschnitt auf. Ein solches Objekt ist in dieser
Phase des Herstellungsvorgangs gefährdet durch innere Spannungen einen Verzug zu erhalten. Die Erfindung ist natürlich nicht beschränkt auf Objekte mit einem „O" förmigen Profil. Die Beschreibung „0" förmig dient nur der leichten Veran- schaulichung einer Form des Objektes bei welcher im inneren des Materials Spannungen auftreten, diese Spannungen jedoch zu keiner Verformung des Objektes führen.
[0014] Bei Objekten mit einem „offenen" Querschnitt führen die inneren Spannungen verstärkt zu einer Verformung des herge- stellten Objektes, während bei Objekten mit einem geschlossenen Querschnitt innere Spannungen zu einer wesentlich verringerten Verformung führen.
[0015] In neuer und erfinderischer Weise wurde diese Erkenntnis eingesetzt, um das beanspruchte Herstellungsverfahren zu schaffen, bei welchem während des Herstellungsvorganges der
„offene" Querschnitt durch die Zusatzstruktur die positiven Eigenschaften eines „geschlossenen" Querschnitts erhält, bei dem sich die inneren Spannungen im Gleichgewicht befinden.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht- vor, bei der Her- Stellung eines Objektes mit offenem Profil mindestens ein zusätzliches Versteifungselement zu schaffen, welches Kräfte, die aufgrund der inneren Spannungen auftreten so aufnimmt, dass keine oder eine minimale Verformung des herzustellenden Objektes entsteht. Durch das zusätzliche Vorhan- densein des Versteifungselements erhält das offene Profil des herzustellenden Gegenstandes eine erhöhte Stabilität gegen Verformung .
[0017] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Figuren näher erläutert :
Es zeigen im einzelnen: Fig. 1 und Fig. 2 ein herzustellendes Objekt mit Stützstrukturen gemäß dem Stand der Technik in geschnittener Darstellung
Fig. 3 und Fig. 4 ein herzustellendes Objekt mit erfinderischen Zusatzstrukturen
[0018] Das herzustellende Objekt 1 wurde in bekannter Weise lagenweise durch selektives Aufschmelzen und anschließendem Erstarren von pulverförmigem Material hergestellt. Das Obekt 1 ist in bekannter Weise allseitig umgeben von losem Pulver. Über eine Stützkonstruktion 2 ist das Objekt 1 mit einer Grundplatte 3 verbunden.
[0019] Der Herstellungsprozess beginnt, indem auf der Grundplatte 3 eine erste Pulverschicht aufgetragen wird. In dieser ersten Schicht beginnt das selektive Aufschmelzen und Abkühlen an den Stellen, die dem Querschnitt der Stützkonstruktion 2 entsprechen. Dieser Vorgang wird für eine Vielzahl von Lagen wiederholt . Die einzelnen Lagen werden in Richtung der Achse Z aufeinander angeordnet. Ab einer gewissen Anzahl von Lagen beginnt die Herstellung des eigentlichen Objektes 1.
[0020] Zur Klarstellung des Herstellungsprozesses wird darauf hingewiesen, dass während des lagenweisen Herstellungsvorganges ein unterbrechungsfreier Übergang von Grundplatte 3 in die Stützkonstruktion 2 und von der von Stützkonstruktion 2 zum Objekt 1 erfolgt. Hierdurch ist eine formschlüssige Verbindung von Grundplatte 3 und Objekt 1 gegeben.
[0021] Etwa ab der Lage nl beginnt das herzustellende Objekt 1.
Das Objekt 1 weist in Z Richtung etwa bis zur Lage n2 einen Querschnitt auf, der im Bereich la flach ausgebildet ist. Etwa ab der Lage n2 bis zur Lage n3 verläuft der mit lb bezifferte Bereich lb im Wesentlichen senkrecht nach oben.
[0022] Durch die oftmaligen, bei jeder Lage n auftretenden Er- wärmungs- und Abkühlungsvorgänge entsteht im Objekt 1 eine innere Spannung, welche eine Kraft F in Richtung der Pfeile F erzeugt. Diese Kraft F kann in nachteiliger Weise zu einer Verformung der Bereiche 1b des Objektes 1 führen.
[0023] Das Verfahren berechnet die Kraft F sowohl unter Berücksichtigung des Teil-Volumens des Objektes 1, das in den bisherigen Lagen verfestigt wurde als auch unter Berücksichtigung des Teil Volumens des Objekts 1 das in folgenden Lagen verfestigt werden wird.
[0024] Die Figur 2 zeigt eine Lösung nach dem Stand der Technik, bei welcher die von der Grundplatte 3 ausgehende Stützstruktur 2 zusätzliche Strukturelemente 2a aufweist, die im Bereich lb des Objektes 1 enden. Diese Strukturelemente 2a können Zugkräfte aufnehmen, welche der Kraft P entgegenwirken und können so der Verformung des Objektes 1 entgegenwirken. Die Strukturelemente 2a verlaufen im Wesentlichen senkrecht von der Grundplatte 3 zum Objekt 1.
[0025] Je nach Form des herzustellenden Objektes 1 kann es vorkommen, dass Bereiche des Objekts 1 nicht von den senkrecht nach oben verlaufenden Strukturelementen 2a erreichbar sind. Beim dem in der Figur 2 gezeigten Objekt 1 ist dies der Bereich lc .
[0026] Die Figur 3 zeigt eine erfindungsgemäße Ausführung, bei welcher das Objekt 1 wie üblich über die Stützstruktur 2 mit der Bodenplatte 3 verbunden ist. Entsprechend der Erfindung sind mehrere Zusatzstrukturen 4 hergestellt worden, welche im Wesentlichen horizontal und somit im Wesentlichen parallel zum Verlauf der Schichten generiert werden. Die Herstellung der jeweiligen Zusatzstrukturen 4 wurde im gezeigten Beispiel jeweils bereits in einer Schicht begonnen, bei welcher im Objekt 1 noch keine zu einer Verformung führende innere Spannung auftritt.
[0027] Prinzipbedingt durch die schichtweise Herstellung benötigen die horizontal verlaufenden Zusatzstrukturen 4 auch ihrerseits senkrecht verlaufende Stützelemente, um eine Herstellbarkeit zu gewährleisten. Im gezeigten Beispiel sind mehrere Zusatzstrukturen 4 übereinander angeordnet. Diese Zusatzstrukturen 4 sind kaskadiert aufeinander durch senkrecht verlaufende Stützelemente abgestützt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde jedoch auf die Darstellung dieser senkrechten Stützelemente verzichtet.
[0028] Wenn nun im Verlauf des weiteren Herstellungsprozesses die vorherberechnete innere Spannung auftritt, verhindern die bereits vorhandenen Zusatzstrukturen 4 eine Verformung des Objektes 1. Aufgrund der Zusatzstrukturen 4 kann in vorteilhafter Weise gegebenenfalls auch die Anzahl der Strukturelemente 2a reduziert werden.
[0029] Die Figur 4 zeigt eine Abwandlung des Objektes 1. Der Bereich ld weist ein gegenüber den übrigen Bereichen des Objektes 1 ein relativ großes Volumen auf. Die errechneten inneren Spannungen sind im Bereich ld daher höher als in den übrigen Bereichen des Objektes 1. Dementsprechend ist die Zusatzstruktur 4 verhältnismäßig massiv ausgestaltet.
[0030] Generell sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor, dass die Ausmaße der Zusatzstrukturen 4 so berechnet werden, dass so wenig Material wie nötig verwendet wird, aber die Zusatzstrukturen dennoch stets ausreichend stabil sind.
[0031] Der Bereich le überragt die übrigen Bereiche des Objektes 1 und daher ist es nicht möglich diesen Bereich le durch eine horizontal verlaufende Zusatzstruktur 4 abzustützen. Zudem ist der Bereich le nach innen geneigt, d.h. unerreichbar für ein senkrecht von der Grundplatte 3 ausgehendes Strukturelement 2a.
[0032] Für solche Anwendungsfälle sieht das erfindungsgemäße
Verfahren vor, eine Zusatzstruktur 5 zu schaffen, welche das
Objekt 1 so erweitert, dass die Zusatzstruktur 5 von einem senkrecht aus der Grundplatte 3 aufsteigendem Strukturelement 2a erreichbar ist.
[0033] Diese Zusatzstruktur 5 ist nach der Wärmebehandlung des fertig hergestellten Objektes 1 entfernbar.
[0034] Das Verfahren findet Anwendung in einer Vorrichtung, welche schichtweise Material selektiv verfestigt. Die Vorrichtung umfasst eine Grundplatte (3) auf der das Objekt (1) schichtweise aufgebaut wird, eine Vorrichtung durch welche Material schichtweise auf der Grundplatte oder einer zuvor bereitgestellten Schicht des Materials bereitstellbar ist, eine Energiequelle durch welche Energie in eine zuvor aufgetragene Schicht des Aufbaumaterials einbringbar ist und eine Steuereinheit zum Steuern des Bereitstellens einer Schicht und dem Einbringen der Energie.
[0035] Die Berechnung an welchen Stellen die Zusatzstrukturen 4 und 5 an das Objekt 1 angebracht werden erfolgt durch ein Computerprogramm. Dieses Computerprogramm steuert eine Steuereinheit mit einer CPU. Die Steuereinheit steuert ihrer- seits die Energieeinbringung mittels elektromagnetischer
Strahlung, wobei das Pulver an den dem jeweiligen Querschnitt des Objektes entsprechenden Stellen durch Einwirken eines Laserstrahls verfestigt wird.
[0036] In einer Weiterbildung der Erfindung kann eine vorbe- stimmte Verformung des Objekts, welche dieses nach der schichtweisen Herstellung aufweist, beabsichtigt sein. Eine derartige funktionelle Verformung wird so vorberechnet, dass die Geometrie des Objekts 1 vor der Abkühlung und dem Entpa- cken aus dem Pulverbett diese Verformung aufweist. Die Ver- formung wird ferner so vorbestimmt, dass das Objekt nach einer folgenden Wärmebehandlung das gewünschte geometrische Ergebnis, d.h. seine Sollform ausweist.
[0037] In diesem Fall können bei der Berechnung der Verformung aufgrund der innerhalb des Objekts 1 auftretenden Spannungen nicht nur, wie zuvor beschrieben, das Volumen bzw. Teilvolumina des Objekts 1 eingehen, sondern es können auch zusätzlich dazu weitere Prozesse, die nach Verfestigung der letzten Schicht des Objekts 1 erfolgen, in die Berechnung mit eingehen. Zu diesen Prozessen gehören beispielsweise das Abkühlen des Objekts 1, das Entfernen der Stützstruktur 2, der Strukturelemente 2a und/oder der Zusatzstrukturen 4, 5, sowie eine Wärmebehandlung.
[0038] In einer weiteren Weiterbildung der Erfindung werden nach der schichtweisen Herstellung des Objektes 1 die vertikalen, d.h. in Z-Richtung verlaufenden Stützstrukturen 2 und Strukturelemente 2a von der Grundplatte 3 getrennt. Nun wird an dem separat vorliegenden Objekt eine Wärmebehandlung durchgeführt. Die verbleibenden Zusatzstrukturen 4, 5 stellen hierbei eine zusätzliche Versteifung des Objektes 1 dar, die eine Verformung des Objekts 1 während der Wärmebehandlung verhindern. Damit verhindern oder minimieren die Zusatz- strukturen eine Verformung, insbesondere einen Verzug während der Wärmebehandlung. Die Zusatzstrukturen können dabei so vorbestimmt werden, dass eine eventuelle Verformung des hergestellten Objekts während einer Wärmebehandlung verhindert oder minimiert wird. Das Entfernen der Zusatzstrukturen 4, 5 erfolgt erst nach der Wärmebehandlung, wobei eine Zusatzstruktur, die die Funktionalität des Objekts nicht stört, auch am Objekt verbleiben kann.