Beschreibung
Endokapsel
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis eines bestimmten Bakteriums in einem Hohlorgan des menschlichen oder tierischen Gastrointestinaltraktes, eine Endokapsel zum Nachweis eines solchen Bakteriums sowie deren Verwendung.
Eine häufige Ursache für Beschwerden des oberen Gastrointestinaltraktes ist ein bakterieller Befall seiner Organe. Beispielsweise wird ein Befall mit Helicobacter pylori für eine ganze Reihe von Magenerkrankungen verantwortlich gemacht, die mit einer verstärkten Sekretion von Magensäure einhergehen. Darunter fallen beispielsweise die Typ B-
Gastritis, in etwa 75% der Magengeschwüre und beinahe alle Zwölf-Fingerdarm-Geschwüre . Die Untersuchung der Hohlorgane des Gastrointestinaltraktes auf Besiedelung mit Bakterien, insbesondere auf Besiedelung mit Helicobacter pylori ist da- her ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik von Magenerkrankungen .
Helicobacter pylori wird beispielsweise über einen Atemtest nachgewiesen, bei dem einem Patienten C-13 markierter Harn- Stoff verabreicht wird. Das bei der Spaltung von Harnstoff in Ammoniak und CO2 entstehende C-13 markierte CO2 wird in der ausgeatmeten Luft nachgewiesen. Andere Verfahren zum Nachweis von Helicobacter pylori stellen auf typische Blutwerte, wie beispielsweise Pepsinogen oder Gastrin ab. Solche Verfahren sind jedoch aufwendig und wenig zuverlässig.
Eine weitere Möglichkeit zur Untersuchung des Magens auf eine Besiedelung mit Helicobacter pylori ist die so genannte Gastroskopie ("Magenspiegelung") . Während einer solchen Untersu- chung nimmt der Gastroenterologe eine Biopsie aus der Magenschleimhaut, um diese zu einem späteren Zeitpunkt auf eine Infektion mit Helicobacter pylori zu untersuchen. Ein bekanntes Untersuchungsverfahren für die Gewebeprobe (Biopsat) ist
beispielsweise der Helicobacter-Urease-Test (HU-Test, kurz HUT) . Das Biopsat wird in ein Testmedium (Messlösung) gegeben, welches aus einer Nährlösung für dieses Bakterium, aus Harnstoff und aus einem Indikator (Lackmus) besteht. Ist das Helicobacter pylori-Bakterium in der Probe enthalten, so spaltet das Bakterium den Harnstoff (CO (NH2) 2) durch Urease in Ammoniak (NH3) und Kohlendioxid (CO2) • Das Ammoniak färbt dann den Indikator rot. Das Testergebnis ist nach wenigen Minuten zu erkennen. Der beginnende Farbumschlag von gelb nach rot ist unter ungünstigen Bedingungen nicht eindeutig feststellbar .
Eine Gastroskopie weist jedoch eine geringe Patientenakzeptanz auf und ist insbesondere zur Durchführung von so genann- ten Screening-Untersuchungen ungeeignet.
Eine Alternative zur endoskopisch durchgeführten Untersuchung des oberen Gastrointestinaltraktes (Magenspiegelung) besteht in der Verwendung einer Endoskopiekapsel, die auch als Endo- kapsei oder als Kapselendoskop bezeichnet wird und die beispielsweise aus der DE 101 42 253 Cl sowie aus der korrespondierenden US 2003/0060702 Al bekannt ist. Bei einer solchen Endokapsel handelt es sich um eine verschluckbare Kapsel, welche mit einer Übertragungsstation außerhalb des Patienten- körpers in drahtloser Verbindung steht. Die Endokapsel kann außerdem in einem magnetischen Gradientenfeld navigierbar sein. Eine solche Kapsel kann mit Sensoren ausgerüstet sein, die es erlauben, beispielsweise Temperatur, elektrische Leitfähigkeit, pH-Wert oder chemische Substanzen im Inneren eines Hohlorgans zu messen oder nachzuweisen. Eine solche Endokapsel kann ebenfalls zur gezielten Medikamentengabe geeignet sein .
In der WO 2004/039233 A2 ist ein Verfahren beschrieben, bei dem der pH-Wert durch eine in-vivo-Messung bestimmt wird.
Durch diese pH-Messung wird im Magen Ammonium (NH4 +) detek- tiert, wodurch ein Rückschluss auf das Vorhandensein von Helicobacter pylori möglich sein soll. Diese Untersuchung auf
Helicobacter pylori ist jedoch nicht zuverlässig, da im Magen nicht notwendigerweise ein saueres Medium (pH—Wert zwischen 1,5 und 2) vorliegen muss. Abweichungen von einem saueren Medium können aufgrund von Medikamenteneinnahme, Ernährung und/oder Gesundheitszustand auftreten. Abweichungen vom Idealzustand (pH—Wert zwischen 1,5 und 2) führen zu einer massiven Verfälschung des Messergebnisses, so dass der gemessene pH-Wert keinen Rückschluss auf die Ammoniak-Konzentration und damit auf ein Vorhandensein von Helicobacter pylori zulässt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Endokapsel, deren Verwendung sowie ein Verfahren mit einer solchen Endokapsel zum Nachweis eines bestimmten Bakteriums in einem Hohlorgan des menschlichen oder tierischen Gastrointesti- naltraktes anzugeben.
Hinsichtlich des Verfahrens wird die erfindungsgemäße Aufgabe gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen nach Anspruch 1.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Nachweis eines bestimmten Bakteriums in einem Hohlorgan des menschlichen oder tierischen Gastrointestinaltraktes wird das Bakterium anhand zumindest eines seiner Stoffwechselprodukte mit Hilfe einer in das Hohlorgan eingebrachten, einen Sensor für das Stoff- Wechselprodukt enthaltenden Endokapsel detektiert. Ein Bakterium kann anhand seiner Stoffwechselprodukte sehr sicher identifiziert werden. Mit Hilfe der Endokapsel werden die StoffWechselprodukte direkt am Ort ihrer Entstehung, also in- situ detektiert. Eine solche Endokapsel wird zwar üblicher- weise verschluckt, verhält sich im Körper jedoch vollständig inert. Aus diesem Grund weist das erfindungsgemäße Verfahren eine hohe Patientenakzeptanz auf. Das Verschlucken einer Endokapsel ist insbesondere im Vergleich zu den aus dem Stand der Technik bekannten Nachweisverfahren, wie beispielsweise endoskopischen Untersuchungen einschließlich Biopsie, sehr patientenschonend. Da außerdem die Stoffwechselprodukte direkt am Ort ihrer Entstehung, im Inneren des Hohlorganes des Gastrointestinaltraktes gemessen werden, erfolgt der Nachweis
des Bakteriums mit hoher Genauigkeit und Messsicherheit. Das erfindungsgemäße Verfahren verwendet als einziges Arbeitsmittel die Endokapsel, vorteilhaft sind also keine weiteren Hilfsmittel, beispielsweise weiteres Labor- oder Analysege- rät, zum Nachweis des bestimmten Bakteriums notwendig.
Nach einer ersten Ausführungsform wird dem Hohlorgan eine von dem bestimmten Bakterium resorbierbare Ausgangssubstanz zugeführt. Mit anderen Worten wird dem Hohlorgan eine Ausgangs- Substanz zugeführt, die so gewählt ist, dass sie von dem Bakterium, dessen Nachweis angestrebt wird, verstoffwechselt werden kann. Es wird nun zumindest ein StoffWechselprodukt des Bakteriums detektiert, welches aus der Ausgangssubstanz entstanden ist. Die gezielte Gabe einer Ausgangssubstanz er- höht die Produktion des Bakteriums hinsichtlich des Stoffwechselproduktes, dessen Nachweis angestrebt wird. Die Konzentration des Stoffwechselproduktes in dem Hohlorgan steigt, der Nachweis wird aufgrund des erhöhten Spiegels einfacher und genauer.
Aus der Kombination von Ausgangssubstanz, Endprodukt und Bakterium kann mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Vorhandensein eines bestimmten Bakteriums geschlossen werden. Wird beispielsweise der Nachweis eines bestimmten Bakteriums ange- strebt, so kann durch Anbieten einer geeigneten Ausgangssubstanz, von der bekannt ist, dass sie von dem Bakterium verstoffwechselt wird, dem Hohlorgan zugeführt werden. In diesem Fall sollte ein erhöhter Spiegel des zugehörigen Stoffwechselproduktes nachweisbar sein. Bei einem negativ ge- führten Nachweis kann eine Ausgangssubstanz dem Hohlorgan zugeführt werden, von der bekannt ist, dass sie von dem Bakterium nicht verstoffwechselt wird. Sollte sich dennoch ein Stoffwechselprodukt, welches dieser Ausgangssubstanz zuzuordnen ist, nachweisen lassen, so könnte dies auf einen Fehler im direkten Nachweis hindeuten. Die Ausgangssubstanz kann beispielsweise in Form einer Tablette oder Kapsel verabreicht werden, welche in dem Hohlorgan, beispielsweise dem Magen, zerfällt. In jedem Fall kann durch die gezielte Gabe einer
Ausgangssubstanz die Nachweissicherheit des Verfahrens erhöht werden .
Nach einer weiteren Ausführungsform wird die Konzentration des Stoffwechselproduktes zumindest einmal vor Einbringen der Ausgangssubstanz in das Hohlorgan und zumindest einmal nach Einbringen der Ausgangssubstanz in das Hohlorgan gemessen. Ein solches Vorgehen erlaubt eine Relativmessung, welche im einfachsten Fall durch die Differenz der Werte vor und nach Einbringen der Ausgangssubstanz bestimmt wird. Eine solche
Relativmessung erlaubt die Detektion eines speziellen Bakteriums anhand eine Stoffwechselproduktes, welches auch in Abwesenheit des Bakteriums in dem Hohlorgan vorkommt. Beispielsweise wird zunächst die Ausgangskonzentration eines be- stimmten Stoffwechselproduktes in dem Hohlorgan gemessen, nach Gabe der Ausgangssubstanz und Abwarten einer gegebenenfalls notwendigen Einwirkdauer, stellt ein gegenüber der Ausgangskonzentration deutlich erhöhter Wert des Stoffwechselproduktes ein sehr starkes Indiz auf das Vorhandensein des speziellen Bakteriums dar.
Gemäß einer Weiterbildung werden die Messungen der Konzentration des Stoffwechselproduktes auf denjenigen Zeitpunkt bezogen, zu dem die Ausgangssubstanz in das Hohlorgan eingebracht wird. Indem dieser Zeitpunkt bei der Messung der Konzentration des Stoffwechselproduktes berücksichtigt wird, ist es möglich, für das Bakterium, dessen Nachweis angestrebt wird, spezifische Zeitkonstanten zu berücksichtigen. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Bakterium erst nach einer ge- wissen Zeit eine hinreichende Menge des Stoffwechselproduktes produziert hat. Eine Messung, welche zu früh nach dem Einbringen der Ausgangssubstanz in das Hohlorgan durchgeführt würde, wäre also wenig aussagekräftig, da die Konzentration des Stoffwechselproduktes, bezogen auf den Basiswert, erst zu geringfügig angestiegen wäre. Die zeitliche Korrelation der Konzentrationsmessung mit dem Zeitpunkt der Gabe der Ausgangssubstanz erlaubt es, ein solches Zeitverhalten des Bak-
teriums zu berücksichtigen. Die Nachweissicherheit kann erhöht werden.
Nach einer weiteren Ausführungsform wird der zeitliche Ver- lauf der Konzentration zumindest eines Stoffwechselproduktes anhand einer Vielzahl von zeitlich aufeinanderfolgenden Messungen bestimmt. Eine zeitabhängige Konzentrationskurve des Stoffwechselproduktes erlaubt es, das zeitliche Verhalten der Produktivität des Bakteriums in Bezug auf das betrachtete StoffWechselprodukt zu studieren. Eine solche zeitabhängige Kurve erlaubt eine differenzierte Beurteilung der Reaktion des speziellen Bakteriums auf die verabreichte Ausgangssubstanz .
Nach einer Ausführungsform handelt es sich bei dem bestimmten Bakterium um Helicobacter pylori, welchem Harnstoff als Ausgangssubstanz, durch Einbringen in das Hohlorgan, verabreicht wird. Als Stoffwechselprodukt wird Kohlendioxid (CO2) detek- tiert. Helicobacter pylori wird für eine Vielzahl verschiede- ner Krankheitsbilder der Hohlorgane des Gastrointestinaltrak- tes verantwortlich gemacht. Sein Nachweis stellt daher einen wichtigen Zwischenschritt bei der Diagnose entsprechender Erkrankungen dar. Helicobacter pylori zerlegt Harnstoff (CO (NH2) 2) in Hydrogencarbonat (HCO3 ") und Ammoniak (NH3) . Das Hydrogencarbonat zerfällt in der wässrigen Umgebung des
Gastrointestinaltraktes zu Kohlendioxid und Wasser. Entsprechend reichert sich die in dem Hohlorgan vorhandene Flüssigkeit, beispielsweise der Magensaft, mit CO2 an. Der erhöhte Cθ2~Gehalt des Magensaftes kann anhand einer Differenzmessung vor und nach der Harnstoffgäbe bestimmt werden. Helicobacter pylori wird anhand einer erhöhten Cθ2-Konzentration des Magensaftes detektiert.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform wird Helicobacter pylo- ri, welchem Harnstoff (CO (NH2) 2) aus Ausgangssubstanz durch
Einbringen in das Hohlorgan angeboten wird, anhand von Ammoniak (NH3) als Stoffwechselprodukt detektiert. Helicobacter pylori erzeugt Ammoniak, um sich vor der sauren Umgebung des
Gastrointestinaltraktes, insbesondere der hohen Salzsäurekonzentration im Magen, zu schützen. Lokal vorhandener Ammoniak führt zu einer Neutralisation der Magenschleimhaut im Bereich der Besiedelung mit Helicobacter pylori. Da Ammoniak unter normalen Umständen in einem Hohlorgan des Gastrointestinaltraktes, wie beispielsweise dem Magen, nicht oder nur in sehr geringer Konzentration vorkommt, genügt sein Nachweis als sehr starkes Indiz für das Vorhandensein von Helicobacter pylori .
Eine Kombination der Ammoniakmessung, beispielsweise mit einer Messung des Cθ2~Gehaltes, dient der Erhöhung der Nachweissicherheit, ist aber nicht zwingend erforderlich. Ebenso verhält es sich mit einer Kombination der Messung des NH3- oder Cθ2~Gehaltes in Verbindung mit einem weiteren Messverfahren, wie beispielsweise einem Blut- oder Atemtest.
Nach einer Weiterbildung wird die Ausgangssubstanz von der Endokapsel in das Hohlorgan eingebracht. Vorteilhaft kann die Ausgangssubstanz so direkt dem gegebenenfalls in dem Hohlorgan vorhandenen Bakterium angeboten werden. Eine entsprechende Reaktion des Bakteriums kann anhand des mehr oder weniger unmittelbar ansteigenden Spiegels der Reaktionsprodukte gemessen werden.
Gemäß einer Weiterbildung wird die Ausgangssubstanz in einen auffälligen Teilbereich des Hohlorgans eingebracht. Dieser auffällige Teilbereich ist zuvor anhand einer optischen Untersuchung, beispielsweise mit Hilfe einer an Bord der Endo- kapsei befindlichen Kamera, identifiziert worden. Die Identifikation auffälliger Bereiche kann außer durch rein optische Untersuchung unter Verwendung von Farbstoffen wie Kogorot oder Methylenblau erfolgen. Nach der Art einer Chemoendosko- pie können diejenigen Bereiche des Hohlorgans, die von dem speziellen Bakterium, insbesondere Helicobacter pylori, besiedelt sind, angefärbt werden. Indem die Ausgangssubstanz gezielt in die vermeintlich befallenen Bereiche des Hohlor-
gans eingebracht wird, kann dort ein lokaler Nachweis des Befalls geführt werden.
Vorrichtungsbezogen wird die erfindungsgemäße Aufgabe gelöst durch eine Endokapsel mit den Merkmalen nach Anspruch 11.
Die erfindungsgemäße Endokapsel, welche in ein Hohlorgan des menschlichen oder tierischen Gastrointestinaltraktes einführbar ist, weist einen Sensor auf, der so ausgestaltet ist, dass er auf ein Stoffwechselprodukt eines bestimmten Bakteriums anspricht.
Wesentliche Vorteile der erfindungsgemäßen Endokapsel sind bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren genannt.
Nach einer ersten Ausführungsform umfasst der Sensor der Endokapsel ein mit ihrer Umgebung in Verbindung stehendes Sensorfeld mit einer Sensorschicht, welche bei Kontakt mit dem Bakterium oder einem seiner Stoffwechselprodukte eine messbare Eigenschaftsänderung erfährt. Vorteilhaft kann je nach Einsatzgebiet der Endokapsel diese mit der passenden Sensorschicht versehen werden, welche jeweils sensibel auf diejenigen Bakterien oder Stoffwechselprodukte reagiert, deren Nach- weis angestrebt wird.
Nach einer weiteren Ausführungsform umfasst der Sensor ein Widerstandsmessgerät zur Messung des ohmschen Widerstandes der Sensorschicht oder eine Densiometeranordnung zur Messung der optischen Dichte der Sensorschicht. Die Messung des ohmschen Widerstandes bzw. der optischen Dichte sind technisch gut beherrschbar und daher einfach und präzise durchführbar. Außerdem wird anhand dieser beiden physikalischen Parameter ein weites Spektrum von Eigenschaftsänderungen der Sensor- schicht erfasst.
Gemäß einer Weiterbildung umfasst die Sensorschicht Silberchlorid. Silberchlorid löst sich in Ammoniak, ist aber gegen-
über Magensäure resistent. Ammoniak ist ein starker Hinweis auf das Vorhandensein von Helicobacter pylori. Aus diesem Grund ist eine Silberchloridschicht als Sensorschicht gut zum Nachweis von Helicobacter pylori geeignet.
Nach einer weiteren Ausführungsform umfasst der Sensor eine Messkammer, die gegenüber der Umgebung der Endokapsel durch eine für das Stoffwechselprodukt bevorzugt durchlässige Membran abgeschlossen ist. Eine Membran mit solchen Eigenschaften wird üblicherweise als semipermeabel bezeichnet. Eine solche Konstruktion der Endokapsel bewirkt, dass sich das Stoffwechselprodukt in der Messkammer anreichert, seine Konzentration hier also wesentlich höher als in der Umgebung der Endokapsel ist. Mit Hilfe eines auf diese Weise erreichten Verstärkungs- effektes können auch geringe Konzentrationen des Stoffwechselproduktes leicht und sicher nachgewiesen werden.
Eine besonders einfache Möglichkeit zum Nachweis ist, gemäß einer Weiterbildung, dadurch gegeben, dass der Sensor der En- dokapsel ein Spannungsmessgerät umfasst, mit dessen Hilfe die Potentialdifferenz zwischen dem Außenraum der Endokapsel und dem Innenraum der Messkammer gemessen werden kann.
Nach einer weiteren Ausführungsform umfasst der Sensor ein pH-Messgerät zur Messung des pH-Wertes in der Messkammer. Potentialdifferenzmessungen sowie pH-Wert Messungen sind technisch gut beherrschbar und erlauben einen einfachen und sicheren Nachweis des StoffWechselproduktes .
Nach einer Ausführungsform umfasst der Sensor der Endokapsel eine bevorzugt für Ammoniak durchlässige Membran. Das Vorhandensein von Ammoniak ist ein starker Hinweis auf eine Besie- delung mit Helicobacter pylori. Eine solche Endokapsel ist daher insbesondere für den Nachweis dieses Bakteriums geeig- net.
Nach einer weiteren Ausführungsform umfasst der Sensor der Endokapsel einen Kohlendioxidsensor. Eine erhöhte Kohlendi-
Oxidkonzentration in einem Hohlorgan des Gastrointesti- naltraktes ist ebenfalls ein starker Hinweis auf das Vorhandensein von Helicobacter pylori.
Gemäß einer Weiterbildung weist die Endokapsel ein zur Aufnahme einer Ausgangssubstanz geeignetes Reservoir auf. Mit Hilfe eines solchen Reservoirs kann die Ausgangssubstanz direkt in das Hohlorgan eingebracht werden. Der Verabreichungszeitpunkt ist somit sehr genau bekannt, die Ausgangssubstanz kann schnell ihre Wirkung entfalten. Insbesondere in Verbindung mit einer zeitabhängigen Messung der Stoffwechselprodukte des Bakteriums kann die Reaktion des Bakteriums auf die Gabe der Ausgangssubstanz beobachtet werden.
Nach einer Ausführungsform ist das Reservoir gegenüber dem Außenraum der Endokapsel durch eine in Magensaft lösliche Schicht abgeschlossen. Das Reservoir kann auf die angegebene Weise besonders einfach verschlossen werden.
Nach einer Weiterbildung weist die Endokapsel eine steuerbare Abgabeeinrichtung auf, mit der die Ausgangssubstanz aus dem Reservoir freigesetzt bzw. an die Umgebung der Endokapsel abgegeben werden kann. Bei einer solchen Abgabeeinrichtung kann es sich beispielsweise um ein Ventil handeln. Ebenfalls denk- bar ist eine Vorrichtung, mit der eine Barriere, beispielsweise eine Folie, mit der das Reservoir gegenüber dem Außenraum abgeschlossen ist, entfernt oder zerstört wird.
Hinsichtlich der Verwendung wird die erfindungsgemäße Aufgabe durch Anspruch 24 gelöst.
Demgemäß wird eine Endokapsel nach einem der Ansprüche 11 bis 23 zur Detektion eines Stoffwechselproduktes eines bestimmten Bakteriums in einem Hohlorgan des menschlichen oder tieri- sehen Gastrointestinaltraktes verwendet. Wesentliche Vorteile einer derartigen Verwendung sind bereits im Zusammenhang mit den Verfahrens- und Vorrichtungsansprüchen genannt.
Die Erfindung sowie weitere vorteilhafte Ausgestaltungen werden im Folgenden anhand von schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen in der Zeichnung näher erläutert, ohne jedoch auf die erläuterten Ausführungsbeispiele beschränkt zu sein. Es zeigen:
FIG 1 eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Endokapsel in einem Längsschnitt,
FIG 2 eine zweite Ausführungsform der erfindungsgemäßen Endokapsel in einem Längsschnitt,
FIG 3 eine dritte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Endokapsel in einem Längsschnitt und
FIG 4 einen medizinischen Arbeitsplatz.
Eine in FIG 1 gezeigte Endokapsel 2 weist ein im Wesentlichen zur Hauptachse H elipsoidförmiges Gehäuse auf. Kolinear zur Hauptachse H befindet sich im Inneren der Endokapsel 2 ein Stabmagnet 3, welcher die durch magnetische Kräfte bewirkte Navigation der Endokapsel 2 in einem magnetischen Gradientenfeld ermöglicht. Im vorderen Bereich der Endokapsel 2 ist eine Linse 4 in das Gehäuse eingelassen. Auf der Innenseite der Linse 4 ist ein CCD-Sensor 5 zur Aufnahme von Bilddaten angeordnet. Die gewonnenen Bilddaten werden mit Hilfe einer Übertragungseinheit 6, welche sowohl die Funktion eines Senders als auch die Funktion eines Empfängers aufweist, an eine von der Endokapsel 2 entfernte Übertragungsstation gesendet. Zur drahtlosen Datenübertragung ist die Übertragungseinheit 6 mit einer Antenne 7 verbunden. Auf die Übertragungsstation wird zu einem späteren Zeitpunkt (FIG 4) näher eingegangen.
Die in FIG 1 gezeigte Endokapsel 2 dient dem Nachweis von He- licobacter pylori im menschlichen Magen. Dieses Bakterium erzeugt Ammoniak als ein typisches StoffWechselprodukt . Die Be- siedelung des Magens mit Helicobacter pylori kann daher nachgewiesen werden, indem der Ammoniakgehalt des Magensaftes
oder der Ammoniakgehalt im Schleim der Mageninnenwand (Magenschleimhaut) gemessen wird.
Die Endokapsel 2 weist einen Sensor 10 auf, der eine im In- nenraum der Endokapsel 2 angeordnete Messkammer 11 umfasst. Diese ist mit einer bevorzugt für Ammoniak durchlässigen Membran 12 gegenüber dem Außenraum der Endokapsel 2 abgeschlossen. Folglich kann sich im Innenraum der Messkammer 11 Ammoniak anreichern, wenn die Außenseite der Membran 12 mit einer ammoniakhaltigen Flüssigkeit in Berührung steht. Der
Nachweis des Ammoniaks in der Messkammer 11 erfolgt wahlweise durch Messung der Potentialdifferenz zwischen dem Außenraum der Endokapsel 2 und dem Innenraum der Messkammer 11 oder durch Messung des pH-Wertes im Innenraum der Messkammer 11. Die Endokapsel 2 weist zur Durchführung solcher Messungen ein geeignetes Messgerät 13 auf. Bei diesem handelt es sich, je nach Bedarf, um ein Spannungsmessgerät (Potentiometer) oder um ein pH-Messgerät. Das Messgerät 13 ist mit Elektroden 14 verbunden, die im Innenraum der Messkammer 11 bzw. auf der Außenseite der Endokapsel 2 angeordnet sind und entsprechende Messungen erlauben.
Die mit Hilfe des Messgerätes 13 gewonnenen Messdaten werden über eine Datenleitung 8 an die Übertragungseinheit 6 gesen- det. Mit Hilfe der Übertragungseinheit 6 werden die Messdaten an eine entfernt von der Endokapsel 2 befindliche Übertragungsstation übertragen.
Die Endokapsel 2 weist außerdem ein in ihrem Innenraum be- findliches Reservoir 15 auf, welches zur Aufnahme von Harnstoff als Ausgangssubstanz für Helicobacter pylori dient. Mit Hilfe einer Abgabeeinheit 16 kann das Reservoir 15 geöffnet werden, so dass der in ihm vorhandene Harnstoff an die Umgebung der Endokapsel 2 abgegeben wird. Als Abgabeeinrichtung dient eine Steuereinheit, die über die Datenleitung 8 mit der Übertragungseinheit 6 verbunden ist. Die Steuereinheit ist von der Übertragungsstation aus fernsteuerbar, so dass die Harnstoffabgäbe der Endokapsel 2 gezielt beeinflusst werden
kann. Das Reservoir 15 ist mit einem Bimetall 17 verschlossen, welches zum Öffnen des Reservoirs 15 mit Hilfe der Abgabeeinheit 16 mit Strom beaufschlagt wird.
Die in FIG 1 dargestellt Endokapsel 2 kann optional einen nicht näher dargestellten Cθ2-Sensor umfassen (beispielsweise eine Severinghaus-Elektrode) . Mit diesem ist es möglich, die Cθ2-Konzentration des Magensaftes zu messen.
FIG 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel für eine Endokapsel 2. Diese weist in ihrem unteren Bereich als Teil des Sensors 10 eine in einem Sensorfeld angeordnete Sensorschicht 18 aus Silberchlorid auf. Bei Kontakt mit Harnstoff beginnt sich die ansonsten in dem sauren Magensaft unlösliche Silber- chloridschicht 18 aufzulösen. Der sich in Folge des Auflösungsprozesses verringerte Querschnitt der Sensorschicht 18 führt zu einer Änderung ihres ohmschen Widerstandes, der mit dem Messgerät 13 gemessen wird. Die Messwerte werden über die Datenleitung 8 an die Übertragungseinheit 6 und von dort an die entfernt von der Endokapsel 2 befindliche Übertragungsstation übertragen.
Das im Inneren der Endokapsel 2 angeordnete Reservoir 15 ist mit einer Schicht 19 verschlossen. Diese Schicht 19 löst sich im sauren Magensaft langsam auf, so dass schließlich die im
Innenraum 15 vorhandene Ausgangssubstanz von der Endokapsel 2 abgegeben wird.
FIG 3 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel für eine Endo- kapsei 2. Diese weist eine Densiometeranordnung als Sensor 10 auf, mit deren Hilfe die optischen Eigenschaften der Sensorschicht 18 vermessen werden. Die ebenfalls aus Silberchlorid bestehende Sensorschicht 18 befindet sich in einem vom Außenraum der Endokapsel 2 her zugänglichen Messraum. Ihre opti- sehe Durchlässigkeit/Dichte wird gemessen, in dem sie von einer Lampe 20 beleuchtet wird und die optische Transmission mit Hilfe einer Fotozelle 21 gemessen wird. Diese Messung erfolgt mit dem Messgerät 13, welches die Messdaten über die
Datenleitung 8 an die Übertragungseinheit 6 zur Übermittlung an die entfernte Übertragungsstation sendet. Das ebenfalls im Innenraum der Endokapsel 2 angeordnete Reservoir 15 ist mit einer Klappe 22 gegenüber dem Außenraum der Endokapsel 2 ab- geschlossen. Die Klappe 22 kann mit Hilfe der Abgabeeinheit 16 ferngesteuert geöffnet werden.
FIG 4 zeigt einen medizinischen Arbeitsplatz. Ein Patient 25 befindet sich in einem Magnetspulensystem 26, das für die magnetische Kapselendoskopie geeignet ist. Im Magen des Patienten 25 befindet sich die Endokapsel 2, die mit Hilfe des Magnetspulensystems 26 magnetisch navigierbar ist. Die von der Übertragungseinheit 6 der Endokapsel 2 gesendeten Daten werden mit Hilfe von Antennen 27 empfangen und an die Über- tragungsstation 28 weitergeleitet. Die von der Endokapsel 2 erhaltenen Informationen, beispielsweise Bildinformationen, Konzentrationswerte von Ammoniak (NH3) oder Kohlendioxid (CO2) etc., werden am Monitor 29 visualisiert .