VERFAHREN ZUR KOMPENSATION DER EXZENTRIZITÄT DER STÜTZ- UND/ODER ARBEITSWALZEN IN EINEM DUO- ODER QUARTO-
WALZGERÜST
BESCHREIBUNG
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation der Exzentrizität der Stütz- und/oder Arbeitswalzen in einem Duo- oder Quarto-Walzgerüst, wobei die Grundharmonische und Oberwellen der Drehzahl bzw. des Drehwinkels der Arbeitswalzen ermittelt die Walzkraft gemessen und daraus ein Kompensationssignal ermittelt wird.
Zufolge verschiedener Ursachen, z.B. Schliffehler der Walzen oder Unrund- heiten in den Walzenlagern, ergeben sich bei Arbeits- bzw. Stützwalzen Exzentrizitäten, die in weiterer Folge periodische Störungen im gewalzten Band hervorrufen. Die Exzentrizitäten können solche Ausmaße annehmen, daß die geforderten Dickentoleranzen nicht mehr eingehalten werden können. Aus diesem Grund ist es notwendig, zusätzliche Maßnahmen zur Kompensation der Exzentrizitäten zu ergreifen.
Aus der Literatur sind bereits einige Methoden zur Exzentrizitätskompensation bekannt, welche sich in drei Gruppen unterteilen lassen. In der ersten Gruppe wird versucht, die totale axiale Verschiebung der Walze aus den vorhandenen Meßgrößen zu ermitteln, wie dies in dem Artikel „An improved Thickness Controller for a Rolling Mill" Proc. 9th IFAC Congress, Budapest 1984 beschrieben ist. Hier besteht im allgemeinen das Problem darin, daß die dafür benötigten Systemparameter wie Gerüst- dehnungs- bzw. Verformungskoeffizient nicht ausreichend genau zur Verfügung stehen. In der zweiten Gruppe sind Verfahren bekannt, die eine Exzentrizitätskompensation umdrehungssynchron zur Walzenumdrehung durchführen. Dabei ist aber auf jeden Fall der Einsatz von Winkelsensoren mit ent-
sprechender Auflösung bei den Walzen erforderlich. Ein derartiges Verfahren ist in der US-PS 3 543 549 und der US-PS 4 299 104 beschrieben. Die Verfahren der dritten Gruppe, der jenes aus der EP 0 170 016 B1 bekannte angehört, versuchen nun direkt den Einfluß der Exzentrizitäten in den Meßsignalen zu beseitigen. Dabei kommt erschwerend hinzu, daß das gemessene Walzkraftsignal zufolge von Hysterese- und Reibeffekten sowie großer Quantisierungsfehler nur mit einer geringen Genauigkeit zur Verfügung steht. Bei der Messung des Auslaufbanddickensignals tritt das Problem auf, daß das Dickenmeßgerät in einem entsprechenden Abstand vom Walzspalt positioniert ist, wodurch in weiterer Folge sich eine Totzeit ergibt. Diese Totzeit ist darüberhinaus nicht konstant, sondern hängt von der Bandlaufgeschwindigkeit ab.
In der JP 59 050 408 B ist beschrieben, daß die Exzentrizität in der Walz- kraft aus dem gemessenen Walzkraftsignal mit Bandpaß-Filtern, die auf die einzelnen Harmonischen abgestimmt sind, ermittelt wird. Die Kompensation erfolgt dann über den sogenannten mill-factor. Dabei wird die Anstellposition durch geeignete Wahl des mill-factors so geändert, daß sich der Einfluß der Exzentrizität verringert. Nachteilig dabei ist, daß für jede Harmonische ein eigenes Filter notwendig ist.
Bei der in der EP 252 731 A2 beschriebenen Methode wird die Exzentrizität in der Walzkraft ebenfalls mit Bandpaß-Filtern aus dem gemessenen Walzkraftsignal ermittelt. Für jedes der Bandpaß-Filter wird eine Phasenregel- schleife zur Phasensynchronisierung verwendet. Die Mittenfrequenzen der Bandpaß-Filter werden durch die gemessene Drehzahl bestimmt und adaptiert. Die Korrektur der Exzentrizität basierend auf der Messung der Walzkraft beruht auf Bandpaß-Filterung sowie einer prozeß- bzw. modellgestützten Ermittlung von Material- bzw. Gerüstkenngrößen.
Bei dem in der DE 37 37 328 A1 erläuterten Verfahren wird die Exzentrizität in der Walzkraft mit Hilfe einer Regressionsanalyse aus dem gemessenen Walzkraftsignal ermittelt. Dabei wird über den Umfang der Walzen eine Diskretisierung durchgeführt und für jeden dieser Stützstellen der zugehörige Exzentrizitätswert ermittelt. Die Vektordarstellung bezieht sich auf die Umfangsdiskretisierung und die Regressionsanalyse.
Aus der DE 26 28 100 B2 ist eine Vorrichtung zur Dickenregelung in einem Walzgerüst bekannt, bei der Banddickenfehler gerüsteinlaufseitig gemessen und gemäß dem Abstand des einlaufseitigen Dickenmessers vom Gerüst zeitlich verzögert erfaßt und bei Eintritt des gemessenen Dickenfehlers in das Walzgerüst der Walzspalt zur Korrektur des Dickenfehlers verstellt wird. Zur Berechnung der Größe der Verstellung wird ein Faktor verwendet, mit dem eine vom Eingangsdickenwert abhängige Größe multipliziert wird. Weiters ist hier eine automatische Korrektur dieses Faktors nach einer Methode, welche die Messung der Auslaufbanddicke beinhaltet, beschrieben. Die erwähnte Walzenexzentrizität bezieht sich ausschließlich auf eine Exzentrizität, die bereits im einlaufenden Band existiert und somit nicht vom eigenen Gerüst verursacht wird, sondern von einer vorange- gangenen Walzung stammt.
Aus der DE 38 44 202 A1 ist bekannt, die Exzentrizität in der Walzkraft durch eine Frequenzanalyse des gemessenen Walzkraftsignals zu ermitteln. Der Ausdruck „digitale Frequenzanalyse" impliziert in diesem Fall die Ver- wendung eines Prozeßrechners bzw. einer digitalen Auswerteschaltung. Es sind hier vier Kompensatoren vorgesehen, die jeweils vom Drehwinkel der oberen und unteren Stützwalze angesteuert werden. Nur bei geringem Unterschied der Stützwalzendurchmesser kann zumindest auf die Messung des Drehwinkels der unteren Stützwalze sowie auf die Verwendung des zugehörigen Kompensators verzichtet werden.
In der DE 42 31 615 A1 ist ein Verfahren zur Unterdrückung des Einflusses der Exzentrizität mit Hilfe einer toten Zone beschrieben. Soferne die gemessene Abweichung innerhalb der toten Zone liegt, produziert ein Regler kein Stellsignal. Es handelt sich hier um ein Verfahren, welches lediglich verhindert, daß die Walzenexzentrizität im Meßsignal über den Regler eingeschleift wird. Damit vermeidet man, daß es zu einer ungewollten Verstärkung der bestehenden Walzenexzentrizität kommt. Die Bestimmung der Breite der toten Zone erfolgt mit einem Fuzzy-Konzept oder einem neuronalen Netz.
Bei dem in der DE 44 11 313 A1 beschriebenen Verfahren wird ein Korrektursignal bestimmt, mit welchem das Walzkraftsignal korrigiert wird. Dieses Korrektursignal entspricht der Exzenterinformation im Walzkraftsignal, welches mit einem korrigierten Walzkraftsignal einem Regler zuge- führt wird. Zur Bildung des Korrektursignals wird von einer Funktionseinheit mit nichtlinearer Struktur (neuronales Netz oder Polynomansätze mit Volterra-Reihen) unter Minimierung der Varianz des korrigierten Walzkraftsignals ausgegangen. Hierzu wird das Walzkraftsignal gemessen und die Varianz des Walzkraftsignals durch ein zusätzliches adaptives Hochpaß- Filter in der Funktionseinheit berechnet.
In der DE 42 43 045 A1 ist eine Regelung nach dem Massenflußprinzip beschrieben. Die Geschwindigkeit des Abhaspeis und des ersten und gegebenenfalls weiterer Walzgerüste werden so geregelt, daß der Massen- fluß pro Zeiteinheit konstant ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Kompensation von Walzenexzentrizitäten zu schaffen, bei dem die der Messung zugänglichen Größen, wie Drehzahl der Walzen, Walzkraft, Anstellposition und Auslaufbanddicke, z.B. abhängig von der Meßgenauigkeit der einzelnen Größen, herangezogen werden.
Gemäß der Erfindung wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß aus der gemessenen Drehzahl bzw. dem Drehwinkel der Arbeitswalzen die Umdrehungsgeschwindigkeit aller Walzen des Walzgerüstes, zusammen- gefaßt in einem Vektor, ermittelt wird, und daß außer der Walzkraft auch die Anstellposition und/oder die Auslaufbanddicke gemessen wird bzw. werden, wobei aus dieser bzw. diesen und der Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen die Grundharmonische und die Oberwellen der Exzentrizitäten bzw. der zeitliche Verlauf der Exzentrizitäten von Walzkraft, Anstellposition und/oder Auslaufbanddicke entweder durch eine diskrete Fourier-Transfor- mation oder durch eine adaptive Filterung ermittelt wird bzw werden, und daß die Phase der Auslaufbanddickenexzentrizitat zum Walzspalt synchron nachgeführt wird, und daß das Stellsignal zur Kompensation der Exzentrizität, neben der Walzkraftexzentrizität, auch aus der nachgeführten Aus- laufbanddicken- und/oder der Anstellpositionsexzentrizität berechnet wird. Durch die Kombination der Größen Walzkraft, Anstellposition und Auslaufbanddicke und mit der Drehzahl der Walzen ist die Kompensation robuster gegenüber Meßfehlern in den einzelnen Signalen. Die Größen Walzkraft, Anstellposition und Auslaufbanddicke können nämlich nur mit unter- schiedlicher Genauigkeit gemessen werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird auch ein hoher Kompensationsgrad erreicht. Außerdem ist ein dieses Verfahren benutzender Fachmann in der Lage, die Exzentrizitätskompensation an die Anforderungen und Gegebenheiten eines Walzgerüstes optimal anzupassen.
Nach einem erfindungsgemäßen Merkmal wird die Auslaufbanddicke mit einer Totzeit vom Walzspalt verzögert erfaßt und zur Phasensynchronisation verwendet. Die Totzeit ergibt sich, weil die bereits vorhandenen Auslauf- banddickensensoren für das Verfahren verwendet werden, wodurch selbst- verständlich keine neuen Sensoren benötigt werden.
Weitere Ausgestaltungen sind, daß die Auslaufbanddickenexzentrizitat mit einer Phasenregelschleife nachgeführt wird, oder daß online die geschwindigkeitsabhängige Totzeit ermittelt wird und die Harmonischen der Auslaufbanddickenexzentrizitat derart um eine zusätzliche Zeit verschoben werden, daß die Summe aus der Totzeit und der zusätzlichen Zeit ein ganzzahliges Vielfaches der Periodendauer der Auslaufbanddickenexzentrizitat ist. Durch diese beiden Möglichkeiten wird das Problem der Phasennachführung der Auslaufbanddickenexzentrizitat gelöst.
Weiters ist von Vorteil, daß das Stellsignal mit zeitveränderlichen Gewichtungsfunktionen aus der nachgeführten Auslaufbanddicken-, der Walzkraft- und/oder der Anstellpositionsexzentrizität berechnet wird. Die Größen Auslaufbanddicken-, Walzkraft- und Anstellpositionsexzentrizität werden dadurch zum günstigsten Zeitpunkt für die Kompensation genützt. Soferne z.B. eine äußerst schlechte Walzkraftmessung vorliegt, kann durch die Gewichtungsfunktionen der Einfluß der Walzkraft auf die Exzentrizitätskompensation gezielt abgeschaltet werden.
Nach einer Ausgestaltung werden Algorithmen mit einstellbarem Konvergenzverhalten bei instationärem Betrieb, hervorgerufen durch rasche Drehzahländerungen, eingesetzt. Bei instationären Vorgängen ist für die Kompensation eine unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeit der Größen Auslaufbanddicken-, Walzkraft- und Anstellpositionsexzentrizität erforderlich.
Weitere Vorteile des Verfahrens liegen darin, daß das Stellsignal nach der
3
Formel uk = J t1 I τ kwl k online optimiert wird, wobei die Reglerparameter Wj
entweder zur Minimierung der Quadratnorm der Exzentrizität mittels eines
Gradientenverfahrens ermittelt werden, oder mit einem, an sich bekannten, Fuzzy-Reglerkonzept, einem neuronalen Netz oder durch eine Störgrößen-
aufschaltung so eingestellt werden, daß die Exzentrizität einen Minimalwert annimmt, der Index i die Exzenterkomponenten im zum Walzspalt synchronisierten Auslaufbanddicken-, im Walzkraftsignal und in der Anstellposition bezeichnet, rk τ den transponierten Vektor der Referenzsignale darstellt, ai die konfigurierbaren Gewichtsfaktoren sind und der Index k der Abtastschritt ist . Dies sind Möglichkeiten um auf die Größen Auslaufbanddicken-, Walzkraft- und Anstellpositionsexzentrizität zu reagieren.
Nach einer weiteren Ausgestaltung wird bei einem Quarto-Walzgerüst die Drehzahl der Stützwalzen mit Impulsgebern erfaßt. Dies ist notwendig um das Konvergenzverhalten so kurz wie möglich zu halten. Bei Walzstraßen für Grobbleche, bei denen sehr kurze Walzgutlängen in Relation zum Stütz- walzenumfang vorkommen, ist diese Ausgestaltung unbedingt erforderlich.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nun anhand der Zeichnungen noch näher erläutert.
Die Fig. 1 zeigt das Blockschaltbild zur Exzentrizitätskompensation, in Fig. 2 ist der Block C aus Fig. 1 detailiert dargestellt und den Fig. 3a bis 3d ist die Auslaufbanddickenexzentrizitat über der Zeit bei den erfindungsgemäßen Kompensationsarten zu entnehmen.
Bei Fig. 1 stellt A ein Quartogerüst dar, wobei A die Arbeitswaizen und Si, S2 die Stützwalzen sind. Die erfaßte Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen, zusammengefaßt im Vektor n, wird den Blöcken B1 , B2, C und D zugeführt. Der Block B1 erhält die Walzkraft fw und die Anstellposition sw der Walzen, wobei hier mit diesen beiden Werten eine Identifikation der Exzentrizität erfolgt. Im Block B2 wird die Exzentrizität der Auslaufbanddicke ha identifiziert. Im Block C wird mit der Walzkraftexzentrizität fw ex und/oder der Exzentrizität der Anstellposition sw ex und der Auslaufbanddickenexzentrizitat ha e die Phase für den Walzspalt nachgeführt. Das Ausgangssignal ha ex ws
des Blockes C wird dem Block D zugeführt, in dem die Stellgröße u und/oder das Vorsteuersignal berechnet wird. Der Block D erhält auch die Walzkraftexzentrizität fw e und/oder die Exzentrizität der Anstellposition sw ex .
In C 1 in Fig. 2 wird die Phasendifferenz mit den Eingangsgrößen f, ex w und/oder sw ex ermittelt, welche dem Regler C 2 zur Ausregelung des Phasenfehlers übergeben wird. Der Block C3 ist ein Phasenschieber dem die Auslaufbanddickenexzentrizitat ha ex zugeführt wird und der das Ausgangssignal des Reglers C 2 erhält. Der Phasenschieber C 3 ermittelt die nachgeführte Auslaufbanddickenexzentrizitat ha ex/W3, die dem Block C 1 zugeführt wird.
In Fig. 3a ist die Auslaufbanddickenexzentrizitat ha e ohne Kompensation dargestellt. Die Fig. 3b zeigt die Auslaufbanddickenexzentrizitat ha ex bei einer Kompensation mit der Walzkraft fw. Bei dem in Fig. 3c dargestellten Signal wurde mit der Auslaufbanddicke ha und bei jenen in Fig. 3d mit der Walzkraft fw und der Auslaufbanddicke ha kompensiert.